piwik no script img

Künstlerkollektiv Taring PadiGruppe fühlt sich missverstanden

Taring Padi berufen sich angesichts der Vorwürfe auf die Tradition indonesischer Protestkunst. Von der Kritik scheint das Kollektiv überrascht.

Erst verhüllt, dann ganz abgebaut: Das Banner „People's Justice“ am Montagabend Foto: Swen Pförtner/dpa

Berlin taz | Mit Schweineköpfen gezeichnete Menschen? 1991 brachte eine indonesische Umweltgruppe einen posterartigen Jahres­kalender heraus, der in einem Wimmelbild die Suharto-Diktatur mit drastischen Bildern kritisierte: Dessen Schergen waren als Soldaten mit Schweineköpfen dargestellt, auch die Wirtschaftselite bekam Tierköpfe („Kapitalistenschweine“). Die blutrünstige Soldateska erhielt übergroße Zähne.

Der Kalender war eine Provokation. Er brachte der Gruppe und dem Künstler Yayak Yatmaka Anerkennung in oppositionellen Kreisen des Landes und im Exil ein. Dort musste der indonesische Künstler dann auch fortan die Restzeit der Suharto-Diktatur verbringen. Seine Werke zierten fortan noch Pu­blikationen der Solidaritäts­bewegung. Sein Stil ist mit den indonesischen Künstler*innen, die jetzt in Kassel für den Eklat sorgen, vergleichbar. Sie sind seit Jahren befreundet.

Es sind drastische Karikaturen, deren begrenzte Stilform man in der dauernden Wiederholung langweilig finden mag, zumal sie bewusst nicht ästhetisch ansprechend sind. Sie sind Ausdruck einer politischen Protestkultur, oder wie es jetzt Taring Padi formuliert, „Teil einer Kampagne gegen Militarismus und die Gewalt, die wir während der 32-jährigen Militärdiktatur Suhartos in Indonesien erlebt haben und deren Erbe, das sich bis heute auswirkt“.

Suharto kam 1965/66 mit einem Blutbad an die Macht, bei dem rund eine Million Menschen getötet wurden. West­liche Regierungen einschließlich der Deutschen haben dies geduldet und Suharto (Helmut Kohl: „mein Freund“) jahrelang unterstützt. „Die Darstellung von Militär­figuren auf dem Banner ist Ausdruck dieser Erfahrungen“, erklärt Taring Padi. „Alle auf dem Banner abgebildeten Figuren nehmen Bezug auf eine im politischen Kontext Indonesiens verbreitete Symbolik, zum Beispiel für die korrupte Verwaltung, die militärischen Generäle und ihre Soldaten, die als Schwein, Hund und Ratte symbolisiert werden, um ein ausbeuterisches kapitalistisches System und militärische Gewalt zu kritisieren.“

Kollektiv zeigte sich überrascht von der Kritik

Nur wenige Menschen in Indonesien setzen sich mit Judentum und Antisemitismus auseinander. Die palästinensische Bewegung hingegen ist in dem Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt durchaus ein Thema. Zudem haben seit Suhartos Sturz islamistische Strömungen an Einfluss gewonnen. Doch sind nach taz-Information rund die Hälfte der Mitglieder von Taring Padi christlich oder buddhistisch, was natürlich Antisemitismus nicht per se ausschließt

Aber der in Teilen antisemitischen Bildsprache der Künstler jetzt tiefere Intention zu unterstellen, verkennt die innenpolitische Hintergründe dieser Protestkunst. Die antisemitische Symbolik fußt eher auf Naivität und Unwissen, vor allem auch über den Kontext der Wahrnehmung dieser Symbole in der zu Recht von besonderer Empfindlichkeit geprägten deutschen Öffentlichkeit.

Von der Kritik an der antisemitischen Bildsprache scheint das Kollektiv überrascht worden zu sein. „Wir sind traurig darüber, dass Details dieses Banners anders verstanden werden als ihr ursprünglicher Zweck“, heißt es in ihrer Erklärung. So hing das kritisierte Banner vor zwanzig Jahren schon in Australien öffentlich aus, ohne dass es dort jemand störte.

In ihrem Statement äußert die Künstlergruppe nun die Hoffnung, dass die umstrittene Installation in Kassel „der Ausgangspunkt für einen neuen ­Dialog“ sein könne.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

63 Kommentare

 / 
  • Von gefühlt mehreren tausend Figuren auf den weiteren ausgestellten Bildern des Künstler*innenkollektivs tragen dort keine und auf dem riesigen abgebauten Plakat zwei (!) Züge (ich verlasse mich jetzt auf die mediale Rezeption, wären es mehr, wäre darüber ja vermutlich auch ein Aufschrei erfolgt), die antisemitisch wirken. Mensch müsste den Kontext genauer ansehen, ob das wirklich antisemitisch gemeint sein soll.

    Bei aller zu Recht höchsten Sensibilität des Themas Judenhass gegenüber: so wie die Diskussion dazu in diesen Tagen gerade läuft, ist das eine hässliche Art, wie Reflektion und Diskussion durch diejenigen unterbunden wird, die am lautesten schreien.

    Eine Sache erscheint mir ggf. skandalverdächtig: dass keine jüdischen Künstler*innen aus Israel eingeladen wurden. Aber andererseits: wer war wann in der Geschichte der documenta ebenfalls nicht eingeladen? Und: sind jüdisch stämmige Künstler*innen dennoch dabei (die aber vielleicht nicht in Israel leben)?

    Mein Verdacht: hier zeigt sich mal wieder eine eurozentristische Sichtweise der nördlichen Hemisphäre, die es schlicht nicht fertig bringt (und evtl. auch nicht will?), sich vorzustellen, dass aus einem anderen Blickwinkel und auch noch kontextbedingt bestimmte Symbolik durchaus anders gemeint sein kann, als wir es von hier aus tun.

    Es hätte der Auftakt zu einer fruchtbaren öffentlichen und angesichts des internationalen Publikums weltweiten Diskussion darüber sein können, wer*welche Gruppen welche Bildsprache wann wo und in welchem Kontext als verletzend, diffamierend etc. wahrnehmen. Das wäre ein richtig guter, geradezu wegweisender Beitrag zum interreligiösen, interkulturellen, internationalen, interindividuellen Verständnis gewesen, aber durch die besonders lauten Kritiker*innen ist das leider erstickt worden. Sehr schade!

  • Was Sie hier abbilden ist ein maximal ein 10tel des Banners.

    Es handelt sich um den Kopf des Banners People for justice. Dieses Banner mit einem Wimmelbild ist ca. 100 m2 groß und befindet sich darunter. Auf diesem Banner finden sich die 2 vermeintlich antisemitischen Bildausschnitte in einer Größe von jeweils einem Bierdeckel.



    Es hat trotz präziser Beschreibung vor Ort ca. eine Viertelstunde gebraucht, bis ich diese Bilder wahrnehmen konnte.



    Der Kopf mit Mossad-Aufschrift am Hut, Davidstern auf der Brust und vermeintlicher Schweineschnauze (es könnte sich auch um eine Gasmaske handeln, steckt mitten in einem riesigen Pulk von gewaltbereiten Soldaten, Panzern und Kanonen, die auf die friedliebende Menge der anderen Bildseite zumarschieren. Unter diesen Soldaten befinden sich zuvorderst und mit mehrfach größerer Schrift KGB, 007 und CIA. Letzterer mit Keilerschnauze, Starsprankeled banner auf der Brust und Hand am nackten Gemächt.



    Über allem thront Suharto, der Indonesien um die Jahrtausendwende



    mit Hilfe der dargestellen Helfer unterdrückt und geknechtet hat.

    Wo bleibt jetzt der Antisemitismus?



    Ah ja, wenn man genau hinschaut, findet sich ein Mann mit Melone, Zigarre im Mund und einer Strähne (keine Locke) die man auf seiner linken Gesichtshälfte ahnen kann.

    Meines Erachtens nach wird hier die Unterdrückung unterschiedlicher friedliebender Völker durch imperialistische und neokolonialistische Militärs und Kapitalisten gezeigt.

    Aber gut, es wurde entschieden dieses Bild zu zensieren. Gibt es dann irgendwann die Möglichkeit, es sich im Rahmen einer Ausstellung "Entartete Kunst" anzusehen?

    Was wäre passiert, hätte Charlie Hebdo dieses Bild gemalt und wäre anschließend von Mossad massakriert worden?

    Oder wollen wir Deutschen der Welt zeigen, dass bei uns kein Antisemitismus existiert, aber sehr wohl im globalen Süden? Wäre es nicht sinnvoller, antisemitische Terroristen wie in Halle oder Schläger wie in Berlin und Frankfurt zu ermitteln und hart zu bestrafen?

    • @Kann Michmal:

      Natürlich ist der auch dargestellte Antisemitismus nicht das Hauptthema des Bildes. Aber er ist eben 1-2 Elementen eben doch deutliche erkennbar.

      Wie unsicher die Zuordnung der Einzelelemente sein kann, sieht man auch an Ihrer Beschreibung: Sie sehen den Soldaten mit rotem Barett und Keilerkopf als CIA (wg. der US-Flagge auf der Brust?). Ich erkenne darin am roten Barett und dem nur leicht verfremdeten Logo darauf die Spezialkräfte der KOPASSUS, die als "Truppe fürs Grobe" viele Morde des Suharto-Regimes begingen und eben auch von den USA ausgebildet wurden.

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    "Naiv" ist hier wohl eine Schutzbehauptung!

    Und irgendwo hätte ja auch jemand bei der Documenta sein müssen der sicherheitshalber das mal vorher prüft?

  • "antisemitische Symbolik fußt eher auf Naivität und Unwissenheit" ... na dann sollten sie wohl kaum die documenta leiten. Dann doch lieber mit ein paar Filzstiften und einem Kneteklumpen am Strand sitzen und basteln.

    • @jens richter:

      Auch ich halte die ahnungs- und kritiklose Übernahme antisemitischer Stereotypen aus der kulturellen Prägung des/der Künstler für die wahrscheinlichste Erklärung.

      Auf der Webseite von Taring Padi ist das Buch "Seni Membongkar Tirani" (2011) als PDF herunterladbar, welches das Schaffen der Gruppe bis dato dokumentierte (Texte Indonesisch und Englisch).



      www.taringpadi.com...bongkar-Tirani.pdf

      Auch das Skandalwerk der documenta ist dort mehrfach dabei, allerdings sind Details kaum erkennbar.

      Auf anderen Werken darin habe ich bisher keine ähnlichen antisemtischen Darstellungen entdecken können - es ist halt der immer gleiche plakative "Revoluzzer-Kitsch", für den diese Gruppe nun mal steht. Man sieht sich halt in der Nachfolge des LEKRA, der bei den Massakern 1965/66 brutalst zerschlagenen Kunstorganisation der damaligen Kommunistischen Partei Indonesiens. Das spricht ja auch eher nicht für subtile Kunst voller Vielschichtigkeit ;-)

      Interessant ist aber ein Holzschnitt auf S. 94: Mit dem Slogan "Berikan Cinta pada Sesama" (in etwas. "Gib Liebe denen, die (dir) gleich sind") werden dort die Symbole von 4 Weltreligionen nebeneinander dargestellt, ein Paar Hände darüber reicht ihnen ein Herz.

      Ungewöhnlich für indonesische Verhältnisse ist dabei, dass eben auch hier ein Davidstern vorkommt, das Judentum also in diese Liebe unter den Religionen (und ihren Anhänger) direkt eingeschlossen wird.

      Deutsche Betrachter mag die dort eindeutig den Hinduismus symbolisierende Swastika irritieren.

      Aber die Aussage erscheint klar, passt in ihrer Naivität auch zum sonstigen Werk der Gruppe - und steht dem in Kassel zu recht kritiserten Werk m.E. deutlich entgegen.

    • @jens richter:

      Taring Padi ist eine der teilnehmenden Künstlergruppen, nicht gleichzusetzen mit dem Kuratorium durch ruangrupa.

  • Hier ein interessanter Artikel, der erklärt wieso man in Indonesien wohl so angepisst ist über den Mossad; "How Israel helped whitewash Indonesia’s anti-leftist massacres" von Eitay Mack: www.972mag.com/isr...mmunist-massacres/

    Mack ist ein Menschenrechtsanwalt und Aktivist, spezialisiert auf die Frage des israelischen Waffenhandels. Er hat seinen Sitz in Jerusalem und publiziert unter anderem auch in der HAARETZ ( www.haaretz.com/ty...-afff-dffb2d440000 )

  • Ich vermute mal, dass die Darstellung des Mossad auf die Zusammenarbeit Israels ( en.wikipedia.org/w...a–Israel_relations ) mit der rechtsgerichteten Diktatur unter Suharto ( de.wikipedia.org/wiki/Suharto ) in Indonesien an spielt.

    Unter anderem tauschte man Informationen über Kommunisten aus (Wikipedia: "sharing of intelligence on global Communist terrorist groups"). Unter Suharto kam es 1965–1966 zu dem sogenannten "Massaker in Indonesien" dem in Massenmorden je nach Schätzung 500.000 bis 3 Millionen Menschen, vor allem Mitglieder und Sympathisanten der Kommunistischen Partei Indonesiens (PKI) sowie chinesischstämmige Bürger zum Opfer fielen ( de.wikipedia.org/w...donesien_1965–1966 ).

  • „Alle auf dem Banner abgebildeten Figuren nehmen Bezug auf eine im politischen Kontext Indonesiens verbreitete Symbolik, zum Beispiel für die korrupte Verwaltung, die militärischen Generäle und ihre Soldaten, die als Schwein, Hund und Ratte symbolisiert werden, um ein ausbeuterisches kapitalistisches System und militärische Gewalt zu kritisieren.“



    Es ist so simpel: der Kontext macht die Bedeutung. Wenn man über andere Perspektiven auf die Welt und in der Welt nichts wissen will, hätte man zu Hause bleiben sollen. Stand heute bleibt wohl nur das selbstvergewissernde Selbstgespräch, Motto: "Raus aus der intellektuellen und moralischen Komfortzone, aber nur solange ich dabei weiter die Füße hochlegen kann."

  • Die Darstellungen sind eindeutig und unmissverständlich.

    Man kann sie nicht missverstehen.

  • „Außerdem gilt bei Diskriminierung, dass nicht die Urheber entscheiden, was verletzend und grenzüberschreitend ist. Wie unter anderem jüdische Vertreter und Holocaust-Überlebende die Karikaturen auffassen, ist ausschlaggebend“, Gilt das auch für die Mohammedkarrikaturen in Charlie Hebdo, die als Rettung der Pressefreiheit verteidigt wurden. Oder ist eine allgemeine Diskriminierung des Islam eher lässlich, nur weil sie der breiten Meinung der Gesellschaft dient? Kann man eine Nulltoleranz bei Antisemitismus in Deutschland und muss diese, insbesondere gegenüber Überlebenden des Holocausts, verlangen, so muss man das Verwenden dieser Bildsprache in anderen Ländern, wenn es uns auch nicht gefällt, wenigstens zur Kenntnis nehmen. Dass das mit weniger Schnappatmung geschieht zeigt ja auch, dass dieser „in die Jahre gekommene. 20 Jahre alte Agitprop-Schinken“ weltweit gezeigt wurde ohne solch einen Entrüstungssturm auszulösen. Wenn ich mir die Diskussion in der Bevölkerung anschaue, sehe ich allenfalls ein „dumm gelaufen“ oder „schön blöd, diese Kulturschickeria“, aber keinefsalls ein von Profilneurossen geprägtes „der bessere Mensch“ zu sein.

    • @WeissIchs:

      Antisemitische Stereotype zu erkennen, als solche zu benennen und aus einer Ausstellung zu entfernen untegräbt bitte welches Grundrecht genau? Und was bitte ist die schützenswerte Aussage der Schweinsgesichter? Kann die Aussage also nicht ohne diese Symbolik dargestellt werden?

    • @WeissIchs:

      Ein Mohammed mit Kalashnikow oder Bombe karikiert ein reales Problem - übrigens auch für Muslime - und bedeutet keine Muslimfeindlichkeit.

      Soldaten mit Schweinegesichtern und Davidstern hingegen verweisen worauf bitte?

      Genau das ist der Unterschied.

      • @Sonntagssegler:

        "Ein Mohammed mit Kalashnikow oder Bombe karikiert ein reales Problem - übrigens auch für Muslime - und bedeutet keine Muslimfeindlichkeit."

        Aber der Mossad-Soldat nicht?

    • @WeissIchs:

      Bisher ist mir nicht bekannt, dass ein Mietglied des Künstlerkollektivs tätlich angegriffen oder ermordet wurde. Auch Tätlichkeiten bzw. Verbrennungen von Nahestehenden Künstlern sind mir nicht bekannt. Nach Ihrer Logik wären auch die Karikaturen und Bilder im Stürmer, dem Aufklärungsblatt der nationalbewussten Deutschen, durch die Freiheit der Kunst gedeckt.Wer sich mit der Geschichte Indonesiens beschäftigt dem mögen die Darstellungen nicht sonderlich abstoßend vorkommen, aber Deutschland hat eine andere Geschichte und vor diesem Hintergrund wurden Millionen Juden im Ofen verbrannt. Ich hoffe nicht, dass Indonesien, aus Rachegelüsten, den gleichen Weg geht.

      • @Pepi:

        @ Mitglied

  • Könnte natürlich auch sein, dass ein Land, das das Judentum nicht als Religion anerkennt, grundsätzlich antisemitisch ausgerichtet ist.



    Da hilft es wenig, wenn sich deren Bürger auf Folklore und heimische Bräuche des offen gelebten Antisemitismus berufen.



    Vielleicht sollte man eher den Umgang mit solchen Ländern hinterfragen.

    • @Dreh Dich Nicht Um:

      Indonesien erkennt nur 5 Religionen an. Das ist sicher seltsam und kritikwürdig, ist aber nicht speziell gegen das Judentum gerichtet. Es trifft in noch größerem Maße die animistischen Religionen und auch viele anderen kleineren Religionsgruppen, wie z.B. Parsen, Sikh, Bahai, ...

    • 6G
      657969 (Profil gelöscht)
      @Dreh Dich Nicht Um:

      Ja das denke ich auch. Noch ein Gedanke, das Bild war bei der Presse Preview noch nicht aufgebaut, es heißt, es musste überarbeitet werden. Vielleicht brauchte man auch diesen Knalleffekt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, weil dort viele Werke keine künstlerische Strahlkraft haben. Und Frau Roth ist unschuldig, was auch sonst.

  • Danke für diesen vergleichsweise unaufgeregten Artikel zum Thema.

    Die momentane Debatte ist leider nur dazu geeignet, die bereits bestehenden Haltungen zu verfestigen. Die einen bekommen ihre Meinung bestätigt, dass der "globale Norden" neo-kolonial die Räume des sagbaren bestimmen will. Die anderen, dass in der postkolonialen Bewegung antisemitische Stereotype aufgekocht werden.

  • Diese Apologetik eines Antisemitismus ist unfassbar. Antisemitismus ist immer Menschenverachtung, egal ob er nun "naiv" oder wie auch immer geartet ist. Zudem ist diese Naivitätszuschreibung an "die edlen Wilden von außerhalb des Abendlandes" unter ideologischen Gesichtspunkten stark problematisch. Ich würde sie als naiv-rassistisch bezeichnen. Ohne Apologetik wohlgemerkt...

    • @homo sociologicus:

      Danke! Ja.

  • Kann mir das jemand erläutern: Wer ein Schwein verwendet, um ein Schweinesystem anzuprangern, sei antisemitisch?

    • @Rosmarin:

      Ja, jedenfalls wenn man den Schweinen einen Davidstern anheftet.

      Ich würde das bei bluttriefenden Christuskreuzen genauso lesen.

      • @Sonntagssegler:

        Hatte Jesus nicht eine blutige Dornenkrone als Deko?

      • @Sonntagssegler:

        Ich sehe rechts unterhalb der Reihe von Soldaten einen Mann, der als Schwein dargestellt ist. Beim Mossad-Soldaten kann ich kein Schweinegesicht erkennen.

    • @Rosmarin:

      Wenn die Bilder allerdings wie eine Kopie aus dem Stürmer aussehen, dann bedient man sich offensichtlich antisimitischer Klischees. Offenbar sind diese Klischees bei der Künstlergruppe so verfestigt, dass sie sich diesen noch nicht einmal bewusst sind.

      • @Nachtsonne:

        "Wenn die Bilder allerdings wie eine Kopie aus dem Stürmer aussehen, dann bedient man sich offensichtlich antisimitischer Klischees. "

        Haben Sie das bei den Mohammed-Karikaturen auch gesagt?

  • "Doch sind nach taz-Information rund die Hälfte der Mitglieder von Taring Padi christlich oder buddhistisch, was natürlich Antisemitismus nicht per se ausschließt", geht's noch schlimmer TAZ?

    • @Thomas Derrek:

      Gerade erst wurde doch die "Judensau" durch alle Medien gejagt, schon vergessen? Natürlich hatte(!) Antisemitismus christliche Tradition.

  • Wenn es tatsächlich so sein sollte, dass es sich hier um eine in der Geschichte eines Landes und einer Widerstandsbewegung verankerte traditionelle Form der Darstellung handelt, die in ihrer Entstehung und anhaltenden Interpretation in diesem Land keinerlei Assoziationen mit Antisemitismus hat, sondern in Form von Suharto mit der Darstellung von Unterdrückung (so entnehme ich es dem Artikel), dann wäre es angebracht, über das Werk zu diskutieren, was natürlich die Verdeutlichung dessen (auch gegenüber den Künstlern) einschließt, dass im Verständnis außerhalb des Entstehungskontextes antisemitische Interpretations-Muster unmittelbar und geradezu zwangsläufig dadurch aktiviert werden.

    Dabei ist dann auch die Frage zu diskutieren, inwiefern Kunst sich auch außerhalb ihres Entstehungs- und selbst verstandenen Bedeutungskontextes an dem allgemeinen Bedeutungskontext orientieren sollte. Das würde dann aber überall gelten müssen, zu berücksichtigen wäre dann beispielsweise auch, wie westliche Kunst in islamischen Ländern verstanden werden mag.

    Dies kann dann allerdings tatsächlich drastische Auswirkungen auf die Kunstfreiheit haben, denn die Frage ist dann nicht mehr, wie Kunst gemeint ist oder in ihrem Entstehungskontext verstanden werden kann, sondern es wäre für jedes Kunstwerk zu beurteilen, ob es womöglich in einem anderen Kontext nicht mehr akzeptabel ist.

    Hier die Grenzen zu ziehen, ist eine sehr schwierige gesellschaftliche Frage, die vielfältige Konsequenzen haben kann.

    • @PolitDiscussion:

      Also Mohammed-Karikaturen in Indonesien ausstellen!

    • @PolitDiscussion:

      Die bösartig karikierende Darstellungen eines durch Schläfenlocken als jüdisch ausgewiesenen Geschäftsmanns durch (ausgerechnet) SS-Runen auf seiner Melone und Haifischzähnen im Gesicht kann ebenso mit dem Verweis auf eine vermeintliche legitime Tradition des sozialen Widerstands weggewischt werden wie das Mossad-Halstuch um den Hals eines mörderischen Scharfschützen mit Schweinsgesicht.

      Im Gegenteil zu der wenig glaubhaften Inanspruchnahme unschuldiger Naivität beweist die diskursive Verwendung von Symbolik, welche als eine nur im Kontext des 20. Jahrhunderts verständliche gar nicht traditionell sein kann, dass die Urheber dieser Installation sich nicht nur bestens mit der diskursiven Praxis heutiger Antisemiten auskennen, sondern sich an ihr mit Inbrunst aktiv partizipieren.

      Die Behauptung, diese Figuren dienten der Darstellung eines emanzipatorischen Kampfs gegen autoritäre Herrschaft im eigenen Land, ist mehr als nur heuchlerisch. Laut jüdischem Weltkongress leben 25 Juden sephardischer Herkunft in Indonesien. Ihre Religion ist in Indonesien nicht anerkannt - und im Falle von Ehen mit Nichtjuden im Land wird die jüdische Religion in der Regel aufgegeben.

      Diese Installation ist also derart deutlich und unverkennbar in übelster Weise antisemitisch, dass Artikel 1 des Grundgesetzes jedem Kurator einer Ausstellung in Deutschland in diesem Fall zu einer ganz klaren Grenzziehung verpflichtet.

    • @PolitDiscussion:

      Interessante und sicher berechtigte Fragestellung.

      Das gilt sicher für (buddhistische) Hakenkreuze auf asiatischen Kunstwerken - aktuell zu sehen auf der Biennale in Venedig.

      Im konkreten Fall fehlt mir aber die Phantasie für einen Irrtum. Ich gehe davon aus, dass das so gemeint wie gemalt war.



      Dafür ist die Ikonographie schon zu exakt von den Antisemiten übernommen und es handelt sich ja um aktuelle Kunst, also sind auch die Aussagen nicht historisch zu werten.

      Wenn das in jenem Kontext "noch o.k." ist, dann muss das Kunstwerk eben in jenem Kontext verbleiben.

      Wir würden hier ja auch keine Kunstwerke dulden, die zum Sex mit Kindern oder Tieren aufrufen oder die Frauen als Unterwesen werten und damit indirekt deren Unterdrückung rechtfertigen.

  • "Die antisemitische Symbolik fußt eher auf Naivität und Unwissen, vor allem auch über den Kontext der Wahrnehmung dieser Symbole in der zu Recht von besonderer Empfindlichkeit geprägten deutschen Öffentlichkeit."

    Das ist offensichtlicher und verharmlosender Unsinn - es geht ja hier gerade nicht um die Darstellung der indonesischen Militärdiktatur mit Tiersymbolen, sondern um die Darstellung von jüdischen Menschen als Schweine oder gierige Blutsauger.

    Was bitte haben Juden mit der indonesischen Militärdiktatur zu tun?

    • @aawinkler:

      Sehe ich genauso.



      Der Autor ist in die Falle des positiven Rassismus getappt. In einem Land wie Indonesien zu wohnen heißt nicht, dass man naiver ist.

    • @aawinkler:

      Und selbst wenn die Symbolik auf Naivität und Unwissen der Künstler beruhen sollte, so lässt sich das nicht auf die verantwortlichen Organisatoren übertragen. Hier gibt es keine Entschuldigung.

  • Ja, klar. Alles nur naive Malerei. Die wissen gar nicht, was es bedeutet, was sie da malen. Kann der Autor auch erklären, was Juden mit Suharto zu tun hatten? Und hat der Autor auch eine Erklärung dafür, wieso deutsche Kulturfunktionäre ausgerechnet diese nach seiner Ansicht völlig unwissende Truppe eingeladen haben?

    • @Budzylein:

      Der Autor des Artikels hat eigentlich nur den Vorgang an sich beschrieben.

      Diese Frage müsste man den "Kulturfunktionären" stellen, wobei diese - also das Kuratorium - in diesem Jahr komplett aus Indonesien stammen.

  • „Naivität und Unwissen, vor allem auch über den Kontext der Wahrnehmung dieser Symbole in der zu Recht von besonderer Empfindlichkeit geprägten deutschen Öffentlichkeit“

    Muss sich Kunst daran anpassen oder ist Artikel 5 GG nicht gerade aus der historischen Erfahrung erwachsen, dass Kunst nie wieder einer „Öffentlichkeit“ unterworfen werden darf?

    • @Phineas:

      Alle Grundrechte, auch die Kunst- und Meinungsfreiheit, gelten laut Grundgesetz nur im Falle ihrer Vereinbarkeit mit der als höchstes Verfassungsgut in Artikel 1 festgeschriebenen allgemeinen Menschwürde - und im Rahmen der allgemeinen Gesetze.

      Die antisemitische Figurendarstellung dieser Installation aber ist nicht nur mit der Würde von Juden nicht vereinbar, sondern grenzt an Volksverhetzung. Hier geht es um weit mehr als um die vermeintliche "Empfindlichkeit" der "deutschen Öffentlichkeit" - mit der es leider, wie der Skandal zeigt, nicht weit her ist. Denn das, was sich hier zeigt, wurde lange vor Beginn der Dokumenta von jüdischen Organisationen als Sorge geäußert. Dies hat die Organisatoren der Dokumenta ebenso wenig wie Frau Roth nicht dazu bewegen können, im Vorfeld genau hinzusehen, was da ausgestellt werden soll.

  • Bernhard Schulz , Autor*in ,

    Da kann man sehen, wozu solche "hochrangig" besetzten Gremien wie der documenta-Beirat taugen - nämlich zu nichts. Hochbezahlte Kulturfunktionäre, die sich gegenseitig Posten zuschieben, aber von Verantwortung nichts wissen wollen. Und obenauf eine documenta-"Direktorin", die das Wgschauen zu ihrem Arbeitsprinzip gemacht hat. Dem indonesischen Kollektiv kann man fast gar keinen Vorwurf machen, die freuten sich halt über die Einladung. - und darüber, dass niemand auf ihre Propagandaplakate schauen mochte. Die inkompetente Direktorin und ihr inkompetenter Beirat gehören abgesetzt, aber subito!

  • Die deutschen Täter projizierten schon immer gern ihr Schuld auf andere. Jetzt erwischt es Menschen aus einem Land das lange Zeit von einem Massenmörder von Natos Gnaden terrorisiert wurde. Die müssen jetzt Folgen des deutschen Völkermordes an den Juden ausbaden, - welch abgrundtiefer Rassismus und kolonialmächtiges Herrenmenschentum da zu Tage tritt, unfassbar. Hier weiß kaum einer was mit dem millionenfachen Massenmörder Suharto anzufangen aber junge Indonesier sollen alle Tabus kennen und berücksichtigen, die letztlich Folge der schändlichen deutschen Geschichte sind.

    • @guzman:

      Diese jungen Indonesier waren offenbar über den deutschen Völkermord an den Juden gut genug informiert, um ihn in der Symbolik ihres Gemäldes infamerweise Juden anzulasten: Denn nichts Anderes geschieht, wenn ausgerechnet die Melone eines durch Schäfenlocken als jüdisch ausgewiesenen Geschäftsmanns in dieser Installation mit SS-Runen verziert werden.

      Was haben aber Juden mit dem Massenmörder Suharto zu tun? Und was kann der Geheimdienst des jüdischen Staats, dessen Halstuch einen mörderischen Scharfschützen mit Schweinskopf schmückt, für die NATO-Unterstützung für Suharto? Seit wann gehört Israel zur NATO? Und seit wann berechtigt das Leiden unter einem indonesichen Despoten dessen Opfer dazu, auf der Würde der Opfer des schlimmsten Völkermords aller Zeiten herumzutrampeln?

      Im Gegenteil zu dem, was Sie hier insinuieren, scheint es mir eher so, dass so manche deutschen Kulturfunktionäre antikoloniale Romantik allzu gerne dazu missbrauchen, sich der lästigen historischen Verantwortung für den Holocaust zu entledigen. Was man selbst nicht mehr sagen darf, geschieht durch den Stellvertretermund 'edler Wilder', denen eindeutige antisemitische Hetze vermeintlich nur aus unschuldigster 'Naivetät' unterläuft. Was für eine Heuchelei!

      • @Anja Böttcher:

        „Würde der Opfer des schlimmsten Völkermords aller Zeiten herumzutrampeln?“ Wer hat die denn ermordet? Ach so, erst bringen die Deutschen 6Millionen Juden um - und dann verteidigen sie die Würde ihrer toten Opfer, da fühlt man sich gleich ganz edel. Seine Kinder nennt man dann Ben, David und Lea, was selbstverständlich keine Aneignung ist. Diese Heuchelheimer kaufen dann aber gleichzeitig ganz lustig offen rassistisch Medienerzeugnisse



        www.djv.de/fileadm..._in_den_Medien.pdf



        und auf Herrn Luther und seine Sauereien, da lässt man erst recht nichts kommen, obwohl jeder weiß, daß der Reformator „unserem Herren und der Christenheit zu Ehren" als Schluss einer 170seitigen Tirade zur Verteufelung der Juden eine Anleitung für die Judenverfolgung entwickelt hat. Eine Agenda der Unmenschlichkeit, die von den Nationalsozialisten gleichsam Punkt für Punkt „abgearbeitet" wurde.

        - „Mit dem Ende des Krieges stellte sich, wie in dem Zarah-Leander-Song, doch ein Wunder ein, denn als die Besatzungsmächte darangingen, das Erbe des Nationalsozialismus aufzuarbeiten und Deutschland zu demokratisieren, wollte plötzlich keiner mehr das verbrecherische System unterstützt und Mitschuld getragen haben.“

        und das Wunder geht ja weiter, jetzt sind ausgerechnet die sauberen Täterenkel die selbsternannte oberste Instanz in Sachen Antisemitismus…

        Was das Künstlerkollektiv präsentiert hat war Scheisse, die Selbstgerechtigkeit mit der die deutsche Täterenkel über sie herfallen ist trotzdem ekelhaft 🤮.

        Und zu ‚Würde‘ nur so viel:



        www.stern.de/panor...achte-6768890.html

    • @guzman:

      Sonst geht es Dir aber schon gut?

    • @guzman:

      Nö, deutsche Täter projizieren nicht ihre Schuld auf andere. Aber es gibt einen lokalen Kontext, den man hätte beachten müssen. Mir kommt es so vor, als ob bestimme Kreise hier in D. das beliebte „das wird man ja wohl noch sagen dürfen“-Spielchen via Surrogat ausleben. Damit nutzen sie die entsprechenden Personen aus und fühlen sich dabei noch progressiv, weil man doch marginalisierten Stimmen eine Bühne bietet. Was davon scheinheiliger ist, keine Ahnung…

    • @guzman:

      Es geht nicht vornehmlich um die Künstler, sondern um die verantwortlichen Organisatoren. Und die hätten rechtzeitig eingreifen müssen. Hat so eine Veranstaltung keinen Kurator? Entweder waren die Organisatoren vollständig inkompetent oder wirkliche Antisimiten. Egal was zutrifft, die müssen jetzt ganz schnell mit neuen Aufgaben betraut werden, d.h. schmeißt sie raus!

      • @Nachtsonne:

        „Es wird höchste Zeit, im Rahmen dieser Documenta ein Gespräch zu beginnen, die Künstler zu hören, aus welcher Weltsicht diese Bilder so entstanden sind, und seitens der Documenta öffentlich zu erklären, warum diese Bilder hier auf Widerstand und Ablehnung stoßen“, erklärte der Exekutiv-Vizepräsident des Auschwitz-Komitees

  • Ernsthaft? Das Bild hat es duch den Entstehungsprozess geschafft, wurde nach Deutschland gebracht und wurde aufgestellt ohne dass irgendjemand ne Hand gehoben und "Seid ihr sicher dass das so richtig ist?" gesagt hat? Das klingt... kreativ. Ist für Künstler sicherlich eine wichtige Eigenschaft.

  • Ein Künstlergruppe kommt vom anderen Ende der Welt mit Ihrer Geschichte und Ihren Hoffnungen, Erinnerungen, Frustrationen und Bildern und teilt mit uns eines dieser Bilder, das für Ihre Verhältnisse schon recht alt ist, auf einer Ausstellung, die für die Bilder der ganzen Welt eine Bühne darstellen soll.

    Einige Elemente des Bildes haben auch in unserer Bilderwelt eine Bedeutung, die der der Künstlergruppe in dieser Form oder Prägnanz fremd ist.

    Gewünscht hätte ich mir einen Dialog mit unserem Interesse, warum diese Elemente so in diesem Bild verwendet werden und ein Interesse der Künstlergruppe dafür, warum diese Elemente in unserer Bildsprache so negativ besetzt sind.

    Ein anderer möglicher Kompromiss wäre gewesen, die unterschiedliche Konnotierung in der Bildsprache kenntlich und offensichtlich zu machen und das Bild damit durch eine Ergänzung stehen zu lassen.

    Es gibt viel drastischere Bilder antijüdischen Inhaltes hier in Deutschland, bei denen mit dem Segen des Bundesgerichtshofes so verfahren wird (aktuelles Urteil zu Steimrelieff an der Stadtkirche in Wittenberg).

    Für einen Menschen vom anderen Ende der Welt muss das ganze so wirken, als ob der Europäische Kulturimperialismus mal wieder freudig zugeschlagen hat.

    • @e.a.n:

      Unfug. Die Künstler*Innengruppe benutzt überhaupt keine traditionelle "indonesische" Bildsprache sondern zitiert allerhand unzweifelhaft antisemitische Symbole.



      Das hier eben kein kein autochtoner Symbol Kontext vorliegt wird dann ja auch durch die SS Siegesrunen auf der Mütze eine Bildfigur deutlich ... Womit sich das Bild zugleich der Täter*innen / Opferumkehr schuldig macht.

      Relativismus macht offenkundig blind ...

  • Typische Reaktion auf Antisemitismusvorwürfe ist die Behauptung, missverstanden worden zu sein.

    • @Barrio:

      Danke, ja, so ist es hier wohl auch. Und Sven Hansen springt dann noch bei, indem er den indonesischen Künstlern (auch *innen?) gönnerhaft den Mantel der Naivität überwirft. Hach, die arg missverstandenen armen Künstler aus Indonesien, die ja gar nicht antisemitisch sind, sondern nur zufällig in ihrer Bildsprache antisemitische Klischees nutzen, die blöderweise im Land, das die Shoah verbrochen hat und nun entsprechende Gesetze (geschriebene und ungeschriebene) hat, gar nicht gut ankommen. Dabei ist das daheim ganz normal, aber gut, in Indonesien leben auch nur noch soviel Juden, dass sie nur eine kleine Dorfsynagoge bräuchten, die sie aber vermutlich gar nicht haben, weil das Judentum gar nicht als Religion anerkannt ist. (...)

      Aber ich möchte hier nicht missverstanden werden: Ich finde nur, dass man Antisemitismus sehr wohl kennt, wenn man solche Bilder malt - man nutzt ihn und verbreitet ihn.

       

      Der Kommentar wurde gekürzt. Unsere Netiquette können Sie hier nachlesen: taz.de/netiquette

      Die Moderation

  • Das Abscheuliche mit dem Attribut eines "Ausgangspunkts für einen neuen Dialog" zu belohnen hieße dem Abgrund nur noch etwas draufzusetzen.



    Hier ein Kommentar von Maria Ossowski, der alles sagt, was zu sagen ist:



    www.ndr.de/kultur/...,documenta210.html



    Wenn Sie von antisemitischer Symbolik sprechen, die auf "Naivität und Unwissenheit" fußt...wo ist die Naivität und Unwissenheit der Veranstalter dieser deutschen "Kunstausstellung". Mitten in einer Stadt, in der von 15.000 Juden 500 den Holocaust überlebt haben. Mir scheint, deutsche Christen bedienen sich der "Naivität und Unwissenheit" von Kronzeugen aus fremden Kulturen. Dabei ist die ganze widerwertige Symbolik, die auf dem "Kunstwerk" zu finden ist nicht etwa in muslimischen Kulturen entstanden, sondern in europäisch-, christlichen Kulturen, insbesondere in der deutsch christlichen Kultur. Woher haben Leute aus Indonesien so was? Seit wann bedienen die sicht solcher Symbolik? Das ganze ist ein Elend immer wieder die gleiche Sauerei. Etwa die ganze antisemitische Literatur in muslimischen Staaten, wer hat sie geschrieben? Muslime?..nein christliche Europäer. Wenn die dann mit dem braunen Schund in der Documenta aufkreuzen schlagen sich die Nazis auf die Schenkel. Nun dem ganzen braunen Sumpf der Documenta- Veranstalter:innen einen "Ausgangspunkts für einen neuen Dialog" hinzuzaubern....was haben Sie geraucht Herr Hansen?

    • @Günter:

      "Das ist offensichtlicher und verharmlosender Unsinn - es geht ja hier gerade nicht um die Darstellung der indonesischen Militärdiktatur mit Tiersymbolen, sondern um die Darstellung von jüdischen Menschen als Schweine oder gierige Blutsauger."

      Wo genau erkennen Sie das?

    • @Günter:

      "Denn nichts Anderes geschieht, wenn ausgerechnet die Melone eines durch Schäfenlocken als jüdisch ausgewiesenen Geschäftsmanns in dieser Installation mit SS-Runen verziert werden."

      Ich würde es anders sehen: Der Geschäftsmann wird abwertend als Jude dargestellt. Das ist so ähnlich, wie wenn bei uns Menschen als Parias oder als Zigeuner geschmäht werden.

      • @Francesco:

        Jou, und das ist dann wohl Antisemitismus in diesem Fall, gell? "Jude=böse, raffgierig" plus hier noch sozusagen eine Täter-Opfer-Umkehr. Übrigens eine Vermengung klassischer antisemitischer Klischees und Narrative mit einem, das erst funktioniert seit Nazideutschlands Genozid an den europäischen Juden. Und dass die sogenannte Israelkritik (wo bleibt die Pakistankritik und die Indonesienkritik...) schnell ins antisemitische Fahrwasser gerät und den Konflikt um Land zwischen Palästina und Israel mit nicht nur hinkenden, sondern quasi des Fortkommens nicht fähigen Vergleichen (a la Israel ggü. Palästina gleich Nazideutschland ggü. Juden) untermauert, könnte auch bekannt sein.

        Dass es auch andere rassistische Beleidigungen gibt, hat hier doch keiner bestritten - Antiziganismus ist in Dtl. noch längst nicht aus der Mode, hier aber schlichtes Ablenkungsmanöver, ne wa?

    • @Günter:

      Zum Thema Naivität: US-Präsident Joe Biden hat Putin als "Paria" bezeichnet. Ist das keine widerwärtige Symbolik? Wo ist der Unterschied, ob ein Vertreter der Hochfinanz als Jude gekennzeichnet wird, oder ein Politiker, der sich durch sein Verhalten selbst aus der Gesellschaft ausschließt als Paria? Ist das gegenüber den Dalits (Parias) nicht genauso verletzend?

  • "West­liche Regierungen einschließlich der Deutschen haben dies geduldet..."



    Das ist eine Untertreibung - westliche Regierungen waren aktiv involviert - weil die Opfer des Massakers echte oder angebliche Mitglieder der kommunistischen Partei waren. Es ist aber vielsagend, dass es dieses finstere Kapitel des Kalten Krieges nicht in das allgemeine Geschichtsbewusstsein im Westen geschafft hat - die eigenen Verbrechen vergisst man gerne.