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Krise bei VolkswagenDeutsche Wirtschaft auf Crash-Kurs

Während Kanzler und Finanzminister die deutsche Wirtschaft zu separaten Treffen einladen, spitzt sich die Lage bei VW zu. Drei Werke sollen schließen.

Mitarbeiter im VW-Stammwerk in Wolfsburg bei einer Informationsveranstaltung des Gesamtbetriebsrates am 28. Oktober Foto: Julian Stratenschulte/dpa

BERLIN taz | Daniela Cavallo ließ in Wolfsburg die Katze aus dem Sack: „Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen. Er behauptet: Ohne einen solchen Einschnitt geht es nicht“, erklärte die Betriebsrats­chefin am Montag im Stammwerk des Autobauers vor rund 25.000 Beschäftigten. Zehntausende Arbeitsplätze stünden hierzulande auf dem Spiel. Gleichzeitig drohten der verbliebenen Belegschaft empfindliche Gehaltseinbußen. Diese könnten sich laut Betriebsrat auf 18 Prozent summieren.

Nicht nur in Wolfsburg sprachen Be­triebsratsvertreter*innen am Montag vor der Belegschaft. In allen zehn deutschen VW-Standorten gaben sie an die Werktätigen weiter, was sie zuvor von der Unternehmensspitze erfahren haben. Denn kein Werk soll laut den Plänen des Managements verschont bleiben. Die, die nicht geschlossen werden, sollen kleiner, schlanker, profitabler werden.

Es ist der Vorstand, der hier alles angezündet hat. Und dann weggelaufen ist

Betriebsratschefin Daniela Cavallo

Über die Pläne berichtete zunächst das Handelsblatt. Dass nicht die Konzernführung, sondern der Betriebsrat vor die Belegschaft trat, zeigt die angespannte Lage bei VW. So mahnte Cavallo: „Es ist der Vorstand, der hier alles angezündet hat. Und dann weggelaufen ist.“ Gleichzeitig lasse das Management „noch immer nicht den Hauch eines Zukunftsplans“ erkennen.

Bereits im September hatte der Autobauer wichtige Tarifverträge wie die seit drei Jahrzehnten bestehende Beschäftigungssicherung gekündigt. Auch Betriebsschließungen brachte er ins Spiel. Schon diese Ankündigung glich einem kleinen Erdbeben. Denn keine andere Marke steht für die deutsche Industrie wie VW. Mit einem weltweiten Umsatz von rund 322 Milliarden Euro und rund 120.000 Beschäftigten allein in Deutschland ist der Gesamtkonzern das größte Industrieunternehmen des Landes. Auch ist VW die beliebteste Automarke Deutschlands. Knapp 39.000 Fahrzeuge der Marke wurden allein im September neu zugelassen.

Problemkind E-Auto

Doch sind das 7,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Konzern spürt, dass die Menschen weniger neue Autos kaufen. Vor allem das Geschäft mit den Elektroautos schwächelt, auch weil es an günstigen Modellen fehlt. Erst ab 2027 soll ein Modell in der Preisklasse um 20.000 Euro produziert werden.

Die Unternehmensführung spricht deshalb von rund 500.000 Autos, die VW zu wenig verkauft. „Nur wer erfolgreich wirtschaftet, kann auch sichere Arbeitsplätze anbieten“, verteidigt Finanzvorstand von Volkswagen Pkw, David Powels, die Kürzungspläne. „Um die dafür notwendigen Investitionen zu ermöglichen, muss allein die Marke Volkswagen Pkw im Jahr 2026 eine Rendite von 6,5 Prozent erwirtschaften.“

Die Krise des Autobauers wird vermutlich auch Thema bei den Gipfeltreffen sein, die diesen Dienstag in Berlin stattfinden. Kanzler Olaf Scholz und Finanzminister Christian Lindner haben dazu separat In­dus­trie­ver­tre­te­r*in­nen eingeladen. Während sich Scholz mit Vertretern von Industrie und Gewerkschaften trifft, empfängt Lindner unter anderem die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) zu einem eigenen Mittelstandsgipfel.

Die Lobbyisten werden dabei vor allem günstigere Energie fordern. „Eine zentrale Aufgabe für die Politik besteht darin, für die Breite der Unternehmen eine dauerhaft stabile wie wettbewerbsfähige Energieversorgung zu sichern“, sagte etwa DIHK-Präsident Peter Adrian der Rheinischen Post. BDI-Chef Siegfried Russwurm fordert schon länger eine Senkung von Stromsteuer und Netzentgelten.

Für beides offen zeigte sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in seinem vergangene Woche vorgestellten Eckpunktepapier zur Stärkung der Wirtschaft. Denn neben wachsendem Protektionismus und verstärkter Konkurrenz aus China beklagt die exportorientierte Industrie vor allem auch im internationalen Vergleich zu hohe Energiepreise.

Arbeitskämpfe allerorten

Wirtschaftsexperten glauben jedoch kaum, dass von den kursierenden Vorschlägen noch etwas umgesetzt wird: „Ein bisschen ratlos macht einen die Flut an Wirtschaftsrettungs- und Wachstumsinitiativen, Wummsen oder Turbos schon – zumal Scholz’ Treffen sogleich vom Gegengipfel seines Finanzministers konterkariert wird“, sagt der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther. Denn mit der Umsetzung auch nur irgendeiner dieser Ideen sei in dieser Legislatur kaum zu rechnen, weil über entscheidende Fragen kein Konsens herrsche.

Derweil gehen am Mittwoch die Tarifgespräche bei Volkswagen weiter. „Wir wollen Standorte, Auslastung und Beschäftigung langfristig absichern. Wenn die Chefetage den Abgesang Deutschlands einläuten will, muss sie mit einem Widerstand rechnen, den sie sich so nicht ausmalen kann“, kommentierte IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger.

Dabei ist VW zwar das größte Industrieunternehmen, in dem die Tarifgespräche von Kämpfen um den Erhalt von Arbeitsplätzen überschatten sind, aber bei Weitem nicht das einzige. In weiten Teilen der Metall- und Elektroindustrie ist die Stimmung schlecht.

Auf die Forderung nach 7 Prozent mehr Gehalt einigte sich die Tarifkommission der IG Metall für die derzeit laufenden Flächentarifgespräche in der Branche – diese Hausmarke strebt die Gewerkschaft eigentlich auch bei VW an. Bei einer Umfrage der Gewerkschaft sprachen sich rund ein Drittel der befragten Branchenbeschäftigten für eine Forderung von 8 Prozent und mehr aus. Doch je­de*r Zehnte hielt angesichts der offenbar prekären Lage maximal 4 Prozent für gerechtfertigt.

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44 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Wenn man (ideologisierte) Produkte herstellt, die Ladenhüter sind, muss man damit rechnen, dass sie dann wirklich auch keiner kauft. In der Planwirtschaft der DDR etc. wäre dies vielleicht noch irgendwie gegangen, weil ja das Angebot sehr begrenzt war, allerdings in einer kapitalistischen exportorientierten Wirtschaft ist ein Gewinn nicht möglich, wenn Produkte nicht verkauft werden und auch keinen Absatzmarkt haben (egal, aus welchen Gründen). Die deutsche Regierung hat hoch gepokert und verloren, kaum ein Land der Welt trägt die grünistisch-deutsche Sehnsucht nach Deindustrialisierung und massivem Wohlstandverlust mit. Nun ist er nun da, der Doppelwums.

  • Es sind zwar ältere Zahlen ( 2016 ) aus dem Managermagazin, aber sie zeigen deutlich woran VW krankt. www.manager-magazi...eme-a-1087862.html

  • Moin.

    Waren nicht die VW-Bosse neulich beim Bundeswirtschaftsminister?



    Was er ihnen da gesagt hat, würde mich brennend interessieren.



    Immerhin liegt nicht schon wieder eine Abwrackprämie auf dem Tisch.

    Und: eine echte Verkehrswende wird nur mit weniger Autos funktionieren. Und irgendjemand muss dann halt weniger Autos bauen.



    Ich hoffe wirklich, dass das der Anfang der Verkehrswende ist.

    Unabhängig davon bin ich überzeugt, dass wir das schaffen. (Mutti lässt grüsen;-)

    Grüße

    Jörg Kern

    • @Lernkern:

      „Mutti“ triggert. Also nochmal: Am 25.07.2017 schrieb Ingo Arzt „Das Kartell wird uns erpressen“



      taz.de/Kommentar-Z...ndustrie/!5429102/



      via @LOVANDO hatte ich damals kommentiert: „Anfänglich weit vorn bei Wind- und Solartechnologie, wurde die Entwicklung von Speichersystemen (Akkus, Wasserstoff u.ä.) scheinbar verschlafen. Aber eben nur scheinbar verschlafen, denn es wurde darauf spekuliert, dass Subventionen abgegriffen werden können für die nächsten Teilsysteme einer vernünftigen und kompletten Energiewende. Frau Merkel wird die Alternativlosigkeit schon erkennen [,war wohl die Hoffnung in den Konzernen]. Dauert alles nur zu lange, und so werden China (Staatskapitalismus mit schneller Umsetzung) und USA (sic!) mit Risikokapital-finanzierter Entwicklung das Rennen um die Individual-Mobilität machen. Und Deutschland wird Fahrräder bauen – wie einst China.“



      Heute zeigen sich die Folgen der Politik einer „Mutti“, die es verhinderte, dass die quengelnden „Kinder“ (aka deutsche Automobilindustrie) erwachsen wurden. Es gab Süßigkeiten (vulgo „Abwrackprämie") und statt der „Kinder" wurden die Lehrer*innen in Brüssel zur Ordnung gerufen.

      • @starsheep:

        der Rest - 1200 Zeichengrenze war erreicht. Passiert mir selten:



        Schon die „Abwrackprämie" (offiziell „Umweltprämie“) im Jahr 2008 zur Stützung der deutschen Wirtschaft, verkörpert durch diese innovationsscheuen Automobil-Konzerne, war ein Fehler. Allerdings sind viele deutsche Automobilverkäufer*innen damals auf Knien nach Berlin gerutscht, um Angela Merkel die Füße zu küssen. - (Meine Prognose zum Bau von Fahrädern in DE war aber wohl zu optimistisch.)

        • @starsheep:

          "der Rest - 1200 Zeichengrenze war erreicht. Passiert mir selten:"



          /



          Kl. TP: kreatv m. Abkzz, u. Interpunktion weglassen, spar'n was d. Zeug hlt, d. Lsnnen wssn schon, ws gmnt ist😉



          Mer san ja net in irgndinem Forum😁

  • Das ist keine Krise. VW wird gerade abgewickelt. Die Politik zwingt die Industrie, etwas zu bauen, was nicht gekauft wird. Punkt.

    • @Mal Nombre:

      Das sehe ich etwas differenzierter Herr Nombre. Mit SUV Stadt Panzern ließ sich lange Zeit vieeeel Geld verdienen. Nur sind jetzt die Straßen und Parkplätze voll und der Planet geplündert. Vielleicht kann ich sie ja etwas auf Gemeinwohl-Ökonomie neugierig machen …

      de.m.wikipedia.org...wohl-%C3%96konomie

  • "Denn keine andere Marke steht für die deutsche Industrie wie VW."



    Das ist falsch. VW ist ein vom Land Niedersachsen und der IG Metall dominierter Grosskonzern und damit völlig untypisch für die deutsche Industrie, die mehrheitlich aus (meist inhabergeführten) KMU besteht.

  • Oh Gott, die De-Industrialisierung kommt.



    Endlich!



    Schön wärs.

  • Immerhin muss bald keiner von uns mehr den Dauerbrenner "Fachkräftemangel" hören, das ist doch was.



    Auch die Schere zwischen Arm und Reich wird verschwinden, bald ist die nämlich zerbrochen (keinen Schnittpunkt mehr) und es gibt nur noch Arm und Reich, ohne Verbindung.



    Das wir beim Umbau der Energieversorgung die Speicher vergessen haben ist dann auch kein großes Problem mehr, Stromausfall ist ja bei Privatmenschen nur ne Unannehmlichkeit und Unternehmen für die es wirklich schlimm wäre, sind eh weg.



    Über das kränkelnde Gesundheitssystem werden wir uns irgendwann auch nicht mehr aufregen müssen, ohne Wirtschaft ist das eh unbezahlbar und wird verschwinden.



    Bürgergeld das selbe, regt sich bald auch keiner mehr drüber auf, ist wegen Unbezahlbarkeit sicher irgendwann verschwunden. Vorher werden aber noch viele die mal drüber geschimpft haben drin landen, das ist doch witzig.

    Einfach mal positiv sehen alles :-)

  • Nicht nur VW



    das Land an die Wand gefahren. Die Bundesbahn ist das beste Beispiel wie es im ganzen Land und nicht nur bei VW aussieht.



    Alles letztlich doch reichlich zu spaet. Profit bedient durch die Politik bis zum Abwinken, und jetzt beginnt das grosse Jammern.



    Der Herr "Brüning "von der FDP hilft kräftig den Wagen noch voll an die Wand zu fahren. Geschichte scheint sich zu wiederholen. Geht es den Leuten schlecht bekommt ein Autokrat die Stimmen, das scheint in Vergessenheit geraten zu sein.



    Aber man merkt es, ob Landratsämter, die Bahn oder irgend eine anderer Behörde, ueberall ist der Wurm drinnen, weil nur Guenstlingswirtschaft und Privelegien im Land sich breit gemacht haben und nicht die viel beschworene Erkenntnis für eine leistungsfähigere Wirtschaft zu sorgen. Die fängt nämlich beim Menschen an und nicht bei Erbschaften ,Finanzjongleuren.Wie bezeichnend das die Aufbewahrungsfrist für Steuerunterlagen von zehn auf acht Jahren verkuerzt wurde, da kann ja jeder im cum cum und cum ex Skandsal hoffen. Da sehe ich bei den VW Belegschaften schwarz.



    Sich für dieses Land einzusetzen fällt schwer, der sich Einsetzende ist letztlich ist nur ausgepluendertes Opfer des Profits.

  • Ein Projektverantwortlicher des Wolfsburger Autokonzerns beschrieb im privaten Gespräch den Unterschied zwischen seinem früheren Arbeitsplatz in Deutschland und der aktuellen Position in China folgendermaßen: „Früher habe ich drei Wochen auf die Antwort auf meine internen fachlichen Anfragen gewartet, hier dauert es nur drei Tage.“ Vielleicht sollte der Betriebsrat doch auch noch mal über die notwendige Produktivität im Hochlohnland nachdenken..

  • Der Markt entwickelt sich weiter, VW bleibt im Fossilzeitalter stehen, kein Wunder dass man blutet. Ein klarer Fehler des Vorstandes, hier wurden die falschen Prioritäten gesetzt.



    Und wer muss leiden? Natürlich die Mitarbeiter, es ist eine Schande.

    • @Bambus05:

      VW hatte voll auf den Umstieg auf E-Fahrzeuge gesetzt. Die Strategie ist leider nicht aufgegangen. Jetzt fehlen sowohl die Verkaufszahlen bei den Verbrennerfahrzeugen, weil man diese "abgekündigt" hat, als auch die Verkaufszahlen der BEV, weil die nur mit entsprechenden Zuschüssen gekauft werden.

      • @Martin74:

        Es ist Zeit für eine wirkliche Verkehrswende, weg vom Auto als Individualfahrzeug, hin zu Eisenbahn, Straßenbahn, kleinen Bussen, Lastenfahrrädern, Standards für den Gütertransport, der genau für diese Fahrzeuge passt. Davon sind wir leider noch sehr weit entfernt.

      • @Martin74:

        Warum schafft man es nicht, ein halbwegs bezahlbares E-Fahrzeug auf den deutschen Markt zu bringen, und warum sind die Fahrzeuge chinesischer Hersteller deutlich wettbewerbsfähiger? Und warum kosten VW-E-Fahrzeuge in China um einiges weniger als in Europa?



        Der Verbrenner als Massenfahrzeug wird sterben, man muss massiv auf andere Antriebe setzen und den Kunden ein attraktives Angebot machen.

      • @Martin74:

        "VW hatte voll auf den Umstieg auf E-Fahrzeuge gesetzt. Die Strategie ist leider nicht aufgegangen."

        Während VW zu der Zeit kriminelle Abschalteinrichtungen den betrogenen Kunden weltweit untergejubelt hat, und nach dem auffliegen von den Betrug hier alle kriminellen politisch wie bei Cum Ex geschützt wurden, hat in China längst der Wandel zur E Mobilität nicht nur begonnen, sondern der war schon längst ausgebrochen.

        Die E Strategie die sie beschreiben, diese sei nicht aufgegangen, kann absurder nicht sein.



        VW wird jetzt von der Realität überrollt, wo die Vergangenheit nur von Ignoranz und Kriminalität geprägt war. VW hat leider



        , und nicht nur VW die E Mobilität im größten Automarkt der Welt verschlafen, das jetzt ist nur die Konsequenz beim aufwachen die weh tut, und leider wie immer die falschen trifft.

        • @taz.manien:

          Das Problem ist leider breiter. Deutschland ist insgesamt nicht mehr richtig aufgestellt für das, was gerade passiert. Wir sind ein von Mechanik begeistertes (und dafür vom Weltmarkt bislang reich entlohntes) Land, das sich einem Wandel zur Elektronik als entscheidendem Wertschöpfungsfaktor gegenübersieht. Mit ausgeklügelten Fahrwerken, superpräzisen Spaltmaßen, satt "Schrumpf!"-enden Türen, immenser Lebensdauer usw. kann man zunehmend am Markt nicht mehr rechtfertigen, was es nunmal kostet, ein Auto in Deutschland zu bauen und nicht in China oder Korea. Die Software muss stimmen und der Preis. Der Rest kann ruhig etwas weniger perfekt sein oder ist Schnickschnack für's Luxussegment. Und Software und Preis kriegen insbesondere die Asiaten bis auf Weiteres besser hin.

          Der "Fehler" im System bei VW ist also weniger, dass sie altmodische Autos bauen, als dass sie immer noch so einen großen Teil davon HIER bauen. Der wird gerade schmerzhaft korrigiert. Tesla oder auch Peugeot machen es vor: Habe EINE Fabrik in Deutschland, und nutze das dort abgeschöpfte Knowhow, um anderswo viel billiger Autos zu bauen, die dadurch etwas besser werden.

  • Wer spitzt die Lage zu?



    Doch nur die Vorstände der Firmen, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben und sich jetzt Geld beim Steuerzahler holen.



    Dramatisierung.

  • Ich wundere mich, dass sich noch jemand wundert ! Es war doch klar, dass irgendwann einmal ein Ende eines Wachstums eintritt. Wer soll denn bei einer schrumpfenden Bevölkerung die Segnungen der Automatenwirtschaft noch kaufen können? Nur um der Arbeitsplätze (so SPD und Gewerkschaften) bzw. des Profits (so Anleger, Börsen und Manager) Willen immmer mehr und viel zu viel Blech auf die Strassen zu schicken ? Es war lange schon absehbar, dass der Weg des 'Immer mehr' allein ohne eine Umstrukturierung auf andere Produkte und andere Produktionsweisen eine Sackgasse ist, die keinen Gegenverkehr mehr zulässt. Es ist kein Wunder, dass bei der Wirtschaftspolitik immer gewarnt wurde vor kritischen Auguren, jetzt erleben wir, dass ein kleiner Windhauch die ganzen mühsam aufgestellten Dominosteine zum Einsturz bringt, weil es ja nicht nur die Montagehallen betrifft, sondern noch viel mehr die ganze Zulieferindustrie bis hin zu Werkstätten und Reifenhandel. Angesichts der festgestellten Tatsache, dass 2023 der CO²-Verbrauch noch einmal gestiegen ist, gäbe es da keinen Anlaß, über ein generelles Fahrverbot zu diskutieren, wenn es an dieser Stelle nicht mehr zu 'retten' gibt ?

    • @Dietmar Rauter:

      Schrumpfende Bevölkerung? Wo? Global gesehen wächst die Bevölkerung unaufhaltsam, auch in D haben wir einen neuen Höchststand erreicht. Wie man vor diesem Hintergrund von einer Stagnation reden kann, erschließt sich mir nicht. Und wenn Sie schon von Fahrverboten sprechen: Sie meinen sicher weltweit, oder?

    • @Dietmar Rauter:

      "Wer soll denn bei einer schrumpfenden Bevölkerung die Segnungen der Automatenwirtschaft"

      Die Weltbevölkerung schrumpft neuerdings? Seit wann genau ist das so?

  • Noch vor einem Jahr, die Vorzeichen waren für jeden sichtbar, der es sehen wollte, hat diese Zeitung immer wieder behauptet, dass die Deindustrialisierung Deutschlands nicht sichtbar sei.

    Ich kann mich nicht darüber freuen rechtbehalten zu haben. Schlimmer noch: VW ist nichtmal ein energieintensiver Betrieb... Hier handelt es sich schlicht um die Zerstörung heimischer Resourcen durch die Politik (aktiv, nicht nur durch fehlenden Schutz)

    • @Dr. Idiotas:

      An dieser Stelle sind wohl einerseits langjährige Fehlentscheidungen der Managements einerseits, sowie die Effekte des Endes der E-Auto-Förderung, das bekanntlich von der FDP verzapft wurde, primäre Ursachen.

      • @Kaboom:

        Da überschätzen Sie die Wirkung der deutschen Kaufprämie. So gross ist der deutsche Heimatmarkt im Vergleich zum Weltmarkt nun auch wieder nicht. Und VW verkauft weniger Autos in einem Segment, das auch mit Prämie nicht groß war.

      • @Kaboom:

        So einfach ist es nicht. Die Gegenfrage ("Was hilft es VW, wenn BYD & Co. dank weiterer Förderung ihre - bereits gefördert verbilligten - Autos in Deutschland nochmal so viel billiger verhökern können, dass sie nicht nur die teuren Stromer deutscher Hersteller sondern AUCH NOCH deren Verbrenner vom Markt drängen?") deutet an, dass die eAuto-Förderung im Binnenmarkt wirtschaftspolitisch ein nicht weniger zweischneidiges Schwert ist als umweltpolitisch. Letztlich ist es ein Rechenbeispiel, ob man damit eher die Mobilitätswende einläutet und deutsche Autohersteller durch positive Anreize ertüchtigt, sie mitzugehen - oder ob man unterm Strich einfach nur Steuergeld in Billigimporte pumpt.

        Wir haben nunmal eine Exportwirtschaft und damit wenig Hebel, um globales Dumping zu verhindern, ohne uns selbst ins Knie zu schießen. Deshalb sind solche rein nachfrageorientierten Marktanreize selten ohne massive Nachteile.

        • @Normalo:

          Sie haben sicherlich Recht bezüglich der Frage der Effekte von Subventionen.



          Ich meinte aber lediglich, dass - von jetzt auf gleich - deutlich steigende Preise für Produkte (hier durch Auslaufen der Förderung) Umsatzeinbrüche quasi zwangsläufig sind. Völlig unabhängig vom Produkt.



          Erhöhte man die Preise für Zigaretten zum nächsten 1. um 5 Euro, würde dasselbe passieren.

          • @Kaboom:

            Nuja, aber dass das so plötzlich kam, lag ja nun nicht nur an der FDP sondern primär an der Verfassungsrechtssprechung zur unzulässigen Umgehung der Schuldensperre durch "Sondervermögen", oder? Die FDP hatte vorher bei deren - wie sich rausstellte: verfassungswidriger - Einrichtung ja sogar noch mitgespielt.

            • @Normalo:

              Dochdoch, das lag sehr wohl an der FDP. Wir sind/waren in einer Rezession, was die Erklärung einer Sonderlage zwecks Aussetzung der Schuldenbremse sehr wohl gerechtfertigt hätte.



              Des Weiteren empfehlen inzwischen fast alle WiWis eine Umgestaltung der Schuldenbremse in Richtung der alten "goldenen Regel" nach der Investitionen in Infrastruktur etc. nicht in die Begrenzung der Schuldenaufnahme fallen.



              Aber gut, was soll man von einer Partei erwarten, für die Schulden relevanter sind als baufällige Brücken und Klassenzimmer, in die es hineinregnet.



              Mal ehrlich: Diese Leute sind Clowns. Wer kann die noch ernst nehmen?

  • Der Staat kann gerne VW aushelfen. Im Gegenzug wird die Firma staatlich und wird von der Börse genommen. Ansonsten kann das Unternehmen auch gerne untergehen. Die Fehler der Vergangenheit liegen am Vorstand und Management.

    • @Okti:

      VW ist "staatlich". Das Land Niedersachsen dominiert den Aufsichtsrat und hat in Verbindung mit den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat die absolute Mehrheit!

      • @Martin74:

        Das Land Niedersachsen hält 20% der Aktien und hat ein Vetorecht für Entscheidungen, welche mehr als 80% benötigen. Keine Ahnung wo Sie daraus ein "staatlich" interpretieren. Übrigens, der größte Anteilseigner ist Porsche mit 53%. Porsche war nicht staatlich als ich das letzte Mal schaute.

  • Weniger Autos zu produzieren, ist gesamtgesellschaftlich ja wünschenswert. Und für die Energiewende brauchts noch viele Hände. So gesehen müsste nur der Transformationsprozess gut moderiert werden, von der einen zur anderen Branche.



    Das Problem ist eher die Export-Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft.

  • Das wird sicher noch schlimmer. Wichtige Teile des Weltmarktes gehen Richtung E Mobility. Europäische Autos sind dabei nicht nur teuer, sondern lassen in den meisten Fällen die Interessenten völlig im Unklaren darüber, ob man nach fünf oder zehn Jahren noch Akkus für die Karren bekommt. Technisch wäre das Null Problem, doch googelt mal: ihr werdet kaum was finden. Wer zahlt für so einen Scheiss soviel mehr Geld als für MG BYD etc.? Keiner. Das Blingbling nutzloser Assistenten kann nicht über teure Preise und völlige Offenheit der zukunftsfähigkeit von VW, aber auch dem ganzen Krempel aus dem Haus Stellantis wie Opel, Citroen, Peugeot sowie Renault, BMW und Daimler hinwegtäuschen. Entweder man setzt auf veraltete Technik die selbst Äthiopien für Neuwagen verboten hat (was eventuell in ein paar Jahren nicht mehr fahren darf wegen Klima Umwelt Öl und Kriegen) oder kauft sich ein Auto was eventuell in ein paar Jahren nicht mehr fahren kann? Das ist leider ein Faktum auf dem gesamten europäischen Automarkt. Das führt zu nichts Guten.

  • Okay, wir haben alle gut vom Exportboom gelebt. Das werden wir bei unserem relativ kleinen Inlandsmarkt in vielen Bereichen auch in Zukunft müssen. Also, Ärmel hochkrempeln und effektiver, innovativer und vor allem deutlich schneller entwickeln, produzieren und agieren. Dann kann das auch nach der letzten Generation noch gemeinschaftlich mit genug Geld und gutem (grünen) Gewissen klappen

  • Sosehr ich auch den Wunsch nach guenstigerer Energie nachvollziehen kann. Wer das fordert hat den Ernst der Lage immer noch nicht verstanden. Wir koennen den Strom nicht guenstiger machen. Strom muss teuer sein, weil sonst zuviel verbraucht wird. Und weil das immer noch nicht reicht soll in Zukunft nur noch Strom verbraucht werden, wenn Sonne und Wind welchen produziert. Oder in Habeckdeutsch: "Das Stromsystem geht von inflexibler Nachfrage und ihr nachfolgender Erzeugung über in ein System flexibler Nachfrage, die variabler Erzeugung folgt."



    3 VW-Werke, das ist erst der Anfang.

    • @elektrozwerg:

      In anderen Ländern ist der Strom deutlich günstiger. Wem ist geholfen, wenn Firmen aufgrund dieses Preisunterschiedes ihre Werke in D schließen und im Ausland neu eröffnen?

  • Aber im letzten Geschäftsjahr 4,5 Milliarden Euro an seine Aktionäre ausgeschüttet unter anderen an Großaktionäre wie dem Porsche-Piëch-Clan.

    • @Andreas J:

      Das Land Niedersachsen hat dringend Geld gebraucht und der Teil der (stimmrechtslosen) "Vorzugs"-Aktionäre müssen eine Dividende erhalten, sonst werden deren Anteile in normale, stimmberechtigte Aktien umgewandelt - der Anteil des Landes Niedersachsen an VW wird dann "verwässert", sprich weniger.

    • @Andreas J:

      Warum nennen Sie nicht die rot-grüne niedersächsische Landesregierung?

      • @Strolch:

        Hatten sie jetzt Landesregierung geschrieben würde ich drauf eingehen. Aber es kommt nur plattes Rot-Grün-Bashing.

  • Man darf gespannt sein wie das ausgeht. Aber klar ist: Auf deutsche Besitzstandswahrung nimmt der Weltmarkt und insbesondere der Chinesische Markt keinerlei Rücksicht.

  • Am Ende werden die Milliarden aus der Staatskasse fließen,