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Kommentar Teilhabe für OstdeutscheSag Ja zum Quotenossi

Anja Maier
Kommentar von Anja Maier

Der Westen hatte dreißig Jahre, um zu zeigen, wie Teilhabe und Repräsentanz gerecht verteilt werden könnten. Seine Zeit ist um.

Tear down this wall: Auch heute sind nur 1,7 Prozent der Spitzenjobs von Ostdeutschen besetzt Foto: dpa

Q uotendiskussionen sind vor allem dies: anstrengend. Mit Blick auf die politische Debatte, ob es künftig für Ostdeutsche eine Quote bei der Besetzung von Führungsjobs geben soll, darf zusätzlich davon ausgegangen werden, dass diese Debatte auch hässlich wird. Denn Teilen tut weh und Klischees sind zäh. Dennoch ist es allerhöchste Zeit für ein geregeltes Stück gesamtdeutsche Gerechtigkeit.

Ein wichtiger Grund für die nach wie vor bestehende Spaltung zwischen Ost und West, für die gefährliche politische Lähmung im Osten, ist das anhaltende Gefühl der dort lebenden BundesbürgerInnen, dass dieses Land nicht das Ihrige ist. Dass die parlamentarische Demokratie, die ganze schöne Teilhabe, die sicheren und gut bezahlten Jobs weit überwiegend jenen nützen, in deren Geburtsurkunde ein Ort westlich der Elbe vermerkt ist.

Das Gefährliche: Sie haben recht, leider. Dreißig Jahre nach dem Mauerfall besetzen Ostdeutsche nur 1,7 Prozent der Spitzenjobs in diesem Land, und das bei einem Bevölkerungsanteil von 17 Prozent. So viele Einzelfälle kann es gar nicht geben, dass das alles noch Zufall sein könnte.

Dass es jetzt mal ein bisschen laut und ungemütlich für alle wird, die sich ihrer Machtposition stets sicher fühlten, ist überfällig. Selbstverständlich muss einigen genommen werden, um anderen geben zu können. Aber mal ehrlich, kann es im Jahr 2019 tatsächlich immer noch darum gehen, dass den Ostdeutschen von einer westdeutsch dominierten Elite ein winziges Stück vom Kuchen zugestanden wird? Auf keinen Fall.

Das fundamental Neue ist, dass die Ostdeutschen selbstbewusst etwas fordern. Und dass der Zeitpunkt für ihre Forderung – das Jahr der Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen – perfekt ist. Jetzt kommt es darauf an, sich nicht in Beschämungsdebatten verstricken zu lassen. Das ewige „Ihr wolltet doch den Westen“ ist über die Jahre zur billigen Staffage verkommen. Der demokratische Westen hatte dreißig Jahre, zu zeigen, wie Teilhabe und Repräsentanz gerecht verteilt werden könnten. Seine Zeit ist um.

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Anja Maier
Korrespondentin Parlamentsbüro
1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.
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56 Kommentare

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  • Solidarität und damit ein Zusammenstehen unter den Betroffenen verschiedener Diskriminierungsformen lässt sich weder mit Quoten in einem Hierarchiesystem herstellen noch damit, dass mensch am Pegida-Mob teilnimmt und gegen People of Color hetzt.



    Wer die Ursachen angehen möchte, müsste das System des Gegeneinanderauspielens und Unterdrückens erkennen und bekämpfen. Leider geht es aber vielen um ein möglichst großes Stück vom Kuchen und nicht um die Bäckerei.

  • Sicher, "der Westen" hätte 30 Jahre lang Zeit gehabt zu zeigen, „wie Teilhabe und Repräsentanz gerecht verteilt werden können", Frau Maier. Gezeigt hat er leider vor allem, wie Ausgrenzung und Unmüdigkeit gehen. Wir sind zwar immer noch ein Volk, haben aber immer noch nicht viel zu melden. Wir dürfen uns nur schöner die Zeit vertreiben jetzt. Mit Reisen und beim Shoppen etwa. Und wir dürfen uns für die mit freuen, die es (mit einigen Verrenkungen vielleicht) „geschafft“ haben, so richtig „anzukommen“ im gelobten Land. Über unser Leben selbst bestimmen dürfen wir leider immer noch nicht. Weil: Über wen sollten die Möchtegern-Alphatiere denn herrschen, wenn jeder sich selbst kontrolliert?

    Die Pyramiden werden wieder höher in Deutschland. Sehr zur Freude derer, die unbedingt jemand Besonderes werden wollen. Alle anderen müssen leider zusehen, wie sie das Gewicht derer noch tragen können, die es an irgendwelche Spitzen zieht. Es wird von Tag zu Tag schwerer, finde ich. Bin mal gespannt, wie lange das noch funktioniert.

    Dass die Ossis nun auch mitmachen wollen beim blöden Pyramiden-Monopoly, ist zwar verständlich aber trotzdem ärgerlich. Sie sollten es besser wissen, finde ich. Leider scheint das Erinnerungsvermögen der meisten Ossis auch nicht besser zu sein als das der meisten Wessis. Ist ja auch ganz schön viel verlangt, 30 Jahre lang sinnlos zu hoffen darauf, dass der angeblich Klügere ein Einsehen hat. Die meisten Wessis haben es jedenfalls 70 Jahre lang nicht durchgehalten, das Hoffnunghaben. Die sind schon ein ganzes Stück angepasster als ich. Aber nein, ich will immer noch nicht auch so werden wie die. Kann schon noch etwas dauern, bis auch ich aufgeben muss.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Ich finde das schon echt krass, wie das Problem hier im Kommentarbereich einfach geleugnet wird. Wenn keine Argumente zurhand sind, dann reichen auch ein paar dämliche Witzchen.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Ich finde, es gibt einen Unterschied zwischen der Leugnung eines Problems oder der Kritik an einem vermeintlichen Lösungsansatz.

  • April, April!

    • @Zven:

      "April, April!" (Zven)



      Ich hoffe Sie irren sich da nicht!

  • Ich Esel kapiere es jetzt erst: das war der Aprilscherz der taz!

    • @Wurstprofessor:

      Ich weiß nicht, habe heute auch drüber nachgedacht, ob es ein Aprilscherz ist, aber bei Frau Maier bin ich mir nicht so sicher, sie schreibt öfter so was.

      Und für einen Scherz ist das Thema eigentlich auch nicht wirklich geeignet.

  • Ich sage nein zu jegliche Quotenregelung!

    Keine Frauen-, Ossi- oder sonstige Minderheitenquote bitte. Und erst recht nicht nur für die gutbezahlten und sicheren Jobs.

    Bei unserer städtischen Straßenreinigung habe ich noch nie eine Frau gesehen (und auch keinen Ossi :-P) da verlangt komischerweise keiner eine Quote.

    • @Franco:

      "Bei unserer städtischen Straßenreinigung habe ich noch nie eine Frau gesehen (und auch keinen Ossi :-P) da verlangt komischerweise keiner eine Quote." (Franco)



      Ob ein Strassenkehrer nun Ossi oder Wessi ist läßt sich ja rein vom optischen Eindruck nicht sagen. Aber für den anderen von Ihnen angesprochenen Bevölkerungsanteil (immerhin 52%) könnten wir ja mal eine Quotenoffensive lostreten. Dann wäre wohl hier mindestens bis Pfingsten verschärfter Pogo angesagt. Wetten?

    • @Franco:

      Keine Frauen-, Ossi- oder sonstige Minderheitenquote bitte. Und erst recht nicht nur für die gutbezahlten und sicheren Jobs.

      Schreibt das jetzt ein westdeutscher Mann ohne Migrationshintergrund?

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Franco:

      Argumente? "Ich sage nein" ist noch keines.

      • @85198 (Profil gelöscht):

        - Weil Gleichberechtigung Chancengleichheit bedeutet und nicht Ergebnisgleichheit, ergo die gewaltsame Durchsetzung von Ergebnisgleichheit über das Ziel hinausschießt

        - Weil Quoten planwirtschaftliche Elemente sind und damit leistungsfeindlich

        - Weil sie leistungsfremde Erfolgssysteme schaffen, die zum Missbrauch einladen. Bestes Beispiel sind bestehende Quoten (wie bei den Grünen), die ganz selbstverständlich von Übergangsinstrumenten zu festen Bestandteilen der Machtstruktur werden

        - Weil sie Respekt nicht generieren sondern nur anders verteilen: Wer auch ohne Quote nach oben kommen könnte, wirden abgewertet, solche die nur mit der Quote arbeiten, aufgewertet. Am Ende hängt es doch von der Fähigkeit des Umfeldes ab - männlich wie weiblich - ob es die persönliche Stärke sehen kann/ will oder nicht.

        - Quoten schaffen in der Regel Ungerechtigkeit im Einzelfall, weil die konkrete Person, die durch Quote nach oben kommt, nicht die ist, die mal unter der Ungleichberechtigung gelitten hat und umgekehrt die Person, der dafür verzichten muss, kein Nutznießer vergangener Privilegien ist

        - Quoten gehen von der Fiktion aus, dass statistische Repräsentation dem einzelnen Gruppenmitglied irgendwas bringt. In Wahrheit nutzen sie nur der Einzelperson, die sich durch sie einem Großteil des Wettbewerbs entziehen kann.

        - Jede durchgesetzte Quote zieht weitere Quoten nach sich, weil der Trick mit der gruppenweisen statistischen Unterrepräsentation beliebig weitergespielt werden kann.

        Meinen Sie, es wäre Zufall, dass die gruppengerechte Quotenpartei schlechhin trotzdem konstant übermächtige Einzelfiguren auf ihren Schild hebt hat und die - natürlich - Joschka, Jürgen, Cem, Winfried oder Robert heißen und nicht Petra, Jutta, Antje, Claudia, Renate, Katrin oder Annalena? Statistische Quantität - so auch in dieser Aufzählung - ist noch lange keine Veränderung der Verhältnisse.

    • @Franco:

      Dann kommen Sie mal nach Berlin.



      Da sehen Sie mittlerweile Frauen bei der Straßenreinigung und als Müllkutscher.

      Ostler natürlich sowieso.

      • @rero:

        "Da sehen Sie mittlerweile Frauen bei der Straßenreinigung und als Müllkutscher." (Rero)



        Respekt! - Und wie hoch ist da die Quote?

  • @Normalo , die Frauenquote betrifft aber West- UND Ostdeutsche Frauen, im Moment nur Ostdeutsche Frauen.



    Und da sind 52% der Bevölkerung, also der Frauen, und nicht 10% wie die Ostdeutschen.

    Und selbst die Frauenquote bekommen wir nicht hin.

    • @Mutter03:

      Gerade im Osten sehen aber z.B. viele Frauen keinen Bedarf für eine Frauenquote, sind da ja schon immer so "empanzipiert".

    • @Mutter03:

      Die Aufsichtsratsquote ist da, die im öffentlichen Dienst ebenfalls. DAX-Unternehmen haben vielfach effektive Beförderungssperren für Männer verhängt und suchen händeringend nach Frauen, die willens sind, freie Führungsposten zu übernehmen, um einer staatlichen Quote auch im kopmpletten Management zu entgehen. Ein Bundesland hat bereits ein Gesetz verabschiedet, das effektiv die Parteien daran hindert, ihre Listen demokratisch zu besetzen, um nur ja mehr Frauen ins Parlament zu hieven.

      Aus meiner Sicht ist das schon ein recht ansehnliches Maß an Quotelei. Dass sie keine Ergebnisgleichheit erzielen wird, liegt auf der Hand (vor allem weil die Rollenbilder im Privatleben nicht mitziehen), aber getan wird eine Menge.

      Und jetzt kommt's: Führt man diese ganzen Ansätze konsequent weiter und dupliziert das Gesamtwerk dann nochmal für Ostdeutsche (und Leute aus anderen "strukturell benachteiligten" Regionen), Migranten, Behinderte, Menschen von geringer Körpergröße, Altersdiskriminierte etc., dann ist irgendwann für die Frage, ob der quotenmäßig auf einen Posten zu setzende Mensch auch für diesen geeignet ist, kein Platz mehr.

  • Hm, ich weiß ja nicht. Dann brauchen wir auch die Hessenquote und die Saarlandquote usw. Am Ende gibt es noch die Individualquote, also in der Form, dass jeder immer überall vertreten sein muss.

    Das ist wie Grenzzäune bauen, man kann den Kontinent oder das Land oder die Stadt oder das Haus oder die Wohnung oder das eigene Zimmer mit einem Grenzzaun versehen, am Ende wickelt man sich selber in Stacheldraht ein.

    Das führt alles zu nichts.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Genau. Alle Macht den Stärkeren.

      • @geo-gop:

        Das ganze ins Banal-Polemische zu ziehen, bringt nichts. Der Einwand, dass es mit der Argumentation über ungleiche Verteilungen ein schier endloses Feld für immer neue Quoten gibt, ist ein valider Einwand.

        Warum, denken Sie, ist es genau jetzt "Zeit", dass der Westen den Ostdeutschen mal mit hart verordneter Ergebnisgleichheit unter die diskrimninierten Arme greift? Vielleicht, weil man am Beispiel der Frauen gemerkt hat, dass das klappt?

        Wir diskutieren aktuell Frauenquoten im Management von Wirtschaftsunternehmen und auf Wahllisten. das hätten Andere gerne auch. Es gibt doch im Berufsleben nichts Bequemeres und Beruhigenderes als einen gesetzlich verbrieften Anspruch auf Erfolg kraft Gruppenzugehörigkeit. Warum also nicht mal jammern und auf die Statistik verweisen?

        Das Problem ist, dass es immer eine Statistik geben wird, die Gruppe XY irgendwo, wo es fett abzusahnen gibt, als unterepräsentiert ausweist. Wenn jetzt genug solcher Gruppen im Fahrwasser der bestehenden Quotenintiativen auch für sich Quoten durchsetzen, wird die Einführung von Quoten bei nachgewiesener statistischer Unterrepräsentation selbst zu einem Rechtsanspruch. Das kann nicht das Ziel sein, weil es absehbar die inhaltliche Qualifikation als primäres Kriterium für Führungspositionen aushebelt.

        Davon abgesehen ist der Einzelne Wessi, der es nach oben schafft, nicht notwendigerweise "der Stärkere". Er hat im Zweifel schlicht KEINEN Opferstatus, auf dem er sich ausruhen kann und damit auch keine Ausrede, es NICHT zu schaffen. Das spornt an.

        • @Normalo:

          Der zugezogene Wessi ist der/die Stärkere in Bildung, Wohlstand und Reichtum. Er übernimmt die Führung in den Gremien, den Vereinen, den Ortsverbänden und verweigert die Integration in arme Kieze, Slangs, Sprachen, Verhalten, Drogenkonsum, politischer Haltung und sozialem Selbstverständnis.

          Er bringt seine fremde Vorstellung mit und sorgt für Entfremdung. Er weiss alles besser und ist überheblich. Vernetzt sich mit seinesgleichen, bezahlt die Mieten und verdrängt die Urbewohner. So wie die Westberliner Arbeiterviertel von Wessis übervölkert wurden, weil es in Westdeutschland einfach zu langweilig war, hat sich das Verhalten auf Ostdeutschland bzw. Ostberlin ausgeweitet, weil es dort billiger war.

          Eine Quotierung nicht nur der Führungspositionen wäre die Rettung, doch wären dazu umfassende Enteignungen notwendig. Aber gehen tut alles und es kann auch Sinn machen, die innerdeutsche Völkerwanderung, den Goldrausch, friedensorientiert und auf Augenhöhe zu hinterfragen.

          • @geo-gop:

            "Der zugezogene Wessi ist der/die Stärkere in Bildung, Wohlstand und Reichtum."

            Das ist ein Klischee. Die Schulen im Osten sind nicht schlechter, die Unis sogar in der Regel besser ausgestattet. Reich ist man ohnehin nicht notwendigerweise, wenn man nach Führungspositionen strebt, und kaufen kann man die auch nicht (wenn man nicht gerade das ganze Unternehmen kauft, aber das ist wohl kaum der Regelfall im Verhältnis Ost-Manager vs. West-Manager).

            Letztlich kommt es aufs Selbstbewusstsein raus: Der (Stereo-)Typ, den Sie da beschreiben, wäre anderswo einfach nur ein abgehobener Loser, mit dem keiner redet. Warum muss man in seinem Verhalten "Stärke" sehen??

            Und wieso ist ein Westdeutscher per se ein zugereister Wessi im Osten? Wieso ist nicht der Ostdeutsche im Westen hinter SEINEM Job her?

            Vor allem aber: Wieso muss das alles schon wieder mit staatlicher Gewalt, Enteignungen und Proporz geregelt werden?? Wenn es irgendein strukturelles Problem im Osten gibt, dann die vielen Leute, die immer noch glauben, dass dieser Per-Ordre-Mufti-Blödsinn funktioniert...

            • @Normalo:

              Sicher haben Sie recht mit dem Klischee-Vorwurf, doch bedient die Studie immer wieder die Spaltung Ost-West. Statt uns spalten zu lassen, sollten wir lieber zusammen gegen diese neoliberalen Denkfabriken vorgehen, deren "Framing" das Ergebnis vorwegnimmt.

        • @Normalo:

          Menschen im Osten sind es wohl gewohnt im "Kollektiv" zu denken, daher jammern sie wohl auch gerne im regionalen Verbund/als Gruppe und nicht als einzelne Personen.

          • 8G
            85198 (Profil gelöscht)
            @Hanne:

            Jaja der Ossirassismus, auch nach 30 Jahren noch aktuell. Ich werd mir so eine Sprüche wohl noch den Rest meines Lebens anhören müssen.

            • @85198 (Profil gelöscht):

              Und ich bin als Wessi von der Treuhand - heul!

              Das hat mich ehrlich gesagt noch nie angepiekst, denn ich bin und war es nicht. Und nur, weil sie überwiegend aus dem Westen kamen, finde ich sie nicht toll - im Gegenteil.

          • @Hanne:

            Der Ansatz funktioniert genauso umgekehrt: Wenn irgendwo eine Gruppe statistisch dominiert, wird auch gerne davon ausgegangen, dass sie diese Dominanz als Kollektiv ausübt.

            Aber es wäre unfair, diese Sichtweise auf den Osten zu beschränken. Ich sehe sie mehr als ein generelles Merkmal kollektivistischer Denkmuster, auch im Westen. Sie ist auch bei den Frauenquoten am Werk, deren Antriebsquellen ich jetzt gerade nicht im Osten verorten würde.

  • Ich erinnere daran, daß viele Schlaue der DDR bereits vor Mauerbau den Rücken kehrten. 1989/1990 wanderten dann wieder vor allem diejenigen aus, die "was auf der Kirsche" hatten. Dann 2005 bis heute gehen die jungen Akademiker weg. Was dann noch dort bleibt, ist für Führungspositionen eher unqualifiziert. Meine Beobachtung.

  • 9G
    93649 (Profil gelöscht)

    Ich möchte auch eine Quote für die Besetzung von Führungspositionen für Menschen, die kleiner als 170 cm sind.

    • @93649 (Profil gelöscht):

      Sind Ossis nicht kleiner als 170 cm ? :-)

  • Ich hatte schon 1998 einen Quoten-Ossi, und habe heute immer noch einen. Ich kann nur festhalten, daß die Qualität der Quoten-Ossis im Verlauf der Zeit deutlich gestiegen ist - der aktuelle ist zum Dr. phil. promoviert und spricht ganz ohne Akzent - und kann das Quoten-Ossi-System inzwischen ohne größere Vorbehalte empfehlen.

  • Sorry, ich bin leider auch nicht dabei "Ja" zu sagen.

    Vor lauter Quoten - und es müssten entsprechend noch viel mehr beachtet werden - kommt dann wieder die Planwirtschaft samt Unfähigkeit.

    Von mir aus sollen "Ossis" immer das Recht haben, zu Bewerbungsgesprächen eingeladen werden zu müssen und von mir aus können sie auch einen entsprechenden Beirat in der öffentlichen Verwaltung haben, der dann beisitzt, aber ändern wird das vermutlich nicht viel. Das sieht man ja an der Besetzung der Stellen mit Schwerbehinderten. Die lädt man dann ein, weil man muss, es sitzt jemand zur Kontrolle dabei und dann wird i.d.R. doch der gesunde, weiße, - von mir aus Westmann - genommen. Ich denke, da sind die "Ossis" als Gesamtheit noch besser dran.

    Ja, es sind nicht alle Stellen mit den fähigsten Menschen besetzt, aber wie das zu verhindern ist, fällt mir gerade nicht ein. Dazu sind wir alle Menschen, die wiederum andere Menschen aussuchen.

    Hier, wo ich wohne arbeiten logischerweise viele "Ossi"-Menschen in Produktionsbetrieben, jetzt aber auch vermehrt Osteuropäer. Und wer schickt wen in eine andere Abteilung, um zu arbeiten, wenn Material fehlt, und wer daddelt stundenlang nur rum? Kaum zu fassen, es sind die Ostdeutschen, die die noch östlicheren (Ausländer-)Kollegen zum Arbeiten schicken und selbst z.B. Karten spielen. Wer bekommt einen Vertrag bei der Firma und wer muss nach 18 Monaten Leiharbeit trotz mehr Engagement den Betrieb wieder verlassen?

    Aber Sie meinen ja nur die höheren Posten, oder?!

  • Na, das wird dem Arbeiter im Osten aber helfen, wenn er seine Arbeit, die er ewig in der DDR ausüben konnte, verloren hat und dann von Hartz IV ohne Wegfall seiner Kontakte gelebt hat.



    Sobald die elitären Wendehälse, die es dort sowieso irgendwie geschafft haben, nun endlich in Aufsischtsräten sitzen, geht es dem gleich viel besser.



    Man merkt ja, wie heute jede ehemalige weibliche Putzhilfe mit einer Rente unter der Armutsgrenze nur so jubelt, seitdem an Frauen in Aufsichtsräten gedacht wird.

    Ach so:



    Kommt nur bitte nie auf die Idee z.B. eine Quote gegen die Altersdiskriminierung zu fordern, also, dass z.B. soundsoviel junge Menschen und soundsoviel alte Menschen in einem großen Betrieb beschäftigt werden müssten. Das könnte nämlich Arbeitslosen helfen, die in den Altersgruppen übermäßig vertreten sind. Und wir wollen doch nur den eh schon Privilegierten weiter Puderzucker in den Arsch blasen.

  • „Die“ Ostdeutschen und „die“ Westdeutschen, soso. Da werden sich beispielsweise „die“ westdeutschen AlgII-BezieherInnen aber erstaunt die Augen reiben, wenn sie hören, dass sie jetzt lange genug in Saus und Braus gelebt haben und endlich mal teilen müssen. Selbverständlich könnte auch mal die Frage gestellt werden, ob die deutlich mehr als zwei Billionen Euro, die seit der sogenannten Wiedervereinigung Richtung Osten geflossen sind, denn so ganz und gar an „den Ostdeutschen“ vorbeigeflossen sind? Vielleicht geradewegs in die Oder gekippt? Tjaja, schon ungerecht die Welt, vor allem, wenn es um „die Ostdeutschen“ geht...

  • Ich habe als Wessi die damaligen Raubzüge der Wessis im Osten nach der Wende miterleben können. Für mich war das damals nur noch zum Fremdschämen. So wie die immer noch anhaltende Überheblichkeit der Beserwessis, die sich jetzt mit der Nazikeule selbst vergötzen und natürlich nicht darüber nachdenken wollen, was da alles schief gelaufen ist.

    • @Rolf B.:

      Man kann ja gerne darüber reden was alles schief gelaufen ist. Was der Angelegenheit allerdings nicht gerecht wird ist eine auf oberflächlichem Opfer-Täter-Denken basierende Einseitigkeit, wie sie hier gerne praktiziert wird.

      Der erheblichste Unterschied wird nämlich so gut wie nie diskutiert, nämlich die Ausgangssituation die zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung vorherrschte. Da sind die Ostdeutschen mit dem Erbe des Sozialismus massiv im Nachteil. Im Nachteil sein ist dabei nicht das gleiche wie benachteiligt sein. Letzteres impliziert eine passivität, die den wahren Gegebenheiten nur sehr selten Rechnung trägt.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Die Nazikeule, die schwingen die Nazis im Osten öfter als im Westen. Und sie schlagen damit Leute tot.

      Natürlich war es ein Raubzug der damals stattgefunden hat.

      Aber Mord und Totschlag damit erklären zu wollen, was schief gelaufen, das würde ich den Rechtsanwälten der Mörder und Totschläger überlassen.

      Mein Mitgefühl und meine Empathie gilt den Angehörigen der über 200 Menschen, die seit der Wende durch Nazigewalt ermordet wurden.

      Und wenn einem gar nichts mehr peinlich ist, dann fordert man halt noch eine Quote für Ostdeutsche.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        "Natürlich war es ein Raubzug der damals stattgefunden hat."



        Welche Schlüsse ziehen Sie denn hieraus für die Praxis?

      • @88181 (Profil gelöscht):

        "Aber Mord und Totschlag damit erklären zu wollen, was schief gelaufen, das würde ich den Rechtsanwälten der Mörder und Totschläger überlassen.



        Mein Mitgefühl und meine Empathie gilt den Angehörigen der über 200 Menschen, die seit der Wende durch Nazigewalt ermordet wurden."

        Ich hoffe, Sie wollen mir nicht unterstellen, dass ich die Ursachen von Mord und Totschlag erklären wollte, denn meine Empathie gehört ebenso den Opfern der Nazigewalttäter.

        Aber Ihr Spruch unten "Für jeden Chemnitzer Nazi eine Führungsposition!" schien mir die typisch überhebliche Position eines Wessis zu sein, der sowieso alles besser weiß und stets der Gute ist.

        • @Rolf B.:

          Wessis sind aus der Sicht des kollektiven Ostens eigentlich die Bösen.

  • Erste Frage: Wie ist denn "Ostdeutscher" definiert?



    Ist jemand der vor 15 Jahren von Jena zum studieren nach München zog, eine gute Karriere hinlegte und und jetzt immer noch in Bayern wohnt in diese 1,7% als eingeflossen?



    Ist ein Kind, das 15 Jahren zur Grenzöffnung mit seinen Eltern nach Hamburg zog und jetzt eine Jenaer Firma leitet ein "Ostdeutscher"?



    Teilt man die Berliner nach Geburtsbezirk, letztem Wohnort vor Mauerfall oder aktuellem Wohnort ein?



    Oder zählt gar nur der, zu den 1,7% der nie aus dem Osten wegzug und jetzt dort eine der in geringerer Anzahl dort angesiedelten Führungsposition inne hat?



    Schwierig...

    • @Navitrolla:

      Gute Frage!

  • hum hum hum... werden die Ostdeutschen qua Geburt gezählt, oder per aktuellem Wohnort?

    Zich Millionen Ossis sind in den Westen gezogen, wil die Landschaften anfangs eben nicht geblüht haben. Wenn die Ex-Ossis im Westen Spitzenplätze einnehmen, zählt das mit?

    Viele Wessis sind auch wegen der Jobs und auch geringeren Kosten nach Osten. Zählen die auch mit für die "Ostquote"?

    So lange ich die Berechnungsbasis nicht kenne, hat die Aussage, nur ganz bös wenig Prozent, gar keine Aussagekraft.

  • Das ist leider Quatsch auf vielen Ebenen... Was ist mit Leuten die in Ostdeutschland geboren sind und an einer Westdeutschen Uni studieren?

    Ist das nun ein Ossi oder Wessi?

    Außerdem ist eine Quote nur sinnvoll wenn es eine aktive Diskriminierung gibt und hier will mir wohl niemand weißmacen das Geburtsort Dresden bei Personalern das Ausschlusskriterium sei. Die Stellenvergabe verläuft i.d.R. nach Qualifikation.

    Was demnach sinnvoll wäre ist die Bildungsmöglichkeiten zu erweitern und verbessern - vorallem auf Hinsicht der politischen Bildung ist bei objektiver Betrachtung der Realität wohl Nachholbedarf.

  • Ich bin nach der Wiedervereinigung geboren, habe zusammen mit Kommilitonen aus allen möglichen Bundesländern studiert... möchte ich jetzt in meiner Heimatregion bleiben, schaue ich mir Lohntabellen an, vergleiche Jahresentgeldzahlungen und stelle fest: scheinbar ist meine arbeit in einem Land, das es eigentlich seit fast 30 Jahren nicht mehr geben sollte immer noch weniger wert als ein paar Kilometer weiter.



    Ich sehe an meinen Eltern, dass Berufs- und Universitätsabschlüsse nicht anerkannt werden und sie trotzdem die gute und qualifizierte Arbeit leisten, die sie gelernt haben. Nur zu wesentlich günstigeren Kosten.



    Das Argument unterschiedlich hoher Lebenshaltungskosten ist doch schlicht ein Witz. Macht es für den Supermarkt oder den Telefonanbieter einen Unterschied, ob in Frankfurt a.O oder a.M eingekauft wird? Ich denke nicht.



    Solange solche offensichtliche Ungerechtigkeiten nicht überwunden werden können, brauche ich ehrlichgesagt auch keine Diskussion über meine Gefühlswelt als Ostler. Ich bin stolz und froh über das, was meine Eltern mir ermöglicht haben und komme gern aus einem kleinen Kaff, dessen Namen niemand kennt aber wenn nach fast 30 Jahren eigentlich vereinigtem Land immer noch in ost und west unterschieden wird, glaube ich nicht, dass eine Quote daran etwas ändern wird außer, dass künftig eben auch noch der schon in der Überschrift bemühte Quotenossi zur Diskriminierung beitragen würde.



    Das gleiche gilt im Prinzip auch für Frauenquoten. Eine Überreglementierung wird nicht zu mehr Gerechtigkeit führen. Sie bekämpft die Symptome für Ungerechtigkeit. Was fehlt sind klare Zeichen für ehrliche Wertschätzung und das fängt schon bei der Bezahlung an. Egal woher jemand kommt, oder welche Toilette nach dem Karneval aufgesucht wird!

    • @egon o.:

      Es geht hier wohl um Spitzenpositionen und nicht um die Bezahlung und Lebensleistung von Ostdeutschen.

      Ansonsten kann ich nur sagen, Sie verfallen genau in die Klischees vom "Jammerossi" gepaart mit "Stolz".

      Offensichtliche Ungerechtigkeiten gibt es für sehr viele Menschen, unabhängig von ihrem Geburtsort und ihrer Ausbildung.

      Im öffentlichen Dienst gibt es übrigens kaum noch oder keine Unterschiede mehr in der Entlohnung. Und bei allen anderen Arbeitsverträgen kann "der Staat" nichts dafür, dort wird frei verhandelt. Selbst der zu niedrige Mindestlohn gilt bundesweit.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Für jeden Chemnitzer Nazi eine Führungsposition!

    • @88181 (Profil gelöscht):

      kollektivschuld: das lieblingsargument der "besorgten bürger". und diese wohnen nicht nur im osten

    • @88181 (Profil gelöscht):

      um dieses Ossibild geht es doch genau in dem Artikel.



      Glückwunsch zu dieser differenzierten und rassismusfreien Ausage.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @nutzer:

        Frau Maier schrieb doch, dass es hässlich werden wird.

        Hässlich ist auch, dass eine Untersuchung zu dem Ergebnis kam, dass es im Osten für Migranten ein zehnfach höheres Risiko gibt rassistisch angegriffen zu werden.

        www.svz.de/deutsch...er-id22743697.html

        Aber Hauptsache Quote.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Das war aber nicht im Sinne der Verfasserin ;-)

          Die würde vermutlich sagen man solle keine Randgruppen gegeneinander ausspielen.^^

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @Januß:

            Irgendwas ist immer....

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Hä?

          Hier geht es darum, das Spitzenjobs in elitären Seilschaften unter sich verteilt werden und die Ossis daran keinen Anteil haben.

          Dabei geht es weniger um die Bundeskanzlerin als um die weniger exponierten aber bestens bezahlten und einflussreichen Positionen im Hintergrund.

          Also Vorstände, Intendanten, Staatssekretäre u.s.w.

          Man kann darüber streiten ob man strukturelle Korruption im Westen nun auch im Osten fördern sollte. Ein Quote wäre aber wohl erst einmal schlecht für das elitäre System an sich. Also gut.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @Sonntagssegler:

            Stimmt, Sie haben ja Recht. der Furor hat mich wieder geritten.

            Nun gut, die Elite ist eben die Elite. Und gibt die Spitzenjobs qua Inzucht weiter.

            Und weil die Elite die Elite ist und weiß Gott nicht nur Ostdeutschen den Eintritt verweigert, sondern jedem armen Schlucker bis hin zur Mittelschicht, weiß sie auch, wie sie so eine Quote zu verhindern hat.