Klimaneutraler Stahl auf der Kippe: Es steht viel auf dem Spiel
Thyssen äußert Zweifel an der Produktion von „grünem Stahl“. Das wäre ein verheerendes Signal für die Öko-Transformation.
D ie Bundesregierung steckt sehr viel Geld in die grüne Transformation der Industrie. Und sie hat auch gute Ideen, wie die Klimaschutzverträge aus dem Hause Habeck zeigen. Mit diesen Verträgen nimmt der Staat Unternehmen Investitionsrisiken ab – ist die Gewinnzone erreicht, fließt das Geld an den Staat zurück. Aber: Was ist, wenn Manager:innen oder Investor:innen trotz aller Hilfen kein Interesse an einem klimafreundlichen Umbau ihrer Produktionsanlagen haben? Einfach weil es lukrativer ist, das fossile Geschäft mitzunehmen, solange es Gewinne abwirft, und danach abzuwickeln. Oder weil ihnen Klimaschutz suspekt ist.
Das ist kein theoretisches Szenario, wie die Diskussionen um grünen Stahl von ThyssenKrupp zeigen. Der Vorstand erwägt, das Pilotprojekt für die Produktion von klimafreundlichem Stahl mithilfe von Wasserstoff aufzugeben – auch auf Druck des fragwürdigen tschechischen Investors Daniel Křetínský, der sich bei ThyssenKrupp eingekauft hat. Der Milliardär ist durch Investitionen in den Energiesektor reich geworden und steht für das Gegenteil von Klimaschutz.
Das Pilotprojekt für die Produktion von klimafreundlichem Stahl ist nicht nur für Wirtschaftsminister Habeck wichtig, der sich dafür in die Bresche geworfen hat. ThyssenKrupp soll immerhin gewaltige zwei Milliarden Euro vom Staat für die Vorzeigeproduktionsanlage bekommen. Das ist ein gute Investition. Grüner Stahl symbolisiert die Machbarkeit des klimafreundlichen Umbaus der Industrie. Jetzt droht aus dem Vorbild ein Menetekel für die Unmöglichkeit der grünen Transformation zu werden – das wäre verheerend. Der Umbau braucht positive Beispiele als Wegweiser; er wird nur gut gelingen, wenn auch viele ihn für möglich halten.
Es steht viel auf dem Spiel: Kann und soll die Bundesrepublik ein starkes Industrieland bleiben oder nicht? Wie diese Frage beantwortet wird, sollte auf keinen Fall im Ermessen eines klimaverachtenden Milliardärs liegen. Deshalb könnte ein kluger Schritt sein, dass die Bundesregierung ihm seinen Unternehmensanteil abkauft.
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