piwik no script img

Junge Linke-WählerInnenKein Herzchen für Selenskyj

Kommentar von Gunnar Hinck

Die Linkspartei konnte auch deshalb gewinnen, weil ihrer Fanbase die Ukraine egal ist. Das liegt auch an einer Infantilisierung durch Social Media.

Bei der Wahlparty der Linken in Berlin am 23. Februar Foto: Jens Gyarmaty

H eidi-Hype, Jan van Akens schönes Lächeln, eine konsequente Social-Media-Strategie, eine klare Antifa-Haltung – die Erklärungsansätze für den überraschenden Erfolg der Linkspartei sind vielfältig, und an allen dürfte etwas dran sein. Die Partei, die vor einem halben Jahr noch als politischer Insolvenzfall galt, punktete bei der Bundestagswahl besonders bei jungen Leuten: 27 Prozent der WählerInnen bis 24 Jahren gaben laut Nachwahlbefragungen der Linken ihre Stimme; sie ist damit in dieser Altersgruppe die erfolgreichste Partei.

Irritierend ist dabei, dass die JungwählerInnen die Haltung der Linkspartei in der Ukraine-Frage offenbar nicht stört. Die Linke lehnt Waffenlieferungen an die Ukraine ab und fordert stattdessen, genau, „diplomatische Initiativen“, um den Krieg zu beenden. Die Sorge vor einem „Ausverkauf des Landes an westliche Konzerne“ ist der Linkspartei offenbar wichtiger als die Gefahr, dass die Ukraine schlichtweg aufhört zu existieren. Die Partei hat es geschafft, sich als Friedenspartei zu inszenieren – ohne den unappetitlichen Beigeschmack der Putin-Nähe wie beim BSW.

Nicht wenige der neuen jungen Linke-WählerInnen dürften zu denjenigen gehören, die sich vor drei Jahren noch in gelb-blaue Fahnen gewickelt, den Spruch „Stand with Ukraine“ vor die WG-Balkonbrüstung gehängt und Ukraines Präsident Selenskyj auf Social Media ein Herzchen spendiert haben.

Hier zeigt sich die reale Gefahr einer Infantilisierung von Politik durch Social Media, denn ein drei Jahre andauernder Krieg ist offenbar zu lang für die digitale Aufmerksamkeitsspanne. Trumps Seitenwechsel zu Putin, die dramatisch gewandelte geopolitische Lage – das ist alles zu komplex, um es in den schlichten Kategorien von „Herzchen geben“ und „Daumen runter“ zu erfassen.

Dass die Linke in Fraktionsstärke in den neuen Bundestag einzieht, ist gut für die parlamentarische Demokratie und Pluralität. Aber die Gleichgültigkeit der neuen hippen Linken-WählerInnen gegenüber dem Schicksal der Ukraine ist erschreckend.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

ist Redakteur im taz-Ressort Meinung.
Mehr zum Thema

39 Kommentare

 / 
  • Ich zahle ja eigentlich gerne das Geld für unabhängigen linken Journalismus. Aber dass ich mich hier dann von dem Autor mit an den Haaren herbei gezogenen Unterstellungen beleidigen lassen muss, finde ich nicht so schön.. Was wäre denn eine wählbare Alternative mit anderer Ukraine-Position gewesen? Weiß der Autor eigentlich, dass die Linke darüber auch intern gespalten ist? Deprimierend hier sowas zu lesen.

  • Ich habe Die Linke gewählt, obwohl sie gegen die militärische Unterstützung der



    Ukraine ist.



    Alle andren Parteien wollten mir einreden, abschieben und aufrüsten wären jetzt das dringendste Gebot und der Weisheit letzter Schluss.



    Die Linkspartei hat als einzige andere Prioritäten gesetzt.



    Da fiel die Wahl nicht schwer.

  • Bißchen einfach, der Text. Ob die Wählerschaft insgesamt kein Herz für die Ukraine hat, da will ich doch einmal ein Fragezeichen hinter setzen.



    Natürlich wurde die Linke auch wegen anderer Themen gewählt, vor allem weil kaum eine andere Partei die anderen Themen außer Wirtschaft und Migration, bespielt hat. Mieten, Preise, die alltäglichen Sorgen der Leute hat die Linke aufgegriffen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit für eine linke Partei, Grüne und SPD wirkten hier ebenso kraftlos wie bei der Abgrenzung gegen Rechts.



    Und es stellt sich die Frage: ist ein Weiter-So bei Waffenlieferungen bei gleichzeitigem Festhalten an Maximalforderungen (vollständiger Abzug Russlands aus der Ukraine, am besten auch von der Krim) wirklich zielführend und erreichbar? Oder geht der Krieg einfach nur ein paar Jahre weiter, verbrennt tausende von Menschen und Milliarden von Euro? Und am Ende sind wieder ein paar Dörfer im Donbas russisch oder ukrainisch? Das kann man schon in Frage stellen, ohne Putinist zu sein.

  • Nur weil ich für glaubwürdige soziale Gerechtigkeit bin, ist mir die Ukraine nicht egal.

    So viele Fragen werden hier unterschlagen:

    Was ist mit den wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen russischen Oligarchen und westlichen Eliten?

    Warum gibt es keine wirklich wirkenden Sanktionen? Die russische Schattenflotte wurde erst JETZT - nach Forderungen der Linkspartei übrigens - sanktioniert.

    Muss der Ukrainekrieg immer in einem einfachen Entweder-Oder und mit gegenseitigen Schuldzuweisungen diskutiert werden? Wo bleibt der konziliante, plurale demokratische Diskurs hier?

    Ist es eine gute Idee, in Zeiten des Klimawandels in einen weltweiten Rüstungswettlauf einzutreten?

    Es gibt in dieser Frage überhaupt keine eindeutig "richtige" Position, die nicht ohne Opfer wäre.

    Verhandlungen mit Putin sind zugegeben unrealistisch.

    In diesem Krieg sterben mit Waffenlieferungen täglich viel zu viele Menschen.

    Zur Linken: Ich habe sie nicht gewählt, weil ich glaube, dass sie das Verteidigungsministerium erhält.

    Sondern weil ich weiß, dass wir mehr soziale Gerechtigkeit brauchen, wenn wir nicht sehr bald in einem faschistischen Land aufwachen wollen.

  • Es wäre mal interessant zu erfahren, was Sie mit "die Ukraine" meinen (in "dass die Ukraine schlichtweg aufhört zu existieren.") - Bezeichnung, Linien auf der Landkarte, aktuelle Regierung, Selenski?



    .



    Folgt wan dem link zur Linkspartei oben im Artikel, sollte es doch um das hier gehen:



    .



    》Das bedeutet für die Menschen in der Ukraine unermessliches Leid, unzählige zivile Opfer, Millionen sind auf der Flucht, die zivile Infrastruktur des Landes wird von Russland gezielt zerstört.《



    .



    Und seit wann sind Forderungen nach "diplomatischen Initiativen" infantil, Resultat "einer Infantilisierung von Politik durch Social Media, denn ein drei Jahre andauernder Krieg ist offenbar zu lang für die digitale Aufmerksamkeitsspanne"?



    .



    Oder ist es nicht doch eher ein Boomer-Ding, sowas hier 》Drei Jahre bis zur Hysterie „Woffn, Woffn, nochmal Woffn“ zu penetrieren, und die andere Hälfte der Wahrheit – Frieden, Verhandeln, Diplomatie – als unmoralisch, putinesk und insgesamt pfui aus dem Diskurs zu nehmen《 (Friedrich Küppersbusch, hier taz.de/Kueppersbus...ahlkampf/!6068332/ )?

  • Sie schreiben „Aber die Gleichgültigkeit der neuen hippen Linken-WählerInnen gegenüber dem Schicksal der Ukraine ist erschreckend.“

    Ja, das Schicksal der Ukraine und vieler Menschen in der Ukraine ist schlimm. Pro Tag sind seit dem russischen, völkerrechtswidrigen Überfall durch den Tyrannen Putin ca. 40 Menschen auf Seiten der Ukraine gestorben. Aber das Schicksal vieler Menschen in aller Welt ist mindestens genauso schlimm. Es verhungern beispielsweise täglich 3000 Kinder. Ist es nun nicht noch viel erschreckender, dass Sie in ihrem Kommentar nicht auch an diese Kinder denken. Oder an die Schicksale von Hunderten von Millionen anderer Menschen, die dem Verhungern nahe sind oder die keine Hoffnung auf ein gutes, erfülltes Leben haben, so wie Sie?

    Niemand kann jederzeit an alle Probleme dieser Welt und alle Menschen in Notlagen erinnern. Es ist schon gut, wenn jemand sich überhaupt für die Interessen und Nöte von anderen Menschen interessiert. Und nicht wie Putin und Trump nur ausschließlich an ihre eigenen Interessen denken nach dem Motto „Make Russia/America great again“. Und die Linke denkt an eine Menge Menschen, z.B. an die ärmeren Menschen in diesem Land. Sie auch?

  • Ich denke, dass machen Jungwählern, die den Kalten Krieg nicht mehr erlebt haben, die Bedeutung der Ukraine nicht bewusst ist. Außerdem ist ja Gaza das neue Kyiv...

  • "Kein Herzchen für Selenskyj" und daher keine Stimme von mir.

  • "Aber die Gleichgültigkeit der neuen hippen Linken-WählerInnen gegenüber dem Schicksal der Ukraine ist erschreckend."



    Solange man nicht weiß, dass es so ist wäre der Konjunktiv "...wäre erschreckend" besser.



    Russland eskaliert seit ca. 20 Jahren. Die unbewaffnete Diplomatie war die Ursache des Aufmarschs und des Angriffs. 50.000 Ukrainer und etliche Russen, mehrheitlich Jüngere haben diese Diplomatie mit dem Leben bezahlt. Das müssten die Jüngeren lernen.



    Was man wählt ist nie 100% was man möchte , das kann man den Jüngeren nicht vorwerfen. Naiv darf man im dem Alter auch sein. Die Fehler der jetzt Älteren haben diesen Krieg ermöglicht. Auch das kann man den Jüngeren nicht vorwerfen.

  • Viele junge Menschen wollen sich nicht bis an die Zähne bewaffnen, wie es die FDP unter Strack-Zimmermann seit Jahren in jeder Talkshow fordert. Daher haben diese sich entschieden die Linke zu wählen und die FDP wurde ins Nirvana geschickt. Den Linken Wählern jetzt eine Art Politik-ADS attestieren zu wollen ist schon starkes Stück.

  • Sie werfen der Linkspartei vor, mit Putin zu sympatisieren. Aber nicht, das keine der Parteien, das allerwichtigste Thema, nämlich Klimaschutz gar nicht erst auf der Agenda hatte, aus Angst nicht gewählt zu werden. Statt dessen biedsich die meisten bei den Rechten mit ihren Themen an. Außerdem sind das Vorwürfe von gestern, die Linken würden Putins Krieg gut heißen und unterstützen. Jeder scheint zu glauben sich in Kriegsführung auszukennen und zu wissen, was zu tun ist. Und das keine Waffen liefern zu wollen, an der sich unsere Rüstungsindustrie im übrigen eine Platinnase verdient, sei der größte Fehler den machen kann. Aber viele, wie auch ich, waren von vornherein gegen Waffenlieferungen, da ein Krieg nicht mit Waffen zu gewinnen ist. Sondern nur durch Zerstörung, Leid und Erschöpfung. Und ich verurteile den Angriffskrieg und Putins Vorgehen auf's Schärfst. Sie sollten sich lieber über jedes Mandat im Bundestag freuen, dass keinem Rechten gehört.

    • @Kirsten Petersen:

      "Aber viele, wie auch ich, waren von vornherein gegen Waffenlieferungen, da ein Krieg nicht mit Waffen zu gewinnen ist. Sondern nur durch Zerstörung, Leid und Erschöpfung."

      Also hätten wir das liefern sollen? Funfact: Leid hört nicht auf, wenn die Kriegsberichterstatter in besetzten Gebieten nicht mehr die Kamera draufhalten

  • Mal schnell abgeurteilt sowie auch in einigen Kommentaren hier. Ich bin froh, dass die Linke drin ist. Und ich habe sie statt grün gewählt. Nachdem ich gehört und gelesen hatte. Mir ist kein Populismus aufgefallen. Mir machen sie Hoffnung. Ich bin 61. Also nicht jung. Und ich bin ehemaliges Grünenmitglied.

    • @earthgirl:

      Auch ich bin über 60 und habe mit Bauchschmerzen die Linke gewählt. Es muss ein scharfer Kontrast gegen Rechts und eine konstante Betonung der Sozialpolitik besonders zum Thema Wohnraum her. Das heißt noch lange nicht, dass ich Putin toll finde und mir die Ukraine egal ist.

  • Ich würde es genau andersrum betrachten: Die Linkspartei ist derzeit die einzige nicht-(rechts)populistische Option, wenn man in der Ukrainefrage gegen Aufrüstung ist. Pazifistische Überzeugungen gibt es nun mal, und wir sollten froh sein, daß sich abseits von AfD und BSW ein Sammelbecken dafür gefunden hat.

  • Aber es wird doch an Europa vorbei verhandelt! Ich bin absolut pro Ukraine. Und Linker. Aber wenn öffentlich und medienwirksam und politisch bedeutend *keine* Friedensverhandlungen stattfinden, passiert, nun, was halt jetzt geschieht - Amerika und Russland verhandeln (im wortwörtlichen Sinne) einen „Frieden“. Europa war doch zudem 3 Jahre lang in Sachen Sanktionen und ehrlicher militärischer Unterstützung doch viel zu schwach! Was bisher geschah war die Salamitechnik eines gangränösen Bein. Der Linken nun zu unterstellen, die Ukraine sei ihr egal, ist wirklich abstrus.

  • Bis zum russischen Überfall auf die Ukraine habe ich Die Linke immer für einen notwendigen und wichtigen Teil unserer parlamentarischen Demokratie gehalten. Seit dem Überfall auf die Ukraine unterscheidet sich ihre Haltung dazu nicht wesentlich vom BSW und AFD und unterschreiten damit meine rote Linie! Schön, dass das auch mal in der TAZ betont wird.

  • Ich gehöre zu diesen jungen Wählern



    Ich habe die Linke gewählt weil es in Zeiten einer konservativen CDU und einer AFD bei 20% eine linke Opposition im Bundestag braucht!



    Ich stimme mit der Linken in vielen außenpolitischen Punkten nicht überein und finde ihr Haltung gegenüber der Ukraine mehr als problematisch. Überhaupt geht mir das Schicksal der Ukraine, die von uns von Anfang an nicht richtig unterstützt und im Stich gelassen wurde sehr nahe.



    Aber da es klar war, dass die Linke nicht Teil einer Regierung sein würde, konnte ich sie relativ guten Gewissens in die Opposition wählen.



    Es wäre mir auch lieber es gäbe eine wirklich linke Partei mit anderer außenpolitischer Ausrichtung aber man muss halt wählen was da ist.

    • @Koriander:

      Ich schließe mich der Meinung von Koriander an. Nur, den Jan von Aken habe ich so verstanden dass er nicht grundsätzlich gegen die Waffenlieferungen ist. Er moniert nur dass die Waffenindustrie sich eine goldene Nase an diesem schrecklichen Krieg verdient. Warum hat man denn die Ukraine nicht gleich vollumfänglich mit den nötigen Waffensystemen unterstützt, sondern nur mit so viel dass sie sich gerade so behaupten können?



      Vielleicht doch nur damit das Geschäft mit dem Krieg weiter brummt. Denn inzwischen rüstet ganz Europa und Russland sowieso auf. Könnte das nicht auch Kalkül der Waffen Industrie sein?



      Deshalb wäre mein Vorschlag, nur die Waffen zu produzieren die Europa und die Ukraine braucht um sich zu verteidigen und nicht einen Weltmarkt zu bedienen und Waffen z. B. an Saudi-Arabien oder auch Israel zu verkaufen.

  • "Nicht wenige der neuen jungen Linke-WählerInnen dürften zu denjenigen gehören, die sich vor drei Jahren noch in gelb-blaue Fahnen gewickelt, den Spruch „Stand with Ukraine“ ..."

    Ich finde, fähig zu sein, aufgrund neuer Sachverhalte dazuzulernen, ist nicht infantil, sondern zeugt von Klugheit. Wer nach drei Jahren Krieg in der Ukraine immer noch denkt, die Ukraine könnte diesen Krieg gewinnen, liegt meines Erachtens falsch.

    • @Piet Petersen:

      Europa ist die Lebensversicherung für die Bundesrepublik und die ukrainische Front ist ein Bollwerk gegen das imperialistische Russland - und schützt vor russischen Angriffen gegen das Baltikum, Polen und andere.

      Bereits 2014 hat Putin die Friedensordnung in Europa zerstört - wer das damals noch nicht begriffen hat -- hatte bereits im Februar 2022 die Chance diesen Erkenntnisgewinn nachzuholen.

  • Liebe TAZ Redaktion,



    Ich bin seit Jahren ein treuer Leser und danke euch für die Linke Arbeit, die ihr für unsere Gesellschaft leistet.



    Dieser Artikel ist allerdings ein Tiefpunkt und bekräftigt nur den allgemein vorherrschenden Eindruck innerhalb der Linken Szene, dass Grabenkämpfe und Spaltung aufgrund einzelner Themen immer wieder jedes Momentum unserer Community zunichte machen. Anstatt zu sagen: wir haben jetzt etwas, worauf sich aufbauen lässt (nämlich ca. 8,5%), wird versucht die Linke Bewegung zu diskreditieren. Die Probleme, die auf unsere Gesellschaft zukommen, auf Ukraine Unterstützung zu reduzieren, spielt (mal wieder) unseren politischen Gegnern in die Karten. Vor dem nahenden Techno-Feudalismus und Oligarchentum, dass in der Form von Elon Musk und Konsorten auf uns zukommt, sich im Kontext der Wahl so auf ein einzelnes Thema zu fokussieren und die WählerInnen der Linken als infantil zu diffamieren, ist mehr als undifferenziert und grenzt an Sabotage.

  • "die Gleichgültigkeit der neuen hippen Linken-WählerInnen gegenüber dem Schicksal der Ukraine ist erschreckend."

    Das halte ich für eine bösartige Unterstellung. Was will der Autor, außer selber Klicks generieren?

    Der Link zum Partei-Programm ist ja in den Artikel eingefügt - da steht nicht "die Ukraine ist uns egal", da stehen Vorschläge für ein politisches Vorgehen. Ob diese Umsetzbar sind, kann ich nicht einschätzen, aber ich fände eine fundierte Diskussion darüber gut.



    Zumindest braucht es ja eine politische Strategie, eine Perspektive, wenn man nicht mit unbegrenzten Waffenlieferungen einen Krieg am Laufen halten will, bis... wann? Angesichts der neusten Vorgehensweise von Trump ist gerade alles noch unklarer geworden.

    Die öffentliche Rhetorik der letzten Zeit erinnert mich an das was ich über den kalten Krieg weiß, und an Zeiten, die jeweils "heißen" Kriegen voraus gingen. Ich finde, das darf man schon noch Mal kritisch überprüfen wollen, ohne dass einem Gleichgültigkeit vorgeworfen wird.

    Aber ich habe die Linke nicht gewählt - ich bin ja auch nicht "hipp". Die Linken-WählerInnen, die ich kenne, übrigens auch nicht.

  • Kann mensch machen, diesen Kommentar. Ich bin weder jung noch hip, habe aber nach langem Hadern trotz der Haltung zum Ukraine-Krieg die Linke gewählt. Gerade wegen klarer (Antifa-)Haltung und nicht existenter Alternative, wenn mensch linke Politik wählen wollte; vielleicht ging es den jungen Wähler:innen da ahnlich. Oder hatte der Autor da einen anderen Wahlvorschlag?

  • Ja, es ist echt schade, dass so getan wird, als müsste die Ukraine nicht weiterhin auch militärisch unterstützt werden, um überhaupt eine Verhandlungsposition zu haben. Ohne Waffenlieferungen hätte Russland wohl binnen weniger Monate die Ukraine komplett eingenommen.

    Gleichzeitig unterstütze ich aber auch die Position, dass nicht noch mehr Geld in die Rüstung fließen darf. Wir brauchen endlich eine handlungsfähige EU durch Abschaffung der Einstimmigkeit und Aufbau eines EU-Militärs.

    Und ich habe die Linke gewählt, weil fast alle anderen ihrer Positionen sinnvoll sind. Druch die Koalition aus Union und SPD wird die AfD sehr wahrscheinlich noch stärker und was dann ab der nächsten Bundestagswahl passiert, will ich nicht wissen.

  • Ich muss zugeben, das ich die Linke genau „trotz“ dieser Einstellung zu Waffenlieferungen gewählt habe, weil ich eine linke, soziale Kraft im Bundestag haben wollte.



    Da alle anderen Parteien die Waffenlieferungen (mehr oder weniger intensiv) unterstützen, hatte ich selbst bei einer (schon vor der Wahl unrealistischen) Beteiligung der Linken an egal welcher Koalition wenig Sorge, das sie sich in diesem Punkt durchsetzen würden können.

  • Ich finde nicht, dass es besonders guter Stil ist, von den Linken-Wählern als „Fanbase“ zu sprechen oder sie als „hipp“ und „infantil“ zu diskreditieren. Zu den Schattenseiten digitaler Diskussionskultur gehören eben nicht nur die Reduktion der Meinungsäußerung auf Likes und Ähnliches, sondern auch der Hang, Andere verächtlich zu machen statt sich mit Ihnen argumentativ auseinander zu setzen. Der Ukraine-Krieg hat im übrigen auch im Wahlkampf der anderen Parteien keine besondere Rolle gespielt und man kann sich nach drei Jahren Krieg zumindest die Frage stellen, ob es wirklich noch etwas mit Verantwortungsbewusstsein zu tun hat, wenn man auf Waffenlieferungen statt auf Diplomatie setzt.

  • Hat der Autor für seine Behauptungen auch irgendwelche Beweise in Form von Quellen, Befragungen, Studien oder ist das reines Glaskugelraten? Eventuell ist es vielen Jungwählern nicht egal aber die LINKE hat trotzdem das beste Gesamtpaket? Wenn man schon die Jungwähler hier als infantil abstempelt sollte man schon auch ein Paar Anhaltspunkte für diese Vermutung mitbringen.

  • Viel Konjuktiv, der dann in "Aber die Gleichgültigkeit der neuen hippen Linken-WählerInnen gegenüber dem Schicksal der Ukraine ist erschreckend." endet. Gute Analyse!

  • "Ausverkauf des Landes an westliche Konzerne“ ist der Linkspartei offenbar wichtiger als die Gefahr, dass die Ukraine schlichtweg aufhört zu existieren. "

    Nicht nur hört die Ukraine dann auf zu existieren das Land wird an Putins loyalyste Boyaren ausverkauft und das wenige Geld was staatlicher Seite von den Gewinnen abgeschöpft wird fließt in zwei Dinge Moskau und die russische Aufrüstung für den nächsten Krieg, in dem dann die Ukrainer das Kanonenfutter stellen dürfen.

  • "Dass die Linke in Fraktionsstärke in den neuen Bundestag einzieht, ist gut für die parlamentarische Demokratie und Pluralität."



    Vielleicht ist das auch ein guter Grund für viele gewesen, die Linke zu wählen. Es war ja absehbar dass sie in keine Entscheidungsposition kommt.

  • "....weil ihrer Fanbase die Ukraine egal ist"

    Bei dem Satz war dieser Artirkl schon für mich gelaufen, nur weil man GEGEN ein Aufrüsten und FÜR Diplomatie ist, heißt das nicht, dass einem die Ukraine egal ist!

    • @PartyChampignons:

      Es muss aber beides geben, ohne Waffen (Aufrüsten) wäre die Ukraine wehrlos und Diplomatie könnte man dann ohnehin vergessen.

  • Eine dezidiert antimilitaristische Position qua pauschaliserender Diffamierung unsachlich zu diskreditieren wird den Ansprüchen eines Kommentares nicht gerecht.

  • Naja, den Jungen scheint auch sonst so mancher Inhalt egal zu sein. Wenn man van Akens Vorschläge zu anderen Themen anschaut, zumindest was ich bei Interviews mitgenommen habe, von Rente bis Migration, von Umwelt bis Fachkräfte.... da muss man schon hart ignorant sein das gut zu finden. Ich sag mal so: Tax the rich und alles wird gut? Ok, zwei Jahre vielleicht.

    • @Tom Farmer:

      was ist am konzept der umverteilung gesellschaftlichen reichtums von ganz oben nach unten und in die breite der gesellschaft falsch, wenn sie dem ziel dient, gesellschaftliche teilhabe durch soziale sicherheit für alle zu ermöglichen und die finanzierung einer ökologisch nachhaltigen transformation des industriestandortes zu bewerkstelligen? warum ist man ignorant, wenn man einen solchen ansatz gutheißt, vor dem hintergrund sozialer polarisierung, klimakrise und zunehmender vermögensungleichheit, in einem land, in dem die reichsten 10% der bevölkerung rund 60% des gesamtvermögens besitzen? und das, während der blick in die USA uns fast schon im stundentakt demonstriert, was für eine gefahr die steigende private vermögenskonzentration für das fortbestehen demokratischer verhältnisse bedeutet.

    • @Tom Farmer:

      Ich habe den Eindruck, Sie haben sich mit den Vorschlägen der Linken nicht wirklich auseinandergesetzt.



      Was die Vermögenssteuer betrifft, wir hatten diese hierzulande bis 1997. Und sie ist nicht abgeschafft sondern nur ausgesetzt. Diese soll nun wieder erhoben werden. Warum soll das ein Problem sein und was wollen Sie mit den zwei Jahren aussagen?



      Übrigens wurde in Deutschland erstmals 1893 eine Vermögenssteuer erhoben.



      Und was die Unterstützung der Ukraine betrifft, so wird diese nicht abgelehnt, aber man darf nicht nur auf Waffenlieferung aus sein. In einem der Interviews hatte Jan van Aken auch die Optionen aufgezeigt, die schon bei Kriegsbeginn bestanden, aber leider nicht genutzt wurden.

  • Keine Sorge, zum einen ist die Position der Linken etwas differenzierter als hier dargestellt. Zum anderen gibt es einige, die sie trotz dieser Position gewählt haben und nicht deswegen. Weil die Grünen bspw. Rote Linien übertreten haben. Weil es nie eine Partei gibt, die 100% passt, etc.

  • Die Behauptung des Kommentators, vielen neuen Linken-WählerInnen sei die Ukraine gleichgültig ist weder belegt, noch - in dieser Pauschalität - fair, sie ist schlicht unverschämt. Ich z.B., der ich seit Jahren links wähle, wähle sie seit Jahren trotz ihrer Haltung zu Putin und der Ukraine. Dass sich die Kreml-Fraktion von Wagenknecht von der Linken gelöst hat, bedeutet auch inhaltlich eine Erlösung von diesem ideologischen Balast, der sich auch in vielen Statements Linker PolitikerInnen zeigt.