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Gewalt gegen die PartnerinSchon wieder so ein Einzelfall

Carolina Schwarz
Kommentar von Carolina Schwarz

Der Profifußballer Jérôme Boateng wurde wegen Körperverletzung verurteilt – sehr milde. Seine Verwarnung darf für die Fußballwelt kein Freispruch sein!

Jérôme Boateng am 12. Juli 2024 im Gerichtssaal

A usnahmsweise war die Aufmerksamkeit groß, als am Freitag ein Urteil wegen häuslicher Gewalt gesprochen wurde. Dabei sind derlei Prozesse in Deutschland Alltag. Weil häusliche Gewalt in Deutschland Alltag ist. Doch im Gerichtsaal des Münchner Landgerichts ging es um Star-Fußballer Jérôme Boateng. Nach sechs Jahren und in der vierten Verfahrensverhandlung endete der Prozess gegen ihn – mit einem ziemlich milden Urteil.

Die Richterin sprach ihn zwar wegen eines Falls von Körperverletzung schuldig – demnach hat er seine Ex-Freundin im Karibik-Urlaub mit der Faust oder dem Handballen ins Gesicht geschlagen, wodurch sie ein Hämatom am Auge erlitt – beließ es aber bei einer Verwarnung. Ihm droht nun eine Geldstrafe von 200.000 Euro, die er allerdings nur dann zahlen muss, wenn er sich innerhalb der Bewährungszeit nicht an die Auflagen hält. Eine Geldstrafe auf Bewährung quasi. Hinzu kommt die Zahlung von je 50.000 Euro an zwei Vereine, die Kindern und Jugendlichen helfen.

Die Richterin beschloss, kein Zeichen gegen häusliche Gewalt und Machtmissbrauch zu setzen

Das Urteil war von vielen gespannt erwartet worden: in der Fußballwelt, der Medienbranche und bei Feminist_innen. Letztere hatten gehofft, die Verurteilung eines Profifußballers wegen häuslicher Gewalt würde eine Signalwirkung mit sich bringen. Dass nun die Zeit gekommen sei, da Sportler ihre Macht nicht mehr schamlos ausnutzen können, während Frauen mundtot gemacht werden. Dass sie sich nicht einfach freikaufen könnten, um dann weiter in Ruhe auf dem Platz zu kicken.

Doch dieses Signal bleibt aus – obwohl Boatengs Schuld festgestellt wurde. Die Richterin beschloss, kein Zeichen gegen häusliche Gewalt und Machtmissbrauch zu setzen. Stattdessen zeichnete sie das Bild eines Mannes, dem ein einmaliger Fehler unterlaufen sei. Man habe hier keinen „schlimmen Frauenschläger“. Boateng sei gegenüber seiner Ex-Freundin lediglich „einmal über Gebühr ausgerastet“, sagte sie. Ein Ausrutscher, ein Einzelfall. Die Narrative sind seit Langem bekannt.

Und es mag sein, dass Boateng nur einmal gegenüber seiner Ex-Freundin handgreiflich geworden ist. Und dass es deswegen in Ordnung ist, ihn nur zu ermahnen. Doch das ist die juristische Seite, die gesellschaftliche kann eine ganz andere sein. Denn reicht ein Schlag ins Gesicht einer Frau nicht aus, um jemandem Millionenverträge zu entziehen und ihn vom Platz zu stellen? Schließlich sind Profifußballer für viele Menschen Vorbilder. Sollten sie sich dann nicht auch wie eines benehmen?

Die Fußballwelt muss dieses Problem lösen

In jedem Fall darf die Verwarnung für Boateng für die Branche keinen Freispruch bedeuten. Denn im Profisport, und vor allem im Profifußball, herrscht ein strukturelles Problem mit Gewalt und deren Verschleierung.

Recherchen von Correctiv haben 2022 gezeigt, dass es in dem hierarchischen Verhältnis zwischen Spieler und Spielerfrau oft zu Machtmissbrauch kommt. Doch durch ihren Status und ihr Geld, aber auch durch die Armee von Mitspielern, Managern und Anwält_innen seien die Profis so gut geschützt, dass ihnen eigentlich nichts passieren könne. Den Spielerfrauen sei das bewusst, deswegen würden sie oft aus Angst schweigen.

Dieses Problem hat die Fußballwelt zu verantworten und demnach auch zu lösen. Hingucken, eingreifen, Verantwortung wahrnehmen – sollte die Devise lauten. Denn so etwas wie einen Einzelfall, so etwas gibt es nicht.

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Carolina Schwarz
Ressortleiterin taz zwei
Ressortleiterin bei taz zwei - dem Ressort für Gesellschaft und Medien. Schreibt hauptsächlich über intersektionalen Feminismus, (digitale) Gewalt gegen Frauen und Popphänomene. Studium der Literatur- und Kulturwisseschaften in Dresden und Berlin. Seit 2017 bei der taz.
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45 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Viel bedauernswerter sind in meinen Augen die Frauen, die in den „sogenannten normalen Verhältnissen“ leben, ohne Geld, ohne Lobby, mit Kindern, die sie schwer durch- oder in Sicherheit bringen können. Ausgerechnet im Fußballerklientel das Schlimmste zu vermuten, wo Frauen sich auch (zum Teil) im Starrummel sonnen oder gerne die finanziellen Annehmlichkeiten genießen, wäre ich vorsichtig (mit Vorverurteilungen oder Urteilen aus der Entfernung).



    Es kann sich u.U. auch anbieten, finanziellen Nutzen aus einer Verleumdung zu ziehen. Ich war weder dabei noch weiß ich etwas über die Aggressionen oder Kräfte einer Kickboxerin,

  • Erstaunlich, diese Reaktionen.



    Was haben sich manche aufgeregt, als Gauland einst meinte, viele wollten Boateng nicht als Nachbarn.



    Und jetzt will das gleiche Klientel, daß an Boateng ein Exempel statuiert wird, obwohl die Vorwürfe gegen ihn das gar nicht hergeben.

  • Liebe Frau Schwarz,

    Sie scheinen geradezu enttäuscht zu sein, dass viel hin und her und eine letztlich völlig überdimensionierte Ermittlung des Sachverhalts ergeben hat, dass der angeklagte Mann zwar ein Straftäter aber kein Monster ist. EIGENTLICH sollte das eher eine GUTE Nachricht sein, oder?



    Es ist nicht nur rechtlich unzulässig sondern auch gesellschaftlich brandgefährlich, Menschen für die Taten anderer büßen lassen zu wollen, nur weil man die gerade vor der Flinte hat. Zum Einen ist es willkürlich, zum Andern schwächt es die Position von Menschen, die in anderen Fällen berechtigte Anschuldigungen vorzubringen haben.

    Diese Urteil HAT daher – gerade in seinem ausdrücklich milden Strafmaß - sehr wohl eine Signalwirkung. Nur richtet sich die an Jene, die von ihren Vorverurteilungen nicht ablassen können und selbst, nachdem die sich schon als inhaltlich falsch herausgestellt haben, noch nach ihrer Vollstreckung rufen.

    Sein Sie bitte nicht Eine von denen!

  • Vielen Dank für den Kommentar! Bin aber fassungslos über die Kommentare unter dem Artikel. Hier wird relativiert was das Zeug hält und Täter-Opfer Umkehr betrieben. Für die vielen Juristen hier im Forum empfehle ich die Lektüre von Christina Clemm zum Themenkomplex Gewalt gegen Frauen. Manche Kommentare zeigen auch leider, dass vielleicht Gesetze und Prozessverfahren bekannt sind, aber nicht die Dimensionen und das wirkliche Ausmaß an Gewalt gegen Frauen. Es wird immer noch heruntergespielt, sogar lächerlich gemacht. Hier kann man leider sehr gut die typischen Abwehrphrasen lesen und viel Meinung und wenig Wissen über die tatsächlichen Zahlen und den Ernst der Lage. Nicht überraschend und dennoch enttäuschend.

    • @Mussgarnix:

      Was ist denn bitte Ihr konkretes Wissen. Ich habe seit über 20 Jahren in verschiedenen Gerichtssälen mehr Frauen erlebt, die ihre Aussage zurückgezogen haben, "weil man es noch mal versuchen" will oder zugunsten des Partners gelogen haben also solche, die das Verfahren wirklich "durchgezogen" haben.



      Wie konstruieren Sie denn die Verantwortung dafür, die bei jedem liegt außer den Frauen, oder?

    • @Mussgarnix:

      Da wird gar nix relativiert und heruntergespielt. Boateng ist verurteilt und das wirft sicher zurecht ein schlechtes Bild auf ihn. Ob Einzelfall oder nicht.



      Ein schlechtes Bild hab ich aber auch von Menschen, die ohne irgendwelche erkenntnisreichen Fakten zu kennen, Gerichtsurteile -die wie in diesem Falle sogar die Klageseite akzeptiert- in Frage stellen und quasi ein Exemple für das erlittene Unrecht Anderer statuiert sehen wollen.



      Auf den Gedanken, der Fall Boateng könnte eventuell einen Freispruch für die (Fußball-) Branche bedeuten, kann man nur kommen, wenn man Gerichten abspricht, Fälle individuell nach Fakten zu bewerten.



      Und im Übrigen ist die Begrifflichkeit des sogenannten "Narrativ vom Einzelfall" Bestandteil jeglicher Pauschalurteile über irgendwelche soziale Gruppen. Genau diese Worte les ich jedes mal, wenn jemand versucht die Straftat eines Migranten verallgemeinernd auf alle Menschen seiner Herkunft/Religion zu beziehen.

      • @Deep South:

        zum Narrativ vom Einzelfall vielleicht eine Ergänzung: JEDER einzelne Strafprozess ist immer einzig und allein bezogen auf einen EINZELFALL, der zu würdigen ist und ggf. angemessen zu ahnden.

    • @Mussgarnix:

      Man muss hier sicher zwei Ebenen sehen, zum einen den juristischen Einzelfall. Dabei gibt es in vielen Fällen erhebliche Beweisschwierigkeiten, die Frauen zeigen den Täter nicht oder erst viel später an, oft steht Aussage gegen Aussage. Boateng wurde verurteilt für das was aus Sicht des Gerichtes nachweisbar ist. Ein Fehlurteil war das wohl nicht.



      Die gesellschaftliche Dimension ist eine andere, hier ist das Strafrecht nur ein Ansatzpunkt unter vielen. Die möglichst weitgehende Vermeidung von Gewalt in Konflikten, schon von klein auf muss das Ziel sein. Und natürlich eine Kultur des Hinschauens, insbesondere wenn sich wirtschaftlich ungleiche Kontrahenten gegenüberstehen.

    • @Mussgarnix:

      Was Juristen hier moniern, ist die Tendenz, in solchen Fällen aus politischer Motivation heraus zu versuchen, in dem konkreten Angeklagten gleich das gesamte männliche Geschlecht (oder auch bestimmte Untergruppen davon) verurteilen (lassen) zu wollen. Das ist nicht nur un-rechtsstaatlich sondern hieße auch, die Fehler des Sexismus gleich nochmal zu machen.

      Ergo: Ein Schuldspruch nur um des Exempels willen trifft den Falschen. Eine überharte soziale Konsequenz nur aufgrund des Verdachts oder weil es nunmal auch deutlich besser begründbare Misshandlungsvorwürfe in anderen Fällen gibt, ist die Vorstufe zur Lynchjustiz. Jeder Fall, in dem schon der VORWURF eines Sexualverbrechens oder einer anderen Misshandlung reicht, damit in den Medien der komplette Eimer an Klischees mit vorverurteilender Selbstgewissheit über dem betroffenen Menschen ausgekippt wird, und in dem es dann nur zu einer deutlich harmloseren Verurteilung oder gar einem überzeugten Freispruch kommt, ist ein Nackenschlag für die Opfer echter Verbrechen.

      Und das wird ÜBERHAUPT NICHT besser dadurch, dass die Vorverurteiler nach so einem Urteil meinen, noch irgendwie nachkeilen zu müssen.

  • Mich irritiert folgendes:



    Wieso spielt es so eine Rolle, dass Boateng Profifussballer ist? Gut, er ist vermutlich wohlhabend, eine öffentliche Person - aber was hat das mit dem konkret angeklagten Fall zu tun?



    Weil Profifussballer (und -fussballerinnen(!)) wohl ein höheres Testosteronlevel haben als andere?



    Sortieren wir die Fälle von Beziehungsgewalt jetzt nach Berufen: Fussballer, Möbelpacker, Heizungsbauer, Forstarbeiter, heavy-Metallsänger hierhin-



    und Minigolfer, Verwaltungsangestellte, Mediengestalter und Folksänger dorthin?

    • @Monomi:

      Profifussballer in DE sind sowas wie Gladiatoren in der Moderne, respektiert, geliebt.

      Auch die haben latenterweise eine Vorbildsfunktion in der Gesellschaft.

  • "Das Gericht kam zu dem Schluss, 'dass von dem Vorwurf des notorischen Frauenschlägers nichts übrig geblieben ist', wie es die Vorsitzende Richterin Susanne Hemmerich formulierte." (ZDF.de, 19.7.2024)

    Vielleicht sollte man darüber nachdenken, ein Gerichtsurteil auch dann anzuerkennen, wenn es nicht in das eigene Weltbild bzw. das eigene (Vor-?) Urteil passt, ob es einem persönlich nun gefällt oder auch nicht. Sonst landet man ganz schnell hier:

    "Stremlau berichtet, wie am späten Nachmittag des 11. Juli aufgefallen sei, dass die Abschiebung trotz des Gerichtsbeschlusses weiter lief. Hektische Anrufe bei den Behörden. Was eine Mitarbeiterin der Ausländerbehörde Chemnitz ihr am Telefon gesagt habe, schildert Stremlau so: „Der Beschluss sei ihr bekannt, sie halte diesen aber für fehlerhaft und sei deshalb nicht daran gebunden.“



    (taz.de/Trotz-Geric...hiebung+um+jeden/)

    Rechtssprechung nach Gutshertenart nennt man sowas wohl.

    • @Josef 123:

      Nachreichung Quelle 2: "Trotz Gerichtsbeschluss ausgeflogen/ Abschiebung um jeden Preis" (TAZ 19.7.2024)

  • Ich war in meiner Jugend für eine kurze Zeit Partnerin eines Fußballers. Das war nicht nicht einmal ein Profi. Was geblieben ist, ist eine glühende Aversion gegen den Sport und ein reflexhaftes Zurückzucken wenn ein Mann auch nur Fußballfan ist, von Spielern oder Funktionären ganz zu schweigen. Die Fußballwelt verkörpert eine toxische Männerherrlichkeit mit der ich absolut nichts mehr zu tun haben will, auch vierzig Jahre nach meinen Erlebnissen nicht mehr.



    Und diese Aversion habe ich noch einmal aufgefrischt, als ich erlebt habe, wie der Trainer des Nachbarsjungen dessen Mutter angegangen ist, als diese die Notwendigkeit geäußert hat, dass ihr Sohn sich etwas mehr auf die Schule konzentriert.



    Meinen Sohn hätte dieser Trainer nie wieder gesehen. Unfassbar was diese Kerle sich anmaßen.

    • @Yemaya:

      Es ist allerdings einfach nur widerlich, wie wichtig es in der Fußballwelt immer noch ist, Jungen zu "ganzen Kerls" zu kondizionieren, die natürlich im Zweifelsfall Frauen geringschätzen, denn das gehört schließlich dazu, wenn man ein richtiger Mann sein will.

      • @cazzimma:

        So notwendig dazugehören tut es nicht. Die "ganzen Kerls", die ich kenne, halten sämtlich Geschlechtsgenossen, die Frauen nicht respektieren wollen und sie schlecht behandeln, für ganz arme Würstchen.

        Es ist eine viel grundsätzlichere Frage, ob man Menschen beibringt, sich gut zu finden, wenn sie auf Jemanden herabschauen können. Das Herabschauen ist in der Regel der leichtere Weg, mehr nicht. Ich würde mich hüten zu behaupten, dass nur Fußballer (oder nur Männer) ihn gehen.

    • @Yemaya:

      Trug irgendeiner dieser "Kerle" den Namen Jerome Boateng?

      • @Normalo:

        Sie wollen offenbar nichts verstehen.

        • @cazzimma:

          Immer wieder spannend, wie manche Leute bei nahezu jeder Gruppe "Pauschalisierungen" und "Gruppenhaftung für Taten einzelner" ablehnen, aber bei Themen, die sie selbst empören, auf solche Pauschalisierung geradezu bestehen.

        • @cazzimma:

          Ich verstehe schon, erlaube mir nur, auf den Kontext hinzuweisen. Der ist ein Strafprozess, bei dem nicht die (Männer)Welt des Fußballs sondern insgesamt vor Gericht stand sondern ein einzelner Mann, der erwiesenermaßen seine damalige Freundin geschlagen hat und dafür bestraft wird, der aber nicht Alles zu verantworten haben kann, was Andere in seinem Sport so anstellen.

          Es ist richtig, über strukturelle Probleme zu reden und nach sinnvollen, rechtsstaalich vertretbaren Lösungen zu suchen. Nur gehört das Konstruieren von Schuldvermutungen durch Assoziation nicht dazu.

  • Die "Fußballwelt" soll die Eheprobleme ihrer Spieler lösen?

    Echt jetzt?

    Vielleicht liegt es ja daran, dass mir der Sinn für die Fußballwelt fehlt, aber ich kann über die Erwartungshaltung nur den Kopf schütteln.

  • Juristisch hat nun mal weder die Frau noch der Mann, weder die angeklagte noch die klagende Person automatisch Recht. Und es muss nicht das herauskommen, was mensch zufällig gerne hätte.

    Das Arbeitsrecht setzt enge Grenzen, und davon profitieren wir alle, dass der Arbeitgeber nicht mal eben einen raussetzen kann, sondern dafür sehr klare Gründe bräuchte. Schadensersatz und Schmerzensgeld ist ein anderer Prozess.

    Am besten also den Turnschuh o.ä., wofür Boateng wirbt, genau _nicht kaufen. Das könnte an den Werbeverträgen etwas ändern.

    • @Janix:

      ...Am besten also den Turnschuh o.ä., wofür Boateng wirbt, genau _nicht kaufen. Das könnte an den Werbeverträgen etwas ändern....

      Also jemanden nachträglich nachhaltig moralisch und wirtschaftlich bestrafen für eine Tat, die vor Gericht eindeutig geklärt und bemessen wurde?

      • @Dromedar:In:

        Glücklicherweise dürfen Verbraucher*innen noch selbst entscheiden, wessen Turnschuh sie kaufen. "Moralisch und wirtschaftlich bestrafen" geht es noch eine Nummer größer? Es steht Ihnen ja frei den armen Fußballer vor dem Ruin zu bewahren und seine Turnschuhe zu kaufen.

        • @Mussgarnix:

          Natürlich ist es eine Frage des "moralischen Geschmacks", so Jemanden zu boykottieren, und das kann niemandem verboten werden. Aber hinterfragen kann man die Entscheidung schon.

          (Ich selbst würde schon deshalb keinen "Jerome Boateng"-Schuh kaufen, weil ich keine Lust habe, den Aufpreis für Sponsoring und Werbung zu latzen. Die machen den Schuh nicht besser. Aber jedem Tierchen seine bevorzugten Entscheidungsparameter...)

  • Weiter sollte auch berücksichtigt werden, dass der größte Skandal des ganzen Verfahrens die unnötig lange Verfahrensdauer ist, weil das Landgericht München beim ersten Versuch offenbar ohne jede Beachtung der StPO unbedingt ein Geständnis wollte und das Urteil dann so schlecht war, dass der BGH es nicht nur aufhob, sondern geradezu verrriss. Auf lto nachzulesen.

    Hätte damals schon die jetzige Richterin verhandelt, wäre vielleicht eine höhere Strafe verhängt worden, aber die Verfahrensdauer wirkt sich zusätzlich entastend aus, wenn sie nicht vom Angeklagten verschuldet ist, sondern - wie hier - der Justiz selbst. 0

  • Denn reicht ein Schlag ins Gesicht einer Frau nicht aus, um jemandem Millionenverträge zu entziehen und ihn vom Platz zu stellen?

    Kurz gesagt: Nein

    Lang gesagt, machen wir doch mal die gegenprobe?

    Würde ein Schlag ins Gesicht eines Mannes reichen sofern dieser mit Boateng liiert wäre?

  • Ich kann dazu den Spiegel-Podcast "NDA - Die Akte Kasia Lenhardt" empfehlen.

    • @Friedrich567:

      Das ist tragisch.



      Andererseits ist mir noch kein Fall bekannt, in dem irgendjemand mit vorgehaltener Waffe der Status "Spielerfrau" aufgezwungen wurde.

      • @Carsten S.:

        Ah ja. Und wenn jemand eingewilligt hat, Spielerfrau zu sein, darf sie verleumdet, in der Öffentlichkeit bloß gestellt, mutmaßlich misshandelt werden? Haben Spielerfrauen also weniger Rechte? Oder dürfen schlecht behandelt werden? Nach dem Motto "Selbst schuld". Nein. Einfach nein.

    • @Friedrich567:

      Auf jeden Fall. Und dann hat es sich mit dem einmaligen Ausrutscher.

  • Vielleicht weiß die Auorin es nicht besser - aber die von ihr gewünschten Neben-Sanktionen sind ja alle eingetreten, so war eine Rückkehr zu den Bayern im Gespräch, die wegen der Vorwürfe gescheitert ist. Werbeverträge sind auch ausgelaufen nicht verlängert worden - all das hat die Richterin als Grund genannt, warum das Urteil relativ milde ausgefallen ist, dazu die öffentliche Vorverurteilung über Jahre.

    • @Dr. McSchreck:

      www.kicker.de/uebe...ng-1028796/artikel und Werbevertrag mit eigener Sonnenbrillenkollektion, Vertrag bei einem österreichischen Verein . Muss diese öffentliche Vorverurteilung sein...

      • @Mussgarnix:

        ja, in Österrreich bei einem Provinzverein verdient man sicher ähnlich wie bei Bayern München oder Lyon, die international spielen.

        Das Engagement bei Bayern ist ganz klar wegen der Vorwürfe und daraus folgenden Fan-Protesten gescheitert. Sonst wäre er dort verpflichtet worden, weil man wegen Verletzungen einen Verteidiger brauchte.

        Wenn man natürlich erwartet, dass er nie wieder irgendwo arbeiten darf, dann ist noch viel Luft nach unten.

  • War zum Glück, aber aus eigener Entscheidung nie Strafrichter! But.

    Zu ehren Wunschkonzert mal Tucho:



    “Jedes Verbrechen hat zwei Grundlagen: die biologische Veranlagung eines Menschen und das soziale Milieu, in dem er lebt. Wo die moralische Schuld anfängt, kannst du fast niemals beurteilen – niemand von uns kann das, es sei denn ein geübter Psychoanalytiker oder ein sehr weiser Beicht-Priester.



    Du bist nur Geschworener: strafe nicht – sondern schütze die Gesellschaft vor Rechtsbrechern.…



    Glaub nicht an die abschreckende Wirkung eures Spruchs; eine solche Abschreckung gibt es nicht. Noch niemals hat sich ein Täter durch angedrohte Strafen abhalten lassen, etwas auszufressen. Glaub ja nicht, dass du oder die Richter die Aufgabe hätten, eine Untat zu sühnen – das überlaß den himmlischen Instanzen. Du hast nur, nur, nur die Gesellschaft zu schützen. Die Absperrung des Täters von der Gesellschaft ist ein zeitlicher Schutz.…



    Vergewissere dich vorher, welche Folgen die Bejahung oder Verneinung der an euch gerichteten Fragen nach sich zieht.

    Hab Erbarmen. Das Leben ist schwer genug.

    Ignaz Wrobel



    Die Weltbühne, 06.08.1929, Nr. 32, S. 202.“

    Sie sehen: Nein - keine Wunschkonzert •

    • @Lowandorder:

      Tuchos - Dr. jur - Merkblatt für Geschworene! Gelle



      www.textlog.de/tuc...t-fuer-geschworene

      kurz - Seien wir froh: Spekulatius & ideologische Verblendung haben zum Glück im Strafprozess nichts zu suchen - sondern die Bindung an Recht&Gesetz •



      So ersichtlich auch hier! Wollnich

  • Das Problem bleibt ein juristisches. Fussballer haben Arbeitsverträge und für dieses gilt das Arbeitsrecht. Ein "einmaliger Ausrutscher" (oder wie auch immer die Tat nun benannt werden soll) reicht für eine Kündigung nicht aus.

    Natürlich könnte der Arbeitgeber ungeachtet dessen eine Kündigung aussprechen, nur kostet das dann sehr viel Geld.

    • @DiMa:

      Daneben gibt es aber auch ein politisches, wenn ich schon den Arbeitsvertrag mit Boateng nicht kündigen kann, warum sollte ich ihm dann einen neuen geben, wie aktuell der Linzer ASK. Immerhin ist das jemand, der gerichtlich festgestellt eine Frau geschlagen hat. Möchte ich so jemanden beschäftigen?

      • @Bambus05:

        So tiefgreifend werde ich mich mit Herrn Boateng ganz bestimmt nicht auseinandersetzen. Erfolgte die Vertragsunterzeichnung beim jetzigen Verein vor oder nach dem Urteilsspruch?

        • @DiMa:

          Davor natürlich, ändert aber nichts.(Vereins-) Politik, gerade kein Jura. Die Sache ist ja nicht erst seit gestern in der Welt.

          • @Bambus05:

            "nicht erst seit gestern in der Welt"

            Dann sind Sie wohl ganz offensichtlich ein Freund von Vorverurteilungen und haben vom Grundsatz "im Zweifel für den Angeklagten" noch nichts gehört.

            In einer eins-zu-eins Situation sollte wohl eher die Rechtskraft eines Urteils abgewartet werden. Ich persönlich kann mit Herrn Boateng wenig anfangen, ich persönlich kann mit Gewalt nichts anfangen und ungeachtet dessen halte ich es für dringend notwendig, zunächst den Ausgang des Strafverfahrens abzuwarten.

            Auch die hierzu im Arbeitsrecht entwickelten Grundsätze halte ich für richtig, daher unterstütze ich die Forderung der Autorin ganz sicher nicht.

            • @DiMa:

              „In dubio pro reo“ ist ein Grundsatz aus dem StrafRECHT, offenbar lesen Sie nur quer.



              Ich muss niemanden für geeignet für mein Unternehmen halten, nur weil er nicht vorbestraft ist. Ist eine andere Ebene.

    • @DiMa:

      Sorry - warum sollte er denn letzteres?



      “Toxische Beziehung - muß frauman mehr sagen!



      &



      Warum “gebens denn überhaupt der 🐵



      Zucker? bei derart dünner Suppe!



      Dieses wohlfeile #metoo-Süppchen a 🥱 kochen ist doch negligable vom Feinsten



      Zitier erneut mal vom Kongress KritJur



      RAF-RA & ex hess.Jumi Ruppert “Plotte“ von Plotnitz: “#metoo - das ist für mich moderner Pranger!“ & feministisches Urgestein RA Claudia Burgsmüller nickt & ergänzt “ich kann es meinen Geschlechtsgenossinen nicht ersparen!



      Aber seither - anders als früher - ist eine meiner vermehrten Aufgaben - die weibliche Klientel von einem Gang zur Polizei - einer Klageerhebung abzubringen! Weil die Sachen vorne & hinten nicht stimmen!“ …anschließe mich! (die hamburger (Jugend) Straf Richterin hab schon mal ausführlich zitiert: noch krasser!)



      Aber in der taz herrscht dazu ja eine Indolenz - die schlicht erschüttert •

      • @Lowandorder:

        Viel Ignorantes, Anekdotisches, pensionierte Aussagen und auch Indolenz. Ja, Echter WOM Faktor macht sich breit. Low oh so low das Palavern über Toxizität, der neue Hypestern am pseudopsychologischen Heilpraktikerpsychologen/coachhimmel