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Generaldebatte im BundestagGetrieben von den Rechtsextremen

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Ohne die AfD wird es schwer, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen. Aber mit der AfD will es auch niemand.

Die Rechtsextremen stellen fast jeden vierten Abgeordneten im Parlament Foto: Lisi Niesner/reuters

S chon im Sommer werden die Menschen Besserung spüren, hatte Bundeskanzler Friedrich Merz in seiner ersten Regierungserklärung versprochen. Der Sommer ist da, die Regierung seit neun Wochen im Amt und die Generaldebatte zum Haushalt am Mittwoch zeigte: Was sich vor allem verändert hat, ist der Diskurs. Aber nicht zum Besseren.

Als stärkste Oppositionspartei durfte die AfD den Aufschlag machen, und Fraktionschefin Alice Weidel nutzte den Großteil ihrer gut halbstündigen Rede dazu, offen völkisch gegen Menschen mit Migrationsgeschichte zu hetzen. Von Sozialmigranten war die Rede und gar einer Transformation des deutschen Staatsvolkes durch Einbürgerungen. Der Applaus so kräftig wie nie. Die Rechtsextremen stellen fast jeden vierten Abgeordneten im Parlament.

Und wie reagierte der Bundeskanzler? Merz wehrte sich gegen die pauschale Herabwürdigung – seiner Regierung. Sich hinter die eben Verunglimpften zu stellen, kam ihm nicht in den Sinn. Wie auch? Was die schwarz-rote Regierung migrationspolitisch bewegt, entspricht dem, was die AfD schon lange fordert: kein Familiennachzug mehr, verschärfte Grenzkontrollen und das Ende schneller Einbürgerungen.

Da konnte sich der Kanzler noch so bewegt bei seinem Innenminister und beim Koalitionspartner bedanken, der SPD, die jede Verschärfung abnickt. Nicht sie geben den Takt vor, sondern die AfD. Am Donnerstag folgt der nächste Streich: Die Koalition will sichere Herkunftsstaaten künftig ohne Zustimmung von Bundestag und Bundesrat bestimmen und Menschen in Abschiebehaft den verpflichtenden Rechtsbeistand streichen.

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Neun Stimmen zu wenig

Natürlich lässt sich die AfD auch damit nicht zufriedenstellen. Weidel wird die Union weiter vor sich her treiben. Wie sehr eine Regierung die Migrations­politik auch verschärft – die Rechtsextremen werden immer noch mehr fordern. Wer ihre Forderungen übernimmt, liefert sich ihnen aus. Schon jetzt hat die AfD durch ihre Stärke die Macht, parlamentarische Kontrolle im Bundestag einzuschränken.

Ohne AfD können die beiden Oppositionsparteien Grüne und Linke keinen Untersuchungsausschuss mehr einsetzen. Dieses effektivste und schärfste Instrument, um Missstände der Regierung aufzudecken, kann das Parlament nur mit einem Quorum von 25 Prozent der Abgeordneten einsetzen. Aktuell wäre ein solcher Untersuchungsausschuss geboten, um die chao­tische Maskenbeschaffung von Jens Spahn aufzuklären.

Der Ex-Gesundheitsminister beschaffte in den ersten Wochen der Coronapandemie Masken für sagenhafte 6 Milliarden Euro – gegen Warnungen aus dem eigenen Haus und anderer Ministerien. Dabei setzte er auf seine Kontakte zu CDU-nahen Unternehmen. Spahn nutzte fast seine gesamte Redezeit am Mittwoch, um sein Wirken, das die Steuerzahler heute weitere vier Milliarden Euro kosten könnte, zu verteidigen. Transparenter wird es dadurch nicht.

Grünen und Linken fehlen neun Stimmen, um einen Untersuchungsausschuss einzusetzen. Die AfD stünde bereit, doch um welchen Preis? Mit denen, die die Demokratie schleifen wollen, demokratische Kontrolle sichern? Gerade die SPD, die ja die AfD verbieten lassen will, sollte sich der Einsetzung eines U-Ausschusses nicht verschließen. Generell kann keine demokratische Partei im Bundestag Interesse haben, der AfD Macht zuzubilligen – weder diskursiv noch institutionell. Denn die missbraucht ihre Macht bereits jetzt.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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80 Kommentare

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  • „Grünen und Linken fehlen neun Stimmen, um einen Untersuchungsausschuss einzusetzen. Die AfD stünde bereit, doch um welchen Preis? Mit denen, die die Demokratie schleifen wollen, demokratische Kontrolle sichern?“

    Ja, klar! Was denn sonst? Denn täte man es nicht, wäre demokratische Kontrolle nicht mehr gegeben, und die Afd hätte gewonnen. Oder hat sie das schon?

    Die Dysfunktionalität des Brandmauernsystems angesichts der geltenden Mehrheitsverhältnisse ist nicht mehr zu übersehen.



    Die demokratischen Parteien diskreditieren sich wider Willen jeden Tag mehr, nur, um an einem System festzuhalten, das seine Untauglichkeit längst bewiesen hat.

    Die demokratischen Parteien werden um eine sachliche Auseinandersetzung mit der Rechten nicht herumkommen.



    Das ist hier sicher nicht populär, -auch ich wünschte mir eine andere Realität.

    Mit dem Theater der letzten Jahre und vor allem Monate macht man die Rechten jedoch nur stärker, das muss man doch so langsam mal zur Kenntnis nehmen.

  • Es wird bei derBevölkerung schräg ankommen, wenn der Untersuchungsausschuss nicht aufgestellt wird. Ich bin mir nicht im klaren darüber ob es der AfD eher nützt, wenn dieser wegen der Bedenken von Linksparte und Grüne mit der AfD nicht zusammen zu arbeiten.

  • Sicher sollte der Maskendeal aufgeklärt werden, und zwar nicht durch Mutmaßungen oder mediale Bewertungen, sondern sachlich und rechtsstaatlich. Ohne Vorverurteilung.

    Allerdings: wenn Herr Spahn, weil er zu viel für Masken ausgegeben hat (mehr ist nicht belegt, sondern eben nur gemutmaßt, -ob die selben Personen dasselbe mutmaßen würden, wenn Herr Spahn ein Linker wäre?), „nicht mehr tragbar“ wäre, müsste es im deutschen Politbetrieb ziemlich einsam werden.

    Viele Entscheidungen in dieser Zeit waren falsch, unnötig, überzogen bis unmenschlich, auf allen Ebenen in Exekutive wie Legislative. In nicht legitimierten Runden wie einer MPK wurden Bürgerrechtseinschränkungen wie Gebrauchtwagenpreise verhandelt. Niemand interessiert dies heute noch, obwohl dies wesentlich schwerwiegender war als die Folgen des Handelns des Herrn Spahn. Auch die wirtschaftlichen Folgen werden noch unsere Urenkel abzahlen, wenn Herrn Spahns Deal längst aus der Portokasse bedient wurde.

    Ich frage mich: wo bleibt da die rechtschaffene Empörung? Oder schweigen wir lieber, weil man sich auch an die eigene, schuldig gewordene Nase fassen müsste?

  • Es braucht einen Untersuchungsausschuss wegen der Masken und Spahn. Der wird durch die SPD erst kommen, wenn die Presse das nächste schmutzige Detail der Masken-Affäre serviert.



    Laut FragDenStaat könnten die Mails von Tandler dazu beitragen. FragDenStaat klagt die Mails und andere Details gerade ein.

    Erstaunlich, dass dieser kleine NGO den Job macht, den Politiker schon lange hätten tun müssen. Den Maskensumpf austrocknen!



    Etliche Unternehmen, die Masken für den Bund heranschafften und jett den Bund verklagen fallen Tränen aus den Augen, weil sie nicht ungestört Millionäre werden konnten. Wo sind die Staatsanwaltschaften, die wegen Wucher anklagen? In der Schweiz geht es doch auch.

    • @Lindenberg:

      Nur wurden bei Deutschland aber in seiner repräsentativen Demokratie, nicht die Elemente der der direkten Demokratie, wie in der Schweiz verankert.



      Zum Glück haben wir aber eine kleine Möglichkeit, mit ein ganz klein wenig, Glück, die Möglichkeit Einfluss zu nehmen:



      https;www.mehr-demokratie.de 🍀

  • Spahn kann sich nicht selbst richten, das wird ein Untersuchungsauschuss tun und die Indizien, dass er der Vergehen Massmißbrauch und Korruption im Amt schuldig ist sind erdrückend. Die SPD Politiker werden den Untersuchungsausschuss fordern müssen. Spahn ist politisch nicht mehr tragbar.

    • @KLaus Hartmann:

      "Spahn kann sich nicht selbst richten, das wird ein Untersuchungsauschuss tun"



      Sofern es einen geben sollte.



      "Die SPD Politiker werden den Untersuchungsausschuss fordern müssen."



      Ach, müssen... Realpolitik, ja ja.



      "Spahn ist politisch nicht mehr tragbar."



      ...und?



      Da fielen mir noch jede Menge Namen ein, auf die das ebenfalls zutrifft, und die trotzdem noch immer mit im Spiel sind.

  • Danke für den Text, Anna Lehmann! Der Schlüsselsatz des Textes ist meiner Meinung nach Folgender:



    "Merz wehrte sich gegen die pauschale Herabwürdigung – seiner Regierung. Sich hinter die eben Verunglimpften zu stellen, kam ihm nicht in den Sinn"



    Hier wird klar aufgezeigt: Diese Regierung hat nur eine Zielrichtung: Sie will an der Macht bleiben, Probleme werden unter den Teppich gekehrt. Am Wohlergehen der Bürger dieses Landes hat diese Regierung keinerlei Interesse. Das kann man auch an den vielen gebrochenen Wahlversprechen sehen. Ich erinnere an "Schuldenbremse", "mehr netto vom brutto im Geldbeutel", "Senkung des Strompreises um mindestens 5ct" usw, usw.

    • @Heinz Kuntze:

      Ich kann mich dem nur anschließen.

      "Merz wehrte sich gegen die pauschale Herabwürdigung – seiner Regierung. Sich hinter die eben Verunglimpften zu stellen, kam ihm nicht in den Sinn"

      So klar, so einfach, so entlarvend.

  • Der Bundestag hat eine Zweidrittelmehrheit ohne die AfD



    Die Linkspartei könnte einfach mal in die Pötte kommen und wie die CDU seinerzeit für Ramelow ohne peinliches Geschachere verhindern, dass die AfD das Zünglein an der Waage ist.

  • "Was die schwarz-rote Regierung migrationspolitisch bewegt, entspricht dem, was die AfD schon lange fordert"

    In Bezug auf das Verhältnis von AfD und zumindest Teilen der CDU fallen mir folgende Zeilen aus einem Gedicht Goethes ein:

    "Halb zog sie ihn, halb sank er hin



    Und ward nicht mehr gesehn."

  • Dafür, wie Frau Weidel das Syrer ausgesprochen hat, gehörte sie des Saales verwiesen.

    • @LeKikerikrit:

      Ja, Sie haben ja vollkommen recht.



      Aber leider verweist unsere Nestlé-Julia nur Menschen mit Baskenmütze des Saales .



      So geschehen mit dem Abgeordneten Marcel Bauer.



      Für unsere Julia sind halt Baskenmützen das Feindbild, nicht Hassreden.

    • @LeKikerikrit:

      Es muss heissen "das Wort Syrer". Und weiter spricht sie von Afghanen. Vermutlich ist ihr nicht unbekannt, dass es eine sehr elegante Windhundrasse dieses Namens gibt. Aber eben Hunde.



      Ich habe es mir angetan und die Rede von Frau Weidel nochmals bis zu der benannten Stelle angehört: www.bundestag.de/m...OTU5&mod=mediathek



      So um die 10. min

    • @LeKikerikrit:

      Ich habe gerade "des Staates verwiesen" gelesen…. Wenn Wünsche wahr werden könnten…

      • @earthgirl:

        Wie oft habe ich einen Post (nicht nur) Korrektur gelesen ohne zu bemerken, dass da ein Wort fehlt bzw. Fehler enthalten ist. Überhaupt sollte man seine Texte fremdlesen lassen.



        Auch die Autoren inne taz :-)



        Warten wir es ab, bis die KI perfektioniert ist. Und wenn keine Fehler mehr vorkommen, wissen wir: 100% generierte Texte von Trumps Sprecherin Frau Leavit (oder wie sie heißt).

  • Tja, dann hängt es wohl davon ab, ob sich unter den sPD- und cdsU-Abgeordneten 9+ Menschen mit einem Gewissen finden lassen.



    => Also wird es wieder nichts mit dem Untersuchungsausschuss.

    Vielleicht ist das auch gar nicht so schlimm. Denn wenn er stattfände und anschließend, wie das immer so ist, Spahn einfach frei rauskäme, dann wäre das eigentlich noch schwerer zu ertragen als so. Nicht viel, aber vielleicht ein bisschen. Very low expectations.

  • Das hier ist ein kompliziertes Thema und eine böse Falle!

    Es wäre schön, wenn die AfD weg wäre - aber das ist sie nicht.



    Und mir scheint, man kann hier nur verlieren: entweder bekommt man den Untersuchungsausschuss - mit Stimmen der AfD - oder eben nicht, weil SPD und CDU/CSU sich nicht in die Suppe spucken lassen wollen.

    Rein hypothetisch (und natürlich unwahrscheinlich): wenn man mit den Stimmen von AfD zB Paragraph 218 abschaffen könnte. Nicht machen, weil es Stimmen der AfD sind?

    Ich habe keine Lösung, aber bei Sachthemen könnte es eventuell schwierig werden.

    Evehtuell kann man bei anonyme Abstimmungen ohne Fraktionszwang das Thema umgehen. Niemand weiss offiziell, wo die Stimmen herkommen, niemand kann sich damit brüsten, niemand könnte sich beschweren.

    Das gilt dann aber auch für Themen, welche uns weniger gefallen, zB wenn CDU/CSU und AfD gemeinsame Sache machen bezüglich der Flüchtlingsthematik.

    Ich tendiere dazu, an die Demokratie zu glauben ... und das die non-Faschisten bei einer freien und geheimen Abstimmung mehrheitlich ihr Gewissen folgen würden.

    Aber wahrscheinlich bin ich naiv!?

  • An dieser Stelle darf man getrost die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag für diejenigen in der Bevölkerung nehmen:



    Man kann davon ausgehen, dass eine Mehrheit genauer wissen will, was Spahn da getan.



    Wenn Grüne und Linke aus ästhetischen Gründen "blaue Flecken" vermeiden wollen und dafür die Nicht-Aufklärung in Kauf nehmen, üben sie Verrat an ihren Wählern.

    • @Frauke Z:

      „Man kann davon ausgehen, dass eine Mehrheit genauer wissen will, was Spahn da getan.“



      Und was hindert dann die Abgeordneten von Union und SPD daran, der Einrichtung eines Untersuchungsausschusses zuzustimmen - außer parteistrategische Spielchen und die Angst um den Machterhalt?



      Vor noch nicht langer Zeit haben wir hier noch über „Brandmauern“ diskutiert, jetzt geht es nur noch um „blaue Flecken“, die sich halt nicht vermeiden lassen? Nichts zeigt anschaulicher, wie sehr sich AFD-Narrative schon durchgesetzt haben, wohl inzwischen auch bei Gegnern dieser Partei.

    • @Frauke Z:

      Und was glaubst Du denn, was dann mit GRÜNEN und LINKEN geschieht? Die werden sofort von den einschlägige Medien zerrissen, von SPCSDU total verhetzt. Und sie würden dann der CSDU ein unschlagbares Argument liefern, dass die dann zur Zusammenarbeit mit der AfD nutzen werden.

  • Tja, selbstgewähltes Leid. Nicht Jammern sondern ändern. Dann geht es De auch wieder gut.

  • "Die AfD stünde bereit, doch um welchen Preis? Mit denen, die die Demokratie schleifen wollen, demokratische Kontrolle sichern?"

    Was für Bedingungen hat die AfD denn mit der Zustimmung zum Untersuchungsausschuss gestellt? Ein paar mehr Informationen wären sinnvoll, um die Schuldzuweisung an die AfD besser einzuordnen.

    • @Jörg Radestock:

      Die gemeinsame Abstimmnung mit der AFD wäre ein Dammburch.



      .



      Wenn Linke und Grüne bereit Sind mit der AFD zusammen zu stimmen wenn sie davon überzeugt sind, dass es die Sache wert ist, was bedeutet das für die CDSU? Die gemeinsame Abstimmung mit der AFD war das letzte x noch ein Skandal aber so würde es eine ganz neue legitimität bekommen.



      .



      Dann heißt es immer "ja wenn es in der Sache richtig ist, dann kann man ja schonmal" und was "richtig" ist das ist halt durchaus subjektiv. In diesem Fall würde ich auch sagen, ja hier geht es um etwas Wichtiges und ein Untersuchungsausschuss wäre richtig. Nur ist leider der Übergang von sehr rechten CDUlern und der AFD durchaus fließend. Da können dann auch ganz andere Dinge "richtig" oder "angemessen" sein. Und man braucht sich nicht vor einem Backlash zu fürchten wie bei der ersten Abstimmung, immerhin haben ja sogar Linke und Grüne mit der AFD gestimmt, wenn es in der Sache richtig war.

    • @Jörg Radestock:

      "Was für Bedingungen hat die AfD denn mit der Zustimmung zum Untersuchungsausschuss gestellt? "



      Vermutlich gar keine. Wer redet denn mit einer rechtsradikalen Partei?



      Die mischen sich, wo sie nichts zu sagen haben, hetzen und versuchen zu zerstören.

  • Die Verhältnisse sind, wie sie sind, der deutsche Wähler hat sie sich selbst eingebrockt … soll man die demokratische Opposition - Grüne und Linke - verurteilen, weil sie nicht genügend Gewicht auf die Waage bringt, damit ein Untersuchungsausschuss gebildet werden kann? Und weil wenigstens sie nicht die Brandmauer gegen die AfD im Parlament schleifen will?



    Nein, es ist der Wählerwille, der schlussendlich dazu führt, dass der milliardenschwere Maskenskandal um den ehemaligen Gesundheitsminister Spahn NICHT aufgeklärt wird … und die Korrumpiertheit der beiden Regierungsfraktionen, die ihre Interessen über die Verantwortung zur Aufklärung und das Wohl der Bevölkerung stellen.



    Und wer wird von all dem wieder profitieren? Die AfD. Es ist zum Davonlaufen bzw. Auswandern.

    • @Abdurchdiemitte:

      Nur haben die Wähler die Parteien gewählt, aber nicht die Brandmauer.

      Wir erleben in diesem Fall, wie die Brandmauer die klassische Oppositionsarbeit einengt.

      Man könnte sagen, die Demokratie verliert hier durch die Brandmauer.

      Und wenn die Demokratie verliert, gewinnt letztendlich die AfD.

      Die haben ja schon immer gegen das Kartell der etablierten Parteien gewettert.

      Fieses Dilemma.

      • @rero:

        So kann man es auch sehen. Wählerwille wäre dann, dass Union und AfD von vornherein koaliert hätten … und die Fronten wären klar gezogen.



        Glücklicherweise bietet sich da immer noch eine programmatisch und personell absolut ausgebrannte SPD an, sich als Mehrheitsbeschaffer von der Union am Nasenring durch die Manege führen zu lassen.



        Sollte die SPD-Fraktion in Sachen Masken-Untersuchungsausschuss noch auf dem letzten Meter umschwenken, bin ich gerne bereit, mein vernichtendes Urteil zu revidieren.

        • @Abdurchdiemitte:

          Mann muss den Wählerwillen nicht als Wunsch nach einer großen Koalition deuten.

          Eine Frontenziehung birkt immer in der Opposition das größere Problem, weil hier die Gruppe von Vorneherein kleiner ist.

          Wer gerade wen am Nasenring durch die Manege führt, wäre zu diskutieren.

          Wenn Sie Lust haben, Ihr "vernichtendes Urteil" zu hinterfragen, werfen Sie einen Blick auf die Ernennung der Richter des Verfassungsgerichtes.

          Nach traditionellem Procedere darf die SPD genauso viele nominieren wie die CDU.

          Hat aber als Partei nur etwa halbsoviel Stimmen bei den letzten Wahlen bekommen.

          Die FDP ist sogar komplett aus dem Bundestag raus.

          Das alles tastet die CDU nicht an.

          Diskutiert wird das lediglich, weil die Linke wohl die Richterplätze der FDP haben will.

          Wer wird da am Ring geführt, wenn nicht die CDU?

          • @rero:

            Nun ja, in der Zwischenzeit hat die Union nichts unversucht gelassen, die Reputation von Frau Brosius-Gersdorf nachhaltig zu diskreditieren - die Bombe hinsichtlich der Plagiatsvorwürfe erst am Morgen der Wahl (!) platzen zu lassen, ist doch ein offensichtliches internes Ablenkungsmanöver, das darüber hinwegtäuschen soll, dass etwa 60 bis 70 Unions-Parlamentarier eben als unsichere Kantonisten einzuschätzen sind. Ihnen ist diese SPD-Kandidatin schlicht zu liberal, sie üben sich - vergleichbar den MAGA-Republikanern in den Staaten - lieber in konservativer Kulturkampf-Rhetorik, um die Verbindung zu ihren ultrakonservativen, rechten Lobby-Organisationen (Lebensschützer, fundamentalistische Christen etc.) aufrechtzuerhalten.



            Da die SPD als aufgeklärter, liberaler Teil der politischen Mitte komplett am Boden liegt, wähnen sie - als eine immer stärker werdende Strömung innerhalb der Union - ihre Chance gekommen, ihre kulturkonservative Wende zunächst in den eigenen Reihen, dann gesamtgesellschaftlich umzusetzen.



            Jetzt sind sie schon in der Lage, Richterwahlen im Bundestag zu blockieren.



            Und sie glauben leider immer noch, dass der Nationalkonservatismus den Faschismus bändigen kann.

  • In Bezug auf die AfD wird uns doch ein böses Spiel vorgeführt. Die Logik, die AfD nicht mit abstimmen zu lassen, ist schon sehr fragwürdig, aber wenn dann wird dieser Abdtimmungsausschluß nicht Konsequent umgesetzt. Wenn die AfD nicht in die Abstimmungs Vorgänge einbezogen wird, ändert sich auch die Vorgabe der zu erreichenden Prozentzahlen für die Abstimmung. Dann sind nicht mehr 630 Stimmen 100 % sondern abzüglich der Stimmberchtigten 152 Stimmen der AfD also 100 % = 478. Wenn jetzt wie bei Jens Spahn für einen Untersuchungsausschuß abgestimmt wird, braucht es 25 % von 478 Stimmen, also 120 Stimmrn von SPD, Grüne und Linke - sollte wohl hinkommen.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Weil es demokratisch ist, Stimmen von Parteien, die man nicht mag, rauszurechnen?

      Beim nächsten Mal wird dann die Linke rausgerechnet?

    • @Alex_der_Wunderer:

      Und wie wollen sie verhindern, dass die AfD bei der Abstimmung dabei ist?

      • @Offebacher:

        Kann man nicht verhindern. Entscheidend ist, dass die Stimmen der rechtsextremen AfD mit ihrer furchtbaren Vorsitzenden keine Rolle spielen.

      • @Offebacher:

        Wegen schlecht sitzender Kleidung auffordern, den Saal sofort zu verlassen .

  • Mit den Aussichten, die die Regierungspolitik bietet, werden die Rattenfänger der AfD irgendwann so groß werden, dass sich die CDU bei ihr anstellt, um noch etwas vom Kuchen abzubekommen.



    Beide Parteien bedienen die Interessen der gleichen Lobby.



    Die Bevölkerung im Allgemeinen ist das glasklar nicht.



    Um die AfD zu halbieren, fehlt einem Kanzler wie Merz deutlich der Wille die Klientel-Politik, die er und seine CDU betreibt zu verändern.



    Aber dafür ist er sicher nicht im Amt.



    Wirtschaftskrise läuft, Extremismus klar auf dem Vormarsch und Kriegstüchtigkeit auf allen Kanälen.

    Das alles hatten wir schon vor hundert Jahren und das "Nie wieder" verkommt zur Farce!



    Nicht aus Dummheit, sondern mit vollem Bewusstsein.

  • " Schon im Sommer werden die Menschen Besserung spüren"



    Einzig spüre ich, dass diese Regierung ihre Wähler verarscht hat. Rekordverschuldung, kein günstigerer Strompreis, vermutlich auch bald wesentlich teurere Krankenkassen- und Pflegeversicherungsbeiträge.



    Die AfD wirds freuen, holt sie sich doch so immer noch mehr Wähler - furchtbar.

  • Die Haltung der Sozis ist kaum nachvollziehbar. Spahn ist bereits jetzt eien Belastung für die Koalition und will trotzdem das Ding rotzfrech aussitzen. Natürlich (wie immer bei der Union) mit dem Kalkül, dass irgendwann Gras über die Sache gewachsen ist und der Weg frei wird zu neuen Ministerposten oder gar zur Kanzlerkandidatur. Köchelt die Sache allerdings noch weiter geht das auch mit der SPD nach Hause. Traut man es der Union angesichts der bekannten machtversessenen Kaltschnäuzigkeit nicht zu, Spahn zu hinterfragen, so versagt hier die SPD (einmal mehr).



    Versandet das Ganze im Ausschuss (wie meistens) muss es nicht Schuld der Sozis sein, kommt es zur einzig plausiblen Konsequenz (Spahn geht oder wird gegangen) hat man für ein Stück mehr politische Selbstreinigung gesorgt.



    Koalitionstreue heißt nicht, einem unhaltbaren Fraktionsvorsitzenden die weitere Karriere zu sichern. Wie übrigens auch nicht, einem ehemaligen Kanzler angebliche Erinnerungslücken völlig kritiklos abzukaufen. Was da wohl Kurt Schumacher zu sagen würde?

  • thank you good post.

  • Also muss der Quotenschlüssel ohne die Stimmen der AfD umgerechnet werden, alles andere wäre inkonsequent. Somit nicht mehr 25 % von allen 630 Stimmen der Parlamentarier, sondern abzüglich der 151 Stmmen der AfD - macht 471 berechtigte Stimmen 100 % davon 25 % = 120 Stimmen , SPD 120 Stimmen, Grüne 85 und Linke 64 macht 269 Stimmen für einen Untersuchungsausschuss. Fertig aus die Maus - oder will man hier die Bevölkerung jetzt 4 Jahre lang verarschen ?

    • @Alex_der_Wunderer:

      Das Grundgesetz sieht ein Quorum von einem Viertel des Bundestages vor. Da steht nicht: Ohne die Mitglieder der AFD -Fraktion. Solange die Regierungsfraktionen stehen, geht es also nur mit der AFD. Ob man das inkonsequent findet (warum eigentlich?), ist unerheblich.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Wer könnte entscheiden, dass das ab jetzt so gemacht wird? Ich gehe davon aus, dass man dafür eine Mehrheit im Parlament benötigt. Und da müssten union und spd mitstimmen. Die wollen aber offensichtlich den Untersuchungsausschuss nicht, sonst könnten sie ihm ja auch jetzt schon zustimmen.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Kleine Zahlenkorrektur 630 Stimmberechtigte Parlamentarier minus 152 AfD ler . Also 478 [ 100 % ] berechtigte Abstimmungsstimmen, davon 25 % macht mindestens 120 Stimmen von SPD ,Grüne und Linke für einen Untersuchungsausschuß werden benötigt.

  • Ein klassisches Dilemma. Heute morgen wurde im DLF-Interview eine Politikerin der Grünen (oder LInken, kann mich nicht genau erinnern) mit genau diesem Dilemma konfrontiert: Untersuchungsausschuß mit AfD-Stimmen, oder kein UA und Spahn kommt ungeschoren davon. Die Antwort war wie erwartet schwach, die SPD sollte sich an ihr Gewissen erinnern und dem UA zustimmen. Worauf der Moderator richtigerweise darauf hingewiesen hat dass die SPD in der Regierung ist und selbige wohl nicht gefährden will und wo die Logik der Argumentation hier sei. Hier gibt es kein gut und böse, sondern Pragmatismus ist gefragt. aber damit scheinen Linke und Grüne nicht gut, oder besser überhaupt nicht, umgehen zu können. Ich schätze mal dass das die erste moralische Zerreißprobe ist, und weitere werden folgen.

    • @Gerald Müller:

      Ich glaube zwar nicht an ein Rückgrat oder Gewissen bei der sPD, aber sie würde die Regierung nicht gefährden. Es geht ja vor allem erstmal nur um Spahn.



      Im Gegenteil würde so etwas sogar die Regierung, genauer gesagt: die Demokratie, stärken. Denn genau solche Affären sind es, die Politikverdrossenheit schaffen. Und die ist nicht umsonst die beste Treibfeder für den auf uns zurollenden Rechtsexremismus.



      Wenn endlich mal ein Politiker Mut und eine moralische Verpflichtung fühlen würde, würde das Eindruck auf viele machen.

      • @Jalella:

        "Im Gegenteil würde so etwas sogar die Regierung, genauer gesagt: die Demokratie, stärken. Denn genau solche Affären sind es, die Politikverdrossenheit schaffen."



        Tja, theoretisch.



        Dummerweise existiert diese Politikerverdrossenheit, weil diese ebenjende Problematik komplett ignorieren.

      • @Jalella:

        Untersuchungsausschuss einzurichten, ist Oppositionsarbeit.

        Die SPD ist nicht Opposition.

        Fallen Sie echt auf den Trick rein, den fehlenden Pragmatismus von Linke und Grünen auf die SPD abzuwelzen?

        Wenn die Linke und die Grünen sich so moralisch verpflichtet fühlen würden, würden sie mutig sagen, ja, wir machen keinen, das ist uns die Brandmauer wert.

        Das hätte mir mehr imponiert als dieses moralisierende Reinziehen der SPD.

      • @Jalella:

        Selbst wenn es "nur um Spahn" ginge, der ist, obwohl ich nicht weiß warum, in der CDU eine wichtige Persönlichkeit. Er muss auch in der Fraktion Unterstützer haben, sonst wäre er nicht zum Vorsitzenden gewählt worden.

        So jemand kann Merz nicht einfach "opfern", er steht ja in seiner "Blase" schon genug in der Kritik, weil er den "Roten" angeblich so viele Zugeständnisse gemacht hat.

        Würde darüber die Regierung platzen, gäbe es Neuwahlen, die bei den jetzigen Umfragen auch die CDU nicht riskieren möchte - und die SPD erst recht nicht.

        Ich weiß auch nicht, ob die SPD durch so ein Verhalten an Glaubwürdigkeit gewönne. Dafür haben sie selbst zu oft ihre eigenen Leute aus dem Feuer geholt, wenn die Mist gebaut hatten.

        Ich erinnere an das klaglose Hinnehmen von Scholz' "Erinnerungslücken" beim Cum-Ex-Prozess, Stefan Weils Gehaltsaffäre oder dass Frau Schwesig sich aus ihren Nordstream-Verschlingungen problemlos heraus winden konnte.

  • Ist es dann nicht so, dass die CDU, allen voran Spahn, von der AfD in ungeahnter Weise profitiert ?

    Gibt es da nicht nur eine Lösung: Die CDU selbst stellt den Antrag auf einen PUA damit es die Stimmen der AfD nicht braucht ?

    Denn eines ist der CDU sicher absolut klar:



    Sie ist erpressbar. Völlig wehrlos. Nackt.



    Absolut erpressbar.

    Aber davon ab muss man wohl feststellen, dass der Bundestag und somit auch unsere Regierung kaputt ist.



    Total kaputt.



    Unreparierbar.

    • @Bolzkopf:

      Wieso, unsere Regierung regiert doch.

    • @Bolzkopf:

      Hallo Bolzkopf. Ihr Kommentar interessiert mich, da ich ihn nicht verstehe. Wäre es möglich, dass Sie das erklären? Konkret: Warum gibt es nur die Lösung, dass die CDU selbst den Antrag stellt, warum nicht die SPD?



      Inwiefern ist die CDU erpressbar und nackt? Warum soll der Bundestag UND die Regierung "kaputt" und "unreparierbar" sein? Ich möchte wirklich nicht despektierlich klingen, nur Ihre recht absolut klingende Sicht näher verstehen. Vielen Dank im Vorraus :)

      • @drum:

        1.) Weil nur die CDU ohne die Stimmen der AfD die nötige Zahl von Abgeordneten zusammenbekommt.



        2.) Weil die SPD jederzeit umfallen könnte



        3.) weil die AfD eine Sperrminorität hat und die demokratischen Parteien vor sich her treibt ...

    • @Bolzkopf:

      Ich höre Ihren Jubel.



      Aber seien Sie sicher: 75 % der Wählerschaft in D wissen nach der Rede von A. Weidel im BT: nie, nie, nie mit der.

      • @LeKikerikrit:

        Jubel?



        Das verstehe ich. Die Geräusche unterscheiden sich ja schließlich kaum von denen der tiefen Verzweifelung (in der ich tatsächlich stecke)

      • @LeKikerikrit:

        Weidel ist für jedes jedes jedes Amt ungeeignet. Allerdings wird sie bei Handlungsfähigkeit der AgD im Bundestag zügig durch Leute wie Höcke und dessen Zöglinge ersetzt werden.

  • "Mit in die Verantwortung nehmen" darf man die Faschisten nicht - ehe man sich's versieht, haben sie die Macht erobert und dann gnade uns Gott. Die führen keinen irgendwie "normalen" politischen Diskurs, die hetzen und verachten die demokratischen Vorgänge - und täuschen wir uns nicht, der Faschismus hat für unsereins eine böse Fratze, aber für viele ist das eine hoch attraktive Erscheinung - und einmal den Rattenfängern verfallen, geht's kaum mehr zurück, sondern immer tiefer in den Hass und die Verachtung des "Parteienstaats" und der "etablierten Parteien" - früher waren das die "Systemparteien". Die sind verdammt gefährlich, unterschätzen wir sie bloß nicht !h

    Ein Verbot tut not !

  • Die Spezialdemokraten machen vieles, vieles wieder einmal falsch, aber mit Sicherheit werden sie keinen Ausschuss zustimmen, der die Machenschaften eines Spahn untersucht.

  • "Mit denen, die die Demokratie schleifen wollen, demokratische Kontrolle sichern?"

    151 Abgeordnete lösen sich nunmal nicht in Luft auf. Priorität sollte sein das Parlament funktionsfähig zu erhalten, dazu gehören auch Ausschüsse.

    In ganz Europa ist es bisher nicht gelungen rechte Parteien im Parlament durch Ausgrenzung klein zu halten. Da wird Deutschland ganz sicher nicht den Anfang machen.

    Eine Kooperation in Sachfragen bedeutet auch nicht gleich das Ende der Demokratie, es gilt das Land für die gegenwärtigen Herausforderungen richtig aufzustellen und wenn dabei auch aus der rechten Ecke Zustimmung kommt ist das akzeptabel und kein Weltuntergang. Nennt man auch "mit in die Verantwortung nehmen".

    Bei der heutigen Weltlage ist Pragmatismus angebracht, nicht Ideologie und erst recht keine parlamentarischen Grabenkämpfe.

    Wenn die Parteien die rechten Kräfte eindämmen wollen, dann müssen sie Politik machen die für die Menschen auch positive Auswirkungen hat und die direkt vor Ort spürbar ist. Wenn das nicht angegangen wird, dann bleibt nichts übrig als mit dem rechten Rand zu leben. Gelingt in anderen Ländern auch, teilweise sogar erstaunlich gut. Pluralismus halt!

    • @Sam Spade:

      Ich teile Ihre Forderung nach mehr Pragmatismus und weniger ideologisch geleiteter Schaufensterpolitik. Dann würde es möglicherweise eine Verbesserung für die Situation schutzsuchender Menschen geben, Integrationsprojekte finanziert, Familiennachzug ausgeweitet, psychologische Versorgung verbessert und schnellere Einbürgerung (aktuell ca. 11 Jahre durchschnittlich) ermöglicht werden. Wegfallen würden in diesem Fall sinnlose und EU-Recht verletzende Zurückweisungen an den Grenzen (was hindert die Menschen daran es am nächsten Tag nochmal zu versuchen?) - Wir würden dann vermutlich keine jungen Menschen fortschicken, die in allen Bereichen der Gesellschaft gebraucht werden. Insofern Pragmatismus FTW

    • @Sam Spade:

      Danke, das sehe ich ähnlich. Im Endeffekt sehe ich es schon fast als Verweigerung der Oppositionsarbeit auf den Corona-Untersuchungsausschuss zu verzichten, nur weil dafür im Zweifelsfall die Stimmen der AfD nötig wären. Außerdem ist es Wasser auf die Mühlen all derer, die in Brandmauer, etc. ein Problem mit der Demokratie sehen.

    • @Sam Spade:

      Widerspruch, die AfD ist keine rechte Partei, sondern eine gesichert rechtsextreme. DIe die Gewaltenteilung, die Justiz, den Rechtsstaat insegsamt umformen und beschädigen will. Nicht umsonst läuft (außer bei der Union) die Verbotsantragsdebatte. Pragmatische Lösungen unter Einschluss der AfD heißt, diese salonfähig zu machen und damit dem Zugriff auf die Macht ein Stück näher zu bringen. Was die AfD in Machtpositionen für einen Schaden anrichten kann sieht man im Kleinen dort, wo sie bereits Landratsposten erobert haben. Eine rechte Partei wäre nicht das Problem, da hätten Sie recht, die AfD ist nur keine.

    • @Sam Spade:

      "Eine Kooperation in Sachfragen bedeutet auch nicht gleich das Ende der Demokratie"



      Nüchtern betrachtet ist das absolut richtig, aber nüchtern ist die Debattenkultur in Deutschland schon seit Jahren nicht mehr und weder Grüne noch Linke werden jemals gemeinsame Sache mit der AfD machen, selbst wenn es sich um ihnen dienliche Ausschüsse handeln würde.



      Insofern wird die Opposition in dieser Legislatur zahnlos bleiben, weil es eben 9 Stimmen zu wenig sind.



      Der Union kann das nur recht sein.



      Das bei der nächsten Wahl dann 9 Stimmen mehr auf grün und links entfallen kann man hoffen, allzu realistisch erachte ich es nicht.



      Grün und links können sich ins Gebetbuch schreiben Haltung bewahrt zu haben.



      Das ist moralisch ein Sieg, realpolitisch aber wertlos.

    • @Sam Spade:

      Wenn in Sam Spades Beitrag "rechts" durch "links" ersetzt wird, stimme ich zu, auch wenn es derzeit keine 151 Abgeordnete links sind.



      Mit der Rechten, mit der wir es hier zu tun haben, sehe ich keine "Kooperation in Sachfragen", die pragmatisch sinnvoll wäre, ausser, es soll Merz' Abstimmungstaktik zur Grenzabweisung vor der BTW gutgeheissen werden.



      Beim "mit in die Verantwortung nehmen" denke ich an die Wannseekonferenz, als Nazis den Rest der Gesellschaft mit in die Verantwortung geholt haben. Dialektik zwischen Anlasser und Motor.



      Selbige Konferenz wurde ja schon simuliert.



      Und welche rechte Politik, Sam, hat "positive Auswirkungen für die Menschen und ist vor Ort spürbar" ? Melonis Schikanen gegen Homoehen vielleicht ?

      • @Plain Jane:

        "Mit der Rechten, mit der wir es hier zu tun haben, sehe ich keine "Kooperation in Sachfragen", die pragmatisch sinnvoll wäre"



        Stimmt grundsätzlich. Aber sie sind nun mal in Parlament, leider, und sie werden nicht einfach so verschwinden.



        Die ständige Aus- und Abgrenzung, so grundsätzlich richtig sie auch sein mag (Stichwort Brandmauer), wird jedoch früher oder später zu einer Selbstlähmung des Bundestages führen. Die Anzeichen sind ja schon da. Und auch das spielt den Rechten in die Hände.



        Lösung? Schwer.



        Sachorientierte Politik im Sinne der Bevölkerung (NICHT einer populistisch aufgeheizten Wählerschaft, für das eigene Klientel oder im Sinne des Machterhaltes) wäre mal was schönes. Eine starke rechte Partei im Parlament macht das schwierig. Und da schließt sich der Kreis.

      • @Plain Jane:

        Es geht nicht um rechte Politik, die „positive Auswirkungen hat und vor Ort spürbar ist“.



        Es geht z.B. um Wohnungspolitik, die endlich dafür sorgt, dass es wieder bezahlbare Wohnungen und Mieten gibt. Und dass die Lebensmittelpreise geringer sind.



        Denn dass das jahrzehntelang versäumt wurde, hat erheblich zum Aufstieg der Rechten beigetragen.

      • @Plain Jane:

        Den Beitrag habe ich vor einem ganz bestimmten Hintergrund verfasst.

        Schon einmal bemerkt, dass die Diskussionen in Deutschland sich meist um sich selbst drehen?

        Die Zeiten sind aber vorbei in denen vor allem die Vergangenheit als Ausrede für alles herhalten konnte. Gilt für AfD, Israel, Aufrüstung und vieles mehr hinter dem man sich hier bisher gut verstecken konnte.

        Jetzt droht die Gefahr, dass die EU zwischen den Mächten Russland und USA aufgerieben wird und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich noch eine dritte Großmacht ins Spiel bringt.

        Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, die richtigen Weichen zu stellen und Prioritäten zu setzen. Dazu gehört auch dafür zu sorgen, dass Parlamente handlungsfähig sind und bleiben. Daher besser jetzt schon einmal mit der Idee anfreunden, dass bei wichtigen Entscheidungen unter Umständen die Stimmen aus dem Nichtregierungslager gebraucht werden und wenn es der Sache dient, dann sollte es egal sein aus welchem Lager sie kommen.

        Mir scheint es jedoch, dass die hiesige Mentalität in dem Glauben zu verharren scheint, das Weltgeschehen sei weit entfernt und das Leben wird schon seinen gewohnten Gang nehmen. Finde ich äußerst kurzsichtig

        • @Sam Spade:

          Ich stimme mit Ihnen überein, dass man bereit sein muss, Mehrheiten zu finden, nur stellt sich die Frage, inwieweit die AfD bzw. im EU-Parlament die Fraktion Europa der Souveränen Nationen einen konstruktiven Beitrag zu leisten bereit sind und nicht im Gegenteil darauf zielen, die Demokratie als solche zu diskreditieren und zu demontieren und Europa in der bestehenden Form zu zerstören.

        • @Sam Spade:

          Ich bin da 100% einverstanden - guter Beitrag!

          Eine Anmerkung: in Holland haben wir alle Variationen bezüglich der Rechten ausprobiert - von Ausgrenzung bis Intergration - und sind IMMER gescheitert.

          Die PVV (= NL AfD) ist wie ein Pickel, der immer wiederkommt, ob ich ihn ausdrücke oder mit ner Lotion behandele.

          Holland ist ein kleines Land, und weltpolitisch unbedeutend, zum Glück.

          Deutschland ist da anders. Also hoffe ich, dass man hier einen Weg findet. Wobei ich - mit der deutschen Vergangenheit und der historischen Tendenz zum Rechten (Obrigkeitsdenken etc.) - wenig Hoffnung habe...

          • @Whying_Dutchman:

            Aber Wehrpflicht finden Sie dann doch ganz Sexy - oder wie ?

        • @Sam Spade:

          Bevor wir uns hier in Grundsatzdebatten verlieren, würde ich doch lieber auf den konkreten Punkt zurückkommen, um den es eigentlich geht: sehr wahrscheinlich wird es KEINEN Untersuchungsausschuss geben, der die Vorgänge um den Maskenskandal und die Rolle des ehemaligen Gesundheitsministers darin parlamentarisch aufklären wird. Schuld von Grünen und Linken, weil sie nicht die ausreichenden Stimmen zusammenbringen und dafür auch nicht die AfD mit ins Boot holen wollen?



          Wer oder was hindert die Parlamentarier von Union und SPD eigentlich daran, Ihrer Verantwortung - für die sie schließlich von uns Bürgern gewählt wurden - endlich nachzukommen und ihre jeweiligen Parteiinteressen hintanzustellen?

          • @Abdurchdiemitte:

            Weil die Oppositionsparteien nicht miteinander können, soll die Regierung auch die Oppositionsarbeit übernehmen?

            Ich würde annehmen, die meisten Wähler dieser Regierung haben Sie gewählt, damit sie regiert.

            • @rero:

              Gehört es zum Regierungsauftrag nicht auch, Missstände aufzudecken wie das Versenken milliardenschwerer Summen durch eine Vorgängerregierung bzw. durch Fehlentscheidungen eines einzelnen Ministers (auf die damit verbundenen weitergehenden Vorwürfe gegen Herrn Spahn will ich gar nicht erst eingehen)? Die Aufklärung dieser Vorgänge dürfte schliesslich auch dem Wählerauftrag entsprechen.



              „Weil die Oppositionsparteien nicht miteinander können …“: vielleicht erinnern Sie sich noch daran, dass es mal eine grundsätzliche Frage der Zusammenarbeit demokratischer Parteien mit der als gesichert rechtsextremistisch eingestuften AfD war (Stichwort Brandmauer)? Ist ja schliesslich erst ein paar Monate her, dass ein gewisser Herr Merz (seinerzeit selbst noch Oppositionsführer) diese Brandmauer im Bundestag einriss.

              • @Abdurchdiemitte:

                Ich erinnere mich.

                Nichtsdestotrotz ist es nicht Aufgabe der Regierung, dadurch entstehende Handlungsunfähigkeiten der Opposition auszugleichen.

                Die Brandmauer verpflichtet die Regierung nur dazu, nicht mit der AfD zu koalieren.

                Wo sollte es stehen, dass eine Regierung dazu verpflichtet wäre, Fehlentscheidungen einer Vorgängerregierung aufzudecken?

                Dazu gibt es eine Opposition und schlimmstenfalls eine Staatsanwaltschaft.

                (Ich bin bestimmt kein Spahn-Fan.)

        • @Sam Spade:

          Früher nannte man das Kröten schlucken. Aber gibt es eine Grenze? Und wo verläuft sie?

        • @Sam Spade:

          Das ließt sich wie ein Plädoyer für einen AfD-Verbotsantrag

          • @drum:

            Würde die Politik die AfD Positionen genauso ernst nehmen, wie Teile der Bevölkerung, dann hätte sie längst verinnerlicht, dass sie es bei der AfD mit einer rechtsextremen Partei zu tun hat, deren Ziel die Beseitigung der Demokratie ist. Der Unterschied zu vielen anderen rechten Parteien in Europa.

            Mit dieser Einsicht hätte schon längst ein Verbotsantrag in die Wege geleitet werden müssen. Was nützt das schärfste Schwert, wenn es nicht eingesetzt wird.

            In der Breite hat die Politik aber Angst vor der eigenen Courage und scheut nach deutscher Manier das Risiko.

            Eine hundertprozentige Sicherheit würde aber nur dann bestehen, wenn die AfD aus der politischen Verantwortung heraus klar gegen die demokratische Ordnung verstößt. Das Verhalten des Alterspräsidenten im thüringer Landtag war ein gutes Beispiel dafür, leider hat er es nicht durchgezogen sondern den Gerichtsentscheid befolgt.

            Nur diese beiden Wege führen zum Ziel die AfD aus den Parlamenten zu entfernen und nicht mehr in Zweifelsfragen auf die Stimmen aus diesem Lager angewiesen zu sein. Ansonsten bleibt nur das übrig, was ich bereits geschildert habe.

            • @Sam Spade:

              „Das Verhalten des Alterspräsidenten im thüringer Landtag war ein gutes Beispiel dafür, leider hat er es nicht durchgezogen sondern den Gerichtsentscheid befolgt.“



              Ein in der Tat gutes Beispiel, welches die Doppelstrategie illustriert, die die AfD in Parlamenten und „auf der Straße“ verfolgt (siehe auch den Verhaltenskodex, den die AfD sich gegeben hat, um dann sofort dagegen zu verstoßen).



              Und so lange es in unserer politischen Klasse genügend schlichte, aber leider tonangebende konservative Gemüter gibt, die sich von solchen AfD-Nebelkerzen beeindrucken lassen - weniger schlichte Konservative indes streben längst politische Bündnisse mit den Rechtsextremisten an -, wird es auch nichts mit dem Parteiverbot.

        • @Sam Spade:

          An dieser Argumentatiopn ist durchaus was dran, doch dafür braucht es die Voraussetzung, dass die Parteien nicht die Politik der AfD nachahmen. Die müssen sich hingegen klar und deutlich in allen Bereichen eine eigene Identität bewahren. Das aber macht außer der Linken und den GRÜNEN niemand.

          • @Perkele:

            Da haben Sie recht und genau deswegen haben diese beiden Parteien genau so viele Stimmen bekommen, wie ihre politische Position hergibt.