„Tesla ist nicht die Lösung“

Ende Gelände unterstützt Proteste gegen die Tesla-Fabrik. Man müsse der lokalen Bürger-Ini beistehen

Jonas Baliani, 36, engagiert sich seit dem ersten Klimacamp 2008 in der Klimabewegung und ist aktiv bei Ende Gelände Berlin.

Interview Gareth Joswig

taz: Herr Baliani, Senatorin Ramona Pop (Grüne) kritisierte den Rodungsstopp für Teslas geplante Fabrik in Grünheide. „Man muss nicht immer gegen alles sein“, sagte sie mit Blick auf den aus ihrer Sicht nicht schützenswerten Wald. Ende Gelände hat hingegen dazu aufgerufen, am Samstag den Protest einer lokalen Bürger-Ini gegen die vermeintliche Gigafactory zu unterstützen. Warum sind Sie immer gegen alles?

Jonas Baliani: Wir sind auf keinen Fall ­gegen alles. Wir kämpfen entschieden für den Ausbau von Wind und Sonnenstrom. Aber hier geht es um die Frage, wie eine richtige Verkehrswende zugunsten des Klimaschutzes aussieht, und nicht um den Wald. Die Elektro­autos, die Tesla dort bauen will, sind überhaupt nicht geeignet, um zu einer deutlichen Reduktion von CO2 und zu ressourcengerechter Mobilität beizutragen, und so protestieren wir gegen die Fabrik.

Die lokale AfD und eine weitere rechte Initiative haben sich gegen das Tesla-Werk ausgesprochen.

Als international ausgerichtete Klimagerechtigkeitsbewegung sind wir keine Freunde der AfD. Wir wurden in Brandenburg sogar bereits mehrfach von denen bedroht – also die Feindschaft geht auch andersherum. Als wir das erste Mal davon gehört haben, dass auch Rechte mitmischen wollen, haben wir uns die Proteste vor Ort angeschaut. Es ist nicht so, dass die Proteste ausgesetzt worden wären, wie die taz berichtet hat. Nein, die Leute waren auch an den vergangenen Wochenenden gegen Tesla auf der Straße.

Und, gab es rechte Vereinnahmung?

Der Protest war nicht rechts: Es gab diverse Bühnenbesetzungen, die sich von der AfD distanziert haben, was in Brandenburg keine Selbstverständlichkeit ist. Wir haben auch keine Plakate vom Heimatschutz oder anderen rechten Inis gesehen. Es ist ungerecht, die Bürger-Ini mit Rechten in einen Topf zu werfen – nur weil die AfD versucht, sich mit „Deutsche Diesel statt US-Elektro“ zu inszenieren. Uns geht es nicht darum, wo die Firma herkommt. Wir gehen genauso gegen deutsche Benziner auf die Straße.

Es sind doch immerhin E-Autos, die Tesla dort produzieren will. Bei einem regenerativen Energiemix wäre das doch schon etwas besseres als eine normale Autofabrik.

Im Schnitt haben E-Autos inklusive der Produktion eine nur um 12 bis 24 Prozent niedrigere CO2-Bilanz als Autos mit Verbrennungsmotoren. Das reicht bei Weitem nicht aus: Wir brauchen keinen anderen Antrieb, sondern weniger Autos. Zudem steht Tesla für schnelle und schwere Luxus-Autos. Die wollen in Grünheide SUVs und Luxus-Limousinen mit höherer Beschleunigung als Porsche bauen. Die Autos sind so teuer, dass normale Menschen sich diese nicht leisten können. Tesla ist nicht die Lösung, die wir brauchen.

Was brauchen wir denn?

Umstieg auf E-Mobilität muss für alle da sein. Es ist falsch, Autos zu fördern, die sich nur die reichsten zehn Prozent leisten können. Stattdessen müssen alle Anstrengungen in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs fließen.

Was passiert, wenn sich am kommenden Samstag auch die AfD an der Demo beteiligen will?

Wenn die AfD dort ist, werden wir uns mit denen auseinandersetzen und ihnen sagen, was wir von ihnen halten. Wir fahren aber auf jeden Fall hin und nehmen teil.