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Demonstrationen gegen IsraelAntisemiten sind immer die anderen

Kommentar von Klaus Hillenbrand

Die öffentliche Empörung richtet sich vor allem gegen arabische und türkische Communitys. Judenhass sollte aber überall bekämpft werden.

Demo in Stuttgart am Wochenende – diesmal ohne antisemitische Plakate Foto: Christoph Schmidtdpa/

G eschichte wiederholt sich nicht. Und doch ähneln die israelfeindlichen Proteste in vielen deutschen Städten zum Verwechseln den Demonstrationen vergangener Jahre. Wieder wird Israel eines „Genozids“ beschuldigt und erneut ein Palästina „from the river to the sea“ beschworen, also eines, dass den jüdischen Staat von der Landkarte ausradiert. Vielleicht zieht man auch zur nächsten Synagoge, um dort zu protestieren. Das aber ist purer Antisemitismus, nur mühsam versteckt unter der Maske des Antizionismus.

Und wieder reagieren Politiker und Kirchenvertreter auf diesen Straßenmob überrascht, so als hätten sie vergessen, was vor einigen Jahren los war. Die einzigen, die sich nicht wundern, sind die Juden. Sie wissen aus eigener Anschauung, wie tief der Hass auf sie in der Gesellschaft verankert ist. Und sie haben recht mit ihrer Befürchtung, dass die allgemeine Empörung eine vorübergehende Erscheinung bleiben könnte.

Wobei diese Empörung in diesem Fall eine besonders leichte Übung ist. Denn auf die Straße gehen vor allem Migranten und deren Kinder, insbesondere aus arabischen Ländern und der Türkei stammend. Weil kaum jemand jemals etwas unternommen hat, um in diesen Communitys den Judenhass zu bekämpfen, ist es besonders wohlfeil, ihr Verhalten nun zu verurteilen – und zugleich über das Denken von Müller, Maier oder Schmitz zu schweigen. Antisemitismus, das trifft ja nur die anderen.

Tatsache aber ist: Der Judenhass ist ein Problem in migrantischen Gemeinschaften – aber er grassiert auch unter denjenigen, die seit Langem hier leben. Das Phänomen des Judenhasses betrifft auch nicht nur Neonazis oder Rechtspopulisten. Es geht auch um vermeintlich Linke, die, ausgestattet mit antiimperialistischen Phantasien von heute und dem Judenhass ihrer Großväter, fleißig mitdemonstrieren, wenn es gegen den großen Dämon Israel geht.

Der Begriff des Antisemitismus ist rund 150 Jahre alt. Man hat lernen müssen, dass sich die Ressentiments in immer neuen Verkleidungen verstecken. Juden, das sind böse Kapitalisten, verschlagene Bolschewiken, reiche Banker, arme Schnorrer, die Bewohner der US-Ostküste oder die Erfinder eines Virus. Seit rund 70 Jahren zählt Israel zu diesem Kanon der Wirrnis.

Geschichte wiederholt sich nicht. Aber sie kann sich verdammt ähneln. Es kommt aber darauf an, den Judenhass überall zu bekämpfen, wo er auftritt. Auch wenn er Menschen betrifft, die eher am unteren Ende der Sozialpyramide stehen. Aber ebenso, wenn er vom Biertisch oder der Yoga-Gruppe herüberweht.

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taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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58 Kommentare

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  • Linke Antisemiten sind eigentlich das Schlimmste. Sie müssten es besser wissen, wirklich schlimm ist aber, dass sie überwiegend gar nicht wissen, dass sie welche sind. Man sollte nicht glauben, dass linker Antisemitismus ein seltenes und bedauerliches Nebenprodukt einer völlig berechtigten Israelkritik ist. Das gibt es natürlich, es gibt aber auch solche, die sich erst im Nachhinein ihre Argumente suchen. Heutzutage hat so ein Antisemitismus wahrscheinlich viel mit Ohnmachts- und Fremdbestimmungsgefühlen zu tun, auch mit klassischem Reichenhass, es gibt aber auch ältere Traditionslinien. Im Osten Verbot und Leugnung von Antisemitismus, mit der Wirkung eines undifferenzierten "man wird ja wohl noch"- Staus. Im Westen hatte schon die 68er - Bewegung gewisse ödipale Züge, die Verachtung der Väter war auch die Verachtung, dass diese den Krieg verloren hatten, dass diese sich entweder schämten oder schwiegen oder logen, kurz: es gab ein "für- die- Väter- schämen", dass dann in einer aggressiven Form der Bewältigung auch zu einer Aversion gegen jetzt stolze und wehrhafte Juden, in Gestalt von Israelis, geführt hat.

  • Antisemitisch sind nicht immer die Anderen.

    Aber manchmal sind es eben dezidiert und besonders entschieden AUCH die Anderen.

    • @Suryo:

      Wer sind "die anderen"???

      • @J. H.:

        Der Punkt ist, dass antisemitismus in türkischen und arabischen Communities, also bei den “Anderen”, auch dann existierte, wenn “wir” alle überhaupt nicht antisemitisch wären.

        Und natürlich gibt es Unterschiede. Wann hab’s denn das letzte Mal gleichzeitig mehrere offen antisemitische Demos in deutschen Städten, bei denen nur „wir“ mitmarschierten?

      • @J. H.:

        Alle die nicht "wir" sind! ;-)

  • " Das Phänomen des Judenhasses betrifft auch nicht nur Neonazis oder Rechtspopulisten. Es geht auch um vermeintlich Linke, die, ausgestattet mit antiimperialistischen Phantasien von heute und dem Judenhass ihrer Großväter, fleißig mitdemonstrieren, wenn es gegen den großen Dämon Israel geht."



    ( Vor- bzw. Nebenbemerkung:Die Verwendung der Formulierung "vermeintlich Linke" entbehrt nicht einer gewissen Ironie,ist es doch eine der ganz großen ,seit Jahrhunderten ungelösten Streitfragen, was wirklich "links" oder ein "wahrer Linker" ist.)



    Ich denke das sich genügend Linke ausreichend Gedanken machen ,um bei antimperialistischer Israelkritik den"Judenhass ihrer Großväter" zu vermeiden.



    Das Problem mit Antiisrealismus Antisemitismus ist das es keine saubere Trennung gibt. Eigentlich wird in der modernen ,demokratischen Welt zwischen Staat und Religion getrennt. Somit wäre die Religion Judentum vom Staat Israel eigentlich klar zu unterscheiden. Leider ist die Praxis viel komplizierter:Im Falle Israels ist Judentum/jüdisch sowohl eine religiöse als auch eine ethnische(im weitesten Sinne) Identität. Jeder Jude auf der Welt kann israelischer Bürger werden:de.wikipedia.org/w...%C3%BCckkehrgesetz.



    Es sind noch weitere Faktoren im Spiel,es läuft daraus hinaus das Jude(ntum) und Israel ineinander übergehen. Danach betrachtet ist es natürlich logisch wenn man Antieisrealismus als Antisemitismus sieht. Wenn die gegnerische Seite diese Sichtweise übernimmt ,ist die Empörung darüber entweder bigott oder/und Zeichen von Unwissenheit.



    Vielleicht sollte man ,statt über den angeblichen Gebrauch geheimer Sprachcodes für wenige Eingeweihte,über dieses und andere grundsätzliche Problem reden? Aber das wäre ja am Ende zu rational!

    • @Mustardmaster:

      es ist also ganz komplex, aber dann doch ganz einfach, wenn man nur rational genug ist, ja?

      du springst beliebig von dem was theoretisch getrennt sei, es praktisch nicht ist und der Behauptung, die Leute würden sich schon genug abgrenzen.. das ist kein Argument: natürlich ist der Staat Israel nicht vom Judentum zu trennen; weder historisch, noch heute. Das Problem darin zu sehen, dass die Trennung nicht eingehalten wird, ist also weder hilfreich, noch besonders interessant.

    • @Mustardmaster:

      Also machen Sie sich jetzt die staatlich-israelische Sicht auf das Judentum zu Eigen?

      Oder meinen Sie, auch jeder nichtisraelische Jude vertrete die Ansicht, Israel und Judentum seien nicht zu trennen?

      • @Suryo:

        Langversion:



        Ich versuche zu verstehen! Bisher war ich immer von einer klaren Trennung von Ethnizität Religion Nationalität ausgegangen. Sowohl bei der jüdischen Religion,als auch beim Staat Israel ist das jedoch weit weniger eindeutig als ich bisher dachte.



        Zu diesem Komplex dürfte es unter den Juden, israelische Bürger oder nicht,die verschiedensten Ansichten geben.Die offiziell staatliche Ansicht hat dabei natürlich ein besonderes Gewicht,orientieren sich dabei doch auch etliche nicht israelische Unterstützer Israels daran.



        Die Ironie an dieser Sichtweise ist das sowohl die proisraelische/projüdische als auch die antisraelische/antisemitische Seite da einer Meinung sind.



        Nun mögen das vielleicht so einige Juden anders sehen. Der Zentralrat der Juden in Deutschland, mit seiner durchweg einseitigen proisraelischen Haltung, trägt da jedoch wahrlich nicht zu bei das auch differenziertere deutsch-jüdische Stimmen in der Öffentlichkeit gehört werden!

      • @Suryo:

        Kurzversion/tldr:



        a): Nein. b) Nein.



        ;-)

  • Der Artikel zeigt die typische Vorgehensweise, wenn Probleme/Kritik und nun auch Antisemitismus mal nicht nach rechts verschoben werden können.



    Stattdessen versucht man sie dann unter Allgemeinplätzen zu begraben und scheinheiligen Aufrufen, von wegen, "Jeder Antisemitismus ist schlimm".



    Das stimmt auch, dennoch tut dies hier wenig zur Sache und hilft nur den Tätern, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Bei rechtsextremen Tätern schaut man richtigerweise genau hin, weshalb sollten Muslime und bestimmte Migrationsgruppen davon ausgenommen sein? Wer so anfängt, der kann sich alle folgenden Lippenbekenntnisse sparen. Dabei dachte ich immer, ihr Deutschen habt aus der Geschichte gelernt. Inzwischen habe ich immer öfter Zweifel daran, leider nicht nur was die rechte Seite des pol. Spektrums betrifft. Und dies ist das eigentlich erschreckende.

    Keinen Schritt breit, egal welche Vorgeschichte die Täter jeweils haben!

    • @Shenmi:

      Danke für die klaren Worte. Viele versuchen, den Antisemitismus wegzureden, indem sie unter die Kategorie Rassismus subsummieren. Dass der Begriff "Rassismus" an sich auch zu kritisieren ist, denn es gibt keine Menschenrassen, fällt den wenigsten auf. Wer den Antisemitismus ernsthaft bekämpfen will, muss die unterschiedlichen Formen des Antisemitismus und auch die verschiedenen Antisemiten beim Namen nennen, statt sie zu pauschalisieren.

      • @Jossi Blum:

        "Dass der Begriff "Rassismus" an sich auch zu kritisieren ist, denn es gibt keine Menschenrassen, fällt den wenigsten auf."



        Es fällt wohl eher Ihnen nicht auf das der Begriff Rassismus sich davon ableitet ,das Rassisten mit dem Vorhandensein unterschiedlicher Menschenrassen argumentieren. Deswegen ja auch Antirassismus,weil man diese und damit verbundene Vorstellungen ablehnt.



        Ansonsten könnte man sich auch über "Antisemitismus" kritisch auslassen.Schließlich sind auch Araber und andere Semiten.Antisemiten ist zudem ursprünglich sogar eine Eigenbezeichnung deutscher Judengegner: de.wikipedia.org/wiki/Semitismus

  • Die Ursachen des sogenannten Antisemitismus sind viel zu unterschiedlich, man sollte sich auch bei seiner Bekämpfung um Differenzierung bemühen.



    - der arabisch- palästinensische Judenhass ist identisch mit dem Hass auf Israel. Bei "denen, die seit langem hier leben" mag auch ein Anteil von politischer Folklore dabei sein, prinzipiell gibt es aber Ursachen für diesen Hass, ohne deren tatsächliche Lösung wird sich auch nichts Wesentliches ändern. Wir müssen selbstverständlich unsere jüdischen Mitbürger maximal schützen, wir sollten auch grundsätzlich verbieten und das Verbot durchsetzen, dass Synagogen und andere jüdische Einrichtungen Ziel von Demonstrationen werden, wir können aber nicht den arabisch- palästinensischen Israel- und Judenhass verbieten. Ob hier der Begriff Antisemitismus überhaupt hilft ist fraglich, eher vernebelt er.



    - wenn der deutsche Nazi oder Halb- Nazi sich mal langweilt in seinem Stolz auf sich selber und seinem Hass auf Linke und Einwanderer, dann lockt ihn die ultimative verbotene Frucht: der Antisemitismus. So ganz ernst ist das eher selten gemeint, aber die Klischees sind doch zu verlockend und die Empörung so zuverlässig. Von "tief in der Gesellschaft verankertem Antisemitismus" kann aber nicht wirklich die Rede sein. Wer so redet macht viele Menschen auch ohne jede Not für das Falsche verantwortlich. Richtig und wichtig wäre es hingegen, sich noch intensiver mit dem in der deutschen Gesellschaft wirklich weit verbreiteten Wunsch nach Geschichtsvergessenheit zu beschäftigen. Der ist natürlich grundfalsch, aber bis zum Antisemitismus ist es noch ein weiter und keineswegs zwangsläufiger Weg.



    - Antisemitismus ist keineswegs verbreiteter bei Menschen "am unteren Ende der Sozialpyramide" und auch auf die Situation vor der Nazi- Herrschaft trifft diese Annahme nicht zu. Es ist ja auch einfach falsch, Antisemitismus oder überhaupt Fremdenhass auf soziale Ursachen zurückzuführen, das Problem sind im Gegelteil in aller Regel bürgerliche Hetzer.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Sehr richtig. Die Demos der letzten Tage hätten nämlich auch ganz ohne einen 'tief in der (biodeutschen) Gesellschaft verankerten Antisemitismus' stattgefunden. Wie man daran sieht, dass es ähnliche Demos auch in vielen anderen Städten gab. Tokyo zum Beispiel. Ist dafür auch ein tief in der japanischen Gesellschaft verankerte Antisemitismus verantwortlich?

      Tatsache ist, dass man die jüngsten antisemitischen Entgleisungen sehr wohl auch ohne einen "biodeutschen" Antisemitismus betrachten kann.

  • Also erstmal Glückwunsch, dass der Beitrag vor wenigen Minuten auch auf Bayern 2 vorgelesen wurde. Dabei ist mir eines aufgefallen:

    Zitat: "Es geht auch um vermeintlich Linke, die, ausgestattet mit antiimperialistischen Phantasien von heute und dem Judenhass ihrer Großväter, fleißig mitdemonstrieren, wenn es gegen den großen Dämon Israel geht."

    Wenn man in Google "antiimperialistisch" mit "pro-israel" verbindet, kommen zwar trotzdem Buttons mit einer sowjetischen und palästinensischen Flagge, aber so ein richtiges "wir hassen Israel" sehe ich nicht. Viel mehr werden die imperialisitschen Strukturen kritisiert, und nicht "die Juden".

  • "Weil kaum jemand jemals etwas unternommen hat, um in diesen Communitys den Judenhass zu bekämpfen". Wie hätte man das eigentlich tun sollen? Der Hass wurde schlicht mitgebracht und lässt sich auch nicht so ohne weiteres aus den Köpfen entfernen.

    • @Petronius der Jüngere:

      Ja, ich bin auch gespannt, wie man den Judenhass in den Köpfen von wem auch immer bekämpfen will. Daran haben sich schon viele vergeblich versucht. Bevor pädagogisch vorgegangen wird, muss der Gesetzgeber die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Antisemitismus in Deutschland strafrechtlich geahndet werden kann und zwar mit hohen Freiheitsstrafen, außerdem muss bei Kundgebungen - egal durch wen - strengstens auf die Einhaltung der Regeln geachtet werden.

  • May be. But.

    Es ist eben auch ein steinalter Lehrsatz:



    “Es gibt keine Projektion - ohne daß auf der Projektionsfläche etwas ist“ •

    kurz - Ihre bekannten “tibetanischen Gebetsmühlen“ & Sie haben da einige am Start trotz Ihres fortgeschrittenen Alters - ändern daran nichts.



    Sie langweilen nur &‘s wird den kriegerischen Ereignissen insgesamt in keiner Weise gerecht.

  • "Es kommt aber darauf an, den Judenhass überall zu bekämpfen, wo er auftritt. Auch wenn er Menschen betrifft, die eher am unteren Ende der Sozialpyramide stehen. Aber ebenso, wenn er vom Biertisch oder der Yoga-Gruppe herüberweht." Hätten Sie mal ein Beispiel für ein Yoga Gruppe, in der antisemitischer Hass verbreitet wird? Oder besser noch wissenschaftlich fundierte Zahlen, in welchen Milieus antisemitische Einstellungen wie weit verbreitet sind? So bleibt als Tenor des Artikels: "Also nun habt euch mal nicht so mit eurer Verurteilung der antisemitischen Ausschreitungen auf den aktuellen Demos. Judenhass gibts doch überall". Die aktuellen, antisemitischen Grenzüberschreitungen werden relativiert, indem die Kritik daran als "rassistisch" gebrandmarkt wird. Auch wenn dieses Wort ausnahmsweise nicht fällt, sondern "nur" insinuiert wird. Allerdings stimme ich dem Autor auch ausdrücklich zu: Judenhass ist immer zu verurteilen. Egal aus welcher Ecke er kommt.

  • "Es geht auch um vermeintlich Linke, die, ausgestattet mit antiimperialistischen Phantasien von heute und dem Judenhass ihrer Großväter, fleißig mitdemonstrieren, wenn es gegen den großen Dämon Israel geht."

    Wer ist diese "vermeintlich Linke". Wer hat die 1. Mai Demos zusammen mit palästinesischen Gruppen organisiert, die antisemitische Parolen riefen?

    War es die Interventionistische Linke, die sich schon nicht von BDS distanzieren konnte? Warum lese ich keine Namen zu dieser "vermeintlichen Linken" Wo sind die organisiert? Sind doch keine "Einzeltäter"!

  • Hoffentlich sind Hillenbrands Bücher besser und lesenswerter als seine Kommentare.

    Dass die Migranten aus der Region demonstrieren und im Konflikt Stellung beziehen ist ein Ausdruck von Interessenswahrnehmung, egal ob uns das inhaltlich gefällt oder nicht, kein Betriebsunfall, weil sie von uns (noch) nicht „gezähmt“ wurden. Der Antisemitismus darin gehört dieser Community, nicht dem Gastland - wenn man das ändern will, dann sollte die TAZ das offen an diese Migranten kommunizieren, und den Dissens suchen, statt Ausweichs-Apologetismus zu praktizieren und die Schuld dahin zu deflektieren wo man immer (einfach und billig) die Schuld hinschiebt, in die deutsche Mehrheitsgesellschaft und ihre angebliche fehlende Auseinandersetzung mit Antisemitismus.

    Im Gegenteil, das ist Ausdruck der fehlenden Auseinandersetzung mit Antisemitismus bei der TAZ, weil man es partout vermeiden will die Handlungen von Migranten kritisch zu betrachten, zu benennen und etwas von dieser Community zu fordern.



    Aber das gehört zu Multi-Kulti mit dazu, wenn man es ernst meint. Der Migrant kocht nicht nur lecker und exotisch, er bringt Konflikt-Gepäck mit - und wenn man massiven Zuzug will, dann erhält man auch massiven Zuzug dieser Konflikte.

    Nichts dagegen, aber dann muss man auch die Verantwortung für die Ausprägungen dort Diskutieren wo sie gelebt werden, in der direkten kritischen Auseinandersetzung mit den Migranten und ihren Werten, die halt oft nicht dem linksliberalen Klischee entsprechen.

    Das vermeidet die TAZ aber, und das ist ein Fehler. Und Feige obendrein.

    • @hup:

      Besonders fragwürdig finde ich, dass Herr Hillebrand linken Antisemitismus infrage stellt, indem er diejenigen, die bei den antisemitischen Gewaltexzessen mitschrien, als "vermeintlich Linke" klassifiziert. So als seien wahre Linke in Wirklichkeit alle Philosemiten.

  • Die undifferenzierte Antisemitismus-Keule geht mir auf den Wecker! Es klingt oft sehr belehrend.

    Das es inakzeptabel ist wenn Juden ausgegrenzt, angegriffen oder diffamiert werden versteht sich von selbst!

    Es versteht sich auch von selbst, dass man den Menschen nicht systematisch und fortwährend ihr Land wegnehmen kann -und dann auch noch Frieden erwarten. Wie soll das gehen?!

    Jede Art von Respektlosigkeit gegenüber Volksgruppen und Menschen gehört an den Pranger.

    Wieso braucht es eigentlich ein eigenes Wort für Ressentiments gegen Juden? Wie nennt man dann analog den fanatischen Araberhass militanter Jüdischer Siedler?

    Bitte mal den Diskurs öffnen und nicht immer gleich moralinsaure Keulen schwingen.

    • @Wenda-Linus:

      Und mir geht die undifferenzierte Betrachtung des Nahostkonflikts auf den Wecker, wonach Israelis den Palästinensern das Land wegnehmen/rauben und die Palästinenser alle Opfer der bösen Israelis sind. Israel hat 2005 Gaza aufgegeben, um Frieden zu haben. Das war eine Fehlentscheidung. Erst kamen die Selbstmordkommandos aus Gaza, die die Israelis in Cafés, Bussen, Restaurants und Diskotheken in die Luft jagten, dann die Raketen und Drohnen, die israelische Zivilisten töten sollen und auch schon getötet haben. Wann leuchtet es eigentlich den Israelkritikern ein, dass kein Land sich tatenlos angreifen lässt - schon gar nicht das jüdische Volk, nachdem die Deutschen es auszumerzen versuchten und Juden aus Europa millionenfach ermordetem. Und zu Ihrer anderen Frage: Ressentiments gegen Juden nennt man Antisemitismus und Ressentiments gegen Moslems nennt man Islamophobie.

    • @Wenda-Linus:

      In diesem Artikel geht es ganz klar um Antisemitismus und sie relativeren den Antisemitismus. Das zeigt, wie notwendig dieser Artikel ist.

    • @Wenda-Linus:

      Wo gehen sie hin, ich gehe mit.

  • Ich lasse das mal hier:



    "Deutschland müsse muslimischen Migranten klarmachen, sie seien „in ein Land eingewandert, in dem die besondere Verantwortung für Israel Teil unseres Selbstverständnisses ist“. (Schäuble- Welt)

    • @Wonneproppen:

      Abgesehen davon, dass ich in den vergangenenn Tagen weder auf der Straße noch in der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung mitbekommen habe, dass es für deutsche Nichtjuden und -jüdinnen Teil ihres Selbstverständnisses sein soll, eine besondere Verantwortung für Israel zu haben, was folgt aus Schäubles Aussage? Was, wenn muslimische Migranten, die hier oft in einer Ghetto-Gesellschaft leben, das vermeintliche Selbstverständnis Deutschlands egal ist?

  • Zu kurz gesprungen Herr Hillenbrand. Der klägliche Versuch eines Ablenkungsartikels zum eigentlichen Problem, geriert als Armutszeugnis eines doch so wünschenswerten ausgewogenen Journalismus. Nicht Müller, Maier oder Schmitz stehen dort auf der Straße und skandieren offen den Tod von Juden, sondern Behman, Ismail, Munzin und Hussein. Und der Grund dafür ist bestimmt nicht eine von unserer hiesigen Gesellschaft versäumte Entgegenwirkung in deren Denken zum Judentum. Der eigentliche Skandal ist nicht der auch in der deutschen Gesellschaft durchaus anzutreffende Antisemitismus - und damit meine ich nicht nur die Neonazis - sondern die zum Teil noch nicht einmal heimliche Zustimmung durch Duldung oder Relativierung dieser Auftritte durch allerlei Institutionen und Gruppierungen oder einzelner Personen derer. Antisemitismus ist kein Phänomen des rechten politischen Randes von Neonazis oder einzelner Personen aus der "Mitte der Gesellschaft", er reicht locker tief bis ins linke Lager, welches durchaus in der Vergangenheit gezeigt wurde und auch noch wird.

  • Palästinenser sehen in den Israelis Diebe Ihres Landes und sie betrachten sie als Besatzungsmacht.

    Mindestens 4 Millionen Araber haben als Nachfahren von Vertriebenen heute ein Recht in israelischem Staatsgebiet zu leben, was Ihnen von Israel verwehrt wird.

    Wenn auf einer Demo demonstrativ eine selbst gekaufte israelische Flagge verbrannt wird ist das in meinen Augen nicht Antisemitismus (Ablehnung von Juden) sondern die Ablehnung des Staates Israel die hier zum Ausdruck gebracht werden soll.

    Das finde ich auch nicht toll aber es macht für mich einen Unterschied.

    • @Moonlight:

      In Deutschland wurden erst Bücher verbrannt, dann Synagogen und zu guter Letzt jüdische Menschen vergast und deren Leichen in Öfen verbrannt. Wenn auf deutschen Straßen die Flagge des jüdischen Staates Israel verbrannt wird, dann ist das ein symbolträchtiger Akt, der nicht näher erläutert zu werden braucht. Dass Sie das "nicht toll" finden, ist nicht sehr beruhigend für die in Deutschland lebenden Juden, die nicht nur von Rechts verbal und physisch angegriffen werden (siehe Anschlag auf die Synagoge in Halle), sondern auch von Bewohnern Deutschlands mit muslimischen Hintergrund, die auf Deutschen Straßen und vor Synagoge "Scheiß Juden" rufen dürfen. Fällt das unter "Meinungsfreiheit"?

    • @Moonlight:

      Auch Sie bestätigen den Inhalt dieses Artikels.

      Eine Frage noch: Wenn Demonstranten nicht vor die israelischen Botschaft sondern vor eine Synagoge ziehen und dann "scheiß Juden" schreien – ist das für Sie auch die Ablehnung des Staates Israel die hier zum Ausdruck gebracht werden soll.

      Wenn die Menschenmenge "Bombardiert Tel Aviv" brüllt – ist das auch noch legitime Kritik?

      Um eine Aufrichtige Antwort würde ich mich freuen.

    • @Moonlight:

      Wieso gibt es ein Recht auf Rückkehr?



      Weder die vertriebenen Juden nach 1948 aus den arabischen Staaten



      noch die vertriebenen Einwohner des ehemaligen Mandatsgebietes haben ein Recht auf Rückkehr.



      Würde auch aus politischen und praktischen Gründen nicht umsetzbar sein.



      Wer die Fahne Israels verbrennt und damit das Existenzrecht Israels in Frage stellt ist sehr wohl antisemitisch. Das ehemals linke,sozialdemokratische Projekt Israel ist ein Segen in dieser Region.



      Demokratie, Religionsfreiheit und Wohlstand. Auch Kommunisten können in Israel agitieren und sich zur Wahl stellen. Schauen sie sich die Nachbarstaaten an.



      Gegner dieser Regime (auch Linke) werden verfolgt, gefoltert und mißliebige Parteien verboten.



      Die Verlogenheit dieser antiisraelischen Proteste ist beispiellos: Wieviel Muslime sind in Syrien oder Afganistan von anderen Muslimen umgebracht worden? Was macht der von den Protestlern so geschätzte türkische Staatspräsident mit den Kurden ?



      Dann noch rote Fahnen bei der Demo in Berlin. Gehts noch? Gemeinsam mit grauen Wölfen.

    • @Moonlight:

      Die wollen leider nicht friedlich in Israel (mit)leben. Die wollen Israel vernichten und machen auch kein Geheimnis draus.

  • Wenn Personen namens "Müller, Maier oder Schmitz" sich antisemitisch äußern, ist das im Prinzip sogar ein deutlich hässlicheres Problem als der (wenn auch momentan sichtbarere) Antisemitismus in Teilen arabisch-muslimisch geprägter Milieus.

    Bei letzteren ist es schließlich im wesentlichen glaubhaft, dass es ihnen im Kern um Antizionismus geht, dass der Stein des Anstoßes das Unrecht ist, das Palästinensern durch Israel widerfährt. Klar ist es trotzdem polemisch, unreflektiert und ungerecht, den Staat Israel mit "den Juden" zu identifizieren. Es ist ebenso polemisch, unreflektiert und ungerecht, die andere Seite, das Unrecht, das Israelis durch Palästinenser erleiden, zu übergehen. Ich will diese Sicht auf keinen Fall entschuldigen. Aber es ist immerhin nachvollziehbar, wenn eine solche polemische, unreflektierte und ungerechte Sicht von Palästinensern kommt, Leuten, deren Familien aufgrund ihrer ethnisch-religiösen Identität aus dem Gebiet des heutigen Israel vertrieben wurden. Familien, die teilweise Kriegstote beweinen. Es ist nachvollziehbar, wenn diese Leute mehr wütend als analytisch, mehr parteiisch als abwägend, mehr polemisch als versöhnlich an die Sache herangehen.

    Die "Müller, Maier oder Schmitz"-Klientel dagegen hat, behaupte ich mal, weder von Palästinensern, noch von Israelis jemals irgendein Unrecht erfahren. Umso höher ist an diese Gruppe der Anspruch, unparteiisch das Existenzrecht beider Seiten anzuerkennen, die Kriegsverbrechen beider Seiten zu benennen, Menschen nicht aufgrund ihrer Staatsbürgerschaft oder gar aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit pauschal zu verurteilen.

    Wenn man überhaupt als "Müller, Maier oder Schmitz" das Recht hat, in diesem Krieg Partei zu ergreifen, dann für diejenigen Vertreter beider Seiten, die sich um Aussöhnung und Frieden bemühen. Deren Haltung ist bei all dem gegenseitig zugefügten Leid vielleicht schwerer nachvollziehbar, dafür aber umso bewundernswerter.

  • "Es geht auch um vermeintlich Linke, die, ausgestattet mit antiimperialistischen Phantasien von heute und dem Judenhass ihrer Großväter, fleißig mitdemonstrieren, wenn es gegen den großen Dämon Israel geht."....klar, für Herrn Hillebrand bedeutet Kritik an Israel Antisemitismus. Dies ist eine Unterstellung, deren Ziel klar ist: Kritik an Netanjahus rechtsextremer Regiering zu delegitimieren. Das wird ihm aber mit dieser schwachen Argumentation und angesichts der historischen Fakten nicht gelingen. Nach Human Rights Watch ist Israel ein Apartheids Staat.

  • Der Kommmentar will wohl eher vom Thema ablenken. Es sind eben grade keine Neonazis, die mit antisemitischen Parolen auf den Lippen durch die Straßen europäischer Großstädte marschieren.

    Wenn tausende Neonazis Parolen wie "Bombardiert Tel Aviv" riefen, würde der Kommentator sicher nicht darauf hinweisen, dass man jetzt aber bitte doch den muslimischen Antisemitismus nicht vergessen dürfe.

    Und was soll das heißen: "Auch wenn er [der Antisemitismus] Menschen betrifft, die eher am unteren Ende der Sozialpyramide stehen." Antisemitismus ist kein soziales Problem! Was soll die Relativierung?

  • Die Überschrift passt hier nicht.

    Aus der Gruppenperspektive heraus sind Antisemiten genau nicht die anderen, sondern die eigenen Leute.

    Würden AfD & co. zu einer solchen Demo laden, gäbe es gut besuchte Gegendemos.

    In der Vergangenheit waren solche Gegendemos oft besser besucht als die Demos der Rechten.

    Hier gibt es jedoch offenbar keine linken Gegendemos, oder verschweigt sie die Taz?



    Wohl nicht.

  • Was für ein hilfloser Kommentar. Werter Herr Hillenbrand: Gerade geht es um den Antisemitismus von überwiegend muslimischen Migranten. Da wünschte ich mir auch von der taz, dass sie Farbe bekennt. Kein Fuß breit den Antisemiten. Egal woher sie kommen.

    • @Per Nachname:

      Da wird der Islamkritiker Abdel-Samad in der WELT deutlicher.

      "Wie verbreitet ist das Antisemitismus-Problem?

      Abdel-Samad: Es ist sehr verbreitet. Leider gehört das zur Bildung in der arabischen Welt. Menschen, die hierher kommen, die tragen in ihren Koffern auch so viele Konflikte aus der Heimat. Und der Antisemitismus gehört sozusagen zur Bildungspolitik in der arabischen Welt."

      www.welt.de/politi...ntisemitismus.html

      • @Jossi Blum:

        Naja, wenn er eine andere Meinung hätte, würde er kaum in der Welt veröffentlicht. Auch das muss man sehen.

        • @Unbekannter Nr. 2:

          Also mich interessieren Meinungen und nicht, wo sie kundgetan werden. Und ich finde, dass Herr Abdel-Samad ins Schwarze trifft. Sie nicht?

  • Es wäre der Sache dienlich, einmal Begrifflichkeiten abzugrenzen und klar voneinander zu trennen:



    Kritik an Israel und seiner Politik bedeutet ist etwas anderes als Antisemitismus. Sex und Liebe ist schließlich auch nicht dasselbe.

    Und im Übrigen täten Deutschland und die EU zum jetzigen Zeitpunkt des Konflikes gut daran, sich mit Sympathiebekundungen und Solidaritäts-Erklärungen zurück zu halten:



    Sollten uns die Araber aus Solidarität mit den Palästinensernden Ölhahn zudrehen, können sich Deutschland und die EU ihre gerade erst beschlossene Energiewende und den Kohleausstieg auf absehbare Zeit in die Haare schmieren.

  • Das ist zwar alles richtig.



    Aber trotzdem ein Aber.

    Bei dem Hanauterror wurde selbstverständlich die Bedeutung der Verwurzelung des Anti-Semitismus bei den Biodeutschen herausgearbeitet und aus allen Richtungen betrachtet. Kein Wort davon, dass es auch aus anderen Richtungen kommen kann.

    Bei der jetzigen Betrachtung wird die andere Richtung aber damit relativiert, dass man sich nicht darauf konzentrieren dürfe und ausserdem hätten "wir" versäumt, es entsprechend im Vorfeld der Integration zu bekämpfen. Damit wird die gesamtgesellschaftliche Aufgabe betont, aber die individuelle Verantwortung verringert.

    • @fly:

      anschliesse mich!

    • RS
      Ria Sauter
      @fly:

      Kann Ihnen nur zustimmen! Dieser Artikel hier zeigt das gefährliche Ausmaß des Wegsehens.

    • @fly:

      Dieser Whataboutism, oder die zwanghafte Suche einer Schuld bei "uns"/ "den Deutschen", hat ja auch noch den unguten Nebeneffekt, die "Türken" und "Araber" zu infantilisieren: "die können nix dafür, wir habens ihnen nicht richtig ausgetrieben" - das spricht diesen Menschen ja fast schon die Vernunft ab.



      Das andere ist dieser Sühnestolz, der sicherstellen muß, daß wir, nur wir, das einzig wahre, echte Tätervolk sind und bleiben. Nicht, daß das falsch wäre, aber es artet doch teilweise in eine kuriose Selbstüberhöhung aus.

  • Kurz, knapp und auf den Punkt. Genau so ist es! Und wenn man wirklich etwas gegen den Antisemitismus machen möchte, müssen wir alle aufhören, auf einem einem Auge Blind zu sein – egal, ob es sich um das deutsche, migrantische oder linke Auge handelt. So lange wir immer auf die Anderen zeigen, hat die eigene Peergroup Narrenfreiheit. Und nur weil einem die AfD zustimmen könnte, sollte man trotzdem AUCH den Antisemitismus unter Muslimischen Migranten ganz klar benennen und bekämpfen.

    Özdemir hat es sehr gut und direkt formuliert: www.tagesschau.de/.../video-863753.html

  • Antisemitismus geht garnicht und ist unter keinen Umständen zu tolerieren.



    PUNKT!

    Ein anderes Thema ist, dass - wenn berechtigt! - eine Kritik an Teilen der israelischen Politik möglich sein muss, ohne damit zugleich als Antisemit zu gelten.



    UND, auch hinsichtlich einer Kritik an Teilen der israelischen Politik ist leider eben immer auch in dem Kontext zu sehen, dass es bis heute Staaten und Lenker gibt, die - würden sie die Power dazu haben - "die Juden" zurück ins Meer vertreiben, ermorden und von der Landkarte tilgen. Hieraus ergibt sich für Israel eine latente Notwehrsituation, welche stets in eine Evaluation der Situation mit einzubeziehen ist.



    ;-)

    PS: Das Tragische ist, dass aktuell BEIDE Seiten die Suppe des internationalen Versagens im Nahostkonflikt auszulöffeln haben, welches bereits seit Jahren besteht, und jede Hoffnung - auf beiden Seiten - nach Besserung hat versiegen lassen.

  • "Es geht auch um vermeintlich Linke, die, ausgestattet mit antiimperialistischen Phantasien von heute [...] fleißig mitdemonstrieren, wenn es gegen den großen Dämon Israel geht."

    Das ist antizionistisch, nicht antisemitisch. Man kann das für falsch halten, aber im Gegensatz zu Antisemitismus muss man Antizionismus als legitime Meinung akzeptieren.

  • Was ich erst kürzlich erfuhr, war, dass

    damals Juden nicht in die Handwerkergilden aufgenommen wurden, so dass ihnen dieser Beruf verwehrt wurde.

    Dadurch gab es anschließend vermehrt jüdische Kaufleute, Geldverleiher und später dann auch Banker.

    • @Diogeno:

      Das ist nichts Neues, doch ich frage mich, was das mit dem Kommentar zu tun hat und mit den antijüdischen Ausschreitungen derzeit in Deutschland.

    • @Diogeno:

      Den Christen war das Verleihen von Geld gegen Zins verboten, weshalb dies aufgrund der willkürlichen Beschränkungen für jüdisch-gläubige Menschen zur beruflichen Nische wurde.



      Und da sich im Verlaufe der Zeit dann viele Leute - sowie auch der Adel - bei den Geldverleihern stark bis hoffnungslos verschuldet hatten, wandt man sich antisemitisch gegen alle "Juden" in diffarmierender Weise, um sich auf diesem Wege der Pflicht zur Rückzahlung der entliehenen Gelder zu entziehen.

  • Man kann Netanjau ungeeignet als verantwortungsvollen Staatenlenker finden,

    doch wenn man ihn wegjagen will, sollte man bedenken, dass er demokratisch gewählt wurde.

    Außerdem:



    Wer nie mit Raketen beschossen wurde, sollte sich vielleicht mit seiner/ihrer Meinung zurückhalten.

    • @Diogeno:

      Netanyahu wurde mal demokratisch gewählt. Seit einiger Zeit ist er nur noch geschäftsführend im Amt, weil er keine Mehrheit in der Knesset mehr zusammenbekommt. Daher kommt ihm die Eskalation der Gewalt gerade sehr gelegen. Er kann sich wunderbar profilieren. Ähnlich geht's der Hamas-Regierung im Gazatreifen. Sie wurde mal demokratisch gewählt. Die überfällige Neuwahl wurde gerade eben erst vom Fatah-Präsidenten Abbas abgesagt. Die aktuelle Gewalteskalation ist der Hamas sehr willkommen. Sie kann sich wunderbar profilieren.

    • @Diogeno:

      Naja. Auch in Israel wird der Premierminister nicht direkt gewählt. Netanjahu hat sich (und da ist er nicht der erste, aber der bisher schamloseste) Schas, UTJ, Yisrael Beitenu und so weiter gekauft, bis er 61+ Abgeordnete beisammen hatte.



      Daß ihm ausgerechnet dann diese Eskalation schenkt, als Jair Lapid einen Regierungsbildungsauftrag erhalten hat... nun, irgendwie brauchen die sich.

    • @Diogeno:

      So sieht's aus. Wenn man als Zivilist keinen Schritt gehen kann, ohne dass man Angst vor einer Rakete haben muss, wählt man anders.