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Debatte um MindestlohnWer beißt in den sauren Apfel?

Der Mindestlohn für Saisonkräfte gefährde den Anbau von Obst und Gemüse in Deutschland, sagen Agrarunternehmer. Stimmt das?

Wollen bei der Lohnuntergrenze eine Ausnahme für die Landwirtschaft: Obst­bäue­r:in­nen Anke Wollanik und Simon Noflatscher Foto: Toni Petraschk

Muhammad Shoaib ist ein typischer deutscher Verbraucher: Die Lebensmittel seien ihm zu teuer, schimpft der Taxifahrer aus dem brandenburgischen Strausberg. In seiner alten Heimat Pakistan würden Obst und Gemüse weit weniger kosten. „Dabei muss ich doch so viel Steuern zahlen“, klagt Shoaib, als er mit seinem Mercedes den taz-Reporter vom S-Bahnhof zum Obstgut Müller im Dorf Wesendahl fährt. Typisch ist diese Haltung, weil der durchschnittliche Haushalt hierzulande gemessen am Einkommen so wenig für Lebensmittel ausgibt wie in kaum einem anderen Land der Europäischen Union: Laut EU-Statistikamt waren es 2023 knapp 10 Prozent.

Auf dem Obstgut Müller sitzen in einem schmucklosen Büro mit Neonröhren an der Decke zwei Agrarunternehmer, denen die Sparsamkeit der Konsumenten Kopfzerbrechen bereitet: Anke Wollanik und Simon Noflatscher. Wollanik ist Co-Chefin des kleinen Obsthofs, der vor allem Bio-Äpfel anbaut. Noflatscher ist ein Geschäftsführer der viel größeren Brandenburger Obst GmbH, die gleich nebenan auch vor allem Äpfel erzeugt, aber konventionelle.

Beide leiden unter den ihrer Meinung nach zu niedrigen Preisen, die oft nicht die Kosten deckten. Die Margen könnten weiter sinken, weil sie ihren Saisonarbeitskräften nach dem Willen der Mindestlohnkommission aus Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern ab kommenden Jahr 13,90 Euro und ab 2027 14,60 Euro die Stunde zahlen müssen – statt derzeit 12,82 Euro. Dann werde es noch schwieriger, Obst und Gemüse in Deutschland anzubauen. Für Äpfel, Beeren oder Spargel ist viel Handarbeit nötig. „Wir können preislich nicht mehr mithalten mit ausländischer Ware“, warnt Wollanik.

Das kommt erst mal in der Gesellschaft komisch an, wenn man davon spricht, dass 14 oder 15 Euro für Person X aus dem Land zu viel ist, weil dort das Leben günstiger ist.

Obstbauer Simon Noflatscher

Deshalb wünschen sich die beiden eine Ausnahme von der Lohnuntergrenze für die Landwirtschaft. Bauernverbandschef Joachim Rukwied hat gefordert, dass die Branche ihren saisonal Beschäftigten nur 80 Prozent des Mindestlohns zahlen müsse. „Das ist aufgrund der geringeren Lebenshaltungskosten in den Herkunftsländern gerechtfertigt“, argumentierte er im Fachblatt top agrar. Die meisten Saisonarbeitskräfte kommen aus Staaten wie Rumänien.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Keine Erntehelfer aus Deutschland

Noflatscher wirkt nicht wie der typische Brandenburger Bauer. Er spricht mit leichtem Südtiroler Akzent und trägt einen Vollbart, über den die Enden seines Schnurrbarts ragen. Er ist nicht Agraringenieur, sondern Betriebswirt. Noflatscher weiß: „Das kommt erst mal in der Gesellschaft komisch an, wenn man davon spricht, dass 14 oder 15 Euro für Person X aus dem Land zu viel ist, weil dort das Leben günstiger ist.“ Es stehe ihm nicht zu, zu bestimmen, was für wen „zu viel“ ist. Das regele grundsätzlich der Markt. Der Mindestlohn sei für den deutschen Arbeitsmarkt festgelegt, aber hier gehe es um „einen internationalen Arbeitsmarkt, der in Deutschland stattfindet“, sagt der Geschäftsführer. Fast alle, die in ihren Betrieben die Äpfel ernten, kämen aus Osteuropa, sagen die beiden.

Wollanik zählt zu den wenigen Frauen, die einen Agrarbetrieb leiten. Die Gartenbauingenieurin hat täglich mit Verbrauchern zu tun, einen großen Teil ihrer Ernte verkauft sie direkt an die Konsumenten im eigenen Hofladen, nur wenige Kilometer von Berlin entfernt.

Wollanik sagt, ohne Saisonkräfte könne sie ihre Ernte nicht einholen. „Wir finden einfach keine Erntehelfer aus Deutschland mehr.“ Ihre Saisonkräfte würden von Ernte zu Ernte fahren. Vom Verdienst könne „dann zum Beispiel in Rumänien die ganze Familie leben“.

Das wohl wichtigste Argument der beiden ist, dass der Obstanbau ohne Mindestlohnausnahmen „langsam aus Deutschland verschwindet“, wie Noflatscher sagt. Er legt ein A4-Blatt mit Balkendiagramm auf den Tisch. Es zeigt, wie sich Deutschlands Selbstversorgungsgrad entwickelt hat. Deutschland produziere immer weniger seines Bedarfs selbst, folgert der Betriebswirt aus den Zahlen. „Wollen wir wenig übriggebliebene große Landwirtschaftsbetriebe haben, die es noch schaffen, aber auch die nur knapp – oder wollen wir eine gewisse Kulturlandschaft haben, wo es grundsätzlich mit Obst auch ein Auskommen gibt?“

Geerntet wird ab September: Apfelplantage Mitte Juli in Wesendahl Foto: Toni Petraschk

Ist der Selbstversorgungsgrad gesunken?

Gerade sind keine Saisonarbeitskräfte auf dem Hof, die Auskunft geben könnten. Sie würden erst zur Apfelernte im September und Oktober kommen, sagt Wollanik. Aber man kann sich die Plantage anschauen, auf der sie arbeiten. In langen Reihen stehen Apfelbäume dort an einem Gerüst aus Metallstangen, zwischen denen zwei Drähte gespannt sind. Am unteren hängt ein schwarzer Kunststoffschlauch, aus dem Wasser für die Pflanzen auf den Boden tropft. Äpfel hängen etwa ein bis zweieinhalb Meter hoch. Zum Ernten müssen die Arbeiter jede Frucht berühren. Es gibt bisher keine serienreife Maschine, die Äpfel für den Verzehr als Tafelobst ernten könnte. Deshalb ist die Produktion so teuer.

Benjamin Luig ist trotz allem dagegen, die Landwirtschaft vom Mindestlohn auszunehmen. Er ist als Fachreferent bei der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) für die Branche zuständig. „Der Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse ist seit Einführung des Mindestlohns in der Landwirtschaft 2018 nicht gesunken, sondern stabil geblieben“, sagt er. Tatsächlich produzierte Deutschland nach Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in den fünf Jahren von 2014 bis 2019 im Schnitt rund 20 Prozent des hier verbrauchten Obstes und etwa 36 Prozent des Gemüses – genauso viel wie in den fünf Jahren danach.

Manche Bauern behaupten, der Selbstversorgungsgrad sei stark gesunken. Aber dafür haben sie nur zwei Jahre miteinander verglichen. Aussagekräftig sind jedoch langjährige Mittelwerte, weil sich die Produktionsmenge wegen des Wetters jedes Jahr erheblich ändert.

Bei Obst sei der Selbstversorgungsgrad nicht wegen der hohen Arbeitskosten so niedrig, sagt Hildegard Garming, Obst- und Gemüse-Expertin des bundeseigenen Thünen-Agrarforschungsinstituts. Sondern vor allem, weil drei Viertel des Verbrauchs Arten betrifft, die hierzulande aus klimatischen Gründen gar nicht angebaut werden: zum Beispiel Bananen und Zitrusfrüchte. Bei Tafeläpfeln dagegen, dem am meisten in Deutschland produzierten Obst, lag der Selbstversorgungsgrad im Mittel der Jahre 2012 bis 2023 bei 60 Prozent, also eher hoch.

Kleine Höfe steigen aus dem Anbau aus

Auch die Produktion von Obst und Gemüse insgesamt sei nach Einführung der Lohnuntergrenze nicht gesunken. „Ich vermute, dass das auch so bleibt, wenn der Mindestlohn erhöht wird“, sagt Garming. Es stimme aber, dass die Preise, die die Bauern für Äpfel bekommen, nicht so stark gestiegen seien wie die Lohnkosten. „Die Rentabilität hat sich verschlechtert“, sagt die Wissenschaftlerin.

Das trägt auch dazu bei, dass besonders kleine Höfe aus dem Obst- und Gemüseanbau aussteigen. Ihre Gewinnmargen sind oft geringer als die von Großbetrieben, die ihre Maschinen und Kühllager besser auslasten und deshalb das Kilo Frucht billiger anbieten können.

Viele kleine Höfe haben auch nicht so viel Kapital, um die höheren Arbeitskosten auszugleichen: Immer mehr Erdbeeren werden in Gewächshäusern oder in Folientunneln angebaut. So lässt sich der Ertrag pro Hektar steigern, weil sie dort etwa vor Hagel geschützt sind, der im Freiland immer wieder ganze Ernten vernichtet. Die Pflanzen können dort auf Stellagen oder Dämmen wachsen, damit sich die Arbeiter nicht so tief bücken müssen und so schneller ernten können. Solche Anlagen sind auch besser geeignet für Roboter, die gerade entwickelt werden. Für viele kleine Betriebe ist all das zu teuer.

Aus diesem Grund werden die immer häufiger von großen Höfen übernommen. Das heißt aber nicht, dass Deutschland kein Obst und Gemüse mehr erzeugt. Auf dem Land der kleinen Betriebe wird weiter angebaut – aber nicht mehr von ihnen selbst, sondern zum Beispiel vom größeren Nachbarn. Diese Entwicklung lässt sich kaum aufhalten. Denn egal wie die Lohn-, Agrar- oder Umweltpolitik war – seit 1950 zeigt die Kurve zur Anzahl der Höfe in Deutschland im weitgehend gleichen, steilen Winkel nach unten. Für einen minimalen Einfluss der Politik spricht auch, dass die Entwicklung fast überall auf der Welt ähnlich ist. In den USA, in Australien oder in Japan – überall schlucken große Höfe kleine und senken so die Stückkosten.

Mehr Interesse an Maschinen

Dass die Bundesregierung für die Landwirtschaft einen geringeren Mindestlohn festsetzt, ist unwahrscheinlich. Agrarminister Alois Rainer (CSU) musste nach einer Prüfung eingestehen, dass solche Ausnahmen gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz des Grundgesetzes verstoßen würden. Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) hatte Sonderregelungen schon vorher abgelehnt.

Wie würden die beiden Brandenburger Betriebe reagieren, wenn der Mindestlohn auch für sie steigt? „Wir würden versuchen, kostengünstiger zu produzieren“, sagt Noflatscher. Maschinen würden noch schneller interessant, um Arbeitskräfte zu ersetzen.

Wollanik will bei den Verbrauchern weiter Verständnis dafür wecken, dass ein Apfel aus Deutschland mehr kostet als einer aus Italien, weil er besser für Umwelt und Menschen sei. „Deshalb machen wir Hoffeste, Betriebsführungen, Spaziergänge durch unsere Anlagen“, sagt sie.

Vielleicht kann sie so ja auch Taxifahrer Shoaib überzeugen.

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115 Kommentare

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  • Die meisten Landwirte wären mehr als froh wenn sie führ ihre Arbeit zumindest die höhe des Mindestlohnes hätten.

  • „Das [nur 80% vom Mindestlohn zahlen] ist aufgrund der geringeren Lebenshaltungskosten in den Herkunftsländern gerechtfertigt“ - Nun wollen wir mal nicht vergessen, dass ziemlich viel von der Kohle wieder beim Arbeitgeber landet (für überteuerte Unterkünfte). Auch über das flächendeckende Unterlaufen von Mindestlohn und Höchstarbeitszeiten hat die taz schon berichtet.



    Das Höfesterben wird sich nicht aufhalten lassen, die neuen Eigentümer müssen ordentlich reglementiert und kontrolliert werden.

    • @My Sharona:

      "die neuen Eigentümer müssen ordentlich reglementiert und kontrolliert werden"

      Welche Regeln und Kontrollen wollen Sie denn zusätzlich? Oder ist das nur Law & Order Gerede?

  • Den Taxifahrer Shoaib kann man wahrscheinlich genauso wenig überzeugen wie die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung. Denen, die unsere Nahrungsversorgung gewährleisten, weniger zu gönnen als sich selbst ist purer Egoismus.



    Die Mehrheit unserer Bevölkerung lebt nicht von Bürgergeld. Und auch die Niedriglohnempfängerinnen und -empfänger sind nicht die Mehrheit. Trotzdem kauft in Deutschland die überwältigende Mehrheit lieber billigen Ramsch, als regionale Qualität. In Frankreich sieht das etwas anders aus. Aber dort rollen auch nicht so viele Protzkarren auf den Straßen, wie bei uns.



    Wenn im Durchschnitt aller Haushalte weniger als 10 % der Einkommen für Lebensmittel ausgegeben werden, ist das bei der Mehrheit auf die das zutrifft zu wenig. Vor fünfundsiebzig Jahren hatten wir ein anderes Extrem. Da waren es noch 44 %...

  • „Wir finden einfach keine Erntehelfer aus Deutschland mehr.“ Ihre Saisonkräfte würden von Ernte zu Ernte fahren. Vom Verdienst könne „dann zum Beispiel in Rumänien die ganze Familie leben“.

    Wenn ein Erntehelfer aus Deutschland mit Äpfelpflücken eine ganze Familie leben lassen könnte, fänden sich auch genug Erntehelfer aus Deutschland. Daher muss der Mindestlohn rauf, nicht runter.

    • @Ephraim Nathansson:

      @E.N.: haben Sie den Punkt wirklich nicht verstanden? Folgte man Ihren Vorschlag, würden die Äpfel entsprechend teurer, und da die geizigen deutschen Verbraucher das nicht zahlen würden, würde der Betrieb pleite gehen.



      Niemand könnte irgend eine Famile ernähren.

      • @Christoph Frohn:

        Doch, den habe ich sehr gut verstanden. Wenn niedrige bis mittlere Löhne steigen, brauchen die Verbraucher nicht mehr so geizig zu sein. Wir können dafür hohe Löhne und Dividenden senken. Wir können gesellschaftlich sinnvolle Tätigkeiten wie Apfelpflücken besser belohnen und Tätigkeiten zweifelhafter Sinnhaftigkeit wie die sogenannten Bullshit-Jobs schlechter entlohnen. Wir können so viel ändern, wir müssen nur wollen.

    • @Ephraim Nathansson:

      Ihnen ist schon klar das es sich um Saisonarbeit handelt. Soll der Lohn für x Wochen dann so hoch sein das das Geld für den Rest des Jahres reicht?



      Und selbst wenn finden Sie keine Menschen die das tun wollen. Oder wollen Sie bei Wind und Wetter draußen arbeiten?



      Eher nicht, lieber so etwas von anderen Menschen fordern und sich gut fühlen.

      • @weather2018:

        Laut Artikel geht es um Saisonkräfte, die von Ernte zu Ernte fahren, x dürfte hier recht hoch sein, also warum nicht? Alternativ kann man ja auch andere Saisontätigkeiten übernehmen, z. b. Schneeräumbereitschaftsdienst.

        Ich ginge mit Freuden für 30 € die Stunde Äpfel pflücken, Ihre Unterstellung ist unnötig. Sprechen Sie bitte für sich, nicht für mich.

  • taz: *Der Mindestlohn für Saisonkräfte gefährde den Anbau von Obst und Gemüse in Deutschland, sagen Agrarunternehmer. Stimmt das?*

    Ein Mindestlohn würde wohl eher die Gewinne der Agrarunternehmer gefährden und dann könnten sie sich nicht mehr so einfach den neuesten BMW oder Mercedes kaufen. Und wenn der Klimawandel in den nächsten Jahren die Temperaturen in Deutschland weiter ansteigen lässt, dann können sich die Obst- und Gemüsebauern die Kosten für die Saisonarbeitskräfte ohnehin sparen, denn entweder 'vertrocknet' dann alles oder das Obst und Gemüse 'ersäuft' im Regen – egal ob man nun Saisonarbeitskräfte oder Maschinen auf den Feldern und den Obstplantagen einsetzt.

  • Ich verdiene so 1900€ brutto bei einer 30h/Woche und gebe so 450€ im Monat für Lebensmittel aus (zumindest war das noch 2020 so, habe es seitdem nicht mehr nachgerechnet). Das sind mehr als 20%.

    Teures Obst und Gemüse kauf ich nur wenn es in der Werbung ist. Kartoffeln/Zwiebeln über 1€/kg ist schon teuer. Äpfel über 3€/kg auch.

    Ich bin gegen weitere Erhöhungen des Mindestlohns weil es mich einfach nur ärmer macht zu den ganzen Preistreibern die es aktuell sowieso schon gibt.



    Der Rattenschwanz der höheren Personalkosten ist lang und geht durch viele Bereiche.

    Ich gönne niemanden Wohlstand.



    Denn das Streben nach Wohlstand ist was die Erde für uns Menschen kaputt macht.



    Jeder soll genug zum Leben haben. Das reicht doch.



    Ich habe genug zum Leben, noch.

    Außerdem, wenn man im Kapitalismus niemanden hat zum Ausbeuten dann funktioniert der Kapitalismus nicht mehr. Und wir Europäer beuten seit Jahrhunderten die Welt aus. Bildet euch nicht irgendwas ein dass es anders funktionieren würde.

    • @Monika Jäger:

      Ich denke mal wenn man arbeitet möchte man mehr als genug zum Leben haben. Genug zum Leben bekommt man auch mit Bürgergeldbezug. Die wenigsten arbeiten weils so viel Spass macht, sondern um sich damit was leisten zu können. Und zwar mehr als genug zum Leben. Für genug zum Leben muss ich in Deutschland nicht morgens aufstehen und meine Lebenszeit dem Job opfern. Das mache ich für Geld, und wenn dabei nicht mehr rumkommt als genug zum Leben, lohnt sich Arbeit einfach nicht.

    • @Monika Jäger:

      Sowohl der Artikel als auch dein Kommentar, Monika Jäger, läßt erkennen, wo die Urheber anzusiedeln sind: Im grün-alternativen "neuen" Mittelstand. Und damit es klar ist: Nein, ich bin kein AfDler, ich bin links. Das Streben nach Wohlstand zu verteufeln, kann man sich leisten, wenn man ihn hat. Bescheidenheit predigen, kann man sich leisten, wenn man genug hat. Usw. Natürlich ist das stetige Wachstum ein Problem und heute die Hauptursache für die Klimakatastrophe. Und auch der Grund dafür, daß wir nicht nur Nachfrage nach dem nötigsten haben, sondern auch nach allem möglichen Schrott und - zum Thema: Landwirtschaft - nach jeder Menge krank machender Lebensmittel. Daneben gibt es aber eben auch die Nachfrage nach dem Nötigsten. Und die Nachfrage von Mittelständlern wie Monika, die sich an einen gehobenen Lebensstandard gewöhnt haben. Und jetzt kommt der Punkt: Menschenwürde. Jeder Mensch hat erstmal das recht, z.B. ein teures Hobby zu betreiben, bei mir z.B. Radsport. Dann: In der Schule müssen die Kinder, um nicht gemobbt zu werden, teure Klamotten tragen. Toll, wenn Eltern es schaffen, ihre Kinder widerstandsfähig gegen sowas zu machen. Jetzt habe ich die 1200 Zeichen verbraucht.

    • @Monika Jäger:

      Der Kapitalismus hat solange einigermaßen in Deutschland funktioniert, bis unsere Regierenden, aus unserem Parlament, vor etwa 25 / 30 Jahren - auf den Zug des MENSCHENVERACHTENDEN neoliberalen Kapitalismus aufgesprungen sind. Hemmungslose Gier und Ausbeutung findet dadurch in Industrie & Wirtschaft statt und als Krönung ebend auch in weiten Teilen unserer Gesellschaft. Egoismus wird inzwischen in weiten Teilen der Bevölkerung als akzeptabel und legitimiert angesehen. Was können wir als Gesellschaft / Bevölkerung dem Neoliberalismus entgegensetzen, lautet daher die wichtige, wenn nicht sogar überlebenswichtige Frage für uns alle.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Der neoliberale Kapitalismus wird dazu führen, dass der Obstanbau weiter in das Ausland abwandert und die ärmeren Menschen dort davon profitieren.

        Was stört Sie daran? Gönnen Die den Obstbauern im Ausland keinen Wohlstand?

      • @Alex_der_Wunderer:

        Das fing mit Kohls geistig und moralischer Wende an.



        Am Anfang eher schleichend nahm dann aber fahrt auf.



        Zur Wendezeit stagnierend, ab 2000 dann mit Macht.



        Obwohl nur ein Werbespruch aber "Geiz ist Geil" wurde zum Programm. In der Gastronomie konnte man diese Entwicklung gut beobachten.

    • @Monika Jäger:

      "Ich gönne niemanden Wohlstand."



      Und genau darüber sollten Sie nachdenken.

      Ansonsten gibt es genügend Leute die anderen dann noch weniger gönnen.

      Denn wer bestimmt was zum Leben reicht?



      Jemand wie Sie der, nehmen Sie es mir nicht böse, in seiner eigenen kleinen Welt lebt und über den Wohlstand von anderen Menschen bestimmen will?



      Darüber hinaus würde es sofortige Grenzschließungen bedeuten, da viele Migranten den "Wohlstand" in Europa suchen.



      Auch Ihre Naivität bezüglich des Kapitalismus lässt tief blicken.



      Aber immer weiter gegen den Kapitalismus und gegen die Realität.

  • Artikel 3 Absatz 1 Grundgesetz ist eindeutig: "Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich." Ein gesetzlicher Mindestlohn der in Deutschland gilt, muss für alle gelten, die in Deutschland abhängig beschäftigt sind. Die Staatsangehörigkeit ist ebenso wenig ein sachlicher Grund für eine Ungleichbehandlung wie der Umstand, dass die Erntearbeiter in ihren Heimatländern für dieselbe Arbeit weniger verdienen würden oder dass der Mindestlohn für sie im Verhältnis zu den im Herkunftsland herrschenden Einkommensverhältnissen "viel Geld" ist. Die Landwirte bezahlen die Erntearbeiter für ihre Arbeit; ob diese damit zuhause zu den Besserverdienern gehören, geht die Landwirte nichts an. Und dass vom Verdienst eines rumänischen Erntearbeiters "in Rumänien die ganze Familie leben" kann, ist schon im Ansatz kein Argument dafür, rumänischen Erntearbeitern nicht den Mindestlohn zu zahlen. Vielmehr ist es gut, richtig und gerecht, wenn jemand, der eine harte und anstrengende Arbeit verrichtet, die die in Deutschland Lebenden nicht mehr zu verrichten bereit sind, davon seine Familie ernähren kann.

    • @Budzylein:

      Zu Ihrer Information:



      Es gibt Ausnahmen beim gesetzlichen Mindestlohn schon seitdem es das Gesetz gibt. Ganz am Anfang waren u.a. Zeitungsausträger dabei, auch heute gibt es Ausnahmen z.B. für Behindertenwerkstätten oder für Gefängnisinsassen.



      Wenn das nicht mehr geht, dann spielt man eben die Selbstständigenkarte wie bei Lieferdiensten.

      • @Wolfgang Wilhelm:

        Scheinselbstständigkeit - also " Weisungsgebundene Tätigkeiten " - sind strafbar.

    • @Budzylein:

      Sehr gut, da kann ich nur beipflichten. Wenn die Bauern um ihre Existenz fürchten, sollen sie sich von ihren Abnehmern - das sind nicht wir Bürger = Konsumenten, sondern Lebensmittelkonzerne, die sich daran dumm und dämlich verdienen - mehr bezahlen lassen. Natürlich macht das die Lebensmittel erstmal teurer und führt zu einem weiteren Bauernsterben. Aber an der Stelle hat der Kapitalismus etwas eingebaut, was heutzutage ausnahmsweise positiv wirkt: Den "gewinnoptimalen Preis". Der liegt in einer Gesellschaft mit Massenkonsum nämlich regelmäßig bei Massenprodukten niedrig. Deshalb kann man beim Aldi in der letzten Stunde vor Feierabend gutes Obst und Gemüse zum Spottpreis kaufen, und auch davor ist es preiswert. Warum? Weil Aldi konsequent die Schlußfolgerungen des o.g. Mechanismus umsetzt. Damit ist das Problem natürlich nicht gelöst, ja. Aber wenn die Bauern sich mit dieser Stoßrichtung an die Öffentlichkeit begeben, sind bessere Voraussetzungen dafür gegeben, daß sich der Staat sinnvoll einmischt: Indem er eben nicht Geld für Stilllegungsprämien, sondern für die Subventionierung von Lebensmitteln ausgibt, und zwar beim Bauern, nicht beim Handel. Mehr geht mit 1200 Zeichen nicht.

    • @Budzylein:

      Ich vermute, dass künftig keine abhängig Beschäftigten aus dem Ausland mehr die Äpfel und anderes Obst/Gemüse in Deutschland ernten werden, sondern solo-Unternehmer. Die verdingen sich dann auf 2-3 Höfen, gelten dann nicht mehr als Scheinselbstsändige und das Geld, was sie für ihre Arbeit bekommen, wird vermutlich sinken.

    • @Budzylein:

      Nur, dass wenn man den Erntehelfern mehr zahlt, dann niemand mehr das Obst/Gemüse kauft, weil dieses teurer wird, gekauft wird dann das Billige aus Spanien oder Übersee beim Discounter (die Entwicklung gibt es ja bereits seid längerem). Der Erntehelfer wird dann über kurz oder lang seinen Job verlieren, weil landwirtschaftliche Betriebe schließen müssen und sich in anderen Ländern zu noch schlechteren Bedingungen etwas suchen müssen....hat also niemand was von....so sieht nunmal die Realität aus

  • Produkte die mit Hilfe von unterbezahlen, ausgenutzten Mitarbeitern auf dem Wochenmarkt angeboten werden, sollten Verbraucher, mit nicht Kauf boykottieren !

    • @Alex_der_Wunderer:

      Und wie stellen Sie sich das praktisch vor? Am Stand nachfragen und eine ehrliche Antwort erwarten?



      Eine "Blacklist" in denen ein Bauer den anderen, auch wenn es nicht stimmt, auf solch eine Liste setzt um eine Konkurrenten zu schaden.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Dann dürfen sie aber erst Recht keine Lebensmittel aus Spanien, aus Osteuropa oder noch schlimmer aus nicht europäischen Ländern kaufen, denn da sind die Bedigungen noch wesentlich schlechter als hier. Oder aus Frankreich, mit Sklavenähnlichen zuständen bei der Champagnerernte, wie ich heute in der Taz lesen durfte. Eigentlich dürften sie dann garnichts mehr kaufen, außer die ganz teuren Naturland und Demeter Produkte und selbst da kann man nicht hundert Prozent sicher sein und das muss man sich auch leisten können. Wie soll man auf dem Wochenmarkt oder im Supermarkt auch erkennen, ob etwas auf dem Rücken von ausgebeuteten Arbeitern erwirtschaftet wurde? Das ist schlicht unmöglich. Auch ich rede mir ein, dass beim Bio-Landwirt meines Vertrauens schon alles mit rechten Dingen zugeht, aber weiß ich was da hinter den Kulissen abläuft? Nein. Also viel Spaß beim Boykott und beim Verhungern.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Damit wären viele Klein- und Familienunternehmen bei Ihnen raus. Selbstständige sind sehr häufig Selbstausbeuter.

      • @Chris McZott:

        Manche andere Kriminelle wären auch raus, wären sie nicht mehr kriminell - oder ebend gerade drinnen , dahin wo sie hingehören !

    • @Alex_der_Wunderer:

      Und dann im Supermarkt die Produkte kaufen, bei denen die Mitarbeiter noch weniger Geld bekommen - aber das legal und "moralisch korrekt "? 🤣

      Wer das durchziehen will, muss seine Lebensmittel selbst herstellen - und manches andere auch!

  • Die beiden Betriebe, die ihren Mitarbeitern keinen Mindestlohn zahlen will, bitte sofort schließen. Eigentümer zum Mindestlohn in eine zumutbare Arbeit vermitteln. Nach einem Jahr wieder zum Interview einladen.



    Wer anderen keinen Wohlstand gönnt, hat selbst auch keinen verdient.

    • @Achsachbloß:

      Selbst wenn sie nach Mindestlohn bezahlt würden, können sich die Arbeiter Wohlstand wohl nicht mal vorstellen.

  • Äpfel sind ein gutes Beispiel in welcher Wohlstandsblase die (meisten) Deutschen leben. Wie viele zig Tonnen Äpfel werden bei uns weggeworfen weil sie nicht dem vermeintlichen Idealbild eines Apfel entsprechen ?? Überall gibt es Streuobstwiesen wo man Äpfel billig oder gar kostenlos erhält, nur haben die halt kleine Macken.



    WARUM muss es eigentlich jede Frucht/Obst 12 Monate im Jahr geben ?

    • @Günter Witte:

      Genau das sehe ich auch so! Und da können uns Migranten eben belehren! Die ernten gerne von den Streuobstwiesen und wissen die Ernte auch würdig zu verarbeiten, ganz ohne unser unverantwortliches food wasting

  • Jetzt nutzen die netten BioBauern schon rassistische Argumente und merken es nicht einmal. Bitte keine Plattform bieten.

    • @TV:

      Danke. Ich finde das tatsächlich extrem bigott. Viele scheinen das - wie Kommentator Fissner gut zu finden: "Der Mindestlohn liegt in Rumänien bei 4,87€. In einigen anderen osteuropäischen Ländern ist es noch weniger. in Albanien z.B. 2.28 // Mit einer Erntehelferstelle in DE kann man das drei bis fünffache verdienen im Vergleich zu einer Vollzeitstelle im Herkunftsland." Der Landwirt spart enorm und tut noch etwas Gutes, wenn er einem Albaner 6,84/h bezahlt. Mir wird da wirklich speiübel. Wenn man bedenkt, dass die Leute teilweise für An- und Abfahrt sowie Unterkunft und Verpflegung selbst aufkommen müssen (und das ja nicht im Herkunftsland, sondern bei uns), super - das wird fast ein Nullsummenspiel, aber die machen dafür Aktivurlaub auf "unseren" Feldern und sind draußen und an der frischen Luft. Der Tiroler Bauer hat einen freundlichen Bart und lässt sich vielleicht sogar duzen ...

    • @TV:

      Nun, dann sag ich es mal antirassistisch bzw. antikolonialistisch mit einfachen Worten.



      Die Kosten laufen immer auf zwei Beinen!



      Kurzum, es wird dazu führen, dass entweder der Landwirt arbeitsintensives Obst / Gemüse einstellen wird und/oder es gibt einen kräftigen Schub für die Automatisierung auch in der Landwirtschaft.

      Ich/wir haben in unserem Unternehmen nach der politischen Mindestlohnerhöhung auch (fast) alles Automatisiert bzw. outgesourced was ging.



      So sind Putzdienste und Hausmeistertätigkeiten ausgelagert und der Lagerbereich weitgehend automatisiert.



      Somit haben wir ca. 12 Mitarbeiter weniger, aber das war ja so gewollt und diese sind ja am Arbeitsmarkt wohl wieder untergekommen.



      Bei mir stehen sie jedenfalls nicht mehr auf der Lohnliste.

      • @AuchNeMeinung:

        Was ist gegen Automatisierung einzuwenden?

      • @AuchNeMeinung:

        Na also, es geht doch auch ohne Lohnarbeiterausbeutung.



        Glückwunsch zu der Modernisierung und Umstrukturierung. Darin sehe ich kein einziges Argument gegen einen Mindestlohn. Angesichts des immer wieder beklagten Arbeitskräftemangels, wird es noch viele Ideen zur Modernisierung und Automatisierung brauchen.

      • @AuchNeMeinung:

        Für die ausgelagerten Putz- und Hausmeisterdienstleistungen gilt ebenfalls der Mindestlohn, wenn Sie diese Tätigkeiten an Betriebe ausgelagert haben, die die Arbeiten durch ihre Beschäftigten erledigen lassen.

        Und eine durch Lohnkostendruck beförderte Automatisierung ist prinzipiell wünschenswert, da in diesem Fall stupide und anstrengende Tätigkeiten, die auch von Maschinen erledigt werden können, nicht mehr von Menschen ausgeübt werden müssen. Zudem wird durch Automatisierung die Produktivität gesteigert.

        • @Budzylein:

          "Für die ausgelagerten Putz- und Hausmeisterdienstleistungen gilt ebenfalls der Mindestlohn, wenn Sie diese Tätigkeiten an Betriebe ausgelagert haben, die die Arbeiten durch ihre Beschäftigten erledigen lassen."

          Nette Aussage, die in dieser Pauschalität falsch ist...



          Selbstverständlich können im Rahmen der EU-Dienstleistungsfreiheit auch ausländische Unternehmen zu ihren heimischen Löhnen in Deutschland arbeiten.



          Einige davon dürfen es sogar 😉 und dem Rest können es die deutschen Behörden einfach nicht nachweisen...

    • @TV:

      Öhem…hab den Artikel gerade nochmal gelesen, konnte aber keinerlei rassistische Argumente darin finden…welche sollen das denn sein?

      • @Saile:

        Weniger Lohn für Nichtdeutsche wegen deren armen Heimatsländern? Stimmt, klassistisch ist es auch noch. Das ist astreines Nachuntentreten, weil von oben immer weniger kommt. Es hilft, mal die Perspektive zu wechseln.

        • @TV:

          Hauptsache die Empörungsmaschinerie läuft...Da ist gar nix rassistisch denn es geht nicht darum nur den Ausländern keinen Mindestlohn zu zahlen, sondern, dass man gar nicht den Mindestlohn zahlen kann. Egal für welche Nationalität.

        • @TV:

          Achso, ich dachte die beiden gewissenlosen Ausbeuter wären gemeint gewesen.

  • "Der Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse ist seit Einführung des Mindestlohns in der Landwirtschaft 2018 nicht gesunken, sondern stabil geblieben"

    Die nackten Zahlen des BMEL zeigen auch andere Werte beim Obst. Die Einfuhren sind seit 1990 deutlich gestiegen und die Ausfuhren deutlich gesunken Zwischen 1990-2000 lagen die Einfuhren im Schnitt bei etwa 6500 tausend Tonnen. In der Zeit danach bei 7.700 tausend Tonnen Obst

  • Fakt ist dass der Verbraucher den höheren Mindestlohn am Preis merken wird. Und dann wird mehr Obst und Gemüse aus dem europäischen Ausland gekauft, da es diesen Wettbewerbsnachteil nicht hat. die Transportwege werden deutlich länger , die Umwelt wird es danken! Jeder der für den höheren Mindestlohn auch bei den saisonalen Arbeitskräften ist, muss die berücksichtigen. Am ende zahlt es sowieso der Bürger. durch den höheren Mindestlohn steigen die Beiträge für die Sozialkassen, der Staat spart , der Mindestlohn lässt auf breiter Front die Preise steigen , der Bürger zahlt. aber egal wir zahlen eh alles!

  • Wie heißt es immer in den Krimis : folgt der Spur des Geldes



    Bis in die 1970/80 Jahre kamen bei den Landwirten von jeder Mark die ein Verbraucher für Lebensmittel ausgab rund 50 % an, heute sind es ca. 10 %. Von dieser Spanne, welche die Besitzer der Handelsketten Schwarz, Albrechts & Co mit zu den reichsten Personen in Deutschland machte, könnte man einen höheren Lohn für Arbeiter bezahlen, Landwirte bräuchten weniger Ausgleichzahlungen OHNE das der Verbraucher mehr bezahlen müsste. Diese Missstände könnte man sicherlich lösen, wenn es Politisch gewünscht wäre.

  • Wirkt auf mich zynisch. Wo bleibt der viel beschworene antikoloniale Ansatz? Das erinnert stark an einen Sportschuh-Manager, der vor Jahren bei einer Fernsehdiskussion meinte, 2,45 seien genug, damit wären die in Bangladesh mehr als zufrieden. Und dieses permanente Herumgehacke auf den Leuten, die sich gerade mal noch knapp die Miete leisten können, dann natürlich am Essen sparen, finde ich ebenso daneben. Ich kaufe äußerst gerne im Bio-Laden ein, doch zur Zeit bin ich froh, wenn wir nicht irgendwo in die Schuldenfalle kippen. Chapeau an alle, die es sich leisten können, doch schuld an den Zuständen sind weder die Saisonarbeiter noch die Masse der Konsumenten. Scheint mir doch irgendwie systemimmanent: „Das kommt erst mal in der Gesellschaft komisch an, (..), dass 14 oder 15 Euro für Person X aus dem Land zu viel ist, weil dort das Leben günstiger ist.“ Es stehe ihm nicht zu, zu bestimmen, was für wen „zu viel“ ist. Das regele grundsätzlich der Markt. Der Mindestlohn sei für den deutschen Arbeitsmarkt festgelegt, aber hier gehe es um „einen internationalen Arbeitsmarkt, der in Deutschland stattfindet“ Fast alle, die (..) die Äpfel ernten, kämen aus Osteuropa" Der Markt regelt's.

  • Vielleicht sollte in dem Zusammenhang auch erwähnt werden, dass für die Saisonarbeiter keine Sozialabgaben anfallen, wenn sie weniger als 90 Tage im Jahr beschäftigt sind. Vermutlich auch keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall



    Auch das Argument, dass die Lebenshaltungskosten in den Herkunftsländern geringer sind, ist nicht stichhaltig



    Ich vermute, dass die wenigsten eine Vollzeitanstellung in ihren Heimatländern haben

    • @Oliver Wagner:

      Es gibt immer noch etliche Saisonarbeitskräfte, die nur ihre Ferien oder ihren erweiterten Jahresurlaub in der hiesigen Landwirtschaft verbringen - die reißen die 90 Tage garantiert nicht.



      Und bei den anderen (ohne Vollzeitanstellung in der Heimat) können Sie davon ausgehen, dass die die 90 Tage sowieso reißen werden. Die können ja schließlich zu mehreren Arbeitgebern gehen - und solange die gemeldet werden (macht man als Arbeitgeber schon deshalb, dass man die Lohnkosten von der Steuer absetzen kann) erfährt man das spätestens im Frühjahr des darauffolgenden Jahres, wenn die Sozialversicherung Beiträge nachfordert...

      • @FriedrichHecker:

        Die bezahlen Sozialarbeitsbeiträge im Herkunftsland.

    • @Oliver Wagner:

      Der Mindestlohn liegt in Rumänien bei 4,87€. In einigen anderen osteuropäischen Ländern ist es noch weniger. in Albanien z.B. 2.28

      Mit einer Erntehelferstelle in DE kann man das drei bis fünffache verdienen im Vergleich zu einer Vollzeitstelle im Herkunftsland. Der Prozess der Mechanisierung der Obsternte um bei steigenden Löhnen noch einen rentablen Ertrag einzufahren, beseitigt solche Einkommensquellen in DE.

      www.boeckler.de/pd..._mldb_karte_de.pdf

      • @Rudolf Fissner:

        Was ich mit meinem Kommentar sagen wollte: die Erntehelfer müssen möglicherweise mit dem verdienten Geld einen längeren Zeitraum überbrücken, wenn sie in ihrem Heimatland keine feste Anstellung haben

        • @Oliver Wagner:

          Was ich ihnen mitteilen wollte, war das es gute Gründe gibt in DE als Erntehelfer zu arbeiten statt zuhause für einen Bruchteil sogar in Vollzeit.

          Es kann also soweit kommen, dass infolge von gut gemeinten höheren Mindestlöhnen so mancher Erntehelfer dann doch wieder zu Hause die Äpfel pflückt für ein Bruchteil des Geldes, damit in DE weiterhin Ramschpreise siegen.

          • @Rudolf Fissner:

            Vielleicht noch ein anderer Aspekt: Europa hat einen gemeinsamen Markt, im Agrarbereich sicherlich am weitesten entwickelt.



            Es muss kein Apfel aus Deutschland sein.

        • @Oliver Wagner:

          Das mit dem Zeitraum mag ja stimmen.



          Aber kann es das Problem der Menschen hierzulande sein, ob der Erntehelfer in Albanien damit etwas überbrücken muss? Es ist nicht die Aufgabe der hiesigen Bauern den fehlenden Lohn durch andere Arbeitsmöglichkeiten in diesen Ländern auszugleichen. Wer als junger Mensch im Sommer in spanischen Hotels als Animateur arbeitet, weiß doch auch, das er sich für den Winter etwas neues suchen muss. Oder halt hungern.

          • @Oleg Fedotov:

            Ja stimmt. Ist halt die gängigen Argumentation der Bauernschaft, dass die Erntehrlfer zuhause ja viel weniger verdienen. Darum geht es eben nicht.



            Wer in Deutschland arbeitet hat ein Anrecht auf den deutschen Mindestlohn

  • "Wollen wir wenig übriggebliebene große Landwirtschaftsbetriebe haben, die es noch schaffen, aber auch die nur knapp"

    Ja, warum denn nicht? Das romantisierte Kleinbauern-Öko-Bullerbü ist sowieso eine nur durch massive Subventionen aufrechterhaltene Illusion, die letztlich weder betriebswirtschaftlich effizienter noch umweltschonender/nachhaltiger ist.

    • @Kawabunga:

      Ich kann das nicht verifizieren, aber kleinen Betriebe sind wahrscheinlich doch umweltschonender als große Industriebetriebe. Schon kleine Felder mit dazwischen liegendem Grün bergen mehr Möglichkeiten für Diversität. Ich kann mich aber auch täuschen.

      • @llorenzo:

        Sie täuschen sich nicht.

      • @llorenzo:

        Wo gibt es kleine Felder mit dazwischenliegendem Grün? Und das ist keine Frage der Betriebsgröße.

    • @Kawabunga:

      Sind Sie sich da wirklich sicher?



      Es müsste Ihnen doch klar sein, dass es uns nicht um betriebswirtschaftliche Effizienz gehen kann, sondern nur um volkswirtschaftliche.



      Industrielle/großbetriebliche Landwirtschaft ist m.W. unterm Strich nicht effektiver, natürlich muss man die Umweltkosten mit einbeziehen.

      • @Eric Manneschmidt:

        Umweltkosten wie die Flächeneffizienz, meinen Sie bspw.?



        („industrielle“ Landwirtschaft bringt auf der gleichen Fläche etwa 15 - 25% mehr Ertrag als „Bio“-Landwirtschaft)

        • @Kawabunga:

          Sie konstruieren einen Gegensatz, den es nicht gibt. Man kann auch "Bio"-Landwirtschaft im "industriellen Stil" betreiben - wird auch vermehrt (nicht nur hierzulande) gemacht...

  • Vielleicht könnten und würden die Menschen gerne mehr für gute und hochwertige Lebensmittel zahlen, wenn nur die Lohnabgaben, die Mieten und der Strom nicht so teuer wären. Gerade bei niedrigen n Einkommen muss man sparen wo mann kann. Oder besser: wo man muss.

    • @Müller Christian:

      Oder die Menschen verzichten auf Tabak und Alkohol

  • Ohne echte Beteiligung aller Menschen - eben auch der Reichen / Superreichen - daran, dass sie, in welchem Land auch immer, bequem leben können, wird das nichts mehr.



    Natürlich können wir andere Menschen ausnutzen. Ich finde es erschreckend, dass die beiden Brandenburger so leicht dazu bereit sind. Die Saisonarbeiter sind körperlich eher kaputt als viele andere, und wissen wir genau, wie lange das Geld reichen muss?

    Ich glaube nicht, dass es einen anderen Weg gibt als dort: die Menschen hierzulande anständig zu bezahlen, und auch Bürgergeldempfängern zu ermöglichen, nicht die Billigware kaufen zu müssen, die nichts als billig ist.

    Ich bezweifle aber, dass wir das schaffen, bevor alles den Bach runter geht.

    • @Dreja:

      Und wenn die Saisonarbeiter für den Mindestlohn arbeiten ist die Arbeit nicht so schwer?



      Ihr "Weg" alle anständig zu bezahlen, ohne zu schreiben wie und wieviel, ist typisch linkes Bullerbü.



      Nehmt es den Reichen und gebt es den Armen! Geht solange gut bis Sie selbst zu den Reichen gehören.

    • @Dreja:

      "Superreiche" gibt es in allen Ländern. Trotzdem gibt man dort mehr für Nahrungsmittel aus.



      Das Superreichengedöns ist auch nur eine dumme Ausrede, den eigenen dicken Allerwertesten nicht finanziell zu belasten.

  • "Wollanik will bei den Verbrauchern weiter Verständnis dafür wecken, dass ein Apfel aus Deutschland mehr kostet als einer aus Italien, weil er besser für Umwelt und Menschen sei."



    In einem Satz das komplette Thema zusammengefasst. Im Grunde ist es doch immer das gleiche Dilemma: wollen wir CO2-neutraler produzieren, muss die Selbstversorgung steigen. Mal die Südfrüchte ausgeklammert, aber das bei Äpfeln die Quote nur bei 60% liegt, da ist doch noch viel Luft nach oben.



    Hier kommt dann aber die Geiz ist geil Mentalität in die Quere, denn das "Verständnis", dass Frau Wollanik wecken will, ist bekanntermaßen relativ gering in unserer Bevölkerung.



    Das ist ja das gleiche Lied wie bei Eiern oder Fleisch, wo in Umfragen zwar immer wieder eine Bereitschaft höhere Preise zu bezahlen seitens der Verbraucher erklärt wird, konventionelle Produkte dann aber trotzdem immer noch den Löwenanteil an der Supermarktkasse ausmachen...



    Ich bin skeptisch, ob diese Mentalität je abgelöst werden kann.



    Bleibt unterm Strich: für die Arbeiter ist die Mindestlohnerhöhung ein Segen, Stichwort "Vom Verdienst kann in Rumänien die ganze Familie leben", für die CO2-Neutralität ist die Erhöhung eher eine Bremse.

    • @Saskia Brehn:

      Im Artikel steht doch, dass sich seit der Einführung des Mindestlohns nichts an der Versorgungsquote verändert hat. Also sehe ich nicht warum die Lohnerhöhung was an der CO2 Bilanz ändern sollte...

    • @Saskia Brehn:

      Merke: Der italienische Apfel an sich und als solcher kann NIE IM LEBEN einem teutonischen Artgenossen das Wasser reichen - selbst wenn letzterer auf der gigantischen Spritzplantage in Monokultur angebaut wird und ersterer biologisch auf einer idyllischen Streuobstwiese (kennen die das in Italien überhaupt?) südlich der Alpen wüchse. Wow, ein wenig Konkurrenz und schon ist das ganze „Wir-in-Europa“-Gelaber vergessen…

      • @Earl Offa:

        Der "Billigapfel" bei Aldi oder Edeka kommt schon lange nicht mehr aus Italien. Bestenfalls noch aus Polen, eher aber aus Südamerika, Neuseeland oder Südafrika...

        • @FriedrichHecker:

          Sagen Sie das nicht mir sondern den Leuten aus‘m Artikel…

        • @FriedrichHecker:

          Wenn der Apfel aus Neuseeland oder Südamerika kommt, dann liegt das an der Jahreszeit, nicht daran, dass die billiger produzieren würden.

          • @Francesco:

            Eine ausgeprägte Saison gibt es noch in Südafrika (mangels stabiler Stromversorgung) Ansonsten gibt es Lageräpfel und Kühlhäuser...

            • @FriedrichHecker:

              Nur sind Kühlhäuser auch nicht umweltfreundlich

    • @Saskia Brehn:

      Es ist einfach: Wenn der CO2-Preis hoch genug ist, dann ist der Apfel aus Italien auch teurer.

      • @Francesco:

        Innerhalb Europas dürfte ein höherer CO2-Preis kaum was ausmachen, jedenfalls hat’s der Apfel von Südtirol nicht weiter nach München als aus Brandenburg. Bei südafrikanischem oder gar neuseeländischem Obst sieht das natürlich anders aus.

      • @Francesco:

        In Spanien oder Polen ist der Mindestlohn halb so hoch wie in Deutschland, in Ost- und Südosteuropa liegt er um die 4€ die Stunde. So viel kann am CO2-Preis gar nicht geschraubt werden, dass der deutsche Apfel da konkurrenzfähig bleibt.



        Ich verstehe die Diskussion um faire Löhne, verstehe aber auch die Landwirte.

        • @Saskia Brehn:

          Diese Lohnunterschiede gibt es aber nicht nur in der Landwirtschaft.

          • @Francesco:

            Herzlichen Glückwunsch zur Erkenntnis eines wichtigen Punkts in der Diskussion über die sogenannte "Deindustrialisierung in Deutschland." 😁

  • Ein Mitarbeiter, der 15€ in der Stunde verdient, muss deutlich mehr erwirtschaften, damit das Unternehmen einen Gewinn erzielen kann.



    Was viele, die keine Ahnung von Betriebswirtschaft wissen: Ein Gewinn zu erzielen, ist nicht kapitalistisch oder ausbeuterisch, sondern unabdingbar. Denn nur durch Gewinne werden Investitionen, Einstellung von neuen Mitarbeitern u.ä. ermöglicht. Wenn die Lohnkosten steigen, werden die Unternehmen die Preise an die Kunden weitergeben.



    Ein Geselle im Bäckerhandwerk, also ein Mitarbeiter, der eine 3,5 jährige Berufsausbildung zum Bäcker absolviert hat, verdient im ersten Berufsjahr nach der Gesellenprüfung 14,64 EUR pro Stunde brutto! Wird der Mindestlohn auf 15 EUR/Std. angehoben, muss eine Bäckerei Ungelernten diesen Stundenlohn bezahlen. Dadurch steigt aber automatisch der Stundenlohn des Bäckergesellen, weil er viel qualifizierter ist als ein Ungelernter. Diese zusätzlichen Lohnkosten werden an die Kunden weitergegeben, in welcher Höhe hängt vom jeweiligen Betrieb und von anderen Faktoren ab. Dadurch werden die Produkte wie Brötchen, Brote, Kuchen usw. teurer. Dadurch werden Kunden, die weniger Geld haben, diese Produkte im Discounter kaufen.

    • @Wolferich:

      Wo dauert und seit wann dauert die Bäcker Ausbildung 3,5 Jahre?

      • @Captain Hornblower:

        Sie dauert drei Jahre. Siehe § 2 Absatz 1 der Verordnung über die Berufsausbildung zum Bäcker/zur Bäckerin.

        • @NerviTreme:

          Es sei denn der Azubi "darf" die Prüfung wiederholen (was in etliche Berufen zunehmend häufiger vorkommt), dann sind es 3,5 Jahre 😎

        • @NerviTreme:

          Ich weiß wie lange die Ausbildung dauert, der Vorposter aber anscheinend nicht.

          • @Captain Hornblower:

            Ist für den eigentlichen Kern der Aussage völlig irrelevant ob es 2,5, 3,5 oder 10 Jahre sind aber gut....

  • Da der Staat in so viele Industriezweige Subventionen pumpt, die dann bei den Hyper-Reichen-Besitzern landen, könnte er auch einfach die Vermögenssteuer wieder einführen und die Einkommenssteuer für Hyperreiche erhöhen und so das Geld über Bio-Landwirtschaft zum Verbraucher zurückführen.



    Aber das wird nicht passieren.



    Die deutsche Landwirtschaft wird aussterben und wir werden abhängig von einem internationalen billigmarkt, den wir uns durch das Outsourcing (denn das passiert hier!) selbst nicht mehr leisten können.



    Und dann wird "made in germany" das Billigetikett, als das es vor hundert Jahren begann.

    • @Ernst Lusti:

      Es gibt schon jetzt keinen Wirtschaftszweig, der mehr Subventionen erhält als die Landwirtschaft. Dass das Einkommen eines Bauern zu 35% auf Subventionen basiert ist der aktuelle Durchschnitt - bei Kleinbauern werden auch gerne die 50% überschritten. Und sie wollen NOCH MEHR Subventionen?

      • @TheBox:

        Subventionen werden vorallem nach Fläche vergeben. Bitte nennen Sie eine Quelle für Ihre Behauptung, dass die Kleinbauern über 50% Ihres Einkommens an Subventionen bekommen. Bin selber Kleinbauer und bei uns ist der Anteil bei ca 5% da wir einfach viel weniger Fläche bewirtschaften. Gleichzeitig haben wir aber 2,5 AK auf 5ha was wesentlich mehr ist als der Durchschnittsbetrieb.

  • Wenn mein Geschäftsmodell keinen Mindestlohn erwirtschaften kann, macht es dann wirklich Sinn, daran fest zu halten?

    • @Aymen:

      Dann erzählen Sie das doch mal den Unternehmern und Arbeitnehmern in der Landwirtschaft. Die können sich bestimmt ganz schnell ein neues Geschäftsmodell aus dem Hut zaubern.

    • @Aymen:

      Gute Idee. Höre sofort auf Euch mit Nahrung zu versorgen und nehme meinen Acker mit ins Ausland. Dann mach ich das aus' m Homeoffice und schlürfe dabei Chai Latte und spiele Agrarsimulator. Daraus erstellen ich Videos für Social Media. Davon lässt sich leben. Bloß ihr nicht mehr bei der nächsten Pandemie oder Trockenheit. Das ist eine typische neoliberale FDP Vorstellung, die sie da vertreten. Das die Bewirtschaftung auch gesellschaftliche Werte wie sauberes Trinkwasser, naturnahen Erholungsraum, CO2 -Speicherung, Artenvielfalt uvm. schafft ist an Ihnen wohl vorbei gegangen. Was meinen Sie wohl warum es Subventionen gibt? Glauben Sie, dass es jemals in unserer Geschichte eine Zeit gab in der Bauern nicht in Abhängigkeiten gehalten wurden? Das hat schon System. Die Bauern stecken leider mit oft hohem Fachwissen in einem ziemlich kranken politischen System. Ähnliches könnte man übrigens über Ärzte und Krankenpflegepersonal sagen. Sollte auch kein Mensch mit Verstand noch machen.

      • @FleissigeBiene:

        "Das die Bewirtschaftung auch gesellschaftliche Werte wie sauberes Trinkwasser, [...], CO2 -Speicherung, Artenvielfalt uvm." - wohl nur bei Biohöfen, konventionelle haben eher gegenteilige Auswirkungen.

        • @Ciro:

          Also, als Bio-Betrieb, so wie wir wirtschaften sind wir ja gleichermaßen betroffen. Ebenso wie im Artikel zu lesen, wo ein konv. und ein Bio-Bauer im Interview sind. Was Artenvielfalt und Wasser betrifft gebe ich Ihnen Recht. Bzgl. CO2-Speicherung steiten sich die Wissenschaftler noch ob es nicht mehr von der Bewirtschaftungsform (Grünland vs. Ackerbau) als von konv. vs. bio abhängt. Aber ja. Dennoch ist es für uns ein riesiges Problem. Die Betriebsleiter werden Älter, Nachwuchs fehlt, Arbeitskräfte werden teurer und die Bereitschaft hochwertige Nahrung zu bezahlen und z.B. einmal weniger in den Urlaub zu fliegen sinkt deutlich.

          • @FleissigeBiene:

            "Bereitschaft hochwertige Nahrung zu bezahlen und z.B. einmal weniger in den Urlaub zu fliegen sinkt deutlich" - Das stimmt leider oft. Prioritätensetzung ist nicht immer rational.

    • @Aymen:

      Es geht doch bei der "Wirtschaft" um die Befriedigung von Bedürfnissen - zuerst mal nicht um Geld. Warum sollten Tätigkeiten, die schlecht oder gar nicht bezahlt werden also sinnlos sein?



      Übrigens werden in Deutschland mehr Arbeitsstunden unbezahlt geleistet als bezahlt. Sollten wir das auch alles einfach bleibenlassen, weil es ja unter dem Mindestlohn "bezahlt" wird?

  • Das Argument, dass ausländische Saisonkräfte weniger Lohn bekommen sollen, finde ich haarsträubend.



    ABER: Der Mindestlohn bleibt ein sinnloser Eingriff in den sog. "Arbeitsmarkt". Und die zunehmende Konzentration auch in der Landwirtschaft sollten wir nicht hinnehmen.



    Unser sozio-ökonomisches System fährt an die Wand und der Mindestlohn ändert nichts daran.



    Sinnvoll wäre ein Bedingungsloses Grundeinkommen, europa- und weltweit. Und die Senkung der Steuer- und Abgabenlast auf Arbeit. Die Menschen entscheiden dann selbst, ab welchem Lohn sie bereit sind, Erwerbsarbeit zu leisten. Gleichzeitig haben mehr Leute genug Geld, um sich angemessene Preise für Nahrungsmittel leisten zu können.

    • @Eric Manneschmidt:

      Wer bitte arbeitet bei einem bedingungslosen Grundeinkommen noch in der Landwirtschaft? Dann haben wir nur noch Import und Wald. Körperlich anstrengende Jobs sind da nicht beliebt und die Roboter die das in Zukunft angeblich alles machen können gibt es noch auf lange Sicht nicht.

      • @FleissigeBiene:

        Wieso sollte niemand mehr in der Landwirtschaft arbeiten? Gucken Sie sich mal die Pilotprojekte in Indien, Uganda, Kenia, Namibia an.



        Die Frage ist doch, welche Arbeit sich dann noch lohnt, in Bezug auf Sinn und in Bezug auf zusätzliches Einkommen. Ich denke, Sinn ist bei Landwirtschaft kein Problem und Einkommen ist eine Frage der erzielten Erlöse. Warum sollten die sinken, wenn die Bevölkerung in der Breite mehr Kaufkraft und weniger Stress hat?



        Natürlich muss man das BGE flankieren mit steuer- und ordnungspolitischen Maßnahmen, um der ökologischen Krise Herr zu werden. Dadurch wird es eine Regionalisierung der Wirtschaft geben, so dass heimische Bauern nicht mehr im Globalen Wettbewerb stehen werden. Damit bekommen sie natürlich eine stärkere Position bei der Preisbildung...

    • @Eric Manneschmidt:

      Weltweites bedingungsloses Grundeinkommen, ein linker Traum. Kann funktionieren. Das weltweite BNE pro Mensch und Monat ist irgendwo bei 1000$.



      Variante a): Könnte man alles verteilen, keiner auf der Welt muss mehr arbeiten. Hurra, es ist erreicht und alle haben gerecht gleich viel.



      Variante b): Ein Anreiz fürs Arbeiten soll noch gegeben sein (wie ungerecht). Nehmen wir also an, wir verteilen 30%. Ist also ein Grundeinkommen von etwa 10$ pro Kopf und Tag. Damit kann man durchaus in Ländern wie Pakistan, Indien oder Subsahara leben. Dann müssten also die Leute in westlichen Ländern, die nicht arbeiten dahin umziehen. Wird spannend.

      • @Alter WeißerMann:

        Eine Milchmädchenrechnung.



        Erstens arbeiten die Leute auch ohne Bezahlung, wenn es sich um sinnvolle/notwendige Arbeit handelt (siehe Zeitverwendungserhebung des Stat. Bundesamtes).



        Zweitens gibt es einen Multiplikatoreffekt. Geld kann man nämlich nicht essen, d.h. es wird ausgegeben und kurbelt damit "die Wirtschaft" an. Auch dazu gibt es genug Empirie.



        Drittens wird den meisten Leuten ein GRUNDeinkommen nicht reichen, zumal es eh langweilig ist, den ganzen Tag auf der Couch zu sitzen (wenn man sich eine leisten kann). Außerdem glaube ich haben Sie eine total realitätsferne Vorstellung davon, auf welchem materiellen Niveau man mit 10$ am Tag in "Ländern wie Pakistan, Indien oder Subsahara-Afrika" lebt.



        Der "Anreiz zum Arbeiten" erhöht sich mit BGE eher, weil Erwerbseinkommen nicht angerechnet werden.



        Und das BGE ist sicherlich genauso "liberal" wie es "links" ist, der Freiheitsgewinn wäre enorm.

        • @Eric Manneschmidt:

          Menschen arbeiten nicht fürs Kollektiv. Menschen arbeiten für sich oder maximal ihr direktes persönliches Umfeld. Ein BGE ohne weitere Umverteilung ist entweder sehr gering, so dass die Menschen die nicht zusätzlich arbeiten in Armut leben, oder aber so hoch, dass die arbeitenden Menschen so viel abgeben müssen, dass sie kein Bock mehr darauf haben für das Kollektiv zu arbeiten. Und ein BGE das zusätzliche Umverteilung benötigt ist in wirklichkeit kein BGE.

      • @Alter WeißerMann:

        "Weltweites bedingungsloses Grundeinkommen, ein linker Traum."

        Nein. Kein linker Traum. Marx hat Arbeit als Grundbedürfnis bezeichnet. Sich ohne Arbeit füttern lassen, lehnte er ab.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Witziger Beitrag. Allerdings:



          Erstens gab es auch andere "Denker" als Marx, die als "links" eingestuft werden, z.B. seinen Schwiegersohn Paul Lafargue, der die lesenswerte Kampfschrift "Recht auf Faulheit" verfasst hat.



          Zweitens geht es beim BGE ja gar nicht darum, nicht zu arbeiten, sondern selbstbestimmt tätig zu sein - und natürlich auch "Bullshit Jobs" (Graeber) und "Schadarbeit" (Moewes) zu unterlassen.



          Ich bin kein Marxist, aber es gibt welche, die genau mittels des BGEs Marx' Grundsatz „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“ verwirklichen wollen.



          Jedenfalls ist ja klar: Wer arbeiten will (oder soll), muss ZUERST mal gegessen haben, gekleidet sein und ein Dach über dem Kopf haben.

          • @Eric Manneschmidt:

            Warum hat wohl der Schwiegersohn kaum Anhänger gefunden und Marx schon?

            Könnte an dem Denkfehler in Ihrer Darstellung liegen.

            Es muss nämlich erst einmal Nahrung usw. erzeugt werden, bevor konsumiert werden kann. Sonst ist nichts zum konsumieren da.

            Und was die "selbst bestimmte" Tätigkeit betrifft. Wenn sich eine Gesellschaft darauf aufbauen will, drängeln sich sehr viele auf den angenehmen Posten und grundlegende Dinge, die kaum einer machen will, bleiben ungetan. Sie werden z.B. nur wenige Menschen finden, die begeistert anderen den Dreck wegmachen. Weg muss er aber.

            PS: „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“ beinhaltet, dass jeder der kann arbeiten muss.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Oh, dass Marx so viele begeisterte (und mitunter überaus blutrünstige) Anhänger hatte (und z.T. noch hat), würde ich eher darauf zurückführen, dass er genau die Seite des Menschen anspricht, die keine Lust hat nachzudenken (Ihr großes Thema, oder?), sondern sich von irgendwelchen platten Parolen beeindrucken lässt. Und sich auch an einfachen Feindbildern erfreut.



              Ich meine, Hitler hatte ja (und hat immernoch oder wieder) auch reichlich Anhängerschaft, würden Sie das als Zeichen für die Qualität seiner "Theorien" werten?

              Was die Arbeit angeht, die getan werden muss, empfehle ich wirklich www.destatis.de/DE...nisse/_inhalt.html



              Es ist einfach faktenfrei zu behaupten, die Menschen würden durch staatlichen Arbeitszwang dazu gebracht, die wirklich notwendigen Dinge zu tun. Sie werden davon eher ausgebremst und gehindert.



              Und wer sollte eigentlich - mit welcher Legitimation - entscheiden, was jeder einzelne Mensch zu arbeiten hat? Ich meine....jetzt, wo Väterchen Stalin nicht mehr am Leben ist...?

              • @Eric Manneschmidt:

                Hitler und Stalin in einem Beitrag. Muss man auch erst mal schaffen 😉 Ist aber nützlich, wenn man sich auf Extreme stürzen will.

                "Was die Arbeit angeht, die getan werden muss, empfehle ich wirklich www.destatis.de/DE...nisse/_inhalt.html"

                Evtl. ist ja der Link falsch. Dort geht es um den Tagesablauf. Irgendeine Einordnung von Tätigkeiten nach ihrer Wichtigkeit gibt es dort nicht. Diese ergibt sich aus gesellschaftlicher Notwendigkeit. Bekannt sind zur Genüge Kranken- und Altenpflege, Nahrungserzeugung, Wohnungsbau, Müllentsorgung usw. Weniger bekannt sind z.B. Wasserwirtschaft und Abwasserwirtschaft. Alles Bereiche in denen Leute gesucht werden, weil sie eben nicht gerade angenehm sind.

                In Deutschland ergibt sich die Zuordnung zu solchen Tätigkeiten meist aus der sozialen Lage von Personen. Wer keinen Zugang zu den "guten" Jobs hat, muss halt die Anderen machen. Geht ganz ohne Diktator.

                Übrigens. Nur weil jemand Marx in der Schule hatte, wird noch lange keine Marxistin draus. Und gebetsmühlenartig immer wieder eine Sache für die Lösung aller Probleme vorzuschlagen, zeugt ja auch nicht von einem großen Spektrum.

    • @Eric Manneschmidt:

      Sie wissen aber schon, dass der Kommunismus und Sozialismus in Osteuropa gescheitert ist?

      • @Wolferich:

        Ja.



        Wissen Sie denn, wie der sog. Kommunismus und Sozialismus funktioniert(e)? Ich meine Arbeitszwang und Planwirtschaft und solche Sachen?



        Wenn ja: In welchem Zusammenhang steht Ihr Kommentar mit meinem Vorschlag..??

      • @Wolferich:

        Das „bedingungslose Grundeinkommen" wurde, glaub ich, mal im Kapitalistischen Kanada getestet. In meinen über 30 Jahren DDR hab ich davon nichts gehört.

        • @Thomas Böttcher:

          Stimmt, MINCOME in Manitoba in den 1970ern.



          Mittlerweile gibt es haufenweise Pilotprojekte, viele davon auch in den USA, hier werden alle Infos dazu zusammengetragen: ubidata.io/



          (Man muss freilich dazu sagen, da man ein "richtiges" BGE nur eingeschränkt "testen" kann.)

          • @Eric Manneschmidt:

            Das räumlich und zeitlich begrenzte Tests für ein Grundeinkommen keine sinnvollen Daten für ein flächendeckendes, unbegrenztes Grundeinkommen liefern können, wurde doch nun oft genug erklärt. Wie Randbedingungen sind einfach völlig anders.

      • @Wolferich:

        Ideen, eine gerechtere Welt zu schaffen, müssen nicht darauf hinauslaufen, auch wenn das eine der gängigen Vorwürfen ist.