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Debatte um MinderheitenRedet doch miteinander!

Im Streit über Wolfgang Thierses Thesen sollten die Älteren mehr Verständnis für Minderheiten an den Tag legen – auch für deren Wut auf die Mehrheit.

Thierse und Schwan: Warum provozieren sie nur, statt mit den Jüngeren auf Augenhöhe zu sprechen? Foto: Stefan Zeitz/imago

I n der Debatte um Gesine Schwan und Wolfgang Thierse scheint mein Geist zu einer unzeitgemäßen Leistung fähig: Ich verstehe alle Beteiligten. Die Älteren und, man muss es in Teilen auch als Generationenkonflikt lesen, die Jüngeren. Vielleicht lasse ich mir das patentieren.

Was ich nicht tue: Eine Unterteilung in Identitätspolitik und etwas anderes vorzunehmen. Was sollte dieses andere sein? Wer hat keine politische Identität? Thierses politisches Denken ist geprägt von seiner Biografie und der Teilung Deutschlands. Das heißt nicht, dass man beim Biografischen stehen bleibt. Nur – weshalb ist bei den einen „Biografie“ in Ordnung und bei den anderen nur Mittel zum Zweck?

Thierse wird seine ostdeutschen Lebenserfahrungen und die daraus gezogenen intellektuellen Schlüsse immer in seine Werturteile einbeziehen. Doch bei Minderheiten wird die Biografie plötzlich zum Vorwurf. Sie trübe den Blick. Das Trübende liegt wohl eher daran, dass der migrantische Blick nicht deutsch ist, wie man deutsch gewohnt ist. Man möchte „diesen anderen biografischen Blick“ nicht im gesamtdeutschen Kontext gleichwertig diskutieren müssen, so wie man die ost- und westdeutschen Biografien diskutiert.

Minderheiten hatten jahrzehntelang kein öffentlich zur Kenntnis genommenes Geistesleben in diesem Land. Das ist auch ein Versagen meiner Generation. Wir, die kurz vor den Millennials Geborenen, wachten nach dem 11. September in einer neuen Welt auf. Dann kam die Finanzkrise. Wir sicherten uns irgendwie ab, gerade wenn wir Kinder von Einwanderern waren. Wir mischten uns kaum hörbar ein.

Gute linke Deutsche predigten Humanität. Und mieden, wo es um Teilhabe ging, Konsequenzen

Ich verstehe Thierse. Und Schwan. Sie verdienen Respekt. Doch warum provozieren sie die Jüngeren nur, statt auf Augenhöhe zu reden? Thierse selbst eröffnete die Debatte, erklärte die Positionen der Jüngeren, die sich derzeit medial Gehör verschaffen, für zersetzend. Teile seiner Partei positionierten sich gegen ihn, was in einer pluralistischen Demokratie, die er sich ja in seinem Artikel wünscht, normal sein sollte.

Nett sein reicht nicht

Er reagierte so, wie es aus seiner Sicht die Jüngeren tun: verletzt. Er bot den Parteiaustritt an und sicherte sich so breite Solidarität. Die Debatte, die er führen wollte, beendet er dadurch. Denn natürlich will niemand Thierse ausschließen. Doch wer in einem Diskurs Positionen angreift, muss damit rechnen, auch Ablehnung zu erfahren.

Die Generation Thierse und Schwan ist es gewohnt, mit Einwandererkindern meiner Generation zu tun zu haben. Wir haben jahrelang freundlich dankbar genickt, wenn Deutsche sagten: „Ja, auch Ausländer sind Mitbürger.“ Wir haben nicht gefragt: „Kriegen wir dann auch den Job im Ministerium?“ Oder: „Wenn unsere Eltern Mitbürger sind, warum kämpft ihr dann nicht für die doppelte Staatsbürgerschaft? Wann dürfen sie wählen?“

Meine Generation waren die Kinder der Geduldeten, oft Gastarbeiter ohne Bürgerrechte. Wir wurden selbst erst spät deutsche Staatsbürger. An den Unis waren wir noch Ende der Neunziger unter einem Prozent. Mit uns hatten linke Deutsche leichtes Spiel. Gute linke Deutsche, das waren jene, die Humanität predigten, aber was Teilhabe angeht, nie Konsequenzen zogen.

Aus dem Zusammenspiel der Generation Thierse, der Alt-68er und meiner Generation erwuchs der Missstand, den wir heute sehen. Ein Viertel der Deutschen haben Migrationshintergrund, doch in Regierungen, Ministerien, Verwaltungen findet man uns kaum.

Ja, die Jüngeren sind wütend. Auch mir ist das manchmal zu popkulturell, zu laut und zu sehr USA. Doch es ist trotzdem möglich, sie zu verstehen, ihren Argumenten etwas entgegenzusetzen, statt ihnen nur zu unterstellen, sie wollten die Gemeinsamkeit zersetzen. Es ist möglich, ihnen recht zu geben, wo die Fakten auf ihrer Seite sind.

Es wundert mich sehr, dass ein Politiker wie Thierse, der selbst viel Widerstand geleistet hat, nicht sagen kann: Meine Positionen sind mit 77 Jahren vielleicht aus eurer Sicht alt. Wo steht ihr und warum? Thierse und Schwan wollen hingegen stur recht behalten und suchen den Applaus der Mehrheit. Wie einfach, wo doch die Jugend politisch gegen die Boomer-Generation ohnehin schwach dasteht.

Der Applaus der Mehrheit

Im Kern haben die Konfliktparteien einiges gemeinsam. Sie kämpfen um Bürgerrechte. Um Pluralismus. Wo ist die Gelassenheit des Alters, auf die Jugend zuzugehen und zu fragen: Was geschieht bei euch, was ich offensichtlich nicht kenne? Das wäre Dialog.

Doch Thierse fordert in seinem Artikel, Diversitätsbeauftragte sollten zugleich Gemeinsamkeitsbeauftragte sein. Das zeigt, wie wenig Kenntnis er von der Materie hat. Natürlich haben Diversitätsbeauftragte den Auftrag, Pluralität zu einem Gemeinsamen hin zu gestalten. Dafür muss man Pluralität aber zulassen.

Die schwierige Wut der Minderheit

Vieles ist schwierig an den neuen Diskursen von links: etwa unsaubere Vergleiche mit den USA statt eigener, deutscher Konzepte. Das Schaffen von „Safe Spaces“, die öffentlich finanziert werden sollen – eine demokratische Öffentlichkeit funktioniert aber nicht wie eine Selbsthilfegruppe.

Die unbearbeitete Wut auf die Mehrheit. Toni Morrison erzählte, ihr Vater sei so wütend gewesen über den Rassismus der Weißen, dass er „defensive ­racism“ praktizierte. Seine Wut tat ihr weh. Es gibt immer eine Wut der Minderheiten auf die Mehrheitsgesellschaft, weil das, was man als „Normalität“ bezeichnet, immer auf die Mehrheit zugeschnitten ist. Was den Minderheiten abgeschnitten wird, bemerken nur die Minderheiten.

Die Wut der Jugend ist eine tickende Zeitbombe. Die Wütendsten sind nicht auf Twitter. Die Wütendsten sind jene, die denken: „Hanau, das hätte meine Schwester, mein Bruder sein können.“ Ihnen reicht es mit dekorativem Antirassismus.

Thierse und Schwan könnten doch einmal erklären, warum die Teilhabe aller nicht jahrzehntelang oberste Priorität hatte? Warum musste man auf die Wut derer warten, die heute nicht mehr nur reden, sondern endlich auch Wandel sehen wollen?

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24 Kommentare

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  • Ich bin ein alter weisser Mann - Gott ich kann den Scheiss schon nicht mehr hören - und bin jeden Tag mit dem Thema Transgender beschäftigt, da eines meiner Kinder auf diesem Weg der Selbstfindung ist.



    Es ist wie "RUEDIGER" in seinem Post schreibt - nicht nur dass Menschen - ja auch alte weisse Männer und Frauen - sich in andere hineinversetzten können, sondern es gibt den Spruch: ein jeder hat sein Päckchen zu tragen - Auch innerhalb sogenannter priviligierter Kreise, gibt es Ausgrenzungen und das Erleben von Ungerechtigkeiten. Diese, wie auch die Probleme der Migranten, LSBTIQ etc löst mensch nicht durch Gendersternchen und dem verbalen einprügeln auf alle die nicht bei 3 auf dem Baum sind.



    Wichtig und richtig ist für ALLE BETEILIGTEN dem (vermeintlichen) Kontrahenten, den gleichen Respekt zu zollen, den man für sich selbst einfordert.



    Unterschiedlich Lebensentwürfe zeitigen unterschiedliche Lebenserfahrungen - und nur weil ich andererer Meinung bin, hat mein Gegenüber - mit anderem Hintergrund - nicht per se unrecht oder ist ignorant.



    Meine Bitte wäre legt nicht so viel Wert auf Äusserlichkeiten, wie Gendersternchen etc. Mensch kann auch die richtige Meinung und Haltung vertreten ohne solche Äusserlichkeiten, die gerade en vogue sind und über die vielleicht schon morgen keiner mehr redet...

  • Ich bin in Ihrem Alter, kann mich aber Ihrer Meinung so nicht anschließen.

    Denn um ehrlich zu sein wird mir aktuell auf einem Haufen formellen Mist (Sorry für den Ausdruck!) herumgeritten, während die ganz konkreten Probleme dieser Gesellschaft über diese Diskussionen aus dem Blick geraten und nicht angegangen werden.

    Normalerweise sollten die Polit-Talkshows in unserem Land um Arm trotz Arbeit, Altersarmut und Aufstieg durch Bildung in Dauerrotation laufen. Denn hier liegt einiges im Argen. Der Rest sollten eher Randdebatten sein. Stattdessen streiten wir darüber, ob sich auch jeder in Sammelbegriffen angemessen berücksichtigt fühlt. Mir ist das ehrlich gesagt zu borniert und das Wort Klasse klopft irgendwo im Hinterkopf an!

  • Vielen Dank, Jagoda Marinić.



    So gut.

  • Besonders viel Zustimmung und Applaus erhält Wolfgang Thierse von der AfD. Bei Hetze gegen Minderheiten wird nun immer wieder Herr Thierse zitiert werden! Glückwunsch Herr Thierse für Ihre neuen treuen Fans!

    www.nollendorfblog.de/?p=12717

  • „Im Streit über Wolfgang Thierses Thesen sollten die Älteren mehr Verständnis für Minderheiten an den Tag legen – auch für deren Wut auf die Mehrheit. Thierse und Schwan: Warum provozieren sie nur, statt mit den Jüngeren auf Augenhöhe zu sprechen?“



    Wer sich nur ein klein wenig mit den Biographien von Thierse und Schwan beschäftigt hat, weiß sie sehr zu schätzen und dem erscheint Ihr Artikel obsolet.



    Thierse und Schwan erkennen, es kommt nicht darauf an, ob ich Autor*in schreibe oder AutorIn, sondern auf Inhalte.



    Bei Ihnen lese ich Jagoda Marinic´ und Sie schreiben Autor*in... allein das zeichnet Sie nicht aus. Bei anderen Taz Redakteuren oder Redakteurinnen liest man in der Regel ein, kurze Biographie, bei Ihnen rien der tout. Zufall???

    • @D-h. Beckmann:

      Wenn Sie sich nur ein klein wenig mit der Biographie von Thierse beschäftigt hätten, würden Sie wissen, dass insbesondere diese beiden Punkte nicht so einfach auszublenden sind! Wer sich nämlich mit Thierse beschäftigt, bemerkt, dass er ein Befürworter von Agenda 2010 ist und sich bereits in der Vergangenheit schützend vor Homo-Hasser*innen gestellt hat. Das lässt sich nicht einfach Schönschreiben!

      Und was hat Thierse nun erreicht?

      "Seit Tagen hagelt es im Streit um "Identitätspolitik" auf Minderheiten, vor allem auf queere Menschen, nieder. Die SPD distanziere sich von Thierse, "um sich im queeren Milieu lieb Kind zu machen", schrieb die "Welt". Sozialdemokraten wollten sich als "'tief verstörte' Mitfühlende der diversen Geschlechtergemeinschaft hervortun", ätzte die "FAZ". Die Partei müsse sich "zwischen queerem Akademiker und Frau an der Aldi-Kasse" entscheiden, kommentierte der "Focus", der die "Ehe für alle" als "identitätspolitisch queeres Projekt allererster Ordnung" darstellte und die SPD-Forderung nach einem "nationalen Aktionsplan gegen Homo-, Bi-, Trans- und Interphobie und Gewalt gegen LSBTIQ" ins Lächerliche zog. "Hart aber fair", die Macher von "Papa, Papa, Kind: Homo-Ehe ohne Grenzen?", haben auch schon bei queer.de für eine Recherche für eine mögliche Sendung nachgefragt."

      "Währenddessen bezieht sich der AfD-Politiker Alexander Gauland in Hetzbeiträgen bereits genüsslich auf Thierses Rhetorik."

      Ergo: "Rassismus oder Homophobie und zunehmend Transphobie müssen benannt werden können und dürfen nicht ohne Widerspruch bleiben. Nur so kann eine vielfältige Gesellschaft gelingen."

      www.queer.de/detai...p?article_id=38338

      • @Felix Meran:

        Ergo: "Rassismus oder Homophobie und zunehmend Transphobie müssen benannt werden können und dürfen nicht ohne Widerspruch bleiben. Nur so kann eine vielfältige Gesellschaft gelingen."



        Hier stimme ich Ihnen zu. Ich hatte vor einigen Jahren das Gefühl, das Rassismus, Homophobie und Transphobie in unserer Gesellschaft langsam respektiert wurden. Leider wurden in den letzten Jahren diese Themen immer und immer wieder zu sehr medial hochgeschaukelt. Man bekam fast den Eindruck… es gibt keine anderen Themen. Und dieser Hype hat der Bewegung sehr geschadet, leider.

  • Alte Weiße Männer - und Alte Weiße Frauen. Wenige Alte halten sich frisch beim Umdenken. Ein bekannter Prozess durch die Jahrtausende. Festhalten am Gewohnten, egal wie schlecht es sich bewährt hat. Sich sicher fühlen im Bekannten. Und dann Argumente dafür finden, Kraft der intellektuellen Begründungsmechanismen. Gut, dass die beiden nicht mehr viel zu melden haben.

    • @Maria Burger:

      Frau Burger, ich muss Ihnen zustimmen, Herr Thierse als Befürworter von Agenda 2010, Verteidiger der heiligen heterosexuellen Ehe und Blackfacing Verharmloser fällt tatsächlich hierdurch in die Kategorie "Festhalten am Gewohnten, egal wie schlecht es sich bewährt hat. Sich sicher fühlen im Bekannten."



      Zutreffender lässt es sich tatsächlich nicht formulieren!

    • @Maria Burger:

      1/2



      Von wem und von was sprechen Sie, Frau Burger? Sind es die alten weißen Männer und Frauen oder sind es „die beiden“, die im Artikel angesprochen werden? Wird nicht gesagt. Na gut. Wenn man das glaubt, dann „ordnen“ wir die dann den alten weißen Männern und Frauen „zu“, weil sie alt sind und weil sie weiß sind. Und weil sich das so „anbietet“, wo sie doch so wunderbar erklärungslos eine solche Gruppenbildung Ihren weiteren Worten vorangestellt haben. Die ist einfach so da. Schwupp. Irgendwo müsste man die Leute ja hin tun? Warum? Kann man dann etwas daraus folgern?



      Weil, nach dem ersten Satz fällt dann kein Wort mehr von „weiß“ und Mann und Frau. Dann ist allein noch von „Alten“ die Rede. Von wenigen Alten, die sich „beim Umdenken frisch halten“ und von vielen Alten, die das nicht tun. Letzteren geht es um das Festhalten an Gewohnheiten und um Sicherheit und wie ihnen „intellektuelle Begründungsmechanismen“ das ermöglichen. Insofern kann man hier in der zweiten Gruppe „Alte“ zwischen „solchen“ und „solchen“ noch mal differenzieren, nach dem Merkmal der Art der „geistigen Fitness“.



      Aber wo kommen dann auf einmal „die beiden“ her, die nichts mehr zu melden haben sollen? Sind es die beiden, von denen man vermuten konnte, dass sie gemeint sind? Na gut. Die dürfen zu „Alte“. Bietet sich so an, siehe Vorgehensweise oben. Dann können wir aber das Merkmal „weiß“ vernachlässigen. Denn das Merkmal für Gruppe „Alte“ ist eine solche oder solche geistige Fitness. Und darin ist man sich einig: Die Hautfarbe eines Menschen hat keinen Einfluss auf seine Fähigkeit zu denken. Die spielt dafür keine Rolle. In Gruppe „Alte“ darf deshalb jede Hautfarbe rein. Um die geht es nicht, wie gezeigt.

      • @Moon:

        2/2



        Die Fähigkeit zu denken bietet sich dafür an, über seine Rolle z. B. in der Gesellschaft nachzudenken. Und in der kann die Hautfarbe eine Rolle spielen, ja. Und alle Alten egal welcher Hautfarbe in der Gruppe „Alte“ können das tun. Und finden in Ihrem Kommentar Beratung zum Erhalt ihrer geistigen Fitness, egal ob weiß oder anders „farbig“.



        Um Himmels willen, Frau Burger, von wem sprechen Sie, von was sprechen Sie? Sprechen Sie von „Alten“ die nicht so stur sein sollen, oder von zweien von ihnen? Und wozu brauchen sie dafür das Merkmal „weiß“? Nach Ihrer eigenen Thematik ist das gar nicht gefragt.



        Bitte Vorsicht beim einfach mal so kollern lassen des Wortes von „den“ alten weißen Männern und Frauen. Sie sprechen über „Alte“.

    • @Maria Burger:

      Ah, der gute alte weiße Mann wieder mal. Sich "sicher fühlen wollen im Bekannten" ist sicher keine ausschließliche Eigenschaft von "alten weißen Männern" (und Frauen), sondern eine zutiefst menschliche Eigenschaft. Im Alter wird man konservativer, das trifft wohl auch auf alte POC wie Migranten zu. Nur um zwischendurch mal zu betonen, was uns verbindet, anstatt Gräben zu vertiefen.

      Aber: Haben Sie gerade gegen Argumente und Begründungen polemisiert?

  • Vieles in dem Kommentar ist leider nicht korrekt dargestellt.

    Z.B. bot Thierse nicht seinen Parteiaustritt an, weil er von den "Jüngeren " kritisiert wurde, sondern weil die Parteivorsitzende und Kevin Kühnert meinten, sich für ihn entschuldigten zu müssen.

    Bitte nicht so hinstellen, als hätte er sich der Diskussion verweigert.

    Dies machen andere.

  • "Die Wut der Jugend ist eine tickende Zeitbombe. Die Wütendsten sind nicht auf Twitter. Die Wütendsten sind jene, die denken: „Hanau, das hätte meine Schwester, mein Bruder sein können.“ Ihnen reicht es mit dekorativem Antirassismus." Gut, dass Sie das erwähnen! Denn wenn das so ist, folgt daraus eine doppelte Verantwortung. Die Vertreter*innen identitätspolitischer Ansätze müssen sich klar machen, dass sie mit ihrem teils maßlos überzogenen und unfairen Diskurs die Wut dieser jungen Migrant*innen noch triggern. Und die Mehrheitsgesellschaft muss sich klar machen, dass es nicht reicht, sich von diesen Verbrechen auf das Schärfste zu distanzieren. Teilhabe muss her, da gebe ich Ihnen recht!

  • Es geht doch gar nicht um »jung gegen alt«, sondern eher darum, dass sich einige mächtige Alte ziemlich unausgegorenen Politmoden anbiedern und, dass das den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet. Wenn es darum geht, Rassismus zu bekämpfen und Teilhabe zu fördern, sollte man die bisherigen Methoden kritisch analysieren, anstatt alte untaugliche Weisheiten laut und jugendlich zu verklären. Ich erlebe auch nicht, dass die vielen »Migranten« in meiner Umgebung (Familie, Beruf, Freundeskreis), die momentane Radikalisierung begrüßen. Es gibt auch da sehr viele unterschiedliche Meinungen - von denen leider fast nur noch die lautesten durchdringen.

    • @jan ü.:

      Dem kann ich nur zustimmen. Ausgewogene Meinung!

  • Thierse, der Agenda 2010 Befürworter inszeniert sich: "Ich bin zum Symbol geworden für viele normale Menschen" und ernennt sich zum Fürsprecher der verbliebenen "Arbeiterschaft in der SPD". Mit Thierse wird außerdem die fundamentalistische Verteidigung der heiligen heterosexuellen Ehe, das Recht auf Blackfacing und die Verachtung für das Gendersternchen von der AfD Agenda zurückerobert und salonfähig gemacht! Potzblitz und Donnerwetter, was ist der Thierse kolossal!

    www.queer.de/detai...p?article_id=38330

  • In Ministerien muss man sich reinarbeiten. Durch Aktivität in Parteien. Haben auch ein Viertel der ParteimitgliederInnen Migrationshintergrund? Ja, kann man auch mit "victim blaming" abbügeln. Man kann auch mit Migrationshintergrund in hohe und höchste Ämter kommen. Siehe Özkan oder Rösler.

    • @LeSti:

      Oh das ist das neoliberale Märchen vom Tellerwäscher zum Millionär... als ob unser Bildungssystem das hergäbe: muss man sich nur Brennpunktschulen in Grosstädten anschauen Kinder aus prekären Verhältnissen plus bildungsferne Eltern. Und das ist unabhänhig vom Migrationshintergrund. Das ist auch ein Defizit in dieser Diskussion, es betrifft alle aus diesen Milieus. Das Problem ist eher Klasdismus statt Rassismus. Beide haben nämlich kaum Chancen auf ein Bundestagsmandat!

  • Gibt es denn "den" migrantischen Blick, ist es nicht eher so, dass es Millionen vetschiedene migrantische Blicke gibt, genau so wie es Millionen verschiedene Sichtweisen von Nicht-Migranten gibt? Ich glaube nicht, dass man davon ausgehen kann, dass Migrant sein immer bedeutet, die gleichen Erfahrungen gemacht zu haben.

    Zudem sind Erfahrungen sicher oft wichtig bei der Meinungsbildung, bei der Perspektive, die man einnimmt, Menschen sind ja durchaus in der Lage, sich auch in andere hineinzuversetzen und Empathie zu zeigen oder allgemeingültige Prinzipien auf Situationen anzuwenden.

    Ich gehöre einer Minderheit an, ich bin schwul. Man kann sicher über Begriffe streiten, aber ich würde nicht sagen, dass schwul (oder queer, lgbtqi* etc.) sein meine Identität ist, es ist Teil meiner sexuellen Identität, es ist neben vielen anderen äußeren und inneren Dingen einer von vielen Faktoren, die zu meiner Identität beitragen. Es gibt abgesehen von der sexuellen Orientierung bichts, was ich mit allen anderen Menschen, die schwul sind, gemeinsam habe, schon gar nicht die politische Sichtweise. Ich bin nicht gegen die Diskrimierung von Schwulen, weil ich schwul bin, sondern weil es prinzipiell falsch ist. Ich denke, das ist mit Migranten nicht anders.

    Ich finde, dieses ganze Identitätsdenken geht vor allem auf Kosten von Angehörigen von Minderheiten, ich halte es für ziemlich anmaßend zu sagen, ich habe den queeren Blick oder ich habe den migrantischen, behinderten, ostdeutschen, weiblichen oder was weiß ich was Blick. Menschen werden nicht als Individuen, sondern als Teil einer Gruppe wahrgenommen, ob sie wollen oder nicht. Manchma lhabe ich das Gefühl, es wird von mir erwartet, als queerer Mensch eibe bestimmte Sichtweise zu haben oder mich stellvertretend für andere benachteiligt zu werden. Ich würde mir eigentlich das Gegenteil wünschen, nämlich dass wir alle als Individuen wahrgenommen werden, dass es keine Rolle spielt, ob wir einer Minderheit angehören.

    • @Ruediger:

      Vielen Dank und eine Umarmung. Wunderbarer Kommentar!

    • 1G
      13566 (Profil gelöscht)
      @Ruediger:

      @Ruediger

      Danke, ein sehr wohltuender Beitrag.

  • Danke!

  • Es gibt einen persönlichen Konflikt zwischen Thierse und Esken. Und nur dieser persönliche Konflikt ist eskaliert. Niemand kann öffentlich 'beschämt' sein ohne eine Gegenreaktion auf der persönlichen Ebene.



    Das hat mit dem Thema überhaupt nichts mehr zu tun. Und mit "Jugend" erst recht nicht. Da kloppen sich alte weiße Menschen.