piwik no script img

Debatte um AusbürgerungRemigration setzt sich in den Köpfen fest – sogar in grünen

Frederik Eikmanns
Kommentar von Frederik Eikmanns

Ein Jahr nach den AfD-Geheimplänen zur „Remigration“ ist kaum etwas von der Empörung übrig. Die Politik hat die Idee faktisch übernommen.

Tausende Menschen demonstrieren gegen die menschenverachtende Idee der „Remigration“ in Berlin am 3. Februar 2024 Foto: imago

E in Jahr ist vergangen, seit die Geheimpläne der AfD bekannt wurden, Ausländer und Deutsche mit Migrationshintergrund aus dem Land zu schaffen. Millionen Menschen demonstrierten anschließend gegen die extrem rechte Partei und die menschenverachtende Idee der „Remigration“. Po­li­ti­ke­r*in­nen aller demokratischen Parteien äußerten sich empört und unterstützten die Proteste.

Inzwischen ist davon nichts mehr übrig. Im Gegenteil. Das Spitzenpersonal von Union, SPD, FDP und auch der Grünen tut gerade viel dafür, dass sich die zentrale Idee des Potsdamer Geheimtreffens in der politischen Debatte festsetzt.

Innenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte an, nicht arbeitende Sy­re­r*in­nen ohne Deutsch­kennt­nis­se in ihr Herkunftsland zurückzuzwingen. Grünen-Vizekanzler Robert Habeck sagte: „Diejenigen, die hier nicht arbeiten, werden – wenn das Land sicher ist – wieder in diese Sicherheit zurückkehren können oder auch müssen.“

Die Behörden wollen Familien, die freiwillig zurückkehren, mit 4.000 Euro belohnen. Und CDU-Chef Friedrich Merz, der all das schon seit Wochen fordert, stellte nun in den Raum, Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft auszubürgern, wenn sie Straftaten begehen.

Strudel immer schärferer Forderungen

Es ist ganz egal, dass diese Forderungen und Ankündigungen im Moment nicht viel mehr sind als populistische Wahlkampfrhetorik. Egal, dass für Merz’ Pläne eine Verfassungsänderung nötig wäre, für die sich ohne AfD kaum eine Mehrheit finden wird.

Egal, dass viele Sy­re­r*in­nen in Deutschland schon die Staatsbürgerschaft haben oder zumindest eine Niederlassungserlaubnis, was Faesers Pläne und Habecks Ideen wohl auf einen kleinen Personenkreis beschränken würde.

Und egal ist auch, dass der bürokratische Aufwand so hoch sein dürfte, dass eine Umsetzung schwer vorstellbar ist. Die Details verschwimmen im Strudel immer schärferer Forderungen und Ankündigungen. Was bleibt, ist die so rassistische wie unüberhörbare Botschaft: „Wir“ müssen „die“ loswerden.

Zwei Klassen von Staatsbürgern

Und diese dumpfe Botschaft frisst sich in den Diskurs und in die Köpfe. Sie macht vorstellbar und irgendwann vielleicht doch umsetzbar, was gerade noch ausgeschlossen schien.

Insbesondere bei der Union kommt dazu eine beängstigende Bereitschaft, an bewährten Institu­tionen und gut begründeten Tabus zu rütteln. Schon seit Monaten fordern CDU und CSU Zurückweisun­gen von Geflüchteten an den Grenzen. Dabei würde das Europarecht gebrochen und das ­Schengensystem der offenen Grenzen gesprengt – ein zentraler Pfeiler der EU.

Merz’ jüngste Forderung nach Ausbürgerungen ist nicht nur zutiefst verletzend und von seltener Schäbigkeit. Sie würde auch eine Art Zweiklassenstaatsbürgerschaft schaffen. Und sie berührt eine zen­trale Lehre aus der NS-Zeit. Nicht zufällig entzogen die Nazis Ju­den*­Jü­din­nen die Staatsbürgerschaft, sobald sie die damaligen Landesgrenzen überschritten.

Die Juden*Jüdinnen, die von Deutschen später in ­Osteuropa ermordet wurden, wurden zuvor gezielt in den schutzlosen Zustand der Staatenlosigkeit versetzt. Nach dem Sieg über Nazideutschland wurde der Anspruch auf Staatsbürgerschaft in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschrieben.

Merz hat ein Tabu gebrochen

Natürlich hat Merz’ Vorschlag nichts mit den NS-Verbrechen zu tun und würde ohnehin nur diejenigen treffen, die noch den Pass eines anderen Landes haben. Staatenlosigkeit droht deshalb niemandem. Aber bislang galt eben als Folge der deutschen Vergangenheit, dass sich De­mo­kra­t*in­nen vom Thema Ausbürgerung fernhalten. Damit hat Merz gebrochen.

Es hätte auch alles ganz anders sein können am ersten Jahrestag der Enthüllungen der „Remigrations“-Pläne der AfD. Aus dem Sturz des syrischen Tyrannen Assad folgt nicht automatisch, dass Deutschland darüber diskutieren muss, wie man möglichst viele Sy­re­r*in­nen rauswirft oder deutschen Staatsbürgern den Pass wegnimmt.

Es hätte ein Moment sein können, in dem die demokratischen Parteien der AfD klar entgegentreten, statt deren Ideen aufzunehmen. Immerhin zeigt die syrische Revolution, dass die Menschenfeinde und Putin-Freunde – darunter die AfD – keinesfalls unbesiegbar sind.

Vielleicht ist es wert, an dieser Erkenntnis festzuhalten: Es muss nicht so sein, wie es ist. Auch wenn die Demonstrationen vor einem Jahr verhallt zu sein scheinen. Die schleichende Ausbreitung rechter Ideen bis weit in die demokratische Mitte ließe sich aufhalten.

Die AfD ist weit entfernt von einer Mehrheit im Bundestag, man muss nicht vorauseilend vor ihr kuschen. Und: All die Menschen, die vor einem Jahr demonstriert haben, sind noch da. Die demokratischen Parteien müssen endlich auf sie hören.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Frederik Eikmanns
Fachredakteur Inland
schreibt über alles, was im weitesten Sinn mit Migration zu tun hat.
Mehr zum Thema

20 Kommentare

 / 
  • Bei Merz' absurder Forderung ist auch zu bedenken, dass viele Leute ihre zweite Staatsbürgerschaft gar nicht loswerden, auch wenn sie es aktiv wollen, weil viele Staaten sich weigern, dabei zu kooperieren. Ist man z.B. Iraner*in, ist es sehr aufwändig und schwierig bzw. oft unmöglich, das jemals nicht mehr sein zu dürfen. Dann diesen Leuten lebenslänglich vorzuhalten: "Wenn du hier nen Kaugummi klaust, dann geht's ab an den Galgen der Schahs", ist doch ekelhaft.

  • Schon mal darüber nachgedacht ob nicht Deutsche mit nur einem Pass Deutsche 2. Klasse sind und alle mit Doppelpass Deutsche 1. Kasse. Immerhin haben Deutsche mit Doppelpass noch ein zweites Heimatland mit mit allen damit verbundenen Rechten.

  • Habeck hat sich auf Instagram in seiner Eulogie auf Nawalny indirekt noch viel weiter aus dem Fenster gekehnt: 》Er war ein Patriot, der sich für Demokratie und den Rechtsstaat einsetzte und sein Land und die Menschen dort liebte. Mehr als sein eigenes Leben《 (post vom 16.2.24 www.instagram.com/...ducnk1eTJteDczcg== )



    .



    Nawalny aber hat sich noch 2017 im Guardian www.theguardian.co...mes-come-to-an-end nicht von Videos distanzieren wollen, in denen er Migranten als Küchenschaben bezeichnet und ein Video, in dem er, als Zahnarzt verkleidet, 'Migranten als faule Zähne in einem gesunden Gebiss' bezeichnet, 'das per "Deportation" (!) saniert gehöre', u. immer noch online ist m.youtube.com/watc...AlexeyNavalny&fbcl



    .



    Ein Aufschrei gegen 'Deportationen', wenn's von der AfD kommt, kein Problem aber, wenn's von einem 'russischen Patrioten, der sein Land und die Menschen liebte', stammt?

  • Wirklich traurig, da die Hälfte meiner Familie Migrantionshintergrund hat, mache ich mir Gedanken ob ich bis zur Rente hier noch mit meiner Familie leben und arbeiten kann.

  • Der Autor sollte aufpassen nicht selbst zu dem beizutragen was er bemängelt. Genau das tut er in meinen Augen, wenn er die Aussagen von Faeser und Habeck wonach Syrische Flüchtlinge die nicht integriert sind, keiner Beschäftigung nachgehen und keine dt. Staatsbürgerschaft oder einen dauerhaften Aufenthaltstitel besitzen nach Beendigung des Krieges und damit dem Wegfall des Grundes für die temporäre Schutzgewährung das Land wieder verlassen müssen gleichsetzt mit den aus Potsdam publik gewordenen Forderungen auch Menschen mit deutschem Pass aber ausländischen Vorfahren abzuschieben. Ersteres ist legal und es gibt auch gute Gründe dafür die bis weit in die Mitte und nach links hinein geteilt werden. Letzteres ist die Ausgeburt eines widerlichen und wahrscheinlich vorschnell für überwunden gehaltenen völkischen Denkens. Wer meint beides sei Remigration, der braucht sich nicht zu wundern, wenn der Begriff eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung findet.

  • Leider geht es den Parteien - mit Ausnahme vielleicht der Linke - allesamt daran, an die Macht zu kommen. Keine der Etablierten hat eine für die fundamentale Verunsicherung, zunehmend globaler Ungleichheit, sowie verheerender Umweltprobleme und erst recht nicht fürs Erstarken des Rechtsextremen eine Antwort...



    "Keine dieser Etablierten kann den Menschen eine emotionale und finanzielle Sicherheit vermitteln, keine traut sich wirklich einen radikalen Umbau der Gesellschaft in die Hand zu nehmen, und dafür sich das Geld dafür dort zuholen, wo es auch zuhauf vorhanden ist, nämlich bei den Vermögenden…“ Zitat: taz.de

  • "­Schengensystem der offenen Grenzen gesprengt – ein zentraler Pfeiler der EU."

    Das Schengensystem hat mit der EU überhaupt nichts zu tun. Es gibt EU-Länder, die nicht bei Schengen mitmachen oder lange nicht mitgemacht haben und es gibt Nicht-EU-Länder, die drin sind.

    Ein zentraler Pfeiler der EU ist die Freizügigkeit, aber das ist etwas vollkommen anderes.

    • @Juleischka :

      Ja und nein. Das alte EU-Ziel der offenen Grenzen für Güter, der Gemeinsame Markt leidet natürlich auch massiv durch Binnenkontrollen mit entsprechenden Schlangen. Oder die Freizügigkeit der Arbeiters.

    • @Juleischka :

      Natürlich hat Schengen mit der EU zu tun. Der Schengen-Besitzstand ist Teil des Unionsrechts und das Schengener Übereinkommen wurde getroffen, um eben jenem Recht auf Freizügigkeit weitere Geltung zu verschaffen. Tatsächlich gehören auch die EFTA-Staaten dazu, nicht jedoch Irland und Zypern (das aber rein will). Trotzdem würde ich nicht sagen, es habe "überhaupt nichts" mit der EU zu tun.

  • "Millionen Menschen demonstrierten anschließend gegen die extrem rechte Partei und die menschenverachtende Idee der „Remigration“."



    Und schon damals gab es genügend Stimmen die gesagt haben: die Gegendemos sind beeindruckend, aber wer läuft da tatsächlich mit?



    Es war eben nicht die breite Masse die sonst auch nicht auf die Straße geht sondern zu großen Teilen organisierte und politisch aktive Menschen, sei es aus Parteien, Kirchengemeinden, Gewerkschaften, Antifa, etc...



    Viele waren damals heute in Berlin, nächste Woche in Hamburg und übernächste in Köln. Das hat die Bewegung auch größer erscheinen lassen als sie war.



    Das ist wie Riesa gestern: ein Achtungserfolg, aber ohne Konsequenz.



    Nüchtern betrachtet kamen da nach monatelanger bundesweiter Werbung 15.000 von 82.000.000 zusammen.



    0,02% der Bevölkerung.



    Schon letztes Jahr hieß es man solle nicht hoffen das durch die Demos der AfD die Wählerschaft wegbricht - und so kam es auch, und so kommt es auch jetzt nach Riesa.



    Weil 'der Druck der Straße' gerne romantisiert wird. Lautstärke macht eben keine Mehrheit, wäre dem so, hätte der Atomausstieg nicht 40 Jahre gedauert oder FFF hätte bleibende Veränderungen hinterlassen🤷‍♂️

  • Es ist das Gefühl der Hilflosigkeit, dass eben nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund und ihre (medialen) Freunde erfasst, sondern auch immer größere Teile der „schon immer“ hier hier lebenden Bevölkerung. Wer das nicht wahrnimmt, oder wahrnehmen will, wird ungewollt die Rechtsnationalisten stärken. Von daher reicht es nicht auf Habeck, Faeser und vor allem Merz zu schimpfen, sondern stattdessen klar zu machen, dass eine Staatsbürgerschaft mehr ist als ein nettes „Must Have“, weil man zufällig hier gelandet ist. So gesehen, könnte es gerade auch Interesse mancher Menschen mit Migrationshintergrund sein, wenn man die, die das nicht anstreben, schneller „wieder los“ werden könnte. Vielleicht kann ja so eine aufgeklärte Redaktion, wie die der TAZ mal eine möglichst unaufgeregte Diskussion zu dem Themenkreis anstoßen, damit die notwendige Debatte nicht schwerpunktmäßig von denen geführt wird, die ganz andere Ziele damit verbinden.

  • >Und: All die Menschen, die vor einem Jahr demonstriert haben, sind noch da. Die demokratischen Parteien müssen endlich auf sie hören.<

    Demonstriert haben im Wesentlichen wohl spd-, linke- und Grünen-Wähler/Anhänger. Die wollen an der Zuwanderung nichts ändern. Nach aktuellen Umfragen ist das rund ein Drittel der Wahlberechtigten.

    Ein Fünftel der Wahlberechtigten sind Anhänger der afd und dürften zumindest die Asyl-Zuwanderung nahezu vollständig ablehnen.

    Entscheidend für die Mehrheitsbildung - sofern man die afd nicht durch ein Verbot herausnimmt - sind eigentlich nur die Anhänger der cdu. Bei Schwarz/Grün und Schwarz/Rot wird sich nicht viel ändern.

    Die Frage ist, ob die cdu-Wähler das auf Dauer akzeptieren oder ob sie nicht irgendwann doch schwarz/blau einfordern.

  • Und deswegen wiederholen wir in allen Straßenbahnen, ICEs, Büros und auf den Plätzen jetzt: Klimaschutz, Klimaneutralität, Energiewende.



    Um mal ein sinnvoll-zukunftsgerichtetes Thema zurückzuplatzieren.

  • Welches Zeichen wollen wir den Menschen mit Migrationshintergrund senden? Dass sie in Deutschland unerwünscht sind? Obwohl viele bereits hier arbeiten und sehr wichtige Jobs erledigen, für die wir sonst gar nicht genügend Arbeitskräfte hätten? Obwohl Menschen mit Migrationshintergrund einen herausragenden Beitrag zu unserer Wirtschaft leisten? Wissen wir eigentlich, wie viel ärmer wir würden, wenn alle diese Menschen Deutschland verlassen würden? Weiß Merz, welchen Bärendienst er uns erweist, wenn er anfängt, mit den Wölfen der AfD zu heulen?



    Ich habe viele Kollegen, Nachbarn und einige Mieter mit Migrationshintergrund. Ich verabscheue Äußerungen, die dazu führen könnten, dass sich diese Menschen in Deutschland nicht mehr sicher fühlen!

  • Nicht nur der Begriff, sondern auch die Tatsache der Remigration gehören



    AUSGEMUSTERT



    Nur - wer macht das?

  • "Die schleichende Ausbreitung rechter Ideen bis weit in die demokratische Mitte ließe sich aufhalten."

    Aber nicht auf die Art und Weise wie es derzeit die etablierten Parteien und Teile der Medienlandschaft tun.

    Suggestion und Grenzen des sagbaren verschieben ist die ebenso simple wie effektive Strategie der rechten Vordenker, basierend auf den Schriften von Antonio Gramsci. Mit dem Ziel eine breite rechte Gegenöffentlichkeit der liberalen Gesellschaft entgegen zu stellen, auf welche die Politik ab einem gewissen Stadium nicht mehr umherkommt auf eben diese zu reagieren.

    Es macht daher wenig Sinn für demokratische Parteien eine Brandmauer zu errichten, wenn sogleich AfD Positionen von diesen Parteien fast 1zu1 nach außen kommuniziert werden.

    Im Falle der Remigrationsdebatte wären daher Bekenntnisse zu Bürgern mit doppelter Staatsbürgerschaft angebrachter gewesenen, als die von der AfD propagierten Vorurteile noch weiter zu schüren.

    Denn der Versuch der etablierten Parteien der AfD mit der Übernahme der von ihnen gesetzten Themen das Wasser abzugraben ist jedenfalls bisher gescheitert, wie u.a. den Wahlumfragen zu entnehmen ist.

    • @Sam Spade:

      "Suggestion und Grenzen des [S]agbaren verschieben ist die ebenso simple wie effektive Strategie der rechten Vordenker, basierend auf den Schriften von Antonio Gramsci."



      Ich werde den Eindruck nicht los, dass diese steile These, die wie ein Fremdkörper in Ihrem sonst durchaus zustimmungsfähigen Gedankengang dasteht, auf fremdem Mist gewachsen ist. Antonio Gramsci, marxistischer Denker, 1937 in einem faschistischen Gefängnis in Rom gestorben, ein Vordenker der Rechten? Wer hat Ihnen das denn erzählt?



      Ich will und kann hier nicht eine Apologie abliefern, darum nur zwei Gramsci-Zitate, denen man ihre 100 Jahre nicht anmerkt:



      "Die alte Welt liegt im Sterben und die neue Welt kämpft darum, zum Leben zu erwachen: momentan ist die Zeit der Monster." Und: "Gleichgültigkeit ist das tote Gewicht der Geschichte."

      • @Auweiowei:

        Ich habe nicht geschrieben das Gramsci ein rechter Vordenker war. Das ist ihre Interpretation.

        Gramscis Konzept der „kulturellen Hegemonie“ aus den 1930er Jahren basiert darauf, dass vor dem Sturz eines Systems sich die Linke eine „kulturelle Hegemonie“ in der Gesellschaft erobern und die Wertebasis des Gegners durch ihre eigene ersetzen müsse.

        Dieses Konzept haben rechte Parteien in ganz Europa für ihre Zwecke umgedeutet. Götz Kubitschek war da auch nicht der Erste. Streng genommen hat er nicht einmal selbst gedacht sondern sich dreist bei Grece einer französischen neo faschistischen Denkfabrik aus den 70ern bedient.

        Schon die französische Rechte „Nouvelle Droite“ hat unter ihrem Vordenker Alain de Benoist in 60er Jahren Gramscis Konzept übernommen und als eigenen Entwurf in der französischen Zeitschrift "Europe Action" publiziert.

        Die Idee der Überwindung der Demokratie nicht über einen frontalen Gewaltangriff, sondern durch Unterminierung ihrer ideellen Grundlagen ist daher seit Gramscis Zeiten bei Linken wie Rechten gleichermaßen verankert.

        Daher ist die AfD Programmatik lediglich alter Wein in neuen Schläuchen.

  • Mir ist nicht klar, ob der Autor es schlicht nicht weiß oder ob er es sogar anders sieht, aber in diesem unserem Lande haben die Fremdenfeinde schon sei Jahrzehnten die Oberhand, das ist hinlänglich bekannt und dokumentiert. Die üble Hetze gegen Ausländer im Allgemeinen und Flüchtlinge im Besonderen durch die "etablierten" Parteien gibt es seit Jahrzehnten schon lange vor der AfD. Sie mündete dann schließlich in einer Grundgesetzänderung mit der de facto Abschaffung des Asylrechts, wieder ganz ohne AfD. Man könnte sogar glauben, daß die AfD die klügeren Politiker hat, fährt sie doch die Ernte ein von dem was die anderen Parteien gesät haben.

    • @Manfred Peter:

      Wirklich schlimm, aber Du hast leider vollkommen Recht.



      Wir sind auf dem geraden Weg hinab in den Faschismus und wir werden es nicht mehr aufhalten. Es sind nicht ein paar Polit-Deppen, es ist schlicht die Mehrheit der Menschen in Deutschland, die so denkt.



      Man kann ihr nur zurufen: "Wenn ihr mit all eurem Hass alle Ausländer vertrieben habt, wird nicht Schluss sein! Dann sind andere von euch tollen 'Biodeutschen' dran, denn irgendeine Gruppe, auf die sich der Hass richtet, braucht der Faschismus immer."