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Debatte über EnergiekostenWarnung vor lokalen Strompreisen

Zwölf Öko­no­m:in­nen fordern lokale Strompreise. Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände warnen jedoch vor der Teilung des deutschen Strommarkts.

„Lokale Strompreise bedeuten auch, dass neue Industrieinvestitionen vom lokalen Grünstromüberschuss profitieren können“ Foto: Gottfried Czepluch/imago

Berlin taz | Ein ungewöhnliches Bündnis warnt vor der Aufteilung des einheitlichen deutschen Strommarktes in mehrere Zonen. 15 Organisationen fordern die Beibehaltung der sogenannten Stromgebotszone. Dazu gehören der Deutsche Gewerkschaftsbund, die IG Metall, der Bundesverband Erneuerbarer Energien, der Verband der Automobilindustrie und der Bundesverband der Deutschen Industrie. Sie wenden sich gegen einen Aufruf von zwölf Ökonom:innen, die in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lokale Strompreise gefordert hatten.

Der Hintergrund: In Deutschland gibt es nur eine Stromgebotszone, in der ein einheitlicher Großhandelsstrompreis gilt. Kosten wie für den Ausbau des Stromnetzes für die Windkraft werden dann regional auf den Strompreis aufgeschlagen. Deshalb ist Strom dort teurer, wo neue Windräder entstehen. Immer wieder werden Forderungen erhoben, die einheitliche Preiszone zu teilen und die Kosten grundsätzlich anders zu verteilen. Der Weg solle frei gemacht werden für Strompreise, die Angebot und Nachfrage regional ausgleichen und dadurch den lokalen Stromwert widerspiegeln, fordern etwa die zwölf Öko­no­m:in­nen. „Lokale Strompreise bedeuten auch, dass neue Industrieinvestitionen vom lokalen Grünstromüberschuss profitieren können.“

Das sehen Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände anders. Sie warnen davor, die einheitliche Zone aufzugeben. „Die negativen Folgen für die Realwirtschaft sind nicht abzusehen und überlagern die Vorteile“, heißt es in dem Appell.

Die unterzeichnenden Organisationen heben hervor, dass eine Umstellung mehrere Jahre dauern würde. In dieser Zeit wäre die Unsicherheit für Energieerzeuger und Industrie groß: „Dringend erforderliche Investitionen fallen geringer aus, der Ausbau der Erneuerbaren wird gehemmt“, fürchtet das Bündnis. Eine Aufteilung der einheitlichen Zone würde dazu führen, dass Strom gerade im industriestarken Süd- und Westdeutschland teurer würde. Schon jetzt seien die hohen Strompreise ein Standortnachteil. Die Verbände erwarten, dass größere Neuinvestitionen der Industrie vor allem außerhalb Deutschlands oder Europas erfolgen würden.

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43 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Ich finde die Forderung nach lokalen Strompreisen in einem Land, das ansonsten wirtschaftliche Ungleichheit zwischen Bundesländern durch einen Länderfinanzausgleich nivelliert, bemerkenswert.

  • Die Aufteilung des Strommarktes in mehrere Zonen wäre eine tolle Entwicklung.



    Man kann nur hoffen, dass sich das durchsetzt.



    Damit würden Marktkräfte dafür sorgen, dass sich in den Zonen ein marktgerchter Strompreis einstellt.



    Von mir aus können wir das morgen einführen - selbst wenn ich damit kurzfristig den kürzren ziehen würde. In dem Fall kann ich mir sicher sein, dass sich die Anbieter in meiner Zone zügig darum kümmern würden die Preisdifferenz anzupassen.

  • Letztendlich bezahlen sogar Bürgergeldempfänger aus ihrem Regelsatz für den den Stromtransport in den Süden.

  • Klar, dass die süddeutsche Industrie von den Investitionen in grüne Energie durch billige Preise profitieren will, ohne diese Investitionen mit zu finanzieren.



    Warum soll die Einrichtung von mehreren Zonen "Jahre dauern". Die Politik ist doch sonst auch Fan mehrerer "Zonen". Oder was sind die Lobgesänge auf den Föderalismus sonst?

  • Das Passwort bereits. Zwar wird der Anschluss der Windparks tatsächlich fast nur consist- und Norddeutschen bezahlt.

    Die milliardenteuren Extrakosten für Erdkabel im schönen Bayern hingegen zahlen zwangsweise solidarisch alle Deutschen.

    Gebotszonen: jetzt.

  • "Kosten wie für den Ausbau des Stromnetzes für die Windkraft werden dann regional auf den Strompreis aufgeschlagen."

    Dies könnte national erfolgen

  • Mehrere Preiszonen würden eine Lenkingswirkung für den bedarfsgerechten Zubau von Erzeugungsanlagen und Speichern führen und gleichzeitig die Netze entlasten. Das reduziert die Redispatchkosten drastisch.

    Volkswirtschaftlich wäre das sinnvoll. Die Kosten, sie jetzt auf die Allgemeinheit umgewälzt werden, müssten dann die Bundesländer zählen, die sich mit Händen und Füßen gegen den Ausbau von Windenergieanlagen wehren.

    • @Holger_0311:

      Die Bundesländer? Die Verbraucher zahlen. Sowie die Verbraucher für den neoliberalen Unsinn der Privatisierung der Energieversorgung zahlen und die Privatisierung der Netze. Verantwortlich dafür sind Ökonomen, die VWL und BWL für Wissenschaft halten.

  • Weshalb sollten Stromkunden, die in A wohnen und bei denen der Strom in A produziert wird, für ein Leitungsnetz von A nach B mitbezahlen?

    Wenn weiter entlegene Stromkunden mehr zahlen müssen steigt der Anreiz, den Strom auch verbrauchernahe zu produzieren.

    • @DiMa:

      Warum gibt es ein Deutschland-Ticket für 49,- Euro?

      • @eicke81:

        Das Deutschlandticket hat eine Lenkungswirkung pro Ökomobilität.

        National einheitliche Strompreise haben eine Lenkungswirkung contra Ökostromerzeugung, weil sich manche Bundesländer zu schade für Windräder sind.

        • @DiMa:

          Das Deutschlandticket hat, wie nun mehrfach durch Studien nachgewiesen, so gut wie keine Lenkungswirkung. Es ist in erster Linie eine Subvention für jene, die bislang im ÖPNV verhältnismäig teure Zeitarten erwerben mussten.

          • @Michas World:

            Das Deutschlandticket hat eine geringe Lenkungswirkung, ungeachtet dessen hat es eine Lenkungswirkung.

            Die Lenkungswirkung diverenzierter Netzentgelte wäre dagegen für den Staat aufkommensneutral.

  • Erstmal sollte man die Netze rekommunalisieren, dann kann man die Ausbaukosten auch gerecht verteilen, denn egal wie das jetzt gehandhabt wird, auf alle Kosten müssen auch die Renditen der Netzbetreiber gezahlt werden, man kann grundsätzlich nur sparen.

    • @Axel Schäfer:

      Welche Kommune soll den die großen Überlandleitungen kaufen?

  • Bei allen andern Waren schlagen die Kosten für den Transport zu Buche. Nur nicht beim Strom. Das ist völlig unsinnig.

    • @Francesco:

      Oder bei der Mobilität. Da kostet das Deutschland-Ticket auch überall gleich viel

  • Warum "würden" Investitionen außerhalb von Deutschland erfolgen? Das tun sie heute. Bei günstigem Energiepreis könnte es sie auch in den industrie- und arbeitsplatzarmen Osten ziehen.

  • Erstaunlich finde ich die Mitunterzeichnung des „Bundesverbandes Erneuerbare Energie“ Der Rest verwundert nicht.

    • @vieldenker:

      Für die ist es tatsächlich auch von Vorteil, wenn Bayern den Preis für ihren Windstrom hochbietet, der mangels Leitung gar nicht in Bayern ankommen kann.

      Wenn sie den Strom lokal verkaufen müssten bzw nur soviel außerhalb ihrer Zone verkaufen könnten wie wirklich durch die Leitung passt, gäbe es viel mehr Zeiten mit lokal negativen oder null-Strompreisen.

      Es geht ihnen also um den Wertverlust der schon existierenden Anlagen, weniger um den Ausbau.

  • BW und besonders Bayern haben einerseits den höchsten Strombedarf, andererseits haben sie den lokalen Ausbau der Windkraft UND die Übertragungsnetze aus dem Norden bisher „erfolgreich“ behindert.



    Zur Belohnung bekommen die VerbraucherInnen dort auch noch einen niedrigen Strompreis, weil die Netzentgelte dort ja mit keinen Ausbauprojekten belastet werden.

    Die Bewohner von SH, wo mit Windkraft der Strom für den undankbaren Süden hergestellt wird, müssen dagegen über Netzentgelte teuer für WKAs bezahlen, die sie selbst nicht benötigen würden.



    Das ist hier im Norden niemandem zu vermitteln und sorgt für Wut.

    Egal ob hier bei den Netzentgelten oder dem Strompreis reguliert wird: der Status Quo ist nicht akzeptabel.

    • @hsqmyp:

      Windkraft im Süden erfolgreich verhindert:

      Äh, nee, hier weht der Wind halt nicht so. Die Ausbeute ist 30% geringer als anderswo. Da Windkraftanlagen heute sowieso schonauch bei viel Wind nur mit Subvention wirtschaftlich betrieben werden können, macht ein Ausbau in windarmen Regionen überhaupt keinen Sinn.

      Bei den Stromtrassen geben ich Ihnen aber recht: Das ist wirklich bayerisch-württembergisches Kasperletheater.

      Fakt ist jedenfalls, dass die energieintensive Industrie sich aus Deutschland verabschiedet, weil sie nicht konkurrenzfähig ist. Diese arbeitsplätze und Wertschöpfung entfallen ersatzlos.

      • @EIN MANN:

        Äh, nee, hier weht der Wind halt nicht so. Die Ausbeute ist 30% geringer als anderswo. Da Windkraftanlagen heute sowieso schonauch bei viel Wind nur mit Subvention wirtschaftlich betrieben werden können, macht ein Ausbau in windarmen Regionen überhaupt keinen Sinn.

        Das ist falsch. Bei neuen (!) Windkraftanlagen gibt es keine Subventionen mehr.

        • @Strolch:

          Doch. Subvention gibt es. Nicht mehr so wie früher mit der EEG-Gießkanne, sondern über "Auktionen". Dennoch resultiert ein fester Stromabnahmepreis aus der Ausschreibung und kein floatender am Markt gebildeter Preis. Ohne diese fest kalkulierbaren Preise geht es nicht. Da würde keiner eine WKA bauen.

          Deshalb werden auch "alte", aber durchaus noch gut laufende, nicht kaputte WKA abgebaut und eine neue aufgestellt, weil die Förderung für die "Alte" ausgelaufen ist und eine neue 1. effizienter, aber 2. auch mit neuer Subvention versehen ist.

          • @EIN MANN:

            Der Preis dieser Auktionen ist aber mittlerweile bei 0 und teilweise auch negativ. So hatte ich das zumindest der Presse bei einer neuen Anlage entnommen. Es mag sein, dass der dortige Standort extrem gut war und daher eine Ausnahme. Ich hatte es aber so verstanden, dass Wind - im Gegensatz zu solar - mittlerweile wettbewerbsfähig ist.

          • @EIN MANN:

            Wieso fahre ich dann regelmäßig an den beiden dreißig Jahre alten Windkraftanlagen hier in der Gegend vorbei, die aufgrund ihrer Größe sehr gut von den daneben stehenden neuen Anlagen zu unterscheiden sind?

  • Ich schreibe nicht von der Waterkant, aber solange Strom nicht von A nach B geleitet werden kann, ist das kein gemeinsamer Marktraum, und wir müssen stromintensive Firmen näher an die Stromerzeugung bekommen. Das wird eher die norddeutsche Windkraft sein als das Retro-Kohlekraftwerk in Oberfranken.

    Verschiedene Preise würden das abbilden und das Ergebnis verbessern.



    Sonst müssen wenigstens die Netzentgelte da nachkorrigiert werden.

    • @Janix:

      Genau so sieht es aus. Der Artikel nennt dies nicht. Der FAZ-Artikel (leider hinter einer Bezahlschranke) erklärt die Zusammenhänge sehr gut.

  • "Kosten wie für den Ausbau des Stromnetzes für die Windkraft werden dann regional auf den Strompreis aufgeschlagen."

    Warum verteilt man diese Kosten nicht auch national? Dann wäre doch alles in Butter.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Ich gehe noch weiter : die Kosten für den Netzausbau sollen ausschließlich die bezahlen, die ihre eigene Ökostromproduktion nicht ausgebaut haben. Denn nur sie brauchen diese Netze ja um ihren Bedarf anderswo zu decken.



      Norddeutsche Länder sollten für Ansiedlungen deutlich mit dem Energieangebot werben,



      Macht die Bayrischen Motorenwerke zu Bremer Motorenwerken.

      • @Monomi:

        "Macht die Bayrischen Motorenwerke zu Bremer Motorenwerken."

        Oder zu den MWT (Motorenwerke Tihange oder Temelin)?

  • Wehret den Anfängen



    Erst lokale Strompreise pro Bundesland, dann pro Landkreis, dann pro Gemeinde? Wer will das denn kontrollieren und gerecht festlegen?



    Wenn im Norden viel Strom erzeugt wird, dann hat man im Norden auch viel Geld damit verdient. Ein Teil dieses Geldes gehört für den Netzausbau einkassiert. Es kann doch nicht sein, dass Windparks Milliardengewinne einfahren, andere aber den Weg zum Abnehmer bezahlen sollen.



    Und nochmals: Der Süden ist gut für Photovoltaik, bei der Windkraft ist die Ausbeute im Durchschnitt 35-50% schlechter als im Norden. Windkraft macht hier also nur bedingt Sinn.

    • @Rudi Hamm:

      Sorry, 1000MWh/Jahr natürlich

    • @Rudi Hamm:

      Welcome to Switzerland:-)



      Hier hat beispielsweise das Nachbardorf einen anderen Stromanbieter, der dann auch noch ausschliesslich an der Börse einkauft (da keine eigene Produktion), und die Einwohner sind auf Gedeih und Verderben dem Einkäufer des EW ausgeliefert…



      Ach ja, Anbieter wechseln is nich, erst ab 1MWh Verbrauch im Jahr…

    • @Rudi Hamm:

      Wenn im Norden viel Strom erzeugt wird, dann hat man im Norden auch viel Geld damit verdient.

      Nein eben nicht. Dann wird der Strompreis im schlimmsten Fall negativ. Das heißt, es muss bezahlt werden, damit ihn das Ausland abnimmt. Absurderweise kann dieser einheitliche Strompreis trotzdem dazu führen, dass im Süden die Gaskraftwerke laufen und teuren Strom produzieren.

    • @Rudi Hamm:

      Man stelle sich vor, das geschähe pro Tankstelle und könnte schon zwei Straßen weiter anders sein. Nicht auszudenken, das Chaos.

  • Ich bin im Süden und würde demzufolge von einem höheren Strompreis belastet. Und ich bin absolut dafür.

    Leider stellt der Artikel nicht das Hauptargument dar: Der aktuelle Strompreis führt dazu, dass es keinen Anreiz gibt, die Netze zu entlasten. Wenn der Strom billig ist, da im Norden der Wind bläst, lade ich im Süden mein E-Auto. Das Problem ist, dass aber im Süden möglicherweise eine Strommangellage ist, da der Strom vom Norden gar nicht ankommt, da die Leitungen fehlen. Ich lade als billig mein E-Auto und in Wahrheit muss ein Gaskraftwerk angeworfen werden. Lokale Stromzonen sind mit das Sinnvollste, was ich die letzten Jahre zur Energiewende gelesen habe. Wir müssen den gründen Strom dann nutzen, wenn er da ist. Zudem führt dies eventuell dazu, dass sich energieintensive Unternehmen dort ansiedeln, wo auch viel Strom da ist. Dafür gibt es bislang wenig Anreiz.

    • @Strolch:

      Wenn im Norden Flaute ist, was ist dann? Kommt ja immer mal wieder vor. Dann fließt der Strom von anderen Kraftwerken von West, Ost und Süd dorthin. Da es auch bei Flaute nicht irgendwo kracht* scheint das mit den fehlenden Leitungen nicht so schlimm zu sein.

      * Es muss immer ein Gleichgewicht von Erzeugung und Verbrauch herrschen (50Hz-Problem) sonst fließen enorme Ausgleichsströme die Leitungen ggf. zu stark belasten.

      • @Der Cleo Patra:

        Dann würde in diesen Zeiten im Norden der Preis hochgehen, weil das teure Gas verbrannt werden muss.



        Ist das nicht genau das, was "der Markt" will?

      • @Der Cleo Patra:

        Dann gehen im Norden die Gaskraftwerke an. Vom Süden kommt da nichts. Der Norden hat zudem gute Leitungen nach Norwegen.

        • @Strolch:

          Die Leitung nach Norwegen kann 1,3 Gigawatt übertragen, in beide Richtungen. Sehr üppig ist das nicht (entspricht 1 KKW) aber besser als nix.

  • Die Preise würden dort hochgehen, wo NIMBY-Politik die Energiewende ausgebremst hat. Das wäre durchaus eine Überlegung wert.



    Aber ich hoffe, das wird besser durchgerechnet, als "das müsste so laufen".