Das EM-Finale in der Kurzkritik: Schöne Sieger
Mit Spanien wird die beste Mannschaft des Turniers verdient Europameister. Die taz-Kurzkritik – das ganze Spiel in nur drei Sätzen.
Ein Spiel, zwei Teams, drei Sätze. Das ist das Prinzip des schnellen Spielberichts auf taz.de bei dieser Europameisterschaft. Kurz nach dem Schlusspfiff stehen die Sätze auf der Seite. Die Behauptung, die wir da aufstellen: Jedes Fußballspiel lässt sich in drei Sätzen beschreiben. Und wenn wirklich mal ganz viel passiert auf dem Rasen? Dann sind es eben drei lange Sätze!
Spanien – England 2:1 (0:0)
Schade, dass dieses Endspiel eine erste Halbzeit hatte.
Schön, dass die bessere Mannschaft gewonnen hat.
Viele gute Mannschaften hat man ja nicht gesehen bei diesem eher traurigen Turnier, das Philipp Lahm wohl ganz ordentlich organisiert hat, das mit Julian Nagelsmann einen möchtegernpräsidialen Bundestrainer hervorgebracht hat und an dessen Ende England nach etlichen traurigen Auftritten wieder mal traurig nach Hause fährt. (Andreas Rüttenauer)
Empfohlener externer Inhalt
Niederlande – England 1:2 (1:1)
Der 21-jährige Xavi Simons überrascht die Engländer mit einem wuchtigen 116 km/h-Tor in der 7. Minute, Harry Kane gleicht kurz darauf mit einem (zurecht gegebenen) Elfmeter aus – generell lässt sich feststellen, dass die Engländer zum ersten Mal bei dieser EM gemerkt haben, dass ein Konzept namens Offensiv-Fußball existiert und dieses ihnen mehr Spaß als Southgate-Defensiv-Folter-Ball macht.
Nach einer ereignisarmen zweiten Hälfte (Highlight: Abseits-Tor von England in der 80. Minute) scheinen alle Zeichen auf Verlängerung zu stehen.
Doch dann, in der ersten Minute der Nachspielzeit, setzt der eingewechselte Ollie Watkins einen flachen Schuss ins lange Eck und England steht trotz (oder wegen?) einer weiteren eher durchmischten als überzeugenden Leistung im EM-Finale. (Marcus Wolf)
Empfohlener externer Inhalt
Spanien – Frankreich 2:1 (2:1)
Frankreich schießt ein Tor aus'm Spiel heraus, wer hätte gedacht, dass das noch kommt?
Lamine Yamal erzielt ein WAHNSINNS-Tor und ist mit 16 Jahren auch noch der jüngste EM-Torschütze aller Zeiten.
Frankreich scheint mit dem Wahlergebnis und der kurzen 1:0-Führung zufrieden zu sein und scheidet hochverdient aus. (Fridolin Haagen)
Die Analyse des Pfeifkonzerts deutscher Fans lesen Sie hier.
Eine Analyse von Didier Dechamps Minimalismus lesen Sie hier.
Empfohlener externer Inhalt
Niederlande – Türkei 2:1 (0:1)
Erste Halbzeit: Die Niederländer haben ganz oft den Ball, können aber mit diesem runden Ding nicht viel anfangen, und müssen doof zugucken, als in der 36. Minute Samet Akaydin den Führungstreffer köpft, über das sich der in Berlin anwesende Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan besonders freut.
Zweite Halbzeit: Die Niederländer bemühen sich ein klein bisschen mehr, was immerhin zu zwei Toren führt – durch Stefan de Vrij (70.) und Cody Gakpo (76.), wobei letzteres offiziell als Eigentor gilt.
Nein, die Niederlande haben kein gutes Spiel geliefert, aber so könnten sie Europameister werden – und: Ja, die Türkei hat ein gutes Spiel geboten, aber, ehrlich gesagt, nur ganz engagiert rumrennen, das reicht halt nicht, und es sollte auch nicht reichen. (Martin Krauss)
England – Schweiz 5:3 i. E. (1:1, 1:1, 0:0)
Glücklich und wenig verdient steht England im Halbfinale der EM, zudem völlig artfremd durch ein 5:3 im Elfmeterschießen gegen die besseren Schweizer.
Es war das nächste Fehlervermeidungsmatch mit gediegenem Standfußball, Englands Langweiler vorneweg ohne jede Kombinationsspielbereitschaft, bis in der Schlussviertelstunde erst Breel Embolo für die Schweiz traf, dann Bukajo Saka für England.
Jetzt muss sich die Fußballwelt damit abfinden, dass diese inspirationslose und offenbar erschöpfte Ansammlung von gepamperten Bestverdienern aus der Premier League und ihr charismafreier, werdender Ex-Trainer, deren erbärmliches Spiel ähnlich mies ist wie beim Deutschland-Spiel Englands eingeschlafene Kellerrichter VARen, noch mal ran darf – there is no Fußballgott. (Bernd Müllender)
Deutschland – Spanien 1:2 n. V. (1:1, 0:0)
Die Deutschen haben es mit Härte probiert, waren bisweilen brutal, haben Mann gegen Mann verteidigt und alles versucht, sich in einen Gegner zu verbeißen, von dem sie offensichtlich befürchteten, dass er besser ist als sie, und so werden sie sich nicht gewundert haben, dass Spanien kurz nach der Pause in Führung gegangen ist.
So richtig mitspielen konnten sie erst, als die Spanier ihre jungen Außenspieler Nico Williams und Lamine Yamal ausgewechselt hatten, und als dann kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit der Ausgleich fiel, war das so etwas wie die logische Folge eines mutigen Spiels, in dem Niklas Füllkrug, Kai Havertz und Thomas Müller (ja genau, der Thomas Müller) vor Jamal Musiala und Florian Wirtz für doch recht viel Unruhe in der Nähe des spanischen Tors gesorgt haben.
Mit dem spielentscheidenden Kopfball von Merino in der vorletzten Minute der Verlängerung (Drama, Drama!), in der auch die Deutschen viele Chancen hatten (Drama, Drama!), begannen dann die Analysen zum Zustand des deutschen Fußballs im Allgemeinen, der nach seinem totalen Absturz trotz der Niederlage, die knapper nicht hätte ausfallen können, als von Julian Nagelsmann wieder wachgeküsst gelten kann, was auch das Publikum in Stuttgart so sah, das die Spieler gebührlich gefeiert hat und vor allem Toni Kroos huldigte, der nun sein letztes Spiel als Profi bestritten hat. (Andreas Rüttenauer)
Einen Vorbericht zum letzten Spiel der deutschen Mannschaft lesen Sie hier.
Eine Betrachtung des Verhaltens rechtsextremes Fans lesen Sie hier.
Eine Verabschiedung des Wörtchesn „Schland“ lesen Sie hier.
Frankreich – Portugal 5:3 i. E. (0:0, 0:0, 0:0)
Spiel eins nach Deutschlands Ausscheiden – warum gucken wir das eigentlich, es passiert ja nichts.
Es passiert sogar sehr viel nichts.
Claudia Neumann fasst es gut zusammen, Frankreich hat sich mal wieder nicht mit Ruhm bekleckert, kommt im Elferschießen weiter. (Fridolin Haagen)
Eine Verabschiedung alter Herren wie Ronaldo und Pepe lesen Sie hier.
Österreich – Türkei 1:2 (0:1)
Drei Ecken, drei Tore und das Sommerregenmärchen ist für Österreich vorbei.
Der Mann mit dem Medikamentennamen sorgte für die Entscheidung, der Mann mit der kulturellen Aneignung konnte nichts ausrichten.
Der Himmel weint über Leipzig und auf den Straßen hupt es. (René Hamann)
Eine Analyse der rechten Wölfe in Berlin lesen Sie hier.
Einen Spielbericht über das Ausscheiden Österreichs lesen Sie hier.
Niederlande – Rumänien 3:0 (1:0)
Doch nur ein teil-zwarte dag für unsere orangenen Nachbarn: Erst wird morgens in Den Haag eine mutmaßlich fürchterliche neue Regierung mit politischen Vorgesternplänen vereidigt, dann drohten die glorreichen Fußballer am Abend von Roemenië links-rechts-links-rechts aus dem Turnier geboxt zu werden.
Nach Jody Gakpos Führungstreffer (20.) sah München ein Chancengewitter der Niederländer – Pfosten, verstolpert, knapp daneben, noch knapper daneben, mehrfach Torwart Florin Nita immer da, dazu ein Abseitstor, und alles immer umflort von landestypischer Fußballarroganz in Oranje.
Erst in Minute 83 traf Donyell Malen (nur vom BVB) zum 2:0, danach noch mal gegenwehrlos zum 3:0 (93.), und ein einseitiger, qualvoller ARD-Abend mit Gerd Schlaftablette Gottlob und Bastian Phrasenschweinsteigermäster hatte fertig. (Bernd Müllender)
Portugal – Slowenien 3:0 i. E. (0:0, 0:0, 0:0)
In der ersten Hälfte sind sich im slowenischen Strafraum der Ball und Cristiano Ronaldo sechsmal ganz nah (nicht immer berühren sie sich) – dann tritt Ronaldo zwei Freistöße: einen ganz knapp über das Tor (Jan Oblak wäre da gewesen), den anderen weit daneben.
Benjamin Šeško kämpft sich in der 61. Minute allein vor das Tor und schießt daneben, zehn Minuten danach tritt Ronaldo zum dritten Freistoß an und schießt, man ahnt es, daneben.
Jan Oblak lenkt in der Verlängerung einen Ronaldo-Elfmeter an den Pfosten und dann, es ist kaum zu glauben: treffen Ronaldo, Bruno Fernandes und Bernardo Silva im Elfmeterschießen, Diogo Costa hält drei Elfmeter (!), Portugal steht im Viertelfinale und dieses sich unendlich anfühlende Spiel ist zu Ende. (Marcus Wolf)
Frankreich – Belgien 1:0 (0:0)
Erste Halbzeit: sehr statisch.
Zweite Halbzeit: immer noch statisch, ein paar Mal scheint sich aber der ein oder andere Franzose und Belgier doch daran zu erinnern, dass es um was geht.
Dann doch noch der „lucky punch“ für Frankreich und das Spiel ist endlich vorbei. (Ruth Fuentes)
Spanien – Georgien 4:1 (1:1)
Trotz gefühlt 120 Prozent spanischem Ballbesitz erzwingen die Georgier durch einen Konter ein Eigentor und gehen in Führung – die georgischen Fans weinen Freudentränen, eine Sensation scheint möglich!
Dann kommt Rodri.
In der zweiten Halbzeit gehen die Iberer schnell in Führung und scheinen das Match sicher runterzuspielen, wenngleich es noch ein, zwei Kontergelegenheiten für Kvaratskhelia und Co gibt, bis schließlich Spaniens Linksaußen Williams seine überragende Vorstellung mit einem Kontertor krönt, Olmo den Deckel draufmacht und Spanien demonstriert, warum es der Topfavorit auf den Titel ist. (Stefan Mahlke)
England – Slowakei 2:1 n-V. (0:1, 1:1)
Harmlos, langweilig, enttäuschend, vollkommen ideenlos und beratungsresistent gecoacht, so zeigt sich das England dieser EM auch in der K.-o.-Runde – und doch so effizient, dass Jude Bellingham, der sich medial zuletzt noch als gefühlt „toter Mann“ geoutet hatte, in der Nachspielzeit vollkommen aus dem Nichts mit einem sehenswerten Fallrückzieher die Verlängerung erzwingt.
Tragisch für die bis dahin so schwarmintelligent spielenden Slowaken, die sich eine Winzigkeit zu lange auf das engagierte Verteidigen ihres Vorsprungs durch den Treffer von Ivan Schranz aus der ersten Hälfte beschränkt hatten.
Prompt macht dann auch noch Harry Kane sein Tor und darf weiter davon träumen, sich von seinem Fluch als Titelgift zu befreien – zumindest bis zum Viertelfinale gegen die Schweiz am Samstag. (Beate Willms)
Deutschland – Dänemark 2:0 (0:0)
Der dänische Stürmer Andresen stand beim 1:0 für Dänemark eineinhalb Zentimeter im Abseits und verursachte ein paar Minuten danach mit einer Daumenlänge einen Handelfmeter.
Zufall und Gerechtigkeit wirbelten somit recht verwirrend durcheinander: Die formale korrekte VAR-Entscheidung besiegelte die Niederlage des „fröhlichen Volks aus dem Norden“ (Per Mertesacker).
Zweifel, ob gerecht immer richtig ist, bleiben – aber immerhin verzichteten die deutschen Sieger angesichts dieser moralphilosophischen Unwägbarkeiten auf Triumphalismus. (Stefan Reinecke)
Einen ausführlichen Wetterbericht vom Spiel lesen Sie hier.
Einen ausführlichen Spielbericht lesen Sie hier.
Schweiz – Italien 2:0 (1:0)
Die Italiener zeigen im Berliner Olympiastadion einen gruseligen Auftritt, schon der Spielaufbau misslingt und der Rasen der Schweizer Hälfte bleibt unbeackert.
Die Schweizer wiederum pressen hoch und kombinieren sich zum überfälligen 1:0 durch den in Bologna spielenden Remo Freuler.
Die italienische Pausenansprache hilft nicht, der Schweizer Ruben Vargas schießt den Ball in den sogenannten Knick und die Italiener scheiden in dem Stadion aus, in dem sie 2006 ihren WM-Titel feierten. (Vincent Bruckmann)
Eine ausführliche Verabschiedung Italiens lesen Sie hier.
Georgien – Portugal 2:0 (1:0)
Khvicha Kvaratskhelia (Spitzname „Kvaradona“) schießt den Ball nach 90 Sekunden ins lange Eck, es folgt georgische Ekstase in Gelsenkirchen.
Cristiano Ronaldo meckert.
Georges Mikautadze trifft per Elfmeter zum 2:0, die Georgier werfen sich in jeden Ball und der 74. der Fifa-Weltrangliste steht verdient im EM-Achtelfinale. (Vincent Bruckmann)
Tschechien – Türkei 1:2 (0:0)
Der tschechische Torwart Jindrich Stanek tunnelt Güler, das hat einen Hauch von Majestätsbeleidigung!
Nachdem Stanek sich beim 0:1 verletzt hat und ausgewechselt wird, leistet sich der türkische Keeper Mert Günok auf der anderen Seite einen Bock, der zum Ausgleich führt, als er einfach mal so den Ball fallen lässt, was am Ende egal ist, weil die Türken kurz vor Schluss noch einmal treffen.
Keine Ahnung, wie viele gelbe und rote Karten es gab, egal, Tschechien ist sowieso raus, Ungarn und Kroatien müssen sich als schlechteste Gruppendritte auch verabschieden. (Fridolin Haagen)
Ukraine – Belgien 0:0 (0:0)
Was hatten die Ukrainer in der Schlussphase für Chancen, aber nichts gelang, und so schied das Team kurioserweise mit satten vier Punkten als Letzter unter lauter Vierpunktern in der Tabelle aus.
Belgien, im braun-hellblau-weißen Auswärtstrikot (die Farben sind eine Hommage an Comicheld Jungreporter Tim aus Tim & Struppi), ließ seine Fans beim Public Viewing in Eupen mit technisch feinem Fußball ohne jede Durchschlagskraft verzweifeln – aber immerhin, es geht weiter – gegen Frankreich.
Auch Romelu Lukaku, der mit drei Toren uneinholbar führende in der VAR-Aberkennungsliste, konnte für den ewigen Geheimfavoriten nicht für seinen vierten einkassierten Treffer sorgen. (Bernd Müllender)
Slowakei – Rumänien 1:1 (1:1)
Schon aufgefallen, dass sich die Partie auf Deutsch SlowRum abkürzen lässt, was sowohl an ein besonders gutes Getränk erinnert wie auch für ein ziemlich chilliges Rumgekicke stehen könnte – wobei ein entspanntes Unentschieden ja auch tatsächlich beide Teams weiter bringen würde?
Denen sind solche taktischen Überlegungen aber zum Glück (nix mit der schon beschworenen „Schande von Frankfurt am Main“!) vollkommen egal, sie wollen nur spielen, überraschend munter und angriffslustig hüben wie drüben, strukturierter die Slowaken, womöglich etwas emotionaler die Rumänen, wobei die reaktionsstarken Keeper auf beiden Seiten dafür sorgen, dass es bei nur zwei Toren und einer gerechten Verteilung bleibt.
Ein schönes, ehrlich erspieltes Ergebnis – und nun wenigstens auf dem Sofa das Hochprozentige: pentru bine und pre dobro! (Beate Willms)
Dänemark – Serbien 0:0 (0:0)
Halbzeit, 0:0: Wenn Serbien noch weiter will, muss das Team mehr Stärke zeigen, lese ich im Ticker des Guardian zur Halbzeit des Spiels, weil ich vercheckt habe, dass das verdammte Match nur auf MagentaTV läuft, und dann nach 20 Minuten Alternativstreamsuche aufgebe und mich mit minütlicher Berichterstattung in Text in der britischen Zeitung statt Bewegtbild und Ton abfinde.
Dänemark dominiert den Rasen.
Serbien ist nach zähen 95 Minuten raus, es bleibt beim 0:0, während die Dänen sich auf ein Duell gegen die deutsche Nationalmannschaft freuen können. (Klaudia Lagozinski)
Eine ausführlichere Analyse der Dänen lesen Sie hier.
England – Slowenien 0:0 (0:0)
Was ist denn bloß mit den Engländern los, muss man sich fragen, nachdem drei Viertel der Nation das Spiel zu Hause angeschaut haben und dabei italienische Wurstwaren, Craft-Biere, Käseplatten und englischen Prosecco serviert haben, statt sich wie sonst im überfüllten Pub um warmes Bier und schale Kartoffelchips zu balgen.
Englands Trainer Gareth Southgate ist ein Feigling, er wagt keine Experimente, obwohl sein Team grauenhaft gespielt hat, denn das Wichtigste für ihn ist es, kein Gegentor zu kassieren, was daran liegt, dass er früher Verteidiger war, aber in der nächsten Runde kommt es bei einem 0:0 zum Elfmeterschießen.
Und wir wissen alle, was dann passiert. (Ralf Sotscheck)
Eine ausführliche Analyse des englischen Spiels lesen Sie hier.
Dänemark – Serbien 0:0 (0:0)
Der produzierende Redakteur hat am Dienstagabend leider vergeblich auf die drei Sätze zu diesem Spiel gewartet.
Offensichtlich wollte niemand über diese traurige Nullnummer schreiben.
Auf jeden Fall steht jetzt fest, dass die deutsche Elf am Samstag im Achtelfinale auf Dänemark trifft. (Andreas Rüttenauer)
Niederlande – Österreich 2:3 (0:1)
Oh wie schön, oh wie schön!
Das Land von Frau und Kind, Heimat schöner Töchter, gewinnt gegen das Land von Mutter nach superschönem Spiel in Berlin, Hauptstadt der Deutschen, mit 3:2.
Ein Eigentor durfte auch nicht fehlen. (René Hamann)
Ein Portrait des niederländischen Trainers Ronald Koeman lesen Sie hier.
Einen sprunghaften Text zu den hüpfenden Oranje-Fans lesen Sie hier.
Frankreich – Polen 1:1 (0:0)
Robert Lewandowski sagte vor dem Spiel, er wolle den Fans „etwas zurückgeben“ – aber wie soll das im BVB-Stadion denn funktionieren, wo die bislang so unspektakulär wie effizient auftretenden Franzosen das Achtelfinale schon vor diesem letzten Gruppenauftritt erreicht haben, ohne selbst ein einziges Tor zu schießen, und es bei ihnen nur noch um die Platzierung geht, während der glücklose Gegner Polen bereits draußen ist, es also um nicht mehr viel geht?
Nach langer Zeit torlosen Standfußballs machen zwei Elfer in der zweiten Hälfte das Spiel dann doch spannend, die auf der einen Seite Maskenmann Kylian Mbappé und auf der anderen Lewandowski himself – nervtötend trippelnd und auch erst in der Wiederholung – verwandeln.
Fazit: Ach, Mbappé, Dembelé, Griezmann, das könnt Ihr besser – aber irgendwie versöhnlich, dass Polen nicht völlig ohne Punkt aus dem Turnier ausscheidet. (Beate Willms)
Kroatien – Italien 1:1 (0:0)
Innerhalb von nur 31 Sekunden erlebt Luka Modric eine Metamorphose vom Altmeister zum Deppen und wieder zum Altmeister, weil er nach einem vergebenen Elfmeter in der 55. Minute den Folgeangriff erfolgreich abschließen kann.
Die Italiener, die in der Partie zuvor von den Spaniern zu Deppen gemacht wurden, stehen nun auch noch hinter Kroatien in der Tabelle und werfen alles nach vorne.
Und treffen völlig unverhofft in der achten Minute der Nachspielzeit durch Mattia Zaccagni und werden in letzter Sekunde doch noch zu Helden. (Johannes Kopp)
Eine zum faden Kick gehörende Kritik der Drittplatzregelung lesen Sie hier.
Eine spätere Analyse später Tore lesen Sie hier.
Eine Analyse des Spiels des italienischen Verteidigers Riccardo Calafiori lesen Sie hier.
Albanien – Spanien 0:1 (0:1)
Spanien kann auch mit einer B-Mannschaft ein EM-Spiel dominieren und gewinnt gegen harmlose Albaner.
Immerhin in der zweiten Halbzeit kann der spanische Ersatztorhüter David Raya einmal zeigen, dass er sein Handwerk versteht.
Albanien hatte bei seinem letzten Spiel im Turnier in der Endphase das Pech, dass die Spanier fast nur noch stärkere Spieler einwechseln konnten.
Schweiz – Deutschland 1:1 (1:0)
Das Spiel ist 17 Minuten zäh, bis der Ex-Herthaner Maximilian Mittelstädt flankt und der Ex-Unioner Robert Andrich den geklärten Ball aus der Distanz ins Tor schießt, weil der Schweizer Torwart Yann Sommer patzt.
Das Tor zählt nicht, anders als das Schweizer 1:0 durch den einspringenden Dan Ndoye, dessen erstes Länderspieltor auch der im letzten Spiel überragende Manuel Neuer nicht verhindern kann.
In der zweiten Halbzeit „stimmt die weitere Intensität nicht“, wie ein Mitschauender sagt, Joshua Kimmich vergibt eine Großchance, zahlreiche Flanken bringen nichts ein, bis der eingewechselte Niclas „Fülle“ Füllkrug den Ball zum Ausgleich einköpft. (Vincent Bruckmann)
Schottland – Ungarn 0:1 (0:1)
Das hätte vielen gefallen, wenn es für die berockten schottischen Fans noch eine Bleibeperspektive in Deutschland gegeben hätte.
Doch darüber wollte nach dem Spiel, das die Ungarn durch ein Tor in der 10. Minute der Nachspielzeit mit 1:0 gewonnen haben, niemand witzeln.
Zu groß war das Entsetzen über die Verletzung des Ungarn Barnabas Varga, der lange auf dem Feld behandelt werden musste, bevor er, durch Decken von Blicken Schaulustiger abgeschirmt, vom Platz gebracht werden musste. (Andreas Rüttenauer)
Eine Verabschiedung der deutschen Lieblingsausländer, der Schotten, lesen Sie hier.
Eine Analyse der Demoversuche kritischer Jurist:innen vor dem Spiel im Bannkreis der UEFA lesen Sie hier.
Belgien – Rumänien 2:0 (1:0)
Es ging rasant los: Gleich in der zweiten Minute schoss Tielemans das erste Tor für Belgien – doch die Rumänen ließen sich davon nicht einschüchtern und hielten bis zur Halbzeit stand; manche Gegenoffensiven schauten gefährlich aus, aber es fehlte ihnen einfach an Zielstrebigkeit.
In die zweite Halbzeit kamen die Tricolorii erfrischt zurück und versuchten sich bereits in der 48. Minute an einem Torschuss, der jedoch zu unsicher kam und nicht im Netz landete – die Roten Teufel ließen diese Energie nicht auf sich sitzen: Lukaku schoss und traf ein Tor, doch der VAR stellte fest: Abseits, es blieb erst einmal beim 1:0!
Der rumänische Towart Niță musste in der zweiten Hälfte beweisen, was er kann, denn die Belgier ließen weiterhin nicht locker: In der 79. Minute fiel das 2:0 durch den belgischen Kapitän De Bruyne – und dabei blieb es auch; das Spiel endete nach vier Minuten Nachspielzeit und trotz den kämpferischen Rumänen gewann der Favorit: Belgien. (Ann Toma-Toader)
Türkei – Portugal 0:3 (0:2)
Das kann doch echt nicht wahr sein, dass die EM einen neuen Eigentorrekord jagt – und das auch noch mit einer veritablen Slapstickeinlage der Türken, die dazu führt, dass das Turnier jetzt bei sechs Eigentoren steht, nicht weit weg von der bisherigen Höchsztzahl von elf Selbsttoren 2021.
Die türkischen Fans fordern vehement die Hereinnahme ihres Zauberbubis Arda Güler, waruafhin der dann tatsächlich irgendwann gebracht worden ist, was aber dann auch nicht viel gebracht hat.
Am Ende haben Flitzer vier Treffer erzielt, Portugal drei und Cristiano Ronaldo ist mit der Stadionsicherheit gleichermaßen unzufrieden wie mit der eigenen Torlosigkeit gleichermaßen, bewies mit dem Assist zum 3:0 aber dennoch Größe. (Fridolin Haagen)
Eine ausführliche Analyse der Flitzer beim Spiel lesen Sie hier.
Georgien – Tschechien 1:1 (1:0)
Leider hat sich an diesem Samstagnachmittag niemand gefunden, um für die taz drei Sätze über dieses Spiel zu schreiben.
Das Fachmagazin Kicker schreibt von einem „intensiven Spiel“.
Das wollen wir auf keinen Fall in Zweifel ziehen. (Andreas Rüttenauer)
Niederlande – Frankreich 0:0 (0:0)
Eine Partie, von der man sich im Vorfeld viel versprochen hat, beginnt vielversprechend mit großen Spektakel vor beiden Toren, doch dann scheinen beide Teams zu realisieren, dass es sich nicht lohnt, zu hohes Risiko einzugehen.
Mit vier Punkten sind schließlich nun beide Teams nahezu sicher im Achtelfinale.
Beim ersten torlosen Spiel dieses Turniers sehnt man sich nach dem Maskenmann Kylian Mbappé vergebens. (Johannes Kopp)
Eine Spielanalyse aus Sicht eine Betrachters im Döner-Grill auf der Suche nach EM-Stimmung lesen Sie hier.
Österreich – Polen 3:1 (1:1)
Berlin in rotweißrot und weiß-rot.
Das Wetter hält.
Am Ende feiert Österreich einen verdienten 3:1-Sieg über Polen. (René Hamann)
Eine Analyse der österreichischen Fans lesen Sie hier, die der polnischen Fans lesen Sie hier.
Slowakei – Ukraine 1:2 (1:0)
Wer nicht aus der Slowakei stammt, keine anderweitige Beziehungen zu dem Land hat, zudem halbwegs anständig ist und sich dennoch mal auf TikTok verlaufen und dabei gesehen hat, wie irgendwelche finsteren Meinungsmacherinnen mit Followerzahlen im hohen fünfstelligen Bereich über die ukrainische Nationalmannschaft herziehen und sich dabei fragen, wie es sein kann, dass diese jungen Männer in Deutschland Fußball spielen dürfen und nicht an der Front kämpfen, der musste dem Team aus dem gebeutelten Land einfach die Daumen drücken.
Und wer das aufrüttelnde Video gesehen hat, in dem die Spieler der Ukraine ihre von Russland zerstörte Heimat zeigen, der musste sich einfach über den 1:1-Ausgleich durch Mykola Schaparenko freuen, von dessen Heimatgemeinde im Donezker Gebiet die russischen Invasoren nicht viel mehr übrig gelassen haben als ein paar Steinhaufen.
Am Ende hatten die Ukrainer dann tatsächlich noch ein zweites Mal getroffen, das Spiel tatsächlich gedreht und dürfen nach der deprimierenden Auftaktniederlage gegen Rumänien doch wieder auf einen Verbleib im Turnier hoffen – seufz! (Andreas Rüttenauer)
Spanien – Italien 1:0 (0:0)
20 Mal hat Spanien aufs Tor geschossen, ist 8 Mal am unglaublichen italienischen Torhüter Gigi Donnarumma gescheitert, hat den Italienern kaum Luft zum Atmen gelassen und dann doch ein Eigentor gebraucht, um in Führung zu gehen.
Turnierfavorit sind sie nach diesem Auftritt allemal.
Oder ist Titelverteidiger Italien am Ende gar nicht wirklich gut? (Andreas Rüttenauer)
Dänemark – England 1:1 (1:1)
Woher bloß der Hype um England kommt, wo die Mannschaft doch spielt, wie sie immer gespielt hat, während sich die Fußballwelt in allen anderen Ländern so rasend schnell weiterdreht?
Ach ja, Harry Kane, der eine frühe müde Minute der Dänen nutzt, um ein Tor abzustauben – wobei sich der Rest der englischen Mannschaft ab da eine Halbzeit lang wie im verdienten Feierabend benimmt und irgendwie sogar verschläft, dass sie dabei den ebenso verdienten Ausgleich kassiert.
Da bis auf einen – wirklich fulminanten – Schuss von Phil Foden an den rechten dänischen Pfosten in der zweiten Halbzeit auch nicht wirklich was passiert, macht man sich auf X-Twitter Gedanken, wer der schönste Spieler des Matches ist – einen Sieger gibts hier aber auch nicht. (Beate Willms)
Slowenien – Serbien 1:1 (0:0)
Also bei so einem nur so semiattraktivem Spiel müssen Tore fallen, sonst fehlt der Partie einfach die Daseinsberechtigung.
Wenigstens Dragan Stojković hat's drauf – die Jongleur-Einlage des serbischen Trainers kann sich sehen lassen.
Na, da hat sich das Warten doch noch gelohnt, Slowenien trifft 20 Minuten vor Schluss und in allerletzter Minute der Ausgleich – hochdramatisch das alles und ein gerechtes 1:1. (Fridolin Haagen)
Schottland – Schweiz 1:1 (1:1)
Erlösenderweise hatte die Cokommentatoren-Unerträglichkeit Bastian Schweinsteiger („Wahnsinn!“, „Unglaublich!“, „Unfassbar“) um 20.46 Uhr Feierabend – und so konnte während anhaltender deutscher Fußballseligkeit nach dem Erfolg gegen Ungarn noch das andere Spiel in Gruppe A stattfinden, das der Schotten gegen die Schweiz.
Es war ein mühsames Fehlerfestival in Köln mit beidseitig reichlich Klumpfüßigkeit, als hätte der heimische FC gleich zweifach auf dem Platz gestanden.
Schottland, längst EM-Champion in Gesang und Dudelsacking, kann nach dem 1:1-Erfolg durch das nächste Gegner-Eigentor (neulich Antonio Rüdiger, jetzt Fabian Schär) am Sonntag mit einem 1:0-Sieg gegen Orbanland erstmalig die Vorrunde überstehen – und das ohne eigenes Tor, wenn ein Ungar für die Bravehearts trifft, was natürlich unfassbarer Wahnsinn wäre. (Bernd Müllender)
Eine ausführliche Analyse des Spiels und der Rolle des Schweizer Torschützen Xherdan Shaqiri lesen Sie hier.
Deutschland – Ungarn 2:0 (1:0)
Wir können schon mal festhalten: Nach 13 Sekunden strahlt Ungarn mehr Torgefahr aus als Schottland im gesamten Eröffnungsspiel.
Hä, wie ist der denn reingegangen – größtes Slapstick-Tor der EM – dafür war das 2:0 durch İlkay Gündoğan ganz ansehnlich.
„Oh, wie ist das schön!“: Die „Sieg!“-Schlandis gewinnen gegen die Orbán-Ungarn und stehen im Achtelfinale. (Fridolin Haagen)
Eine ausführliche Analyse des Spiels und der Rolle des Torschützen Ilkay Gündogan lesen Sie hier.
Eine ausführliche Analyse der ungarischen Fans lesen Sie hier.
Kroatien – Albanien 2:2 (0:1)
Nach nur elf Minuten beweist der Albaner Qazim Laçi, dass man selbst nur mit den Haarspitzen ein Tor gegen die Kroaten machen kann.
Kroatien braucht eine ganze Halbzeit lang, um überhaupt mal gefährlich zu werden, dafür machen sie dann zwei Tore in zwei Minuten – beziehungsweise eines davon ist schon wieder ein Eigentor.
Albanien lässt nicht locker und könnte eventuell mit dem Ausgleichstreffer in letzter Sekunde den Einzug der Kroaten ins Achtelfinale verhindert haben. (Ruth Fuentes)
Portugal – Tschechien 2:1 (0:0)
Bis zum 0:1 war nicht klar, dass Tschechien auch eine Offensive hat.
In zwölf EM-Spielen drei Eigentore – auch eine ordentliche Bilanz.
Und Eigentorschütze Hranáč ist dann auch noch am Siegtreffer der Portugiesen beteiligt, setzt sich auf den Ball und legt unglücklich für Conceição auf – gute Nacht, Tschechien! (Fridolin Haagen)
Türkei – Georgien 3:1 (1:1)
Was.
Für'n.
Spiel! (Markus Völker)
Eine deutlich ausführlichere Spielanalyse über „Fußball im Vollrausch“ lesen Sie hier.
Eine Analyse der türkischen Autokorsos lesen Sie hier.
Ein Portrait des georgischen Trainers Willy Sagnol lesen Sie hier.
Österreich – Frankreich 0:1 (0:1)
Von den Rängen ist der Gesang „Aux Armes“ zu hören – zu den Waffen ist tatsächlich ein ziemlich akkurater Wegbegleiter für das Spiel.
Warum spielt N'Golo Kanté eigentlich gut – der spielt doch seit einem Jahr in Saudi-Arabien?!
Am Ende hilft das ganze Gegenpressing nichts, ein Eigentor der Österreicher konterkariert die großen Pläne des Taktikfuchses Ralf Rangnick. (Fridolin Haagen)
Eine ausführliche Spielanalyse lesen Sie hier.
Belgien – Slowakei 0:1 (0:1)
Mitfavorit Belgien, die Mannschaft der Herzen und Weltranglistennummer 3, ist sich mal wieder selbst der größte Gegner.
Mit einem dummen Fehlpass an der Eckfahne macht Jérémy Doku (Marktwert 65 Mio) schon in der 7. Minute den slowakischen Führungstreffer von Ivan Schranz (2 Mio) möglich.
Dann passiert im Rest der ersten Halbzeit nichts Zählbares mehr, in der zweiten eigentlich auch nicht, außer dass Romelo Lukako (30 Mio) ein Abseitstor erzielt und noch eins, das wegen eines Handspiels ebenfalls nicht gegeben wird, und so gewinnt völlig überraschend die kleine Slowakei. (Beate Willms)
Rumänien – Ukraine 3:0 (1:0)
Hä, Rumänien ist auch dabei?
Kennt irgendjemand irgendeinen Spieler aus dieser Mannschaft?
Nach dem beeindruckenden 3:0 gegen eine bemitleidenswerte Ukraine sollte man sich vielleicht wenigstens die Namen der Torschützen merken: Nicolae Stanciu, Răzvan Marin und Denis Drăgus. (Andreas Rüttenauer)
Serbien – England 0:1 (0:1)
Im Dubliner Wirtshaus lief zur Pause das uralte irische Volkslied „Sitting in an Irish Bar watching England losing“ von The Studs, aber dazu kam es nicht, denn die Serben waren trotz guter Chancen zu doof, ein Tor zu schießen.
Harry Kane sang „God Save The Queen“, als die Nationalhymne vor dem Match gespielt wurde, weil er schon zu lange in München wohnt, und das war bis auf einen Lattenkopfball seine auffälligste Szene.
Eine Umfrage ergab, dass Gareth Southgate von 37 Prozent der Fußballfans als bester Trainer der englischen Männermannschaft aller Zeiten gewählt wurde, aber der Guardian schrieb, er sehe aus wie ein Mann, der mit der Erfindung der Hosenklammer Millionen verdient habe. (Ralf Sotscheck)
Eine ausführliche Spielanalyse, nein, aber eine Analyse des Fanverhaltens lesen Sie hier.
Slowenien – Dänemark 1:1 (0:1)
Ausgerechnet Eriksen, jener Eriksen mit dem Herzstillstand, jener Eriksen, der jetzt mit Defibrilator spielt und dem zuletzt vorgeworfen wurde, er sei spielerisch gar nicht mehr der alte Eriksen, dieser neue alte Eriksen also trifft nach Hackenvorlage von Wind zum 1:0 für Dänemark, was für ein Märchen.
Danach ein fürchterlicher Elendskick, denn nach dem Führungstor in der 17. Minute müssen die Dänen nicht mehr, und die Slowenen können nicht.
Bis Slowenien in der Schlussphase doch noch aufwacht, Erik Janza trifft zum 1:1, irgendwie auch wieder gerecht bei so viel dänischer Sparsamkeit, und das war's dann mit dem Märchen. (Alina Schwermer)
Polen – Niederlande 1:2 (1:1)
Das für einen Tag holländisch okkupierte Hamburg singt, tanzt, trinkt und gewinnt kollektiv in Orange.
Lewandowski schaut angeschlagen von draußen dabei zu, wie sich seine polnischen Mitspieler nach früher eigener Führung tapfer gegen die Auftaktniederlage stemmen und sie doch nicht verhindern können.
Die niederländischen Offensivspieler werden an der eigenen Chancenauswertung schrauben müssen, soll diesmal der ganz große Wurf gelingen. (Mirko Schmid)
Italien – Albanien 2:1 (2:1)
Das Ruanda Italiens spielte gegen das Amerika Albaniens.
Ein Spiel mit Brisanz und dem frühsten EM-Tor aller Zeiten durch die das Dortmunder Stadion dominierenden Albaner.
Dann schlugen die erst herrlich, später typisch italienisch spielenden Italiener zurück und zogen ihren Stiefel bis zum Ende durch. (Rene Hamann)
Spanien – Kroatien 3:0 (3:0)
Jetzt haben wir aber auch wirklich genug gehört über den Altersunterschied zwischen Spaniens Yamal (16) und Kroatien Luka Modric (38).
Der eine kann es schon, der andere nicht mehr ganz so gut.
Dass das Spiel am Ende 3:0 für Spanien ausgegangen ist, hat schon seine Richtigkeit. (Doris Akrap)
Ungarn – Schweiz 1:3 (0:2)
Weil er sein Team mit 1:0 in Führung gebracht hat, kennen wir nun also auch den 27-jährigen Kwadwo Duah, der erst zum zweiten Mal für die Schweiz gespielt hat und ansonsten beim bulgarischen Meister Ludogorets Rasgrad im Schatten der ganz großen Aufmerksamkeit kickt.
Michel Aebischer hätte man schon kennen können, kickt er doch beim kommenden Champions-League-Teilnehmer FC Bologna, aber dass er eine Art spielmachenden Außenverteidiger gibt, war dann doch überraschend und so schön anzusehen wie sein Treffer zum 2:0.
Und als man sich fragte, warum das ungarische Spiel so zäh war wie ein nicht gut durchgegarter Gulasch, da fiel eine halbe Stunde vor Schluss der Anschlusstreffer durch Barnabás Varga, ein Duell auf Augenhöhe mit Chancen hüben wie drüben entwickelte sich, was dann Brel Embolo mit dem 3:1 für die Schweiz in der Nachspielzeit beendet hat, und am Ende hat Bundestrainer Julian Nagelsmann gewiss gesehen, dass die beiden Gruppengegner der Deutschen doch wesentlich besser kicken können als dieses bemitleidenswerte Schottland. (Andreas Rüttenauer)
Eine ausführliche Spielanalyse lesen Sie hier.
Deutschland – Schottland 5:1 (3:0)
War es die Arbeit von Turnierdirektor Philipp Lahm, der vor dem Anpfiff dem Land Leichtigkeit wünschte, war es der Segen, den der bei der Eröffnungfeier geehrte Franz Beckenbauer droben vom Himmel aus den Deutschen gegeben haben mag – oder war es einfach nur ganz ordentlicher Fußball?
Auf jeden Fall sangen die deutschen Fans schon nach 20 Minuten, oh wie schön doch alles sei, nachdem die deutschen Wunderbubis Florian Wirtz und Jamal Musiala je einmal getroffen hatten.
Während es für die Deutschen noch ein Elfmetertor von Kai Havertz, einen strammen Schuss ins Kreuzeck von Niclas Füllkrug, die Einwechslung von Altmeister Thomas Müller und ein sehr spätes Tor des sehr spät nachnominierten Emre Can zu besingen gab, blieb den vielen trinkfesten schottischen Fans in München am Ende immerhin noch der Jubel über einen sogenannten Ehrentreffer, den allerdings auch kein Schotte erzielt hat, sondern Antonio Rüdiger. (Andreas Rüttenauer)
Eine ausführliche Spielanalyse lesen Sie hier.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen