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DKP-Chef über die Zulassung zur Wahl„Antikommunistische Tradition“

Die DKP darf nun doch zur Bundestagswahl antreten. Parteichef Patrik Köbele freut das – von Versöhnung mit dem bundesdeutschen Staat will er aber nichts wissen.

Ein Jahr nach ihrer Gründung: die DKP im Bundestagswahlkampf 1969 Foto: Klaus Rose/imago
Pascal Beucker
Interview von Pascal Beucker

taz: Herr Köbele, das Bundesverfassungsgericht hat geurteilt, dass die DKP doch „eine für die Wahl zum 20. Deutschen Bundestag wahlvorschlagsberechtigte Partei“ ist. Sind Sie nun wieder versöhnt mit dem bundesdeutschen Rechtsstaat?

Patrik Köbele: Na gut, das ändert natürlich nichts daran, dass der bundesdeutsche Staat ein Klassenstaat ist. Aber die Justiz hat immer einen Doppelcharakter, nämlich einerseits Auswüchse zu verhindern, die vielleicht auch machtgefährdend sein können, andererseits hat sie immer auch ein Klasseninteresse zu verteidigen. Ich bin nicht versöhnt, aber ich bin froh über die Entscheidung.

Die jetzt kassierte Entscheidung des Bundeswahlausschusses, die DKP nicht mehr als Partei anzuerkennen, haben Sie mit den Verboten der KPD 1933 und 1956 verglichen. Sind das nicht ziemlich schräge Vergleiche?

Na ja, ich habe schon unterschieden. Der Unterschied ist selbstverständlich ganz dramatisch in der Form. Also es ging bei der Entscheidung des Bundeswahlausschusses sicherlich nicht darum, dass man uns mit Gefängnis, Folter oder Mord droht. Die Nichtzulassung zu einer Wahl ist selbstverständlich etwas ganz anderes, als wenn man uns mit der individuellen Existenzvernichtung droht. Doch auch wenn die Methoden zivilisierter sind, war das schon der Versuch, die Existenz der kommunistischen Partei zu beenden. Das reiht sich dann eben ein Stück weit in die traurige antikommunistische Tradition in Deutschland ein. Darauf wollte ich hinweisen.

Doch noch zugelassen

Was unterscheidet die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands (APPD), die Allianz Vielfalt & Mitbestimmung, den Verein Die Natürlichen oder die Jesusparty von der DKP? Wie auch 15 weitere politische Vereinigungen sind sie vor dem Bundesverfassungsgericht mit ihren Beschwerden gegen die Nichtzulassung zur Bundestagswahl gescheitert. Da­runter befinden sich auch bekanntere Namen wie die Republikaner oder die Deutsche Zentrumspartei.

In einer öffentlichen Sitzung am 8. und 9. Juli 2021 hatte der Bundeswahlausschuss über 88 politische Vereinigungen beraten, die zur Bundestagswahl antreten wollten. Die Hälfte wurde zugelassen. Von den abgelehnten Vereinigungen zogen 20 vor das Bundesverfassungsgericht. Erfolg hatte jedoch nur die DKP.

Entgegen der Auffassung des Bundeswahlausschusses trete der Verlust der Parteieigenschaft nicht bereits ein, wenn eine Partei in einem Zeitraum von sechs Jahren mehrere Rechenschaftsberichte nicht fristgemäß eingereicht habe, befanden die Karlsruher Richter. Die „gebotene Gesamtwürdigung der tatsächlichen Verhältnisse“ der DKP – insbesondere des Umfangs ihrer Organisation, der Zahl ihrer Mitglieder und ihres Hervortretens in der Öffentlichkeit – ließen vielmehr darauf schließen, „dass sie in der Lage ist, ernsthaft an der politischen Willensbildung des Volkes für den Bereich des Bundes oder eines Landes mitzuwirken“.

Hätten Sie nicht den ganzen Ärger vermeiden können? Wieso hat die DKP nicht einfach ihre Rechenschaftsberichte in den vergangenen Jahren fristgerecht eingereicht?

Das liegt an unserer Struktur. Wir haben 80 buchhaltungspflichtige Gliederungen, und die müssen zusammengeführt werden mit einem ganz winzigen hauptamtlichen Apparat. Das ist fast nicht zu schaffen. Davon wollen wir aber nicht weg, weil wir uns nicht als eine Partei verstehen, wo die Zen­trale das Geld einkassiert und dann nach Gutdünken die Gliederungen vielleicht etwas abkriegen. Das hat für uns etwas mit Demokratie zu tun. Aber wir müssen jetzt sicherlich an unseren Strukturen arbeiten, um diese offene Flanke, die wir da haben, zu beseitigen. Das wird ein längerer Prozess, weil das möglicherweise auch statuarische Auswirkungen hat.

An der öffentlichen Sitzung des Bundeswahlausschusses am 8. Juli haben Sie trotz Ladung nicht teilgenommen. Haben Sie die Gefahr, nicht zugelassen zu werden, unterschätzt?

Das ist völlig richtig, damit haben wir nicht gerechnet. Wir hatten uns im Vorfeld immer wieder über mögliche Schwierigkeiten erkundigt, aber nichts vom Bundeswahlleiter oder der Bundestagsverwaltung gehört, was wir als beunruhigend hätten wahrnehmen können. Aus den Akten, die wir inzwischen einsehen konnten, geht hervor, dass sich der Bundeswahlleiter mit der Bundestagsverwaltung anscheinend über dieses Verfahren abgestimmt hat – ohne uns vorzuwarnen. Wir haben unterschätzt, wie ernst man uns offensichtlich doch noch nimmt.

Die maoistische MLPD und die trotzkistische Sozialistische Gleichheitspartei sind problemlos zur Bundestagswahl zugelassen worden. Was haben die besser gemacht als die DKP?

Das weiß ich nicht.

In den 1970er und 80er Jahren sorgte Ihre Partei immer mal für kleinere und größere Schlagzeilen. Im wiedervereinigten Deutschland ist die Aufmerksamkeit über die Aktivitäten der DKP dagegen drastisch geschrumpft. Was ist es für ein Gefühl, nach so langer Zeit nun plötzlich wieder so in der Öffentlichkeit zu stehen?

Erst einmal ein gutes. Auch Werbung, die aus einem negativen Anlass kommt, ist eine Werbung. Das nehmen wir gerne mit.

Bild: privat
Im Interview: Patrik Köbele

geboren 1962, ist seit 1978 Mitglied und seit 2013 Vorsitzender der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP). Von 1989 bis 1994 war er Bundesvorsitzender der DKP-Jugendorganisation SDAJ. In Weil am Rhein geboren, gehörte der gelernte Industriekaufmann von 2004 bis 2009 dem Rat der Stadt Essen an.

Die DKP wurde 1968 gegründet. In ihrer Hochphase hatte sie fast 50.000 Mitglieder. Wie viele sind es heute?

Knapp 3.000.

Wird die DKP bei der Bundestagswahl flächendeckend antreten?

Uns fehlen ein paar Bundesländer. Wir haben elf Landeslisten eingereicht. In anderen Ländern haben wir zu schwache Strukturen.

Und mit welchem Abschneiden rechnen Sie nun?

Damit befassen wir uns eigentlich nicht so groß. Unser wahlpolitischer Platz ist jetzt sicherlich nicht riesig. Es geht uns darum, unsere Inhalte reinzutragen, das heißt: Raus aus der Nato, für Frieden mit Russland und der Volksrepublik China sowie gegen die Nutzung der Pandemie für sozialen Kahlschlag und Demokratieabbau. Das halten wir für relativ einzigartig im politischen Spektrum. Und natürlich kämpfen wir für unsere Stärkung.

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56 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Diese alte DKP-Linke von Vorgestern ist nicht fähig zu einem Schuldbekenntnis zu den Fehlern ihrer eigenen Geschichte.

    • @Rudolf Fissner:

      Wie auch? Spielte sie doch in der bundesdeutschen Politik überhaupt keine Rolle. Die praktischen Fehler waren ja stets anderen vorbehalten.

  • Bei dem Foto oben habe ich bei den rumstehenden Menschen im ersten Moment ja eher an broschürenverteilende Zeugen Jehovas als an DKPler denken müsen...

    • @Hans aus Jena:

      Vielleicht sind das ja DoppelverdienerInnen🤔

  • ...na also wenn wer dem Kommunismus von Marx und Engels geschadet haben, dann die orthodoxen Stalinisten/Maoisten und Trotzkisten.

    • @Philippe Ressing:

      ... und jene Kommunisten, die Jahrzehnte-lang dagegen nicht auf die Straße gegangen sind. Also fast alle. Mitläufertum halt. Das gibt es überall.

      • @Rudolf Fissner:

        Getretner Quark wird breit nicht stark. Mit ihrer Logik sind wir alle Mitläufer, irgendwie und irgendwo im nirgendwo. Es gab damal immer massive Differenzen in der Linken und das war gut so. Dazu ist man aber nicht unbedingt permanent auf die Strasse gegangen. Man schlug sie mit den eigenen Mitteln - Marx gegen Murx.

  • So viel Geldverschwendung für Wahlplakate für so eine kleine Partei.



    Dabei braucht Adopt a revolution dringend weiter Unterstützung.



    Die einzige NGO, die demokratische Projekte in Syrien unterstützt. Sofern sie nicht mit Fassbomben ausgebombt wurden - von einem Putschisten, der 1970 als erstes mit der DDR ein Abkommen schloss und dann mit Moskau, um die Hallstein-Doktrin zu durchbrechen.

  • „Antikommunistische Tradition“ wird durch die Kommentarspalten mal wieder voll und ganz bestätigt.

    • @Bouncereset:

      Diese alte DKP-Linke von Vorgestern ist nicht fähig zu einem Schuldbekenntnis zu den Fehlern ihrer eigenen Geschichte.

    • @Bouncereset:

      Es gibt zwei antikommunistische Traditionen.

      Einmal die rechte. Kennt man ja.

      Und die liberale humanistische, die ums knapp zu sagen, Mord, Hunger, Folter und Diktatur nicht witzig findet.

      Ich sehe nur letztere Gruppe hier vertreten. Es ist als alles im grünen Bereich.

  • Wusste noch gar nicht, dass wir mit Russland und China im Krieg sind. Ich sach's mal so: Wir können doch - beim besten Willen - nicht jeden Krieg gewinnen.

  • // für Frieden mit Russland und der Volksrepublik China //

    Ich wusste gar nicht, dass wir mit den beiden Ländern im Krieg sind.

  • "Wir haben 80 buchhaltungspflichtige Gliederungen"

    ROFL. Das kennt man von großen Firmen, die bilden auch immer 80 buchhaltungspflichtige GMBH s 🤪

  • "traurige antikommunistische Tradition in Deutschland"

    Ein Blick in die Geschichtsbücher sollte auch zeigen warum. 40 Jahre Diktatur in der DDR vergessen? Sowjetunion vergessen? Ceaușescu vergessen? Kambodscha vergessen?



    Den homophoben und Massenmörder Che Guevara vergessen?

    Wie viel Leid braucht es noch dieses Utopische Konstrukt des 19. Jahrhunderts endlich als nicht umsetzbar anzuerkennen?

    Wem das nicht reicht kann ja mal nach Venezuela schauen, nach Kuba oder nach Nordkorea. Oder ja nach China eben. Der Aufstieg Chinas auf wirtschaftlicher Ebene dann übrigens auch nicht per Planwirtschaft sondern per Marktwirtschaft, auch ironisch oder? Trotzdem eine Diktatur die den Menschen nicht als mündiges Individuum ansieht sondern als unmündiges Menschenmaterial welches es zu erziehen gilt.

    Gute Güte!

    • @Alfred Sauer:

      Es bröckelt mich sogar als Nichtkommunisten an, dass Menschen (hier wie Sie) immer den Blödsinn aus der Geschichte mit dem humanitären Anliegen einer besseren Welt vernetzen. Meinen Sie etwa, dass Sie nach jahrelanger Manipulation durch neo-neoklassische Welt- und Menschenbilder zu einem mündigen "Menschenmaterial" geworden sind?! Beste Grüße 👍

      • @Gerhard Krause:

        Mich bröckelt es ja immer wieder an, wenn man sich weigert, den "Blödsinn aus der Geschichte" nicht auch aus der zugrundeliegenden Ideologie zu erklären, egal wie "humanitär" diese zunächst daher kamen. Diese falsche Dauerbehauptung, DDR, Stalin oder Nordkorea habe nichts mit kommunistischen oder sozialistischen Ideen als Grundlage zu tun, verhindert jegliches Weiterdenken, wie man tatsächlich zu einer gerechteren Welt kommen kann. Mich hat es in der 1989er Zeit insbesondere auch in Wut versetzt, wie gründlich und dauerhaft die "Genossen" Utopien und Entwürfe jenseits des Kaptitalismus diskreditiert haben und schüttel heute wiederum den Kopf, wie einfach dies heute wieder manche abtun wollen.

        • @Hans aus Jena:

          Sie irren. Absichtlich? .. Nicht die von Ihnen genannten Mörder sind Gegenstand, sondern wer sich für eine bessere Welt einsetzt, die den Interessen von Vermögenden entgegen steht, der wird mit diesen Mördern gleichgesetzt und ggf als Kommunist oder Sozialist verschrien. Das sage ich Ihnen als Ökonom.

    • @Alfred Sauer:

      Aber zeigt sich nicht an der Deutsche Demokratische Republik, der Demokratischen Volksrepublik Korea, dem Demokratischen Kampuchea unter den Roten Khmer oder auch an China das laut Verfassung „unter der demokratischen Diktatur des Volkes“ steht nicht viel eher, dass Demokratie nicht funktionieren kann. Wie viel Leid braucht es also noch dieses utopische Konstrukt des 19. Jahrhunderts endlich als nicht umsetzbar anzuerkennen?



      "Der Aufstieg Chinas auf wirtschaftlicher Ebene dann übrigens auch nicht per Planwirtschaft sondern per Marktwirtschaft, auch ironisch oder?"



      Ganz und gar nicht, es zeigt vor Allem, dass politisches und wirtschaftliches System nicht zwingend nur in den Kombinationen Demokratie/Kapitalismus oder Einparteien-Herrschaft/Planwirtschaft möglich ist. Wenn es China also gelingt eine Einparteien Diktatur mit Marktwirtschaft (die in China immer noch unter völlig anderen Bedingungen läuft als im Westen) zu kombinieren, könnte man das ja mal zum Anlass nehmen einmal darüber nachzusinnen warum es nicht auch umgekehrt möglich sein sollte eine pluralistische Demokratie mit einem sozialistischen oder gemeinwohl- statt profitorientertem Wirtschaftssystem zusammenzubringen.

      • @Ingo Bernable:

        Das eine muss dem anderen gar nicht widersprechen.



        Der Staat könnte als Minderheits-Aktionär viele Aktien kaufen und damit würde das Gemeinwohl auch von den Profiten der Aktien Unternehmen profitieren ohne, dass der Staat darauf Einfluss nimmt, was in der Vergangenheit nämlich stehts schief gegangen ist.

      • @Ingo Bernable:

        "Aber zeigt sich nicht an der Deutsche Demokratische Republik, der Demokratischen Volksrepublik Korea, dem Demokratischen Kampuchea unter den Roten Khmer oder auch an China das laut Verfassung „unter der demokratischen Diktatur des Volkes“ steht nicht viel eher, dass Demokratie nicht funktionieren kann."



        Bitte? Das waren keine Demokratien, auch wenn die sie so nennen oder genannt haben. Was soll die Aussage?

        • @Stefan L.:

          "Das waren keine Demokratien, auch wenn die sie so nennen oder genannt haben. Was soll die Aussage?"



          Nicht aufgeben, sie haben es schon fast verstanden, jetzt nochmal einen Schritt weiter denken, dann fällt der Groschen.

          • @Ingo Bernable:

            "Nicht aufgeben, sie haben es schon fast verstanden, jetzt nochmal einen Schritt weiter denken, dann fällt der Groschen."



            Warum so elitär? Dann geben Sie doch einem Dummkopf Starthilfe.

  • Das wirklich witzige an der Darstellung der angestrebten Beziehungen zu Russland und China (nicht nur von Herrn Köbele) ist, dass Russland heute eine rechtsnationalistische Diktatur ist, und China eine neoliberale Diktatur. Gemeinsam ist beiden Ländern eines: Sie sind nicht Links. Aber da wirken wohl alte Traditionen stärker als die Faktenlage.

  • Der Herr ist extrem bizarr.

    Die DKP war vor dem Zusammenbruch des Ostblocks Honeckers Ableger im Westen. Diesen Stallgeruch konnte sie nie ablegen.

    Und er hier ist wohl lupenreiner Realsozialist und Stalinist. Noch Fragen?`

    Herrlich ist, dass er sich über die Wirkung der Partei und die Umsetzung von Politik keine Gedanken macht. Klar, bei 0,XX % Prozent Wählerstimmen in der Tat Zeitverschwendung. Worum geht es denn dann?

    Um Symbolik.

    Und Symbolik ist reine Mentalonanie. Diese Splittergrüppchen kreisen nur um sich selbst und haben jede Verbindung mit der Realität verloren.

    • @Erwin Schiebulski:

      ...na ja einen realen Kern hat das Handeln der DKP, wie anderer Politsekten: Man will das Parteienprivileg weiterhin nutzen, was Verbote und Einschränkungen erschwert. Dazu gibt es Werbezeiten im TV und Hörfunk und gegebenfalls Geld aus dem Staatssäckel - be genügend Stimmen.Um dieses zu nutzen, muss man zu Wahlen antreten.....

  • "für Frieden mit Russland und der Volksrepublik China" - das ist die ewige Malaise der europäischen Linken. Sozial- und wirtschaftspolitisch meistens vernünftig, doch wenn es um Außenpolitik geht, setzt regelmäßig der Verstand aus. Von Jean-Luc Mélenchon über Lafontaine, Wagenknecht, weite Teile der Linkspartei bis hin zur SPD. Putin verschiebt gewaltsam Grenzen in Europa (Krim), untergräbt die Demokratie und Souveränität der Ukraine (hybrider Krieg im Donbass), aber für viele selbsterklärte europäische Linke ist Russland nach wie vor Opfer westlicher Aggression und verdient Mitgefühl. Eine derartige Idiotie würde einem wie Bernie Sanders niemals passieren, der sehr wohl in der Lage ist, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Das unterscheidet offenbar amerikanische von europäischen Linken.

    • @Michael Myers:

      Die NATO hat ihrerseits die eigene Ostgrenze immer weiter Richtung Russland verschoben.



      Aggressive Einkreisungspolitik war noch nie vertrauensbildend.

      • @Linksman:

        Warum wohl wollen so viele Staaten lieber in die NATO und wieso war das zB für die baltischen Staaten angesichts der Ukraine wirklich nicht eine sehr gute Entscheidung?

        Übrigens: Die NATO und Russland (bzw. früher die UdSSR) hatten schon immer eine Landgrenze (Norwegen). Und mit Norwegen im Westen und Alaska im Osten war Russland bzw. früher die UdSSR auch schon immer von der NATO "eingekreist". Und umgekehrt.

    • @Michael Myers:

      Ich wäre ausgesprochen skeptisch was die Annahme angeht, dass die Putin- und Xi-Freunde die Russland oder China mit der sozialistitischen Utopie verwechsen tatsächlich auch nur annähernd die Mehrheit der dt. oder europäischen Linken stellen würden, sondern würde eher vermuten, dass jene die eine real-sozialistische Kaderorganisation für erstrebenswert halten beim Aufbau von Parteien gegenüber jenen im Vorteil sind die von einem solchen Unterfangen allein schon aus einer herrschaftskritischen Haltung heraus Abstand nehmen. Meine Vermutung wäre entsprechend, dass ein durchaus relevanter Teil der Positionen des linken Spektrums nicht wirklich adäquat in der Parteienlandschaft abgebildet ist.

    • @Michael Myers:

      Alles was sie Russland (zu Recht) vorwerfen trifft ebenso auf die USA zu (bis auf die wesentlich bessere innenpolitische Lage). Dennoch sind die USA unserer strategischer Verbündeter und an ihnen zu rütteln grenzt an Häresie. Zur Hölle mit Russland & der USA.

    • @Michael Myers:

      Vor allem: Was zur Hölle sollte an der Oligarchie Russland und dem Nationalkapitalismus Chinas noch sozialistisch, geschweige denn kommunistisch sein?

    • @Michael Myers:

      Bernie Sanders ist aber auch nur aus amerikanischer Perspektive überhaupt ein Linker. US-Demokraten wie Biden wären größtenteils bei uns zwischen CDU und FDP angesiedelt. Sanders wäre eventuell gerade noch ein Sozialdemokrat.

    • @Michael Myers:

      Nunja, die Punkte die Sie da aufzählen sind ja berechtigt und korrekt. Nur wenn wir diese Messlatte mal nehmen, wieviele unserer angeblichen Freunde, wären dann zukünftig auch nur noch "Sanktionsopfer". Ich fange mal mit USA und Israel an. Können es aber gerne auf die europ. Staaten erweitern.



      Aslo wenn wir diese Dinge zu recht kritisieren und sanktionieren. Dann aber bitte konsequent. Sonst bleibt nur die westliche Heuchelei. Und davon haben wir mehr als genug.

    • @Michael Myers:

      Vollkommen richtig!



      Nicht zu vergessen das Ausschalten politischer Gegner durch Giftmorde und Straflager, das Erklären jeglicher Opposition zu "ausländischen Agenten", die ganze antidemokratische Palette.



      Ich glaube, dass manche Linke die Unterschiede zu Deutschland da für marginal halten, aber das ist, mit Verlaub, Delirium.

    • @Michael Myers:

      "für Frieden mit Russland und der Volksrepublik China"

      Krieg ist besser?

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Zur Verteidigung ist er besser als sich wehrlos in das Schicksal zu ergeben.

        • @4813 (Profil gelöscht):

          Sorry. Ich hatte ganz vergessen, dass der Russe vor Berlin steht.

          Oder war es dann doch etwas anders?

          • 4G
            4813 (Profil gelöscht)
            @warum_denkt_keiner_nach?:

            Hab ich für morgen die Mobilmachung verlangt?

  • Seine Liebäugelei mit Russland und China ist unfassbar - gleichzeitig sich über Demokratieabbau in Deutschland beschweren.



    Da muss man schon einige geistige Kunststücke anstellen um das noch als eine "kommunistische" Position zu deuten die sich - mit Marx gesprochen - für die wirkliche, menschliche Emanzipation einsetzt.

    • @WeistDuDochNicht:

      Ach was! Früh geübt - ist alt getan.

      Guten sozialistischen vs schlechten kapitalistischen Atom-Strom hamse doch auch hingekriegt - wa!



      Bis kölschen & hamburgischen Genossen der Kragen platzte!



      Aber - “Die Partei Die Partei hat immer recht!“ & ich Kiebitz saß dabei & konnte mich vor Lachen kaum halten. Newahr.



      Normal.



      & Däh



      Lied der Partei [GDR song][+English translation]



      m.youtube.com/watch?v=TRGIQAUHqhM



      The "Song of the Party" (German: das Lied der Partei), also known as "Die Partei hat immer recht" (English: The Party is always right) was the party song of the Socialist Unity Party of Germany, the ruling party of East Germany. It was written by composer Louis Fürnberg. It is best known by the first line of its chorus: Die Partei, die Partei, die hat immer recht (English: The Party, the Party, is always right).“

      Na Mahlzeit

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Sie haben gut lachen, ich musste im Wehrkundeunttericht in der Schule danach m"arsch"ieren.

        • @4813 (Profil gelöscht):

          En passant - Sie irren: Nix gut lachen.

          Lange vor ehra Zeit - hab ich bis 51 mit dem Deutschen Demogradischen Dämmerstündchen gelebt.



          & Däh =>



          In großes Bruderherz Klasse in der Hermann-Schule wurden die FDJ-Lappen zerrissen auf die Bänke geworfen - die da nach der Pause lagen.



          Nischt for unjut - wa.

  • "Aber die Justiz hat immer einen Doppelcharakter, nämlich einerseits Auswüchse zu verhindern, die vielleicht auch machtgefährdend sein können, andererseits hat sie immer auch ein Klasseninteresse zu verteidigen." Köbele macht sich doch lächerlich. Als ob die Nichtzulassung der DKP ein "Auswuchs" gewesen wäre, der zu einer Machtgefährdung der herrschenden Klasse hätte führen können. Auch die Argumentation zur Vergleichbarkeit mit dem KPD Verbot ist ähnlich zu bewerten. Was hatte das Verbot der Partei, die damals zur "Beseitigung des Adenauer-Regimes" aufrief, mit "individueller Existenzvernichtung" zu tun? Das trifft selbst für die Hauptamtlichen der Partei damals nicht dazu, denn der Weg in die DDR stand den KPD Funktionären damals jederzeit zur Verfügung.

    • @Plewka Jürgen:

      "Geht doch nach drüben!" oder wie? Über die Auswirkungen des KPD-Verbots bezüglich "Existenzvernichtung" können Sie sich hier informieren: de.wikipedia.org/w...erbot#Auswirkungen



      Und es konnte nicht jeder einfach so das Land verlassen. Noch nie was von sozialen/familiären Bindungen gehört?

      • @Budzylein:

        Mir ist/ war bewusst, dass Kommunisten in den 50er Jahren verfolgt und zum Teil inhaftiert wurden, was zur tragischen Situation führte, dass Widerstandskämpfer gegen den NS nun erneut in den Knast mussten. Mir ging es um den Begriff "individuelle Existenzvernichtung" im Interview Köbeles. Der Quelle, die Sie angeben, kann man entnehmen, dass die im Anschluss an das Verbot initiierten gerichtlichen Anklagen nur in zwei Fällen zu Haftstrafen von mehr als drei Jahren führten. In den meisten Fällen wurden nur Bewährungsstrafen ausgesprochen. Da kann man "Schlimm genug" argumentieren, aber mit individueller Vernichtung hat das nichts zu tun. Im Übrigen darf ein Kommunist, der die bürgerliche Demokratie BRD als "Regime" bezeichnet und zu ihrer Beseitigung aufruft, nicht wundern, wenn diese Demokratie ihre vorhandenen rechtlichen Mittel einsetzt.

      • @Budzylein:

        Ja Naiv-Ahnungslose plappern vor sich hin.



        Es gab eine Anfrage aus Karlsruhe ab Ol Conny - ob das Verbotsverfahren wirklich durchgeführt werden solle?!



        Bonn bestand darauf. Daraufhin wurde das ganze “ausgewogen“ ergänzt um das SRP-Verbot. Die Folgen sind bekannt.



        &



        Kl. Ergänzung - die noch gut braun konnotierte Justiz reagierte kalter-krieg-gemäß bis hin zur glatten Rechtsbeugung:“Der Angeklagte kandidiere zwar als Parteiloser. Es sei aber allgemein bekannt - daß er der verbotenen KPD angehört habe!…“



        Unglaublich - aber wahr.

        So geht das

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Auf jeden Fall keine Spaßpartei.

    3000 Kommunisten kann man noch gut überwachen.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Wofür?

    • @4813 (Profil gelöscht):

      "Auf jeden Fall keine Spaßpartei."



      Da würde ich doch eher DIE PARTEI wählen.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Ja - das waren noch Zeiten - als - Frauen mutiger als Männer - in die DKP eintraten & Däh - es bis in höchste Staatsämter - ja zu JuMis brachten!



      Ein Schmunzeln ist es noch heute wert.



      Der Aderlaß hat eine Betonfraktion zurückgelassen.



      & Karlsruhe - Klartext - a. E. DKP



      www.bundesverfassu...021/bvg21-064.html

      • @Lowandorder:

        Jaja, der lange Marsch. Von links unten nach rechts oben. Irgendwo schwirrt in meinem Hinterkopf noch ne Doku mit Titel: Was sie wollten - wie sie wurden. Hab aber nix gefunden. Obwohl, Zypries war meiner Erinnerung nach noch halbwegs ok.

        • @Yossarian:

          Ja wie? Brigittchen links? Ok Ok - wie Steini I. bei Demokratie & Recht => Schlapphüte observiert. Aber sonst? Hiwi bei Dieter Grimm - “Der kann alles!“ Productplacement für Frank-Walter bei “Gib mir mal‘n Bier“-Gerd.



          Klassenverräter machen unter sich •

          So geht das

      • @Lowandorder:

        Hör ich da einstmeilige Sympatien /Mitgliedschaft raus. ;-)

        • @Ruhrpott-ler:

          Sach mal so: “Du! & ne DKP-Frau! Wie geht das denn?!“ Nunja - als sie am Hartmannswiller Kopf verkündete die Solidarność sei die Konterrevolution - brachen mein Freund & ich in ein derartig homerisches Gelächter aus - daß sie erst zu vorgerückter Nacht - aber immer noch gut wutentbrannt sich in der Ferme einfand.



          (=> nach BUND - Steiner/Anthro - unterrichtet sie (*Do-Aplerbeck!;) die letzten Jährchen via D-doof in Köln-Mülheim!;) Tel aviv wie die Franzosen sagen - 😎 - (68erTreffen Mbg/Lahn etc fördert viele launige Stories zutage einschl. Berufsverbotekampf!)

          • @Lowandorder:

            @Lowandorder:



            Jau, die westeuropäische Linke und die Solidarnosc/der Prager Frühling.



            Das ist der Sündenfall, wenn die Ideologie das Zerschießen von friedlichen Demonstranten ins rechte Licht rückt. Dann weiß man, dass alles veloren ist, dass der Mensch der Idee mal wieder unterliegt.



            Und von hier aus führt die direkte Linie zum Nachsehen von Uigurenunterdrückung und Oppositionellenmorden.