Carola Rackete über ihre EU-Kandidatur: „Wir alle haben Verantwortung“
Die Aktivistin Carola Rackete kandidiert bei der Europawahl 2024 für die Linke. Die Partei müsse wieder einen „Gebrauchswert“ bekommen für die Menschen, sagt sie.
taz: Frau Rackete, Sie kandidieren auf dem Ticket der Linkspartei für die Europawahl 2024. Warum wechseln Sie die Seiten, von der Bewegung in die Politik?
Carola Rackete: In der Situation, in der wir hier in Deutschland sind, fehlt der Bewegung auf der Straße die Verknüpfung zu einer starken parlamentarischen linken Kraft. Zum Beispiel im Bereich Klimagerechtigkeit: Historisch und global gesehen hat Deutschland die viertmeisten Emissionen und damit eine besondere Verantwortung für die Klimakrise. Wir müssen wirklich etwas tun. Und gleichzeitig haben wir dieses eklatante Versagen der jetzigen Bundesregierung. Das ist Arbeitsverweigerung auf allen Ebenen, besonders auch von den Grünen. Warum sie damit durchkommen, hat auch sehr viel damit zu tun, dass es keine starke linke Opposition im Bundestag gibt. Die aktuelle linke Fraktion dort macht leider oft keine gute Arbeit beim Thema Klimagerechtigkeit. Das liegt nicht am Programm, das ist wirklich stabil. Aber die guten Klimapolitiker*innen, die es in der Linken gibt, sind dort kaum vertreten.
35, Naturschutzökologin, nahm an weltweiten Forschungsmissionen teil. 2019 wurde sie als Kapitänin der Sea-Watch 3 international bekannt, nachdem sie mit 53 Geflüchteten an Bord unerlaubt den Hafen von Lampedusa anlief. Zuletzt war sie in der Klimabewegung aktiv, u.a. bei Extinction Rebellion.
Sie zieht es ins EU-Parlament.
Ich denke, ich kann auf EU-Ebene mehr bewirken. Aber es ist wichtig, sich auch dafür einzusetzen, dass die Richtung der Linken auch im Bundestag klar vertreten wird. Dass sozial gerechte Klimamaßnahmen nicht mehr gegen andere Ungerechtigkeiten oder gegen die Armut der Menschen ausgespielt werden. Das würde auch die Bewegung stärken. In dem, was Bewegung alles tun kann, ist die parlamentarische Kraft ein wichtiger Baustein. Natürlich müssen die Bewegungsakteure aber auch wirklich stark auf der Straße bleiben.
Sie haben mal gesagt, Sie würden sich aus einem Verantwortungsgefühl heraus politisch engagieren. Wie viel von diesem Gefühl steckt in Ihrer Kandidatur?
Wir haben alle eine Teilverantwortung an dem, was gesellschaftlich passiert. Anfangs war ich von der Kandidatur weniger überzeugt. Dann hatte ich einige interessante Gespräche, gerade mit Leuten, die keinen europäischen Pass haben, aber trotzdem von der EU-Politik betroffen sind. Die haben gesagt: „Naja, du hast diesen Pass, das ist ein Privileg. Du kannst kandidieren.“ Und das stimmt, das ist ein Privileg. Wenn wir zudem sehen, wie stark rechte, teilweise faschistische Parteien in Europa gerade sind, dann finde ich das total besorgniserregend.
Natürlich kann man sich auch Zivilgesellschaftlich gegen Rechts oder antirassistisch engagieren. In Deutschland haben wir aber gerade eine ganz spezifische Situation. Es besteht das Risiko, dass wir mit der Linken die einzige antikapitalistische Partei, und auch die einzige Partei, die jetzt gegen GEAS gestimmt hat, aus dem Bundestag verlieren könnten. Ich finde, das wäre tatsächlich ein großes gesellschaftliches Problem. Auch deshalb habe ich mich zur Kandidatur entschieden, als die Parteivorsitzenden auf mich zukamen.
Einige Stimmen in der Linkspartei tun sich schwer mit einer klaren Haltung gegen den russischen Angriffskrieg. Wie stehen Sie dazu?
Ich wünsche mir natürlich, dass die Partei eine ganz klare antiimperiale Haltung einnimmt. Ich war nicht nur schon mehrfach in der Ukraine, sondern auch in Georgien, wo Russland in den letzten 15 Jahren auch zweimal einmarschiert ist und jedes Mal ein Stück vom Land behalten hat. Für mich ist es vollkommen klar, dass eine linke Partei sich generell auf die Seite der jeweils Unterdrückten stellen muss. Und dass wir nicht aus irgendwelchen historischen Zusammenhängen Autokraten und Diktatoren verteidigen dürfen, nur weil sie vielleicht eine linke Geschichte haben. Ob das jetzt in China, in Weißrussland oder in Russland ist. Da müssen wir die Position der Zivilgesellschaft einnehmen und die antiimperialistische Perspektive als verbindendes Thema haben.
Eine andere Debatte, die die Linkspartei gerade spaltet, ist der Umgang mit Sahra Wagenknecht und ihre Ankündigung, eine eigene Partei zu gründen.
Dass der Parteivorstand sich einstimmig dazu geäußert hat, dass sie ihr Mandat zurückgeben soll, finde ich sehr gut. Und jetzt ist es wichtig, als Bewegungsakteure zu überlegen, was wir beitragen können, um die Linkspartei in eine neue Richtung zu bringen. Sodass sie wieder einen Gebrauchswert für die Menschen auf der Straße bekommt – sowohl für Geringverdiener mit deutschem Pass als auch für Migrant*innen. Und dass wir diese Frage wirklich von unten, also letztlich als ökologische Klassenpolitik aufmachen und dabei eine klare antirassistische Haltung haben.
Wie kann die Neuausrichtung der Linken gelingen?
Wir brauchen einerseits ein Verständnis dafür, wie fundamental die Probleme der Partei sind, warum sie Wähler*innen und Unterstützer*innen verloren hat – und einen Plan, wie es nun wieder vorwärts geht. Dazu braucht es einen starken Veränderungswillen, also mehr als nur Worte. Es ist immer einfach, zu sagen: „Wir machen jetzt einen Neustart.“ Aber ich bin optimistisch, dass wir das zusammen hinbekommen.
Das heißt konkret?
Die Linke muss beide mitnehmen: sowohl die Leute, die sich schon lange in der Partei engagieren, als auch diejenigen, die ein Interesse an einer linken Partei haben, aber sich eher der linken Zivilgesellschaft zuordnen. Ich glaube, nur wenn diese zusammenkommen, kann die Linke eine gute neue Richtung und eine klare Haltung gewinnen.
Wie stellen Sie sich das vor?
Es braucht einen Beteiligungsprozess, der öffentlich und nicht nur nach innen gerichtet ist. Dazu sollten auch Leute außerhalb der Partei eingeladen sein, darüber zu diskutieren, wie die Partei wieder einen Gebrauchswert erreichen kann und zu welchen, auch konfliktreichen, Themen sie sich klar positionieren sollte.
Sie sagen, Ihr mögliches Mandat im EU-Parlament wäre ein „Bewegungsmandat“. Planen Sie dafür auch einen öffentlichen Beteiligungsprozess?
Das erarbeiten wir gerade. Und das ist richtig spannend. Zwei Sachen sollten wir dabei besonders im Gleichgewicht halten: Einerseits müssen wir die Wähler*innen in Deutschland mitbedenken und repräsentieren. Auf der anderen Seite sind es gerade bei der Klimakrise – und ich will in den Umweltausschuss – hauptsächlich die Menschen im globalen Süden, die von der EU-Politik betroffen sind. Für mich ist deshalb ganz klar, dass man deren Anliegen stark nach vorne stellen und sich für sie einsetzen muss. Dabei geht es unter anderem um Lieferketten, Landwirtschaft, Abkommen wie Mercosur oder Fracking-Gas.
Mit welchen konkreten Bewegungsakteuren sind Sie verbunden?
Im Bereich Klimagerechtigkeit sind die Themen Fracking und LNG gerade besonders heiß. Zum Beispiel in Vaca Muerta, in Argentinien, hatte ich letztes Jahr die Möglichkeit, gute Kontakte zu knüpfen. Dort will Deutschland jetzt unter anderem seine Handelsbeziehungen ausbauen. Ich glaube, das sind wichtige Kämpfe, die sich auch mit ganz Europa verbinden. Die Proteste gegen Gasterminals ziehen sich ja wirklich von Rügen bis nach Italien. Auf der anderen Seite steht die Frage von sozial gerechter Transformation. Auch dazu gibt es in Europa spannende Projekte, die zeigen, wie es gehen kann. Zum Beispiel das #WirFahrenZusammen-Bündnis, das versucht, den sozial gerechten Wandel zusammen mit Gewerkschaften und Beschäftigten zu organisieren.
Sehen Sie ein mögliches Konfliktpotenzial zwischen einem eventuellen Mandat und ihrer Verwurzelung in der Bewegung?
Wir müssen langfristig dafür sorgen, dass wir für Kritik auch erreichbar bleiben und nicht irgendwann die Ohren davor verschließen. Transparenter Austausch ist dafür der erste Schritt. Zum Beispiel müssen wir mit dem Team auf den großen Zusammenkünften der Bewegung, wie dem System Change Camp Anfang August in Hannover, persönlich vor Ort sein, wenn das von der Bewegung gewünscht ist.
Was ließe sich mit einem Mandat in einer EU-Institution überhaupt erreichen, was sich aus der Bewegung heraus nicht erreichen lässt?
Wir können den Bewegungen Ressourcen, Medienaufmerksamkeit sowie relevante Informationen über Entscheidungsprozesse zur Verfügung stellen und Bewusstsein für ihre Probleme schaffen. Das ist immerhin etwas. Aber natürlich können wir auch nicht jede soziale Bewegung im Europaparlament abbilden. Das hat auch mit den Kontexten zu tun, in denen wir aktiv sind. Mein Team und ich kommen eher aus Klimagerechtigkeits- oder aus Migrationsbewegungen. Insofern ist es cool, dass mit Gerhard Trabert auch noch eine andere parteilose Person vorgeschlagen wurde. Inwiefern er sich an soziale Projekte im Bereich Armut rückkoppeln wird, das kann ich für ihn aber natürlich nicht sagen.
Für eine stärkere Sichtbarkeit anderer Bewegungsthemen im EU-Parlament – und übrigens auch für die Veränderung der Linkspartei – bräuchte es aber auch noch ganz, ganz viele andere Akteure. Zum Beispiel die Krankenhausbewegung, Menschen von #IchBinArmutsbetroffen oder andere antirassistische Bündnisse.
Leser*innenkommentare
Socrates
"Konkretes zu liefern ist aber auch gar nicht ihre Aufgabe. Dafür ist ihre Fraktion im Europaparlament auch einfach zu irrelevant."
Vielleicht ist ja das gerade ein Teufelskreis?
Weil man nicht konkretes liefert, werden auch keine Wähler angezogen, denn wie sollen die wissen, wofür sie genau eigentlich stimmen? Man bleibt irrelevant, und deshalb sieht man auch nicht die Notwendigkeit mit etwas konkretem vorzupreschen, weil man je eh nichts bewirken kann.
(Natürlich erwarte ich nicht von einer einzelnen Kandidatin einen Lösungsvorschlag für jedes Problem auszuarbeiten, aber eine Fraktion bzw. Partei müsste sich die Mühe schon machen.)
Immerhin schreibe ich Ihr den Standpunkt zugute, "dass wir nicht aus irgendwelchen historischen Zusammenhängen Autokraten und Diktatoren verteidigen dürfen, nur weil sie vielleicht eine linke Geschichte haben."
matze38
Mit Rakete geht es vorwärts, zur nächsten grünen Partei, die niemand braucht. Wer hatte nur diese grandiose Idee ? bestimmt Riexinger und Kipping, die haben schon die letzte EU Wahl versaut. Protestpartei für enttäuschte Grüne, ob das gut geht.
95820 (Profil gelöscht)
Gast
Europaparlament ist eine gute Plattform. DE ist zu klein für Carola Rackete. Sie hat viel Erfahrung, ein glühendes Herz und ich traue ihr zu, dass sie Mehrheiten gewinnen kann. Ich wünsche ihr Viel Erfolg!
de.wikipedia.org/wiki/Carola_Rackete
687478 (Profil gelöscht)
Gast
"Historisch und global gesehen hat Deutschland die viertmeisten Emissionen"
Na und? Ich bin nicht Deutschland.
Davon mal ganz abgesehen, sind meine persönlichen Emissionen als Großstadtbewohner und ÖPNV-Nutzer, der seit über einem Jahrzehnt nicht im Ausland war, geringer als jene von Bauern im/am Urwald.
Das ist aber ohnehin völlig egal, denn der Klimawandel interessiert mich schlicht nicht. Wird‘s anderswo unbewohnbar? Dann sollen die halt alle herkommen so wie meine Vorfahren es auch taten. Das geht auch ganz schnell heutzutage, nicht so wie damals zu Fuß.
Platz ist hier jedenfalls genug. Überhaupt kann die ganze Menschheit in einer riesigen Megastadt auf der Fläche Hessens oder Saarlands wohnen. Wer‘s nicht will, weil er sich in einem riesigen Garten breitmachen will, der hat eben Pech und hätte evolutionsgeschichtlich ein territoriales Raubtier bleiben sollen, keine staatenbildende Spezies.
Saile
Der undogmatische Antiimperialismus von Frau Rackete gefällt mir, da ist die Welt nicht seit Jahrzehnten in pauschal gute und böse Länder eingeteilt…wird halt nicht ganz einfach sein das den älteren junge-welt-Leser*innen unter den Linksparteilern zu vermitteln…
Brot&Rosen
eine eu-kandidatur würde ich rackete eher nicht empfehlen. zu wirkungslos.aber erst mal besser als die gruseligen kaditaturen gestern.
die linke muß nicht nur politikfähig, sondern auuch und vor allem aktionsfähig werden.
+ das nicht nur durch kandidaturen von bewegungsmenschen. obwohl das natürlich schon mal ein guter anfang in die richtige richting ist.
alle mitglieder der linken sollten aktionsfähiger werden. parlamentarismus wird überschätzt. lest nach dazu bei lenin.
Newjoerg
"Historisch und global gesehen hat Deutschland die viertmeisten Emissionen"
Den Satz soll jemand verstehen, pro Kopf, total, historisch kumuliert oder wie sonst? Für die ersten beiden Metriken stimmt die Aussage jedenfalls nicht. Wenn kumuliert stimmen sollte, wird Deustchland bei 1.8 % globalem CO2 Anteil bald überholt sein, alles gut.
Sonst: von der AktivistIn zur MandatssträgerIn ist ja inzwischen eine Standardkarriere. Ich wünsche viel Glück und habe eine Bitte: bitte nicht wöchenlich von Brüssel in den Heimatwahlkreis fliegen um die AbgeordnetInnensprechstunde abzuhalten.
Klaus Waldhans
@Newjoerg Es ist ein Interview zur angestrebten Kandidatur für die Europawahl. Neben anderen Aspekten spricht sie die Verantwortung Deutschlands hinsichtlich des Klimawandels an, in die Tiefe der Materie, wie sie es verlangen, muss sie da jetzt nicht gehen.
Und der versteckte Vorwurf 'von der Aktivistin eine Karriere als Mandatsträgerin' anzustreben, stimmt insofern nicht ganz, als dass sie hauptberuflich Ökologin und Kapitänin ist, und diesen Beruf bis heute ausübt.
Und Ihre Bitte, den Co2 Fussabdruck möglichst klein zu halten, wird die sicherlich nachkommen
Sonnenhaus
Es brennt ein kleines Licht am Horizont.
Lasst es uns hegen und pflegen.
Ardaga
@Sonnenhaus Gefühlvoll und bündig auf den Punkt gebracht!
Elf
Vielleicht werden durch die Kandidatin einige von den Grünen Enttäuschte nun die LINKE wählen. Den Höhenflug der Rechten wird das eher nicht stoppen.
matze38
@Elf Protestpartei für frustrierte Grüne, weniger für die Altklientel der Linken.
Brot&Rosen
@Elf na ja, je mehr die linke wählen, werden auch die rechten mehr gestoppt.ist ja wohl klar.
ihren pessimismus sollten sie beründen können.
meinen optimismus kann ich begründen: gegen rechts hilft nur verstärkt links. klare kante gegen rassismus, gegen alles rechtsradikale, alles rechte. für gewerkschaften. für umwelt. für klima.
die linke sollte aber auch was dafür tun: mehr action. das feld nicht der letzten generation überlassen. eigene ideen entwickeln....
Müller Christian
@Brot&Rosen Hm, wenn ein Wähler von den Grünen zur Linken wechselt hat der linke Politikflügel keine neue Stimme bekommen, sondern es fand nur eine Umstrukturierung statt. ELF hat hier aus meiner Sicht schon recht....
TheDigit
@Müller Christian Als Baden-Württemberger bestreite ich, dass die Grünen dem "linke[n] Politikflügel" zuzurechnen sind...
Manfred MIlde-Büttcher
Auch ich wünsche Frau Rackete viel Erfolg. Fraglich ist nur, ob Die Linke mit ihrer Kandidatur den Grünen mehr Stimmen abluchsen kann als sie an die AfD wird abgeben müssen.
Henni
Viel Glück für Sie, Frau Rackete. Meine Stimme haben Sie jetzt schon.
DiMa
Auch linke Wähler haben also eine Teilverantwortung. Schade, dass es keinerlei Fragen zu finanziellen Beteiligungen an etwaigen Vorhaben von Frau Rackete geht. Bisher wurden linke Wählerschaften in solchen Fragen von der die Linke stets unter dem Hinweis auf die fehlenden finanzielle Leistungsmöglichkeit ausgespart. Nur wer Verantwortung hat, ist auch zur Kasse zu bitten.
Marlon22
Sie kommt als Hoffnungsträgerin buchstäblich im allerletzten Moment. Vielleicht lässt sich die Selbstdemontage doch noch aufhalten. Und sie hat recht, ohne Die Linke als einzige antineoliberale Partei im Bundestag fehlt es tatsächlich an einem notwendigen sozial-ökologischen Korrektiv. Womöglich werden die Grünen dann noch konservativer
Martin Sauer
Ich finde es auch super was frau Rackete im EU Parlament erreichen will. Nur hat die Die Linke, bzw. die Linksfraktion nur ca. 5 % Abgeordnete. Ähnlich wie im Deutscher Bundestag. Was wollen die da erreichen. das sind doch nur Sprechblasen.
QuerBeetLeser
Fällt die Frisur eigentlich unter kulturelle Aneignung?
Philippo1000
Auch wenn ich nicht in Allem den gleichen Standpunkt habe, macht ja Nichts bei DemokratInnen,
ist das eine wirklich erfreuliche Nachricht.
Ich hoffe, dass sich die Linke allerdings auch inhaltlich dahingehend entwickelt.
Bei der letzten Landtagswahl in NRW , mit Sarah Wagenknecht als Spitzenkandidatin, plakatierte die Linke gute Themen.
Leider wurden diese nicht unbedingt von Frau Wagenknecht geteilt.
Nun hat die Linke die wahrscheinlich letzte Chance, mit einer sympathischen Kandidatin zu punkten.
Allerdings sollte in der Richtung schon Einigkeit herrschen und Frau Rackete nicht plakategleich für Ansichten stehen, die die Mehrheit der Partei nicht repäsentiert.
Wenn die Linke jetzt wirklich mal in die Puschen kommt, könnte Sie wieder wählbar werden.
Dass heißt auch, Frau Wagenknecht rechts liegen zu lassen und Arbeitseinsatz und Ideen zu zeigen, statt Nabelschau, denn das will Keiner mehr hören oder sehen!
TheDigit
@Philippo1000 Frau Wagenknecht war nicht Spitzenkandidatin der Linken bei der Landtagswahl in NRW.
Agarack
Unter einem anderen Beitrag hatte ich mich positiv zur Nominierung von Trabert und Rackete geäußert. Dieses Interview macht mich aber ziemlich skeptisch.
Der Begriff "Gebrauchswert" wirkt hier merkwürdig, eine Partei ist ja keine Ware. Aber wirklich stören tue ich mich an anderen Stellen:
"Dass der Parteivorstand sich einstimmig dazu geäußert hat, dass sie ihr Mandat zurückgeben soll, finde ich sehr gut."
Ein bisschen Mühe, die Wagenknecht-Anhänger*innen nicht völlig abzuwatschen, hätte man sich ruhig geben können. Dass dies damit zusammenhängt, der Linken "eine neue Richtung zu geben", zeigt auch mal wieder, dass diese Anhänger*innen durchaus eine relevante Rolle in der Linken spielen, und eine Linke ohne sie definitiv anders dastehen wird.
"Die Linke muss beide mitnehmen: sowohl die Leute, die sich [...] in der Partei engagieren, als auch diejenigen, die ein Interesse an einer linken Partei haben, aber sich eher der linken Zivilgesellschaft zuordnen."
Das klingt nach einem Rezept für das Ende der Linken. Im Grunde sagt sie: "Wir brauchen alle Leute, sowohl die, die schon bei uns sind, als auch die, die uns nur mögen". Es geht aber in der Politik nicht darum, die Leute mitzunehmen, die einen sowieso gut finden, sondern es geht darum, die Leute für die eigene Sache zu gewinnen, die mit dieser nicht ohnehin sympathisieren. Ansonsten gibt man jeden Anspruch auf, mehr zu sein als eine Klientelpartei einer in Deutschland relativ kleinen Bubble, die langsam dahinschwindet.
"Einerseits müssen wir die Wähler*innen in Deutschland mitbedenken und repräsentieren. Auf der anderen Seite sind es gerade bei der Klimakrise [...] hauptsächlich die Menschen im globalen Süden, die von der EU-Politik betroffen sind. Für mich ist [...] klar, dass man deren Anliegen stark nach vorne stellen und sich für sie einsetzen muss."
Sich, wie hier gesagt wird, primär für die Menschen im globalen Süden einzusetzen und die eigenen Wähler nur "mitzubedenken", klingt nicht überzeugend.
Rudi Hamm
Sie passt zu den Linken und bringt vermutlich einige Stimmen mehr.
Mein Fall ist sie allerdings Wesens-bedingt nicht.
oldleft
Ich wünsche Frau Rakete alles, alles Gute.
Dass diese sehr autentisch wirkende Frau das untergehende Schiff der PorscheErnst jetzt und warum ich Sarah heiße und reaktionär-bin Partei sich dafür hergibt zu kandiditieren, finde ich gut ~ lezte Chance.
Ehrlich: ich hoffe das klappt und die anderen Stalinisten wie Dagdelen te. al. gehen. Dann gibt es eine Chance für LInke und wirksame Politik.
rero
@oldleft Auch Wagenknecht, Dagdelen et al. haben ihre Verankerung in der Partei.
Viele Altwähler wird Rackete nicht ansprechen können.
Deshalb wird sie wohl auch nur ins EU-Parlament entsandt.
Auf Landesebene werden Politikerinnen, die die Menschen im globalen Süden in den Vordergrund stellen, er nicht die Wähler ansprechen.
Rackete wird eher ein weiterer Sargnagel der Partei.
Altlinke - eine wichtige Basis der Linkspartei - wird sie eher verschrecken, weil Rackete ungewollt das Narrativ bedient, Politikerinnen kümmerten sich immer nur um die anderen.
Jim Hawkins
@oldleft Da schließe ich mich mal an.
Das Interview mit Frau Rackete ist sehr erfrischend und hebt sich wohltuend von der üblichen Textbausteinsprache vieler Politikerinnen ab.
Willi Müller alias Jupp Schmitz
@Jim Hawkins Bin dabei 👍🎩🏴☠️🍷🌴
Lowandorder
@Willi Müller alias Jupp Schmitz both - anschließe mich
Budzylein
@Jim Hawkins Ich konnte dem Interview nicht viel mehr entnehmen als Textbausteine. Rackete hat keine einzige "sozial gerechte Klimamaßnahme" konkret bekannt. Das einzig Konkrete ist der Protest gegen Gasterminals, der aber mit sozialer Gerechtigkeit herzlich wenig zu tun hat. Woher ohne das Gas die Energie kommen soll, sagt Rackete nicht. Und wenn Energie knapp ist, wird sie teurer, was nicht zu sozialer Gerechtigkeit beiträgt. Da hilft es auch nicht, wenn Rackete dazu aufruft, die Klimamaßnahmen nicht gegen die Armut "auszuspielen".
Und was die Klimaaktivistin von dem Plan der Ampel hält, die Heizungen künftig zum großen Teil auf Wärmepumpen umzustellen, wird im Interview auch nicht verraten.
Šarru-kīnu
@Budzylein Konkretes zu liefern ist aber auch gar nicht ihre Aufgabe. Dafür ist ihre Fraktion im Europaparlament auch einfach zu irrelevant. Sie soll als mahnende Stimme im Europaparlament Aushängeschild für die Linke im deutschen Wahlkampf sein. Wer sich die europäischen Mehrheiten mal anschaut und wohin in den meisten Ländern die Reise geht, wird schnell einsehen wie überschaubar ihr Einfluss auf die konkrete Politik in der EU sein wird.
PartyChampignons
@Budzylein Gasterminals gibt es jetzt schon genug, die Gasspeicher sind voll, und sozial ist das Gas aus den USA ganz bestimmt nicht, da umweltschädlicher, teurer und es wird mal wieder die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern erhöht....was also dieser Kommentar soll stellt mich vor ein Rätsel denn der Protest gegen Gasterminals ist mehr als angebracht