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Black-Lives-Matter-Protest in DeutschlandEs ist nicht mehr zu ertragen

Nach dem Tod von George Floyd in Minneapolis haben auch in Deutschland über hunderttausend Menschen gegen Rassismus protestiert. Warum erst jetzt?

Der Alexanderplatz in Berlin war nur ein Ort von vielen, an denen am Wochenende demonstriert wurde Foto: Pierre Adenis

Warum jetzt erst? Diese Frage stellen sich viele Menschen nach dem vergangenen Wochenende, an dem noch mitten in der Coronapandemie deutschlandweit über hunderttausend Menschen gegen Rassismus demonstriert haben. Warum jetzt? Wo wir doch im Land der NSU-Morde leben; dem Land der rassistischen Pogrome, auf dessen Landkarte Solingen, Mölln, Rostock-Lichtenhagen und Halle und Hanau zu finden sind. Und die Leute gehen jetzt erst auf die Straße?

Abgesehen davon, dass das nicht ganz stimmt – beispielsweise demonstrierten schon 2018 über 200.000 Menschen unter dem Motto „Unteilbar“ in Berlin gegen Rassismus – irritiert nicht die Tatsache, dass nun so viele Menschen demonstrieren, sondern es irritiert zunächst die Frage selbst ein wenig. Weil die Antwort banal erscheint: Die Menschen begehren auf, weil sie die Schnauze voll haben von schreiender Ungerechtigkeit. Und es sind vor allem junge Menschen, die Ungerechtigkeit nicht mehr hinnehmen möchten.

Sicherlich sind die Radikalität der Proteste in den USA und auch die protestierenden Menschenmassen weltweit dem Umstand geschuldet, dass der unerträgliche Tod von George Floyd durch ein Video weltweit unmittelbar erfahrbar wurde. Aber zugleich ist dieses Video nicht das erste seiner Art. Und eigentlich ist es nur die bildliche Manifestation von etwas, über dessen Existenz wir schon sehr lange Bescheid wissen. Aber warum jetzt so vehement, so kompromisslos, so angstfrei? Vielleicht weil mittlerweile viel zu oft erlebt wurde, dass diese Ungerechtigkeit nicht mit den Mitteln zu beseitigen ist, die das gegenwärtige System den Menschen bietet.

Insgesamt demonstrierten in Deutschland ungefähr hundertausend Menschen gegen Rassismus Foto: Christian Mang

Vielleicht jetzt so heftig und so entschlossen, weil sich die gegenwärtige Wut aus der Summe all der vergangenen Verletzungen speist, mitsamt der darauf folgenden Enttäuschungen darüber, dass versprochene Gerechtigkeit nicht einkehrt.

Vielleicht jetzt so, weil jetzt Quantität in Qualität umschlägt.

Die Erniedrigungen haben möglicherweise eine Zahl erreicht, die sich nicht mehr in einen normalen Alltag integrieren lässt, nicht mehr zu ertragen ist – weshalb jetzt, in Reaktion auf die Quantität, also die lange Geschichte der Erniedrigungen, eine qualitative Veränderung eintritt, eintreten muss.

Die Menschen begehren auf, weil sie die Schnauze voll haben

Andere qualitative Veränderungen wie die weltweit sehr kurz gewordenen Kommunikationswege mögen diesen Prozess beschleunigen. Und auch eine junge Generation, die so kommuniziert, aber ohnehin lebensweltlich so kosmopolitisch sozialisiert ist wie keine Generation vor ihr; eine Generation, die sich nicht einreden lassen möchte, dass die Welt eine Welt von Nationen und Kulturen ist, die es streng zu unterscheiden gilt.

Viele Menschen, die am Wochenende auf die Straße gegangen sind, dürfte es deshalb auch irritieren, wenn ältere Kommentatoren im Zusammenhang mit der Frage „Warum jetzt erst?“ von „Türken“ und „Arabern“ als „unsere Schwarzen“ schreiben, was nicht nur deshalb bedenklich ist, weil es auch Schwarze Deutsche gibt und es keine „Türken“ braucht, damit diese das US-amerikanische Äquivalent spielen können. Oder wenn im postmigrantischen Milieu ein Überbietungswettbewerb darüber beginnt, wer denn nun am meisten betroffen ist: gar nicht die Türken, sondern die Aleviten und Kurden?

Natürlich hat Rassismus seine spezifische Geschichte in jedem Land. Aber aus diesen Unterschieden heraus narzisstische Bedürfnisse nach Abgrenzung zu befriedigen, scheint einfach nicht mehr zeitgemäß zu sein. Weshalb genannte Fragen irritieren. Das wäre genauso einfach, wie bei der nicht ganz unberechtigten Kritik stehen zu bleiben, dass in Deutschland Antirassismus mit Zeigefinger auf die USA ein gemütliches Unterfangen ist.

Möglicherweise hat die Generation, die jetzt auf die Straße geht, den vorangegangenen Generationen genau das voraus: alle Unterschiede zu kennen und trotzdem gemeinsam für ein geteiltes, universelles Anliegen zu kämpfen; für eine Idee nämlich, die bisher nur als unerfülltes Versprechen jener vorigen Generationen existiert. Die Idee, dass alle Menschen gleich sind, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht; das Versprechen, das jetzt endlich eingelöst werden soll. Vielleicht deshalb jetzt.

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41 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Ich bin schon immer gegen Rassismus, habe meiner Familie und Freunden widersprochen sobald es gegen ethnische Meinungen ging. Ich habe schon immer dagegen protestiert! Was George Floyd passiert ist, ist nicht zu entschuldigen! Aber... die aktuellen Proteste kommen mir vor, als wenn einige Langeweile haben oder einfach In sein wollen! Wo waren die Proteste als Black live Matters 2013 gestartet ist? Wo waren die Proteste als Colin Kaepernick 2017 ( NFL Quarterback ) bei der amerikanischen Hymne nieder gekniet ist um ein Zeichen für Black live Matters zu setzen und dadurch seine Karriere beenden musste?! Nein es muss erst jetzt weltweit demonstriert werden, weil alle es tun während einer Pandemie und Ihr riskiert dabei das Leben Eurer Großeltern und allen Schwachen die Ihr liebt! Ihr hättet auch früher aktiv werden können.

  • "Möglicherweise hat die Generation, die jetzt auf die Straße geht ... genau das voraus: ... Die Idee, dass alle Menschen gleich sind, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht; das Versprechen, das jetzt endlich eingelöst werden soll."

    Das die Menschen des reichen Nordens jemals für die Armen des globalen Süden einen Check einlösen wird kaum passieren, auch seitens der Jugendlichen nicht.

    Auch von dort fließen nur warme Worte, dem Coronaklatschen gleich an Menschen die sie nie sehen oder kennen.

  • Jede Generation hat ihre Ideen. Ihr habt uns nichts voraus, außer daß wir für euch ein paar Ideen bereits eingelöst haben.

  • "Vielmehr hängt Klimaschutz und Umweltschutz sehr eng mit soziale Gerechtigkeit zusammen"

    Das ist so wichtig, dass es mehrmals wiederholt gehört:

    "Vielmehr hängt Klimaschutz und Umweltschutz sehr eng mit soziale Gerechtigkeit zusammen"

    Sorry fürs mehrmalige Klauen.

  • Ich sachs mal ganz simpel. Die Zeit und auch die Jugend ist einfach wieder politischer. Kann man auch an den "Klimaprotesten" sehen und daran wie stark gesellschftliche Themen in den letzten Jahren diskutiert werden.

    Soviele Leute, wie sie zu unteilbar, zu FFF und jetzt auf die Straße gehen, konnte man nur für Events wie die Loveparade oder Public Viewing zur Fußball WM organisieren.

    Es hat sich was angestaut und das Fass läuft grad einfach über. Der konservative Rollback mit den rechtspopulistischen Kräften, den ganzten Trumps, Erdogans, Bolsonaros, die Erfolge der AfD. Rechte Anschläge, der Hass im Netz, der Propagandakrieg in den sozialen Medien, mit Verschwörungstheorien, mit Hetze, mit Fake News.

    Die Videos von Georgia und Minneapolis, wo die ganze Welt mit ansehen konnte (musste), wie brutal Menschen ermordert werden und der Umgang und die Rhetorik des "mächtigsten Mannes der Welt" dazu.

    Und auch das Virus, dass aufzeigt, wie



    wir mit unserem Lebensraum umgehen, wie verletzlich wir alle sind und wie das wiederum von den rechten Hetzern dieser Welt verleugnet und ihre verlogenen Theorien eingebaut wird.

    Es brauchte in der Geschichte immer Wendepunkte und Schlüsselereignisse, wo die Probleme plötzlich auch für die Breite und eher unpolitische Menge sichtbarer und greifbarer wurden. Und es brauchte auch immer einen gewissen Bruch mit der alten Welt der Elterngeneration. Das war 68 auch nicht anders.

    Es geht gar nicht nur um Rassismus. Es geht um den ganzen Dreck, der sich überdeutlich über die vermeintliche heile Welt der unpolitischen Endneunziger, Zweitausender Jahre gelegt hat und aufzeigt, dass die Probleme der Anderen auch die eigenen sind.

    • @Deep South:

      Sie setzen den Rechtspopulismus als Kontrapunkt.

      Auch die AfD-Wähler in den östlichen Bundesländern sind überdurchschnittlich unter 30.

      Bezüglich der Erdogan-Fans habe ich noch keine Statistik gelesen, aber bei den Demos sind immer auch sehr viele Jüngere vertreten.

      Sie haben also auch hinsichtlich dieser Gruppe recht.

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    100.000 sind eigentlich nicht wirklich viel, oder?

    Und gerade die Berliner*innen haben hier versagt! Gerade mal 15T bei einer 3,8 Millionen Stadt? Die gleiche Anzahl wie in Leipzig, bloß Leipzig hat nur 15% der Einwohner. Traurig!

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Waren Sie denn dabei?

    • @02854 (Profil gelöscht):

      In Berlin gibt es 500.000 Hartz IV Empfänger, also 10 Prozent der gesamten Hartz IV Empfänger in Deutschland. Aber auch die sind in den letzten Jahren nie gegen soziale Ungerechtigkeit auf die Straßen gegangen. So ist der Deutsche nun einmal, er ist immer noch obrigkeitshörig. Der preußische Innen- und Staatsminister Gustav von Rochow (1792 - 1847) formulierte es einmal so "Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen!" und daran hält sich der Deutsche auch heute noch - auch dann, wenn nicht gerade eine Seuche im Umlauf ist.

      • @Ricky-13:

        Hartz 4 ist gerade für Menschen mit Migrationshintergrund eine extrem wichtige und bedeutsame Sache. Hartz-IV-Empfänger mit ausländischer Staatsangehörigkeit machen gut 35 Prozent der Empfänger aus. Es gibt kein Land auf der Welt in dem so vielen Migranten, Flüchtlingen, PoCs solch eine Hilfe geboten wird.

        Es ist peinlich, dass gerade von Menschen, die für sich "links" reklamieren, immer wieder die Abschaffung dieser Hilfen gefordert wird.

        • @Rudolf Fissner:

          Es geht nicht darum, Hilfe abzuschaffen, sondern die Hilfe auf ein Niveau anzuheben, auf dem ein menschenwürdiges Leben möglich ist und die entwürdigenden Maßnahmen abzuschaffen, denen sich die Hartz-IV-Empfänger unterziehen müssen, wie Bewerbungstraining für 63-Jährige, regelmäßiges Vorsprechen, obwohl gar nichts anliegt, Gesundheitskurse, die aus dem Vorspielen von Vorabendprogrammen bestehen und implizieren, die Vorgeladenen wüssten nicht, wie man gesund kocht. Ganz zu schweigen von negativen Berichten über Hartz-IV-Empfänger in vielen Medien. So wie Hartz IV gehandhabt wird, dient es nur zur Abschreckung der Arbeitnehmer, die sich lieber alles von ihren Arbeitgebern bieten lassen, als in Hartz IV abzurutschen.

        • @Rudolf Fissner:

          Es wird ein Ersatz gefordert, der gerecht ist, nicht die ersatzlose Abschaffung von Hartz4. Du bist zur Zeit wieder richtig in Stimmung. Merkt man leicht am seltsamen Aufbau deiner Kommentare und der vielen inhaltlichen Fehler, die man auch als Falschbehauptung bezeichnen kann.

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Versagt ist das falsche Wort. Man sollte die Pandemie dabei nicht vergessen. Es gibt sicher mehr Menschen, die unter anderen Umständen schon Geischt gezeigt hätten. Die Proteste haben große Beachtung gefunden. Das ist das Wichtigste.

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Es gibt auch viele Menschen die zur Zeit Menschenmengen wegen der Pandemie meiden.

      • @Andreas J:

        Wie groß ist wohl der Anteil der Leute, die gerade jetzt wegen der Masken auf eine Demo gehen und das sonst nicht tun würden?

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Genau das dachte ich auch. Aber der Fokus der Presse liegt halt fast ausschließlich auf Berlin....so traurig sich das Bild dort auch gibt.

  • “Warum erst jetzt?“ - Ach was!

    utopia.de/banksy-b...sismus-usa-189742/



    “… „Fehlerhaftes System“



    Eher ungewöhnlich: Banksy belässt es diesmal nicht bei dem Kunstwerk an sich. Auf Instagram postete er dazu ein Bild mit einem eindeutigen Kommentar (frei übersetzt):

    „Zuerst dachte ich, ich sollte zu dem Thema einfach die Klappe halten und den Schwarzen Menschen zuhören. Aber warum sollte ich das tun?



    Es ist nicht ihr Problem. Es ist meins.



    People of Colour werden von dem System im Stich gelassen. Dem weißen System. Wie ein kaputtes Wasserrohr, das die Wohnung der Leute darunter überschwemmt. Das fehlerhafte System macht deren Leben zur Qual, aber es ist nicht ihre Aufgabe, es zu reparieren. Das können sie nicht – niemand lässt sie in die Wohnung oben rein.



    Dies ist ein weißes Problem. Und wenn weiße Menschen es nicht reparieren, wird jemand hoch kommen müssen und die Tür eintreten.“

    BANKSY

    • @Lowandorder:

      Danke!



      Hat Banksy wieder gut getroffen.

      • @Nilsson Samuelsson:

        Ok - dies noch - …servíce

        “ Banksy ist bekannt dafür, mit seinen Kunstwerken politische Statements zu machen und gesellschaftliche Missstände darzustellen. Immer wieder stellt er sich dabei auf die Seite der Benachteiligten oder Unterdrückten – zuletzt etwa mit einem Kunstwerk, in dem er eine Krankenpflegerin als Superheldinnen-Puppe darstellte.…“

        www.instagram.com/p/B_2o3A5JJ3O/

  • „ Piss of Pitty.“ Scheißt auf Mitleid ! Stärkt lieber Euer eigenes Selbstbewusstsein und Euren eigenen Selbstschutz, war eine Haltung, die die Behindertenbewegung von der Black – Power -



    Bewegung übernommen hat.

    Habe beim Integrationsamt meiner Stadt angerufen und dort nach einer Erklärung zur Diversität gefragt. Mir wurde gesagt, dass es eine solche nicht gibt. Behinderte Menschen würden inkludiert, Menschen mit Migrationshintergrund integriert. Für mich sind das beides völlig veraltete, sehr spaltende und total rückständige Konzepte, um mit Diversität umzugehen.

    Für mich geht es bei aller Wut nicht um die Verführung, noch mehr Gewalt auszuüben, sondern darum, Stadtverwaltungen und Stadteilkonferenzen klar zu machen, dass sie emanzipatorische Entwicklungen nicht mitgemacht haben und mit dieser Rückständigkeit einen enormen Zorn erzeugen. Sie verlangen von modernen Menschen, mit Sozialkonzepten der fünfziger Jahre zu leben.

    Im Sinne von „ Piss of Pitty“ bringt es mich enorm gegen meinen Stadtteil und seine Sozialpolitik auf, wenn ich als einzige Form der Integration einmal im Jahr niedlich und nett ein buntes Wimpelchen mit „ Alles so schön bunt hier,“ schwenken soll, ohne jedes eigene Recht zu bekommen, tatsächliche Probleme und wirkliche Stärken im Stadtteil offen und ehrlich aus meiner Perspektive benennen zu dürfen.

    Einmal im Jahr bunte Wimpel zu schwenken, ist keine Form von Mitgestaltung, sondern Verarschung. Wer mündige Bürger*innen und Bürger wie Kleinkinder im Kindergarten behandelt, muss sich weder über Wut, noch über Integrationsverweigerung wundern. Für mich geht es nicht darum, sich zu noch mehr Gewalt verführen zu lassen, sondern darum, das zu benennen, was kränkt und deshalb wütend macht. Sozialpolitik in Deutschland bedeutet, niemals erwachsen werden zu dürfen. Das erzeugt einen unerträglichen Zorn.

    • @blueprint:

      Auf welche Mängel Ihrer Stadtverwaltung wollen Sie hinaus? Was sollte dort über Inklusions- und Integrationspolitik hinaus gemacht werden?

      • @Tom Tailor:

        Haben Sie in Ihrer Stadt eine unabhängige Beschwerdestelle für Racial Profiling und rassistische Vorfälle bei der Polizei? Sorgt Ihre kommunalverwaltung dafür, dass jedes Gremium mindestens ein antirassismustraining pro Jahr bekommt? Gibt es ein Dezernat für Diversität, das dafür sorgt, dass die community ihre Interessen vertreten können? Just to name a few

  • “Da es nun mit der unter den Völkern der Erde einmal durchgängig überhand genommenen Gemeinschaft so weit gekommen ist, dass die Rechtsverletzung hier an einem Platz der Erde an allen gefühlt wird: so ist die Idee eines Weltbürgerrechts keine phantastische und überspannte Vorstellungsart des Rechts, sondern eine notwendige Ergänzung des ungeschriebenen Kodex, sowohl des Staats- als auch des Völkerrechts zum öffentlichen Menschrecht überhaupt, und so zum ewigen Frieden, zu dem man sich in kontinuierlicher Annäherung zu befinden nur unter diesen Bedingungen schmeicheln darf.“



    Immanuel Kant anno 1795

  • Ich denke rassistisch motivierte Polizeigewalt ist in Deutschland ein eher neues Thema. Vor 20 Jahren auf dem Land wurden wir von der Polizei aus dem Verkehr gezogen weil das Auto alt und klapprig war - der BMW durfte machen was er will, egal wer am Steuer sitzt.

    Oder bin ich da romantisch verklärt?

    • @efkah:

      Ich kann aus persönlicher Erfahrung berichten, dass schon vor ca. 15 Jahren die bayerische Polizei mich aufgrund meines Aussehens und eines italienischen Autos für einen "südländischen Drogendealer' hielt.



      Beim Bahnfahren hat der Bundesgrenzschutz regelmäßig aufgrund des Aussehens Kontrollen durchgeführt. Die gaben mir gegenüber auf Nachfrage auch zu, weshalb sie mich herauspickten.

      Könnte also sein, dass Sie da in einer Filterblase lebten.

    • @efkah:

      Sie sind vermutlich nicht betroffen.

  • Warum erst jetzt? Gegenfrage: Warum sind die fff erst vor einem Jahr auf die Straße gegangen obwohl das Problem sicher 30 Jahre alt ist?

  • Ein sonderbarer Loop in der Argumentation:



    Die Eingangsfrage "Warum jetzt" wird gar nicht beantwortet, stattdessen werden diejenigen gebasht, die sie stellen.



    Zu denen gehöre ich, und warum jetzt, beantwortet sich für mich ganz einfach: The Next Big THING.



    Klima ist out, Hambi ist tot, es lebe der Antirassismus.

    • @Tripler Tobias:

      Das glaube ich so nicht.

      Vielmehr hängt Klimaschutz und Umweltschutz sehr eng mit soziale Gerechtigkeit zusammen - lokal und global. Rassismus ist eine extreme Form von unerträglicher struktureller Ungerechtigkeit und muss deswegen überwunden werden, damit ein sozial gerechter Schutz unserer Umwelt gut gelingen kann. Deswegen jetzt.

      Und ja, ich denke, dass das EINE große Sache ist.

    • @Tripler Tobias:

      Bei den Bildern musste ich an Ulrich Roski denken:

      "Während ich noch mit erhob'nen Armen dasteh'



      Erscheint jetzt ein Bläserhor der Heilsarmee



      Die spiel'n für mich "Jesus meine Zuversicht"



      Doch mit sehr viel Optimismus erfüllt mich das nicht



      Eine Anwohnerin aus der Umgebung schreit



      Ihre Nachbarin zu: "Ist denn schon Faschingszeit?"



      Worauf ihre Nachbarin meint: "Nein, nein



      Wird wohl bloß wieder so'n Studentenumzug sein"



      Eine Gruppe Jugendlicher, 'ne Art Rockerverschnitt



      Brüllt: "Da drüben is' 'ne Demo, ey, da mischen wir mit!"



      Und sie fordern sogleich die Heilsarmee auf:



      "Jungs, habt ihr nicht die "Internationale" drauf?"

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Tripler Tobias:

      Oder es sind unterschiedliche Fraktionen.



      Außerdem ist es auch ein Event nach Corona. Ein Ventil.



      Aber es ist nicht nach Corona. Das ist das Problem. Da bin ich bei Lauterbach.

  • In ihren Anfängen hat sich die Behindertenbewegung in der BRD



    an Black Power orientiert.

    Hauptspruch: "Piss on Pitty ! !

    Scheißt auf Mitgefühl und konzentriert Euch auf eigene Stärken!

  • 0G
    00677 (Profil gelöscht)

    Eine Frage fehlt mir hier noch: Warum so wenige? Warum nur hunderttausend und nicht 80 Millionen, also die ganze Bevölkerung eines Landes, das so gerne von sich behauptet, es hätte aus seiner rassistischen Vergangenheit gelernt? Oder haben sie immer noch nicht gelernt, wie ihr Präsident zugab: "I wish I could say that we Germans have learnt from history once and for all. But I cannot say that ..." (Yad Vashem, 2020)?

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Die allermeisten Deutschen sind in erster Linie politisch korrekt, aber nicht antirassistisch.

  • Warum erst jetzt? Ganz einfach, weil es gegen die USA/Trump geht. Man kann sich selber schön distanzieren und mal schön mit dem Finger auf andere zeigen und sich besser fühlen, ohne aktiv handeln zu müssen.

    • @Strolch:

      Sehr bezeichnend dass Protest gegen Rassismus als Protest gegen die USA gewertet wird. Was sagt uns das über a) Sie, b) die USA? Oh, und natürlich ist es "gegen Trump" - was sagt uns das wiederum über Trump?

      • @Yodel Diplom:

        Die Frage des Artikels war, warum die Proteste erst jetzt kommen und nicht früher. Es ist immer leicht gegen was zu protestieren, dass man nicht ändern kann, da eine eigene Verhaltensänderung nichts bewirkt. Ich kann gegen Rassismus in den USA sein, da das bequem ist, diesen kann ich von D aus nicht ändern. Wenn ich bei Anlässen in D dagegen bin, kann ich aktiv handeln. Mehr wollte ich nicht sagen. Oder mit anderen Worten: Jetzt zu protestieren und vorher nicht, ist scheinheilig. Was Ihnen das vermeintlich über mich sagt, weiß ich nicht.

      • @Yodel Diplom:

        Ich finde die Proteste richtig.

        Allerdings bin ich immer noch über die Intensität überrascht.

        Ich war bei der Demo am Hanauer Freiheitsplatz im Februar und da waren ca. 6.000 Menschen und natürlich zur Mahnwache nach Halle bei uns an der Synagoge hier in Frankfurt, da waren ca. 100 Leute.

        Und ich muss sagen, ich war vor allem in Hanau enttäuscht, da werden 10 Menschen von einem Rechtsradikalen mitten in Deutschland erschossen und da hab ich ehrlich gesagt erheblich mehr Anteilnahme und auch Zorn erwartet.

        Ich war mit ein paar kurdischen Bekannten da und wenn ich die Leute die türkisch oder kurmandschi miteinander gesprochen haben in meiner Umgebung weggezählt hätte, wäre es erheblich leerer gewesen.

        Schauen wir mal, wohin das führt.

        • @Sven Günther:

          Ja, völlig richtig, es könnten (und sollten) deutlich mehr sein. Ich glaube manchmal braucht es ein Symbol, einen Katalysator. Denn so sehr man sich auch wünscht die Leute wären rationaler, denn so sehr man auch findet dass es richtig ist dass man in Deutschland Opfer- und Identitätsschutz ernst nimmt und die Gesichter nicht zeigt, manchmal braucht man eben das damit es die Leute in den Emotionen trifft So wie auch damals mit Alan Kurdi.

          Manchmal muss man eben dem Mißstand ein Gesicht geben, buchstäblich, damit die Menschen ihre Solidarität entdecken.

          • @Yodel Diplom:

            Ich fürchte Strolch liegt nicht ganz falsch. Erinnern sie sich an die Proteste gegen den Irakkrieg? Auf Bush J. einzudreschen war so einfach wie Obama toll zu finden, immer sind das Projektionen und Ablenkungen, die der deutschen Selbstvergewisserung dienen, wir sind die Guten. Sich mit der deutschen Rüstungsindustrie auseinanderzusetzen, oder abstrakt mit dem Zusammenhang von Kapitalismus, Klimakrise und Rassismus oder eben dem spezifisch deutschen Rassdismus (der ein anderer ist, als der amerikanische) das ist anstrengend und geht ans Eingemachte, wie die eigene Verstrickung in diese Dinge. Insofern: Protest, wie er gerade läuft, ist notwendig, aber nicht annähernd hinreichend.

  • gilt nicht nur für die USA:



    „We all agreetonight, all of the speakers have agreed, that America has a very serious problem. Not only does America have a very serious problem, but our people have a very serious problem. America's problem is us. We're her problem. The only reason she has a problem is she doesn't want us here. And every time you look at yourself, be you black, brown, red, or yellow -- a so-called Negro -- you represent a person who poses such a serious problemfor America because you're not wanted. Once you face this as a fact, then you can start plotting a course that will make you appear intelligent, insteadof unintelligent.2 - What you and I need to do is learn to forget our differences. When we come together, we don't come together as Baptists or Methodists. You don't catch hell 'cause you're a Baptist, and you don't catch hell 'cause you're a Methodist. You don't catch hell 'cause you're a Methodist or Baptist. You don't catch hell because you're a Democrat or a Republican. You don't catchhell because you're a Mason or an Elk. And you sure don't catch hell 'cause you're an American; 'cause if you was an American, you wouldn't catch no hell. You catch hell 'cause you're a black man. You catch hell, all of us catch hell, for the same reason.“ Malcom X



    www.youtube.com/watch?v=0_Br-JWVk80