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Bedingungsloses GrundeinkommenKeine soziale Hängematte und doch entspannend

Das Pilotprojekt Grundeinkommen ist zu Ende. Wichtigstes Ergebnis: Die 107 Teilnehmenden haben sich nicht auf die faule Haut gelegt.

Für Sarah Bäcker bedeutete das Grundeinkommen Entscheidungsfreiheit: 1,5 Jahre Elternzeit und 30 Stunden- statt Vollzeitstelle Foto: Stefanie Loos

Berlin taz | Diese Studie kommt aus einer anderen Zeit. Als das Pilotprojekt Grundeinkommen um 2020 angeschoben wurde, ging es der deutschen Wirtschaft gut, und die SPD plante eine großzügige Reform des Sozialstaates namens Bürgergeld. Nun jedoch herrscht Krise. Härte regiert, die Union will das Bürgergeld wieder abschaffen.

Die Ergebnisse des Pilotprojekts – an diesem Mittwoch präsentiert – eröffnen trotzdem Perspektiven auf ein liberales, modernes Sozialsystem. Seit 2021 erhielten 107 Personen drei Jahre lang monatlich 1.200 Euro zusätzlich zu ihren normalen Einkommen geschenkt, im Prinzip ohne Gegenleistung, finanziert aus Spenden.

Die Or­ga­ni­sa­to­r:in­nen wollten herausfinden, was die Glückspilze mit dem Geld anstellen: Werden sie faul, investieren sie es in Drogen oder nutzen sie es sinnvoll? Ersteres befürchten die Konservativen, letzteres hoffen die Progressiven.

Die Debatte über das Grundeinkommen als Reform-Option für den Sozialstaat läuft schon, seit die rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder und Joschka Fischer zu Beginn der 2000er Jahre die kärgliche Sozialleistung Hartz IV einführte.

„Mythos vom Grundeinkommen als sozialer Hängematte“

Um die Diskussion nun auf eine sachliche Grundlage zu stellen, organisierten der Verein Mein Grundeinkommen, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und die Wirtschaftsuniversität Wien das Pilotprojekt. „Die entscheidende Botschaft“ formuliert DIW-Forscher Jürgen Schupp jetzt so: „Wer bedingungslos regelmäßige Geldzahlungen erhält, zieht sich nicht aus dem Arbeitsmarkt zurück“. Die Feldstudie entkräfte den „Mythos vom Grundeinkommen als sozialer Hängematte“.

Die Untersuchung zeigt, dass die 107 Teilnehmenden ihre Erwerbstätigkeit nicht reduziert haben – im Vergleich zu einer Testgruppe, die kein Grundeinkommen bekam. Die wöchentliche Arbeitszeit und die Bruttomonatslöhne lagen minimal unter denen der Vergleichsgruppe, was die Forschenden für statistisch nicht relevant halten.

Pilotprojekt Grundeinkommen

Über zwei Millionen Leute bewarben sich vor dem Start 2021 für das soziologische Experiment, 107 wurden ausgewählt: ausschließlich Einpersonen-Haushalte, Menschen zwischen 21 und 40 Jahren, die monatlich zwischen 1.200 und 2.600 Euro netto zur Verfügung hatten. Zu ihren normalen Einkommen erhielten die Teil­neh­me­r:in­nen des Pilotprojekts Grundeinkommen 1.200 Euro zusätzlich pro Monat – ohne Bedingungen. Das Geld stammte aus Spenden von ca. 200.000 Menschen.

Wobei dies den Durchschnitt darstellt, individuell konnte es anders aussehen. Zum Beispiel Sarah Bäcker, eine Berliner Architektin, die die taz während des Projektes begleitete, arbeitet jetzt weniger als vorher – allerdings ist sie auch Mutter geworden. Sie erlaubte sich eine anderthalbjährige Elternzeit und ist nun 30 Stunden pro Woche tätig, im Vergleich zur früheren Vollzeit.

Die positive Wirkung des Grundeinkommens beschreibt Bäcker so: „Die zusätzlichen 1.200 Euro monatlich haben mir Entscheidungsfreiheit verschafft, weil ich die nötige materielle Sicherheit verspürte.“ Und das ohne bürokratischen Druck, „denn ich musste mich nicht um Wohngeld oder aufstockende Sozialleistungen bemühen.“

Genug Geld entspannt und fördert soziales Miteinander

Weitere Ergebnisse: Die Teilnehmenden waren deutlich zufriedener als die Angehörigen der Vergleichsgruppe. Ihre Werte für mentale Gesundheit, Wohlbefinden, Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns, Zufriedenheit mit Gesundheit, Schlaf, Arbeit und – plausiblerweise – Einkommen lagen höher. Einfach gesagt: Genug Geld entspannt.

Interessanterweise verbrachten die Grundeinkommen-Empfänger:innen auch zusätzliche private Zeit mit anderen Leuten, und zwar pro Woche vier Stunden mehr als die Vergleichsgruppe. Sie seien aktiver und sozialer gewesen, sagte DIW-Forscher Schupp – was beispielsweise auch damit zusammenhängen kann, dass mehr Geld mehr gemeinsame Freizeitaktivitäten ermöglicht.

Hinsichtlich der Verwendung der zusätzlichen Mittel war zu beobachten, dass die Teilnehmenden mehr als doppelt so viel sparten wie die Vergleichsgruppe, nämlich 779 Euro monatlich. 37 Prozent des Grundeinkommens legten sie zurück, 50 Prozent gaben sie für zusätzlichen Konsum aus.

Nun stellt sich aber die Frage, ob die Studienergebnisse angesichts der veränderten Situation heute noch Relevanz haben. Ein paar Argumente sprechen dafür: Eine neue Studie im Auftrag des linksliberalen Progressiven Zentrums weist darauf hin, dass besonders An­hän­ge­r:in­nen der hartrechten AfD eine große soziale Ungleichheit beklagen.

Ein möglicher Fallschirm in Krisenzeiten

Vielleicht würde die Umsetzung Grundeinkommen-ähnlicher Ideen dem etwas entgegensetzen. DIW-Forscher Schupp: „Bedingungslose Geldzahlungen können in Krisen als Fallschirm dienen.“

Im Übrigen ließen sich Elemente des Grundeinkommens ausgestalten, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. So propagierten das Zentrum Liberale Moderne und die Bertelsmann-Stiftung 2022 ein „Bildungsgrundeinkommen“. Alle Erwerbspersonen sollten demnach das Recht erhalten, drei Jahre lang 1.200 Euro monatlich vom Staat zu bekommen, um sich weiterzubilden.

Ein möglicher Effekt eines solchen bedingten, nicht bedingungslosen Grundeinkommens könnte darin bestehen, dass Erwerbstätige in die Lage versetzt werden, ihre Lebensarbeitszeit zu verlängern.

Im Interview berichtet eine Teilnehmerin des Pilotprojekts, wie sie das Jahr mit bedingungslosem Grundeinkommen erlebt hat. Nachlesen können Sie das hier.

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38 Kommentare

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  • Es wurden nur Leute zugelassen, die zwischen 21 und 40 sind, einen Job, aber kein hohe Gehalt haben und in einem Singlehaushalt leben.



    Was wuerde zB ein Ehepaar mit Mitte 50 machen, wenn sie 3000 Euro bekommen und das ganze nicht auf 3 Jahre beschraenkt waere?



    Das einzige was man aus dem Versuch schliessen kann ist, dass mehr Geld mehr Sicherheit gibt. Die grosse Mehrheit hat ihr Leben nicht veraendert, sondern die Haelfte fuer schlechte Zeiten zurueckgelegt. Niemand gibt seinen Job auf, weil er 3 Jahre Grundeinkommen bekommt, vor allem nicht Singles, die sowieso hohe Fixkosten haben.

    Warum schaut man sich nicht die Gewinner einer lebenslangen Lottorente an, waere wesentlich sinnvoller.

    • @elektrozwerg:

      Es wurden nur Leute zugelassen, die zwischen 21 und 40 sind, einen Job aber kein hohes Gehalt haben und in einem Singelhaushalt leben.

      Sehr gut von Ihnen erkannt 👍



      genau die Auswahlkriterien, dieser äußerst sinnvollen und erfolgreichen Studie.

      Die Vorschläge von Ihnen, für andere Studien, sollen zu welchen gesellschaftlich, relevanten Erkenntnissen führen ?

  • taz: *Die Untersuchung zeigt, dass die 107 Teilnehmenden ihre Erwerbstätigkeit nicht reduziert haben ...*

    Das ist natürlich wieder das Wichtigste, dass der Bürger nicht vergisst, dass er auch weiterhin brav zur Arbeit geht, damit der "Laden" läuft. Der "Laden" läuft zwar schon seit geraumer Zeit nur noch 'gut' für die Reichen und Mächtigen, aber das erzählt man den Bürgern lieber nicht, sonst geht das klimaschädliche Monopolyspiel ja nicht weiter.

    Die Wirtschaft steht an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution und ein BGE wäre also der nächste logische Schritt, damit es nicht irgendwann zu sozialen Unruhen kommt. Bürger die noch selbstständig denken können, die wissen doch auch, dass die Arbeitslosenquote nur ein Produkt von gut bezahlten Statistikern der BA ist, aber die "Schönung" der Arbeitslosenzahl irgendwann an ihre natürliche Grenze kommt und dann nicht einmal mehr der naivste Bürger solchen Zahlen Glauben schenken wird. Das BGE ermöglicht sicherlich kein Leben im Luxus, aber vielleicht endlich einmal ein Leben in Würde für diejenigen Menschen, die seit Jahren in sinnlose Hilfsarbeiterjobs von den Jobcentern gezwungen werden - und demnächst von der Merz-CDU/SPD.

  • Ein Experiment auf betriebswirtschaftlicher Ebene sagt über die volkswirtschaftlichen Auswirkungen nichts aus. Das Problem war und ist nie das Geld, sondern das was man dafür bekommt. Und das wird durch ein bedingungsloses Grundeinkommen leider nicht mehr, sondern weniger, wie auch dieses Experiment zeigt

  • Das "witzige" an so einem Projekt ist IMO, dass nicht nur das konservative Glaubensbekenntnis, dass "die" (Arbeitslosen) alle faul und träge sind, zerstört wird, sondern zusätzlich auch eine massive Bedrohung für all die schlechten Jobs bei mieser Bezahlung ist.



    Des Weiteren ist - würde sowas umgesetzt - eine der Basisvoraussetzungen der Neoliberalen zerstört, die Annahme nämlich, dass ein Teil der Arbeitnehmer zu jeder Bedingung arbeiten muss (Gell, Gerd?).

    • @Kaboom:

      👍👍 Gut erkannt !

  • Im jetzigen System wo die Mehrheit der Mitbürger*innen armen Mitmenschen ned ma des Schwarze unter den Fingernägeln zugesteht, wird des eh nüschd mit nem BGE.



    Übrigens wollen die bei ALG2 die Schonvermögenverschonungsrichtlinien (wieder) verschärfen, also werde ich "wie früher" mal wieder anfangen, das Konto leerzuräumen und mir die Scheine unters Kopfkissen zu legen weil ich grade ned weiß, ob der Laden, wo ich bin, ned doch umstrukturiert.

    • @Hugo:

      Die Hälfte meiner Familie lebt in einfachen Verhältnissen außerhalb Europas und ist immer wieder erstaunt wie viel "Schwarzes" in Deutschland sozial umverteilt wird, welche Rechte man hat und und und.

      Was sie schreiben spaltet unsere Gesellschaft und trifft mit pragmatischen Blick auf die 1. Welt Realität sicherlich nicht ins "Schwarze".

      • @Rainer Müller:

        Der Unterschied ist, daß "wir" uns ein System leisten könnten, wo kein Mensch mehr betteln muß, keine gesicherte eigene Unterkunft hat, die Kids am Schulausflug teilnemen können ohne "charity", keine Rentner*innen Pfandflaschen sammeln müssten etc.pp. .

  • Wer sich für die Sampleauswahl und statistische Auswertung interessiert, kann hier nachlesen: www.pilotprojekt-g...eroeffentlichungen

  • Mir scheint, dass hier nur Leute zu der Studie zugelassen wurden, die sowieso arbeiten, fleißig sind, einen gewissen grad an Bildung haben und noch realtiv jung sind, zumindest ist das der bisherige Eindruck. Das ist ja nicht repräsentativ für eine ganze Gesellschaft

  • 1200 €/Monat sind natürlich schön für den, der sie bekommt.



    Andererseits sind 1200 mal 80 Millionen die Kleinigkeit von 96 Milliarden im Monat, 1,152 Billionen im Jahr.

  • Am schönsten und wirkungsvollsten für Alle wäre eine Mischung: Die Viertagewoche immer und überall und ein bedingungsloses Grundeinkommen für Alle die das beantragen.



    Ich denke dass sich so Bildung fördern lasst, die Wirtschaft wieder Aufschwung bekäme und die Menschen insgesamt sozialer werden.

  • Wie wirkt das Grundeinkommen bei Leuten die jetzt schon ohne Job dastehen. Ist nicht das die Kritik der Konservativen bzw. vieler Stimmen in der Geellschaft? Somit müsste man doch hier fokussieren. Suchen die sich nun genau so intensiv nen Job wie 'echte' Arbeitslose?



    Dito bei Endfünfzigern in mittleren normalen Jobs. Machen die dann früher 'Rente"?



    Ansonsten, das "staatliche" Geld zu sparen ist nicht sinnvoll. Dann ist es zu hoch!

    • @Tom Farmer:

      ...das "staatliche" Geld zu sparen ist nicht sinnvoll. Dann ist es zu hoch!"

      Im Hinblick auf die sich immer weiter öffnende Vermögensschere würde ich eine höhere Sparquote gerade im Bereich der mittleren und unteren Einkommen im Gegenteil sogar als einen der wesentlichen positiven Effekte verstehen, die man mit einem BGE anstreben würde. Es SOLL ja den Menschen mehr Spielraum geben und die soziale Durchlässigkeit verbessern.

      Allein fehlt mir der Glaube, dass ein steuer- (und nicht spenden-)finanziertes BGE in der Breite wirklich zu derartigen Überschüssen führen würde. Bei den meisten dürften die im Modellversuch "übrigen" Anteile des BGE real dann wegen der zwangsläufig höheren Abgabenlast "oben" beim verbleibenden Nettoeinkommen fehlen, und das Gesamtkunstwerk fließt doch nur in den Konsum.

  • Ich frage mich, was so eine Studie soll.



    Entweder fehlen in dem Artikel wichtige Informationen, um das Studiendesign einordnen zu können oder die Studie ist schlicht unsinnig.



    Natürlich freut sich jeder über 1.200 € zusätzlich im Monat für drei Jahre. Ich habe gestern im Radio von einer Dame gehört, der das Geld wirklich gut bei der Gründung einer Schwimmschule geholfen hat, vor allem, um die Folgen durch Corona abzumildern.



    Aber für ein Ergebnis pro oder contra BGE ist diese Studie wirklich nicht zu gebrauchen, was ich merkwürdig finde, denn ich nehme eigentlich an, dass Wissenschaftler an wissenschaftlicher Arbeit grundsätzlich interessiert sind.

    • @Katharina Reichenhall:

      Deutlich wird durch diese wichtige, erfolgreiche Studie z. B. auch, wie gesellschaftliches Ungleichgewicht bezüglich der Vermögensverteilung ausgeglichen werden kann und was eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit bei Menschen bewirken kann.



      Nicht alle Menschen kommen halt aus Elternhäusern, wo mal so locker der Nachwuchs, mit ein paar Tausend Euro, in der persönlichen & auch beruflichen Entwicklung gefördert werden kann....

    • @Katharina Reichenhall:

      "Aber für ein Ergebnis pro oder contra BGE ist diese Studie wirklich nicht zu gebrauchen"

      Was qualifiziert Sie, dies zu beurteilen? Haben Sie die Studie im Original gelesen? Kennen Sie die Rahmenbedingungen für die Auswahl der Empfänger? Fragen über Fragen.

      • @Kaboom:

        Wie ich zwei Absätze darüber schon schrieb:



        "Entweder fehlen in dem Artikel wichtige Informationen, um das Studiendesign einordnen zu können oder die Studie ist schlicht unsinnig."

    • @Katharina Reichenhall:

      Auch Wissenschaftler sind Menschen, und deshalb gibt es auch in der Wissenschaft - wie anderswo - das Phänomen des "confirmation bias": Wer eine Idee für richtig hält, neigt dazu, unbewusst bei einer etwaigen empirischen Überprüfung seiner These die Ausgangsparameter so zu wählen, dass die These bestmögliche Bedingungen vorfindet, bestätigt zu werden. Im Zweifel redet er sich ein, die Bedingungen seien realistisch, obwohl er die seiner These abträglichen Parameter vernachlässigt hat.

      Manche "Wissenschaftler" sind freilich auch einfach nur politische Ideologen mit einem Uni-Job (bzw. Leute mit einem Uni-Job, der von Drittmitteln abhängt, die von Ideologen bewilligt werden). Die machen das dann absichtlich, weil ein wenig Ergebnis-Tuning aus ihrer Sicht den Zweck heiligt.

  • Es ist schon Einiges aufgezählt worden, aber ein springender Punkt fehlt noch: In diesem Experiment fiel das Geld für das BGE quasi vom Himmel. Realistisch wäre gewesen, wenn die Teilnehmer es weitestgehend selbst durch entsprechend höhere proportionale Abschläge von ihrem regulären Einkommen hätten finanzieren müssen. Wenn man nur noch einen Teil des bisherigen Netto vom Brutto hat, ändert sich auch die Motivation, Zeit in Arbeit zu investieren.

    • @Normalo:

      Könnte auch durch eine Kapitalertragssteuer, von Vermögen ab 5 Millionen Euro, finanziert werden.



      Aus den davon betroffenden Haushalten - fällt dann etwas weniger für den Nachwuchs vom Himmel...

    • @Normalo:

      Wenn die Zeit anständig bezahlt würde, stellte sich die Frage nach Ausgleichszahlungen eher weniger ;) .



      "Fleiß muss sich wieder lohnen."

      • @Hugo:

        Wenn Alle mehr verdienen, wird auch teurer, was sie leisten. Dann sind die 1.200 EUR auch wieder entsprechend weniger wert.

        • @Normalo:

          So 20+% meiner Arbeitszeit geht für bullshit drauf, der bei anderen Leuten auch "bullshit-time" erzeugt. Da müssten wir alle weniger arbeiten (und womöglich noch paar mehr Leute), wenn, ja, wenn des einer mit dem Bürokratieabbau mal ernstnimmt und ned "nur" zur Verschleierung von Unrecht nutzt.



          So reaalbolliddisch möge mensch sich mal einem bürokratiearmen Grundeinkommen nähern, ned für "alle" aba für die Bedürftigen; selbst Milton Friedman (?!?) war bei ner negative tax.

  • Die hier geäußerten Kritiken (in den Kommentaren) an der Studie sind ein bisschen hart und z.T. auch einfach sehr wirr.



    Solche Pilotprojekte haben natürlich immer nur eine begrenzte Aussagekraft, siehe auch hier: ubidata.io/



    Was die Kritik der zeitlichen Begrenzung angeht: Man muss sich darüber im Klaren sein, dass es sowieso NIE eine Ewigkeitsgarantie für das BGE geben wird. Es kann wieder abgeschafft oder in der Höhe reduziert werden, wenn sich politische Mehrheiten ändern. D.h. sich überhaupt nicht um Möglichkeiten des Geldverdienens zu kümmern, ist auch mit einem "richtigen BGE" grundsätzlich eine dumme Idee. - Mal ganz abgesehen davon, dass das BGE ja nur Grundbedürfnisse decken soll, so dass man für einen gewissen Lebensstandard sowieso noch zusätzliches Erwerbseinkommen braucht.



    Wer sich aber tiefer damit beschäftigen will, sollte sich die Alaska Permanent Fund Dividend anschauen, die ist zwar auch kein richtiges BGE, läuft aber seit 40 Jahren.

  • Bereits durch die Auswahlkriterien der Empfänger und die Endlichkeit des Projektes waren die jetzt gewonnenen Ergebnisses vollkommen vorhersehbar. Ich hatte mich auch beworben und habe damals angegeben, dass ich das zusätzliche Geld in den Depots meiner Kinder anlegen würde. Während des Bewerbungsprozesses war nicht ersichtlich, daß es Einkommenobergrenzen gibt.

    Die damit gewonnenen Erkenntnisse sind insoweit vollkommen wertlos.

    • @DiMa:

      Schon arg an den Haaren herbeigezogen ihre Argumentation Warum sollten Besserverdiener die das Geld in Depots ihrer Kinder anlegen würden irgendwelche relevante Erkenntnisse über ein Grundeinkommen liefern?

  • "... So propagierten das Zentrum Liberale Moderne und die Bertelsmann-Stiftung 2022 ein „Bildungsgrundeinkommen“. ..." Ich schätze der Bertelsmann Konzern hat auch schon Ideen, wie man den Menschen das Geld für die Bildung aus der Tasche zieht ...

  • Wie die vorherigen Experimente: Aufgrund der engen Auswahlkritierien für die Empfängerinnen und den begrenzten Zeitraum hat es Null Aussagekraft für eine ganze Gesellschaft und unbegrenzte Zahlungen.



    Wenn man doch in die Zahlen geht: 37% wurde gespart. War also nicht unmittelbar nötig. 50% mehr Konsum. Da freut sich das Klima.



    Kurz, mehr Geld macht eben doch glücklicher. Wer hätte das gedacht.



    Nur, die die bei einer gesellschaftsweiten Einführung des BGE nur dieses hätten, wären dann noch mehr gegenüber diejenigen benachteiligt, die es als nette Aufstockung bekommen.

    • @fly:

      "37% wurde gespart. War also nicht unmittelbar nötig."

      An der Stelle würde ich widersprechen. Es gibt zwei soziale Probleme, die selbst die FDP als virulent anerkennen dürfte, weil sie die soziale Durchlässigkeit behindern: Ausbildung und Vermögensbildung sind zu stark vom sozialen Status des Einzelnen abhängig. Vor allem letzteres ist natürlich am ehesten zu beheben, indem man auch mittlere und/oder Geringverdiener in die Lage versetzt, nach dem Konsum noch etwas zurückzulegen. Insofern wären diese 37% ein Anfang.

      Problematisch ist eher, dass dieser Anteil unter realistischen Bedingungen dann doch wieder NICHT übrig wäre, weil so ein BGE auch (steuer-)finanziert werden müsste und das bei den allermeisten Menschen den regulären Verdienst entsprechend reduzieren würde. Denn nur von den "Reichen" wird man diese Mengen Geld nicht bekommen können - zumal nicht dauerhaft.

      Das BGE wäre letzlich nur in der Form des alten Traums von der massiven Umverteilung von oben nach unten finanzierbar. Und der hat eben den historisch nachgewiesenen fatalen Fehler, dass diese Umverteilung das "oben" generierbare Potenzial an Produktivität und Einkommen schmelzen lässt wie Schnee in der Julisonne.

      • @Normalo:

        ...wodurch, durch was - ist die Schmelzung von Produktivität historisch nachgewiesen ?

  • Dass das Grundeinkommen bei so einem selektiven Sample positiv wegkommt, hätte ich auch schon vorher sagen können. Aber die Gesellschaft besteht nicht nur aus Sarah Bäckers!

  • Na ja, wer sich da mit einem einigermaßen anspruchsvollem Beruf einfach drei Jahre in die Hängematte gelegt hätte, hätte seine Berufschancen nach Beendigung des Experiments massiv sabotiert. Insofern halte ich die zentrale Erkenntnis für wenig belastbar.

  • Wenn ich weiß, dass dieses zusätzliche Einkommen auf 3 Jahre beschränkt ist, kündige ich doch selbstverständlich meinen Job nicht und somit hat die Studie auch überhaupt nichts entkräftet