Atomkraft-Obsession der FDP: Eiertanz um die eigene Leere
Warum setzt die FDP auf der Suche nach einem Profil ausgerechnet auf die Atomkraft? Die Antwort ist wenig schmeichelhaft für die Liberalen.
W as für ein Szenario: Man stelle sich vor, die FDP blockiere tatsächlich die Pläne zum Streckbetrieb der beiden süddeutschen AKWs so lange, bis zumindest für die Anlage Isar 2 die geplante Laufzeitverlängerung technisch nicht mehr machbar ist. Das kann passieren, weil Christian Lindner sich derzeit einer für den Streckbetrieb notwendigen Novelle des Atomgesetzes verweigert. Selten triefte Politik so sehr vor Ironie.
Womit sich die Frage stellt: Was treibt die FDP, dass sie auf der Suche nach einem überzeugenden Profil ausgerechnet auf die Wirkmacht der Atomkraft setzt? Die Antwort fällt bitter aus für die Liberalen: Die Partei hat nichts anderes mehr zu bieten. Sie ist politisch entkernt, ein Sammelsurium der Beliebigkeit geworden. Verzweifelt versucht sie, das mit ihrem Einsatz für die Atomkraft zu kaschieren – mit eher dürftigem Erfolg, wie man nach der Niedersachsen-Wahl konstatieren muss.
Doch Schadenfreude ist fehl am Platz. Denn Deutschland hätte eine starke liberale Partei wirklich nötig. Eine Partei, die Bürgerrechte hochhält, Eigenverantwortung stärkt und unternehmerische Freiheiten stützt. Die sich nicht nur als Lobbypartei der Reichen versteht. Und ja, Deutschland braucht auch eine Partei, die jene Wähler, die die FDP an die AfD verloren hat, wieder in die Mitte des Parteienspektrums zurückholt. Das aber kann nur mit verlässlichen Postionen und bodenständiger Politik gelingen.
Christian Lindner hingegen kannte zuletzt nur den Eiertanz. Noch vor nicht allzu langer Zeit fragte er zum Thema AKW noch in bester liberaler Manier in die Kamera: „Wo gibt es private Betreiber? Wo gibt es privates Kapital? Wo gäbe es einen privaten Versicherer, der das Risiko der Kernenergie im Markt versichern würde?“
Zwischenzeitlich aber führte sein Wankelmut ihn wieder auf die AKW-Fährte und ins Desaster von Niedersachsen. Selten war die programmatische Leere der FDP so offenkundig wie im Moment – was sich auch nicht dadurch kaschieren lässt, dass die Partei im Umgang mit Isar 2 nun maximales Chaos stiftet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen