Atheist über Freiheit von Religion: „Ich rechne mit 500 Euro Bußgeld“
Am Todestag Jesu dürfen mancherorts nur bestimmte Filme vorgeführt werden. „Das Leben des Brian“ nicht. Martin Budich macht es trotzdem.
In Bochum wird am Karfreitag „Leben des Brian“, ein Monty-Python-Klassiker, öffentlich gezeigt. Aber: In Nordrhein-Westfalen ist „die Vorführung von Filmen, die nicht vom Kultusminister (…) als zur Aufführung am Karfreitag geeignet anerkannt sind“, verboten.
taz: Herr Budich, seit fünf Jahren kriegen Sie Ostern Ärger mit den Bochumer Behörden, weil Sie die Jesus-Satire zeigen. Blanke Provokation?
Martin Budich: Nicht nur blanke, sondern strategisch geplante Provokation. Ich nehme die Religionsfreiheit, also Freiheit von Religion, für mich als Atheist in Anspruch.
Warum lassen Sie die Christen zu Ostern nicht einfach diesem blutrünstigen Ritual huldigen und machen selbst etwas anderes?
Wenn mir Behörden vorschreiben, dass ich an den Ostertagen ebenso traurig zu sein habe wie Christen, dann ist das für mich eine unzulässige staatliche Bevormundung. Gegen die ich mit meiner Filmvorführung protestiere, bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehe – und auch gern Strafe zahle.
Rentner, 66. Früher hat er in der politischen Weiterbildung für junge Erwachsene unter anderem antiklerikale Seminare gegeben
Wie teuer ist das?
Vor zwei Jahren musste ich 100 Euro zahlen. Für die diesjährige Vorführung rechne ich mit einem Bußgeld in Höhe von 500 Euro. Ungeachtet dessen nehmen die Behörden das Feierverbot selber nicht mehr so ernst. Einmal kamen Beamte in Zivil. Ich habe sie sofort erkannt, weil sie nach dem Eintritt fragten. Fans wissen, dass der Film kostenlos läuft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen