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Trumps Sieg bei US-PräsidentschaftswahlHarris, Biden, die Elite? Wer hat Schuld?

Nach der verlorenen Präsidentschaftswahl fragen sich die US-Demokraten, was schiefgelaufen ist. Nun steht die Suche nach Verantwortlichen an.

Die unterlegene US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris am Mittwoch auf dem Campus der Howard University in Washington Foto: Jacquelyn Martin/ap

Berlin taz | Die Niederlage ist vollständig und vernichtend. Die US-Demokrat*innen haben das Rennen um das Weiße Haus, ihre Mehrheit im Senat und mit größter Wahrscheinlichkeit erneut das Repräsentantenhaus verloren. Keinen einzigen der sieben Swing ­States konnte Kamala Harris für sich gewinnen. Dass Donald Trump diesmal auch landesweit rund fünf Millionen Stimmen mehr bekommen hat als Harris, macht das Ergebnis emotional noch niederschmetternder für die Partei. Sie ist zutiefst verunsichert und braucht eine neue Formel, wenn sie bestehen will.

Die Demokratische Partei hat in traditionell ihr zugewandten Wählergruppen deutlich an Zuspruch verloren und in anderen nichts dazugewinnen können. Der Trend ist nicht mehr ganz neu, aber er hat sich an diesem Wahldienstag so drastisch gezeigt wie noch nie zuvor. Zumal spätestens seit der ersten Niederlage gegen Donald Trump 2016 die Probleme bekannt waren. Damals hatte Hillary Clinton die Staaten der ehemaligen „Blue Wall“, Wisconsin,

Michigan und Pennsylvania verloren, weil große Teile der früher an die Demokraten gebundenen Arbeiterschaft zu Trump gewechselt waren. Sie fühlten sich durch die Demokraten einfach nicht mehr ernstgenommen und vertreten. Es sind die gleichen Schichten, die heute am stärksten unter den Teuerungsraten der letzten Jahre leiden, für die Miete, Ratenzahlungen beim Häuserkauf, Kraftstoff an der Tankstelle und selbst der Einkauf im Supermarkt zur echten Belastung geworden sind. Trump gewann sie erneut für sich.

Die Demokraten wunderten sich, dass sie keine Anerkennung dafür bekamen, dass die Wirtschaft sich besser als die anderer Industrienationen aus der Pandemie herausgearbeitet hat. „Aus irgendeinem Grund fühlen die Leute, dass es vor vier Jahren besser war – und dagegen konnten wir nicht ankommen,“ erklärt ein langjähriger Demokratischer Stratege gegenüber Politico. „Unsere Marke ist derzeit verbrannt.“

Sanders bestätigt Wut in der Bevölkerung

Kein Wunder, sagen dazu altgediente Linke. Bernie Sanders, der gerade wiedergewählte sozialistische Senator aus Vermont, schreibt auf X: „Es sollte für eine eine Demokratische Partei, die sich von Menschen aus der Arbeiterklasse abgewandt hat, keine Überraschung sein, dass sich die Arbeiterklasse von ihr abwendet. Während die demokratische Führung den Status quo verteidigt, ist die amerikanische Bevölkerung wütend und will Veränderung. Und sie hat recht.“ Tatsächlich haben in allen Nachwahlbefragungen rund 70 Prozent der Wäh­le­r*in­nen angegeben, über den Zustand des Landes unzufrieden oder verärgert zu sein.

Fehler im Umgang mit den Folgen der Inflation gestehen auch Strategen aus dem Regierungsumfeld ein: „Das hat Leuten wirklich wehgetan, und wir sind dem politisch nicht so begegnet, wie es möglich und nötig gewesen wäre, und kommunikativ schon gar nicht“, zitiert ebenfalls Politico den Gründer der Organisation Democracy Partners, Mike Lux. Biden selbst habe zu spät begriffen, was die Teuerungen mit den Leuten machten. Und Kamala Harris als Bidens Vize hat es nicht geschafft, sich mit eigenen Politikvorstellungen so glaubwürdig zu distanzieren, dass sie nicht in Mithaftung genommen würde.

Der Vorschlag der Linken für eine andere Haltung der Partei hat sich 2016 und 2020 in zwei spektakulären, aber letztlich erfolglosen Präsidentschaftskandidaturen von Bernie Sanders manifestiert. Bis heute sind viele der Meinung, Sanders hätte 2016 eher eine Chance ­gegen Trump gehabt als die überaus unbeliebte Clinton.

Es fehlt an Personal bei den Demokraten

Einen Vorschlag aus der Mitte der Partei, der über den Status quo hinausginge, gibt es derzeit nicht, eine neue linke Führungsfigur mit Präsidentschaftsaspirationen auch nicht, und Bernie Sanders ist 83.

Die Struktur US-amerikanischer Parteien bringt es mit sich, dass sich deren Programmatiken in Wahlkämpfen und durch erfolgreiche Personen und Koalitionen herausbilden und nicht in Programmkommissionen, Grundsatzpapieren und Parteitagsdiskussionen beschlossen werden. Trump ist unumstrittener republikanischer Führer – bei den De­mo­kra­t*in­nen ist Leere.

Das lässt jede Menge Platz für ausführliche Diskussionen in den Meinungsspalten der linksliberalen Medien. Ob nicht Biden schuld ist, der niemals noch einmal hätte kandidieren dürfen. Oder der niemals die unerfahrene Harris zur Vizepräsidentin hätte machen dürfen. Oder ob Harris schuld ist, die sich hasenfüßig nur auf Plattitüden zurückgezogen hat, ohne eigene Politikvorstellungen einzubringen. Oder beide.

Vor der Neuaufstellung einer Demokratischen Partei, die es mit dem Trumpismus aufnehmen kann, steht das Fingerzeigen. Das wird wohl noch einen Moment dauern.

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41 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Klar hätte Biden nicht nochmal kandidieren und den Weg frei machen sollen für Vorwahlen, um den besten Kandidaten zu nominieren!



    Aber auch dann, ausnahmslos alle Erhebungen zeigten deutlich, dass mit über doppelten Abstand für alle Parteiangehörigen und alle unabhängige Wähler das wichtigste Thema Preise und Inflation war und ist!



    Also letztlich Kaufkraftsteigerung!

    Und da wir uns von linker Seite leider immer viel zu wenig tiefgründig mit Kaufkraftsteigerung beschäftigen, kann die Linke (große Klammer) immer nur ohne dauerhafte Perspektive mal zwischendurch mitspielen!



    Denn gelingt eine signifikante jährliche Kaufkraftsteigerung nicht als aller erstes, kann man sich bei der Mehrheit der Wähler auch alle anderen wichtigen politischen Themen dauerhaft abschminken!

  • "Die Struktur US-amerikanischer Parteien bringt es mit sich, dass sich deren Programmatiken in Wahlkämpfen und durch erfolgreiche Personen und Koalitionen herausbilden"

    Das Ergebnis ist Trump, der sich auch gegen mehrheitlich völlig andere Vorstellungen bei den Republikanern durchsetzen und diese Partei so völlig nach seinen Vorstellungen umkrempeln konnte.

    Möglich machte das die finanzielle Macht Trumps.

    Das System ist aber bei dennDemokraten nicht viel anders. Auch dort kommen die führenden Politiker aus den reichen Familien des Landes.

  • Kamala Harris hat es sich zu einfach gemacht. Sie hatte wohl damit gerechnet, dass Biden per Amtsbonus wiedergewählt wird und danach Amt samt fertiger politischer Agenda an sie abgibt. Welchen Grund könnte es sonst haben, dass sie im Wahlkampf nichts Konkretes anzubieten hatte? Wurde ihr politisches Talent überschätzt? Das ist die wichtigste Frage, die die Demokraten sich stellen müssen, damit sie nicht evtl. ein zweites Mal die falsche Kandidatin sein wird.

  • Die Demokraten haben ein grundsätzliches Strukturproblem.

    Schon 2016 haben sie zielsicher die falsche Kandidatin aufgestellt. Weil die Familie Clinton den korrekten Parteiapparat in der Tasche hatte, war Frau Clinton schon vor der ersten Vorwahl fast ein Drittel der Delegierten sicher. Deshalb verzichteten einige aussichtsreiche Kandidaten, und trotzdem hat sie die Nominierung gegen Sanders fast noch vergeigt.



    Das Ergebnis war ein Präsident Trump.

    Um Frau Harris als Kandidatin einzusetzen, wurde diesmal komplett auf die Vorwahlen verzichtet.



    Es kann mir doch keiner erzählen, das die Partei, die Regierung und Frau Harris selbst erst bei dem Debakel im TV-Duell mit Trump erkannt haben, daß Biden weder seinem Amt noch einen Wahlkampf gewachsen ist. Das trifft natürlich auch auf die aus Washington berichtenden Medien zu. Die wenigen Meldungen über Bidens Zustand wurden von denen ja mit großem Eifer als Fake-News diffamiert.

    Das Ergebnis ist wieder ein Präsident Trump.



    Und wenn die Demokraten so weitermachen, wird das nahtlos mit einem Präsidenten Vance weiter gehen.

  • Warum wird eigentlich der wichtigste Akteur nie erwähnt, nämlich der Wähler. Jeder sollte mal für sich überlegen was von einem/einer Wähler(in) zu halten ist, die einen Kandidaten mit seinen allseits berüchtigten Aussagen wählen. Ganz offensichtlich nämlich unterstützen sie z.B. "Grab 'em by the pussy". Ob die Wählerinnen in den USA das tatsächlich wollen wird man leider nie erfahren.

    • @Manfred Peter:

      Trump hat bei 3 Versuchen eine zwar beunruhigende aber auch gleich groß Anzahl an Wähler überzeugt ihn zu wählen. Denen wird man höchstens langfristig und teilweise aufzeigen können, wofür sie da eigentlich gestimmt haben. Die Demokraten haben es aber 2 von 3 Malen gegen ihn nicht geschafft, ihr Wählerpotential auszuschöpfen, Das ist das worüber man sich Gedanken machen muss. Ähnliches gilt auch auch hierzulande - es reicht nicht auf die populistische Argumentation der anderen zu verweisen um gewählt zu werden. Man muss tatsächlich auch eine im Ergebnis gute Politik vorweisen.

    • @Manfred Peter:

      "Ganz offensichtlich nämlich unterstützen sie z.B. "Grab 'em by the pussy". Ob die Wählerinnen in den USA das tatsächlich wollen wird man leider nie erfahren."

      -Viele Amerikaner haben in den letzten Wochen geäußert, daß sie Trump für keinen netten Menschen halten und trotzdem in Betracht ziehen, ihn aus wirtschaftlichen Gründen zu wählen. Man bräuchte jetzt einen Businessman und keinen Politiker, war eine häufige Aussage hierzu. Trotz meiner persönlichen Abneigung gegen Trump haben diese Leute in einer Hinsicht recht: Das Privatleben eines Politikers und seine Persönlichkeit sind nicht so wichtig, wie das was am Ende für die Wähler dabei rauskommt. Gewählte Politiker haben eine andere Rolle als ein Bundespräsident oder das britische Königshaus. Sie müssen keine strahlenden Vorbilder sein, sondern funktionierende Politik machen.

      Trump hat es irgendwie geschafft, die Arbeiterklasse davon zu überzeugen, das er die Inflation stoppen und die Löhne erhöhen kann- Oder haben es die Demokraten versäumt?...

  • Eigentlich ist es ja gar nicht so kompliziert. Es geht bei Wahlen nicht um das elaborierteste Wahlprogramm sondern zuerst darum gewählt zu werden. Dafür muss eine Sprache gesprochen werden, die von den Wählern verstanden wird. Da braucht es einfache Botschaften. Ich wette die Demokraten nehmen beim nächsten Mal einen Kandidaten zum Anfassen mit mehr street credibility statt eine Vertrerin der Ostküsteneliten und genau das wäre auch das Rezept für hier.



    Leider ist die deutsche Parteistruktur darauf ausgerichtet charismatische Persönlichkeiten auszusortieren und Sitzfleisch und Hinterzimmerfertigkeiten zu belohnen. Wir brauchen auf linker Seite deutlich mehr Populismus und weniger Elfenbeinturm wenn wir die Rechtspopulisten schlagen wollen. Die ganzen Lieblingsthemen der großstädtischen Akademiker können ja dann geräuschlos nach den Wahlen umgesetzt werden. Nur deren Protagonisten dürfen wir im Wahlkampf eben nicht mehr an die Mikros lassen.



    Leider steht uns unsere eigene Verachtung der Unterschicht und unteren Mittelschicht hier im Weg. Lieber verlieren wir mit dem richtigen Programm als uns auf diese Ebene zu begeben. Dann bleibt aber derzeit aber nur die Rolle der Opposition.

    • @Šarru-kīnu:

      " brauchen auf linker Seite deutlich mehr Populismus und weniger Elfenbeinturm wenn wir die Rechtspopulisten schlagen wollen."

      Man kann mit linkem Benzin kein Feuer löschen dass durch rechtes Benzin entfacht wurde. ImmGegenteil, das rechte Feuer ernärt sich davon.

    • @Šarru-kīnu:

      Harris eine Vertreterin der Ostküstenelite?

      • @Francesco:

        Aus der Distanz betrachtet, ja. Sie ist dank Biden zu ihrer Vizepräsidentschaft gekommen und hat sich nicht bis dato nicht von diesem Hintergrund absetzen können. Und wenn sie vorher aufgefallen ist, dann eher negativ im Sinne von polarisierend. Harris ist eine gute Vertreterin ihrer Partei - warum sie aber die natürliche Besetzung für den Präsidentenposten sein soll, hat sie kein einziges Mal belegt.

    • @Šarru-kīnu:

      "Die ganzen Lieblingsthemen der großstädtischen Akademiker können ja dann geräuschlos nach den Wahlen umgesetzt werden. Nur deren Protagonisten dürfen wir im Wahlkampf eben nicht mehr an die Mikros lassen.

      Leider steht uns unsere eigene Verachtung der Unterschicht und unteren Mittelschicht hier im Weg. "



      Wie im ersten Absatz deutlich erkennbar...



      Genau da liegt das Problem.



      Man kann ja - nicht völlig zu Unrecht - den Wähler für dumm halten. Das aber als dauerhaft stabiles Fundament anzusetzen, ist ebendieses: dumm.



      Verlorene Wahlen sind die Quittung. Und wenn man daraus nicht zu lernen bereit ist, fügt man der eigenen Dummheit noch eine Lage hinzu.

      • @Encantado:

        Ich saß am Morgen nach der US-Wahl früh im Bus und durfte den Gesprächen über in einer Woche ist Schluß mit dem Ukrainekrieg und dem Klimamist um mich herum lauschen. In unserem schönen Wahlkreis wurde gerade bei zwei Wahlen +40% AfD gewählt. Über die durchschnittliche geistige Verfasstheit des Wählers mache ich mir keine Illusionen.



        Mich ärgert nur absichtlich die Rechten gewinnen zu lassen nur aus Klassendünkeln heraus. Es ist kein Wunder wie die AfD in der deutlich proletarischeren Gesellschaft im Osten abschneidet.

  • Wäre es nicht gegen Trump gewesen, hätte sie noch weniger Stimmen bekommen. Aber wäre es nicht gegen Trump gewesen, hätte Biden auch nicht von der hoffnungslosen Kandidatur zurürcktreten müssen. Es herscht Panik. Und zu Recht!

  • Harris hat eine großartige Kampagne abgeliefert. Dass sie so nah am Sieg war, wäre vor sehr kurzer Zeit für die Demokraten noch undenkbar gewesen. Es war nicht nur denkbar, dass die Demokraten gewinnen, sondern eine schwarze Frau als Präsidentin. ❤️

    • @Mareneff:

      Wann bitte schön war sie nah am Sieg? Nur bei einigen eiligst und absolut schlecht organisierten Umfragen, die heute nur noch peinlich wirken. Sie hat keinen Swing-State geholt und absolut rund 12 Millionen Stimmen weniger, als Biden 2020. Die Wahl war für Harris und die Demokraten eine absolute Katastrophe...

  • Es gibt nicht nur ein Grund, es gibt zahlreiche Gründe. Harris war Vize, 4 Jahre lang und trat kaum in Erscheinung. Ob sie nicht konnte oder durfte, sei dahingestellt. Fakt ist, dass sie ihre Rolle als Vize kaum nutzte um mal First zu werden. Und dann das Dilemma von Sozis, die an die arbeitende Bevölkerung nur das verteilen können was da ist. Und wenn nichts da ist, müssten sie es denen nehmen, die es haben. Nur dazu fehlt den Sozis schon immer der Mut. Und freiwillig geben die Habenden nur Brotkrümel her. Und selbst da nur sehr zögerlich.

    • @Mouse:

      Adorno hat damals schon richtigerweise angemerkt, daß die Gleichsetzung von Kapitalismus mit Demokratie, bei den weniger Begünstigten zu einer Ablehnung der Demokratie selbst führt.

      Die Sozen spielen eben brav nach den Regeln der kapitalistischen Demokratie.



      Diese biedere Anständigkeit führt dann eben zu Reförmchen anstelle von spürbaren Veränderungen.

      Zu einer "Minderung der Mieterhöhung", beispielsweise aber nicht zu günstigen Mieten. Die Einführung des 8 Stunden Arbeitstags war damals eine Revolution.



      Genauso mutige und große Schritte bräuchte es für das Thema Mieten heutzutage, um als "Linke" relevant zu bleiben.

      Die kapitalistischen Regeln funktionierten nicht für die Arbeiterklasse.



      Trump bricht die Regeln der Demokratie.



      Wenn Demokratie und Kapitalismus ständig zusammengedacht werden, dann lässt sich das Eine und das Andere auch schnell mal verwechseln.

  • "Ob nicht Biden schuld ist, der niemals noch einmal hätte kandidieren dürfen."

    Es wurden viele Fehler gemacht und das war wohl der Hauptfehler.

    Er hat damit verhindert, dass die Partei ernsthaft einen Kandidaten oder eine Kandidatin für diese Wahl sucht. In der Eile blieb dann nur Frau Harris. Diese hatte man allerdings vorher mit voller Absicht klein gehalten, damit sie keine Konkurrenz für Biden darstellt. Man hätte sie schon viel früher als Nachfolgerin aufbauen müssen. Als sie dann kurzfristig ran musste, konnte sie zwar kurzfristig von der Erleichterung der Menschen profitieren, aber es war zu spät, um ein eigenständiges, glaubwürdiges Profil aufzubauen. Darauf zu setzen, dass Frauen schon eine Frau wählen werden, war etwas dünn.

  • "Es sollte für eine eine Demokratische Partei, die sich von Menschen aus der Arbeiterklasse abgewandt hat, keine Überraschung sein, dass sich die Arbeiterklasse von ihr abwendet. Während die demokratische Führung den Status quo verteidigt, ist die amerikanische Bevölkerung wütend und will Veränderung. Und sie hat recht.“

    -So ist es und das Gleiche gilt übrigens auch für die SPD und lässt sich wunderbar auf die meisten westlichen Parteien der Linken Mitte übertragen.

    Der Hype um Kamala Harris hat mich an den "Schulz-Zug" vor einigen Jahren erinnert.



    Da dachte man auch kurzfristig und euphorisch, das nun wieder ein echter Sozialdemokrat am Ruder ist, der für soziale Gerechtigkeit steht, bis nach ein paar Wochen aufgefallen ist, daß er eigentlich gar nicht so viel Neues zu sagen hatte.

    Ähnlich verhielt es sich mit Kamala Harris. Zunächst fand ich sie sehr sympathisch, aber eigentlich beruhte das gesamte Konzept ihre Wahlwerbung darauf, eine schwarze Frau und nicht Trump zu sein.

    Inhaltlich kam wenig rüber. Vorallem wirtschaftspolitisch nicht.

  • "Die Struktur US-amerikanischer Parteien bringt es mit sich, dass sich deren Programmatiken in Wahlkämpfen und durch erfolgreiche Personen und Koalitionen herausbilden und nicht in Programmkommissionen, Grundsatzpapieren und Parteitagsdiskussionen beschlossen werden".

    Die Medien recherchieren nicht, wie Spendermillionen die politische Karriere und Programatik eines jeden Präsidentenkandidaten prägen.



    Eine Kandidatin wie Harris hat eine jahrzehntelange Sozialisation in dieser Hinsicht hinter sich.



    Harris betont ihre Herkunft aus armen Verhältnissen. Mittlerweile haben sie und ihr Mann ein Vermögen von mehreren Millionen Dollar. Ihr Haus kostete 4 Millionen Dollar.

    Die Clintons und Obamas sind ebenfalls mehrfache Millionäre, sie sind Darlinge der Finanz- und IT-Industrie, die ihre Stiftungen mit Spenden überhäufen.



    Jetzt hat der Superreiche Trump (welche Ironie) die Arbeiter und nicht vermögenden Arbeitnehmer als größte Wählerschicht übernommen.



    Möglich war das, weil Trump von der Maga-Bewegung unterstützt wurde, die von den superreichen Kochbrüdern finanziert wurde. Dazu Fox News, rechte Influencer, Podcasts und Musks Twitter und die US-Autokratie der Reichen ist perfekt.

    • @Lindenberg:

      "Harris betont ihre Herkunft aus armen Verhältnissen."

      Das hätte vielleicht funktioniert, wenn es stimmen würde. Ihre Eltern sind renommierte Wissenschaftler an bedeutenden Universitäten gewesen. Und haben entsprechend verdient.

  • Wer hat Schuld? Natürlich Kamala Harris. Auch wenn die globalen Medien täglich einhämmerten:



    Kamala Harris ist nicht dumm und kann über das Wasser gehen. Und, Trump ist böse, sehr böse. Hat Harris die Wahl krachend verloren.



    Und das bei vollen Wahlkampfkassen. Und was hat man alles gegen Trump getan? Gefühlt war die gesamte Presselandschaft der Welt gegen Trump. Zweimal sollte Trump erschossen werden, wurde von einer Scharr von Staatsanwälten und Sonderermittlern verfolgt, man kann das alles gar nicht aufzählen, was Trump alles mitmachte. Und dennoch hat er die Wahlen deutlich gewonnen.

    Für mich persönlich war die Ansage zu Gaza von Trump letzte Woche auf einer Wahlkampfveranstaltung prägend.



    Darauf hat gestern Danny Danon, Israels Botschafter bei der UN reagiert "Bereits im Wahlkampf hat sich Trump gegen Kriege ausgesprochen, gegen eine amerikanische Beteiligung. In einer seiner Reden sagte er, er habe Israel angewiesen den Krieg im Gazastreifen bis zu seinem Einzug ins Weiße Haus, am 20. Januar, also in zwei Monaten, zu beenden", sagt Danon. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir das erfüllen können. Wir arbeiten nicht mit einer amerikanischen Uhr." Trump macht Ansage!

  • M. E. alles viel zu kompliziert. Die Wähler in den USA, die nicht ohnehin festgelegt sind und daher durch Aussagen welchen Inhalts auch immer beeinflusst werden können, brauchen einen klaren gefühlten benefit, wenn sie den einen oder die andere wählen sollen. Beispiel: Die jüdischen Wähler wollten eine klare Unterstützung für Israel, die arabisch-stämmigen (bspw. in Michigan) eine klare Unterstützung für Gaza/Libanon etc. Trump hat beiden Seiten Frieden versprochen und die Araber mit "Habibi" adressiert. Dass er die US-Botschaft nach Jerusalem verlegt hat - Sch... egal und verdamp lang her. Und so haben ihn , den Republikaner sowohl die einen zu einem größeren Teil als bei früheren Wahlen als auch fast geschlossen die anderen gewählt. Eine abwägende Haltung, die ein teilweises Verstehen beider Seiten beinhaltet, wird als zu soft ggü. der anderen Seite wahrgenommen. V. a., für die einen, wenn Waffen ins Kriegsgebiet geliefert werden. Und dass die Arbeiter sich für die Demokraten entscheiden, weil sie Arbeitsplätze geschaffen haben, liegt fern, wenn man sich Wohnen, Essen und gefühlten Wohlstand nicht leisten kann. Da hilft auch ein Auftritt Bidens bei der Auto-Gewerkschaft nicht.

  • Harris hat im Gegensatz zu Biden vor allem bei Latinos und Schwarzen männlichen Wählern verloren, die dann doch lieber für Trump gestimmt haben. Ich denke das hat einfach mit dem Fakt zu tun, daß Harris eine Frau ist.

    • @torrez:

      "Ich denke das hat einfach mit dem Fakt zu tun, daß Harris eine Frau ist."



      Denken Sie alles.



      Ich wiederum denke, dass das eine Versimplifizierung ist, die wie einige andere auch mit zur Wahlniederlage beigetragen hat.

  • "Es sind die gleichen Schichten, die heute am stärksten unter den Teuerungsraten der letzten Jahre leiden, für die Miete, Ratenzahlungen beim Häuserkauf, Kraftstoff an der Tankstelle und selbst der Einkauf im Supermarkt zur echten Belastung geworden sind."

    Das erinnert mich an Deutschland ... und auch hier fühlen sich viele nicht mehr ernstgenommen und vertreten. Nur, dass in Deutschland den Bürger:innen noch oft gesagt wird, was für ein reiches Land wir sind.

    • @*Sabine*:

      Und deswegen wählen die armen Leute , denen nie jemand zuhört, hier wie dort Antidemokraten, die sich genauso wenig für sie interessieren, ihnen aber nach dem Mund reden, während sie mit dem Finger auf noch Ärmere deuten - die, weil als 'fremd' definiert - nicht dazugehören und deshalb wunderbare Sündenböcke abgeben. Ich frage mich schon, wie blöd man eigentlich sein kann, solche Politiker zu wählen, und nein, mir fällt kein höflicheres Wort als blöd dafür ein.

    • @*Sabine*:

      wir SIND ein reiches Land. und ja, ich denke auch daß wir ähnliche Probleme wie die USA haben, bei uns gibt es ja auch die Mähr vom American Dream, zumindest in der light-version. Und die Menschen wollen nun mal lieber hören daß sie alles selbst geschafft haben, statt der Wahrheit, dass eben deutlich mehr als 374 den Äusseren Umständen geschuldet ist.

      Was fühlt sich den besser an? "Die Deutschen haben das Land nach dem Krieg durch harte Arbeit zu einer der größten Wirtschaftsnationen aufgebaut" oder "Ein Neustart mit frischer, moderner Infrastruktur und das klare Interesse ein Bollwerk nach Osten beförderten den Erfolg" ? eben.

  • Schuld sind die Wähler. Warum noch suchen? Es sind die Wähler, die auch mit Trump keine Besserung erfahren werden. Trump ist so ziemlich der ungeeigneste für diesen Posten. Die Wähler sind einfach dumm. Genau so dumm wie es hierzulande die AfD Wähler sind. Dummheit hat Programm und ist tief in vielen Köpfen verwurzelt.

    • @Sanni:

      Das erklärt aber gar nichts, denn die Leute sind schon immer einfach dumm.

      Warum haben die Wähler dann nicht "schon immer" ungeeignete Leute wie Trump gewählt? Warum zum Beispiel 2020 Biden statt Trump?



      Die AfD gibt es auch erst seit 2013. Waren die Wähler vorher schlau und sind schlagartig dumm geworden?

    • @Sanni:

      Ihre These zur verlorenen US-Wahl und dem Wählerverhalten in Deutschland, ist in etwa so einfach strukturiert, wie es angeblich die Wähler sind, die für dieses Ergebnis verantwortlich sind.

  • "Es sind die gleichen Schichten, die heute am stärksten unter den Teuerungsraten der letzten Jahre leiden"



    Und die dann Leute wählen, die nach oben umverteilen, gegen Arbeitnehmer/innenrechte und ihre Krankenversicherung sind.

    • @Ciro:

      Weil jemand wie Trump die Regeln bricht. Das ist der Grund warum die Menschen einen Trump gut finden



      Weil die Menschen das Gefühl haben, das die Regeln des Systems für sie nicht funktionieren.

  • Ich frage mich, warum Michelle Obama nicht angetreten ist - klingt paltt, aber de einzige, die es hätte schaffen können. Frag zuerst, was du für dein Land tun kannst..

    • @Evelyn Schwirkus:

      Nach ihren eigenen Aussagen: Weil sie sich das gefragt hat und zu dem Ergebnis gekommen ist, dass sie die Falsche wäre - dass die Präsidentschaft kein Amt ist, dass sie mit bloßem Pflichtbewusstsein ausfüllen könnte. Sie müsste es wirklich mit jeder Faser ihres Wesens wollen (so wie seinerzeit ihr Mann) - einschließlich des Risikos zu scheitern, füge ich kaffeesatzlesend hinzu -, um die nötige Energie aufzubringen. Sie weiß von sich, dass ihr dieser unbändige Wille fehlt und sie genau deshalb schon beim ersten Mal im Weißen Haus eigentlich "falsch" war - bzw. nur als Frau ihres Mannes "richtig".

      Gerade wer ihr die Charakterfestigkeit und das Urteilsvermögen zutraut, das sie zur vermeintlich besten Kandidatin macht, sollte eingestehen können: Sie hatte 8 Jahre Zeit, sich den Job aus allernächster Nähe anzuschauen. Sie wird wissen, wovon sie redet. Wer ihr das - bzw. das entsprechende Pflichtbewusstsein - NICHT zutraut, sollte ihr auch nicht nachtrauern.

      • @Normalo:

        ja genau das meine ich - in diesen Zeiten ist es keine individuelle Entscheidung mehr... die persönlichen Beweggründe müssen zurückgestellt werden - sie war in dem Moment die einzige Chance, nicht mal Barack wäre unumststritten gewesen, gegen diesen Berserker. Sie hätte sich der Wahl stellen müssen - vielleicht nicht für 4 Jahre - jetzt bleibt nur zu hoffen, dass der alte orangene Mann nicht 4 Jahre durchält

      • @Normalo:

        es wäre die einzige Chance gegen diesen Berserker gewesen

    • @Evelyn Schwirkus:

      Weil sie keine Politikerin ist?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Politikerin ist ja kein Ausbildungsberuf. In Demokratien ist ja niemand allein an der Spitze, eben in Autokratien mit machtbessenen Psychopathen, die uU auch noch demokratisch gewählt werden schon. Bei der Wahl steht immer eine Person im Vordergrund, in der Regierungszeit dann nicht mehr - bei Autokraten bleibt es bei dieser Person, wie wir bitter erleben werden