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Fraktionschefin über Grünen-Krise„Die Mitte ist linker, als man denkt“

Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge will die Union offensiver angehen. Ein Gespräch über die Krise ihrer Partei und Robert Habeck als Strippenzieher.

Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge im Bundestag Foto: Sophie Kirchner

taz: Frau Dröge, wir möchten Ihnen etwas vorlesen: „Aus Angst, die Regierungsfähigkeit zu gefährden, wurden Diskussionen erstickt und die Partei auf Einheitslinie gezwungen. Damit muss Schluss sein!“ Von wem stammt das?

Katharina Dröge: Das habe ich, glaube ich, noch nie gelesen.

taz: Vielleicht geschrieben? Es ist aus einem Brief an Joschka Fischer aus dem Jahr 2006

Dröge: (lacht) Das habe ich befürchtet.

taz: Den Brief haben Sie als Erste unterzeichnet. Sie waren Sprecherin der Grünen Jugend in NRW, und die Grünen waren nach Rot-Grün im Bund wieder in der Opposition. Wird die Partei jetzt erneut auf Einheitslinie gezwungen – diesmal nicht ausgerichtet auf Joschka, sondern auf Robert?

Dröge: Ich bin froh, dass wir Grüne mitregieren, weil wir große Fortschritte beim Klimaschutz und für mehr Gerechtigkeit erzielt haben. Aber ich halte es für enorm wichtig, offen für Kritik zu sein. Gerade deshalb habe ich der Grünen Jugend diese Woche gesagt: Ich kenne das von früher, nicht happy zu sein mit dem Kurs einer Bundesregierung. Aber dann bleibt man doch und kämpft für einen anderen Kurs.

taz: Wir haben noch ein zweites Zitat mitgebracht, aus einem taz-Porträt von 2004. Da heißt es: „Als sich die Bundespartei in Rostock für einen Bundeswehreinsatz in Afghanistan entschied, da hab ich echt gedacht, ich tret aus, ich kann nicht mehr in der Partei bleiben.“

Dröge: Damals habe ich mich gefragt: Ist das noch meine Partei? Aber ich bin geblieben und habe mich für einen anderen Kurs eingesetzt. Ich habe die Agenda 2010 kritisiert und für einen Mindestlohn gekämpft. Und dann haben wir im Bundestag für die Einführung des Mindestlohns gestimmt und aus Hartz IV das Bürgergeld gemacht. Darauf bin ich stolz.

taz: Was verlieren die Grünen mit den Austritten der ­Grüne-Jugend-Spitze: ein paar Klas­sen­kämp­fe­r*in­nen oder das ganze Selbstverständnis, nicht nur öko, sondern auch links zu sein?

Dröge: Was den Klassenkampf angeht, müssen Sie die Ausgetretenen fragen, das will ich nicht zuschreiben. Wir Grüne kämpfen für soziale Politik, auch in der Bundesregierung. Nehmen wir die Steuerpolitik. Letztes Jahr haben wir den Vorschlag gemacht, die kalte Progression nur für niedrige und mittlere Einkommen auszugleichen.

taz: Durchgesetzt haben Sie das nicht.

Dröge: Weil die SPD das leider nicht unterstützt hat. Aber wir haben das 9- und das 49-Euro-Ticket durchgesetzt, das macht den Nahverkehr billiger und ist für Menschen mit geringem Einkommen wichtig. Wir haben die höchste Erhöhung des Bürgergelds und des Kindergelds. Und natürlich hätte ich mir gewünscht, dass sich die SPD mit uns für die Kindergrundsicherung einsetzt.

taz: In Ihrem Brief von 2006 steht auch: „Wir als junge Grüne wollen die Grünen wieder an ihre Grundwerte erinnern.“

Dröge: Das ist keine Frage des Alters. Es ist gut, wenn wir alle an unsere Grundwerte denken. Aber man muss auch in der Lage sein, Kompromisse zu finden. Wenn man an seinen Prinzipien festhält, aber nichts herauskommt, ist niemandem geholfen.

Im Interview: Katharina Dröge

40, ist Volkswirtschaftlerin und Co-Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, seit 2013 ist die Parteilinke aus Köln Abgeordnete. Von 2002 – 2006 war sie Vorsitzende der Grünen Jugend in NRW.

taz: Bei den Realos sind manche froh über die Austritte bei der Grünen Jugend. Dort heißt es auch nach dem Rücktritt von Ricarda Lang und Omid Nouripour, Robert Habeck brauche im Bundestagswahlkampf maximale Beinfreiheit. Im linken Flügel dagegen befürchten manche einen Durchmarsch Habecks, wenn seine Vertraute Franziska Brantner, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, Parteichefin wird. Wie sehen Sie das?

Dröge: Ich bin überzeugt, dass gute Führung nur im Team funktionieren kann. So leite ich mit Britta Haßelmann die Fraktion, und so leiten wir Grüne in Regierung, Parlament und Partei. Außerdem bin ich ein Fan der Doppelspitze.

taz: Aber ganz an der Spitze steht Robert Habeck, der Kanzlerkandidat werden soll.

Dröge: Es ist nun mal nicht vorgesehen, zwei Kanzlerkandidaten aufzustellen. Aber ansonsten ist Führung im Team stärker, weil man nicht nur unterschiedliche Perspektiven gut miteinander verhandeln, sondern gemeinsam den Laden auch besser ziehen kann.

taz: Und was heißt das für die Frage nach der Kombi ­Habeck/Brantner, also einem möglichen Realodurchmarsch der beiden?

Dröge: Das ist ja keine Kombi Habeck/Brantner, sondern eine Kombi Brantner/Banaszak.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

taz: Manche sehen das anders.

Dröge: Ich sehe das so. Ich würde auch keiner Frau ihre Eigenständigkeit absprechen, das ist unfeministisch und wird Franziska Brantner nicht gerecht. Ich kenne sie als Abgeordnete mit starken Überzeugungen, die sich auch nicht immer in Flügel einsortieren lassen.

taz: Aber wenn Habeck und Brantner sich einig sind, wird es Felix Banaszak vom linken Flügel, der mit Brantner für die Posten der Parteichefs kandidiert, nicht leicht haben.

Dröge: Am Ende funktioniert eine Parteispitze gut, wenn die Vorsitzenden gut zusammenarbeiten. Und nach den Vibes der letzten Tage bin ich hoffnungsvoll, dass die beiden das hinkriegen.

taz: Es gibt die Erzählung, dass Robert Habeck beim Rücktritt von Ricarda Lang und Omid Nouripour die Strippen gezogen hat, um Brantner zu installieren. Sie sind als Fraktionschefin Teil der sogenannten Sechserrunde und waren bei wichtigen Gesprächen dabei. Was ist da dran?

Dröge: Ricarda Lang hat gesagt: „Ich habe meine Entscheidung für mich selber getroffen, und wer mich kennt, weiß, dass ich meine Entscheidungen selber treffe.“ Es ist eine Frage des Respekts, zu akzeptieren, dass das so ist.

taz: Also ist da nichts dran?

Dröge: Hat sie ja sehr klar gesagt.

taz: Wir fragen Sie. Ricarda Lang hat in dem Interview, aus dem diese Äußerung stammt, auch eingeräumt, dass man als Parteivorsitzende in den Medien nicht immer ehrlich ist.

Dröge: Ich nehme sie beim Wort.

taz: Die Verärgerung der Wäh­le­r*in­nen zielt auf die Ampel, bei den Grünen zuvorderst auf Robert Habeck. Sind Ricarda Lang und Omid Nouripour eine Art Bauernopfer?

Dröge: Der Bundesvorstand hat sich nach der Europawahl angeschaut, was gut und was schlecht gelaufen ist. Am Ende sind sie zu der Einschätzung gekommen, dass sie es nicht mehr schaffen, die Kraft zu sein, die wir jetzt für Veränderung brauchen. Und natürlich sind die beiden als Parteivorsitzende für die Wahlkämpfe verantwortlich.

taz: Was ist diese Veränderung, die die Neuen jetzt schaffen müssen?

Dröge: Wir sind überzeugt, dass wir die richtigen politischen Lösungen haben. Aber wir müssen stärker in die Auseinandersetzung gehen. Unsere Mitbewerber geben uns für alles die Schuld, bei CDU und CSU ist das ja eine Dauerschleife. Dafür müssen wir uns nicht entschuldigen! Das gilt gerade beim Klima. Friedrich Merz sagt offen, dass er alles rückabwickeln will, was wir beim Klimaschutz geschafft haben. Die Wahl wird eine Richtungsentscheidung.

taz: Was heißt das für Habecks Überlegungen zu den Grünen als Bündnispartei? Die Grünen sind mittiger als je zuvor und stehen bei 10 bis 12 Prozent. Braucht es statt Bündnispartei mehr klare Kante gegen Merz?

Dröge: Es braucht klare Kante gegen die Union. Aber die Bündnispartei ist weiter ein guter Ansatz, wir haben mehr Bündnispartner als früher. Die Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, hat auf dem grünen Zukunftskongress in dieser Woche betont, dass die IG Metall zur Elektromobilität steht und das Verbrenner-Aus nicht infrage stellt. Selbst der Ford-Chef in Köln sagte der Bild, es sei eine absurde Debatte, die Merz da begonnen habe.

taz: Aber mit Ford und der IG Metall können Sie nicht koalieren. Die CDU will nicht mehr mit den Grünen, und das Verhältnis zu Flüchtlings- und Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen war auch schon besser.

Dröge: Die CDU muss das intern diskutieren, und Merz muss aufpassen, dass Markus Söder mit ihm nicht dasselbe macht wie damals mit Armin ­Laschet. Wir Grüne regieren mit allen demokratischen Parteien in den Ländern, und die Umweltverbände und die Klimabewegung sehen sehr wohl, was wir in der Regierung geschafft haben. Es reicht ihnen natürlich nicht. Das ist gut, denn von der Klimabewegung muss der Drive kommen, damit wir im Parlament Dinge durchsetzen können.

taz: Funktioniert diese Arbeitsteilung noch? Die Grünen zielen auf die Mitte, die aber nach rechts gerückt ist. Wo bleiben da die Linken bei den Grünen?

Dröge: Wir haben bei der Europawahl Menschen in alle Richtungen verloren: an die Nicht­wähler*innen, an die CDU und an Volt. Deshalb müssen wir von überall Wäh­le­r*in­nen zurückgewinnen. Also Leute, die sich etwas Progressiveres wünschen, und Leute, die ein bisschen konservativer sind. Das geht mit Klarheit. Und man erreicht auch nicht alle mit einer Maßnahme. Das 49-Euro-Ticket ist da super, wo Bus und Bahn auch fahren. Für die anderen brauchen wir andere Angebote.

taz: Robert Habeck zielt klar auf die ehemaligen Merkel-Wähler*innen.

Dröge: Ein Teil der Menschen, die Angela Merkel wegen „Wir schaffen das“ gewählt haben und die ein weltoffenes Deutschland wollen, sind enttäuscht von der Merz-CDU. Sie zu den Grünen einzuladen ist richtig. Andererseits ist die Mitte teils linker, als man gerade den Eindruck hat: Eine Mehrheit will mehr Umverteilung und einen höheren Mindestlohn. Da liegt die gesellschaftliche Mitte, und die möchte ich überzeugen, uns zu wählen.

taz: Die Grünen haben die Macht verloren, sich selbst zu definieren. Das wird beim Thema Migration ganz besonders deutlich – Sie machen massenweise Zugeständnisse und die dominante Erzählung ist: Weil Sie ideologisch verbohrt sind, bremsen Sie jede Verschärfung aus. Wie kommen Sie da raus?

Dröge: Das ist für uns Grüne tatsächlich kein leichtes Thema, es gibt sehr unterschiedliche Perspektiven in der Partei. Deshalb haben wir uns zu sechst jetzt noch mal gefragt, wie kann da ein Kurs draus werden, der für uns alle und für die Gesellschaft funktioniert? Wir machen zweierlei: Wir verteidigen das Recht auf Asyl und sagen aber auch sehr klar: Wer hier Straftaten begeht, wer hier Terror-Anschläge begeht, der verliert sein Recht auf Schutz.

taz: Sie verteidigen das Recht auf Asyl mit gefängnisartigen Lagern an den EU-Außengrenzen?

Dröge: Die GEAS-Entscheidung, also das Gemeinsame europäische Asylsystem, war eine sehr schwierige Entscheidung für uns Grüne. Wenn ich aber auf die aktuelle Debatte schaue, bin ich froh, dass wir uns auf etwas geeinigt haben. Die CDU will mit der Zurückweisung an der Grenze ja offensichtlich zurück zu einer nationalen Asylpolitik. Wir mussten in den letzten Wochen sagen, was alles nicht geht: die Notlage, eine Obergrenze, das Ruanda-Modell. Das sind im Kern Sachen, die das Grundrecht auf Asyl in Frage stellen.

taz: Sie haben viele Zugeständnisse gemacht, aber die Erzählung bleibt: Die Grünen blockieren aus ideologischen Grünen. Wie wollen Sie das ändern?

Dröge: Indem wir darum kämpfen, dass sinnfreie Vorschläge, die nicht umsetzbar sind, nicht als unideologisch bewertet werden: Wenn Friedrich Merz etwa fordert, rechtswidrig die Grenzen in Europa zu schließen und das einfach drei Monate ausprobieren will um zu gucken, was passiert. Wenn das nicht als unideologisch beschrieben würde, wären wir in der Debatte schon ein ganzes Stück weiter. Es geht der Union ja nicht darum, Vorschläge zu machen, die funktionieren. Es geht darum, den Menschen das Gefühl zu geben, dass Regierung zu wenig macht.

taz: Aber das verfängt. Wie kommen Sie da raus?

Dröge: Ich glaube an die Vernunft im öffentlichen Diskurs. In der letzten Generaldebatte im Bundestag habe ich für die Fähigkeit zu differenzieren geworben. Danach haben mir CDU-Wähler geschrieben, dass sie das überzeugt hat und sie sich für Friedrich Merz schämen. Es gibt viele Menschen, die keine Lust auf dieses Schwarz-Weiß haben. Die müssen wir überzeugen.

taz: Anderes Thema, bei dem Sie in der Defensive sind: Klimaschutz. Wie weiter?

Dröge: Auf jeden Fall lassen wir uns nicht mehr sagen, man dürfe zum Beispiel bei schlimmen Hochwassern nicht über die Klimakrise reden. Dabei muss man genau dann über die Klimakrise reden, wenn uns vor Augen geführt wird, was sie bedeutet. Das zweite ist, dafür mehr zu werben, dass Klimaschutz etwas ist, was Spaß machen kann und mit dem man Geld verdienen oder zumindest sparen kann. Also die Vorteile stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Und das dritte haben wir gerade bei unserem großen Zukunftskongress als Konzept vorgeschlagen: Die dreckigsten Konzerne der Welt wollen wir für ihre Emissionen mehr in die Verantwortung nehmen. Das ist aus meiner Sicht deshalb sinnvoll, weil von konservativer Seite versucht wird, das Thema zu individualisieren und den Leuten schlechte Laune zu machen.

taz: Klimaschutz mit mit dem guten Leben zu verbinden, das haben Sie auf dem Zukunftskongress auch gesagt. Aber viele Menschen empfinden Klimaschutz als Zumutung.

Dröge: Ich persönlich denke, die größere Zumutung ist die Klimakrise – wenn das eigene Haus weggeschwemmt wird oder, noch schlimmer, Angehörige in den Fluten ertrinken. Auch wenn Städte irgendwann so heiß sind, dass man da nicht mehr drin leben kann, ist das eine ziemlich heftige Zumutung. Oder auf den Flüssen keine Schiffe mehr fahren können. Die Maßnahmen, die mehr Klimaschutz bringen, sind dagegen ziemlich zumutungsfrei. Erneuerbaren Energien machen am Ende den Strom billiger, und die Leute, die eine Solaranlage auf dem Dach haben, können sogar Geld damit verdienen. Die Wärmepumpe haben wir so weit runtersubventioniert, dass sie genauso teuer ist wie eine Gasheizung.

taz: Aber vielerorts geht das Geschimpfe schon los, wenn das Wort Wärmepumpe auch nur zu hören ist.

Dröge: Was an der Debatte des letzten Jahres über das Gebäudeenergiegesetz liegt. Vorher haben sich ja sogar alle FPDler in ihre Häuser Wärmepumpen eingebaut – und sie dann später schlecht geredet. Ich finde, es ist keine Zumutung, eine klimafreundliche Heizung einzubauen, für die wir den Leuten 70 Prozent der Kosten schenken. Die Klimakrise ist laut Nachwahlbefragungen eine von zwei großen Ängsten. Wenn die Leute Angst haben, aber nicht die Lösung wählen, dann muss man für einen optimistischen Blick werben und zeigen, dass es eine funktionierende Lösung gibt.

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26 Kommentare

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  • Sie schenken den Leuten 70% der Kosten? Aha. Erstens speisen sich Zuschüsse aus vorher abgezogen Steuergeldern und fallen nicht vom Himmel und zweitens, wer bekommt die denn?

  • Frau Dröge neigt stark zu Kurswechseln



    Die MItte. Ist sie linker oder ist sie weiter links?



    --



    Maximale Beinfreiheit



    taz.de/Wahlkampf-2021/!5782522/



    taz.de/Habeck-Syndrom/!5401443/

  • "Die Mitte ist linker als man denkt". Selten so gelacht! Trittin war (Betonung auf war) vor langer Zeit mal halbwegs links. Mit dem Rücktritt von Lang ist die Linke bei den Grünen vollkommen in der Versenkung verschwunden. Statt zu kämpfen (vor allem für die Grüne Jugend) erkannte Lang , woher der Wind weht und gab auf.



    Abgesehen davon, dass Lang eher nach links blinkte und nicht klar war, was eigentlich ihr Grundfundament in dieser Hinsicht ist. Etwa der Kampf gegen die Ungleicheit bei Vermögen in der BRD, dass zehn Prozent der Haushalte zusammen 60 des Gesamtvermögens besitzen? dass die unteren 20 Prozent überhaupt kein Vermögen besitzen?



    Nein die Grünen haben, wie im Forum richtig vermerkt, die soziale Frage abgespalten, sind längst eine Partei der Großkonzerne geworden, die den Gewinn bei der Energiewende abgreifen wie einst die Ölkonzerne.



    Nicht von ungefähr ist eine ehemalige Spitzengrüne Cheflobbyistin der Autoindustrie.



    Welcher Bürger hat Geld, sich mit ein paar Tausend Euro an einem Bürgerwindrad zu beteiligen? Keiner aus den unteren Verdienstschichten. Grün heißt massive Aufrüstung ohne finanziellen Ausgleich in der sozialen Frage, z. B. im sozialen Wohnungsbau.

  • „Die Mitte ist linker, als man denkt“

    Ein guter und wichtiger Satz. Die liberale Linke - insb. SPD und Grüne und in Teilen die Linksparte - muss sich wieder deutlicher bemerkbar machen und deutlich machen wieso sie die besseren Konzepte haben als antikapitalistische extreme Linke, die immer nur viel Zukunft verspricht aber wenig Gegenwart umsetzt.

    Wir brauchen eine starke liberale Linke, die Mehrheiten schafft.

  • Dröge: "Ich bin froh, dass wir Grüne mitregieren, weil wir große Fortschritte beim Klimaschutz und für mehr Gerechtigkeit erzielt haben."

    In welchem Land war denn das? In Deutschland hat man jedenfalls nichts davon gemerkt, dass die Grünen große Fortschritte beim Klimaschutz erzielt haben (nicht einmal kleine Fortschritte).

    Dröge: "Wir haben die höchste Erhöhung des Bürgergelds und des Kindergelds."

    Ja, die Reichen bekommen jetzt mehr Kindergeld, aber die Armen haben nichts davon, denn die Kinderarmut in Deutschland ist immer noch gleichbleibend hoch. Und die lächerliche Erhöhung des Bürgergelds soll wohl jetzt mit der Verschärfung der Bürgergeldsanktionen wieder zurückgeholt werden.

    taz: Frau Dröge, wir möchten Ihnen etwas vorlesen: „Aus Angst, die Regierungsfähigkeit zu gefährden, wurden Diskussionen erstickt und die Partei auf Einheitslinie gezwungen. Damit muss Schluss ein!“ Von wem stammt das?

    Die jungen Politiker von den Grünen woll(t)en immer eine soziale Umweltpolitik auf den Weg bringen, aber wenn sie dann älter geworden sind, merken sie, dass es sich "als Berufspolitiker auch ganz gut leben lässt" und dann vergisst man schon mal seine grünen Ideale.

    • @Ricky-13:

      "In welchem Land war denn das? In Deutschland hat man jedenfalls nichts davon gemerkt, ..."

      Wie wäre es mit Fakten statt mit populistischem gefühlten Wissen?

      Strom kommt aus der Steckdose, da merkt man vielleicht nichts davon, wie er produziert wird. Dann sollte man aber auch nicht den Mund zu voll nehmen nur weil man gegen die Grünen stänkern will.

      Beim Stromverbrauch z.B. ist der Anteil erneuerbarer Energien in den letzen vier Jahren um 12% gestiegen.

  • Es wird suggeriert, daß die Grünen eine linke Partei sind, die nach rechts gerückt ist. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Denn die Grünen sind eine Umweltpartei, die sich ursprünglich weder als links noch als rechts verstand. Man muss auch ehrlicherweise sagen, daß die Grünen die letzten Jahre sehr weit nach links von ihrem Ursprung gerückt sind. Insofern wäre es aus journalistischer Sicht interessanter gewesen, wie Dröge diese Entwicklung sieht und die langfristige Zukunft. Die Grünen waren am erfolgreichsten als konservativ grüne Partei und sind am verhasstesten wenn sie als links wahrgenommen werden. Ich persönlich finde die Politik der Grünen aktuell und die der grünen Jugend super. Aber eine Partei muss ja nunmal auch Wahlen gewinnen. Deswegen hätte ich mir eine neutralere Sicht beim Interview gewünscht.

    • @Nobodys Hero:

      Die Grünen, mit dem Personal nach 1980, waren nie nur eine reine Umweltpartei. Ihr Hauptaugenmerk war immer schon das durdrücken ihrer Ansichten, und das in allen Bereichen.

    • @Nobodys Hero:

      "Denn die Grünen sind eine Umweltpartei, die sich ursprünglich weder als links noch als rechts verstand. Man muss auch ehrlicherweise sagen, daß die Grünen die letzten Jahre sehr weit nach links von ihrem Ursprung gerückt sind. "

      Mit Verlaub, das ist Quatsch. Richtig ist, dass es am Anfang (!) auch rechte Grüne gab, das hatte sich spätetstens 1980 nach dem dritten Bundesparteitag erledigt. Die Grünen waren im Gegenteil eine linke (Bewegungs-)partei und sind seit ca. 25 Jahren- seit sie die soziale Frage von der Umweltschutzthematik abgespalten haben - immer konsverativer geworden.

      • @pitpit pat:

        "Denn die Grünen sind eine Umweltpartei, die sich ursprünglich weder als links noch als rechts verstand."

        Das waren Sprüche die in grauer Vorzeit existierten. Trotzdem kam es aber zu Abspaltungen konservativer (ÖDP) Parteien und der extremen Linken (Ökolynx). Was blieb war der linksliberale Kern, der auch heute noch die Grünen dominiert.

        Und Umweltpolitik ist in heutiger Zeit ein Kernelement linker Politik.

        Von daher: natürlich sind die Grünen links.

      • @pitpit pat:

        Und dabei sind diese 2 Thematiken nicht von einander zu trennen, wenn man denn eine Lösung für die Umwelt haben will.

        Das dürfte auch den dürftigen Erfolg in der praktischen Umsetzung erklären.

  • Das sind gute Ansätze, zweifellos. Doch eines müssen die GRÜNEN viel mehr berücksichtigen als bisher: Politik läuft sehr stark über Emotionen. Es nützt wenig, sachlich zu argumentieren, wenn andere Angst schüren. So weit braucht diese Partei nicht zu gehen, doch wenn man etwa Klimaschutz so erklärt, dass Oma und Opa begreifen ihren Enkeln ein Leben zu ermöglichen, das mit atembarer Luft, intakter Natur und weniger grundlegenden Sorgen um die Lebensqualität möglich ist, dann ist schon sehr viel erreicht. Es gibt ja auch positive Emotionen....

  • "Aber vielerorts geht das Geschimpfe schon los, wenn das Wort Wärmepumpe auch nur zu hören ist."

    Das war eine Kampagne, finanziert von der Gaslobby. Die haben am meisten dabei zu verlieren.

  • "Die Mitte ist linker, als man denkt“,



    dass sich Frau Dröge da mal nicht täuscht. Diese eklatante Fehleinschätzung des Wahlvolkes grenzt schon an Selbstbetrug.

  • Das klingt nach dem Pfeifen im Wald, kurz bevor man das Schicksal der Linken teilt.

  • Nomen est Omen. Die 2. Reihe der Grünen ist politisch 2. Liga, Dröge ist da unprominentes Beispiel. Von Brandtner/Banaszak hat eigentlich noch nie jemand was gehört, also alles auf Habeck. Das wird vermutlich schiefgehen, wie schon bei der Lindner-Partei eindrucksvoll verfolgen kann.

  • "Wir sind überzeugt, dass wir die richtigen politischen Lösungen haben."



    Das nach drei Katastrophenjahren zu sagen, das verstehe ich einfach nur nicht.



    Was ist das Gegenteil von gut gemacht? - Gut gemeint. Das zieht sich durch alle politischen Themen.

  • Die Mitte sei linker als man denkt?



    Das entspricht leider nicht den Forschungsergebnissen (Verweis auf Mitte-Studien): de.wikipedia.org/w...ich-Ebert-Stiftung

    Man kann sich das nicht zurechtreden. Dazu gehört auch das Verdecken des Klassendünkels der urbanen wohlhabenden Grünen. Wann waren die Grünen das letzte mal "links"?

  • "es ist keine Zumutung, eine klimafreundliche Heizung einzubauen, für die wir den Leuten 70 Prozent der Kosten schenken"



    Beschreibt recht gut das Problem vieler Politiker.



    Der Staat schenkt seinen Bürgern nichts, keinen Cent! Die Subvention für Wärmepumpen (70% !!!) zahlt der / ein anderer Bürger.

    Er nimmt es A ab und verteilt es um an B, C und D (z.B. Spitzensteuersatz). In anderen Fällen nimmt er von B, C und D, um es dann A zu überweisen (z.B. Dienstwagen, Wärmepumpe). Dabei fallen unvermeidbarerweise Transaktionskosten an (Gesetzgebungsprozess, Kontrollen, Sanktionen), welche den Nutzen mindern und im System/dem Staat verbleiben.



    Zusätzlich nimmt er mit Vorliebe von A bis D, um sich selbst und den seinen ein angenehmes Leben (z.B. politische Stiftungen) zu garantieren.



    Subventionen sind in bestimmten Bereichen sinnvoll oder moralisch gegeben (Forschung, Bildung, Grundsicherung für Alte, Behinderte, Kinder, etc.). Aber der Großteil der Subventionen in D sind unnötig bis kontraproduktiv und entziehen dem Bürger Einkommen, über dessen Verwendung er selber sinnvoller entscheiden könnte. Die komplett missglückte Baupolitik ist ein Beispiel hierfür.

    • @Martin Eugenio Restrepo:

      Danke. Ich wäre ja eigentlich grün, da seit 2008 vegan, viel Öko, alleinerziehend.

      ABER: ich bin Leistungsträger. Ich möchte was leisten und es soll sich lohnen. Der Staat klaut mir an Steuern schon monatlich 4.000 EUR, dank hohen Wohnkosten, hohen Kosten für zuverlässige Kita, zusätzlich Babysitting bleibt bei einem guten sechsstelligen Gehalt nicht viel übrig. Mit Wohngeld und Kinderzuschlag hätte ich so viel, wie ich mit 85.000 EUR Brutto verdiene (ohne Berücksichtigung von Kosten für Arbeit wie Babysitting, Putzfrau, Essen liefern lassen). Warum lohnt es sich nicht, für mich zu arbeiten? Wie soll ein Staat funktionieren, in dem man nur als Hobby arbeiten gehen soll?

  • Ich beobachte seit Jahren mit Sorge den Niedergang der Grünen, die mittlerweile sogar in Bremen nur noch knapp über fünf Prozent kommen. Ein wichtiger Faktor dürfte dabei wohl eine gewisse Weigerung sein, mit einfachen Leuten ins Gespräch zu kommen und deren Anliegen ernst zu nehmen.

  • Eine linkere Mitte als vermutet, Vernunft im öffentlichen Diskurs... Das ist schon erstaunlich.

  • Dröge: Erneuerbaren Energien machen am Ende den Strom billiger, und die Leute, die eine Solaranlage auf dem Dach haben, können sogar Geld damit verdienen. Die Wärmepumpe haben wir so weit runtersubventioniert, dass sie genauso teuer ist wie eine Gasheizung.

    Das erneuerbare Energien den Strom billiger macht, dass stimmt doch absolut nicht und entspricht absolut nicht der Realität. Die Preise steigen massiv, auch weil konventionelle Stromgewinnung vorgehalten werden muss.

    Und auch das die Wärmepumpe so teuer wie eine Gasheizung ist, dass stimmt nur teilweise, denn bei der Wärmepumpe kommen die Sanierungs-, Umbau- und Dämmkosten noch on Top. Die machen aber oft 2/3 der Kosten aus bei einer Anschaffung der Wärmepumpe und das wird nicht subventioniert. Daher sind Wärmepumpen in der Regel um einen Faktor x teurer als Gasheizung, auch mit Förderung.



    Zum anderen trifft es nur das Land, weil dort keine Fernwärmeplanung existiert und angeboten wird. Damit wird das Image als Urbane Partei bestätigt!

    Diese Dreizeiler Passage beschreibt das Problem der Grünen perfekt.



    Unehrlichkeit mit den realen Kosten des Klimaschutz.



    Partei für Urbane Oberschicht.



    Sozial eher kühl.



    Klientelpartei.

  • "Ich finde, es ist keine Zumutung, eine klimafreundliche Heizung einzubauen, für die wir den Leuten 70 Prozent der Kosten schenken."



    Ich finde es eine Zumutung mit den 70 Prozent zu werben, wenn diese nur Menschen erhalten die nicht mehr als 40.000 Euro im Jahr verdienen. Alle anderen erhalten gerade mal 30 Prozent. Und das soll dann die Kosten gleichauf mit einem Gaskessel bringen. Da hat sich die Frau aber schlecht beraten lassen. Vielleicht von Habecks Ministerium? Vore dem letzten GEG-Update gab es mehr Zuschuss. Fasst könnte man meinen Altmaier war besser als Habeck. Aber der Schein trügt nur.

  • "Dröge: Weil die SPD das leider nicht unterstützt hat. Aber wir haben das 9- und das 49-Euro-Ticket durchgesetzt, das macht den Nahverkehr billiger und ist für Menschen mit geringem Einkommen wichtig. Wir haben die höchste Erhöhung des Bürgergelds und des Kindergelds. Und natürlich hätte ich mir gewünscht, dass sich die SPD mit uns für die Kindergrundsicherung einsetzt."

    Also das 9€/49€ Ticket war eine FDP (Wissing) Idee. Erstaunlich das ausgerechnet das als Erfolg verkauft wird. Das einzig sinnvolle der FDP in dieser Koalition.



    Bürgergeld und Kindergeld Erhöhung war SPD Politik.

    Im Grunde bestätigt Dröge damit selbst, keinerlei Sozialpolitischen Impact gehabt zu haben. Denn die Kindergrundsicherung kommt so nicht und ist mal völlig vermurkst geplant und vorgebracht von Frau Paus.

  • Die Mitte ist nicht linker, als man denkt.