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Krise bei den GrünenDer Bündnisfall

Was für eine Partei wollen die Grünen in Zukunft sein? Der Rücktritt der beiden Vorsitzenden hat Diskussionen ausgelöst. Eine Analyse.

Robert Habeck tuschelt im Bundestag mit Franziska Brantner – ­seiner künftigen Parteivorsitzenden? Foto: Kay Nietfeld/dpa

So schnell geht also die Kernschmelze. Anfang Juni haben die Grünen ihre Niederlage noch gefasst gefeiert. Es war der Abend der Europawahl, der Bundesverband lud Mitglieder und Journalisten in eine Berliner Konzerthalle ein, und die Stimmung hatte was von einer After-Work-Party. Gut, zwischendurch ätzte schon jemand gegen den Vorstand. Und dass 12 Prozent eine Schlappe sind, leuchtete auch allen ein. Aber hey, früher war es schon mal schlimmer. Ab auf die Tanzfläche.

Drei Niederlagen später, am vergangenen Sonntag in Potsdam, sah es dann anders aus. Einen kurzen Jubel gab es noch um 18 Uhr, denn da stand die ARD-Prognose für die Brandenburgwahl bei 5,0 Prozent. Annalena Baerbock, in der ersten Reihe zwischen der Landesspitze, klatschte aber schon da nur zaghaft. Omid Nouripour schlich ratlos aus dem Pulk. Auf die Bühne gehe er noch nicht, was solle er auch sagen, die Zahlen gäben nichts her.

Drei Tage später. Nouripour und Grünen-Co-Chefin Ricarda Lang treten zurück. Weil es der designierte Kanzlerkandidat Robert Habeck so wollte, wie es später unter Abgeordneten heißt und manche Journalisten raunen? Das ist zumindest in dieser Eindeutigkeit fraglich. Aber wenn entweder der Vizekanzler den Vorstand rauskantet oder andere aus der Partei das fälschlicherweise behaupten und damit beide Seiten mies dastehen lassen – dann ist es für alle unübersehbar, wie tief die Grünen in der Krise stecken.

Am Ende der Woche hat der Rücktritt, der auch innerhalb der Grünen fast alle überraschte, aber zumindest eines bewirkt: Die Partei hat jetzt eine offene Debatte über ihre Strategie im Bundestagswahlkampf und darüber hinaus. Gespräche und Planungen dazu gab es zwar schon vorher, bis zur Wahl bleiben schließlich nur zwölf Monate. Jetzt läuft die Diskussion aber viel bestimmter, auch weil die Positionsbestimmung eng mit der Frage der Nachfolge der Vorsitzenden verknüpft ist. Bis zum Parteitag sind es noch sieben Wochen, bis dann muss das geklärt sein.

Die Strategiedebatte ist außerdem überfällig – allein schon wegen des Negativlaufs der letzten Monate, der bei den Wahlen im Osten sogar an die Existenz ging. Vor allem aber, weil die letzten Jahre – das Regieren und die globalen Krisen – die Position der Grünen im Parteiengefüge vollkommen verschoben haben.

Koalitionspartner heizen Aversionen gegen die Grünen an

Eine Bündnispartei wollten sie vor Kurzem noch werden. Beerdigt ist das Konzept nicht, aber schwer beschädigt. Den Begriff prägten Robert Habeck und Annalena Baerbock, als Vorsitzende noch frisch und aufregend, während sie der Partei ein neues Grundsatzprogramm gaben. Was so eine Bündnispartei ausmacht, formulierte Habeck 2019 in einem viel beachteten Interview mit der FAZ. Unter anderem: Sie stehen mittendrin und regieren in verschiedenen Bundesländern mit fast allen anderen Parteien. „Die Grünen sind in mehr unterschiedlichen Koalitionen als jede andere Partei. Es rückt unsere Partei ins Zentrum der gesellschaftlichen Debatte“, sagte er.

Das ist heute nicht mehr so. Die Grünen stehen viel weiter am Rand. Schon aus rechnerischen Gründen führten mehrere Wahlniederlagen zum Verlust von Regierungsbeteiligungen. Die Linkspartei und mit ihr die allerletzten rot-rot-grünen Träume taumeln dem Ende entgegen. Eine Koalition mit dem BSW hatten die Grünen in Sachsen vorzeitig ausgeschlossen, zumindest in eine Richtung machen sie also dicht. Und in den übrigen Richtungen wenden sich alle anderen ab. Einst wollten die Grünen durch lagerübergreifende Koalitionen Akzeptanz für ihre Politik in fremden Milieus gewinnen. Das klappt heute vielleicht noch in Schleswig-Holstein. Anderswo, auch im Bund, erleben sie das Gegenteil: Koalitionspartner heizen Aversionen gegen die Grünen an.

Regierungsbündnisse sind das eine, gesellschaftliche Allianzen das andere: „Als Bündnispartei definieren wir Ziele, suchen dafür Partner und organisieren Mehrheiten für die nächsten Schritte“, sagte Habeck 2019 in der FAZ. Je nach Thema könnten sich die Mitstreiter unterscheiden, die Gesellschaft sei schließlich komplex geworden. Mal seien es die Arbeitgeberverbände, mal die Zivilgesellschaft, mal beide.

Das ist inzwischen auch nicht mehr so einfach. Die Grünen haben ihre Netzwerke zwar ausgebaut. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) begleitete die Haushaltsverhandlungen im Sommer mit einem Forderungskatalog, den auch jeder linke Grüne unterschrieben hätte: ein 400-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz. Und als Robert Habeck vor Kurzem ein Stahlwerk in Niedersachsen besuchte, das seine Produktion klimafreundlich umrüstet, wären sie ihm da fast um den Hals gefallen. Die Regierung hatte einen Teil des Umbaus bezahlt.

Wenn es beim Regieren konkret wird, bleiben Interessengegensätze aber nicht aus. Die Autohersteller konnte Habeck beim Krisengipfel in dieser Woche nur mit der Ankündigung besänftigen, sich für die Lockerung von EU-Klimaauflagen einzusetzen. So ein Entgegenkommen verärgert auf der anderen Seite Bündnispartner von einst – in diesem Fall sind es die Umweltverbände, bei der Kindergrundsicherung die Sozialverbände, in der Asylpolitik die Flüchtlingsorganisationen.

Realos auf entscheidenden Führungsposten

Dass am Mittwoch der gesamte Vorstand der Grünen Jugend ankündigte, aus der Partei auszutreten und ein neues Projekt zu starten, könnte weitere Brücken in diese Richtung zerstören: Den Kontakt zu linken Bewegungen hielt am Ende vor allem die Jugendorganisation. Und wie viele Mitglieder den Abtrünnigen folgen, ist zwar noch nicht absehbar. Alleine gehen sie aber sicher nicht.

„Ich möchte Vorsitzender für die gesamte Partei sein, ich kandidiere unabhängig von Flügeln.“ Das schrieb Habeck, als er sich 2017 für den Parteivorsitz bewarb, und das klappte ja auch: Zusammen mit Annalena Baerbock bildete er zwar eine Realodoppelspitze. Um die ganze Partei mitzunehmen, setzte das Duo aber auf verhältnismäßig linke Inhalte.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Seitdem die Grünen regieren, sind die Realos auf den entscheidenden Führungsposten in Partei, Fraktion und Kabinett wieder in der Überzahl. Die Gegenseite mitzunehmen funktionierte aber nur bedingt. Die Bruchlinie zwischen den Flügeln wird dadurch wieder sichtbarer. Es gab in letzter Zeit keinen Parteitag, an dem das Regierungshandeln nicht von links angefochten wurde. Am Ende war der Aufstand jedes Mal vergeblich. Deswegen konnte es überhaupt erst zum Exodus der Grünen Jugend kommen.

Die Austritte kann man natürlich ­abtun, wie viele in der Partei es machen: Die jungen Leute hätten eben zu lang im Marx-Lesekreis gesessen. Aber über die letzten Jahre hat sich doch etwas verändert. „Wir müssen uns die Offenheit bewahren, über die so­zia­le Marktwirtschaft hinauszudenken“, hieß es 2019 seitens der Parteijugend – von der damaligen Vorsitzenden Ricarda Lang.

Danach erfolgte deren Weg vom Antikapitalismus in Richtung Mitte recht rasant. Als Parteichefin hielt sie eigene Überzeugungen zurück, bemühte sich um den Ausgleich, forderte einmal sogar in einem gemeinsamen Beitrag mit Winfried Kretschmann schnellere Abschiebungen. Unabhängig von der Frage, ob das zu viel der Geschmeidigkeit war: Vor fünf Jahren fiel es der Partei leichter als heute, das Potenzial am linken Rand zu integrieren.

Habeck will als Merkel+ in den Wahlkampf ziehen

Und in weiteren fünf Jahren? Wie viel dann weggebrochen sein wird, wie sich Gesellschaft und Parteiensystem entwickeln und welche Rolle die Grünen dabei spielen werden, ist offen. In der Strategiedebatte, die jetzt läuft, wird auch darüber nachgedacht.

Habeck, vereinfacht gesagt, will als eine Art Merkel+ in den Wahlkampf ziehen, wie man in seinem Gastbeitrag im Rolling Stone nachlesen konnte (siehe dazu auch die Kolumne auf Seite 6). Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass das funktionieren kann. Das letzte Umfragehoch der Grünen ist immerhin erst zwei Jahre her, und damals gab es auch schon Krise, Krieg und Kompromisse. Es könnte aber auch schiefgehen: Wenn der Kurs auf der rechten Seite nicht mehr richtig zündet und auf der linken zu viel verloren geht, enden die Grünen als mittige Nischenpartei neben CDU und SPD. Links bliebe immerhin Platz für eine neue Kraft – oder aber es verschiebt sich einfach das gesamte Parteiensystem nach rechts.

Das Gegenmodell vieler linker Grüner: nicht die reine Lehre, nicht aufs alte Kernklientel zurückziehen, sondern anders wachsen – mithilfe von Verteilungsfragen. Im Kern ist das über die Flügel hinaus anschlussfähig. Robert Habeck selbst sprach 2019 noch vom „Anspruch auf soziale Sicherheit im Wandel“.

Aber wie radikal darf es sein? Die steilsten Forderungen enthält ein Positionspapier des Europaabgeordneten Rasmus Andresen, veröffentlicht am Mittwoch, kurz nach der Rücktritts­ankündigung. Darin stehen 400 Milliarden Euro für die Infrastruktur, wie beim BDI. Und: 16 Euro Mindestlohn, bundesweite Mietpreisbremse, Vermögensteuer für Superreiche.

Die Milieus der Mitte und die der Prekären, vom Abstieg bedroht oder betroffen, werden für die Grünen erreichbar – die einen wieder, die anderen erstmals. Könnte klappen. Wenn nicht, könnte aber so ein Kurs auch wieder in die Nische führen. Und zwar in die linke. Das wäre aber auch nur der zweitschlechteste Fall. Immerhin wäre die Nische dann wieder besetzt.

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41 Kommentare

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  • Leider !! haben sich die GRÜNEN zu einer ganz normalen Partei zurückentwickelt. Karriere, Machtstreben sind heutzutage die heimlichen Maximen. Standhaftigkeit, Ehrlichkeit und Verständnis für Schwächere - alles vorbei. Stattdessen werden faule Kompromisse eingegangen (CO2 Verantwortung der Ressorts, Glyphosat, Asylthema oder Pazifismus und eben das Klimaziel) die zu einem großen Teil nur als Vorhang dienen, nämlich die dahinterliegenden individuellen Absichten - vom einfachen Abgeordneten bis zur Prominenz. Die beiden hoch gehandelten Namen für den Parteivorsitz sind klassische Beispiele für Karrierepolitiker*in. Und dass eine eigentlich recht fähige Renate Kühnast zu dem Ausscheiden der "GRÜNEN JUGEND" Vorstände nicht viel zu sagen hat, als dass sie "nicht weint" - das bezeichnet die Abgehobenheit, die Entferung von dem Leben in der Gesellschaft und der Partei drastisch. Sie und andere Granden der Partei sollten sich in Weinkrämpfen auf dem Boden liegend winden, dass ihnen die jungen (!!) Leute davonlaufen. Sie haben nicht verstanden, was junge Leute bewegt. Stattdessen wird in dem Laden sehr viel Schönfärberei betrieben - es klingt halt gut.

  • Die Grünen übernehmen Merkels Erbe.

    Eine weitere interessante Transformation dieser doch recht merkwürdigen, irgendwie originellen, an Transformationen reichen Partei.

    Merz bringt die Union wieder in die 90er, d.h. Vormerkelzeit zurück.

    AfD - dann hoffentlich kaputt.

    Links von alldem irgendeine über 5% Partei, die die reine Lehre hochhält. Das meine ich nicht zynisch, man könnte einfach sage: Gesellschaftliche Ideale wachhält.

    Was passiert mit der SPD? Irgendein 15-18% Rest wird sich finden.

  • Es war ein großer Fehler, insbesondere von Fridays for Future und anderen auf die Grünen als Umweltpartei zu setzen. Angesichts der so bescheuerten Blasenbildung in den als Paternoster für Aufstiegswillige wie Habeck und Baerbock genutzten 'Parteien' viele Umweltbewegte lieber 'überparteilich' wirken wollen, aber wenn das dazu führt, das NIEMAND IN den Parlamenten überhaupt die Klimakatstrophe zur Kenntnis nimmt, dann ist JETZT an der Zeit, dass eine ökologische Sammelbewegung eine gemeinsame Liste auch bei Wahlen aufstellt, um die Klimaleugner von den Grünen über SPD, CDU, FDP, BSW und AfD aus den Parlamenten zu drängen, eigentlich gehören alle verboten ! Es sind üble Karrieristen unter den 'Grünen', die ihre Wähler verraten.

    • @Dietmar Rauter:

      "Es war ein großer Fehler, insbesondere von Fridays for Future und anderen auf die Grünen als Umweltpartei zu setzen."

      Es war vor allem ein großer Fehler von FfF sich wegzuducken und der Letzten Generation das Feld zu überlassen.

      Es war der Rückhalt in der Bevölkerung für Klimapolitik, der auch die Ampel mit in die Regierung gebracht hat. Von diesem Rückhalt ist seit dem Agieren der LG nichts mehr übrig.

      • @Rudolf Fissner:

        „Die Menschen glauben gern, was Sie wünschen..." - (Julius Gaius Caesar)

    • @Dietmar Rauter:

      Danke Dietmar, genau so ist es



      die (un)Grünen haben ihre Stammwählerschaft meistbietend nach rechts verscherbelt und meinen



      allen Ernstes (...so hohl kann man doch gar nicht sein.!..) im



      Morast der sog. Mitte der Gesellschaft Stimmen generieren zu können,



      also genau in der gesichtslosen Mitte, deren Klientel eh es alles scheißegal ist, solange sie nichts von ihrer Komfort Zone hergeben müssen.



      Man wählt munter was vermeidliche persönliche Vorteil bringt, heute FDP morgen CDU oder SPD und übermorgen AfD... also auf diese Leute setzen Habbeck & Co??



      Na dann, mehr Spaß am Untergang!

      • @LICUS:

        LIebe/r Licus,



        ich bin ja mit meiner Meinungsbildung noch nicht fertig: Vielleicht gibt es ja doch eine Lösung, wenn wir alle technischen und wissenschaftlichen Erkenntnisse bündeln und eine klimagerechte Welt aus Wasserstoff und Strom hinbekommen. DAS GEHT ABER NUR GEMEINSAM, wenn wir alle daran wirklich Interessierten zusammenbringen in einer nur am Gemeinwohl ausgerichteten Gesellschaft, die von der Politik entsprechend gefördert wird. Das ist mit DIESEN (blinden) Parlamentariern aber nicht zu machen, die bei den althergebrachten Gesellschaft Stiefel lecken. Und: Wie kommen wir dahin, den Menschen diese Zukunft schmackhaft zu machen ? Der Umbau auf CO²-Neutralität ohne Bestechungsgelder, ohne die Scheichs, als Gemeinschaftsaufgabe gemeinsam finanziert.... Wir wissen doch schon genug dafür.

  • Richtiger Diskussionsansatz wäre wohl, ob die Trennung von Amt und Mandat richtig ist. Die Kombinationen Habeck/Lang und Scholz/Esken versteht als Außenstehender niemand so richtig und oftmals beschleicht einen das Gefühl der Opposition in eigenem Lager.

  • Die Grünen haben fertig. Als linke Partei sind sie so glaubwürdig wie die SPD, und eine etwas grünere CDU braucht keine(r).

    • @Okti:

      Nun ist aber die gesamte Gesellschaft einen Schritt nach rechts gerückt.

      Eine weitere linke Partei unterhalb der 5-Prozent-Hürde braucht auch keiner.

      Sie sehen ja, wieviel Glaubwürdigkeit die Linkspartei gerade genießt.

      Wieviel Potential sie hätte, können Sie am Erfolg des BSW ablesen.

      • @rero:

        Die Aussage wiederspricht sich. Wenn die Gesellschaft nach rechts gerückt ist, heißt das nicht, dass linke Parteien auch nach rechts rücken müssen, und wenn sie es tun, dann sind sie halt nicht mehr links. Wenn die Gesellschaft, angeheizt durch die rechten Hetzmedien und sozialen Medien, linken Parteien nur unter 5%, an Stimmen gibt, dann ist das halt ein Armutszeugnis für die Menschen, da Nazis und Faschisten ganz sicher keine Lösungen anbieten.



        Das BSW ist eine nationalistische, autoritäre Partei, deren Mitglieder haben gut daran getan die Linke zu verlassen, weil sie ohnehin nicht (mehr) links sind.

  • Wenn die CDU unter Merz nach rechts rückt, dann sollten auch die Grünen zusehen, diese zu besetzen und nicht Olaf Scholz überlassen.

    Und bei einer konservativen Linken a-la BSW scheint auch noch ne Menge Potential zu stecken, wenn man den populistisch verwirrten Wählern deutlich den Kopf durchspülen würde.

    Von den "woken" Linksparteiwählern, die an einem erneuten Einzug der LP nicht mehr glauben ganz zu schweigen.

    Es ist eine Menge Potential da.

  • Die Grünen sprechen ja gerne von einem „Angebot“, das sie den Wählern machen. Vielleicht sollten sie sich endlich einigen, worin das Angebot besteht.



    Mehr in Richtung „Mitte“ (Realo-Variante) oder in Richtung „Linksgrün“ (die Bezeichnung sagt es). Der Spagat, den die Grünen seit Jahren versuchen ist offensichtlich gescheitert. Zeit, sich ehrlich zu machen.

    Meinem Eindruck nach tendiert eine (Realo-)Mehrheit in der Partei in Richtung Machterhalt, was bedeutet, maximale Anpassungsfähigkeit, was zwangsläufig zur Aufgabe urgrüner Überzeugungen führt. Beispiele dafür, was das bedeutet, gibt es genug. Nur – eine solche Partei braucht niemand.

    Die (linksgrüne) Minderheit hingegen muss der Tatsache ins Auge blicken, dass der Zeitgeist von rechts und ihr also ins Gesicht weht. Sie kann nur darauf hoffen, dass sie (vielleicht zusammen mit der ebenso unter Druck stehenden Linken?) eine zur Zeit vakante Position besetzt: die einer ökologisch-sozialen Partei, die es wagt, auch die Systemfrage zu stellen, was – das muss man zugeben - das Risiko beinhaltet, in Schönheit zu sterben.

    Keine leichte Wahl, aber eine, die zu treffen ist. So weitermachen wie bisher ist jedenfalls keine Option.

  • Die linke Nische ist doch besetzt…allerdings haben die Platzhalter sehr aktiv daran gearbeitet, diese mit Blick auf die Wählerstimmen deutlich zu verkleinern. Da ist für die nächsten Jahre keine Änderung in Sicht…

  • Aus der Sicht eines eher konservativ eingestellten Menschen möchte ich darauf hinweisen, dass dies durchaus eine Chance für die Grünen sein kann. Denn es gibt eine ganze Reihe von Menschen, die sich gerne für Ökologische Politik, Nachhaltigkeit und Klimaschutz einsetzen wollen, sich aber vom linken Flügel der Grünen eher abgeschreckt fühlt.



    Eine nicht-linke Partei mit Ökologischem Schwerpunkt hat morgen meinen Mitgliedsantrag,

    • @Jürgen Meyer:

      Die ÖDP gibt's schon seit über 40 Jahren. Mit der kannst Du in Bayern nicht nur Pferde stehlen sondern sogar Bienen retten.

    • @Jürgen Meyer:

      Meinen auch :-)!

    • @Jürgen Meyer:

      ÖDP ???

    • @Jürgen Meyer:

      Warum scheiterte die ÖDP von Herbert Gruhl ? Als eher links eingestellter ehmaliger Grüner weiß ich den humanistischen Ansatz durchaus zu schätzen. Es sind aber globale und ökonomische Bedingungen. die die Klimakatstrophe verursacht haben und den Menschen hierzulande ihre Arbeit nehmen, nicht zuletzt, weil Technik, die dem Menschen ersetzt keine Rückstellungen für Renten oder Krankenkassen notwendig macht. In China findet die Altenbetreuung durch Überwachungsgeräte im Schlafzimmer statt und beim exitus wird abgehakt, moderne Zeiten !

      • @Dietmar Rauter:

        In Bayern, wo ich lange wohnte, hatte sie auf Gemeindeebene durchaus mal Erfolg (sie war glaub ich auch mal im Münchner Stadtrat).

        Ende der Neunziger hatte sie auch an der Abschaffung der überflüssigen "2. Kammer" Senat wesentlichen Anteil.

        Alle diese Erfolge versauten sie sich dann selber mit dem Volksbegehren gegen das Rauchen in Gaststätten. Wer so was in Bayern macht (selbst im Erfolgsfall), ist politisch erledigt. Initiator Frankenberger wurde in keine Kneipe mehr gelassen und musste zeitweise nach Österreich auswandern.

  • Als hätten wir ein Asylproblem. Die Grünen sind der billigen Masche von Trump/AfD aufgesessen, dass etwas wahr ist, sobald es oft genug wiederholt wird.



    Asylkrise, das kommt noch. Wenn wir den Grosskonzernen weiterhin die Weg freihalten für schädliche Technologie, das Klima sich weiter so rasant erwärmt und dadurch immer mehr Leute aus den unwirtlich gewordenen Ländern nach Europa rübermachen.



    Wer die Zahl der Asylanten wirklich vermindern will, muss sich dafür einsetzen, dass es in deren Herkunftsländern keinen Krieg gibt, sie nicht in steigenden Meeren versinken und eine lebenswerte Umwelt erhalten bleibt.



    Alles andere ist ungrün. Also ungefähr das, was die Grünen heute so machen.

    • @Stechpalme:

      "...billigen Masche von Trump/AfD aufgesessen, dass etwas wahr ist, sobald es oft genug wiederholt wird."

      So sehr es schmerzt, muss man sich ernsthaft mit der Frage befassen, inwieweit das nicht nur "Masche" sondern politische Realität ist: Wieviel von der politischen Einstellung eines Menschen korrespondiert wirklich unmittelbar mit der für ihn aus erster Hand erlebbaren Realität, wieviel ist "gemacht"? Wieviel, umgekehrt, kann man an bloß "gefühlten" Problemen wieder wegschaffen, indem man AUCH nur das Gefühl vermittelt, sie würden entschieden angegangen? Tariert man dabei die wechselseitigen Übertreibungen aus (Bauscht also die Lösung genauso auf wie das Problem) ist sogar der reale Effekt nachhaltig.

      "Populismus" ist ein so negativ besetztes Wort, weil es eigentlich die Menschen beschreibt, die derartige Gefühle ausnutzen, um Machtfragen zu klären. Geht man altruistischer ran und konzentriert sich auf Lösungen, ist das Konzept für eine wirksame Politik in einer (Medien-)Demokratie eigentlich unerlässlich.

      • @Normalo:

        Sehr guter Einwand.

    • @Stechpalme:

      Wir haben das Asylproblem nicht wegen dem Klima sondern wegen Russlands Aggressionen.

      Die Hauptkonfliktherde, die zu Millionen von Flüchtlingen führten - Syrien und Ukraine - hat Russland zu verantworten. Damit will Putin, über die europäische extreme Rechte, auch Europa und DE klein kriegen.

      Es gibt keine Partei wie die Grünen, die diese Zusammenhänge so klar erkannt hat und eine deutlichere Position gegen Putin vertritt.

      • @Rudolf Fissner:

        Genau so ist es!

  • Kaum etwas über die andere drängenden Probleme wie niedrige Löhne, Rente und daraus resultierende Altersarmut. Nach außen wirkt das so als haben Grünen-Politiker und -Wähler da keine Probleme und alle ihr Schäfchen im Trockenen, damit findet man keine neuen Wähler. Stattdessen Diskussionen über Kanzlerkandidaturen und leider "Wasserstoffwirtschaft" die momentan soweit von der Realitöt entfernt ist wie die "Kernfusion". Ist da Angst der BDI mag euch nicht mehr? Der BDI hat keinen Plan, der will nur Steuergeld und mit den Gewinnen abhauen.



    Wie wäre es mal wieder kommunal was anzustoßen, man kann bei Energiewende und Klimaschutz (und Schutz vor den Folgen des Klimawandels) so viel kleinteilig machen und die Menschen dabei mitnehmen. Wir sind ein Land von Selbermachern, aber Förderung für Maßnahmen an Wohnungen und Gebäuden gibt es nur, wenn alles von Firmen gemacht wird und vom teuren Berater abgenommen wird. Hier anstetzen, fachliche Unterstützung beim Selbermachen und kostenfreie Abnahme durch die Kommune.



    ... als nur ein kleiner Ansatz von vielen möglichen, statt freischwebende Themen ohne Alltagsbezug wie "feministische Außenpolitik".

  • Die größten Erfolge nicht nur in Umfragen, sondern auch bei Europa- und Bundestagswahl hatten die Grünen, als die Parteivorsitzenden Habeck und Baerbock hießen. Das sollte Kompass sein, wie sich die Partei programmatisch und personell aufstellen sollte.

  • Bei denen muss langsam mal die ein oder andere Grundsatzfrage gestellt werden. Aktuell weiß man ja überhaupt nicht mehr wo sie stehen.



    Wobei eigentlich schon seit ein paar Jahren, Klimaschutz und Umweltschutz kollidieren ja etwas miteinander (Beispiel LPG Gas).

    Aber auch ganz allgemein bei Sozialen Fragen oder der Migration. Von Links bis Rechts passt da oft alles irgendwie.



    Da ist Özdemirs Interview gerade ein gutes Beispiel, wo er sich gegen die aktuelle Migrationspolitik stellt, während andere Grüne ein "weiter so" fordern, und wieder andere sogar Austreten um ebenfalls ein "weiter so" damit zu propagieren.

    Aktuell und die letzten Jahre, sind die offensichtlich nur ein wilder Haufen zusammengewürfelter Leute die irgendwie Links, aber ansonsten völlig Unterschiedlich sind.



    Das Empfinden die Leute zurecht als Verrückt und natürlich traut man solchen Leuten nicht zu die gerade ziemlich brennenden Probleme die wir haben, auch nur im Entferntesten angehen zu können.

    Wenn die Partei eine Person wäre, dann wäre sie bei diesen krassen Gegensätzen, ein Fall für die Psychiatrie.



    Die müssen sich endlich mal ordnen und darüber einig werden, was sie überhaupt für Politik wollen...

    • @Rikard Dobos:

      Die Einigung kriegen die Grünen aber gerade nicht besser hin.

      Sie erinnern sich an die Studie, dass die Grünen-Wähler sich etwa genau so stark in ihre Blase zurückziehen wie die AfD-Wähler?

      Die Grünen erfüllen gerade eine wichtige Funktion für die Gesellschaft.

      Sie nehmen dieses Klientel, das als akademisch gebildete obere Mittelschicht gesellschaftlich wichtige Positionen besetzt, mit in die Veränderung.

      In dem sie Grundsatzfragen stellen.

      Das muss Konflikte hervorrufen.

      Da wird ja Lebenssinn infrage gestellt.

  • Danke für die Analyse.



    Sowas hilft weiter, wenn es um Perspektiven für eine linke Politik geht. Egal ob mit oder ohne die Grünen.



    Vielleicht können sie nach Gründung oder Stärkung einer linken Alternative (Neue Partei, Stärkung der Linkspartei oder bisheriger Kleinparteien) trotzdem zukünftig noch eine Rolle spielen. Ähnlich wie Merkel, die nach Fukushima ja auch die Reißleine gezogen hat.

  • Sicher ein wichtiger Teil der Erklärung für die sinkende Popularität der Grünen (der auch andere Parteien jetzt und immer wieder betrifft):

    Manche Grünen-Wählerinnen und -Wähler haben anhand der Regierungspolitik erst gemerkt, was sie da eigentlich unterstützt haben ...

  • Das „Magazin aus Hamburg" (© 1962 Heinrich Böll als ,Lohengrien') sieht Möglichkeiten..



    www.spiegel.de/pol...-ad2a-6afc4791f3f7

    • @starsheep:

      Will sagen: Robert Habeck ist es egal, wer unter ihm die Parteivorsitzenden sind....

  • "„Ich möchte Vorsitzender für die gesamte Partei sein, ich kandidiere unabhängig von Flügeln.“ Das schrieb Habeck"

    Erinnert an Otto: "Ach wissen Sie, ich halte nichts von den Rechts- Linksklassifizierungen. Hauptsache ich komm gut, sitz fest drin und brauch nicht wieder raus."

  • Danke für diese grünen Innenansichten.



    Die derzeitige Entwicklung ist nicht gerade eine linke.



    Interessant finde ich, dass einerseits linke Erneuerung und andererseits Merz die Grünen retten sollen.



    Das passt eher nicht und wie "Linke" auf die Idee kommen, mit der CDU könnte man/frau die Schuldenbremse lockern, entbehrt ebenfalls jeglicher Realität.



    Bei "Neuausrichtungen" sind folgende Punkte zu beachten:



    Die Linke geht gerade unter, wer diese Position besetzt, dem wird es ähnlich ergehen.



    Die Wahrscheinlichkeit, dass wir wieder 2Parteien Mehrheiten im Bund erreichen, ist gering.



    Im Gegenteil, mit der Akteurin BSW, an der derzeit kein Weg vorbei führt, wird die Situation, bzw. mögliche Koalitionsoptionen noch schwieriger.



    Auch wenn die Meisten das ÜberdieAmpelGejammer von früh bis spät herunterbeten, welche bessere Option liegt denn gerade auf dem Tisch?

  • Bloss keine Schwächen zeigen ! Interessanterweise haben gerade die CDU-'Partner' die Grünen in Baden-Württenberg, NRW und Schleswig-Holstein zu einem Flüchtlings-Deal genötigt und damit den Weg frei gemacht für weitere Koalitions-Zugeständnisse. Es geht um viele schöne Jobs, die jetzt wichtiger sind als Renten, Klima und Menschenrechte. Kein Wunder, wenn der Parlamentarismus leidet und sogar auch noch Sahra Wagenknecht und die Rechten von diesem Theater profitieren. Weiter so ?

  • 6G
    611245 (Profil gelöscht)

    Zeitgeist. Die Grünen reiteten immer auf dem Zeitgeist. Zu Beginn prägten sie ihn noch. Aber der weht nun ganz entgegengesetzt. Queer, Migration, Energiewende, Friedenspolitik. Achja und Corona nicht zu vergessen. Alles Themen, wo die Grünen als Treiber stehen und ebendiese Themen sind momentan regelrecht verhasst.

    Ob das logisch ist, ist eine ganz andere Frage.

    • @611245 (Profil gelöscht):

      Man kann ja ein logisch denkfähiger Mensch bleiben, auch wenn mancher MP etwas anderes vor- bzw. den blbr seines Landes nachmacht.

    • @611245 (Profil gelöscht):

      Friedenspolitik? Die Grünen?



      Neben der CDU gibt es keine Partei im deutschen Parteienspektrum, die dermaßen alle Konflikte, die es so auf der Welt gibt, anheizt, wie die Grünen!

      Ukraine? Hier gibt es keine Strategie außer einen hundertprozentigem militärischen Sieg der Ukraine. Hier haben die Grünen nichts außer Krieg anzubieten.

      Naher Osten? Hier gibt es zwar immer mahnende Worte von der Außenministerin, wenn es jedoch um Konsequenzen geht, um Druck und natürlich auch Angebote - Verhandlungen halt, versteckt man sich hinter der Staatsräson und das wars.

      China - Auch hier ist die Partei komplett auf Konfrontation. Baerbock lässt keine Gelegenheit zur diplomatischen Provokation aus. Das führt am Ende wieder nur zu Gewalt. Zu Forderungen gehören auch Angebote. Wenn man will, dass China uns entgegen kommt, muss man ihnen auch etwas anbieten, dass es sich für sie lohnt. Aber Fehlanzeige, wir fordern Gehorsam, keinen Austausch auf Augenhöhe, das funktioniert nicht mehr.

      Dass die Grünen eine desaströse Außenpolitik zu verantworten haben, ist ein wichtiger Grund, warum die Partei so abfällt.

    • @611245 (Profil gelöscht):

      ritten, bitte.