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Heizungen in DeutschlandDreckig ist vor allem der Bestand

Der Anteil von Heizungen, die mit nichtfossilen Energieträgern betrieben werden, wächst nur langsam. Das Problem sind die Altbauten.

Rauchende Schornsteine in einer Wohnsiedlung im Winter Foto: Sven Eckelkamp/imago

Zum ersten Mal gibt es eine vollständige Erhebung, mit welchen Energieträgern die Heizungen in allen Wohngebäuden in Deutschland betrieben werden. Die Informationen sind Teil der Zensusdaten, die das Statistische Bundesamt am Dienstag vorgestellt hat. Stichtag der Ermittlung war allerdings der 15. Mai 2022, also ein Termin vor dem Beginn der Heizungsdebatte, die im Sommer 2023 Fahrt aufnahm. Der Zensus ist eine Volks-, Gebäude- und Wohnungszählung, die alle zehn Jahre stattfindet, zuletzt 2011.

43,1 Millionen Wohnungen gab es laut dem Bundesamt zum Stichtag in Deutschland, das waren 2,5 Millionen mehr als 2011. 56 Prozent davon wurden mit Gas, 19 Prozent mit Öl beheizt, in drei von vier Wohnungen kamen also fossile Energieträger zum Einsatz.

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Erneuerbare Quellen wie Holz oder Wärmepumpen machten im Gesamtbestand nur 7 Prozent aus. Dabei gab es große Unterschiede: „Im Neubau ab 2016 wird in jeder vierten Wohnung eine Wärmepumpe eingesetzt“, sagt Oliver Heidinger, Präsident des Statistischen Landesamts Nordrhein-Westfalen. Der Anteil von Gasheizungen in den neuen Gebäuden lag im Mai 2022 bei rund 39 Prozent, mit Öl wurde kaum noch geheizt. Fernwärme machte weitere 15 Prozent aus.

Zahlen des Bundesverbands Wärmepumpen zeigten, dass der Anteil der Wärmepumpen seitdem noch stärker gestiegen ist. 2022 waren demnach bereits 57 Prozent aller Neubauten mit Wärmepumpen beheizt, 2023 wurden 356.000 Wärmepumpen verkauft.

Je neuer ein Gebäude, desto teurer die Miete

Ebenfalls zum ersten Mal erfasste das Statistikamt im Mai 2022 die bundesweiten Mieten. 7,28 Euro pro Quadratmeter zahlte man im Schnitt netto kalt. Gerechnet auf eine 40-Quadratmeter-Wohnung, sind das 291,20 Euro. Dabei gibt es je nach Region enorme Unterschiede. Vor allem in Großstädten ist Wohnen teuer, am teuersten in München. Dort lag der Quadratmeterpreis bei 12,89 Euro, in Frankfurt am Main waren es 10,58 Euro. Am günstigsten waren die Mieten in Sachsen-Anhalt mit 5,38 Euro. Berlin lag nur knapp über dem Durchschnitt bei 7,67 Euro.

Grundsätzlich gilt dabei: Je neuer ein Gebäude, desto höher die Miete. „Eine Ausnahme vom Bundestrend bildet Hamburg, wo die älteren Wohnungen eine deutlich höhere Quadratmetermiete aufweisen als diejenigen mittleren Baualters“, sagt Oliver Heidiger. Vor 1919 gebaute Wohnungen waren zum Stichtag sogar fast so teuer wie solche mit Baujahr 2016 plus.

Weiteres wichtiges Ergebnis des Zensus: In Deutschland leben weniger Menschen als angenommen. 82,7 Millionen Menschen sind es insgesamt, 1,4 Millionen weniger als gedacht. Der Grund für den Fehler ist, dass die Zahlen seit der letzten Volkszählung von 2011 einfach fortgeschrieben wurden. Abweichungen können etwa entstehen, wenn Menschen auswandern und sich nicht abmelden.

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Die Korrektur ist wichtig für Politik und Verwaltung: „Wenn Sie Fehlplanungen verhindern wollen, müssen Sie alle zehn Jahre den Zensus als Inventur durchführen, sonst läuft man Gefahr, Fehler mitzuziehen und eine völlig falsche Vorstellung von der Bevölkerungsstruktur zu bekommen“, sagt Stefan Dittrich, der fachliche Projektleiter des Zensus 2022.

Planmäßig hätte die Erhebung ein Jahr früher stattfinden müssen, sie wurde aber wegen der Coronapandemie verschoben. Wie schon 2011 stützte sich das Statistische Bundesamt maßgeblich auf bestehende Register wie zum Beispiel das Einwohnermeldeamt. Um Fehler herauszufinden, wurden zusätzlich 12 Prozent der Bevölkerung online oder persönlich befragt. Lücken und falsche Daten konnten so identifiziert und rausgerechnet werden.

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56 Kommentare

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  • Altbauten sind kein Problem, sondern zeigen oft menschlichere Architektur als die heutigen Klötze.

    Statt alles zu dämmen und neu zu bauen (Stichworte Sondermüll und graue Energie) sollten wir klimafreundliche Energie vorantreiben.

  • Mich wundert, dass so gut wie nie Splitklimageräte erwähnt werden. Diese sind leicht nachrüstbar und billig. Im Sommer läuft sie als Klimaanlage und im Winter als Wärmepumpe. Nachteilig ist m.E. allein der Umstand, dass es eine Luftheizung ist und damit nicht geräuschlos und eine Luftbewegung spürbar ist.

  • Im Artikel wird von einer vollständigen Erhebung gesprochen - es gab aber nur selektiv Fragebögen, deren Beantwortung freiwillig war. Damit ist die Qualität der Daten mit denen einer Umfrage vergleichbar. Lediglich das Gerüst aus den Meldedaten ist wirklich belastbar.

  • Ich begreife unsere Regierung nicht. Wir müssten den Klimawandel als Kriegswirtschaft angehen. 200 Milliarden Investitionen pro Jahr durch den Staat, 30 Jahre lang.

  • Was mich an solchen Kommentaren ärgert ist, dass zwei wesentliche Aspekte kaum Berücksichtigung finden.

    Der erste wären die Kosten. Es gibt nicht wenige, bei denen die Finanzierung einer Immobilie quasi "auf Kante genäht" ist. Nun möchte man meinen, die seien selbst Schuld und könnten zur Miete wohnen. Aber dann schaut man sich die Mietpreise an und stellt dabei fest, dass Realität und Mietspiegel weit, weit auseinander klaffen und Menschen quasi in die eigene Immobilie "flüchten", weil diese gerade so noch leistbar ist. Und hier spielen bei der Heizung die enormen Preisunterschiede eine Rolle. Fernwärme ist keine Alternative, weil viel zu teuer.

    Der zweite, noch wichtigere Aspekt sind baurechtliche Beschränkungen bei WP und PV. Sprich Mindestabstände, welche sich in Reihenhaussiedlungen u.ä. nun einmal nicht einhalten lassen. Dass irre dabei ist, dass ich persönlich keine WP aufstellen darf, weil ich die 3m zur Grenze des Nachbarn nicht einhalten kann. Aber selbst wenn diese direkt draufstünde, wären es mindestens 5m zum Fenster des Nachbarn. Eine rechtssichere und grundsätzliche Entscheidung gibt es nicht.

  • 4G
    48798 (Profil gelöscht)

    Über 70% der Bestandsgebäude weisen eine mangelhaften bis schlechten Energiestandard auf.



    idR lassen sich solche Gebäude nur mit völlig unverhältnismäßig hohen Investitition energetisch sanieren.



    Die meisten Eigenheimbesitzer können sich das nicht leisten, die Bafa-Zuschüsse wurden von RH gesenkt und sind keinesfalls ausreichend.



    Die Vorlauftemperaturen der Heizungen in solchen Gebäuden liegen zwischen 60°-70°.



    Da eine energetische Sanierung idR ausfällt, muß eine Wärmepumpe hier im unwirtschaftlichen Bereich arbeiten.



    Die Strompreise werden durch überhöhte Netzentgelte und Förderung fossiler Energien künstlich hochgehalten.

    Dänemark hat dieses Problem durch die Einführung von sog Nahwärmenetzen (Local District Heating) gelöst: Diese liefern hohe Vorlauftemperaturen. Die Kosten werden über Energiegenossenschaften umgelegt.



    Das ist sozial und erfolgreich. 66% der Wohngebäude sind her bereits umgestellt.

    In Deutschland wird diese Lösung leider viel zu wenig beachtet.

    • @48798 (Profil gelöscht):

      Und wo nehmen die Nahwärmenetze ihre Wärme her? Etwas anderes als Kohle, Öl oder Gas? Auf Island ja, aber Dänemark?

  • Schaut man sich die Verteilung der Wärmepumpen an und vergleicht dann mit einer Karte der Grünen-Hochburgen bei Wahlen, dann kann man doch schon ein wenig enttäuscht sein. Diese Gegenden sind nun alles andere als führend bei den Wärmepumpen.

    • @Niederrheiner:

      Wenn man die Karte mit der Verbreitung der Störche in Beziehung setzt, fallem einen auch gleich frappierende Überschneidungen auf. 🤪

    • @Niederrheiner:

      Ja - Wahnsinn

      Freiburg: 2%



      Heidelberg: 1%

      Ein so großer Abstand zum Bundesdurchschnitt oder gar zu den besten Landkreisen lässt sich auch nicht annähernd mit "musealer Altbau mit Landhauscharme" erklären.

    • @Niederrheiner:

      Den musealen Altbau mit Landhauscharme gibt's halt auch nicht mit Energieausweis A++ und Volldämmung auf Premium-Niveau.

      Genauso wie auch die EEG-Umlage seit ihrer Einführung prinzipiell nur Geld von den Stromkunden zu den Investoren und Betreibern von Solaranlagen schaufelt...

      Der Wahnsinn wäre ja beinahe komplett gewesen. Alte, dreckige Ölheizungen durch im Vergleich sehr viel sauberere Gasthermen zu ersetzen, die noch dazu mit Biogas betrieben werden können, wäre ja fast unmöglich geworden, wenn der ursprünglich beabsichtigte Entwurf der Grünen durchgegangen wäre.

      Wenn man das mögliche verhindert, indem man das Unmögliche als einzige Option darstellt, tritt man am Ende auf der Stelle.

      • @Metallkopf:

        "Wenn man das Mögliche verhindert, indem man das Unmögliche als einzige Option darstellt, tritt man am Ende auf der Stelle."

        You made my day. Mit diesem Sherlockesken Zitat kann man den grünen Wandel und sein Scheitern gut erklären. Für mich trifft er auch auf die Verkehrswende zu.

  • Wenn man das ändern möchte, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder die fossilen Rohstoffe so verteuern, dass sich die keiner mehr leisten will und manche wohl auch nicht mehr wirklich können. Oder der Staat tritt viel stärker ohne langwierige Einzelfallprüfungen in finanzielle Vorleistung und lässt sich aus der prognostizierten Einsparung das Geld zurückzahlen.

    • @vieldenker:

      Auch schön. War das nicht auch mal so ein Sarrazin-Vorschlag? Lieber mal einen Pullover mehr anziehen, statt die Heizung aufdrehen?

    • @vieldenker:

      Der Staat könnte quasi auch als Betreiber in Erscheinung treten. Er setzt PV auf eine Dachfläche, verkauft den Strom zum Festpreis über die festgelegte Laufzeit an den Besitzer der Immobilie und verdient zusätzlich an der Einspeisung. Und bei der WP verkauft er die Wärme.

    • @vieldenker:

      Wärmepumpen rechnen sich oft nicht. Leitungskapazitäten sind oft nicht vorhanden. Und klar ist auch, dass die Politik gewählt werden will. Ein Umbau dauert nicht Monate, sondern Jahre. Dazu braucht es auch die, die umbauen sollen.

    • @vieldenker:

      Wenn das der richtige Weg wäre, sollten doch zunächst mal alle Gebäude im staatlichen Besitz gemacht werden - Schulen, Rathäuser, usw.

      • @ValueFreak:

        Eine sehr gute Idee, weil hierbei auch Erfahrungen gesammelt werden können und gute Beispiele gegeben werden.

        Kann das barocke Rathaus fossilfrei geheizt werden, klappt das auch mit dem Altbau-Wohnhaus.

  • So lange Strom aus Verbrennung von Kohle und Gas kommt (D) versus Wind- und Wasserkraft (S), verbietet sich doch die Diskussion. Das ist dieser typische Äpfel mit Birnen Vergleich. Wir können nicht mit der Brechstange herbeiführen, was jahrzehntelang verpennt wurde. Wer glaubt denn, dass grüner Strom wirklich sauber ist!

  • Die Fernwärme gehört nicht in die Reihe der Energiequellen. Sie ist das dritte Element der Reihe mit Etagen- und Zentralheizung. Genaue Zahlen habe ich gerade nicht, aber der Anteil von Kohle und Heizöl scheint mir in Fernwärmeanlagen erheblich höher als in Gebäuden.



    Pumpspeicher und Biomasse habe ich im anderen Kommentar als nicht eindeutig zuzuordnen weggelassen. Ein Teil des Stroms kam auch von da.

  • Also der Bestand ist dreckig und das aus den Steuern der anderen geförderte Neue blütenweiß wie frischer Schnee. Klingt wie "four legs good, two legs better".



    Sehen wir uns die elektrische Wärmepumpe einmal an. Geheizt habe ich im gut isolierten Neubau dieses Jahr fast überhaupt nur vom 7. bis 20. Januar. (Mit der Heizung. Jetzt im Sommer spüre ich die Wärme meiner Elektrogeräte und Beleuchtung leider auch.) Nehmen wir bei Agora als typischen kalten Tag den 11. Januar. Der Strom kam mit 955 GWh aus Gas, Stein- und Braunkohle und mit 210 GWh aus Wind, on- und offshore, sowie Solar. Unsere von Anfang an mitgeplante Wärmepumpe brachte auch an dem Tag eine halbwegs anständige Arbeitszahl (Meßwerte habe ich nur monatsweise), bei Nachrüstlösungen sieht das anders aus. Aber für 344 GWh Strom wurden mindestens 688 GWh Gas gebraucht, für 386 GWh 1287 GWh Braunkohle und für 225 GWh rund 563 GWh Steinkohle. Das sind also zusammen 2538 GWh Brennstoff, mit denen man auch direkt hätte heizen können. Eine gute Niedertemperaturwärmepumpe sieht auch da noch etwas besser aus, aber viel besser, so viel daß sich die Steuergeldverbrennung lohnt?

    • @Axel Berger:

      Die ganze Rechnung funktioniert ja nur dann, wenn die Stromerzeugung auf Erneuerbar umgestellt wird, das ist klar. Sonst ist es wie das Aufladen von Elektroautos mit Dieselgeneratoren.

  • Im bitter-kalten Skandinavien haben bereits die Hälfte aller Häuser eine Wärmepumpe. Dort hat man schon vor 30 Jahren begonnen diese Technik zu fördern.

    Es dauert scheinbar ewig solch eine Wärmepumpenquote zu erreichen.

    Daher war das Heizungsgesetz zwar ein spätes, aber sinnvolles Gesetz.

    • @Benzo:

      Soweit ich es verstehe, sind Wärmepumpen tatsächlich für kalte Gegenden besser geeignet, weil sie sich besser aussteuern lassen, wenn sie mehr oder minder durchgehend heizen müssen. Je weiter man nach Süden kommt, wo Heizen und Nichtheizen stärker alterniert, desto schwieriger wird's.

    • @Benzo:

      In Skandinavien wird schon seit langem mit Strom geheizt. Weil er billig ist. Der Übergang zur Wärmepumpe war nur ein kleiner Schritt.

      • @Abid Kidoh:

        In Schweden wird der Strom auch weitgehend CO2 frei erzeugt: Wasserkraft, Kernkraft, Wind onshore.

        Mit Gas heizt dort kaum einer.

    • @Benzo:

      Verstehe den Kommentar nicht.



      Eine Wärmepumpe leistet mehr je höher der Temperaturunterschied ist.



      Also diesbezüglich ist bitter-kalt eher die Erklärung warum da mehr und effektiver genutzt wird.



      Und warum man diese Länder nicht mit Deutschland vergleichen kann...



      Das Gesetz ist natürlich sinnvoll und wichtig aber das Argument ist einfach nicht gut.



      Das Tempo gibt wie immer das Geld an.

      • @Das B:

        Das ist falsch. Die Arbeitszahl nimmt mit sinkender Temperatur ab.

        • @Strolch:

          So ist es. Und mit einer Arbeitszahl unter 3,0 wird´s eng. Wenn bei bitterer Kälte dann eine Arbeitszahl nahe 1,0 raus kommt, dann wird´s nicht nur eng, sondern richtig teuer.

    • @Benzo:

      Wieviel kostet eine Wärmepumpe da denn so...

      • @Carolin Rudolf:

        Jaa, wenn man sooo fragt...

  • Was selten angesprochen wird:

    Es gibt für Altbauten in vielen Fällen keine sinnvolle technische Lösung ohne fossile Energie.

    Das liegt an wenigen einfachen Fakten:

    *) Altbauten sind nicht nur nicht gut isoliert, sie sind auch kaum auf aktuellen Stand, also in die Nähe von Niedrigenergie-Haus, zu bringen, ohne dass es teurer wird als Abriss und Neubau.

    *) Ohne ein solches hohes Maß an Isolierung braucht es bei einer Zentralheizung hohe Vorlauftemperaturen. Und die bieten Wärmepumpen nicht.

    Im Einzelnen gibt es natürlich viele Graubereiche, doch die allgemeine Tendenz zieht sich durch.

    Mit anderen Worten, Klimaneutralität bei der Heizung durchzusetzen heißt, Abriss zu fördern.

    Wie und wann das wirtschaftlich und praktisch funktionieren soll, das würde ich gern einmal vorgerechnet sehen.

    • @Frauke Z:

      Man sollte sich schon fragen, ob wir auf eine Technologie umsteigen sollen, die quasi jedes Haus vor 2010 unbrauchbar macht. Es muss bessere Lösungen geben.

    • @Frauke Z:

      Bei der Heizung kann man an mehreren Stellschrauben drehen, nicht nur an der Vorlauftemperatur.



      Und viele ältere Gebäude stehen in großen Städten, da gibt es auch die Möglichkeit der Fernwärme. Eventuell sogar mit individuellen Wärmepumpen gekoppelt, um die Fernwärme mit niedrigerer Temperatur und somit weniger Verlust zu transportieren und nur bei Bedarf vor Ort hochzudrehen.



      Lange Rede kurzer Sinn: Wer pauschal ruft: "Fossil ist nicht ersetzbar!" hat sich in den meisten Fällen nicht genug Gedanken gemacht.



      Und genau dieses Phänomen sollte das Heizungsgesetz unterbinden. Gedankenlos einfach eine neue Gasheizung einsetzen, weil man keine Lust hat, sich über Alternativen Gedanken zu machen, weil die eventuell teurer sein könnten.



      Kommunale Wärmeplanungen sind essentieller Teil der Umstellung, und diese können auch die alten Gebäude bedenken.

      • 4G
        48798 (Profil gelöscht)
        @Herma Huhn:

        Natürlich ist fossil ersetzbar.

        Aber man muß dabei, wie sie selbst ausführen, viele Parameter beachten.

        Ein Großteil der Bestandsgebäude steht auf dem Land in kleineren Gemeinden, die leider über kein Nahwärmenetz verfügen. Das ist politisch so gewollt.

        Auch vielen deutschen Mittel- und Großstädten ist Fernwärme nicht ausreichend verlegt. Keine deutsche Stadt kann hier dem Fernwärme-Standard von Kopenhagen oder Århus auch nur annähernd das Wasser reichen. Eine kurzfristige Änderung ist technisch unmöglich.

        Sätze wie „… weil die eventuell teurer sein könnten.“ verharmlosen die leicht 6-stelligen Investition für energetische Sanierung und Heizungstausch.

        In Dänemark hat man bereits in den 70er Jahren die soziale Komponente der Wärmewende ernst genommen.



        Wir sind in Deutschland nicht nur 40 Jahre zu spät sondern auch zutiefst unsozial.

        • @48798 (Profil gelöscht):

          Momentan können Sie bis zu 70 % der Kosten für die Wärmepumpe vom Staat bekommen.



          Die wenigsten Gebäude sind so schlecht aufgestellt, dass eine zusätzliche Dämmung/Restaurierung vorher notwendig wäre. Vergessen Sie also die 6stelligen Beträge, die sind schlicht nicht notwendig. Und wenn doch, dann auch ohne Wärmepumpe. Wer kann sich denn mit Gas leisten, aus dem Fenster rauszuheizen?



          Wärmepumpe funktioniert auch ohne Fußbodenheizung. Man heizt etwas anders, das fällt denen mit Fußbodenheizung bloß nicht auf, weil die es schon gewohnt sind. Aber das Haus wird warm. Die Effizienz ist vielleicht nicht perfekt, dafür ist unser Winter auch nicht so kalt, wie zum Beispiel in Schweden.

    • @Frauke Z:

      Wer bitte soll verfügen das ein älteres Haus abgerissen wird? Sogar ein Abriss mit Entsorgung des Materials kosten locker mind. 50 T€. Eingriff in das Eigentum geht mal gar nicht.

      • @Der Cleo Patra:

        Dazu kommt die ungeheure Energie, die durch Abriss und Neubau eingesetzt werden muss.

        Von der seelenlosen Architektur heutzutage will ich gar nicht reden...

      • @Der Cleo Patra:

        Von "verfügen" habe ich nicht gesprochen.

        Vielmehr machte ein Verbot von fossilen Heizungen viele Häuser, beim heutigen Stand der Technik, zum wirtschaftlichen Totalschaden.



        Das ist hoffentlich in zehn Jahren anders - doch es hilft nichts, die aktuelle Lage schönzureden.

        Und sprechen Sie nicht von Förderung.



        Wenn es technisch nicht funktioniert, hilft auch viel Geld nichts.



        Ganz abgesehen davon, dass das Geld irgendwo verdient werden muss ...

  • Ja, da hat die Ampel gut reagiert und den Klimastier bei den Hörnern gepackt!



    Schade, dass die rückwärtsgewandte CDU den Start des neuen GEG mit fadenscheinigen Mitteln verzögert hat.



    Was herausgekommen ist, ist ein soziales Klimaschutzgesetz.



    Einkommensschwache EigenheimbesitzerInnen können bei einem Einbau einer Wärmepumpe etwa



    24000 € Fördergeld erhalten, was einem kleinen Lottogewinn gleichkommt.



    Im Gegensatz zum nicht enden wollenden Gemecker über Bürokratie ist die Antragstellung einfach und digital möglich.



    Wer die Restkosten scheut, kann sich informieren,



    es gibt mittlerweile Anbieter, bei denen die Montage



    einer Wärmepumpe plus Photovoltaik Anlage



    finanziert werden kann.



    Nach Zahlung der Fördergelder ist so ein Vertrag über etwa 250€ monatlich (Beispiel Einfamilienhaus) möglich.



    Das ist deutlich sinnvoller und nachhaltiger als ein Auto zu leasen .



    Ich fände es gut, wenn über sowas mal ein Artikel erschiene, denn derzeit hat das "Heizungsgesetz" weiterhin ein schlechtes Image und das völlig zu Unrecht!

    • 4G
      48798 (Profil gelöscht)
      @Philippo1000:

      „ Ja, da hat die Ampel gut reagiert und den Klimastier bei den Hörnern gepackt!“

      Nein, hat sie leider nicht.

      Sie hat lediglich russisches Erdgas durch noch klimaschädlicheres amerikanisches Fracking Gas ersetzt.



      Sie hat die eh schon zu niedrige Förderung von energetischer Sanierung im komunalen Bereich und der Einzelhäuser gesenkt. Diskriminierende Vorschriften im Fernwärmegesetz wurden beibehalten.



      Die Strompreise werden durch fragwürdige Preisbildungsmodelle zugunsten der unrentable Braunkohleverstromung und durch unfaire Netzentgelte künstlich hoch gehalten.

      So wird das nichts mit Wärmepumpen oder Fern-/Nahwärme.

    • @Philippo1000:

      Meinen Sie, das diese "Anbieter" das machen weil sie wahre Menschenfreunde sind ?? Die wollen Geld verdienen, und wenn die hierbei Geld verdienen dann kann das auch jeder Hausbesitzer selber machen.

    • @Philippo1000:

      Was kosten 24 k€ einschließlich der Verteilungsbürokratie? 30? Und wer zahlt die? "Der Staat" jedenfalls nicht und "die Regierung" auch nicht.

    • @Philippo1000:

      250 EUR monatlich. Sie wissen schon, wo die monatliche Durchschnittsrente ... und speziell um diesen Personenkreis geht es wohl.

  • In der breiten Masse von Altbau und Mehrfamilienhäusern wäre der Umstieg auf Stromheizung schon einfacher als die Wärmepumpe. Dafür bräuchte man aber v.a. in winterlichen Abendstunden sehr viel billigen, CO2-arm produzierten Strom, und das können nur Frankreich und Schweden; aus Gründen.



    In Deutschland dagegen feiert man sich schon für den Umstieg von Öl auf Holzverbrennung.

    • @Descartes:

      Billiger Strom? Es wäre in der Tat sehr schlau, möglichst viel Atomstrom in Frankreich zu kaufen.



      Der Betreiber EDF ist zu 100% in Staatsbesitz und hat einen riesigen Berg Schulden. Den Strompreis wird dort aus politischen Gründen nicht erhöht.



      So muss die Regierung mit Steuergeldern einspringen.



      Das bedeutet, dass Steuern, die nur in Frankreich gezahlt werden, in Europa den Strom billiger machen. Eine super Lösung - solange man nicht in Frankreich lebt.



      Also noch mal: Atomstrom ist nur dann billig, wenn er aus der Staatskasse finanziert wird. Ist das so schwer zu verstehen?

      • @Jörg Schubert:

        Richtig, die EDF hat Schulden. Sogar jährlich weiter wachsende Schulden, weil der Staat lieber für Kredite bürgt als Verluste direkt auszugleichen. Ein Teil des Stroms ist also steuerfinanziert. Das jährliche Defizit der EDF ist aber nur gerade halb so hoch wie die hier ebenfalls steuerfinanzierte EEG-Umlage. Splitter, Balken, Auge.

      • @Jörg Schubert:

        Wer im Glashaus sitzt ...



        Deutschland verkauft an der Börse Strom für rund 3 Cent für das es 20 - 30 Cent Vergütung bezahlt, oder noch schlimmer wegen Überkapazitäten die Anlagen abschaltet und den (nicht) erzeugten Strom trotzdem bezahlt. Da brauchen wir uns nicht moralisch über andere Länder aufregen.

  • Das Problem ist eher der Preis für nicht fossile Heizungen. Und viele Hausbesitzer bauen eine neue Gasheizung ein (Erdgasheizungen wurden vor ein paar Jahren noch vom Staat gefördert!), nur um die Grünen zu ärgern. Das mit der Umstellung der Heizungen auf Wärmepumen haben die Regierung insbesondere die Grünen in der Regierung versemmelt.

    • @Der Cleo Patra:

      Wieso insbesondere die Grünen?



      Dass man von dieser Partei mehr erwartet, als von den anderen, mag ja korrekt sein, sie haben aber auch deutlich mehr geliefert als die anderen.



      Der ganze Ärger um den Umbau ist nichts weiter als eine dreckige Kampagne, auf die leider sehr viele Leute auch noch reingefallen sind.



      Dass Gasheizungen irgendwann verboten sein werden hat die Union beschlossen, die Grünen haben nur überlegt, wie man das beschleunigen kann.



      Betonung auf: Überlegt!



      Diese Überlegungen wurden von der FDP als unreifes Papier an die BILD durchgestochen, die das zu einem Skandal aufgebauscht haben.



      Die Grünen haben auf die schlechte Stimmung reagiert und und ihre Überlegungen abgemildert, um überhaupt eine Verbesserung schaffen zu können.



      Versemmelt haben es aber die BILD, die FDP und die CDU/SPD Regierung, die vorher dran war.

      • @Herma Huhn:

        Ich finde Ihre Einschätzung etwas einseitig. Nur für "Überlegungen" hätte man Graichen und die anderen der "Agora-Energiewende" nicht ins Ministerium holen müssen. Da hätten Berater-Verträge oder die Erstellung eines Gutachtens gereicht.

        Das Papier mag "unreif" gewesen sein, aber dann frage ich mich, was hat die "Graichen-Truppe" denn die ganze Zeit gemacht?

        Ich hätte schon erwartet, dass die in gut zwei Jahren auch ein stimmiges Finanzierungskonzept erstellt hätten. Mit "stimmig" meine ich nicht, dass schon alle politisch Beteiligten diese Finanzierung abgenickt hätten.

        Aber die Wirkung der Kampagne wäre deutlich schwächer gewesen, wenn die Grünen ein solches Konzept gehabt hätten und dann Lindner und seiner Partei den schwarzen Peter zuschieben konnten, weil der die Fördermittel nicht rausrücken wollte.

        Nebenbei: Das Problem bei der Umstellung auf Wärmepumpen ist in vielen Fällen nicht der Preis dieser Anlagen, sondern dass vor dem Einbau umfangreiche Dämmungen nötig sind, damit die Anlagen effizient und wirtschaftlich arbeiten.

        Das geht bei Altbauten richtig ins Geld und davor haben die Leute Angst, nicht immer völlig grundlos.

        • @ PeWi:

          So alt ist aber kaum noch ein Haus, dass diese Behauptung stimmt. Die Wärmepumpe funktioniert auch mit schlechterer Dämmung noch effizienter als eine Gas- oder Ölheizung.



          Der Energiemix ist noch nicht perfekt, das stimmt, aber der wird ja gerade ausgebaut. Die Heizung, die jetzt eingebaut wird, soll auch in 20 Jahren noch laufen, bis dahin sollte der Energiemix gut genug sein, um selbst in Gebäuden in denen die Wärmepumpe 1zu1 statt 1zu3 arbeitet noch für sauberere Wärme zu sorgen als eine jetzt eingebaute Gasheizung, die auch in 20 Jahren noch nicht mit Biogas oder Wasserstoff laufen wird, weil das Zeug an anderer Stelle viel zu begehrt ist, um es in privaten Heizungen zu verbrennen.

      • @Herma Huhn:

        Das ist alles ganz richtig. Leider kommt man mit Fakten nicht gegen "gefühlte Wahrheit" an.



        Es gibt nun mal Leute, die nur glauben, was für sie bequem ist: Wärmepumpen können niemals im Altbau funktionieren, Atomstrom ist billig, Autos werden auch in 100 Jahren noch Benzin verfeuern, u.s.w.



        Dennoch macht es Sinn, solche Dinge richtig zu stellen - für alle, die sonst noch mitlesen...

      • @Herma Huhn:

        Und noch ein kleiner Fun Fact zur CDU-nix würde verboten:...... „So fordert es die Energieeinsparverordnung (EnEV) in § 10. Von der NACHRÜSTPFLICHT betroffen sind dabei jedoch nur Gas- und Ölheizungen, die noch nicht auf Niedertemperatur- oder Brennwerttechnik basieren"......

      • @Herma Huhn:

        -'ne kleine Spitze kann ich mir aber nicht verkneifen. Die Grünen haben von' 98 bis '05 auch schon mal auf der Regierungsbank gesessen und da war der Menschgemachte Klimawandel auch schon Usus.

    • @Der Cleo Patra:

      Nicht deshalb, sondern weil sich in Siedlungen mit Handtuchgärten keine Wärmequellen unterbringen lassen, weder Bodensonden noch Luft. Wie lange bleibt deren Lüfter so leise wie im Neuzustand?



      Niedertemperatur-Fernwärmenetze könnten das ändern, aber nicht heute und morgen.