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EU und Ampel geben Bauernprotesten nachUnnötiger Deal auf Kosten der Natur

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Die Politik schwächt wegen Treckerdemos den Umweltschutz, trotz Arten- und Klimakrise. Und obwohl die Bauern nur wenige Wählerstimmen haben.

Landwirte kippen aus Protest eine Ladung Zuckerrüben auf einer Hauptstraße in Brüssel ab Foto: Harry Nakos/dpa/ap

N un haben die Wutbauern ihren bisher größten Erfolg erzielt: Das Europäische Parlament hat als Reaktion auf die Bauernproteste zugestimmt, dass die wichtigsten Umweltvorschriften für die milliardenschweren EU-Agrarsubventionen gestrichen oder stark abgeschwächt werden.

Wer Direktzahlungen vom Staat erhält, muss jetzt doch nicht mindestens 4 Prozent seiner Ackerfläche etwa für Brachen und Landschaftselemente wie Hecken oder Baumreihen reservieren. Die Regeln für die Fruchtfolge – also dazu, wie oft die Pflanzenart auf einem Acker wechseln muss – werden aufgeweicht. Das gilt auch für das Verbot, Dauergrünland wie Wiesen und Weiden umzubrechen. Und auf Höfen mit höchstens 10 Hektar Agrarfläche sollen die Behörden gar nicht mehr kontrollieren, ob die Umweltvorschriften eingehalten werden – das sind satte 65 Prozent aller Betriebe, mit einer Fläche so groß wie das gesamte Agrarland Deutschlands.

All das ist für die Umwelt katastrophal. Studien zeigen, wie wichtig Ackerbrachen und Land­schafts­elemente sind. Sie bieten Rückzugsräume zum Beispiel für das vom Aussterben bedrohte Rebhuhn oder für Insekten. Eine Fruchtfolge trägt dazu bei, dass weniger Unkraut und Schädlinge die Ernte schmälern; dann können die Bauern umweltschädliche Pestizide einsparen. Grünland muss geschützt werden, weil es erhebliche Mengen Treib­haus­gase speichert.

Herbe Rückschäge

Zur Erinnerung: Die Landwirtschaft trägt maßgeblich dazu bei, dass immer mehr Pflanzen- und Tierarten aussterben. Sie hat ungefähr die Hälfte der deutschen Landfläche unter Beschlag. Auf dieser hat sie immer mehr Hecken beseitigt, den Boden umgebrochen und mit zu viel Chemikalien der Artenvielfalt geschadet. Die Branche verursacht inklusive der Emissionen aus Böden und Maschinen laut Umweltbundesamt 13 Prozent der deutschen Treib­hausgase.

Landwirte haben nur wenige Wählerstimmen, ihre Demos waren im Vergleich zu anderen klein, sie verdienen besser als suggeriert

Anders als der Bauernverband suggeriert, ist der ökonomische Preis der Brachen und Land­schafts­elemente gering. Es gibt sie schon jetzt auf 2 Prozent der deutschen Ackerfläche. Die Bauern müssten also nur 2 Prozentpunkte zusätzlich bereitstellen. Die Ernte dort wäre minimal. Dem durchschnittlichen Bauern geht es wirtschaftlich auch nicht so schlecht, wie oft behauptet wird.

Nicht nur wegen der EU-Subventionen erleidet der Umweltschutz in der Landwirtschaft gerade herbe Rückschläge. Die Ampelkoalition hat auch ihren Plan zurückgenommen, die Befreiung der Kfz-Steuer für landwirtschaftliche Fahrzeuge wie Traktoren zu streichen. Dabei könnte der Staat mit einer am CO2-Ausstoß orientierten Abgabe Anreize setzen, Maschinen mit weniger Emissionen zu entwickeln und zu kaufen.

Hauptsache, die Bauern geben Ruhe

Die EU-Kommission wollte die Mitgliedstaaten eigentlich verpflichten, den Pestizideinsatz und die damit verbundenen Risiken bis 2030 grundsätzlich zu halbieren. Doch der Verordnungsentwurf ist im Parlament krachend gescheitert.

Die Ampel hat jetzt auch ihr Vorhaben verschoben, das Düngerecht zu verschärfen. Aber belastet nicht immer noch zu viel Nitrat das Grundwasser und zum Beispiel Flüsse, was die Artenvielfalt gefährdet? Egal. Hauptsache, die Bauern geben Ruhe.

Die wenigen Fortschritte sind minimal. Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) hat erreicht, dass der Bund ab 2024 die Pflicht einführt, unverarbeitetes Schweine­fleisch damit zu kennzeichnen, wie das Tier gehalten wurde. Flankiert wird das mit Subventionen für bessere Ställe. Aber das betrifft bisher nur einen kleinen Teil des Fleischmarkts. Und: Ob wirklich viele Tiere wegen der Kennzeichnung besser leben werden, ist völlig ungewiss.

Willkommene Anlässe

Die Politik hätte nicht dermaßen vor den Wutbauern einknicken müssen. Sie repräsentieren keinesfalls alle Landwirte, von denen es in Deutschland auch nur noch 255.000 gibt. Auf der größten Bauerndemo Mitte Januar in Berlin waren 8.500 Menschen. Das ist nicht viel im Vergleich beispielsweise zu den Kundgebungen gegen Rechtsextremismus, an denen in mehreren Orten jeweils Hunderttausende teilnahmen.

Die Bauernproteste wären auch ohne den Kniefall vor der Agrarlobby zu Ende gegangen. Denn im Frühjahr müssen echte Bauern wieder aufs Feld. Sie haben dann schlichtweg keine Zeit mehr, mit dem Traktor vor dem Brandenburger Tor zu stehen.

Aber im EU-Parlament gibt es eine rechte Mehrheit, für die die Bauernproteste einen willkommenen Anlass lieferten, den Umweltschutz zurückzudrängen. Genauso wie für die FDP in der Bundesregierung. Die gute Nachricht ist: Das können die Bürger mit ihrer Stimme ändern. Zum Beispiel schon bei der Europawahl am 9. Juni.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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37 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Auf Minderheiten keine Rücksicht nehmen und unliebsame Gesellschaftsschichten in Arbeit versinken lassen, damit sie nicht protestieren können.



    Seltsames Verständnis von Demokratie haben sie.

    Was nun sinnvoll ist und was nicht, ist müßig zu diskutieren. Aber diese Bürokratiewahn, nicht nur in der Landwirtschaft, sorgt eben auch dafür, dass die kleinen und mittleren Betriebe keine Nachfolger mehr finden. Deswegen waren eben nicht nur die Bauern auf der Straße. Aber was die Menschen umtreibt, die sich den Rücken krumm und die Hände schmutzig machen, interessiert im woken Berlin halt niemanden mehr. Dafür sollte sich insbesondere die SPD schämen.

  • Die sogenannten Werte-Konservativen hatten in Deutschland schon immer einen Freifahrtschein.



    Auch schon in der Weimarer Republik!

    • @Arjun G. G.:

      👍👍

  • "Und obwohl die Bauern nur wenige Wählerstimmen haben."



    Der Logik nach, müsste die Politik nie Rücksicht auf Gruppen oder auch Minderheiten nehmen, solange sie klein genug sind.



    Dass es nicht so schlimm sei, wenn weitere 2% der Fläche abgegeben werden müssen, nicht so schlimm sei, weil ja bereits 2% schon nicht genutzt werden dürfen, leuchtet mir auch nicht ein. Ist eine kleine Rentenkürzung auch nicht so Schlimm, wenn es kurz davor schon eine gab?



    Auch lässt es der Autor so wirken, als ob die Bauern an allen Problemen in der Landwirtschaft schuld sind. Das einzige Problem der Politik soll sein, dass sie nicht hart genug ist. Ich kann das Argument der Bauern, dass bürokratischen Überregulierung und der fehlenden Planungssicherheit gut verstehen. Und zwar, weil das nicht nur ein Problem der Landwirtschaft ist.



    Ein Beispiel für paradoxe Politik: An meinem Wohnort ist ein großes Vogelschutzgebiet. Noch vor wenigen Jahren wurde es gefördert, Bäume und Sträucher von den Feldern zu entfernen, damit sich keine Raubvögel auf die Brachvögel stürzen. Nun soll das Gegenteil gemacht werden?



    Erst wird betont, dass es den Landwirten doch gar nicht so schlecht ginge, aber später ist dann von der geschrumpften Zahl der Betriebe die Rede. Scheint aus Sicht des Lesers schon etwas paradox.



    Es ist ja auch irgendwo der Sinn eines Kommentars dir Meinung des Autors dar zu legen, allerdings habe ich hier nicht das Gefühl, dass auch nur versucht wurde, sich mit den angebrachten Problemen der Bauern ernsthaft auseinander zu setzen. Mir stellte sich die Frage, ob der Autor nur über oder auch mit Landwirten redet.

    • @HaBau:

      "Nun soll das Gegenteil gemacht werden?"

      Nein, beides gleichzeitig 😎



      Man kann doch mehrere Dinge gleichzeitig wollen, beispielsweise auch einen Umbau der Landwirtschaft auf weniger Fleischproduktion bei gleichzeitigem Verbot Weiden und Wiesen für etwas anderes als Grünfutter- oder Silageproduktion zu nutzen. Die gut verdienenden Bauern können sicherlich auch auf diese Fläche Grundsteuer, Abgabe für land- und forstwirtschaftlichen Wegebau, Abgabe für Feld- und Weinbergshut, Beiträge zur Berufsgenossenschaft, etc bezahlen. Selbst dann wenn die Subventionen dafür nicht mal den Mindestlohn für das Ausfüllen der Anträge einbringen - von den Gebühren für die erforderlichen Unterlagen (von Behörde bis Steuerberater) mal ganz zu schweigen. Und das Gemüse importieren wir dann aus Spanien, Marokko, Senegal, ...

  • "Die Politik hätte nicht dermaßen vor den Wutbauern einknicken müssen. Sie repräsentieren keinesfalls alle Landwirte, von denen es in Deutschland auch nur noch 255.000 gibt. Auf der größten Bauerndemo Mitte Januar in Berlin waren 8.500 Menschen. Das ist nicht viel im Vergleich beispielsweise zu den Kundgebungen gegen Rechtsextremismus, an denen in mehreren Orten jeweils Hunderttausende teilnahmen."

    Wenn man die Teilnehmer ins Verhältnis zur repräsentierten Gruppe setzt, waren bei den Bauern-Demos sogar noch viel mehr Teilnehmer:

    8500 TN repräsentieren 255000 Bauern.



    Hundertausende TN repräsentieren 80 Mio Einwohner in D.

    Welche Gruppe war prozentiual wohl stärker vertreten?

  • Mein Eindruck ist auch: Die Agrochemieindustrie dürfte sich die Hände reiben, dass sie weiter ihre Gifte in großen Mengen verkaufen können. Praktischerweise überschneiden sich deren Interesse mit denen der Agrarindustriegroßbetriebe. Und die Agrarindustriegroßbetriebe können im Rahmen der Bäuer*innenproteste ihre Kapitalinteressen mit den Grundinteressen der Bevölkerung nach günstigen Nahrungsmitteln verknüpfen und so legitimeren Eindruck erwecken und besser Druck erzeugen. Die protestierenden Kleineren Betriebe, die aktuell eh systematisch benachteiligt werden, haben sich so gewollt oder ungewollt auch für Agrochemie und Großbetriebe eingesetzt. Sterben allerdings weiterhin schnell Spezies aus und kollabieren Ökosysteme, wird es auch weniger Nahrung und Kapitalerträge geben.

    • @Uranus:

      Das ist einfach absolut falsch hier alle über einen Kamm zu scheren und Aussagen zu treffen, die so nicht zutreffen.

      Ich kenne mich nur im Obstbaumbereich aus darum fokussiere ich mich auf diesen: Dort wird neben dem biologischen Obstbau, bei dem auch einige Spritzmittel wie Schwefel und Kupfer genutzt werden, ein weiterer praktiziert. Der konventionelle oder "nicht-biologische" Teil setzt auf integrierten Pflanzenschutz (kurz: IP). Das bedeutet, dass zunächst versucht wird Nützlinge zu unterstützen Schädlinge in Schach zu halten bspw. durch Ansitzstangen, Blühmischungen und das Bereitstellen von Behausungen bspw. für Ohrenzwicker. Denn der Einsatz von Pestiziden, Fungiziden, Herbiziden etc. kostet Geld, das nicht noch zusätzlich auf Produkte geschlagen werden kann, da sonst mit der Konkurrenz aus Billigländern wie Spanien, Brasilien etc. nicht mit gehalten werden kann.



      Es wirkt allerdings so als würde oft gespritzt, weil gezielt gegen Schädlinge gespritzt wird und es früher Universalspritzmittel gab, die einfach alles abgetötet haben (inklusive der Nützlinge).

      In jedem Landkreis gibt es für die Landwirte Ansprechpartner, die eng mit diesen zusammenarbeiten und auch Tipps geben. Es wäre für einen Obstbauern maximal schädlich nicht auf Insekten zu setzen, weil beispielsweise bei Süßkirschen die Ernte um 80% einbrechen kann. Jedenfalls hat das der Imkereiverband herausgefunden und es gibt nun mal nicht an jedem Standort Honigbienen ganz abgesehen davon, dass Wildbienen deutlich spezialisierter sind und es die Mischung macht. In nahezu jeder Obstbaumanlage gibt es daher Blühstreifen um Insekten anzulocken oder auch Randstreifen mit höherem Gras, um den Nagerdruck innerhalb der Obstbauanlage zu senken.

      Würde man immer nur mit der Chemiekeule draufhauen, bekämpft man die Auswirkungen eines Problems nicht aber dessen Ursachen. Alle Landwirte, die ich kenne und mit denen ich mich unterhalte sind sich dessen bewusst.

      • @T. Häußler:

        Mh? Über ökologische Landwirtschaft habe ich nicht geschrieben. Ich befürworte diese tatsächlich. Ich schreibe gegen Agrarindustrie und Agrochemie. Es braucht eine ökologische Agrarwende inklusive der Abschaffung der Massentierhaltung bzw. massive Reduzierung der Tierproduktion - aus tierethischer Perspektive gar die Abschaffung von Tierausbeutung.



        75 % Prozent weniger Insekten als Anfang der 1980er. Wesentlich weniger Vögel und andere Tierarten. Der Zusammenhang zwischen Agrarindustrie und Massenaussterben von Tiefen ist erwiesen. Auch stehen diverse Gifte seit Jahren in der Kritik. Deutschland hat Richtlinien für deren Reduzierung/Verbot seit Jahren sabotiert.

  • Es kann doch nicht sein, dass ausgerechnet der Umweltschutz geopfert wird, dass die Bauern dadurch angeblich mehr verdienen! Langfristig wird es umgekehrt so sein, dass das Land derart vernichtet ist, dass sich damit gewiss kein Geld mehr zu verdienen ist. Zum weinen ist das.

  • "Die Politik hätte nicht dermaßen vor den Wutbauern einknicken müssen."

    Die Politik ist nicht vor den paar rechten Trittbrettfahrern eingeknickt. Diese spielten bei den Protesten kaum eine Rolle.

    Das die Ampel mit einem grünen Landwirtschaftsminister vor Wutbauern eingeknickt sei, ist nur Wasser auf den Mühlen der AfD.

  • "Die Regeln für die Fruchtfolge – also dazu, wie oft die Pflanzenart auf einem Acker wechseln muss – werden aufgeweicht."

    Das hört sich ja schon fast danach an, dass es gesetzliche Regelungen gäbe für die Fruchtfolge 🤪

    Fruchtfolge ist eine gute Sache, aber nicht Bestandteil der 10. Gebote.

    In der Landwirtschaft wird von der Fruchtfolge abgewichen, wenn es bestimmte wirtschaftliche oder agronomische Gründe gibt. Dies kann geschehen, wenn eine bestimmte Kultur aufgrund von Marktbedingungen profitabler ist als die in der Fruchtfolge vorgesehene, oder wenn es klimatische Bedingungen gibt, die den Anbau bestimmter Pflanzen begünstigen. Auch Unkräuter, Schädlinge oder Krankheiten können dazu führen, dass Landwirte von der geplanten Fruchtfolge abweichen, um ihre Erträge zu schützen.

  • Es haben auch kleine und mittlere Bauernhöfe gegen die zwei Maßnahmen protestiert da es auch alle Höfe getroffen hat. Fakt ist das es den kleine, mittleren Höfe nicht gut geht und zu wenig Geld am Ende des Monats übrig bleibt. Dadurch haben auch junge Leute kein finanziellen Anreiz mehr, den Hof der Eltern weiterzuführen. Die Folge: Zu wenig Nachwuchs und Landw. Nur noch als Hobby und Ausgleich zur Arbeit zu betreiben.



    Egal ob Vollerwerb oder Hobbybauer, jeder muss die Möglichkeit haben dort Geld zu verdienen. Die meisten junge Leute suchen sich heute den Job aus wo es ihnen finanziell usw. Am besten geht. Wenn kein Geld mehr zu verdienen ist machen alle einen großen Bogen darum. Fakt!

    • @Simon Schüssele:

      Viele junge Leute sind hochmotiviert, aber die Widerstände sind einfach zu groß, wenn nicht genug Profit für die Konzerne und ihre Lobbyisten - in D ist Ruckwied wohl die Nr. 1 - dabei herausspringt.



      Vernünftig geführte kleine und mittlere Betriebe könnten gut ohne Subventionen existieren, die Großabsahnern auf keinen Fall

    • 6G
      675670 (Profil gelöscht)
      @Simon Schüssele:

      Ja. Aber gerade kleine und mittlere Betriebe hätten zum Beispiel massiv vom Greening der EU-Subventionen profitiert, weil sie ohnehin oft naturnäher wirtschaften und eher auf Qualität als auf Quantität setzen. Stattdessen lassen sie sich ständig vom Bauernverband vor den Karren spannen und protestieren für Strukturen, die sie in die Pleite führen. Da komme ich nicht mit.

      Wenn ich einen kleinen Betrieb habe, dann engagiere ich mich doch nicht für die Verklappung niederländischer Gülle im Emsland oder grenzenlosen Pestizideinsatz, sondern ich nehme gerne Geld dafür, dass meine Flächen zum Beispiel durch natürliche Maßnahmen vor Trockenheit und Erosion geschützt werden. Und dann bin ich bestimmt nicht in der Industrielobbyorganisation Bauernverband, sondern vielleicht in der AbL.

      • @675670 (Profil gelöscht):

        wie wahr.



        Die Bauern lassen sich viel zu sehr vor den Karren spannen, von Bauernverband und Industrie. Wenn die Bauern mehr die Tradition und Qualität schätzen würden hätten Sie ein besseres Einkommen und Auskommen.



        Der Bauernverbandspräsident unterstützt die Politik, welche ihm selbst nützt.

  • Ja. Da hat sich die Lobby des Bauernverbands geschickt durchgesetzt, die ja nicht die Interessen "der Bauern" vertritt, sondern die der reichen Bauern. Derer also, denen es gut geht.

    Wobei ich auch den Eindruch habe, dass die EVP in der EU schon in den Startlöchern stand und gebannt auf dieses Signal gewartet haben, so schnell wie sie "eingeknickt" sind.

    Schmutziges Spiel.

  • Der herablassende Grundtonus dieses Kommentars scheint mir kontraproduktiv, ist aber offensichtlich Herr Maurins Stil. Ich hätte mir mehr Fakten anstelle pauschaler Behauptungen gewünscht. Spätestens beim Satz“ im Frühjahr muss der Bauer aufs Feld und kann sowieso nicht mehr demonstrieren“ verlässt dieser Kommentar jeglichen Basis eines halbwegs fairen Diskurs.

    • @Flocke:

      Ohne Traktor demonstrieren sollte eigentlich usus sein. Das bildet dann auch die Großenverhaltnisse besser ab.

    • @Flocke:

      Ist aber eine politische Strategie der Parteien.



      Wenn der Tracker auf dem Feld fahren muss, ist er auf der Strasse als Hinderniss nicht mehr sichtbar.



      Die Natur wartet eben nicht auf den Abschluss von Verhandlungen. Sie wartet vielmehr auf eine der Natur verpflichteten Behandlung.

  • Wie würden andere Berufsgruppen / Personengruppen reagieren wenn man ihnen das recht auf Protest absprechen würde weil sie zu wenige sind ? oder " weil sie eh genug verdienen ?? Dann suggeriert man noch das sie ihre Flächen zu unrecht " unter Beschlag " hätten. Feindbilder erzeugen um Probleme zu lösen kann NIE der weg sein !!

    • @Günter Witte:

      Natürlich haben die Bauern das gleiche Recht zu demonstrieren. Sie sollten sich aber nicht beschwere, wenn sie mit den "Klebern" verglichen werden, Ihre Trackerblockaden und Kumpanei mit Rechten und Übergriffigkeiten gegenüber Politikern auf Abneigung stößt. Denn Blockaden und Naziparolen sind kein demokratisches Mittel, oder so ähnlich.

  • Erpressung bzw. Nötigung als politischen Mittel wird für den Klimaschutz abgelehnt (Klimakleber), bei Bauern aber toleriert. Ein Offenbarungseid für die "Politik". Wenn sich nicht sehr viel ändern mit unserer "Landwirtschaft", dann wird es bald nicht mehr viel Artenvielfalt geben.

  • Wieviel Prozent der Bevoelkerung arbeiten denn als Lokfuehrer? Was ist das ueberhaupt fuer eine Bemessungsgrundlage?



    Gerade die Klein- und mittelgrossen Bauern duerfen gern mehr in der Tasche haben. Wenn erstmal ein wenig Kapital vorhanden ist, werden jene schon nachhaltig handeln, profitieren sie doch selber am meisten.



    Aus meiner Sicht muessten die Bauern ihre Steikmacht viel oefter nutzen, gerade wenns ums Preisdiktat der Lebensmittelhaendler geht.

    • @elektrozwerg:

      Unterhaltung mit einem "mittelgroßen" Bauern in Baden-Württemberg vor ein paar Wochen:

      "Es geht mir sooo schlecht und ich war natürlich mit dem Trecker zur Demo."

      Der Rest der Unterhaltung war eine (angeberische) Aufzählung, was er alles besitzt und was er sich alles leistet. Mein Lieblingssatz:

      "Der Trend geht zum 6. Trecker."

    • @elektrozwerg:

      Sind das Argumente der FDP? Meine Erfahrung ist nicht, dass mehr Geld zu mehr Umweltschutz führt. Nestle müsste ja dann mehr für die Umwelt tun, als Greenpeace.

      • @Thorsten Vetter:

        wie wahr. Verständnis für Umweltschutz hat nichts mit Geld zu tun.

  • Danke für diesen, leider erschreckenden, Bericht.



    Den green Deal, im Bezug auf die Landwirtschaft, dürfte man/frau dann als abgewickelt betrachten.



    Bisher war zu beobachten, dass die Landwirte wenigstens noch Umweltschutz zum Schein machten:



    pro Jahr nur 2 bis drei Bäume und Büsche verschwinden lassen, so dass es dann schon 5 Jahre brauchte, bis die "elende Hecke" endlich weg war.



    Derartige Schauspielerei ist nun nicht mehr nötig.



    Dass die Fruchtfolge das Auslaugen der Böden vermindert, Hecken und Bäume durch die Verschattung die Feuchtigkeit länger auf dem Acker halten usw. waren ja eigentlich ganz im Sinne der Landwirtschaft.



    Doch jetzt gilt wieder : mehr ist mehr, ist von Bayer? Gib schon her!



    Wurden bis jetzt noch " Blühstreifen", in denen leider nichts blühte, stehen gelassen, heißt es nun wieder : umpflügen bis zum Weg - obwohl Weg? Das kann weg!(Kein Witz, schon mehrfach erlebt).



    Es ist schön, dass der Autor des Artikels die Hoffnung auf EU Wahlen hochhält.



    Doch ich habe gerade ziemliche Zweifel.



    Hier in NRW gibt es ja seit einiger Zeit eine schwarz grüne Landesregierung.



    Vor der ist kein Baum, kein Strauch mehr sicher.



    Begrünte Bäche, gestern noch Biotopcharakter, heute Baum- und Strauchlos.



    Das gilt ebenso für Aleeen, die es hier ja sowieso schon kaum mehr gab.



    Was noch steht, macht der Kreis ( schwarz grün dominiert) oder die Gemeinde ( schwarz grün) weg.



    Der Bauer macht den Rest.



    Auf dass im Lande von Wüst die Wüste wachse und gedeihe.



    Das ist leider traurige Tatsache und Vieles, was die damals noch rote Landesregierung an Natur aufgebaut hat, wird gerade aktiv zerstört bzw. die Zerstörung ignoriert.



    Das geht hin bis zu Bürgerprojekten, die der Kettensäge zum Opfer fallen.



    Nein, Herr Maurin, ich kann leider nicht bestätigen, dass sich die Grünen von heute noch für Umweltschutz stark machen. Das ist weder im Bund so, noch sonstwo.



    Für die Zukunft seh ich schwarz!

  • Bodo Wartke sang es am Klavier einst so treffend:



    "Wer bekommt Subvention auf Dauer? Der Bauer, der Bauer!"

    Ich bin mit den Landwirten durch und spare mit jegliches Mitleid und jegliche Solidarität. Was haben diese schäumenden Wutbürger denn jetzt erreicht? Die Großagrarier haben gewonnen. Die kleinen und mittleren Bauern verlieren und der Naturschutz wird weiter an die Wand gefahren.

    Die Politik ist weich wie ranzige Butter. Und die Wissenschaft kann bei den vielen Warnsignalen nur fassunglos den Kopf schütteln.

    • @Manzdi:

      Ich bin mit den Großagrariern durch und setze auf kleine sowie evtl. mittlere Bauern.



      Lieber jeden Tag intelligentes Essen anstatt einmal im Jahr 2 Wochen in einem schwimmenden Plattenbau oder 23 Stunden am Tag eine Blech-Gehhilfe mit fünf Nullen vor der Tür.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    "Dem durchschnittlichen Bauern geht es wirtschaftlich auch nicht so schlecht, wie oft behauptet wird."



    Es ist viel schlimmer: „Nicht mit 35 Stunden in der Woche auszukommen, ist für Landwirte normal. Wir haben ein Problem damit, dass uns nicht gegönnt wird, dass wir damit auch was verdienen.“ (Hermann Dörmann, Landwirt aus Bissendorf in der NOZ)

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Richtig - bis zu 200 €/h werden in Nobel-KFZ-Werkstätten klaglos akzeptiert, und die wenigsten könne Allen ein auskömmliches Dasein finanzieren. Da braucht man schon Prioritäten.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      "der Naturschutz wird weiter an die Wand gefahren" ... der Naturschutz kann von den Bauern lernen, und von den Rechten. Er muss lauter werden und sich nicht immer für seine Existenz entschuldigen. Er muss es ins Land brüllen, sich in Äckern festpflocken und die Bauern am Befahren ihrer Feldwege hindern. Das ist es, was honoriert wird. Von den Bauern lernen, von den Rechten lernen heißt offenbar siegen lernen.

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Ralph-Lothar Keller:

        "... sich in Äckern festpflocken und die Bauern am Befahren ihrer Feldwege hindern."



        Versuchen Sie das lieber nicht. Ich wurde mal von einem Traktorfahrer mit abgesenkter Frontladerforke bedroht. Die Landwirt*innen fühlen sich sehr mächtig auf ihren Pseudopanzern.

        • @95820 (Profil gelöscht):

          Die Pseudopanzer sind der psychologische Erfolgsfaktor. Der beeindruckt eben mehr als eine an den Asphalt angeklebte Hand.

  • Viele haben noch Bauern-Hintergrund familiär und in so verschiedenen Ländern wie Polen und den Niederlanden haben Bauern Wahlen mutmaßlich entschieden.



    Nicht jedes Land ist ein solches Industrie/Dienstleistungsland wie die BRD.

    Dennoch sollte die Zukunft aller im Fokus sein, und da hat die Agroindustrie dringenden Handlungsbedarf.