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Bundesregierung nach den LandtagswahlenZeit zum Investieren

Für die Ampel-Parteien sind die Landtagswahlergebnisse ein Debakel. Aufgaben gibt es genug, die gegen die Krise wirken könnten.

Spiegelei oder Wackelpudding? Die Ampel macht im Moment eher einen wackeligen Eindruck Foto: Westend61/imago

Her mit den Investitionen: Schuldenbremse aussetzen, Einnahmen verbessern

Der Staat braucht Geld. In den vergangenen Jahren konnte er üppige Kredite aufnehmen, indem er die seit 2009 im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse aussetzte. Die sieht vor, dass der Staat nicht mehr aus­geben darf, als er einnimmt. Ausnahmen gelten für Naturkatastrophen und außergewöhnliche Notsituationen. Dazu zählte auch die Coronakrise. Nun aber heißt es sparen, obwohl der Staat eigentlich kräftig investieren müsste: in den klimaneutralen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft, in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur.

Die Schuldenbremse war von Anfang an umstritten, viele Wirt­schafts­wis­sen­schaft­le­r:in­nen halten sie für falsch. „Die Schuldenbremse ist eine in der Verfassung verankerte Dummheit“, meint etwa der Makroökonom Patrick Kaczmarczyk. Um sie im Grundgesetz zu streichen oder zu ändern, bräuchte die Ampel allerdings eine Zweidrittelmehrheit, und die ist nicht in Sicht.

Sie könnte die Schuldenbremse aber umgehen, indem sie weitere Sondertöpfe (oder auch Schattenhaushalte) einrichtet, wie das 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr. Das sind 100 Milliarden an zusätzlichen Schulden. Neue Kredite aufzunehmen sei gerechtfertigt, meint Michael Schrodi, der finanz­politische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. „Wir müssen vom Bedarf her denken. Schulen und öffentliche Wohnungen bauen, Digitalisierung und Klimaschutz voranzubringen, das ist nicht einfach nice to have, sondern Voraussetzung dafür, dass Unternehmen hier in den nächsten Jahren weiter Arbeitsplätze schaffen.“

Lehnt man neue Schattenhaushalte ab – wie der Finanzminister und seine FDP –, kann man immerhin noch an Stellschrauben drehen. Indem man die Konjunkturkomponente der Schuldenbremse nutzt, die es erlaubt, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten doch mehr Kredite aufzunehmen. Oder klima- und umweltschädliche Subventionen streicht, das hat sich die Ampel im Koalitionsvertrag ohnehin vorgenommen. So könnte etwa laut Bundesumweltamt die Streichung des Dienstwagenprivilegs, also die Flatrate für alle, die ihren oft fetten Dienstwagen privat nutzen, 3 Milliarden Euro an zusätzlichen Einnahmen bringen. (ale)

Raus aus der ­Wohnungsnot: weniger Profit, mehr ­Gemeinwohl

Für die Glaubwürdigkeit müsste die Ampelregierung zuallererst ihre politischen Pokerspiele beenden. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) weigert sich, eine vereinbarte Mietrechtsnovelle umzusetzen, weil er seine Verhandlungsposition beim Thema Vorratsdatenspeicherung stärken will. Das betrifft unter anderem die Verlängerung der Mietpreisbremse bis 2029 oder eine Maßnahme, die den Mietenanstieg bei bestehenden Mietverträgen begrenzen soll.

Wer jetzt nicht investiert, stärkt die politische Rechte und schwächt die Wirtschaft nachhaltig

Wahr ist: Angesichts der Mietenexplosion sind das bloß Tropfen auf den heißen Stein. Die Ampel konnte sich nur auf so wenige Mieterschutz-Vorhaben einigen, weil sich die politischen Überzeugungen fundamental unterscheiden. Die FDP war immer eine Gegnerin der Mietpreisbremse und ist grundsätzlich gegen mehr Regulierung auf dem Mietmarkt. Deshalb herrscht Stillstand bei bekannten Problemen: Ab­zocke beim möblierten Wohnen ist nur ein Beispiel.

Dabei hat sich die Lage seit den Koalitionsverhandlungen weiter verschärft: Modernisierungsmaßnahmen, die zur Erreichung der Klimaziele notwendig sind, befeuern den Mietenanstieg. Indexmietverträge, bei denen die Miethöhe an die Inflation gekoppelt ist, werden immer beliebter. Toxisch ist, dass die Wohnungsnot mit einer Baukrise zusammenfällt. Vom Ziel der 400.000 gebauten Wohnungen pro Jahr ist die Regierung meilenweit entfernt. Die Anzahl der Sozial­wohnungen sinkt sogar.

Angesichts dessen muss die Ampel neu verhandeln, und dafür gilt: Mie­te­r:in­nen brauchen dringend eine Verschnaufpause durch einen zeitlich begrenzten Mietendeckel. Und: Fördergelder müssen immer auf bezahlbaren, gemeinwohlorientierten Wohnraum abzielen. Dafür braucht es ein gut ausgestattetes öffentliches Wohnungsbauprogramm. Wer jetzt nicht investiert, stärkt die politische Rechte und schwächt die Wirtschaft nachhaltig: Ohne verfügbaren Wohnraum kommt keine Fachkraft. (jak)

Weniger abschotten: Migrationsrealität anerkennen, Chancen ermöglichen

In ihrem Koalitionsvertrag hatte die Ampel einen „Neuanfang“ in der Migrationspolitik versprochen: Der Bund wolle sich konstant an den Kosten der Länder und Kommunen beteiligen und Menschen, die bereits hier sind, neue Chancen eröffnen. Inzwischen hat sie, unter dem Druck von rechts, eine halbe Rolle rückwärts gemacht. Doch gerade hier könnte sie Tempo machen.

Flüchtlinge könnten viel schneller in Arbeit kommen. Bisher dürfen sie in den ersten drei Monaten keinen Job annehmen, sondern in der Regel erst, wenn ihr Asylantrag anerkannt wurde. Oder, wenn das Verfahren zu lange dauert, spätestens nach neun Monaten. Die Grünen finden, sie sollten vom ersten Tag an arbeiten dürfen – auch Menschen, deren Antrag noch geprüft wird,oder abgelehnte Asylbewerber, die nicht abgeschoben werden können und darum geduldet werden. Das ist eine gute Idee, denn viele Branchen suchen händeringend nach Arbeitskräften, auch für einfache Jobs.

Zudem sollte sich Deutschland darauf einstellen, dass auch in Zukunft jedes Jahr rund 300.000 Menschen bei uns Zuflucht suchen werden. Ob man das dann einen Richtwert, eine „Obergrenze“ oder einen „atmenden Deckel“ nennt, ist zweitrangig. Wichtig ist, dass Deutschland künftig die Kapazitäten und Mittel bereit hält, um so viele Menschen pro Jahr aufzunehmen. In Ausnahmefällen könnten es mehr werden, wie der Krieg in der Ukraine gezeigt hat. Denn die Gründe, warum Menschen fliehen, werden auch in Zukunft nicht weniger werden. Umso wichtiger ist es, darauf vorbereitet zu sein.

Ein Land wie Deutschland, die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, sollte dazu in der Lage sein und es verkraften. Es wird auch davon profitieren, so, wie es in der Vergangenheit von Zuwanderung profitiert hat. Denn angesichts einer alternden Bevölkerung droht uns sonst die Vergreisung und der wirtschaftliche Abstieg. (bax)

Raus aus den Fossilen: Kosten gerecht verteilen, Klimageld jetzt

Es wäre ein wichtiges Signal an die Bürger:innen, dass die Kosten des ökologischen Umbaus nicht vor allem zulasten derjenigen gehen, die wenig oder gerade mal durchschnittlich verdienen. Die Bundesregierung sollte das im Koaltionsvertrag versprochene Klimageld bereits 2024 einführen und nicht auf die lange Bank schieben. Bislang kümmern sich die Ampelparteien aber nicht um die Finanzierung.

Das Klimageld soll die Belastungen abfedern, die durch den steigenden CO2-Preis anfallen. Für den Verbrauch fossiler Energien ist ein Preis pro Tonne CO2 zu zahlen. Die Bundesregierung erhöht diesen Preis zum Jahresanfang von 30 auf 40 Euro, bis 2026 steigt er auf 60 Euro. Danach soll ein europäisches Handelssystem greifen. Kommt das, wird der CO2-Preis steil in die Höhe gehen – und Sprit und Heizen werden sehr viel teurer. Und viele Produkte wohl auch, denn höhere Transportkosten werden erfahrungsgemäß auf Güter umgelegt.

Die Idee des Klimageldes: Alle Bür­ge­r:in­nen bekommen den gleichen Betrag als Ausgleich für die steigenden Preise. Menschen mit wenig Einkommen verursachen weniger CO₂-Ausstoß, also bleibt ihnen mehr vom Klimageld als Wohlhabenden. Österreich hat bereits so einen Bonus, der zwischen 110 und 220 Euro pro Person und Jahr liegt – je nach Region. Ursprünglich sollten auch in Deutschland die Einnahmen aus dem CO2-Preis an die Bür­ge­r:in­nen zurückgegeben werden, und zwar über den Klima- und Transformationsfonds, in den das Geld fließt. Den Klimafonds nutzt die Regierung, um den ökologischen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft zu finanzieren, allerdings auch für Projekte, die nur mit viel Fantasie dazu zu zählen sind, etwa milliar­denschwere Subventionen für die Ansiedlung einer Chipfabrik von Intel. Der Finanzplan des Klimafonds geht insgesamt von Ausgaben von mehr als 200 Milliarden Euro bis 2027 aus – das Klimageld ist nicht dabei. Das sollte die Bundesregierung umgehend ändern, denn: soziale Abfederung fördert die Akzeptanz für Klimapolitik. (akr)

Gegen Energiearmut: Heizen nicht verteuern

Heizen ist für viele teurer geworden. Dass die Rechnung nicht noch höher ausfällt, liegt unter anderem daran, dass die Bundesregierung die Mehrwertsteuer auf Gas nach der Sabotage der Erdgasleitung Nordstream von 19 auf 7 Prozent gesenkt hatte. Eigentlich bis zum Frühjahr 2024, aber nun will Finanzminister Christian Lindner, FDP, die Steuer schon ab Januar wieder anheben, also mitten in der Heizperiode.

Das brächte rund 2 Milliarden Euro an Mehreinnahmen für Bund, Länder und Kommunen, die politisch aber teuer erkauft wären. Obwohl sich die Dankesschreiben an die Bundesregierung wegen nur moderat gestiegener Betriebskosten in Grenzen halten, wäre die Empörung wohl umso größer, wenn die Steuer mitten im Winter erhöht würde. Um die 270 Euro kämen laut Berechnungen zusätzlich auf einen Durchschnittshaushalt zu. Die Ampel sollte am besten nach anderen Einnahmequellen suchen. (ale)

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8 Kommentare

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  • Fehlt hier der letzte Abschnitt? Der, in dem steht, was Grüne und SPD der FDP dafür bieten, diese Vorschläge auch nur in Teilen umzusetzen? Ich teile in vielen Punkten die Ansichten dieses Kommentars, aber ich sehe auch, dass es für Vieles keine parlamentarische Mehrheit gibt und wahrscheinlich auch keine Mehrheit in der Bevölkerung. Die letzten Wahlen haben - vorsichtig ausgedrückt - eher nicht gezeigt, dass der Souverän eine explizit linke Politik möchte. Ob es da in Bezug auf fie nöchsten Wahlen klug wäre wenn die Ampel inhaltlich nach links rutscht, bin ich mir nicht so sicher. Ich fürchte, davon würde nur Merz profitieren und am Ende würde es eher zu einer konservativeren Politik führen.

  • Gemeinwohl



    " Fördergelder müssen immer auf bezahlbaren, gemeinwohlorientierten Wohnraum abzielen". Jau - das Thema also mal im ganzen betrachtet: Schluss mit Eigenheimförderung, Förderung privater Autoladeanschlüsse (nur) für Hausbesitzer, Pendlerpauschale (?)... ja, gerne. Am besten sofort. Aber dann auch Schluss mit Fördermaßnahmen zum Verhindern der Enteignung (der Besitzer oder der Erben) durch gesetzl. vorgeschriebene, aber unbezahlbare Sanierungs-, Heizungsumbau, etc -kosten ??? Die für viele Hausbesitzer (im Wortsinne!) ruinöse Straßenbau-Umlage hat ein Großteil Deutschlands inzwischen abgeschafft. Hmm, hat alles zwei Seiten. Was wohl "der Wähler" dazu sagt ? Wir wollen ja doch lieber 2033 keine Af...-Mehrheit im Bundestag riskieren. Die offenbar bevorstehende Wiederabschaffung des 49-Euto-Tickets dreht das Fähnchen schonmal - in welche Richtung ? Augur müsste mensch sein. de.wikipedia.org/w...isk_familjebok.png

  • Die Preise steigen weiter…

    Für alles mögliche „zaubert“ die Bundesregierung Steuergelder qua vermeintlichem „Sondervermögen“ aus dem Hut, während inlandsbezogen vieles den Bach runter geht: Bildung, Gesundheitswesen, Pflege, steigende soziale Missstände und Ungerechtigkeiten!

    An Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer und daran, dass alle Beamten gar nichts in die Rentenkassen einzahlen und dem Staat über viele Jahrzehnte nur auf der Tasche liegen,



    ändert keine Regierung etwas! Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, nicht wahr?

    Der Preis dafür wird allerdings sehr sehr hoch sein:



    Die rechtsextreme AFD macht sich in der BRD zusehends breit und die Ampel tut dagegen nichts! —Null. — Die Maden sitzen im Speck und das scheint ihnen zu reichen. Wer als „Altkanzler“ noch Büro, Personal etc. abstaubt, hat in diesem Staat ausgesorgt! Mit welchem Recht bitteschön ?



    Welcher ehemals beamtete Sozialarbeiter, Stadtbedienstete, Lehrer etc. bekommt Büros, Personal und Kaffeemaschinen…?!



    Ein Humbug ohne Ende.

    Im Übrigen wird eine AFD daran mit Sicherheit nichts ändern.

    Mit dem einen Unterschied, dass hier bald Rechtsextreme das Sagen haben, Herr Scholz!



    Ein absolutes Unding sondergleichen!

    Dass die Ampel dermaßen unpopulär ist, hat sie sich selbst zu „verdanken“. Ein Herr Lindner hat dort m.E. ohnehin nichts (mehr) verloren …Und die weiterhin steigenden Preise quittieren viele Bürger. Sie sind es leid!



    Beispiel gefällig?

    „Seit Oktober 2022 gilt auf Gas eine verringerte Mehrwertsteuer von nur 7%. Diese Entlastung soll zum 1. Januar 2024 auslaufen, die Mehrwertsteuer steigt also auf die regulären 19%. Der Bundestag muss der Änderung noch zustimmen.



    Auch der CO2-Preis soll steigen. Derzeit liegt er bei 30€/Tonne, 2024 werden voraussichtlich 40€/Tonne fällig.“ (Finanztipp)

    Von Lebensmittelpreisen ganz zu schweigen …

  • Wir brauchen einen Staat, der sich darauf konzentriert, stabile, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen und zu garantieren, und einen gesellschaftlichen Aufbruch mit mehr Eigenverantwortung.



    Dann (und nur dann!) ist es u.U. sinnvoll, wenn der Staat nachsteuert und unterstützt, um seine Ziele nachhaltig zu erreichen.



    Diese ganze Hektik, mit der Ziele schnell erreicht werden sollen, sind nur kontraproduktiv, verbrennen Geld und zerstören spätere handlungsmöglichkeiten des Staats.



    Fragen wir uns also zuerst, was der Staat leisten soll, und reden dann über Geld, statt erst einmal Geld für alles mögliche zu fordern, ohne einen Plan oder eine Strategie zu haben.

    • @Carsten S.:

      Ganz abgesehen davon, was unfähige Politiker samt Steuergeldmissbrauch -und verschwendung den Steuerzahler kosten!



      Strategisch müsste Politikern gesetzlich untersagt werden, mit Lobbyisten gemeinsame Sache zu machen bzw. Während ihrer Mandate irgendwelche (Aufsichtsrats-)Pöstchen u.ä.in der Wirtschaft zu belegen!

      Was soll ein „Amtseid“, der die Interessen und das Wohl der Bevölkerungsmehrheit nicht berücksichtigt und Ungerechtigkeiten nicht unterbindet?!

      Außerdem kriegen sog. „Altkanzler“ noch Personal und Büros gestellt! Warum bitteschön? Um dort eine „Übernachtungscouch“ aufzuschlagen oder was? Schröder zB.scheint ja wohl lieber mit Putin zu dinieren…

      • @ROTEGRÄTE:

        Ja, es ist schon ein Elend, was in Deutschland für selbstgesetzte Denkmäler wie Stuttgart 21 an Geld verbrannt wird.



        Oder die Verkehrsminister der CSU.



        Einfach zum Heulen und zum Davonlaufen.

        Ein bisschen weiter südlich klappt es mit dem ÖV bestens. Dort werden sogar Güter auf der Schiene transportiert.



        Ich (56 Jahre alt) kenne das aus Deutschland nur aus Sonntagsreden. Gehandelt wurde ganz anders - und das nicht nur von der CDU. "Bahnchef Mehdorn" war Schröder-Spezi... Mehdorns Bockmist geht auf die Kappe von Rot-Grün.

  • Intensives Träumen ist noch lange kein Plan.

    1. Wenn Deutschland nicht solide wirtschaftet, werden weniger Leute in Deutschland investieren (ihr Kapital dorthinbringen und aufs Spiel setzen). Ich selbst warte mit der energetischen Sanierung eines Hauses auch erst einmal ab und würde mir lieber eine Immobilie im Ausland kaufen. Wenn Viessmann (unter lautem Beifall der Regierung, die sich über die Attraktivität deutscher Unternehmen freut), erst einmal Kasse macht, ist das für mich eher ein Alarmzeichen.

    2. Das man manchmal mehr Geld braucht, als man hat, kommt vor. Bei Privatleuten führt das zur Überschuldung, in der Wirtschaft zur Insolvenz. Wollen wir wirklich riskieren, dass der Staat langfristig seine Handlungsmöglichkeiten einbüsst und wir in 5 oder 10 Jahren Geld vom IWF brauchen, mit entsprechenden Auflagen?

    3. Der Wohnraum ist knapp. Er wird umso knapper, je mehr Menschen zu uns kommen. Wenn wir die Gewinne begrenzen, wird (i) weniger neu gebaut, weil es sich nicht mehr rentiert und (ii) u.U. weniger vermietet (mehr Leerstand). natürlich könnte der Staat mehr investieren, mit den unter 2 genannten Folgen. Allerdings ist es mit dem Geld alleine nicht getan. Irgendjemand muss die Häuser planen, genehmigen und bauen.

    4. Sicher müssen wir raus aus den fossilen Energieträgern. Alles elektrifizieren und ansonsten weitermachen wie bisher ist allerdings eine sackgasse. Wir werden u.a. Mobilität neu denken müssen. Die Kosten für einen ÖV, der den Privatwagen für grosse Teile der Bevölkerung unmöglich macht, ist bei den im Artikel geforderten Staatsinterventionen noch gar nicht erwähnt.

    5. Wenn der Staat will, dass Privatleute Geld in die Hand nehmen, braucht es zuallererst Planungssicherheit. Seit der Ampel gibt es diese in Deutschland faktisch nicht mehr.

    6. Deutschland krankt an einer gewissen Schizophrenie: Dem Ruf, nach dem Nannystaat, der alles organisiert und der Angst vor Bevormundung. Eigenverantwortung kommt im deutschen Denken zur Zeit nicht vor.

    • @Carsten S.:

      Die Kosten für einen ÖV, der den Privatwagen für grosse Teile der Bevölkerung UNNÖTIG macht, ist bei den im Artikel geforderten Staatsinterventionen noch gar nicht erwähnt.



      Sorry für den Tippfehler