piwik no script img

Klimaprotest nimmt Reiche ins VisierJets erst recht

Die Letzte Generation will jetzt gezielt gegen klimaschädlichen Reichtum protestieren. Darf die breite Masse deshalb aufatmen?

Genug gefeiert! Das reichste Prozent emittiert zehnmal so viel CO₂ wie der Durchschnitt Foto: Thomas Barwick/getty

Vielleicht lässt es sich in einer Jacht auch auf einer Sintflut aushalten. Vor allem lässt sich die Sintflut damit aber hervorragend auslösen. Mehr als 1.000 Liter Diesel verbrauchen manche der Luxusschiffe pro Stunde. Ein fossiles Fest. Eine Klimakatastrophe.

Das sieht auch die Klimaschutz-Gruppe Letzte Generation so. „Die Klimakatastrophe kommt nicht einfach so. Sie wird gemacht – und zwar in erster Linie von den Reichen“, heißt es in einem Plan der Gruppe für den Sommer 2023. „Deshalb werden wir in den nächsten Wochen an die Symbole des modernen Reichtums gehen, die nationale Aufmerksamkeit auf die rücksichtslose Verschwendung der Reichen lenken und die Ungerechtigkeit sichtbar werden lassen.“

Jachten, Privatjets, große Villen mit Klimaanlage und Pool: Superreiche haben ganz besonders viel Schuld an der Klimakrise. Das zeigt sich in harten Zahlen. Die durchschnittliche Person in Deutschland ist für etwa 10 Tonnen Kohlendioxid im Jahr verantwortlich. Beim reichsten Prozent sind es dagegen laut Daten der Denkfabrik World Inequality Lab 105 Tonnen, also mehr als das Zehnfache.

Die 800 Menschen, die das reichste 0,001 Prozent von Deutschland ausmachen, verursachen demnach sogar unvorstellbare 11.700 Tonnen. Die ärmsten Menschen leben umgekehrt – teils unfreiwillig aufgrund von finanziellen Zwängen – viel klimafreundlicher als der Durchschnitt, haben teils nur einen jährlichen Ausstoß von 3 Tonnen CO₂.

Trotz, Wut, Ablehnung

Das ist natürlich ein krasses Ungleichgewicht. Die Klimakrise ist deshalb nie nur ein Umweltproblem, sondern sie hat mit (Un-) Gerechtigkeit zu tun. Dass das nun auch die Letzte Generation interessiert, ist deshalb nachvollziehbar und sinnvoll. Welche Aktionen die Gruppe genau plant, ist noch unbekannt.

Auf jeden Fall kann man auch annehmen, dass ein unangenehmer Nebeneffekt ihrer üblichen Straßenblockaden ausbleibt: dass Konservative und Neoliberale plötzlich und kurzweilig ihr soziales Herz für die pendelnde Krankenschwester entdecken, als wäre deren eventueller Aufenthalt im Klimaklebe-Stau die Haupt­ursache für den Pflegenotstand in Deutschland.

Privatjets sind klimaschädlich und unnötig – darauf können sich die allermeisten einigen. Dass Proteste gegen die Luxuswelt ähnliche Wellen der Ablehnung auslösen wie die Straßenblockaden, ist deshalb nicht anzunehmen. Aber: Vielleicht steckt dahinter auch ein heimliches Aufatmen der breiten Masse, diesmal nicht selbst angesprochen zu sein.

Dabei ist natürlich auch das „normale“ Leben in Deutschland und vielen anderen Ländern extrem klimaschädlich – und wiederum viel CO₂-intensiver als das in anderen Ländern. In Indien beispielsweise verursacht die Durchschnittsperson nur etwa 2 Tonnen CO₂ pro Jahr. Das ist ungefähr die Größenordnung, in die es für alle Menschen auf der Welt gehen müsste. Die Klimakrise ist eben nicht nur in Deutschland ungerecht, sondern weltweit.

Deutschland trägt viel Klimaschuld und muss sich ändern – nicht nur die Superreichen, sondern praktisch alle. Daran erinnert die Letzte Generation mit ihren Straßenblockaden. Das ist es, was die starken Emotionen hervorruft: Trotz, Wut und Ablehnung. Ob das der Gruppe auch politischen Erfolg einbringt, steht auf einem anderen Blatt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

46 Kommentare

 / 
  • in der annahme schief gewickelt ...

    die masse von kleinvieh produziert den größten mist, nicht die drei ochsen auf der weide.

    zehntausend sauftouristen auf malle verschlingen mehr ressourcen, als eine handvoll privatflieger.

  • Grundsätzlich ist es so, Reiche emittieren mehr CO2. Superreiche noch mehr.



    Trotzdem ist der Umgang mit den Zahlen so eine Sache:



    Deutschland hat 2022 666 Mio to CO2 auf der Rechnung. Bei 83 Mio Menschen macht das 8 to pro Person. Selbst wenn man die Superreichen herausrechnet, ändert sich daran wenig.



    In der Menge ist dann auch der Anteil für die Infrastruktur (Trinkwasserausarbeitung, Mueumbau, Schulsanierung etc) drin. Daher verwundert es nicht, wenn Haushalte, die versucht haben zu sparen, nicht unter 5 to /pro Person gekommen sind.



    Die 2 to sind, Stand heute, unrealistisch und können nur durch massive Nutzung erneuerbarer Energien halbwegs erreicht werden.

  • "Ist es lediglich die Herstellung von Waren nach Bedarf, oder sind es die Million Liter Milch die jedes Jahr weggeschüttet, die Äpfel aus Neuseeland die in den Hamburger Hafen geschippert und dann per LKW durch halb Europa gefahren werden?"

    Und wer steuert den Bedarf ? Wer legt fest was ich als Bürger an "Bedarf" pro Jahr haben darf ? Eine staatliche Plankommission, "die Bedarfe befriedigt, aber keine Bedarfe weckt" ? (Zitat eines SED-Funktionärs)

    Eine schöne neue Welt, die Sie uns da fabulieren. Leider ticket der Mensch aber anders. Finden Sie sich damit ab.

    • @SeppW:

      "Wer legt fest was ich als Bürger an "Bedarf" pro Jahr haben darf ?"



      Mit wachsendem Einfluss erledigt das die Natur. Sie wird dem ganzen letztlich auch einen Riegel vorschieben. Leider realisieren das die meisten Menschen aber wohl nicht und viele sind zu bequem und ignorant, um vernünftig, fair und weitsichtig zu handeln.

  • "In Indien beispielsweise verursacht die Durchschnittsperson nur etwa 2 Tonnen CO₂ pro Jahr. Das ist ungefähr die Größenordnung, in die es für alle Menschen auf der Welt gehen müsste."

    In Indien hatten noch vor 5 Jahren deutlich weniger als die Hälfte der Bevölkerung Zugang zu Toiletten oder Trinkwasser. Seither bauen sie immerhin täglich zehntausende Toiletten - Swachh Bharat, sauberes Indien nennen sie diese Kampagne - und mittlerweile steht tatsächlich fast in jedem Dorf eine Toilette. Wohlgemerkt in jedem Dorf, nicht in jedem "Haus"...



    Das mit dem Trinkwasser hingegen ist nach wie vor noch sehr dürftig - um es höflich auszudrücken.



    Ein Entwicklungsland mit katastrophaler Armut, deutlich größerer sozialer Ungleichheit und nicht hinnehmbaren sanitären Zuständen als VORBILD für den CO2 Fußabdruck zu bewerben halte ich für nur schwer zu übertreffenden Zynismus.

  • Warm macht sich die LG nicht ehrlich und sagt was der "Reichtum" der "Reichen" ist, den er da eingedampft haben will: die Produktionsmittel, sprich Fabriken und Strukturen mit denen in DE produziert, Landwirtschaft betrieben wird, Mobilität hergestellt wird, Straßen und Wohnungen gebaut werden.

    • @Rudolf Fissner:

      Eine Maschine verliert nicht die Fähigkeit Produkte herzustellen wenn der erwirtschafte Mehrwert zu geringeren Teilen bei oberen 0,01% hängen bleibt.

      Ein Beispiel für unkomplizierte Umsetzung.

      CO2 Steuern ab Verbrauch X rauf rauf rauf und das dann umverteilen.

      Erbschaftssteuer 50-90% auch bei Familienunternehmen, wird dieses mit der gesamten Belegschaft übernommen und nicht verkauft wird eine Ratenzahlung gewährt.

      Die Erträge werden zum Teil genutzt um ein einmaliges oder aufgeteilten steuerfreies Erbe an alle Bürgerinnen auszuzahlen.

      • @sociajizzm:

        Gute Argumente die für eine Verlagerung der Produktion und des Firmensitzes ins Ausland sprechen.

      • @sociajizzm:

        "Eine Maschine verliert nicht die Fähigkeit Produkte herzustellen wenn der erwirtschafte Mehrwert zu geringeren Teilen bei oberen 0,01% hängen bleibt."

        Eben!

        Sie produziert noch genau so viel CO2. Und das CO2 will die LG reduzieren, nicht umverteilen. 🤓

        (Und ihre Zahlen, 0,01%, stimmen nebenbei vorne und hinten nicht)

        • @Rudolf Fissner:

          Abgesehen davon, daß die Co2-Fußabdruck der Reichen nicht deren ausgelagerte Fabriken beinhaltet, sondern das Fliegen mit Privajet, die Herstellung einer Privatjacht, die Anschaffung, Pflege und Nutzung von fünf Sportwagen, die Instandhaltung vom Swimming Pool im Ferienhaus usw.

          Was genau produziert denn soviel Co2?🤔



          Ist es lediglich die Herstellung von Waren nach Bedarf, oder sind es die Million Liter Milch die jedes Jahr weggeschüttet, die Äpfel aus Neuseeland die in den Hamburger Hafen geschippert und dann per LKW durch halb Europa gefahren werden?

          Unnütze Transportwege wegen Gewinnmaximierung, Produkte die in der Herstellung nach Garantieende kaputt gehen sollen damit die Produktion weiterläuft, Lebensmittel die von Supermärkten aus Kalkulationsgründen weggeschmissen werden um den Preis zu halten?

    • @Rudolf Fissner:

      Richtig, und die Dummheit der "Armen", die den ganzen produzierten "Sch.." ja nachfragen und kaufen! Das Problem landet am Ende immer auch beim Individuum. Es geht nicht ohne Einschränkungen und Verbote!

      • @Matt Gekachelt:

        Wer soll die aussprechen ohne Gefahr zu laufen abgewählt zu werden? Mal abgesehen davon das es global gesehen keine solchen geben wird.

      • @Matt Gekachelt:

        Richtig ! Leider.

    • @Rudolf Fissner:

      Warum machen Sie sich nicht ehrlich ?

      • @Zebulon:

        Was bezweiflen Sie?

        Dass es nicht um das Eigentum an Produktionsmitteln geht sondern um irgendwelche Dagobert Duck Goldtalerberge, die zum Verteilen schlummern?

        Nö. Das ist Comicwissen.

        Es geht um das konsequente Rückfahren einer klimaschädlichen Wirtschaft. Und weil man dies dem Bürger nicht zu verklickern traut, spielt man die Karte der schuldigen Superreichen, die im Besitz von Produktionsmitteln sind.

        Die LG spielt da nicht mit offenen Karten. Was traurig ist, denn dann kann das wieder nichts werden. Mit Superreichengedöns bekommt man keine neuen Heizungen in die Wohnungen.

  • Die fetten Jahre sind vorbei!!



    - Erinnert sich noch jemand an diesen großartigen Film, der in einer alten Zeit gedreht wurde, lang bevor das Wort "Klimakrise" im Fernsehen vorkam?



    Ich muss sagen, ich bin gespannt und hoffe, man kann irgendwie trittbrettfahrend mithelfen - durch Spenden, Sticker, Sprühaktionen, whatever.

  • Sind das nur die Emission aus privaten Luxuskonsum? - Das darf und sollte man adressieren.

    Auf die Inhaber umgelegte Emissionen von Betrieben sind dagegen Unsinn.

    • @Chris McZott:

      Das ist nur der private Konsum.

      Eine 2500m² Villa muss beheizt werden, ob jemand darin wohnt oder nicht.

      Selbst bescheidene Reiche wie Bernie Sanders besitzen meist mehr als 1 Immobilie. Bernie hat 3.

      Und Privatjets verursachen natürlich auch p.P. deutlich mehr als ein normaler Flieger usw.

      • @sociajizzm:

        Nur mal für Sie gerechnet: Die durchschnittliche Wohnfläche in De liegt bei etwa 45 qm. Das macht bei 80 Mill. Einwohnern 3.600.000.000 qm.

        Die erwähnten 800 kämen bei ihrer völlig überzogenen Annahme von Wohnflächen a'la 2.500 qm auf 2.000.000 in der Summe.

        Das sind gerade mal 0,05 % Des Klimaproblems, dass durch solche Wohnungen entsteht.

        Als Gas- oder Ölmagnat oder braver Putinfan würde ich genau solche Superreichengeschichten in die Welt setzen um von den 99,99 % der Klimaprobleme durch Wohnungen abzulenken.

    • @Chris McZott:

      Das kommt arg auf den jeweiligen Betrieb an. Bei den allermeisten würde es Sinn machen, da sie nur Kram ohne ökologischen Mehrwert herstellen, der mehr als verzichtbar ist. Beispielsweise :



      Autotuner,



      Folierungen,



      Tierquälhaltung der "Landwirtschaft",



      Lack-Herstellung,



      Hersteller von Plastikbekleidung und die meisten anderen auch.



      Ich höre schon wieder das Argument der Arbeitsplätze ... nur - diese Arbeitsplätze sind tödlich.

  • Offen gestanden, dieses Vorhaben der Klimaaktivisten freut mich. Sind wir doch mal ehrlich: Die einzige Freude die von Herzen kommt, ist die Schadenfreude. Sollen sich die Herrschaften ruhig etwas schämen, wenn Sie ihren Elektro SUV oder E-Cayenne vor dem Bio Laden parken.



    Klar, die Superreichen lassen einkaufen, trotzdem finde ich es gut, wenn man dadurch etwas an ihrer Selbstherrlichkeit kratzt…



    Sozialneid? Quatsch - das ist schlichte Empörung über das asoziales Verhalten von Reichen.

  • Die größte Wut auf die LG entzündet sich daran, dass eine Änderung von der Masse eingefordert wird, während sich die größten Emittenten ins Fäustchen lachen und während diese auch noch zu den Entscheidern über die meisten Änderungen gehören.

    Die LG nimmt sich die falschen Addressaten an und versucht diese durch Erziehung zu hebeln. Ein elitäres klassistisches Konzept zumal wesentliche Akteure aus dem Kreis der 1% kommen.

    • @J_CGN:

      Tja, aber wenn 1 Million Menschen zwei mal im Jahr fliegen, erzeugt das in Summe doch deutlich mehr CO₂, als 100 Menschen, die zwei Mal täglich in den Flieger steigen. Und so macht es für das Klima tatsächlich mehr Sinn, den vielen Wenigfliegern das Fliegen unbezahlbar zu machen, als die wenigen Vielflieger auf den Durchschnitt einzudampfen.

    • @J_CGN:

      Wie meistens hier haben Sie es gerne einfach. Es ist so bequem, den Reichen etwas anzuhängen. Ist ja auch durchaus berechtigt.



      Trotzdem sind wir Normalbürger es (auch arme wie ich), die jeder Tag die Erde mehr belasten. Wir stehen ebenso in der moralischen und ethischen Pflicht unser Verhalten zu ändern.



      Nicht das Auto elektrifizieren, nein ! Abschaffen und alternativ zum eigenen bisherigen Leben leben. NUR so kann es funktionieren. Alternative Energien gut und schön, aber am schnellsten agieren wir, indem wir alles Unnötige sein lassen. Und das - ist eine Menge !



      Allerdings muß man das Gehirnskästlein mal etwas anstrengen, was vielleicht für den/die ein- oder andere/n ungewohnt erscheint. Also :

      Auto entsorgen,



      Keine Urlaubsflüge,



      Kein Fleisch essen,



      Keine Plastik-Billigprodukte kaufen, deren Überreste zwei Jahre später im Ozean die Fische vergiften,



      Öffnen von versiegelten Erdflächen zugunsten von Pflanzen ...

      Es gibt so viel, was jede/r Einzelne tun kann. So wie immer wird es nicht funktionieren. Das ist bequem - und tödlich.

      • @Zebulon:

        Und Flüge zu Klimakonferenzen, Politikertreffen usw. Das geht alles auch sehr gut digital.

        • @Horst Flugfeld:

          nun, das würde ich Politikern gerade nicht neiden. Die haben sicherlich keinen Spaß am Fliegen. Jemand muß den Job ja machen und gerade und nur da ist persönliches Zusammenkommen echt wichtig.



          Was Urlaubsreisen betrifft, haben Sie natürlich vollkommen recht.

      • @Zebulon:

        Richtig! Und nicht 24 Stunden am Tag am Smartphone hängen.

    • @J_CGN:

      Genau! Alle großen Emittenten schließen sofort. Die Öl- und Gasfirmen müssen heute noch die Hähne zudrehen!

  • Wie viel CO2 verursacht eigentlich jedes Mitglied der Bundesregierung pro Jahr?

  • 0G
    04405 (Profil gelöscht)

    Klingt auch ein bisschen verzweifelt. Nachdem die bisherigen Blockaden von "Normalo"-Autofahrern die falsche Art von Publicity produziert haben, dann jetzt eben der Schwenk zu Zielgruppen-gerechter klassisch-linker Protest-Folklore. Ist dann aber auch ein Schritt mehr in Richtung Populismus, weil das Klimaproblem, das eigentlich auf alle zurückgeht, personalisiert wird.

    Ob das jetzt die richtige Art von Öffentlichkeit produziert, hängt leider von Springer und Co ab.

  • Na dann "eat the rich".

    Klingt ein bisschen wie bei Occupy, 1 Prozent sind böse und die anderen 99 Prozent das imaginierte "Wir", das sich die Reichen "nicht mehr leisten kann".

    Wäre es nicht wichtiger, die Verhältnisse zu kritisieren, die Arme und Reiche hervorbringt.

    Ach ja, ganz vergessen, für diesen Klimbim haben wir keine Zeit.

    • @Jim Hawkins:

      Weil die Kritik an den Verhältnissen die Arme und Reiche hervorbringt, viel zu abstrakt und zu weit weg ist, um überhaupt auf das Problem aufmerksam zu machen. Irgendwo muss man ansetzen.

      Weil es zudem nicht sein kann, das zb die Grünen auf Verzicht für das Klima pochen, aber viel zu selten erwähnt wird, das der Co2-Fußabdruck von den reichsten 10 Prozent 30 mal so hoch ist, wie der Co2- Fußabdruck von Bürgern aus der Mittelklasse.



      Während der Kleinbürgerfamilie einen ein schlechtes Gewissen gepredigt wird, wenn sie einmal im Jahr nach Teneriffa fliegen, jetten die anderen mit Privatjets um die Welt. Da sollte man darauf aufmerksam machen.

      Weil es zudem ab einem gewissen Punkt an Reichtum nichts gibt, was Antikapitalisten den Kapitalisten anbieten können. Das macht die Reichen noch nicht automatisch zu den "Bösen", aber dennoch zu natürlichen politischen Gegenspielern der Arbeiterklasse. Das nicht zu sehen und die politische Einflussnahme von der



      Familie Quandt beispielsweise zu leugnen (die schon Millionen an CSU und FDP gespendet hat), ist einfach naiv.







      Matthias Döpfner als Vorsitzender von Axel Springer hat ein Privatvermögen von 1.2 Millarden Euro. Was will man dem denn bitteschön anbieten?-Einen Verzicht auf seine Macht und sein Geld zugunsten einer gerechten Gesellschaft?....

      • @Alfonso Albertus:

        Man sollte dennoch der Kleinbürgerfamilie weiterhin das schlechte Gewissen machen, denn davon gibt es mehr als ein Prozent. Und wenn die alle weiterhin denken, es wäre ihr gutes Recht, ein- oder mehrmals jährlich in den Urlaub zu fliegen, können wir uns auch das nicht mehr leisten...

      • @Alfonso Albertus:

        OK, die Konten von Döpfner und den Quandts sind also weniger abstrakt.

        Es ist ja alles richtig mit dem enormen Fußabdrücken der Reichen. Was soll also geschehen?

        Soll der Kanzler neben der Einführung des 9-Euro-Tickets noch eben mal die Reichen enteignen?

        Welche Macht der Welt sollte an der Macht und dem Reichtum der oberen Zehntausend etwas ändern?

        Wie soll das gehen?

        Oder ist das auch wieder eine Frage zu viel?

        • @Jim Hawkins:

          Sicher. Und aus BLÖD wird dann nach der Enteignung SuperBLÖD als Zeitung der Armen und des "Volkes". Mir wird schlecht bei soviel politische Kurzsichtigkeit.

        • @Jim Hawkins:

          Eine durchaus berechtigte Frage. Es gab immer wieder Phasen wo die Arbeiterklasse gewisse Dinge erkämpft und erstritten hat und die Kapitalisten zumindest nicht mehr ganz frei schalten und walten konnten, wie es ihnen beliebt. Da wird in puncto Arbeitsrecht und Vermögensverteilung seit Jahren wieder das Rad zurückgedreht. Es gibt diesen Kampf von Oben gegen Unten, Arbeitgeber vs Arbeitnehmer schon immer. Mittlerweile scheinen das aber manche Leute vergessen zu haben( inklusive der Grünen), das es ein Oben und Unten überhaupt gibt.

          Darauf hinzuweisen ist wichtig. Was dann die Handlungsoptionen angeht, ist wiederum eine ganz andere Frage. Der Kanzler wird das nicht für uns richten, aber zumindest bringt es eine überfällige Debatte in die Gesellschaft zurück.

          Ich bin ebenfalls der Meinung, daß die Debatte nicht in stumpfen Reichenhass enden darf, sondern irgendwann weitergeführt und auf die Strukturen hingewiesen werden muss, die Reich und Arm hervorbringen.

          Davor muss aber erstmal (wieder) ein Bewusstsein dafür entstehen, das Millardenvermögen in Händen von Einzelpersonen kein zu akzeptierendes Naturgesetz sind. Meiner Ansicht nach funktioniert das nur mit gewissen taktischen Schritten

    • @Jim Hawkins:

      Haben Sie gerade den Eindruck, dass es eine breite Mehrheit gäbe, um die Verhältnisse zu ändern?

      Und dann noch weltweit?

      Sehen Sie eine Chance, dass die USA und China den Kapitalismus abschaffen?

      Schließlich wird das Klima und die Erwärmung ja nicht nur in Deutschland gemacht.

      Falls nicht, könnte es keine schlechte Idee sein, erst das Klima zu schützen und dann die Verhältnisse zu ändern.

      • @rero:

        Nein, nein und nein.

        Ich stelle mir nur die Frage, ob es tatsächlich möglich ist, das Klima zu retten, ohne die Verhältnisse zu ändern.

        Fragen wir Emanzipation & Frieden. Die liefern regelmäßig fundierte und reflektierte Analysen:

        "In einzelnen Segmenten der Industrie sind durchaus beachtliche Effizienzsteigerungen zu beobachten, die einen sparsameren Einsatz von Ressourcen und Rohstoffen ermöglichen. Allerdings kommt es beim weltumspannenden Problem der rasanten Erderhitzung auf die Gesamtbilanz an – und die ist desaströs: Seitdem der Klimaschutz in den 1990er Jahren in den Fokus der internationalen Politik rückte, haben sich die globalen Emissionen nahezu verdoppelt. Ausnahmen vom Trend sich permanent überbietender Allzeit-Rekorde bei der Treibhausgas-Freisetzung gab es nur, wenn Weltwirtschaftskrisen dazwischen funkten."

        emafrie.de/wachstu...%C3%BCnes+wachstum

        Es steht wohl zu befürchten, dass weder das eine, also die Verhältnisse, noch die Produktionsmethoden sich so nachhaltig ändern werden, dass wir alle glücklich im grünen Märchenland lustwandeln werden.

        Aber vielleicht täusche ich mich ja auch. Vielleicht täuschen sich die grünen Wachstumspäpste, wer weiß?

        Feiern wir bis zur Erkenntnis die Fortschritte. Zum Beispiel wird jetzt in Portugal großflächig die Landschaft verpestet, um Lithium für die Batterien der E-SUV abzubauen.

        Es geht voran, nur eben in Grün.

        • @Jim Hawkins:

          Oh, sorry, jetzt habe ich Sie verstanden.

        • 0G
          04405 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          "Ob es tatsächlich möglich ist, das Klima zu retten, ohne die Verhältnisse zu ändern". Oder umgekehrt: Wenn Sie die Verhältnisse nicht ändern können, können Sie das Klima nicht ändern?

          Was aber, wenn Sie die Menschheit an Ihrem eigenen dummen Gerede vom Sohn Gottes, Krone der Schöpfung messen, und weniger am real existierenden nackten Affen? Und was, wenn die Ungleichheit der Verhältnisse einfach in der menschlichen Natur liegen, Lüge, arschiges Gehabe und Boshaftigkeit eine Naturkonstante sind, weil sie eben funktionieren? Vielleicht suchen Sie auch nur den Notausgang aus der mühseligen Realpolitik, um sich mit der LG ins kommunistische Wolkenkuckkucksheim zu verkriechen?

          Zur Realität gehört zum Glück auch, dass China - laut einer einheimischen ehemaligen Kollegin das kapitalistischste Land der Welt, jedenfall weitaus kapitalistischer als das demzufolge "sozialistische Deutschland" - die Elektromobilität massiv pusht, weil der Smog dort ganz real das Leben zur Hölle macht. Vor der Klimakrise rettet uns kein Papst, kein Gott, kein Patron und kein "Eat the rich" selbstreferenzieller Eskapismus. Die Kräfte des Faktischen vielleicht schon.

          • @04405 (Profil gelöscht):

            Warum sollen den Lügen und arschiges Gehabe im Kommunismus nicht möglich sein? Ich bin zwar kein Kommunist, aber der Kommunismus ist ja nicht frei von Regel, Normen und Gesetzen. Da würden eben gegebenfalls andere Dinge belohnt und bestraft werden, als im Kapitalismus und vielleicht würde das alles in allem für die Allgemeinheit besser funktionieren? .....Wie gesagt-ich bin kein Kommunist, nur politisch offen für andere Gesellschaftsformen.

            Menschen sind weder Affen, noch die Kinder Gottes. Menschen sind form und wandelbare Wesen. In verschiedene Richtungen. Immerhin können wir über uns und die Gesellschaft ein bisschen nachdenken und uns dann hier über hunderte Kilometer hinweg im Netz darüber streiten. Ich vermute das Gorrilas ihren Stamm und dessen Regeln eher als gegeben annehmen.

            • 0G
              04405 (Profil gelöscht)
              @Alfonso Albertus:

              Zweierlei: Einerseits biegt LG und das Forum gerade falsch ab in der Klimadiskussion - zur Frage ob der Kommunismus, dieses sagenumwobene Konstrukt, in der Realität äußerst fehlbar, aber in der Fantasie irgendwie die perfekte Gesellschaftsordnung, nicht auch das Klima mit diversen anderen Menschheitsgebrechen heilen würde.

              Und dann aber wie sie korrekt verstanden haben: Die ganze Fehlbarkeit des Menschen wird der Kommunismus natürlich nicht heilen, was dann auch der Grund ist, warum der real existierende Kommunismus sich bisher irgendwo zwischen stalinistischem Terrorstaat und totaler südamerikanischer Korruption bewegte. Lug und Trug und Eigennutz der Eliten treten mangels effektiver Kontrolle nur noch mehr hervor. Warum also sollte das gut fürs Klima sein? Eben.

              Dann von mir noch der Hinweis, dass die skandinavischen Länder sowohl sehr effektiv im Klimaschutz unterwegs sind, andererseits nicht soweit weg vom Sozialismus. Wenn es dann also heißen soll, mehr Demokratie und soziale Marktwirtschaft wagen, da wäre ich dabei.

              • @04405 (Profil gelöscht):

                Ich denke das gegen die Fehlbarkeit der Menschen faire Gesetze helfen und das gegen stalinitische Exzesse ebenso gewisse Machthebel greifen könnten, auch wenn das Wirtschaftsystem ein anderes wäre.

                Ea gab halt keine Verfassung und kein Grundgesetz in der DDR. Deshalb gab es mal liberale(ere) und mal sehr diktatorische Zeiten in der DDR, weil keine übergeordnete Instanz eingreifen konnte.

                Ebenso ist die zeitliche Begrenzung von Machtpositionen hilfreich gegen die Entstehung von Diktaturen, wie in den USA, oder die Dezentralisierung von Macht wie in der Schweiz.



                Das alles ist aber völlig abgekoppelt vom Wirtschaftssystem.

                Komischerweise denken alle Kapitalismusbeführworter nicht an Russland, die Türkei, Haiti, Bangladesh, Indien, Bulgarien oder Brasilien, sondern an die Schweiz, Norwegen und die USA, wenn es um den Kapitalismus geht

                • 0G
                  04405 (Profil gelöscht)
                  @Alfonso Albertus:

                  "Das alles ist aber völlig abgekoppelt vom Wirtschaftssystem" - genau das wollte ich sagen. Weswegen der neue uralte Protestsound "Eat the rich" in die argumentative Sackgasse läuft.

                  Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass nix und niemand die Fehlbarkeit des Menschen auch nur ansatzweise einhegen kann, weswegen die ganze Welt ungebremst in die nächste Energiekrise (Klimakrise) braust. Aber das ist nur meine Meinung, es kann auch anders kommen.

        • @Jim Hawkins:

          Die Elektrifizierung der PKWs ist eben alles andere - aber nicht grün. Ein Verbot von motorisiertem Individualverkehr - das wäre grün. Aber das wäre den Bürgern in D ja nicht zumutbar, den Armen. ;-)

          • @Zebulon:

            Das völlige Verbot ist ja nun auch Quatsch zumal auch immer mal Transporte anfallen.

            Es ist aber vor allem solnage Quatsch solange keine sinnvollen Alternativen in der Fläche existieren.

            Religöse "Lösungen" sind gut für's individuelle Seelenheil, führen aber nicht zu sinnvoller Gestaltung.