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Manifest von Wagenknecht und SchwarzerDie Melodie des 20. Jahrhunderts

Das „Manifest für den Frieden“ hat viele Unterstützer. Unsere Kolumnistin hat Zweifel – und einen Ohrwurm.

FDJ-Friedensdemonstration in der DDR 1981 Foto: imago

M anche Leute, die ich kenne, haben die DDR noch richtig von Nahem kennengelernt. Sie sind darüber zu aufrechten Antikommunisten geworden und würden sich zum Beispiel niemals Nachdrucke von sowjetischen Motivationsplakaten in die Küche hängen, auch nicht ironisch. Doch bei Hanns Eislers Arbeiterkampfliedern sind sie trotzdem sehr ergriffen.

Haben Sie den „Heimlichen Aufmarsch“ schon einmal gehört – Musik Eisler, Text von Erich Weinert? „Es flüstert von allen Kontinenten / Mobilmachung gegen die Sowjetunion! / Arbeiter, Bauern, nehmt die Gewehre / nehmt die Gewehre zur Hand! / Zerschlagt die faschistischen Räuberheere, / setzt alle Herzen in Brand.“ Auf Youtube gibt es einen großartigen Clip mit dem Rundfunkchor Berlin und dem Ernst-Busch-Chor.

Was ich damit sagen will: Man mag gefestigte demokratische Überzeugungen haben, die Geschichte des 20. Jahrhunderts gut kennen und daraus viele Lehren gezogen haben. Das heißt aber nicht, dass einen die politische Ästhetik anderer Weltvorstellungen komplett kalt lässt, dass in den Haltungen, Formeln und Chören von ideologisch anders gestrickten Leuten nicht doch auch Überzeugungskraft stecken kann.

Die Rollen sind schnell verteilt, Kriegstreiber hier, „Putinfreunde“ dort

In der Beschwörung, dass in der Ukraine nun sofort mit Verhandlungen ein Frieden herbeizuführen sei, ist wahrscheinlich ein Gutteil dieser verwirrenden politischen Ästhetik am Werk. Das Manifest der Politprominenten Sah­ra Wagenknecht und Alice Schwarzer ist für seinen sachlichen Gehalt ausreichend kritisiert worden. Die hohe Zahl an Unterschriften dürfte jedoch auch daher rühren, dass aus dem Archiv der Bilder und Klänge des 20. Jahrhunderts das Kulturgut sehr leicht abrufbar ist, das von der Schönheit des Friedens- und Verhandlungswillens zeugt, vom weichen Wasser, das den Stein bricht. Das Material lagert übrigens direkt neben der Abteilung für Arbeiterkampflieder.

Verhandlungen gibt es längst hinter den Kulissen

Wobei die Wut, mit der diejenigen gegeißelt werden, die nach Verhandlungen rufen, auch nicht immer verständlich ist. Es mag eine Unverschämtheit gegenüber der Ukraine sein, sie jetzt zur Aufgabe aufzufordern, und sinnlos obendrein. Aber woher wissen die Leute, die das kritisieren, nur alle so genau, welcher Regierungschef wann zum Telefon greift? Glaubt hier irgendwer, wir würden sofort erfahren, wenn Verhandlungen begonnen haben? Ist nicht der Gefangenenaustausch diese Woche ein weiterer Hinweis darauf, wie viele Gespräche alldieweil schon laufen?

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Eben das macht doch die Politik um Krieg und Frieden für eine demokratische Öffentlichkeit so schwer erträglich: Dass wir hier nicht von demokratisch und rechtsstaatlich kontrollierten Prozessen reden, über die das entscheidende Personal halbwegs getreulich oder jedenfalls nachvollziehbar gegenüber Bundestag und Presse Auskunft geben muss, und wenn es das nicht tut, wird schon eine schlaue NGO für Aufklärung sorgen. Nein, mit Sicherheit wird die Öffentlichkeit eben erst mit reichlich Verzögerung hören, was bei welchem Telefonat herausgekommen ist und in welchem Salon die Emissäre was verhandelt haben. Leider würde alles andere auch ein Scheitern bedeuten.

Das entzieht der Forderung nach Verhandlungen ebenso wie der brüsken Ablehnung dieser Forderung den politischen Boden und lässt sie wirken wie ein eigentümliches Theaterspiel. Die Rollen sind schnell verteilt, die auszutauschenden Formeln fix gefunden, „Kriegs­treiber“ hier, „Putinfreunde“ dort. Der Abstand zur Bühne der entscheidenden Leute könnte größer nicht sein.

Aber dort bleibt der Vorhang wahrscheinlich noch lange zu.

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Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin
Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.
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38 Kommentare

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  • Ich lese den Text von Schwarzer und Wagenknecht, den ich nicht unterzeichnet habe und frage mich, wo fordern sie, dass die Ukraine "aufgeben", "kapitulieren" oder sich "unterwerfen" soll.

    Könnte mir jemand die Passage aus dem "Manifest" nennen, aus der sie/er das herausliest?

    • @PeteZ:

      Das steht da natürlich nicht, aber wie sieht denn ein Kompromiss aus, der erwähnt wird aus unter diesen Umständen: Der Räuber, der dein Kind erschossen hat, deine Küche abgebrannt hat und dein Bad annektiert hat, weil er dein Wohnzimmer befreien will steht im Fluhr und verprügelt gerade deine Frau. Was kannst du ihm denn anbieten damit er was davon sein lässt? Du darfst dabei auch nicht vergessen, er steht da nur in deinem Haus, weil dein Hund so laut am Zaun bellt und er deswegen Angst um seinen Vorgarten bekommen hat...

  • Vielleicht ist es bei einigen Mitmenschen noch nicht angekommen. Der Westen hat Putin die letzten 30 Jahre alles durchgehen lassen. Tschetschenien, Geogien, Krim, Moldau, Donbass, Ukraine sowie den Umbau Russlands in eine Diktatur, der alle Gegner entweder in den Gulag schickt oder umbringt. Selbst im Ausland sind Andersdenkende nicht sicher. Zu allem Überfluss hat Europa militärisch abgerüstet bzw. seine Armeen zu Kostenstellen im Haushalt degradiert. Bundeswehr 50 Milliarden Kosten und sehr wenig bis garnichts funktioniert. Energieversorgung wurde in trauter Zweisamkeit von Kapital(Wintershall, BASF) und Politik (Schröder, Merkel, Steinmeier, Schwesig u.v.m.) auf Russland aufgebaut und damit existenzielle Abhängigkeiten geschaffen. Wie hiess es so schön: Wandel durch Handel. Keiner hat angeblich gemerkt dass Putin und sein Oligarchensystem weitreichende Vorstellungen von einer Neuordnung von Europa hat. Sein nationalistischer Umbau der russischen Gesellschaft wurde als Folklore verharmlost. Mittlerweile wird im russ. TV offen von Atomschlägen oder die Besetzung Ostdeutschlands schwadroniert. Aber es gibt immer noch genug willige Fürsprecher und Verharmloser zu denen Dagelen, Stasispitzel Dehm oder der Politclown und Assad Versteher Todenhöfer gehören.



    Ich muss Abbitte leisten. Ja, ich war in jungen Jahren bei Veranstaltungen mit Lerryn alias Diether Dehm.

    • @Klempner Karl:

      Anschließe mich.



      Gründungsmitglied von "Die Linke" , das volle Programm, vom Aktivisten zum Funktionär, inklusive Wagenknecht und Lafo - Bekanntschaft....vorbei, vorbei.



      Bin geheilt.



      Wer mit den Faschisten marschiert, kann nicht mein/e Genoss*Inn sein....

  • Senden Sie bitte Ihre Wünsche und Sorgen an Putin und das Amt für magische Wesen.

  • Der entscheidende Terror der derzeit verbreitet wird, ist m. E. der Krieg Russlands gegen die Ukraine. Und es ist Russland, und nicht etwa die NATO, das hier immer wieder mit seinen Atomwaffen droht.



    Des weiteren siehe DIETMAR ROSENTHAL ...

  • “Der Abstand zur Bühne der entscheidenden Leute könnte größer nicht sein.”



    So gesehen sind hier alle unsere Diskussionen zum Thema lediglich reine Spiegelfechtereien.



    Und es mag ja sein, dass das Verfassen von Kommentaren in der taz-Kommune bis spät in die Nacht hinein bloß ein Hobby anderweitig nicht ausgelasteter oder auch nur politisch interessierter Pensionäre ist … zuweilen kommt’s mir tatsächlich auch so vor.



    Aber das alles - selbst das Unterzeichnen dieser Friedensresolution von Schwarzer und Wagenknecht, ja, wie auch das Verdammen derselben - ist immer noch besser als angesichts des Krieges in Fatalismus und Apathie zu versinken, nach dem Motto: die da oben machen eh, was sie wollen.



    Und das wollten Sie ja wohl nicht aussagen, Frau Winkelmann?

  • Mein Freund & Weggefährte - Völkerrechtsvorlesung Mitstudi - meint -



    Liebe Mitstreiter

    ich habe von den Wellen der Aufregung um den Schwarzer-Wagenknecht-Habermas -Disput gelesen ,von dem auch hier in Italien berichtet wurde und er überrascht mich .

    Soll der Westen dem Osten Friedensverhandlungen in dem derzeitigen Krieg anbieten ?

    Ein Blick ins Gesetz erleichtert die Rechtsfindung :

    Die Anwort ergibt sich aus art. 2 der UN - Satzung , die auch nach 77 Jahren , 70.000 NW und mehreren GAUS, die eigentlich nie stattgefunden haben würden sollen , immer noch etwas pathetisch klingt , aber deswegen nicht weniger einschlägig erscheint.

    “Die Organisation und ihre Mitglieder sollen in Verfolgung der in Artikel 1 festgesetzten Ziele gemäß folgenden Grundsätzen vorgehen:

    1. Die Organisation ist auf dem Grundsatz der souveränen Gleichheit aller ihrer Mitglieder aufgebaut.

    2. Alle Mitglieder erfüllen nach Treu und Glauben die von ihnen gemäß der vorliegenden Satzung übernommenen Verpflichtungen, um jedem einzelnen von ihnen die sich aus der Mitgliedschaft ergebenden Rechte und Vorteile zu sichern.

    3. Alle Mitglieder regeln ihre internationalen Streitfälle mit friedlichen Mitteln auf solche Weise, daß der Weltfriede, die internationale Sicherheit und die Gerechtigkeit nicht gefährdet werden.

    4. Alle Mitglieder enthalten sich in ihren internationalen Beziehungen der Drohung mit Gewalt oder der Gewaltanwendung, die gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit irgendeines Staates gerichtet oder sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbar ist.

    Das Recht auf Selbstverteidigung , art. 51 UN-Satzung beseitigt nicht die Verpflichtung(!!) Gespräche mit dem Gegner zu suchen , um friedliche Wege zur Konfliktbeendigung zu finden .



    Dadurch wird niemand zum Putin-versteher = Quertreiber = Querdenker = Impfgegner = Nestbeschmutzer und/oder Terrorist .

    ff & Rest

    • @Lowandorder:

      ff & Rest

      Der entscheidende Terror der derzeit verbreitet wird, ist m.E. die wechselseitige Drohung der Atomwaffenstaaten demnächst diese oder andere Massenvernichtungswaffen zu benutzen.

      Dies scheint doch ein ausreichender Grund zu sein, um sich zu bewegen.“

      kurz - Wer wollte widersprechen?!

      • 0G
        04405 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        sie übersehen leider, dass Waffenlieferungen und ein mindestens mittelfristiges Ziel, Friedenverhandlungen zu führen, sich nicht wechselseitig ausschließen. Politikwissenschaftler bestimmter Provinienz würden sogar argumentieren, dass Waffenlieferungen Friedensverhandlungen befördern.

        Ein Verstoß gegen die genannten Artikel liegt demnach gar nicht vor.

        • @04405 (Profil gelöscht):

          Mit Verlaub: Lesen könn‘s schonn?



          Von einem sojet Verstoß ist doch gar nicht Rede. Sondern.



          Sondern angesichts der geradezu hysterischen Diffamierung landauf landab - im Gegenteil - von einer Verpflichtung zu Verhandlungen •



          Get it? Fein.

          • @Lowandorder:

            Mit Verlaub: Das 20.Jahrhundert hat angerufen und möchte deine Argumente gegen den Vietnamkrieg zurück haben!

          • 0G
            04405 (Profil gelöscht)
            @Lowandorder:

            Da würde ich das auf dem Schlauch stehen auf ihrer Seite verorten: Ich argumentiere, dass Waffenlieferungen eben keine Absage bzw. Ausschluss von Verhandlungen bedeutet. Diese Front wird vom Schwarzer-Manifest und diversen anderen Wortmeldungen aufgemacht, geht aber an der Realität vorbei.

            D.h. die Verpflichtung zur Verhandlung wird von niemandem in Zweifel gezogen. Die Aussage "Waffen nieder und verhandeln" aber schon.

      • @Lowandorder:

        "Der entscheidende Terror der derzeit verbreitet wird, ist m.E. die wechselseitige Drohung der Atomwaffenstaaten demnächst diese oder andere Massenvernichtungswaffen zu benutzen."



        Wechselseitig? Das ist mir neu. Belegen Sie das bitte.

        • @Barbara Falk:

          Lassen wir es dabei hier man bewenden



          Jo & ich sind uns darin einig: Nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen.



          Mehr könnte weite Kreise der Bevölkerung verunsichern.

      • @Lowandorder:

        I forgot - Jo - heißt er!;))

  • 0G
    04405 (Profil gelöscht)

    Ausgezeichneter Kommentar.

    Aber bei dieser Frage kann ich möglicherweise helfen:



    "Wobei die Wut, mit der diejenigen gegeißelt werden, [...] auch nicht immer verständlich ist. [...] woher wissen die Leute [...] nur alle so genau, welcher Regierungschef wann zum Telefon greift?"

    Eben genau aus diesem Grunde die Wut: Man weiß mindestens, dass Macron und Scholz regelmäßig mit Putin telefonieren, was schon so was wie die Vorbereitung späterer Verhandlungen darstellt. Das wird noch konterkariert durch Aussagen, die Kriegstreiber hätten die alleinige Hoheit über die Diskussion und würden die Friedensbewegten - überspitzt von mir - geradezu niederschreien.

    Ganz im Gegenteil stand u.A. Scholz vor den "Panzerlieferungen" erheblich unter öffentlichen Druck, eben keine Waffen zu liefern, was den Prozess (angemessen) in die Länge zog.

    Das sind zwei zweifelhafte Aussagen, die zusammengenommen in die Richtung von Querdenkern weisen, die sich bei Lanz beschweren, sie dürften zu Corona ja gar nix mehr sagen. Da kann man schon mal genervt reagieren.

  • Einerseits richtig, Verhandlungen laufen, es gibt Gefangenenaustausche. Außerdem gab es erfolgreiche Verhandlungen über die Getreidelieferungen.



    Das zeigt, dass mit Putin offenbar verhandelt werden kann, was in den Leserbriefen permanent bestritten wird.



    Andererseits werden von KriegsbefürworterInnen den FriedensaktivistInnen immer wieder Worte und Forderungen in den Mund gelegt, die einfach nicht den Tatsachen entsprechen.



    Einsatz für den Frieden finde ich lobenswert.



    Sich für Krieg stark zu machen, für Tod und Zerstörung, empfinde ich als völlig abwegig, dass diese Position dann auch noch Moral für sich in Anspruch nimmt, ist ein schlechter Witz.

    • @Philippo1000:

      Ich wüsste nicht welche "Kriegsbefürworter" (um es in Ihren Worten zu sagen) permanent bestreiten, man könne mit Putin verhandeln? Natürlich kann man



      a) Über Gefangenenaustausch und Getreidelieferungen



      b) über eine Beendigung des Krieges unter russischen Bedingungen

      Worüber nam offensichtlich nicht verhandeln kann (das sagen nicht die "Kriegstreiber" sondern Vertreter der russischen Reguerung!), ist über einen Rückzug der russischen Armee wenigstens auf den Frontverlauf vor dem 24.02.22. Über eine Anerkennung der Ukraine als souveräner und freier Staat und in Folge dessen eine Rücknahme der Annektionen des Jahres 2022



      (Und da haben wir von Sicherheitsgarantien für die Ukraine, Reparationszahlungen und Verfolgung von russischen Kriegsverbrechern oder die Lösung der Krimfrage noch nicht gesprochen)

      Wer jetzt also ernsthaft jetzt ein Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine und Verhandlungen mit Russland fordert, der - anders kann ich es mir nicht erklären - fordert Verhandlungen über eine Beendigung des Krieges unter russischen Bedingungen.



      Da sag ich dann: Och nö!

    • @Philippo1000:

      "Das zeigt, dass mit Putin offenbar verhandelt werden kann, was in den Leserbriefen permanent bestritten wird."



      Über den Bruch des Budapester-Memorandums, den Bruch von Minsk II und den Bruch des Völkerrechts sehen sie bei dieser Argumentation dann doch sehr großzügig hinweg. Es gab einen funktionierenden Gefangenenaustausch und damit ist ihnen Putins Reputation als verlässlicher Partner belegt.

      • @Ingo Bernable:

        Das war nicht der erste Gefangenenaustausch.



        Außerdem gibt es das Getreideabkommen.



        Wie kommen Sie darauf, dass ich über den Bruch von Völkerrecht " großzügig hinwegsehe"?



        Es ist wohl Niemandem entgangen, dass Putin einen Krieg begonnen hat und damit Verträge und Völkerrecht gebrochen hat.



        Das steht überhaupt nicht zur Debatte.



        Tatsache ist, dass Verhandlungen mit Ihm erfolgreich stattfinden.



        Wem nützt eine Dämonisierung Putins ?



        Ein Ende des Kriegszustandes nützt hingegen Vielen.

    • @Philippo1000:

      Wo macht sich jemand für Krieg stark?



      Fordert jemand, die Ukraine müsse sich bitte bis zur kompletten Selbstaufgabe in Kämpfen aufreiben?

      Bisher habe ich immer nur gehört, die ukrainische Regierung bittet, wünscht, fordert aus genannten Gründen dieses und jenes und diversen Bitten, Wünschen und Forderungen wird aus genannten Gründen nachgekommen, oder auch nicht.

      • @Fezi:

        Wo macht sich Jemand für den Krieg stark?



        Da Sie hier einen LeserInnenbrief schreiben, nehme ich einfach mal an, Sie haben die Kriegsberichterstattung verfolgt.



        Egal, ob PolitikerInnen , JounalistInnen, oder LeserbriefschreiberInnen, der überwiegende Teil



        der Kommentare setzt einen Sieg der Ukraine zum Ziel. Oft wird das Ziel allerdings gar nicht genannt.



        Waffen und Waffentechnik wird diskutiert, der Zweck, die Produktion von Tod, wird umgangen.



        Wer Waffenlieferungen für die Ukraine befürwortet,



        nimmt den Istzustand als erhaltenswert an und das ist Krieg.



        Menschen die sich hingegen für Frieden einsetzten werden, auch hierzulande, mittlerweile diffamiert.

  • Zum Verhandeln gehören immer zwei. Und am Ende muss es keinen Kompromiss geben, wenn Täter und Opfer an einem Tisch sitzen. In diesem Fall kann man höchstens über die Höhe der Reparationen sinnieren, die Russland der Ukraine zu zahlen hat, nachdem alle russischen Streitkräfte das gesamte Staatsgebiet verlassen haben und eine Nicht-Angriffs-Garantie unterzeichnet wurde. Sprich: die Minimalforderungen erreicht wurden.



    Über die Krim und andere Landesteile wird nicht verhandelt. Dem Aggressor nachzugeben ist Schwäche, die er immer wieder ausnutzen wird.

    Es gab vorher genug Möglichkeiten, sich über die Krim zu einigen. Ganz ohne Drohungen und Annektionen. Russland hätte dafür zahlen können, einen Zugang zur Krim zu bekommen. Wäre auch nicht einfach gewesen, aber machbar. Das ist jetzt vorbei für die nächsten Jahrzehnte. Russland hat es versaut und bekommt jetzt auf die Mütze. Verhandeln können die nur noch darüber, wie hart die anderen zuschlagen dürfen. Und sie sind an wirklich ALLEM selbst Schuld. Wie düüm kann man sein?

  • To whom it may concern, laut dem Twitter-Kanal @gegendieAfD mobilisieren Nazis nach der freundlichen Einladung von Lafontaine offensiv für die "Friedensdemonstration" am 25. Februar.

    Die "Freie Jugend", "Die Freien Niedersachsen", "Compact", Afd-Mann Tillschneider, die "Freien Brandenburger", die "Freie Jugend Sachsen", die Nazi-"Gruppe Greiz", "Die Basis", alle sind ganz aus dem Häuschen und rufen ihre Anhänger auf, zur Demo zu kommen.

    Das kann heiter werden.

    • @Jim Hawkins:

      Die sehr rechte polnische PiS-Regierung ist für maximale Ukraine-Unterstützung.

      Und nun...?

      • @drafi:

        Liegt womöglich mehr an Geschichte und geografischer Lage, als an der politischen Ausrichtung?!

        • @Fezi:

          Eine funktionierende internationale Linke kann ich mir gut vorstellen, eine funktionierende internationale Rechte nicht wirklich. Ich schätze mal einige von der AfD haben feuchte Träume bezüglich einer fünften Teilung Polens und stehen deshalb auf der Seite Russlands und natürlich weil sie auch gerne so regieren würden wie Putin.

      • @drafi:

        Keine Ahnung, rufen die auch zu der Demo auf?

  • Mein Problem mit diesen offenen Briefen und Manifesten ist ja nicht, dass dort Verhandlungen gefordert werden, sondern wie das geschieht.

    Entweder indem man die Ukraine mehr oder weniger zur Unterwerfung aufruft, auffordert, ihr keine militärische Unterstützung mehr zu geben und den Konflikt als eine Auseinandersetzung zweier Parteien beschreibt, die sich irgendwie in die Haare gekriegt haben.

    Den Unterstützern dieser Traktate könnte man wohl mit diesem Werk von Busch / Eisler mehr Freude machen:

    "Go home, Ami! Ami, go home!



    Spalte für den Frieden dein Atom.



    Sag: Good bye dem Vater Rhein.



    Rühr‘ nicht an sein Töchterlein –



    Lorelei – solang du singst,



    Wird Deutschland sein!"

    www.youtube.com/watch?v=2flpdqGfAsw

    Man könnte ja auch beides gleichzeitig tun. Die Ukraine militärisch weiter unterstützen und dennoch Verhandlungen welcher Art auch immer fordern.

  • Natürlich wird es einiges an nicht-öffenticher Kommunikation und Diplomatie geben. Plausibel anzunhemen wäre allerdings zumindest schon eine gewisse Kohärenz zwischen öffentlicher und nicht-öffentlicher Kommunikation, allein schon um die Akzeptanz letzterer bei deren Veröffentlichung vorzubereiten. Dass man etwa noch den Westen zur Kriegspartei erklärt (Lawrow) oder mal wieder mit Atomkrieg droht (Medwedjew) während man schon im Hintergrund über Frieden und Truppenabzug verhandelt passt kaum zusammen.

  • Danke. Vielleicht kühlt der Diskurs ein wenig ab.

    Und oh, @LOWANDORDER: schliesse mich an. Wie so oft.

  • “Spät kommt ihr - doch ihr kommt!



    Der weite Weg - Graf Isolan - entschuldigt euer Säumen!“



    (Schiller Picolomini irgendwo;)



    & zwar das - ohne Jürgen Habermas -



    “Nein. Das war kein Heldenstück! Octavio!“



    (Freunde der Feuerzangenbowle werden‘s kennen!;)

    kurz - “Herr wirf 🧠 vom Himmel!“ Fein.



    Hat gedauert. Aber! Vernunft - In die taz zieht ein!

    Na Mahlzeit

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Das hebt stark an, werter Mann - und geht stark weiter. War schon die Melodie des 17ten Jahrhunderts. Nichts hat sich geändert. Schiller hat im Wallenstein das Grundsätzliche des Kriegsgeschäfts gut beschrieben:



      „Questenberg: Wenn es nicht bloß ein Elend mit dem andern



      Vertauscht soll haben, muss das arme Land



      Von Freund und Feindes Geißel gleich befreit sein.



      Illo: Ei was! Es war ein gutes Jahr, der Bauer kann schon wieder gehen.



      Questenberg: Ja, wenn Sie von Herden



      Und Weideplätzen reden, Herr Feldmarschall –



      Isolani:Der Krieg ernährt den Krieg. Gehn Bauern drauf, Ei, so gewinnt der Kaiser mehr Soldaten.“



      www.projekt-gutenb...ens1/wall2101.html



      Was wird übrig bleiben von der Ukraine?

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Danke - anschließe mich & …wag es nicht zu denken.

    • @Lowandorder:

      Danke!



      Liegt wohl daran, dass 500tausend sich öffentlich für Verhandlungen einsetzen.