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Deutsche DebattenkulturAntimilitaristen im Abseits

Gastkommentar von Thomas Gesterkamp

Wer nicht konsenskonform denkt und trotzdem seine Meinung laut sagt, gerät rasch unter Beschuss. Eine offene Debattenkultur sieht anders aus.

Friedensdemonstration in Frankfurt/Main am 1. Oktober Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

S eit dem russischen Überfall auf die Ukraine ist es schwierig, abweichende Meinungen öffentlich zu vertreten. „Putintroll“ ist das gängige Schimpfwort, gemeint sind schlicht Leute, die sich für Frieden und Diplomatie einsetzen. Objekte des Zorns sind dabei weniger notorische Dissidentinnen wie die seit Jahren als mediale Watschenfrau fungierende Linke Sahra Wagenknecht.

Das Bashing von Personen, denen oft zugleich die fachliche Eignung abgesprochen wird, trifft vor allem Sozialdemokraten – weil sie das Erbe von Willy Brandt und Egon Bahr hochhalten. Die einstigen Architekten der Ostpolitik waren stets für eine Versöhnung mit dem von den Nationalsozialisten überfallenen Russland eingetreten, sie haben dabei viel erreicht und mittelbar auch zur deutschen Vereinigung beigetragen.

Schon während der Pandemie machte sich ein intolerantes Diskussionsklima in Deutschland breit, das in der Verunglimpfung der Unterzeichner von „allesdichtmachen“ einen Höhepunkt fand. So stieß der Schauspieler Jan-Josef Liefers auf massive Empörung, weil er wie rund 50 seiner Kol­le­g:in­nen die deutsche Coronapolitik ironisch kritisiert hatte.

Für die Onlinevideos musst er sich in inquisitorisch geführten Interviews rechtfertigen, in Talkshows gegen drei oder vier weitere Gäste antreten, die sich untereinander und mit der Moderation einig waren. Die mediale Front, die Zweifelnde weitgehend ausgrenzte, war erschreckend genug. Noch extremer war die Reaktion des SPD-Politikers und früheren nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministers Garrelt Duin.

privat
Thomas Gesterkamp

ist promovierter Politikwissenschaftler und Autor für Radio und Printmedien in Köln.

Liefers dürfte nicht länger beim „Tatort“ mitspielen, sein Engagement sei sofort zu beenden, verlangte Duin, der Mitglied im WDR-Rundfunkrat ist. Das ging selbst dem damaligen CDU-Ministerpräsidenten Armin Laschet zu weit. Der Künstler bekam seinen Vertrag verlängert, bis heute mimt er den skurrilen Münsteraner Rechtsmediziner Karl-Friedrich Börne.

Lange Liste von Abgekanzelten

Während die Affäre für Liefers noch glimpflich ausging, sind neben Politikern zurzeit auch Hochschullehrerinnen, Publizisten oder Kirchenfunktionäre heftigsten Vorwürfen ausgesetzt. Teils grenzen diese Kampagnen an Rufmord und gefährden berufliche Existenzen. Um ihren Job fürchten muss zum Beispiel Ulrike Guérot, die seit Herbst 2021 Europapolitik an der Universität Bonn lehrt. Früher CDU-Mitglied, stuft sich die Professorin heute als „linksliberal“ ein, eckt aber gerade in diesem Milieu am meisten an.

In einem umstrittenen, zum Teil tatsächlich verschwörungstheoretisch anmutenden Buch kritisiert sie die Corona­maßnahmen. In ihrer jüngsten Publikation „Endspiel Europa“ plädiert sie dafür, die Schuld für den Krieg nicht allein bei Russland zu suchen, bewertet die Nato-Erweiterung als Fehler und Provokation. In Leitmedien wie der Frankfurter Allgemeinen oder in Internetportalen wie t-online.de zweifeln Osteuropa-Experten Guérots wissenschaftliche Kompetenz an.

Auch die Leitung und der AStA der Bonner Uni haben sich unterdessen von ihr distanziert. Ähnlich unter Druck geraten ist Gabriele Krone-Schmalz, die lange für die ARD aus Moskau berichtet hat und in journalistischen Kreisen als fundierte Kennerin Russlands gilt. Ihr Vortrag an der Volkshochschule Reutlingen ging im Netz mit fast einer Million Aufrufen viral. Nicht nur die Referentin, auch der gastgebende VHS-Chef wurden heftig angegangen.

Die Entspannungsbemühungen der 1970er Jahre in der Rückschau positiv zu bewerten, auf russische Sicherheitsinteressen und Ängste hinzuweisen oder diese gar in Verbindung zu bringen mit den Naziverbrechen in der Sowjetunion: Das grenzt in einer aufgeheizten Stimmung, die bisweilen an den Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 erinnert, für manche schon an Landesverrat.

Die Liste der öffentlich Abgekanzelten ist lang: Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer, die Ende April einen offenen Brief initiierte, der Kanzler Olaf Scholz gegen den Vorwurf des „Zauderns“ bei Waffenlieferungen in Schutz nahm. Die Autoren Richard David Precht und Harald Welzer, die in ihrem Bestseller „Die vierte Gewalt“ die Rolle der Medien hinterfragen, nicht nur aus aktuellem Anlass.

Zweierlei Maß bei der Causa Schröder

Hamburgs Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi, der in einem noch vor dem Krieg abgeschlossenen Buch für die Verfolgung „nationaler Interessen“ und gegen eine zu starke Abhängigkeit von den USA Position bezieht. Und erst recht Altkanzler Gerhard Schröder, dem zu viel Nähe zum russischen Präsidenten und seine Tätigkeit als Lobbyist für Gaskonzerne angekreidet werden. Vor allem Letzteres ist in der Tat äußerst fragwürdig.

Schröder deshalb die früheren Amtsträgern zugesicherten Privilegien im Bundestag streichen zu wollen, diese aber bei anderen einst politisch Verantwortlichen wie Angela Merkel oder Christian Wulff nicht anzutasten, dürfte juristisch kaum haltbar sein. Denn hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Unbequeme politische Stimmen sollen zum Schweigen gebracht werden.

Wesentlich beteiligt an dieser Cancel Culture in Kriegszeiten ist auch die ukrainische Propaganda, die sich nicht wesentlich von der russischen unterscheidet. Selbst gemäßigt auftretenden Politikern, wie SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich, macht man in Kiew den Vorwurf, Desinformationen zu verbreiten. Der Dauertwitterer und mittlerweile abgesetzte, weil untragbar gewordene Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk überzog Andersdenkende mit polemischen Vorwürfen und verbalen Tiefschlägen.

Zuletzt, obwohl schon in die Heimat zurückbeordert, traf sein undiplomatischer Furor die Synode der Evangelischen Kirche, die er als „Diener von Judas“ bezeichnete. Die dort Versammelten hatten es gewagt, sich nicht klar vom christlichen Pazifismus abzuwenden. Sie regten einen Waffenstillstand an und forderten, „das Gespräch nicht zu verachten“. Das reicht offenbar, um sich den Vorwurf einzuhandeln, ein „Putintroll“ zu sein.

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41 Kommentare

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  • Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Ein längst, längst überfälliger Artikel. Danke.

  • Ich habe die vielen Kommentare gelesen und komme für mich rein persönlich, und nur als meine Meinung, und nur falls man sich überhaupt so äußern darf zu dem Schluss: "Meinungsintoleranz lässt grüßen". Meint man das mit Cancel Culture?

  • Schon nach den ersten Absätzen keine Lust mehr zu lesen auf Grund der Tatsachenverdrehung.

    - Nicht nur die, die Verhandlungen fordern, sind für Frieden. Die anderen sind nur der Auffassung, dass die Forderung nach Verhandlungen keinen Sinn ergeben, wenn man nicht sagt, wie eine Verhandlungslösung aussehen kann, die wirklich Frieden bringt.

    - Die Aktion von Liefers und Co. hat keine Empörung hervorgerufen, weil sie die Maßnahmen kritisiert haben, sondern weil sie di Position der Gegenseite unsachlich überzeichnet und sich über Maßnahmenbefürworter auf verleumdende Art lustig gemacht haben.

    An der Stelle habe ich dann aufgehört zu lesen. Der Mann baut Gräben auf und beschwert sich dann darüber. Ein Mangel an analytischen Fähigkeiten - die deutsche Politikwissenschaft ist inzwischen wohl wirklich nur noch ein Laberfach.

  • Ohne in allen Details zuzustimmen - ich sags mal so, ja, der grüne Mainstream ist kriegerisch unterwegs.

  • Nichts gegen die Bundeswehr an sich, aber das unkritische helle Licht, in dem das „Befehl und Gehorsam“ auf einmal in vielen aufwendigen Reportagen und Dokus erstrahlt, ist erstaunlich.



    Da wird die neue Speerspitze der Nato aus Thüringen ohne kritische Gegenstimmen gefeiert.

    www.mdr.de/tv/prog...endung-802850.html

    Da ließ sich die Schriftstellerin Nora Bossang eine Zeit lang für den Spiegel bei der Bundeswehr einbetten, schwärmt als Teilzeitsoldatin davon, nicht mehr nachdenken und nur noch machen zu müssen, inclusive brutalen Raus- und Anschreien der Vorgesetzten beim Aufwachen und beim Appell.



    Das ist für eine Intellektuelle eine höchst dürftige Feststellung und passt zum allgemeinen Lobpreisen der Bundeswehr, die sich in einem Werbespot so preist: „Bei uns gibt es kein Ich, bei uns gibt es nur ein WIR! WIR DIENEN DEUTSCHLAND!“

    Dass eine kluge Schriftstellerin die Schreikultur der Bundeswehr, diesen bei Befehlen gegenüber Untergebenen autoritären, immer etwas zu lauten, keinen Widerspruch duldenden schneidenden Ton, dessen tiefster Grund noch aus der Wehrmacht und Reichwehr zu stammen scheint, erträgt und sogar gut findet, deutet auf etwas viel Gefährlicheres als Canel-Kultur hin: den allgemeinen Konformitätsdruck, den die neue wehrhafte Zeit für die ganze Gesellschaft mit sich bringt.

    Dass die israelische Armee als Bürgerarmee ohne das aus der Wehrmacht und dem Preußentum stammende Duckmäusertum auskommt, scheint keinem bei der Bundeswehr bisher aufgefallen zu sein.



    Jetzt, wo sich die Bundeswehr stärker aus der Mitte der Gesellschaft kommend definiert, sollte von Bürgern dieser Gegensatz thematisiert werden und gefragt werden: Wieviel unnötige Reichswehr und Wehrmacht steckt noch in der Bundeswehr?

    www.spiegel.de/pan...-b718-29d4e2299dc8

  • Gesterkamp hat früher die sogenannten Männerrechtler kritisiert, die sich trotz medialer Präsenz als Opfer fühlten, weil sie eben auch Widerspruch erfahren. Genau diese "Opferrolle" nimmt er jetzt jedoch für seine Ukraineposition ein. Man kann ihn jetzt seine eigenen Argumente entgegen halten.

  • Ohje jetzt auch das Schreckgespinst der Cancle Culture bei der taz?



    Das Niveau hier sinkt immer mehr....

  • "Wer gegen oder in der Ukraine Kritik äußert, fällt nicht aus dem Fenster oder wird in Gefängnissen totgefoltert."

    Doch, natürlich passiert da auch sowas (Fensterstürze wüsste ich jetzt nicht, das ist ja eher eine russische Spezialität, aber dafür haben die Ukrainer ihre Laternenpfähle und Rollkommandos).



    www.faz.net/aktuel...gion-18458737.html

    Der Hinweis auf die extrem schädliche Wirkung der ukrainischen Kriegspropaganda ist so ziemlich das Einzige in dem Kommentar, dem man voll zustimmen kann. Der Rest ist tatsächlich etwas weinerlich.

  • Umgekehrt wird ein Schuh draus, wenn Kritik und Gegenrede als Cancel Culture diffamiert werden. Man möchte gerne seine Meinung sagen und pocht auf Meinungsfreiheit, kommt dann aber Gegenwind, dann wird dem Gegenüber das Recht auf Meinungsäußerung plötzlich abgesprochen. Es gibt kein Recht darauf unwiedersprochen seine Meinung zu sagen.

    Diskurs fordern aber sich dann die Gegenrede verbitten. Was ist das für ein Diskurs?

    • @llamaz:

      Genau das.

  • Ich denke, es wurde eindrucksvoll belegt, wie richtig der Artikel ist.

  • Der Autor formuliert unpräzise: Von den Nazis überfallen wurde die Sowjetunion und nicht Russland allein!

    Der Autor unterschlägt mit dieser Formulierung den Überfall der Nazis auf die Ukraine, Belorussland, Lettland, Litauen und Estland. Diese Länder waren besonders betroffen von der faschistischen Besetzung. Und auch Georgien, Armenien, Aserbeidschan, Kasachstan, Usbekistan und Kirgisien haben im 2. Weltkrieg einen hohen Blutzoll zahlen müssen für die Verteidigung der Sowjetunion.

    Warum ignoriert der Autor die Opfer der nichtrussischen Staaten?

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Weil es sein Narrativ behindert.

  • Selbstverständlich muss jeder, der seine Meinung äußertm auch mit Widerspruch rechnen (wer hier fundiert argumentiert, wäre in einem anderen Kontext zu klären...), aber hier geht es um mehr: Mützenich wurde auf eine schwarze Liste gesetzt und bedroht, gegen Schröder wurden Maßnahmen ergriffen, die höchstwahrscheinlich rechtswidrig sind, im Falle Guérots wurde die Entlassung gefordert (und was man von einem Studentenparlament halten soll, dass fordert, nicht mehr mit anderen Meinungen belästigt zu werden, sei einmal dahingestellt). Es gibt einen Unterschied zwischen Kritik und Einschüchterung - und den sollte man auch dann erkennen, wenn man von den Betroffenen wenig hält. Die Bewahrung demokratischer Standards an sich ist wichtiger als die spezifische Position. Ich erinnere auch gerne daran, dass der Mob nicht unbedingt die "vernünftige Mehrheit repräsentiert" - und auch die reale Mehrheit kein Recht haben sollte, minoritäre Ansichten niederzubrüllen. Der Punkt an der Meinungsfreiheit (die nicht erst dann bedroht ist, wenn Dissidenten im Gefängnis landen) ist gerade der, dass sie auch für die Anderen gilt.

  • "Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine ist es schwierig, abweichende Meinungen öffentlich zu vertreten. „Putintroll“ ist das gängige Schimpfwort, gemeint sind schlicht Leute, die sich für Frieden und Diplomatie einsetzen."

    Welch ein Unsinn. Es gibt einen Unterschied zwischen "sich für Frieden und Diplomatie" einsetzen und dem, was einige Friedensbewegte in diesen Zeiten machen, nämlich anderen Bellizismus vorzuwerfen und einfach "Frieden und Diplomatie" in die Runde zu rufen, ohne auch nur einen einzigen plausiblen Ansatz zu nennen, wie das in diesen Tagen gegenüber dem Aggressor Russland gelingen soll. Gut, manche bieten als Ansatz an "Soll sich die Ukraine doch einfach ergeben".

    Diese Leute kann die denkende Mehrheit in diesem Land einfach nicht ernstnehmen, und das ist dann nicht cancel culture oder bashing von anderen Meinungen, sondern es ist schlicht die Position einer vernünftigen Mehrheit, die sagt "Ihr liegt falsch!".

    Eure Meinung dürft Ihr ja trotzdem jeden Tag auf's neue in diesem freien Land in jede Kamera und in jedem Leserforum kundtun, daran hindert Euch niemand. In der Öffentlichkeit muss man dann aber schon damit klarkommen, wenn jemand anders anderer Meinung ist oder aufzeigen kann, dass Eure Meinung nicht fundiert ist, wie es in diesem Krieg leider der Fall ist.

  • Nicht jede weinerliche Ablehnung von (berechtigter oder unberechtigter Kritik) ist Cancel Culture. Wer "starke" oder provozierende Meinungen vertritt, muss mit Kritik rechnen, je bekloppter die Meinung, desto wahrscheinlicher und deutlicher ist dann auch die Kritik.

    "Wesentlich beteiligt an dieser Cancel Culture in Kriegszeiten ist auch die ukrainische Propaganda, die sich nicht wesentlich von der russischen unterscheidet."

    Ein Beispiel so einer "starker" Meinung, die mit der Realität nichts zu tun hat. Wer gegen oder in der Ukraine Kritik äußert, fällt nicht aus dem Fenster oder wird in Gefängnissen totgefoltert. Der Autor setzt die demokratische Regierung der ukrainischen Verteidiger aber gleich mit der Diktatur eines angreifenden Terrorstaates.

  • "… waren stets für eine Versöhnung mit dem von den Nationalsozialisten überfallenen Russland eingetreten …"



    Das sind gleich zwei falsche Behauptungen, die zu Beginn der deutschen "Ostpolitik" fehlerhaft bzw. mindestens mangelhaft waren.



    Und später unter den Regierung bis Merkel zu manifesten Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen geführt haben.



    Und bei AfD, Linken und dem Personal, das im Artikel zugeordnet und bemitleidet wird, wird das heute in Ukraine-feindliche Propaganda verwoben.



    Und auch bei weiten Teilen der SPD (einschließlich Bundestagsfraktion und Bundeskanzler) ist diese Haltung noch nicht entscheidungsbeeinflussend durchgreifend überwunden sind.



    Erstens haben nicht einfach die Nationalsozialisten Osteuropa überfallen (so gewaltig war deren Personal nicht), sondern Deutschland ist mit weitreichender Überzeugung unter Führung der Nationalsozialisten in den Krieg gezogen.



    Zweitens wurde nicht einfach Russland überfallen, sondern erstmal Polen, und dann nicht Russland, sondern die Sowjetunion. Und wenn man schon Teile der Sowjetunion betrachten will, waren rein aus topologischen Gründen die Ukraine und Weißrussland die ersten Überfallenen und sind über den gesamten Krieg die gegenüber Russland in weit höherem Maß flächendeckend von Zerstörung, Ermordung, Plünderung und Holocaust überrollt worden. Spektakuläre und grausame Großeinsätze der deutschen Wehrmacht in Stalingrad und Leningrad (also Russland) täuschen darüber hinweg, dass vor allem Weißrussland und die Ukraine Leidtragende des deutschen Überfalls waren.

    • @Siegfried Bogdanski:

      danke für diesen Kommentar! Die inhaltlichen historischen Ungenauigkeiten gleich zu Beginn des Textes haben mich ebenfalls sehr gestört. Darauf hinzuweisen ist Pflicht!

  • Ganz schön wirr...

    Das sind doch größtenteils alles schöne Beispiele dafür, dass es eine Debatte gibt: Liefers mimt weiter, Schröder schrödert, Precht sagt sorry - aber alle sind sie gecancelt worden?!



    Und dass ein AStA sich von irgendwas distanziert kommt vermutlich auch jeden Tag vor...

    Den Herrn Melnyk (als Botschafter!) dieser Reihe von mehr oder minder gewichtigen Salonpazifisten gegenüber zu stellen zeigt doch nur, dass Herr Gesterkamp nix verstanden hat oder verstehen will.

    Natürlich ist die NATO ein imperialistisches Bündnis und wäre ihre Auflösung damals und der allgemeine Weltfrieden jederzeit besser gewesen. Und natürlich besteht eine unauslöschbare Schuld der deutschen gegenüber der russischen Bevölkerung.



    Und gleichzeitig ist der Angriffskrieg Russlands imperialistisch und muss aus völlig offensichtlichen Gründen zum Scheitern gebracht werden.



    Wer diese Ambivalenz nicht aushält sollte sich eine Therapie suchen.

    • @Hannes Hegel:

      Das offensichtlichste glatt vergessen:

      Gerhard Schröder als 'Antimilitarist'zu bezeichnen - das schlägt jede Börne-Show in Sachen Komik um Längen!

    • @Hannes Hegel:

      Wer eine Situation anders einschätzt und daher zu anderen Schlüssen kommt, ist nicht therapiebedürftig (vielleicht überlegen Sie sich, in welcher Tradition eine solche Psychatrisierung Andersdenkender besteht), sondern vertritt erst einmal eine andere Meinung - wenn Sie diese nicht teilen, sollten Sie das sachlich begründen, statt auf eine so niederträchtige Verächtlichmachung zu setzen.

      • @O.F.:

        Sie greifen sich einen Satz heraus und überlesen den sachlichen Rest. Ich habe den Eindruck, dass Sie nur darauf gewartet haben, einen kleinen Faux-pas zu finden, um die ganzen Sachargumente wegwischen zu können.

      • @O.F.:

        Ja, Meinung, Meinung... Meinung hat jeder, manche auch ganz abwegige. Dass man mit der russischen Führung einfach nur mal freundlich über den Frieden reden müsste, ist eine solche. Nicht jede Meinung muss gleichberechtigt als wertvoller Beitrag goutiert werden, wenn sie faktisch keiner ist.

        • @Bussard:

          Wenn eine Meinung abwegig ist, steht es Ihnen ja frei, Sie durch ein schlagkräftiges Gegenargument zu entkräften - das geht allerdings ohne ihre Vertreter als geisteskrank darzustellen. Das kennt man eigentlich aus totalitären Systemen...

      • @O.F.:

        Ich bewundere Ihre Ausdauer. Angesichts der im Artikel angesprochenen, hier wieder par excellence zu beobachtenden "Diskussionskultur" der Rechtschaffenen ist das ja leider ein ziemliches einsames Rufen in der taz-Wüste. Machen Sie weiter, viel Erfolg weiterhin.

        • @Yossarian:

          Genau das ist ein großer Teil des Problems: Sobald Sie in einer Debatte Gegenwind bekommen, schlüpfen Sie in eine Opferrolle, um sich aus der Debatte zurückziehen zu können, ohne sachlich argumentieren zu müssen.

  • "die ukrainische Propaganda, die sich nicht wesentlich von der russischen unterscheidet." In der russischen Propaganda wird zum Vökermord an der Ukraine aufgerufen und für eine Invasion Polens und des Baltikums sowie den Einsatz von Atomwaffen geworben. Sorry aber diese Aussage ist Bullshit,. Julia Davis übersetzt und läd videos mit dem Best-off russischer Propaganda hoch - mobile.twitter.com/JuliaDavisNews/ Das ist auf dem Niveau von Goebbels was da in Russland im Fernsehen lauft.

  • 1.Ulrike Guérot-Richtiger Druck. Muß verstärkt werden!



    ....Die Ukraine? Ein Vehikel US-amerikanischer Dominanzbestrebungen. Die russische Invasion des Nachbarlandes? Eigentlich gar keine solche – die Ukraine habe viel eher einen Krieg mit Russland begonnen, "stellvertretend für den Westen...



    www.t-online.de/re...de-loslassen-.html



    2.Gabriele Krone-Schmalz-Richtiger Druck. Noch mehr verstärken!



    .....Gabriele Krone-Schmalz bedient geschickt den deutschen "Russland-Komplex" (Gerd Koenen) und mischt mächtig mit beim "Russland-Kitsch" (Karl Schlögel), der politisch blind macht. Zu ihrem publizistischen Geschäftsmodell gehören ein eingängiger Anti-Amerikanismus und eine wenig reflektierte Kritik an der Nato und EU....



    Verdrehungen, Halbwahrheiten, Auslassungen von zentralen Fakten bis hin zur Desinformation...



    www.t-online.de/re...ig-verspielt-.html



    3.Gerhard Schröder- Rauswurf SPD- Bilder abhängen-Auf die Sanktionsliste setzen



    4.Precht- Welzer-Aufregung-unbedeutend-verschreibt sich



    5. Melnik-Fehlerbehaftet-durchbricht die ewig, gleichen, abgelutschten Reaktionen-gut



    6. Jan-Josef Liefers-guter Schauspieler-War da mal was?

    • @Ringelnatz1:

      Und schon kommt der weinerliche Gegenwind.

      Kritik ist unerwünscht.

      Vernichtung wird phantasiert, anstatt zu argumentieren.

      Meine Empfehlung nach Valentin:

      "Nicht einmal ignorieren."

    • 0G
      08786 (Profil gelöscht)
      @Ringelnatz1:

      "... Richtiger Druck. Muß verstärkt werden!"

      Sie haben den Artikel ja gar nicht begriffen. Es geht doch darum, dass Menschen wie der Gabriele Krone-Schmalz mundtot gemacht werden, weil diese nicht ein Narrativ bedienen, das derzeit ein Teil der Herrschenden und der Bevölkerung entwickelt haben und extrem aggressiv verbreiten. Welche Einrichtung wird z.B. Frau Krone-Schmalz noch einladen wollen, obwohl sie nichts Extremes oder Verfassungsfeindliches verbreitet? Wohl eher wenige, da sie Ärger fürchten müssen. Oder Ulrike Guérot als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit befristetem Vertrag. Derartige Verträge sind im Wissenschaftsbetrieb üblich und man läuft Gefahr, dass einem/r der Vertrag nicht verlängert wird. Müssen nun alle aus dem Wissenschaftsbetrieb sich wegducken, wenn diese nicht Ihre Meinung haben zum Ukraine Krieg hinsichtlich dem, was zu tun ist, was die Ursachen sind, welche Motivation beteiligte Parteien haben und was die Zukunft bringt? Autoritarismus durch Verunglimpfung in den Medien? Schöne, neue Welt.

      • @08786 (Profil gelöscht):

        Frau Guérot hat nach meiner Kenntnis eine ordentliche Professur an der Universität Bonn inne. Sie fiele somit nicht unter das Wissenschaftszeitarbeitsgesetz und/oder irgendeine Projektbefristung sondern hätte eine unbefristete Position und wäre zudem verbeamtet. Also alles Andere als wissenschaftliches Prekariat. Wie kommen Sie also darauf?

    • @Ringelnatz1:

      Sie bestätigen sehr gut, was der Artikel sagt. "Falsche" Meinung- da muss Druck her. Das ist eine interessante Auffassung von Meinungsfreiheit. Putin würde die Idee dahinter- falsche Meinung = Druck machen- sicher für richtig halten.



      Und dass Frau Krone-Schmalz "auseinander genommen" wurde...sagen wir es mal so: Ad hominem ist kein Argument.

      • @Kartöfellchen:

        Meinung ist das eine, diskurs ist das Andere.

        Wer nur widerlegten Unsinn wiederholt und im Extremfall auch noch mit juristischen Mitteln gegen Widerspruch vorzugehen versucht darf, seine Meinung gerne behalten, muss aber in jeder vernunftbasierten Diskussion damit damit rechnen, in der Bedeutungslosigkeit zu landen.

    • @Ringelnatz1:

      Gute Arbeit.

      Ich war zu faul, um Nachweise zu liefern.

      Jan-Josef Liefers ist ein Schauspieler?

    • @Ringelnatz1:

      Ich sehe, Sie halten es mit Polt: "Wir brauchen keine Opposition, wir sind schon Demokraten." Ob Ihnen die Ansichten der Genannten Personen gefallen oder nicht: die Meinungsfreiheit gilt auch für sie - und sollte auch nicht durch ein sich als Mob gerierendes juste Milieu begrenzt werden. Sie haben schlichtweg keinen Anspruch darauf, von anderen Meinungen beschützt zu werden. Wenn Sie denken, dass sich Guérot etc. irren, würde ich dazu raten, es mit Gegenargumenten zu versuchen - jedenfalls wäre das eigentlich der Standard, den man in einer demokratischen Diskussionskultur erwarten würde. Ein bisschen mehr Voltaire und etwas weniger Schmitt könnte nicht schaden.

  • Wenn es einen waffenfreihen Weg gibt, wie Russland aus der Ukraine rausgeschafft wird, bin ich sofort dabei. Da Russland aber nicht freiwillig geht, bleiben nur militärische Mittel. Und es ist die Zivilbevölkerung, welche unter russischer Besatzung am meisten leidet, siehe Butscha und co. Wer Gebietsabtretungen von der Ukraine an Russland fordert, nimmt dabei auch das Gemetzel an der dort wohnenden Bevölkerung in Kauf.

    • @Luftfahrer:

      Nicht nur das. Es ist bei derzeitigen russischen Führung nicht damit zu rechnen, dass eine Unterbrechung der Feindseligkeiten nicht genutzt wird, um die militärischen Möglichkeiten zu erneuern und einzusetzen.

      Und bei Prighozin, der sich momentan als neuer starker Mann in Stellung bringt, sieht das auch nicht besser aus.

  • Immer dasselbe Gejammer. Wird man kritisiert, droht sofort canceln oder schlimmeres.

    Zum Beispiel Krone-Schmalz. Die wurde sachkundig von mehreren Osteuropa-Experten regelrecht zerlegt. Und was macht die gute Frau? Sie geht natürlich zum Anwalt.

    Was sind das bloß für Weicheier-Zeiten?

  • Schwieriger Artikel, in dem alles mögliche zusammengewürfelt wird.

    Es ist legitim, Leute zu kritisieren, die fragwürdige/widerlegbare Kommentare von sich geben. Da muss man nicht immer "Cancel Culture" rufen.

    Und wie immer muss man sich nicht auf die lautesten Stimme fokussieren. Die meiste Kritik bleibt im Rahmen und es wird nicht überall Landesverrat gewittert.

    • @gyakusou:

      Bitte erlauben Sie mir hier, höflich zu widersprechen. Ich sehe das Problem dabei nicht darin, diese Dinge zu widerlegen. Ein Beispiel: Frau Schmalz-Krone zitiert u.a. den absoluten Russland-Experten (Ex-Botschafter der USA, Diplomat a.D. und Historiker) George F. Kennan zur NATO-Osterweiterung (Mitte der 90er) und dass diese in den Konflikt mit Russland führen wird und in Russland ungute Geister wecken wird.



      Statt sich damit auseinander zu setzen und zu sagen, warum George F. Kennan falsch gelegen haben könnte wird gefordert, dass Frau K-S nicht auftreten darf.



      Stattdessen könnte man sie zu einer Debatte herausfordern. Oder einen Gegenvortrag halten.