Club of Rome zur Klimakrise: „Die Reichen müssen zahlen“
Was tun, um die Klimakrise zu überwinden? Der Club of Rome sieht den Schlüssel in der Verringerung der sozialen Ungleichheit.
Breit bekannt wurde der Club of Rome vor 50 Jahren, als er 1972 seinen einflussreichen Bericht „Die Grenze des Wachstums“ veröffentlichte. Die schockierende These damals: Wenn sich die globale Wirtschaftsweise nicht ändere, würden Umwelt, Ökonomie und Lebensqualität im 21., also unserem Jahrhundert zusammenbrechen. Das war ein Ausgangspunkt der Öko-Bewegung nicht nur in Deutschland. Nicht alle skeptischen Vorhersagen des damaligen Berichts seien bisher eingetroffen, doch mehr oder weniger habe man richtig gelegen, sagte Johan Rockström am Dienstag. Der Mitautor der aktuellen Studie leitet das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Der Survivalguide enthält viele Warnungen und Problembeschreibungen. Jorgen Randers, der schon an den „Grenzen des Wachtums“ mitgearbeitet hatte, sagte: „Innerhalb der nächsten 50 Jahre wird das derzeitige Wirtschaftssystem soziale Spannungen verstärken und den Wohlstand verringern.“ Wenn sich die gegenwärtigen Trends fortsetzten, komme es zu „regionalen Zusammenbrüchen“ – und zwar nicht nur in armen Staaten wie Afghanistan, Pakistan oder Somalia, sondern auch in reichen Ländern. Die Autorinnen und Autoren gingen zwar nicht in die Einzelheiten, als Beispiel könnte man sich aber eine Flutkatastrophe wie an der Ahr 2021 vorstellen, nur viel größer: Die öffentliche Infrastruktur wäre zerstört, die Verwaltung funktionierte und Firmen arbeiteten nicht mehr, die Bewohner flüchteten. Solche Szenarien seien nicht unwahrscheinlich, sagte der Club, und sie könnten zwei Milliarden Menschen weltweit betreffen.
Zentral für die Studie ist eine – auf den ersten Blick nicht unbedingt eingängige – These: Die Klimakrise und soziale Krise hängen zusammen. Und zwar nicht nur, indem Dürren und Überschwemmungen Armut verursachen. Ist die soziale Ungleichheit zu groß, erklärt der Überlebensratgeber, verschärfe diese auch die Umweltprobleme. Ein Wirkungszusammenhang: Armen Staaten und ihren Einwohnern fehlen die finanziellen Mittel, um das Klima zu schützen. In wohlhabenden Ländern wie Deutschland stellt sich die Verbindung eher so dar: Leute mit niedrigen Einkommen lehnen Klimapolitik ab, wenn sie die Kosten dafür tragen müssen.
Auch die hiesige obere Mittelschicht ist gefragt
Das führte Jorgen Randers zu der These: „Die Reichen müssen die Rechnung zahlen.“ Damit meinte er die obersten „zehn Prozent“ der Bevölkerung, die national und global etwa die Hälfte aller Einkommen auf sich vereinen. Die ökonomische Elite müsse ungefähr ein Fünftel ihrer Einkommen und Vermögen abgeben, damit Sozialpolitik und Klimaschutz finanziert werden können. Das ist nicht nur eine Ansage an Staaten wie Deutschland, 20 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung der Rettung der Welt zu widmen, sondern auch an die hiesige obere Mittelschicht: Wer zwei Eigentumswohnungen besitzt, kann schon zum reichsten Zehntel gehören.
Zur Umsetzung schlägt der Club beispielsweise Umverteilung mittels Steuern vor. Die Abgaben auf Immobilien, Vermögen, Erbschaften, Firmengewinne und hohe Arbeitseinkommen müssten steigen. Etwa zwei bis vier Prozent des globalen Einkommens jährlich dürften reichen, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen, heißt es im Survivalguide. Der Markt regele das nicht alleine, ein aktiver Staat sei gefragt. Die Regierungen müssten diese fünf Ziele anpeilen: Überwindung der Armut, Verringerung der Ungleichheit, Stärkung der Stellung der Frauen, Ökologisierung der Nahrungsmittelproduktion und die Umstellung der Energieproduktion auf erneuerbare Quellen.
Dass es in Deutschland vorangehe, sei entscheidend, meinte Rockström. Als viertgrößte Wirtschaftsnation der Erde müsse das Land vormachen, dass die Transformation gelingen könne. Auf die Frage, ob die Welt die Kurve kriege, sagte Randers sinngemäß: „Es wird sehr schwer werden.“
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