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Vorrücken der ukrainischen ArmeeAggressor im Rückwärtsgang

Kommentar von Klaus Hillenbrand

Die These vom unvermeidlichen russischen Sieg wankt. Waffenlieferungen helfen der Ukraine, das ist klar. Unklar ist aber, wie Putin jetzt reagiert.

Zerstörte Fahrzeuge der russischen Armee auf einer Straße in der Nähe der befreiten Ortschaft Balaklija am Samstag Foto: Juan Barreto/afp

A ls Russland im Februar seinen Krieg begann, boten die USA dem ukrainischen Präsidenten an, ihn schnellstens ins sichere Ausland zu evakuieren. Es schien ausgemacht, dass das Ende des unabhängigen Staats Ukraine unmittelbar bevorstand. Die Antwort von Wolodimir Selenski ist legendär: „Ich brauche keine Mitfahrgelegenheit, ich benötige Munition“, sagte der Präsident.

Trotz der anschließenden ukrainischen Erfolge rund um Kiew, trotz des hinhaltenden Widerstands im Süden und Osten des Landes galt es unter westlichen Experten wie bei den vielen Freizeitgenerälen in Redaktionsstuben und im Internet lange als ausgemacht, dass die Ukraine letztlich keine Chance gegen die russische Militärmacht hat. Daraus rührt wiederum die umstrittene Forderung nach einem möglichst raschen Waffenstillstand und einem territorialen Kompromiss zulasten der Ukraine her. Wenn dieser Krieg schon nicht zu gewinnen sei, so die eingängige Argumentation, dann sollte er doch möglichst wenige Menschenleben fordern.

In diesen Tagen gerät die These vom unvermeidlichen russischen Sieg ins Wanken. Die ukrainische Armee macht erhebliche Geländegewinne, russische Einheiten flüchten, ihr Gerät zurücklassend, während die Militärs in Moskau von Umgruppierungen faseln. Ganz offenbar hat die Ukraine dank der Unterstützung mit Waffen doch die Möglichkeit zu großen Erfolgen. Von einem Sieg zu sprechen, wäre allerdings verfrüht, denn niemand weiß, ob sich die Rückeroberungen werden halten oder ausweiten lassen.

Politisch folgt aus den Geländegewinnen dreierlei. Erstens zeigt sich damit, dass die westliche Waffenhilfe den Krieg nicht nur verlängern hilft, sondern dass die russische Militärmaschine tatsächlich besiegbar ist. Das ist eine Bestätigung für die Richtigkeit der Unterstützung und wird die Diskussion über die Lieferung weiterer schwerer Waffen forcieren. Zweitens wird die ukrainische Staats- und Militärführung angesichts des Erfolgs ganz gewiss nicht dazu neigen, die russischen Angreifer für ihr Verhalten nun auch noch zu belohnen, also auf einen Kompromiss einzugehen, und sie hat recht damit. Und drittens destabilisiert die militärische Niederlage tendenziell das Regime in Moskau. Ob daraus eine Zivilisierung folgt, ein Regimewechsel gar, oder nicht im Gegenteil eine noch stärkere Brutalisierung, das wissen wir nicht.

Einstweilen hat Wladimir Putin am Samstag in Moskau ein Riesenrad eingeweiht. Der russische Präsident simuliert einen friedlichen Alltag, den es so nicht mehr gibt. Es fragt sich, wie lange er diesen Kurs angesichts Tausender Tote noch durchhalten kann.

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taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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43 Kommentare

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  • Cherson: Die Ukraine hat es nicht eilig, Kapitulationsbedingungen für die 25.000 russischen Soldaten zu vereinbaren, die nördlich des Dnjepr eingeschlossen sind.



    2:41 nachm. · 13. Sep. 2022

  • Schon jetzt hat Putin den Tod bzw schwere, die Soldaten ein Leben lang begleitende schwere Verwundungen von etwa 70.000 Menschen zu verantworten. Für was eigentlich, für welche Ziele? Großen Einfluss auf Wirtschaft und Politik der Ukraine hätte er ganz locker auf westliche Art und Weise, vermischt mit der erprobten Korruption und Handelsmonopolen, haben können. ABER nicht den totalen Sieg.

    • @Ataraxia:

      70.000 sind eher die russischen Verluste und zwar niedrig geschätzt.

  • Wie der Alltag in der russischen Armee ausschaut beschreibt eindrücklich der russische Soldat Pavel Filatyev.

    www.washingtonpost...ian-soldier-diary/

    • @BluesBrothers:

      thanks

  • Ich habe nie daran gezweifelt, dass die Ukrainer die Russe aus dem Land treiben werden, solange sie in den USA, UK und Polen treue und zuverlässige Verbündete haben.



    Und was ist mit Deutschland? Kein Kommentar. Deutschlands Putin-Verstehen sind in der freien Welt isoliert.

  • Ach, wenn es denn so schön wäre. Wenn Putin der Große die Ukraine nicht (mit Artillerie) erobern kann, wird er sie von oben zerbomben.

    • @Ignaz Wrobel:

      ...und wie macht er das ohne Lufthoheit? Ein Teil des aktuellen Erfolgs der ukrainischen Armee geht anscheinend auch darauf zurück, dass es ihr in letzter Zeit besser gelungen ist, die russische Luftabwehr zu unterdrücken (mit westlichen Raketen übrigens) und damit selbst wieder mehr Möglichkeiten für eigene Luftoperationen zu haben, um beispielsweise die russische Artillerie und deren Nachschub anzugreifen. Russland wiederum hat die ukrainische Luftabwehr nie ausschalten können und hält sich angesichts der wachsenden Bedrohung durch Starstreak, Stinger, Gepard, ja selbst durch die alten, aber nicht obsoleten sowjetischen Systeme der Ukraine auffallend zurück. Am Ende bleiben Russland wie letzte Nacht wieder nur Abstandswaffen, die es aber nicht ohne Weiteres nachbeschaffen kann.

    • @Ignaz Wrobel:

      Die russischen Flugzeuge fallen vom Himmel oder werden von der eigene Flugabwehr runter-geholt und bei den Raketen werden die Ukrainer immer besser sie abzufangen, dazu kommen dann noch neue Flugabwehr gegen Raketen aus dem Westen. Putin der Kleine (1,7m) wird zwar weiter bomben aber jeden Monat wird es ineffektiver.

  • "Wenn Siege berechenbar wären, gäbe es keine Niederlagen"!

    Nein, ich als Hobby-General habe zu Beginn des Krieges auch nicht mit einer Abwehr des Überfalls gerechnet. Jetzt, im Nachhinein, kann man es sich zusammenreimen:

    Russland kann m. E. jetzt die Initiative nur wiedergewinnen, wenn es mobilisert. Aber auch der Einsatz dieser Reserven würde sehr viel Zeit in Anspruch nehmen und hohe Verluste bedeuten. Diese Reserven sind sicher noch schlechter geführt und ausgebildet als die wohl vor den ukrainischen Gräben ausgeblutete aktive russische Armee.

    Kann sich Putin eine Mobilisierung leisten?

    Wie reagiert der russische Soldat bei einer (Teil-)Mobilmachung? Von aufopferungsvoller Vaterlandsliebe in den russischen Stellungen in der Ukraine ist wenig zu spüren.. Es scheint, als ob selbst die russischen Soldaten spüren, dass sie keinen "gerechten Krieg" führen. Das werden die Reservisten wohl noch weniger glauben.

    Taktische Atomwaffen einsetzen? Macht der Generalstab das mit?

    Und was passiert danach? was denken die Russen, wenn Putin für seinen Angriffskrieg Atomwaffen einsetzen würde?

    • @Erwin Schiebulski:

      Na, ich will es doch hoffen, dass eine Generalmobilmachung Putin innenpolitisch das Genick brechen würde, wenn es aufgrund dessen in der russischen Bevölkerung so richtig rumoren und die Führungselite dann von ihm abrücken sollte … sicher ist das aber nicht, alles nur Spekulation. Genau so wie die Möglichkeit, dass nach einem Sturz Putins die Hardliner im Kreml das Ruder an sich reißen … dann könnte es für alle noch so richtig schlimm kommen, für die Ukrainer, für uns, für die Russen selbst, falls dann die Bedrohung eines nuklearen Schlags wieder ins Spiel gebracht wird.

    • @Erwin Schiebulski:

      Zu Beginn des Krieges waren den meisten das Ausmaß der langjährigen, finanzkräftigen Unterstützung der ukrainischen Armee und der Sonderregimente durch die Vereinigten Staaten sowie die erheblichen Geheimdienstaktivitäten seitens der CIA auf ukrainischem Gebiet auch nicht bekannt.

      Das ist schon ein erheblicher Faktor und so manche Aussage aus amerikanischen Regierungskreisen lässt tief blicken, scheint den meisten Medien allerdings auch entgangen zu sein.

      • @Oznah Akanat:

        Dann lassen Sie die Meisten-Medien-Rezipient:innen doch mal an Ihren Erkenntnissen teilhaben.



        Keinen Neuigkeitswert hätte dabei die bekannte Tatsache, dass die Ukraine seit 2015 in Folge der Krim-Annexion eine NATO-Ausbildungsmission in Anspruch genommen hat. Die derzeit den Unterschied machenden NATO-Waffen sind aber übrigens erst im Sommer 2022 geliefert worden.

      • @Oznah Akanat:

        Welche Aussagen lassen tief blicken? Das ist bislang nichts als Geraune.

      • @Oznah Akanat:

        Na, dann sind die Leute von den russischen Geheimdiensten das Geld aber nicht wert, das Putin ihnen zahlt … sie müssen schlicht geschlafen haben, wenn ihnen die massive Aufrüstung der Ukrainer durch die USA in den Jahren nach 2014 entgangen ist.

        • @Abdurchdiemitte:

          Erst seit 2017 und nicht massiv, hauptsächlich panzer-abwehrwaffen, Deutschland verkaufte Panzer-Abwehrminen das wars.

          • @Machiavelli:

            Meine Antwort auf @Oznah Akanat ist eher ironisch zu verstehen … wenn es tatsächlich eine massive Aufrüstung der Ukraine durch die USA und andere westliche Staaten gegeben hätte - wohlgemerkt vor Beginn dieses Krieges - wäre das den Russen schon nicht entgangen und es hätte mit Sicherheit entsprechende Reaktionen gegeben.

            • @Abdurchdiemitte:

              Sorry, bin nicht so mit Ironie. Wobei die Frage ist was die Russen mitbekommen hätten oder nicht deren Geheimdienst ist besser im Morden als im Aufklären.

  • Wie die FAZ meldete, stand das neue Riesenrad in Moskau, größer als das London eye, schon einen Tag später wegen technischer Probleme wieder still. Es läuft nicht rund für Putin.

    • @Konfusius:

      Das haben Sie wunderschön ausgedrueckt - mein Kompliment! : )

  • Putin wird sich jetzt damit beschäftigen, ob er weiter eskalieren soll. Ob er sich eine Generalmobilmachung innenpolitisch leisten kann oder den Einsatz von Atomwaffen aussenpolitisch.

    • @Zahnow Gregor:

      Generalmobilmachung, Einsatz von Atomwaffen … beides weiss Gott keine kleine Hausnummer und Anlass zu allergrößter Besorgnis, trotz aller Freude über das ukrainische Vorrücken an den Fronten.

      • RS
        Ria Sauter
        @Abdurchdiemitte:

        Sehe ich auch so.

        • @Ria Sauter:

          Ja, vor allem, wenn das Thema eines ukrainischen „Sieges“ - ich weiß immer noch nicht, wie der definiert werden soll - mit dem eines Sturzes Putins bzw. eines Regime Changes im Kreml verknüpft wird … die Versuchung für den Westen, zu dieser Strategie zu greifen, ist groß (vor allem, wenn es in Russland rumoren sollte) und es erscheint ja auch nicht ganz unlogisch, so zu verfahren. Die unkalkulierbare, von außen wahrscheinlich nicht steuerbare Größe eines solchen Szenarios wird darin liegen, dass man nicht weiß, wer oder was nach dem „Weggang“ Putins kommen wird … ein failed state mit diesem Atomwaffenpotential wäre doch die reinste Horrorvorstellung.



          Ich habe immer argumentiert, dass wir Europäer uns JETZT Gedanken über eine tragfähige europäische Nachkriegsordnung/Sicherheitsarchitektur machen müssen … und zwar unter Einbeziehung der Interessen Russlands und unabhängig vom Ausgang des Krieges in der Ukraine. Nur Waffen zu liefern ist jetzt notwendig, aber als nachhaltige Lösung - im Hinblick auf Friedenssicherung und -erhaltung - zu kurzsichtig.

  • Gegen eine konzertierte Ukrainefront West sieht schlecht aus für die russische Armee, die auf eine Invasion der Ostukraine ausgelegt ist. Mit jedem Moment der Westaufrüstung sieht es schlimm bis schlimmer aus für eine russische Armee, die nicht zum Ergebnis kommt. Den Salat wie er angerichtet ist, haben wir auf beiden Seiten.

  • Das must-watch des Tages:

    In diesem Zusammenschnitt sieht man das Zerbrechen des geskripteten, homogenen Narrativs des Regimes, das ich anderntags erwähnte: twitter.com/JuliaD...0989149605888?s=20

    Das hier ist vom letzten Abend. Es ist einfach nur großartig:



    twitter.com/JuliaD...0513909022720?s=20

    Das ist die scripted reality-Talkshow auf NTW, einem der "liberaleren" russischen Sender. Die Sendung ist eine vorweg abgesprochene "Kontroverse", um den Eindruck von Pluralismus und Meinungsfreiheit vorzutäuschen.

    Letzten Abend ist das schiefgelaufen. Ziel der Sendung war, "guter Zar - schlechter Bojar" zu spielen, also eine inverse Dolchstoßlegende (Putin wurde von Verrätern in Armee und Geheimdienst um den sicheren Sieg betrogen).

    Anfangs ging das noch gut.



    Dann hatte Nadejdin die Schnauze voll und eskalierte: "Kolonialkrieg". Das "Passen Sie auf, was Sie da sagen!" zeigt, dass das nicht geskriptet war.

    Auch sehr gut: "Wir haben jetzt 2 Optionen - Generalmobilmachung und Friedensverhandlungen... und *ich* bin nicht für Generalmobilmachung!"

    Das ist das Maximum, was man in Russland offen sagen darf. Vielleicht. Seit gestern.

    Die "Verhandlungsangebote", von denen die Wagenknechte immer schwafeln, sind Propagandafakes, die nur in Pressemitteilungen für Putins ausländische Fangemeinde existieren, nichts weiter!



    Gegenüber der russischen Bevölkerung redete das Regime stattdessen vom Endsieg um jeden Preis. Nicht wenige Leute wurden zum Verhör vorgeladen, weil sie Friedensverhandlungen forderten - denn damit impliziert man, dass es ein Krieg ist und nicht eine Militärsonderoperation, und das ist eine Straftat...



    Und Wagenknecht kann russisch.

    Das Ende ist auch der Knaller.

    Nadejdin war in der Vergangenheit der Pausenclown dieser Talkshow, der die "Gegenposition" vertreten musste; er wurde von einem von Putins obersten Getreuen protegiert und hat seine Rolle brav gespielt und böse Wörter vermieden - bis gestern.

    • @Ajuga:

      Es ist wirklich höchst sehenswert.



      Kazakov: Wir müssen bis zum Sieg kämpfen!

      Nadezhdin: Wie lange soll das dauern?

      K: So lange es eben dauert!

      N: Danke für Ihre ehrlich Antwort, Sie wollen also, dass mein 10 jähriger Sohn auch noch die Gelegenheit hat dort zu kämpfen!

      • @BluesBrothers:

        Dazu muss man noch Folgendes sagen:

        Nadejdin ist ein Parlamentarier im Ruhestand. In der frühen Putin-Ära war seine Partei ungefähr dort, wo in Deutschland die CSU steht.

        Sergej Mironov (der Weißhaarige mit dem Z-Button) ist noch Abgeordneter. Seine Partei ist Teil der "gelenkten Opposition" - und zwar ist als das Pendant zur SPD in Putins Parteienspektrum... im deutschen stünde sie irgendwo zwischen AfD und NPD.

        Mironow ist ein Kriegstreiber und Hetzer vor dem Herrn ohne Ende, aber innerhalb von Putins System ist er "links der Mitte". Der größte Teil der russischen Politiker geht von Hardcorefaschos wie Aleksandr Kasakow bis hin zu Leuten die öffentlich die Ausrottung der kompletten ukrainischen Bevölkerung fordern.

        Nur so für alle Pfosten, die sich einreden, das System Putin sei irgendetwas anderes als ein waschechter, leibhaftiger, wiedergeborener FASCHISMUS.

        "Und wenn es 80 Jahre dauert - wir werden sie alle kriegen", so die ukrainische Kommission zur Verfolgung von Kriegsverbrechern.

        • @Ajuga:

          Danke für die Einordnung.

          Bei dem "Passen Sie auf was Sie sagen" bin ich doch etwas zusammengezuckt, das mag in Russland noch andere Konsequenzen haben als bei uns.

          Lesenswert auch die Eindrücke von Pavel aus dem Krieg:

          www.washingtonpost...ian-soldier-diary/

  • 369 Fahrzeuge sind visuell bestätigt von Russland verloren gegangen in einer Woche. Darunter hunderte die von der Ukraine erbeutet wurden. Dazu kommen Munitionslager und natürlich die russischen Verluste an Menschen. Die Ukraine hat soviel Land befreit wie Russland seit April erobert hat.

    Russland hat seinen Status als Weltmacht verloren, seine Rüstungsindustrie hat massiv an Prestige verloren, die Material und Menschenverluste sind so hoch das Russland mindestens 10 Jahre braucht um wieder auf den Vorkriegsstand zu kommen und das ohne den Faktor Sanktionen zu berücksichtigen. Es ist schon jetzt eine strategische Niederlage. Die Wahrscheinlichkeit das die Ukraine der NATO beitritt ist heute viel höher als vor dem Krieg, das Lukashenka fällt, das ein neuer Tschetschenienkrieg ausbricht etc. Russland verliert seine Rolle im Südkaukausus, Zentralasien orientiert sich um, etc. etc.

    Russland wird diesen Krieg verlieren die einzige Frage ist wieviel Leid Putin noch über die Ukraine und seine Armee bringen will bevor er oder seine Führung es einsehen und den Rückzug antreten.

  • Interessante Thesen sind das. Dem muss aber eine sehr selektive Auswahl westlicher "Experten" zugrundeligen oder auch Freizeitgenerale. Die USA boten der ukrainischen Regierungsspitze eine Evakuierung, zunächst einfach mal weil sie die Einzigen sind, auf der Welt, die das hätten einlösen können, und über das entscheidende Wissen verfügten, dass der Präsident und seine Familie zunächst mal persönlich akut in Lebensgefahr sind, noch lange nicht, jedenfalls selbstredend nicht so schnell das ganze Land. Dem Text ist ferner zu entnehmen, dass es falsch gewesen wäre - oder der "Beweis für Richtigkeit" fehlte - der Ukraine Mittel zur Notwehr zu stellen in dem Fall, dass die "Unbesiegbarkeit" einer Armee aus einem Entwicklungsland irgendwie belastbar gewesen sein sollte. Auch das nicht uninteressant, vor allem wenn man die Logik und Ethik völkerrechtlich ausbuchstabierte, um nicht zu sagen historisch. Hätten Briten und Franzosen Polen unter dem Ansturm der Wehrmacht nicht beispringen dürfen: die poln. Regierung wurde damals übrigens auch ins (brit.) Exil evakuiert. Nein, über diesen Artikel hat sich niemand Gedanken gemacht. Es gibt gute Gründe dafür, warum Länder wie Polen, Großbritannien und die USA die Ukraine schon lange vor der Invasion untersützten, tatsächlich retteten, in einem Krieg, der vor fast 10 Jahren begann. Weil sie an das Land und seine Menschen glaubten. Und weil sie an Völkerrecht und Menschenrechte mehr glauben als an billiges Gas und Öl.

    • @Tanz in den Mai:

      Das Vereinigte Königreich und ganz besonders die Vereinigten Staaten glauben mehr an Völker- und Menschenrecht als an billige Rohstoffe?

      Das ist jetzt satire, oder?

      • RS
        Ria Sauter
        @Oznah Akanat:

        Ich befürchte der Tanz meint das ernst.



        Zuviel Maibowle getrunken?

  • " Es fragt sich, wie lange er diesen Kurs angesichts Tausender Tote noch durchhalten kann." Es sind nicht tausen de, sondern zehntausende. Für Putin und seine Generäle sind das nur Zahlen und keine Menschen.



    Solange Russlands Stolz auf seine imperialistische Vergangenheit ungebrochen ist, geht das Sterben weiter.

  • " Es fragt sich, wie lange er diesen Kurs angesichts Tausender Tote noch durchhalten kann." hoffentlich nicht mehr lang!

    • @nutzer:

      Die Tausende muss der Kreml ja erstmal zugeben. Bekanntlich ist die Vereinigung der Soldatenmütter in Russland verboten bzw. als feindliche Organisation eingestuft, weil die Mütter es wagen, Fragen nach dem Verbleib ihrer Söhne zu stellen.

    • @nutzer:

      Hängt sicher sehr von der innenpolitischen Lage ab, einen Zipfel der Ukraine wird er schon noch besetzt halten, womit der Krieg verstetigt wird. Zeit zu verhandeln, sonst rollt der Krieg wieder und wieder übers Land.

      • @Taztui:

        Die Ukraine schafft grad die Verhandlungsgrundlagen. Wir sollten sie dabei umfassend unterstützen.

  • Nun, der Punkt ist, dass Putins Armee nach derzeitigem Stand besiegbar ist. Wobei immer noch große Teile der Ukraine besetzt sind. Der derzeitige Stand kann sich ändern. Da ist die Möglichkeit, dass er die Generalmobilmachung ausruft. Da ist die Möglichkeit, dass er thermobarische Bomben einsetzt. Da ist die Möglichkeit, dass er atomar geht. Oder er lässt gezielt die Energieversorgung der Ukraine zerstören. Vor dem Winter.



    Putin ist vieles zuzutrauen.

  • Das RND berichtete gestern von Regionalpolitikern in Russland, die Putin wegen Hochverrats verklagen wollen



    www.rnd.de/politik...L2IDGZUK7SPS4.html



    Es gibt wieder Proteste in Russland!



    Web.de / focus titelt:



    "Von Suizid bis Klippensturz: Todesfälle unter russischen Top-Managern häufen sich"



    Mittlerweile sind bereits zehn Fälle bekannt, in denen vormals bedeutende Wirtschaftsführer plötzlich verstarben. Und dies unter teils abenteuerlichen Umständen.



    naja clickbait.



    Jetzt weiter die UkrainerInnen unterstützen!

    • @nzuli sana:

      Die Meldung mit den gehäuften vermeintlichen Suiziden russischer Oligarchen und Top-Manager geistert nun ja schon so ziemlich seit Beginn des Krieges durch die Medien … sie will einfach suggerieren, wie disparat die Stimmung innerhalb der russischen Eliten ist und auf welch tönernen Füßen die angeblich Kriegsbegeisterung der Russen steht. Kann sein, kann aber auch nicht sein, schwierig zu analysieren angesichts des beiderseitigen Propaganda-Feuerwerks, das da gerade auf uns niederprasselt.



      Zu den Perspektiven der russischen Opposition: auch hier ist zu bedenken, dass wir nicht richtig einschätzen können, welchen Einfluss die Falken - also diejenigen, die den Krieg noch weiter eskalieren wollen bzw. mindestens eine Generalmobilmachung fordern - im Kreml und der russischen Öffentlichkeit haben und auf welchen Rückhalt die Kriegsgegner in der Bevölkerung zählen können. Das ist alles nicht valide und deshalb können wir nur viel und unnütz spekulieren bzw. unser Wunschdenken in eine Situation hineinprojizieren, die wir nicht wirklich kennen.



      Man denke an die Ermordung der Dugin-Tochter: außer wilden Gerüchten, dass der russische Inlands-Geheimdienst für die Tat verantwortlich sein könne - um eben jene zu warnen, die einer Eskalation des Krieges in der russischen Öffentlichkeit das Wort reden - bis hin zu der Annahme, die Ukrainer könnten dabei ihre Finger im Spiel haben, existieren keine substantiellen Erkenntnisse.

  • Ich finde, dass diese schlecht geführte Armee besiegbar ist zeigt sich schon seitdem sie den Norden damals geräumt hat.



    Das ist eben keine neue Erkenntnis, sondern wird von vielen schon seit langem gesagt. Auch nur deshalb macht und machte ja die Forderung die Ukraine mit allem was wir an schweren Waffen haben zu unterstützen Sinn. Und genau deshalb waren und sind auch alle Forderungen nach irgendeinem "Einfrieren" oder "Waffenstillstand" eben Unsinn, weil sie Putin nur erlauben würden sich zu konsolidieren.



    Die Ukraine braucht JETZT Panzer, gepanzerte Fahrzeuge, weitere Luftabwehrgeschütze und Raketenwerfer.



    Dann ist der Spuk recht schnell vorbei. Ja, Putins Reaktion bleibt unwägbar, aber nicht vergessen: Bei ihm in Russland denken die meisten immer noch das Ganze sei eine begrenzte Spezialoperation. Nuklearwaffen auf die Ukraine - und seien sie "nur" taktisch - eine Mobilmachung - das kriegt er seinem Volk nicht mehr so leicht verkauft...Und das weiß er als alter Tschetnik auch. Dem geht jetzt die Düse. Gut so. Kriegsverbrechen dürfen sich nicht lohnen.

    • @Reisehank:

      Klugscheissermodus an: Putin ist ein alter Tschekist, kein alter Tschetnik.



      Klugscheissermodus aus.



      Ansonsten volle Zustimmung: es wäre auch psychologisch hilfreich, zumindest die alten Marder Schützenpanzer zu ertüchtigen und an die Ukrainer zu liefern, das würde vielen Ukrainischen Soldaten in der Vorwärtsbewegung das Leben retten