Putins Angriffskrieg in der Ukraine: Rache per Luftangriff

Ukrainische Truppen rücken östlich und nordöstlich von Charkiw vor. Russland reagiert und bombardiert die ukrainische Strom- und Wasserversorgung.

Ein Bewohner Kharkivs geht an bescchädigten Häusern vorbei

Bilder des Krieges: Von russischen Bomben getroffene Häuser in Charkiw am 12.09.2022 Foto: Leo Correa/ap

BERLIN taz | Die Ukraine hat am Montag ihre Geländegewinne der vergangenen Tage im Nordosten des Landes gesichert. Berichten zufolge rückten ukrainische Truppen in zahlreiche von Russland geräumte Ortschaften östlich und nordöstlich von Charkiw ein. Russland hatte am Wochenende als Reaktion auf eine ukrainische Offensive den fast vollständigen Rückzug seiner Truppen aus dem gesamten Gebiet Charkiw angekündigt, einschließlich der wichtigen Verkehrsknotenpunkte Kupiansk und Isjum, von denen aus die bisherigen russischen Angriffe zur Eroberung des Donbass aus nördlicher Richtung koordiniert worden waren.

Russlands Armee gab damit, neben den bereits verlorenen Territorien, weite Gebiete seines Eroberungsfeldzugs kampflos auf, wohl um rechtzeitig militärisches Gerät mitnehmen zu können, das russische Truppen vergangene Woche in gigantischen Mengen bei unkoordinierten Fluchtaktionen zurückgelassen hatten. Die Armee zog sich hinter den Fluss Oskol zurück, der nun die neue Frontlinie östlich von Charkiw bildet.

Am Montag gab es auf russischer Seite allerdings auch Anzeichen von Auflösungserscheinungen östlich des Flusses. Aus Svatove, der größten Stadt dieser Gegend, sollen sämtliche russische Truppen abgezogen sein, meldeten am Vormittag ukrainische Quellen; es seien nur noch lokale Milizen der „Volksrepublik Luhansk“ vor Ort. Manche ukrainische Quellen meldeten auch Fluchtbewegungen aus der „Volksrepublik Luhansk“ in Richtung Russland.

Entgegen manchen ersten Berichten ist die ukrainische Armee wohl noch nicht über den Fluss hinaus vorgerückt. Gekämpft wird vor allem im Frontbereich östlich von Isjum, wo die Ukraine bestrebt ist, den mehrmonatigen russischen Angriffen auf den Donbass ein Ende zu setzen. Auch im Süden der Ukraine, an den Fronten bei Cherson, sollen die russischen Truppen in Schwierigkeiten stecken. Nach Angaben des Südkommandos der ukrainischen Armee haben einzelne russische Kommandeure Kapitulationsverhandlungen angeboten.

Stromversorgung wurde weitgehend wiederhergestellt
Grafik zu den Frontverläufen in der Ukraine

Russlands Generalstab denkt derweil keineswegs an Kapitulation. Auf die Geländeverluste am Boden antwortet Russland mit massiven Angriffen aus der Luft. In der gesamten Osthälfte der Ukraine fiel am Sonntagabend nach russischen Angriffen der Strom aus. „Aufgrund von Beschuss sind Objekte der kritischen Infrastruktur außer Betrieb, infolgedessen fielen der Strom und die Wasserversorgung aus“, erklärte Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow. Die Stromversorgung wurde bis Montagfrüh weitgehend wiederhergestellt, im Laufe des Tages folgten aber neue Angriffe und Ausfälle.

Russlands „Spezialoperation“ in der Ukraine werde „fortgesetzt, bis die anfangs gesetzten Ziele erreicht sind“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montagmittag. Der frühere russische Präsident, Dmitri Medwedew, warnte, Russland werde „die totale Kapitulation des Kiewer Regimes zu Russlands Bedingungen“ fordern.

Ukraines Präsident Wolodimir Selenski wies die russische Position am Sonntag in einem CNN-Interview zurück: „Sie werden dich aufessen, häppchenweise, Stück für Stück. Ich will dieses Spiel nicht spielen. Ich mag das nicht.“ Verhandlungen mit Russland kämen erst nach einem vollständigen russischen Rückzug infrage. „Zurzeit nicht. Ich sehe auf ihrer Seite keine Bereitschaft, konstruktiv zu sein.“

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