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Spekulativer Leerstand in BerlinLeer ist lukrativer

Eine Kampagne prangert spekulativen Leerstand in Berlin an. Laut Mieterverein handele es sich um ein wachsendes Problem infolge des Mietendeckels.

An dieser Stelle könnten Namen stehen, wenn es keinen spekulativen Leerstand gäbe Foto: imago

Berlin taz | Die Wohnungssuche hat sich nach Beobachtungen vieler durch den Mietendeckel noch einmal erschwert: Immobilienportale sprechen von 25 Prozent weniger Angeboten und von im Schnitt 137 Anfragen pro Inserat, auch wenn gleichzeitig die Mieten erstmals seit Jahren gefallen seien.

Wie aber lässt sich das erklären? Gibt es weniger Umzüge, obwohl es erstmals seit Langem zumindest leistbar wäre umzuziehen, weil Vermieter wegen des Mietendeckels keine horrenden Mieten bei Wiedervermietungen nehmen können?

Einige glauben, dass Ver­mie­te­r:in­nen derzeit ihre Wohnungen nach einem Auszug absichtlich leer stehen lassen, weil eine Wiedervermietung zu Mietendeckel-Konditionen nicht genug Rendite abwirft. Der spekulative Leerstand könnte in Berlin also als Nebeneffekt des Mietenstopps gestiegen sein.

Als Vermieter darf man in Berlin eine Wohnung nicht länger als drei Monate leer stehen lassen. Das Zweckentfremdungsverbotsgesetz soll gegen Ferienwohnisierung und Leerstand helfen, wird aber wegen seiner Ausnahmen kritisiert und weil es häufig nicht greift.

Leerstand nimmt offenbar zu

Um spekulativen Leerstand zu problematisieren, hat sich in Mitte nun die Kampagne „Leerstand in Berlin-Mitte“ der Mie­te­r:in­nen­in­itia­ti­ve „Mietenwahnsinn Nord“ gegründet. Sie will das zuständige Bezirksamt zwingen, gemäß Zweckentfremdungsverbot tätig zu werden.

Deswegen macht die Kampagne nun auf Leerstand an drei Adressen in Gesundbrunnen aufmerksam: Ein seit geraumer Zeit leer stehendes Vorderhaus in der Osloer Straße, das offenbar teilweise Baustelle ist und in ein Hotel umgewandelt werden sollte. Ebenso ein dazugehöriges Haus in der Stettiner Straße, das seit zehn Jahren leer stehen soll.

Volksbegehren für Enteignung gestartet

Die Sammlung Seit Freitag sammeln über 1.700 Aktivist:innen Unterschriften für das Volksbegehren Deutsche Wohnen und Co. Enteignen. Die Kampagne will große Wohnkonzerne vergesellschaften. Für einen Volksentscheid werden über 175.000 Unterschriften in vier Monaten benötigt. Laut Kampagne sind in Neukölln an den 2 Tagen 6.000 Unterschriften zusammengekommen.

Die Unterschriften-

für das Volksbegehren sind unter Hygienegrundsätzen (Abstand, Desinfektionen, Masken) an öffentlichen Plätzen unterschreibbar. Listen liegen aber auch in Bürgerämtern aus sowie an „solidarischen Orten" wie Spätis und Restaurants. Zudem kann man Listen selbst ausdrucken und per Post verschicken. Die Plattform innn.it übernimmt dafür sogar das Porto. (gjo)

Ein weiteres leeres Haus befinde sich ebenfalls in der Osloer Straße mit offenbar sanierten und bezugsfertigen Wohnungen, die leer stehen, weil sie als Eigentumswohnungen für größtenteils über 5.000 Euro pro Quadratmeter verkauft werden sollen. Laut der Kampagne berichten Anwohner:innen, dass die Wohnungen teilweise seit vier Jahren leer stehen.

Mit dem Bekanntmachen dieser Immobilien wollen die Mie­te­r:in­nen Druck auf das Bezirksamt ausüben, gegen Leerstand tätig zu werden. „Die Bezirkspolitik unternimmt kaum etwas, um Mie­te­r:in­nen vor dem Profitstreben privater Immobilienkonzerne zu schützen“, so Max Prause vom Bündnis. Leider kämen Bußgelder von bis zu 500.000 Euro nur selten zum Einsatz – „für uns ist das ein klares Zeichen des fehlenden politischen Willens“, sagt er.

Die Kampagne Leerstand in Mitte werde systematisch Leerstand und ihre Profiteure in ihren Kiezen öffentlich machen. „In einer Zeit, wo immer mehr Menschen sich ihre Miete nicht mehr leisten können und obdachlose Menschen in der Kälte hausen müssen, halten wir Leerstand für skandalös“, sagt Prause.

Das Bündnis spricht in seiner Pressemeldung sogar von 150.000 leer stehenden Wohnungen, bezieht sich damit allerdings auf Schätzungen auf Basis des Mikrozensus von 2018, laut dem 6,8 Prozent der Berliner Wohnungen unbewohnt gewesen sein sollen. Dass diese Zahl deutlich zu hoch liegen dürfte, aber das Problem dennoch existiert, zeigen aktuelle Zahlen aus Mitte: Laut einer schriftlichen Anfrage gab es im September 2020 rund 3.850 Amtsermittlungsverfahren wegen Zweckentfremdung. Das entspricht bei rund 203.000 Wohnungen in Mitte 1,9 Prozent – ohne mutmaßliches Dunkelfeld.

Auch Reiner Wild vom Berliner Mieterverein sagt auf taz-Anfrage, dass Leerstand ein wachsendes Problem ist. „Nach unserer Beobachtung nimmt der spekulative Leerstand seit gut einem Jahr massiv zu“, bestätigt er. Die über den Mikrozensus geschätzten Leerstandszahlen von 2018 hält er für die aktuelle Debatte aber für nicht aussagekräftig.

Genau beziffern kann er das Problem allerdings auch nicht. Die Wohnungsämter hätten kaum Erkenntnisse, weil Leerstand selten angezeigt würde, sagt Wild. Zudem gebe es Schlupflöcher. „Vermieter können bei Modernisierung den Wohnraum bis zu zwölf Monate lang leer stehen lassen“, sagt Wild. Im Zweifel könne man also einfach behaupten, man modernisiere.

Wild glaubt, dass das anstehende Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Mietendeckel der Grund für gestiegenen Leerstand ist, ihm zufolge warten Ver­mie­te­r:in­nen bis dahin ab. Bei Verfassungswidrigkeit des Mietenstopps könnten sie mit Investitionen gleich auch die Mietpreisbremse vermeiden und bei Wiedervermietung 15 Euro pro Quadratmeter und mehr erzielen, so der Mieterverein-Chef. Und wenn der Deckel drauf bliebe, investierten sie halt nicht, vermutet er.

Spontan 222 Airbnb-Wohnungen frei

Laut der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen von Sebastian Scheel (Linke) wurde zuletzt beim Zensus 2011 systematisch gesamtstädtischer Leerstand erfasst. Damals lag er mit 66.000 Wohnungen bei 3,5 Prozent. Der nächste Zensus stehe für 2021 an. Dennoch lassen laut Sprecherin Katrin Dietl Teilmarktuntersuchungen Aussagen über das jetzige Leerstandsniveau zu: Demnach gebe es derzeit eine Quote von 0,8 bis 2 Prozent, was zwischen 15.000 und 40.000 Wohnungen wären.

Dass Berlins Wohnungsmarkt lädiert ist, bestreitet die Senatsverwaltung indes nicht. „Als Fluktuationsreserve für ein reibungsloses Funktionieren des Wohnungsmarktes sollten Leerstandsquoten von 2 bis 3 Prozent gegeben sein“, so Dietl. Messungen zeigten stagnierende und sinkende Leerstandsquoten, demnach dürfte es in Berlin also noch schwerer geworden sein, eine Wohnung zu finden.

Wie groß dabei das Problem spekulativer Leerstand ist, weiß die Verwaltung allerdings auch nicht: Es gebe zwar „viele Gerüchte“ über mehr Leerstand aufgrund des Mietendeckels, allerdings lägen dafür keine Indizien oder Hinweise aus den Bezirken vor, sagt Dietl.

Dass derzeit sogar Ferienwohnungen komplett leer stehen, zeigt eine kurze Recherche auf der Plattform Airbnb: Am Sonntagmittag waren in Berlin spontan für die Nacht 222 Unterkünfte verfügbar, wenn man „nur ganze Unterkunft“ sucht. Es stehen also 222 ungenutzte Wohnungen als Ferienwohnungen, auffindbar bei Airbnb, leer. Trotz Wohnungsnot und Pandemie bietet ein Superhost das frisch renovierte 2-Zimmer-Luxusloft „im Herzen Kreuzbergs“ für 120 Euro am Tag an oder ein Pete die 1-Zimmer-Wohnung in Mitte, mit Coronaverzweiflungs-Rabatt für nur noch 36 Euro pro Nacht. Deutlich mehr als die Anzeige-Höchstgrenze von 300 Wohnungen findet man, wenn man zu einem späteren Zeitpunkt sucht.

Die Kampagne Leerstand in Mitte will weiter auf leer stehende Häuser und Zweckentfremdung aufmerksam machen. Sie sei sich dabei bewusst, dass es nicht ausreiche, dem Bezirk leere Häuser zu melden. Auch deswegen fordert die Mieter-Initiative die Vergesellschaftung großer privater Immobilienkonzerne und unterstützt das Volksbegehren Deutsche Wohnen und Co. Enteignen, das seit Freitag Unterschriften sammelt. Nur Vergesellschaftung könne „der Spekulation endlich ein Ende setzen“.

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35 Kommentare

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  • Das wird bald mehr leer stehen. Es lohnt sich mehr leer stehen zu lassen und in ein paar Jahren leer zu verkaufen, als einen unkündbaren Mieter reinzulassen dessen Miete niemals steigen wird. Dafür wird es wohl immer mehr AIRBNB geben

  • "....weil eine Wiedervermietung zu Mietendeckel-Konditionen nicht genug Rendite abwirft."

    Verstehe ich nicht. Wie kann es finanziell besser sein, über Jahre oder Jahrzehnte gar keine Miete zu bekommen, als wenigstens eine gedeckelte? Kann mir das einer erklären?

    • @M0SES:

      Es ist dann finanziell besser, wenn die Abnutzung der Wohnung aufgrund Vermietung höher ist, als der Mietertrag. Dann ist es klüger, nicht zu vermieten. Schauen Sie sich eine Wohnung an, die 20 Jahre bewohnt wurde, die ist so abgewohnt, dass sie sie kernsanieren müssen. Auch müssen Sie bei Vermietung den kalkulatorischen Unternehmerlohn u die Steuer u die Zinskosten berücksichtigen. Der Mietendeckel in Berlin führt zu Minusrendite bei der Vermietung. Deshalb schrumpft das Mietwohnungsangebot auf Null. Es ist schlechterdings unmöglich bzw. führt in die Insolvenz oder Verfall der Wohnung / Bausubstanz für unter 12.- / qm zu vermieten.

    • @M0SES:

      Ich verstehe das so, dass die Eigentümer das Gerichtsurteil abwarten wollen.



      Wenn sie nämlich jetzt zu gedeckelten Preisen vermieten und kurz später das Urteil ergeht, dass der Deckel unrechtmäßig ist, habe sie ihre Wohnung ungünstig vermietet und schaffen es nicht so ohne weiteres, eine höhere Miete durchzusetzen - weil die Wohnung nun vermietet ist und eine Mieterhöhung kurz nach Abschluss des Mietvertrages nicht durchsetzbar ist.



      Deshalb warten sie erst mal das Urteil ab. Allerdings ergibt das nur einen Sinn, wenn die Wartezeit nicht zu lang ist, denn der Mietausfall darf nicht zu hoch werden, denn sonst kann die Differenz zwischen der gedeckelten und der ungedeckelten Miete diesen Ausfall erst nach einer sehr langen Zeit wieder ausgleichen.



      Grundsätzlich halte ich solche Eingriffe in das Marktgeschehen wie den "Mietendeckel" für problematisch.



      Wenn schon eingegriffen werden soll, dann sind meiner Meinung Anreize für ein zweckdienliches Verhalten günstiger, als Verbote und Gängelungen zu erlassen.

    • @M0SES:

      Eine unvermietete Wohnung bringt bei Verkauf deutlich mehr als eine bereits vermietete Wohnung. Eine Wohnung zu vermieten generiert zudem erhebliche laufende Kosten. Wir haben nach dem letzten freiwilligen Auszug eines Mieters aus einer unserer Berliner Wohnungen auch gleich die Gunst der Stunde genutzt und verkauft. Die Rendite bei Vermietung ist ja sowieso eher gering besonders in Berlin. Konkret war der Unterschied beim Verkauf vermietet gegen unvermietet fast 100000€. Um den Unterschied zu generieren müsste ich jahrzehntelang vermieten.

    • @M0SES:

      Je nachdem wie hoch die Immobilienpreise sind, ist eine Wohnung das 30 - 50-fache der Jahresmiete wert, d.h. sie bringt eine Rendite von 2 - 3%. Die Wertsteigerung ist allerdings - gerade jetzt mit Mietdeckel - 5 bis 10% ... allerdings nur, wenn die Wohnung auch verkauft werden kann, d.h. unvermietet ist. Da lohnen die Mieten (mit dem Ärger mit Mietern) nicht

  • Wenn: Keine Rendite mit der Miete.



    Dann: Ohne Rendite keine Vermietung.

    Der Berliner Senat wusste bei Erlass des Gesetzes, dass sich das Wohnungsangebot verknappen würde, was den Politikern egal war, weil ihnen wichtiger ist, wieder gewählt zu werden.



    Berlin hat übrigens nicht das Geld bezahlbaren Wohnraum zu bauen, denn der müsste mit 4 .- / qm bezuschusst werden.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Laut Mieterverein handele es sich um ein wachsendes Problem infolge des Mietendeckels.

    "....weil eine Wiedervermietung zu Mietendeckel-Konditionen nicht genug Rendite abwirft."

    Daran ist natürlich nicht der Mietendeckel schuld, sondern die Profitgier und der ausufernde Kapitalismus. Wir müssen diese Typen endlich los werden.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Soweit ich das sehe haben wir mit Kapitalismus die Wohnbedingungen Europas. Inwieweit wir bessere hätten, wenn Leute wie Sie zu bestimmen hätten, erschließt sich mir nicht. Die Profitgier zielt übrigens auf 2 bis 3% Rendite auf das eingesetzte Kapital ... abzüglich evtl. Zinsen, Reparaturen, Mietausfällen und natürlich Steuern. Wenn Sie das so profitabel finden, machen Sie doch mit ... oh, sorry, als Aktivist verdient man natürlich nicht genug, um selbst zu bauen ...

  • "Leerstand nimmt offenbar zu"

    Einen zunehmenden Leerstand kann nur behaupten wer die Augen vor der Wohnungsnot und Wohnungsmangel in Berlin verschließt und "Spekulationshaie" als Blitzableiter für politisches Versagen in der Stadtentwicklung braucht.

    Berlin ist seit der Maueröffnung um eine viertel Millionen Menschen gewachsen. Der Zuwachs der Bevölkerung wie auch der steigende Flächenbedarf (+ 15 qm !!! seit Maueröffnung in DE de.statista.com/st...on-1989-bis-2004/) wurde nicht durch Wohnungsneubau aufgefangen. Das waren und snd politische Entscheidungen.

    • @Rudolf Fissner:

      Berlin hatte 1993 die meisten Einwohner, dann sank die Bevölkerungszahl und erst 2015 wurde dieser wieder erreicht ( de.wikipedia.org/w...n_Berlin#Seit_1950 ). In der gleichen Zeit ist der Wohnungsbestand in Berlin um 160 000 Wohnungen gewachsen: de.statista.com/st...bestand-in-berlin/ - 1993 gab es Wohnungsleerstand und es war ein Eldorado für Mieter. 2015 gab es Wohnungsnot, bei gleicher Bevölkerungszahl und 160 000 mehr Wohnungen. Es ist nicht die Anzahl der Wohnungen, die das Problem ist.

      • @Andi_Baerlin:

        P.S. Nicht zu vergessen die steigende Wohnfläche pro Kopf, die sich in den letzten 50 Jahren nahezu verdoppelt hat!

      • @Andi_Baerlin:

        Das ist ja nun nichts neues. Nur vom Himmel gefallen ist das alles nicht. Es ist gewaltig auch vom Land Berlin selber mitgesteuert worden.

        Gleichzeitig entvölkerte sich ja der Osten Deutschlands und die Menschen zogen in die Metropolen. Ursachen waren fehlende Perspektiven und Arbeitsplätze auf dem "Lande". Berlin boomte in dem Maße, betrieb eine Bauleitplanung, die den Tisch deckte für neue Betriebe, auch für Betriebe, die aus den ländlichen Regionen Ostdeutschlands nach Berlin übersiedelten.

        Der Trend ist bis heute ungebrochen und Berlin preist aktuell 4500 ha Gewerbeflächen für Investoren an.

        Notwendig wäre aber eine Trendwende, eine dezentral orientierte Wirtschaftsförderung, die den Focus wegnimmt von den Metropolen und im besten Fall zu einer Bevölkerungsabnahme in Berlin führt.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      ..wurde nicht durch Wohnungsneubau aufgefangen. Das waren und sind politische Entscheidungen."

      Genauso ist es - Versagen auf ganzer Linie und das bei den Basics!

      Ein Zuzugs stopp wäre eine temporäre Lösung, bis wieder ausreichend bezahlbare Wohnungen zur Verfügung stehen.

    • @Rudolf Fissner:

      Starkes Wachstum kann nicht durch Neubau aufgefangen werden.



      Die größte Nachfrage entsteht im Zentrum mit den geringsten Bodenpotentialen.



      Dieser Schwarm-Nachfrage kann nur ein drastisch steigender Preis entgegen wirken, denn nur das reduzierte die Nachfrage...



      Die Leute ziehen (meist) nicht in die Obdachlosigkeit: Es wächst nur, solange Wohnungen angeboten werden. Ohne Wohnungsangebote wächst Berlin einfach nicht mehr.



      Es ist leider unmöglich, dagegen an zu bauen. Mehr Bauen = mehr Zuzug = kein entspannter Markt...

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    Die Angebotspreise/ Zahlen/Statistiken von privaten Internetportalen darf man getrost als nichtaussagekräftig bezeichnen. Eher darf man das glauben: an einer leerstehenden/ unverkauften/vermieteten Wohnung verdient niemand etwas. Eher bekommt der Sachbearbeiter im Immobilenvertrieb Ärger, dass er sich nicht genügend um die Vermarktung kümmert.

  • Eine langfristige Strategie wäre es, die Ansiedlung von Arbeitsplätzen in Mittelstädten sehr stark zu fördern sowie deutlicher Ausbau des ÖPNV zwischen Großstädten und umliegenden, auch weiter entfernten Ortschaften.

  • Und jetzt kommt wahrscheinlich dann das nächste Gesetz, wer eine leere Wohnung hat wird bestraft. Weil er unsozial ist. Und das alles geschieht auch weil der soziale Wohnungsbau aufgegeben wurde, eben weil er sozial war. Also ist der Staat auch unsozial. Wird der auch bestraft? Nee wird er nicht, den die sitzen am längeren Hebel.

  • taz-Zitat: “(…) Einige glauben, dass Vermieter:innen derzeit ihre Wohnungen nach einem Auszug absichtlich leer stehen lassen, weil eine Wiedervermietung zu Mietendeckel-Konditionen nicht genug Rendite abwirft. (...)“



    Es heißt: “Der Markt reguliert sich selbst“. Und es steht auch nirgendwo geschrieben, dass diese Regulierungen der Allgemeinheit dienen.



    Neben dem beklagten Wohnungsleerstand fallen ständig mehr Wohnungen aus der Sozialbindung heraus als diesbezüglich neu entstehen. Es wurde Jahrelang - nicht nur aus wirtschaftsliberalen Kreisen – gefordert: “Privat vor Staat“. Dass auch das nicht klappt sieht man am beschriebenen Problem.



    Der Staat muss endlich handeln und mehr Geld in den sozialen “staatlichen“ Wohnungsbau stecken. Diesbezügliches Profitstreben darf nicht zur Gefahr (schlimmstenfalls Obdachlosigkeit) für die Menschen werden.

    • @Thomas Brunst:

      Klar die öffentliche Hand ist ja bekannt dafür besonders günstig und effizient zu bauen. Lässt sich ja an jedem Bauprojekt dieser Art exemplarisch besichtigen. Lasst uns also neue Ghettos bauen und die Lehren des sozialen Wohnungsbaus aus den 60ern und 70ern wieder vergessen. Die Wahrheit ist Neubau ist sehr teuer in Deutschland aus unterschiedlichsten Gründen. Keiner, schon gar nicht die öffentliche Hand, kann Neubau kostendeckend großartig unter 12€ kalt den qm anbieten. Das Problem besonders in Berlin sind die geringen Einkommen und nicht die Mieten. Im Prinzip wurde ein großer Teil der Bevölkerung in den letzten 2 Jahrzehnten aus dem Neubau ausgepreist und das obwohl wir für das Klima schnellst möglich alle ins Passivhaus müssten. Für die Politik ist es da natürlich einfacher eine in Deutschland immer gut gehende Neidkampagne zu fahren als über die eigene Verantwortung nachzudenken. In Wahrheit sollten wir mal darüber sprechen, warum ich das gleiche Haus mit den gleichen Firmen und Arbeitern in Polen für 800€ pro qm bauen kann bei dem ich in Deutschland aber über 2000€ bezahle.

      • @Šarru-kīnu:

        Die öffentliche Hand baut nicht, sondern bezuschusst privates Bauen.



        Zweifellos ist Neubau aber teuer.



        Wenn es das "gleiche Haus" ist, dann kann der Unterschied nur im Material (Weltmarkt) oder in den Löhnen liegen. Ist das Werbung für den Niedriglohnsektor?



        Oder ist es doch nicht das "gleiche Haus", sondern schlechter gedämmt, mit schlechteren Fenstern, Türen, innerem Schallschutz, etc.?



        Baustandards sind Verbraucherschutz!

      • @Šarru-kīnu:

        Berlin hat keine geringen Durchschnittseinkommen. Im Gegenteil, Berlin ist ein gut verdienender Fettfleck mitten in Ostdeutschland. www.landatlas.de/bevstruktur/lohn.html

        Der Vergleich mit Hauskosten in Polen ist somit schon bei den Einkommen an den Haaren herbeigezogen.

      • @Šarru-kīnu:

        "(...) In Wahrheit sollten wir mal darüber sprechen, warum ich das gleiche Haus mit den gleichen Firmen und Arbeitern in Polen für 800€ pro qm bauen kann bei dem ich in Deutschland aber über 2000€ bezahle."



        Wenn man hierbei den "Polenvergleich" bemüht, dann darf man sich auch nicht über die geringen Berliner Einkommen - vorwiegend im Niedriglohnbereich - beschweren. Oder existiert in Polen keinen Marktwirtschaft, in der ArbeitnehmerInnen und Unternehmen in Konkurrenz stehen?

  • Die Kampagne spekuliert, dass Eigentümer spekulieren...



    Im Prinzip will man nicht verstehen, dass staatliches Handeln im Markt auch unschöne Nebenwirkungen haben kann. Ein Mietendeckel a la Berlin ohne Bauprogramme hilft den Bestandsmietern zu Lasten der Wohnungssuchenden.

  • Würde neben dem Mietenstop auch die Mietpreisbremse abgeschafft, wäre nicht mal mehr die Luxusmodernisierung erforderlich, um die Wohnungen zu marktgerechten Mieten anzubieten.

    Bliebe beides bestehen, käme es in der Folge zu mehr Verkäufen an Selbstnutzer. Der Senat hätte dann einerseits mehr Einnahmen aus Grunderwerbsteuer, andererseits würden Niedrigverdiener zuverlässig aus der Stadt verdrängt werden.

    • @meerwind7:

      Das Mehr an Grunderwerbsteuer verliert er leider durch das Weniger an Einkommensteuer aus Vermietung u Verpachtung. 41 Mio Euro weniger Einkommensteueraufkommen aufgrund des Deckels. Schade eigentlich, damit hätte man Bedürftigen viel Wohngeldzuzahlung leisten können, anstatt das Wohnungsangebot zu verknappen.

  • Dass ein Mietendeckel eher zu einem reduzierten Angebot an Wohnungen führen würde, war doch eigentlich vorher schon klar. Die Kritiker des Mietendeckels haben diese Konsequenzen für Mieter immer benannt.

    • @Ruediger:

      Da die Immobilenbesitzer, indem sie Wohnraum leerstehen lassen selbst für das reduzierte Angebot auf dem "wohnungsmarkt" verantwortlich sind, würde ich die im Vorfeld ausgesprochene Warnung eher als eine Drohung bezeichnen.

      • 8G
        83379 (Profil gelöscht)
        @SWAG:

        Der Wohnungsmarkt ist nicht so sehr durch leerstehende Wohnungen beeinflußt, tatsächlich ist das eine große Schwäche des Artikels das hier temporär leerstehende Wohnungen und gezielt leerstehende Wohnungen zusammengeschmissen werden, wie gesagt 2-3% leerstand ist normal und auch wichtig. Das Problem ist ja noch nichtmal das es im Berliner Einzugsgebiet nicht genügend Wohnungen gibt sondern in den attraktiven Lagen. Niemand will 1h zur Arbeit fahren oder neben Junkies wohnen. Das Problem ist also fundamentaler wie schafft man mehr lebenswerten Wohnraum? Verdichtet man sinkt die Lebensqualität, geht man zu sehr in die Höhe das Gleiche. Die einzige Lösung ist das weniger Menschen nach Berlin ziehen, man muss kleine und mittlere Städte attraktiver machen, es sollte pro-Kopf mehr Fördergelder dahin fließen als in die Großen. In vielen mittleren Städten im Osten gibt es gute freie Wohnungen zu niedrigen Preisen.

        • @83379 (Profil gelöscht):

          "Niemand will 1h zur Arbeit fahren..."

          Angemerkt sei, dass eine solche Einstellung nicht unbedingt zur Lösung des Problems beiträgt, während sie gleichzeitig Ausdruck eines luxuriösen Anspruchsdenkens darstellt.

          In meinem Umfeld ist eine Anfahrt zur Arbeit zwischen 45 und 75 Minuten normal.



          Wieso sollte das anderen nicht zumutbar sein?

          • 8G
            83379 (Profil gelöscht)
            @Encantado:

            Ich bin da voll bei ihnen bin während meines Studiums jeden Tag 2h Sbahn und Ubahn gefahren, aber so sind die Menschen.

      • @SWAG:

        Kritiker des Gesetzes waren ja nicht nur Immobilienhaie, sondern auch Leute, die einen Schritt weitergedacht haben, wie die Immobilienhaie darauf reagieren. Wenn man nicht einfach nur schwarzweiß denkt und jede Kritik als bösartig abtut, kann man manchmal Fehler vermeiden.

        • @Ruediger:

          Das Hauptproblem ist ja nicht, dass die Immobilienkapitalisten sich nicht an gültige Gesetze (Mieten deckel und zweckentfremdungsgesetz) halten.



          Damit ist durch den systemischen Wiederspruch, welcher sich aus diametralen Interessendifferenzen von Wohnraumbesitzer und Mieter ergeben, zu rechnen.

          Das war sicherlich voraussehbar und hat mich zumindest nicht überrascht.

          Jetzt müssen halt alle Anstrengungen unternommen werden, die Interessen der Bevölkerung behördlich gegen die der kapitaleigner durchzusetzen.

        • @Ruediger:

          Eben, das ist sowas wie das Sachen nach unten fallen, wer da überrascht ist, weiß auch nicht, wie man das nennen soll.