piwik no script img

Coronamythen und Fakten (1)„Lockdown schadet mehr“

Kritiker argumentieren, der Lockdown koste mehr Lebensjahre, als durch die Politik gerettet würden. Das ist falsch.

Der Lockdown wie hier in der Innenstadt von Duisburg führt zu einem Konjunktureinbruch Foto: Fabian Strauch/dpa

Die These, dass der Lockdown mehr Lebensjahre koste, als dadurch gewonnen werden, hat einen prominenten Vertreter: den Finanzwissenschaftler Bernd Raffel­hü­schen. Er ist Professor in Freiburg, leitet das angeschlossene Forschungszentrum Generationenverträge und ist bekannt als Kritiker des Rentensystems und Sozialstaats.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Pünktlich vor den Pandemiemaßnahmen im November griff die Bild-Zeitung Raffel­hü­schens Berechnungen mit der Schlagzeile auf: „Experte rechnet vor: Corona-Lockdown kostet uns 3,8 Mio. Lebensjahre. Der Lockdown im Frühjahr hat offenbar mehr gesundheitlichen Schaden angerichtet als verhindert!“ Verbreitet wurden die Berechnungen in den sozialen Netzwerken, auch der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer griff in politischen Diskussionen darauf zurück.

Hier lohnt, wie so oft, ein Blick in die genauen Ausführungen des Wissenschaftlers, veröffentlicht unter anderem im Wirtschaftsmagazin WiSt und im Blog „Wirtschaftliche Freiheit“. Raffel­hü­schens Berechnungen liegt eine statistische Korrelation zugrunde: In der Vergangenheit stieg in Deutschland die Lebenserwartung stetig an, während gleichzeitig die Wirtschaftsleistung zunahm. Diese Beobachtung nutzt Raffel­hü­schen, um einen konkreten Zusammenhang zu kalkulieren: 1 Prozent Wirtschaftswachstum würde eine zusätzliche Lebenszeit von 27 Tagen pro Person bedeuten. Woraus bei ihm umgekehrt folgt, dass es entsprechende Lebenszeit kostet, wenn die Konjunktur einbricht.

Die Coronakrise wird in diesem Jahr voraussichtlich zu einem Minuswachstum von 5,1 Prozent führen, wie das ifo-Institut am Mittwoch prognostizierte. In der Logik Raffel­hü­schens würde dies bedeuten, dass in Deutschland 83,1 Millionen Einwohner 137,7 Lebenstage pro Person verlieren, was dann kumuliert ergibt, dass 31,35 Millionen Lebensjahre abhanden kommen. Dass in der Bild nur von 3,8 Millionen fehlenden Lebensjahren zu lesen war, liegt daran, dass Raffelhüschen damals alternativ noch von einem „extrem optimistischen Konjunktureinbruchsszenario“ ausging.

Coronamythen und Fakten

Es ist eine absurde Situation: Die Corona-Infektionen und -Todesfälle in Deutschland steigen auf immer neue Höchststände. Doch ob bei Demonstrationen oder im Internet: Weiterhin werden wissenschaftliche Fakten angezweifelt oder komplett bestritten.

Die taz hat sich darum die wichtigsten Behauptungen der Corona-Skeptiker und -Leugner noch einmal vorgenommen und erklärt in diesem Dossier knapp und verständlich, warum diese nicht überzeugend sind. Wir wollen damit allen, die selbst Zweifel haben, Fakten präsentieren, die helfen, diese zu zerstreuen.

Alle Texte gesammelt finden Sie unter taz.de/coronamythen.

Das Dossier kann man sich

.

Am Freitag, 18. Dezember, werden wir Ihnen ab 19 Uhr zudem in einem Video-Talk Fragen zum Thema beantworten.

Sie finden unsere Arbeit unterstützenswert? Dann klicken Sie doch bitte auf taz.de/zahl-ich

Raffelhüschen glaubt, dass es nicht zu einem Konjunktureinbruch gekommen wäre, wenn man weltweit auf Lockdowns verzichtet hätte. Aus seiner Sicht hat man also durch die Pandemiemaßnahmen in Deutschland 31,35 Millionen Lebensjahre geopfert – um nur einen Bruchteil von Lebensjahren zu retten. Raffelhüschen hat nämlich berechnet, was der Frühjahrs-Lockdown in der Bundesrepublik gebracht hat. Sein Ergebnis: Damals habe man maximal 556.000 zusätzliche Lebensjahre ermöglicht, weil vor allem ältere Menschen nicht an Covid-19 gestorben seien.

Der Lockdown im Frühjahr sei daher unverhältnismäßig gewesen, findet Raffelhüschen. „Wir leben nicht davon, dass wir uns gegenseitig umeinander kümmern, sondern wir leben davon, dass wir ökonomischen und technischen Fortschritt generieren“, sagte er der rechtskonservativen Preußischen Allgemeinen Zeitung im Sommer in einem Interview.

In der Wissenschaft haben Raffelhüschens Berechnungen keinerlei Widerhall gefunden. Dafür gibt es Gründe. Erstens: Der Zusammenhang zwischen Wirtschaftsleistung und Lebenserwartung ist keineswegs so eng, wie Raffelhüschen es suggeriert. So sind die USA das reichste Land der Welt, dennoch stagniert die Lebenserwartung dort schon seit Jahren. Umgekehrt gibt es relativ arme Staaten wie Portugal oder Chile, wo die Lebenserwartung dennoch sehr hoch liegt.

Zweitens: Es ist falsch zu unterstellen, dass es ohne Lockdown keinen Konjunktureinbruch gegeben hätte. Dies zeigen Studien über den Verlauf der Spanischen Grippe ab 1918. Städte, die damals auf einen rigiden Lockdown setzten, kamen ökonomisch besser durch die Pandemie als Orte, die den Laissez-faire praktizierten.

Drittens: Raffelhüschens Rechnung basiert darauf, dass die deutsche Wirtschaft durch den Lockdown auf Dauer geschädigt bleibt. Das ifo-Institut prognostiziert aber, dass es 2021 zu einem überdurchschnittlichen Wachstum von 4,2 Prozent und 2022 zu einem beachtlichen Plus von 2,5 Prozent kommen wird. Raffel­hü­schen kann also ganz entspannt bleiben. In seiner Logik büßen die Bundesbürger nicht etwa 137,7 Lebenstage ein – sondern gewinnen bis 2022 insgesamt 35,1 Tage hinzu. Trotz Coronakrise.

Die Schäden eines Lockdowns fallen aber nur dann relativ gering aus, wenn man, wie die Industrieländer, die nötigen Kredite für Konjunkturpakete aufnehmen kann und ein soziales Netz hat. Die ärmeren Staaten im globalen Süden werden hingegen hart getroffen. Die Entwicklungsorganisation Oxfam schreibt, dass ein Drittel der Weltbevölkerung in der Pandemie keinerlei finanzielle Unterstützung erhalte. Von 100 Dollar, die reiche Länder für die Unterstützung ihrer Bevölkerung aufwendeten, gingen gerade einmal 5 Cent in Entwicklungsländer.

Oxfam-Ernährungsexpertin Marita Wigger­thale spricht von einer „Krise in der Krise“, die Welternährungsorganisation FAO von einer „toxischen Kombination aus Konflikten, ökonomischem Abschwung, Klimaextremen und der Pandemie“ und warnt vor Hungersnöten in Burkina Faso, dem Nordosten Nigerias, Südsudan und Jemen. Oxfam warnt, dass zusätzlich in Somalia, Äthiopien, Kenia, Tansania, Ruanda und Uganda aufgrund des Wetterphänomens „La Niña“ bald Niederschläge fehlen. Die Regionen kämpfen immer noch mit den Folgen schwerer Überschwemmungen und der schwersten Wüstenheuschreckenplage seit Jahren. Das Zusperren lokaler Märkte habe bereits in der ersten Welle zahlreiche Menschen in Not gestürzt, etwa weil bäuerliche Produzenten auf ihren Lebensmitteln sitzen blieben, wie Wigger­thale schreibt.

Hinzu kommt ein weiterer Aspekt, nämlich fehlende Impfungen etwa gegen Masern. Diese können sich in Entwicklungsländern schnell tödlich auswirken. Bereits im Juli warnten Unicef und die WHO, dass zahlreiche Impfprogramm ausfielen. Davon seien nun zwar einige wieder angelaufen, sagt eine Sprecherin von Unicef, doch noch immer hätten 45 ärmere Länder ihre Impfprogramme unterbrochen. Im vergangenen Jahr kam es in der Demokratischen Repu­blik Kongo zu einem Masernausbruch, weil die Impfraten wegen der Konflikte dort nach unten gingen. Binnen wenigen Wochen starben 6.000 Kinder. Unicef fürchtetet, dass durch geplante Impfungen gegen Covid-19 die Kapazitäten für herkömmliche Impfungen nicht mehr ausreichten. Man dürfe im Kampf gegen die eine tödliche Krankheit nicht den Kampf gegen andere vergessen, warnte kürzlich Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

29 Kommentare

 / 
  • Hier wird ein Argument für die These, dass der Lockdown mehr schadet als er schützt herausgegriffen und widerlegt, um damit die gesamte These zu widerlegen.



    Auch wenn ich nicht denke, dass der Lockdown mehr schützt als schadet (ich glaube allerdings, dass wir in dieser Situation jetzt sind, weil davor nicht richtig regiert wurde), ist diese Art der Argumentation nicht sehr überzeugend.



    Es gibt durchaus andere Argumente für die These. Nur weil eines der Argumente widerlegt wurde, ist damit nicht bewiesen, dass die These an sich ein Mythos ist.



    In einer Reihe, die mit großem Pathos beworben wurde und deren Autoren sich als Aufklärer mit belehrender Attitüde gerierten, hätte ich eine bessere Argumentation erwartet.

  • Da der Artikel sich offenbar scheut, konkrete Zahlen zu nennen und im wagen kühlen Relativem hängen bleibt, hier ein n paar konkrete Zahlen:

    "Zwischen 80 bis 130 Millionen Menschen würden durch die Auswirkungen von COVID-19 zusätzlich in den Hunger getrieben, bilanzierte Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe, im Dlf. Besonders in Ländern südlich der Sahara und in Südasien würde die Pandemie bereits vorhandene Probleme verstärken." www.deutschlandfun...:article_id=481404

  • "Der Zusammenhang zwischen Wirtschaftsleistung und Lebenserwartung ist keineswegs so eng, wie Raffelhüschen es suggeriert."

    Wie ist das noch mal mit dem Einkommen und der Lebenserwartung? Man verhungert weltweit nicht mehr weil einem, das Einkommen weg bricht?

    Bitte nacharbeiten und "keineswegs so eng" genauer spezifizieren.

  • „Lockdown schadet mehr“



    Nicht mehr, sondern anders.

    „Die Coronakrise wird in diesem Jahr voraussichtlich zu einem Minuswachstum von 5,1 Prozent führen.“



    An der Börse sieht man das nicht so. Schon jetzt sind die Exporte wieder auf einem Vor-Corona-Niveau. Es wird - abgesehen von einigen wenigen Branchen - fast überall „normal“ weitergearbeitet und Geld verdient und die am stärksten von Corona betroffenen Altersgruppen spielen im Produktionsprozess doch ohnehin schon lange keine aktive Rolle mehr.

  • „Wir leben nicht davon, dass wir uns gegenseitig umeinander kümmern, sondern wir leben davon, dass wir ökonomischen und technischen Fortschritt generieren“

    Der erste Teil des Satzes ist richtig auch wenn man den zweiten ablehnt, denn die m Artikel erwähnten unbezifferte Anzahl an Millionen von Hungertoten weltweit gäbe es nicht, wenn der Satz falsch wäre.

    • @Rudolf Fissner:

      Neoliberales Gelaber.



      Man kann Sachen, die sich bedingen, nicht gegeneinander stellen.



      Logic Error.

      Es muss natürlich heißen:



      Weil wir uns umeinander kümmern, können wir (sozialen, ökonomischen, technischen) Fortschritt generieren.

      Schon die allererste Arbeitsteilung ist ohne soziale Struktur nicht vorstellbar.

      Heißt: Wer die Axt an das soziale Zusammenleben legt, der zerstört nicht nur zivilisatorische Errungenschaften, sondern auch die Wirtschaft.

      • @Vorstadt-Strizzi:

        "Weil wir uns umeinander kümmern, können wir (sozialen, ökonomischen, technischen) Fortschritt generieren."

        Also basiert umgekehrt ökonomisch/technischer Fortschritt lt. ihrer These, "Weil wir uns umeinander kümmern"

        Nette These für die Ursprünge des Kapitalismus und der industriellen Revolution :-)

  • Sorry, aber die aufgeführten Argumente wirken willkürlich und nicht überzeugend (was nicht heißt dass alles falsch ist).



    Es geht doch nicht um Statistik und Lebensjahre.



    Entscheidend ist doch, dass diese Gesellschaft (in der großen Mehrheit) nicht bereit ist die Alten und Schwachen sterben zu lassen um den Wohlstand abzusichern. Alles andere sind hypothetische Spielereien.



    Auch Schweden hat wieder zurückgefunden auf diesen Weg.

  • 1G
    164 (Profil gelöscht)

    Sagen wir mal die Zahlen und der Zusammenhang zwischen Wachstum und Lebenserwartung stimmen. Das Leben von statistischen Personen in der Zukunft um 27 Tage verlängern und dafür das Leben von tatsächlichen Personen jetzt aufs Spiel setzen oder gewissermaßen opfern. Was soll das sein? Wachstumsstalinismus?

  • 8G
    89598 (Profil gelöscht)

    @Ha-Jo Die Öffentlichkeit oder "veröffentlichte Meinung" leidet zum Teil an dichotomer Wahrnehmung - die Frontenbildung im Verlauf der Covid19-Krise hat teilweise zu Rechtfertigungsdruck geführt, wenn man auf bestimmte Sachverhalte hinweist. Die Auswirkungen von Lockdowns sind selbstverständlich sehr weitreichend und können noch gar nicht abgesehen werden. Seriös wäre, diese Bemerkung gar nicht unter irgend einen Verdacht zu stellen. Ich befasse mich intensiv mit individuellen und kollektiven psychischen Prozessen, und das Wenige, was über psychische Lockdown-Folgen bereits bekannt ist, reicht, um sich zumindest eine annähernde Vorstellung vom Ausmaß psychischen Leids zu machen. Ich sage es noch einmal: Ich muss hier kein "aber" hinterherschieben, um zu beteuern, dass die die Covid19-Katastrophe nicht relativiere.

    Was den Hinweis auf den AfD-Menschen betrifft: Es scheint so zu sein, dass politische Alternativlosigkeit, die dann noch schlecht erklärt oder gar nicht diskutiert wird, fast unvermeidlich die extremistischen Gespenster wachruft. Die bringen dann Argumente (der auch Scheinargumente), die der sog. "Mainstream" vernachlässigt hatte. Und diese Argumente (oder Evidenzen) sind nicht deshalb schlecht oder ungültig, weil eine Person aus einer moralisch diekreditierten politischen Partei sie bringt. Aber keine Sorge, ich werde keinen AfD-Kanal abonnieren.

  • Nun ja, "DASS der Lockdown schadet" war klar. Genauso klar war und ist aber auch, dass das Virus "schadet" und zudem potenziell zu Katastrophensituationen führen kann bzw. wird. So sehr mich der Lockdown nervt, ist er m. E. doch noch das kleinere Übel, weil nicht so unmittelbar gesundheitsschädlich und existenz- oder gar lebensbedrohlich

  • "Der Lockdown im Frühjahr sei daher unverhältnismäßig gewesen, findet Raffelhüschen. „Wir leben nicht davon, dass wir uns gegenseitig umeinander kümmern, sondern wir leben davon, dass wir ökonomischen und technischen Fortschritt generieren“, sagte er der rechtskonservativen Preußischen Allgemeinen Zeitung im Sommer in einem Interview."



    Könnte ein Bruder im Geiste von Thilo Sarrazin sein.

  • 8G
    89598 (Profil gelöscht)

    Mich wundert, dass hier nur dieser ökonomische Ansatz behandelt wird. Zu den Tatsachen gehört, DASS der Lockdown schadet - und das wird viel zu wenig zur Kenntnis genommen. In NRW-Landtag trat ein AfD-Abgeordneter mit Zitaten aus Briefen auf, in denen Menschen über ihre Krise, ihr Erleben & ihre Not (und die ihrer Kinder) schrieben. Dass er damit seine Kritik des Lockdown meinte untermauern zu können - ok, darüber kann man streiten. Spannend aber, dass es sich um einen Politiker zu handeln scheint, mit dem man TATSÄCHLICH streiten kann.



    Auf jeden Fall sollte darüber berichtet werden, DASS und WIE der Lockdown schadet und dies keine Relativierung des Leids der Covid-Kranken und Gestorbenen ist

    • @89598 (Profil gelöscht):

      Und? Manche Nazis helfen auch Omas über die Straße. So what! Es gibt auch linke/anarchistische Kritik an Pandemiemaßnahemen. Leider werden diese kaum thematisiert. Deswegen würde ich aber nicht AFD thematisieren. Letzterer geht es eben nicht um alle Betroffenen sondern um Polarisierung und um die Erlangung einer Mehrheit für ihre menschenfeindliche Politik.

    • @89598 (Profil gelöscht):

      Was verstehen Sie unter Ihrer Aussage "Zu den Tatsachen gehört, DASS der Lockdown schadet"?

      Weshalb halten Sie es für wichtig zu erwähnen, dass ein AfD-Abgeordneter so handelt, wie Sie es hier erwähnen?



      Soll dass die rassistischen, sexistischen, diskriminierenden, mittelalterlichen Standpunkte dieser Partei aufwiegen?

      • @Ha-Jo:

        Beißreflex ausschalten, noch einmal lesen, nachdenken.

    • @89598 (Profil gelöscht):

      Das Problem ist doch Folgendes:



      Wir können hier nur Szenarien vergleichen.



      Wenn eine Pandemie brutal um sich gegriffen hätte, dann hätte dies den Kinder auch geschadet. Irgendwann wären immer mehr Lehrer und Erzieher infiziert und dann bräche die Schule auch zusammen. Die Betreuung wäre irgendwann auch nicht mehr sicher. Nur um einmal das Beispiel Schule zu nennen, weil Sie Kinder erwähnen.



      Kein Lockdown hätte irgendwann dieselben Folgen, nur halt mit mehr Toten. Und bei einer unkontrollierten Pandemie, wer will dann noch ins Kino, ins Restaurant usw.



      Ich war im September samstags Brot holen, da gibt es auch ca. 10 Tische für Frühstück. Normal ca. 80% voll.



      Nun, da saßen zwei Damen beim Kaffee....

    • @89598 (Profil gelöscht):

      Ich finde die politische Kommunikation auch irgendwie schräg. Wie es aussieht, ist bei ansteigenden Infektionszahlen ein kurzfristiger und harter Lockdown - so unschön er auch sein mag - immer noch besser als alles andere, gerade auch für die Wirtschaft. Kommuniziert wird das aber kaum. Die Politiker scheinen den Bürgern nicht mehr zuzutrauen, derartige Sachverhalte nachzuvollziehen. Stattdessen eiern sie herum, machen (trotz besseren Wissens, da bin ich mir sicher) nur Lockdown Light und warten ab, bis hohe Sterbezahlen und ein Beinahe-Kollaps des Gesundheitssystems auch dem letzten wahlberechtigten Schwachkopf klarmachen, dass ein richtiger Lockdown unvermeidlich ist.



      Irgendwie befremdet mich das...

      • @zmx52:

        "Die Politiker scheinen den Bürgern nicht mehr zuzutrauen, derartige Sachverhalte nachzuvollziehen."

        Diesen Eindruck habe ich schon lange. Aber vielleicht rücken sie nicht mit den Fakten heraus, um die Wähler nicht zu verprellen.

      • @zmx52:

        Das sehe ich ähnlich.



        Aber auch ohne, dass es mir am aktuellen politischen Geschehen maßgeblich beteiligte Politiker*innen erklären, weiss ich doch: ein (fast) unmöglicher Lockdown (anstelle dessen, wie der Begriff momentan genutzt wird) für 2 Wochen bedeutet, dass bei großen Anstrengungen mit viel Disziplin, das Virus keine Verbreitung mehr findet und die Pandemie so gut wie beendet ist.

        Stattgessen gilt aber das heilige Gebot der Wirtschaft. Mit zögerlichstem Verhalten, mit 89 Ausnahmeregelungen, die nicht gesundheitliche und soziale Härtefälle betreffen.



        Ein um's andere Mal ein Bärendienst auch für die Politik und vor allem die Verdrossenheit ob jener bei Menschen, die mit Komplexität einerseits überfordert sind und klare Wirkungszusammenhängen andererseits nicht sehen wollen.



        Da kuschel ich mich doch lieber in das Gebrüll des vermeintlich starken Mannes, beziehungsweise produziere jenes, im Wissen um meine Chancen auf Machtzuwachs.

  • An der CoronaPandemie auch viele Menschen sterben werden, die nicht mit COVID-19 infiziert sind, ist schon jetzt klar. Ob diese Zahl mit oder ohne Lockdown größer ist? Als ob die Antwort so einfach wäre.

  • „Wir leben nicht davon, dass wir uns gegenseitig umeinander kümmern, sondern wir leben davon, dass wir ökonomischen und technischen Fortschritt generieren“.



    Klingt wie ein Glaubensbekenntnis der Neoliberalen.

    • @Andreas J:

      Das ist Arbeitsteilung, also eine Erkenntnis von irgendwo nach der Steinzeit.

      • @Betty Bos:

        Sich nicht wechselseitig umeinander kümmern, ist für sie Arbeitsteilung? Für mich ist das Egozentrik und kapitalistische Gegenwart.

  • Mir ist relativ egal, ob der Lockdown nach mathematischen Berechnungen mehr Lebensjahre kostet, als dadurch gewonnen werden. M.M.n. hat das was mit Rwspekt vor dem Leben zu tun.

    Das BVG hat einmal geurteilt, dass man kein Leben vernichten darf, um andere zu retten, die Begründung war für mich absolut nachvollziehbar und führt jede Diskussion in diese Richtung ad absurdum.

  • "Die ärmeren Staaten im globalen Süden werden hingegen hart getroffen."



    Sie werden - als Rohstofflieferanten - hart getroffen vom Lockdown der Industriestaaten.



    Deren Armut geht somit auf unsere Lockdown-Rechnung und nicht deren.



    Und da sprechen wir auch nicht mehr über Millionen Lebensjahre, sondern über Millionen Menschen.

    • @PS007:

      Vielleicht sollte man dann soviel Intelligenz beweisen, diese fatale Abhängigkeit zu bekämpfen, denn der Rohstoffhunger der Industriestaaten ist ja ein Hauptgrund für die andere globale Krise, die noch viel mehr Menschen bedroht.



      Vor allem aber ist die Behauptung, der Rohstoffbedarf würde ohne Anti-Pandemie Maßnahmen nicht auch ebenso einbrechen, durch rein gar nichts gedeckt.



      Alle vergleichbaren Staaten, die laissez-faire Strategien favorisierten, erreichten letztlich einen Punkt, der dann doch härtere Maßnahmen erzwang.

      Einfach so zu tun, als würden all diese Probleme ohne shutdown Maßnahmen einfach nicht existieren, ist einfach nicht erntszunehmen, aber so ermitteln diese Kandidaten ihre Zahlen.

    • 0G
      09139 (Profil gelöscht)
      @PS007:

      Das kapitalistische System ist das Problem.

    • @PS007:

      Allerdings.