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Studie zu Lebensmitteln und CO2-AusstoßIst Bio schlecht fürs Klima?

Manche Ökoprodukte verursachen mehr CO2 als konventionelle, zeigt eine Studie. Aber Bio hat andere Vorteile.

Prima Bio-Apfel Foto: Felix Kästle/dpa

Berlin taz | Manchmal ist das mit dem Klimaschutz schön einfach: Ein Apfel aus Brandenburg ist fürs Klima besser als eine Ananas aus Südafrika. Aber wie sieht es mit dem Apfel aus Neuseeland aus? Da wird es schon schwieriger.

Das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (Ifeu) hat sich den CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln in einer Studie genauer angeguckt. Herausgekommen ist eine lange Liste von Nahrungsmitteln und der jeweils verursachten Menge an Kohlendioxid-Emissionen. Eine Handreichung für Verbraucher:innen, die das Klima beim Einkaufen bedenken wollen, aber ratlos vor dem Warenregal stehen.

Ein Ergebnis hat die Wissenschaftler:innen aber selbst überrascht: Eine Bio-Kartoffel ist nicht klimafreundlicher als eine konventionell angebaute. Und Bio-Steak ist sogar deutlich schlechter fürs Klima als herkömmliches. Dasselbe gilt für andere tierische Produkte.

Das liegt daran, dass der Biolandbau wegen geringerer Erträge mehr Fläche benötigt, im schlimmsten Fall zu Ungunsten von Wäldern oder Mooren. Die ziehen im intakten Zustand Kohlenstoff aus der Atmosphäre und binden ihn – werden sie für die Landwirtschaft zerstört, ist das fürs Klima also doppelt schlecht. Das passiert auch in der konventionellen Landwirtschaft zu Genüge, nur braucht die für dieselbe Menge an Lebensmitteln zurzeit eben weniger Platz.

Klimasünde Flugananas

Studienleiter Guido Reinhardt springt trotzdem für den Ökolandbau in die Bresche: „Die etwas höheren Emissionen werden durch den deutlich geringeren Pestizideinsatz, nachhaltigere Bodenbewirtschaftung und Erhöhung der Artenvielfalt mehr als wettgemacht“, erklärt der Umweltforscher. „Hier zeigt sich, dass der alleinige Blick auf die CO2-Emissionen nicht die ganze ökologische Wahrheit sagt.“

Ökolandbau ist den Forscher:innen zufolge also insgesamt besser für die Umwelt als die konventionelle Landwirtschaft, die vor allem durch den Einsatz von zu viel Dünger und Pestiziden Böden, Wasser und Luft belastet. Aber die Welt muss doch spätestens 2050 komplett klimaneutral sein und die Landwirtschaft ist für etwa 11 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Müssen wir uns beim Essen etwa entscheiden, was wir schützen wollen – Klima oder Umwelt?

Nein, meint die Agrarwissenschaftlerin Susanne Neubert. „Wir brauchen gesunde Ökosysteme – übrigens auch für den Klimaschutz“, sagt Neubert, die normalerweise für die Berliner Humboldt-Universität, aktuell aber für den Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen forscht.

Beim Ökolandbau bilde sich mehr Humus in der Erde, der Kohlenstoff im Boden festlegt, erklärt die Wissenschaftlerin. Er hilft dem Klima also auf dieselbe Art, wie es auch Wälder und Moore tun. „Bei der konventionellen Landwirtschaft hingegen wird der Humusgehalt des Bodens nach und nach abgebaut“, so Neubert.

Und das Flächenproblem? „Es stimmt, dass wir es uns klimapolitisch nicht leisten können, immer mehr Naturraum in Äcker umzuwandeln – aber das verlangt der Ökolandbau gar nicht zwangsläufig“, meint die Wissenschaftlerin. Die Agrarforschung arbeite an Methoden, mit denen man die Erträge auf natürliche Art steigern kann, ohne planetare Grenzen zu sprengen.

Auf drei Vierteln der Agrarfläche wird Tierfutter angebaut

„Viel wichtiger aber: Wir können und müssen unser Ernährungssystem umstellen, um die vorhandenen Äcker anders zu nutzen“, meint Neubert. „Auf fast drei Vierteln der Agrarfläche in Deutschland wird Tierfutter angebaut – wenn wir also den Konsum von Fleisch und Milch verringern, sagen wir halbieren, wird automatisch Fläche frei.“ Gleichzeitig würde das auch die Methan­emissionen verringern, die beim Verdauungsprozess von Wiederkäuern entstehen. Das Ifeu rät Politiker:innen zu hinterfragen, ob es nachhaltig ist, ehemalige Moore weiter landwirtschaftlich zu nutzen.

Bio-Produkte einzukaufen ist also durchaus auch aus Klimasicht sinnvoll. Nur müsste die Politik für den richtigen Rahmen sorgen. Aktuell essen Menschen in Deutschland pro Kopf durchschnittlich 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr. Rechnet man auch das Fleisch ein, das in Tierfutter fließt oder in der Essensproduktion als Rest verloren geht, sind es sogar 88 Kilo. Das passt nicht zum Klimaschutz.

Und wie ist das nun mit dem Apfel aus Neuseeland? Der Blick in die Ifeu-Liste verrät, dass er pro Kilo mit 800 Gramm Kohlendioxid zu Buche schlägt, etwa doppelt so viel wie beim regionalen Apfel. Und tatsächlich 200 Gramm mehr als bei einer mit dem Schiff importierten Ananas. Nur wenn die Ananas eingeflogen wird, hat sie einen gigantischen CO2-Fußabdruck von rund 15 Kilogramm pro Kilo Frucht. Meistens ist das mit dem Klimaschutz eben doch nicht so einfach.

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73 Kommentare

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  • Dass man aus einer bestimmten Fläche



    (z.B. genau ein Hektar)



    ohne Viehwirtschaft, also Gemüse und Getreide, Hülsenfrüchte circa fünf mal so viele Menschen ernähren kann wie über Viehwirtschaft, wurde doch schon so oft seitens Agrarfachleuten erwähnt!

    ""Auf fast drei Vierteln der Agrarfläche in Deutschland wird Tierfutter angebaut – wenn wir also den Konsum von Fleisch und Milch verringern, sagen wir halbieren, wird automatisch Fläche frei.“ Gleichzeitig würde das auch die Methan­emissionen verringern, die beim Verdauungsprozess von Wiederkäuern entstehen." heisst es im Artikel!

    Kurze Fausformel:



    "Tierprodukte sind wie Nahrungsmittelverschwendung!"

  • "Auf fast drei Vierteln der Agrarfläche in Deutschland wird Tierfutter angebaut"

    Das wird wohl wahr sein.

    Meine Güte, mir wird schlecht, wie unnötig, rücksichtlos und unvernünftig! Seit 1973 kann Vitamin B12 künstlich hergestellt werden!



    Bis da hin waren tierische Produkte circa einmal in zwei Wochen noch gewissermaßen notwendig, aber jetzt gar nicht mehr!

    Was soll ich von jemanden halten der mehr als 300 Gramm tierische Produkte pro Woche verzehrt?



    Was soll ich von jemanden halten der tierische Produkte aus Tierqual-Haltung konsumiert?

  • Der Phosphorkreislauf in der biologischen Landwirtschaft: Tunesien-Schiff-Bahn-Acker-Supermarkt-Toilette-Kläranlage-Fluß-Nordsee-3-Millionen Jahre warten-Tunesien ...

    Ab Kläranlage sollte Phosphor auch in der biologischen Landwirtschaft auf den Äckern landen. Bislang sind es nur die konventionelle Landwirtschaft und einige Bioverbände die Klaränlagenphospor zulassen, die diesen Phosphor auch recyceln.

  • Nein. Generell natürlich nicht. Aber mit Fliegen und Co. sicher.

    Da frag man sich natürlich woher die Vitamine kommen sollen, wenn 70% des Obst und Gemüse aus dem Ausland heran gekarrt und geflogen werden. Der Klimabewusste Deutsche muss da auf vieles verzichten.

    Was natürlich überhaupt nicht geht ist Reis. Viel zu hoher Wasserverbrauch und pupst zudem das x mal schädlichere Methan die Luft www.welt.de/wissen...n-Klimakiller.html .

  • Ein wichtiger Beitrag.



    Es wäre gut, hier auch Zahlen und Fakten beizufügen.



    Die mehr benötigte Fläche bei Getreide ist mal locker 100 % mehr ( für gleichen Ertrag müsste die doppelte Fläche "geopfert" werden).



    Ich denke, dass dies ein erheblicher Faktor ist.



    Die Abschätzung wäre also "verseuchung" kleinerer Flächen gegen "vernichtung" bisher ungenutzte Flächen.



    Quelle: www.oekolandbau.de...tionellen-landbau/

    • @Demokrat:

      Die hohen Nitratwerte und die Überdüngung von Nord- und Ostsee müssen Sie dann aber schon mit einbeziehen in die ökologische Betrachtungsweise. Wenn diese Effekte korrekt mit berücksichtigt werden, führt an der ökologischen Landwirtschaft kein Weg vorbei.

      www.kritischer-agr..._Wenz_Ziebhart.pdf

      • @Hannah Remark:

        Wenn Nitrat so schädlich ist, wie allgemein behauptet, WARUM gilt dann der Grenzwert von 50 mg/l nur für Wasser und nicht für alle Lebensmittel ?



        Babynahrung darf 200 mg / kg enthalten, WARUM ? Gemüse hat teilweise 3000 - 4000 mg/kg Nitrat, Warum ist es da nicht schädlich ?



        Und wenn Sie von Nord- und Ostsee sprechen, müssen Sie auch den Eintrag von Kläranlagen in Oberflächengewässer und den Anteil von Industrie und Verkehr, der mit dem Regen eingespült wird, nennen.

        • @Günter Witte:

          Wegen der zeitlichen Komponente beim metabolismus.

          • @Demokrat:

            Warum soll sich Nitrat im Wasser später im Körper anders verhalten, oder eher durch Reduktion zu Nitrit werden, als Nitrat aus einem z.B. Salat ? Wenn 50mg/l Nitrat die zulässige Grenze sind, MUSS das auch für 50mg/kg gelten.

            • @Günter Witte:

              Essen sie mal 1 KG Salat auf einmal.

              • @Demokrat:

                Kopfsalat darf im Winter einen Grenzwert von 4500 mg/kg Nitrat haben, wenn ich jetzt 100 g Salat esse muss ich 9 l Wasser mit 50 mg/l trinken um die selbe Menge Nitrat aufzunehmen. Wo ist da die Logik, das man sich am Wasser aufregt, aber alles andere laufen lässt.

                • @Günter Witte:

                  Nun ich sehe da auch keine Logik.



                  Da geb ich ihnen Recht.



                  Nitrat ist halt ein natürlich vorkommende Molekül.



                  Bio halt.

      • @Hannah Remark:

        Ja, das muss auch gerechnet werden.



        Aber ist Gülle nicht selbst biodünger und somit Teil der ökologischen Landwirtschaft?



        Danke für den interessanten Link.



        Es ist ein sehr komplexes Thema.

        • @Demokrat:

          Ergänzung: Welche Dünger sind erlaubt?

          Neben Leguminosen düngen Biobäuerinnen und Biobauern ihre Felder mit langsam wirkenden organischen Düngern wie Mist oder Kompost aus dem eigenen Betrieb. Tierische Reste wie Hornspäne oder Blutmehl kommen ebenfalls zum Einsatz. Zu den im Ökolandbau zugelassenen mineralischen Düngemitteln gehören Gesteinsmehle, Kalke, Kaliumsulfat, Schwefel und Spurenelementdünger.

          Grundsätzlich verboten sind chemisch-synthetische Stickstoffdünger (Ammonium, Nitrat) sowie Chilesalpeter und Harnstoff. Ebenfalls tabu sind hochlösliche Phosphordünger. Solche mineralischen Dünger verbrauchen bei der Herstellung viel Energie und können Grundwasser und Gewässer belasten.

          www.oekolandbau.de...logischen-landbau/

          • @Hannah Remark:

            Und woher kommt der Mist?



            Doch wohl von Kühen, welche im Idealfall ja irgendwo auf der Wiese grass gefressen haben.



            Es kommt also neben der so schon mehr benötigten Fläche (Ertrag) auch noch die Fläche für die Wiesen für die Kühe hinzu. Dieser Faktor verschärft sich also noch zusätzlich.

            • @Demokrat:

              Wiesen binden CO2. Und wenn aufgrund der höheren Preise weniger Fleisch nachgefragt wird, braucht man auch entsprechend weniger Fläche.

              • @Hirschelmann Hans-Hermann:

                Richtig. Wenn.



                Dann braucht man aber immer noch Dünger für das Getreide.



                Wievkriegt man das dann ohne mist hin?

        • @Demokrat:

          Die ist stark reglementiert. Die ausufernde Düngung wie im konventionellen Anbau wird dort in keiner Weise erreicht:

          "Humuswirtschaft als Grundlage der Pflanzenernährung

          Für die Bodenfruchtbarkeit spielt Humus eine Schlüsselrolle. Elemente der Humuswirtschaft, mit der Humus erhalten und vermehrt wird, sind sinnvolle Fruchtfolgen aus Haupt- und Zwischenfrüchten mit ausgewogenen Verhältnissen von humusmehrenden und humuszehrenden Kulturen sowie eine angepasste organische Düngung. Düngemittel organischer Herkunft stammen als Wirtschaftsdünger vor allem aus der hofeigenen Produktion. An erster Stelle steht hier der Mist, aber auch Gülle und Jauche werden eingesetzt. Die Menge der anfallenden Wirtschaftsdünger ist aufgrund der flächengebundenen Tierhaltung in der Ökologischen Landwirtschaft natürlich begrenzt. Nur im ökologischen Gemüseanbau darf zur Deckung des sehr hohen, kurzfristigen Nährstoffbedarfs mehr organischer Stickstoff gedüngt werden als in anderen ackerbaulichen Kulturen.

          Der Zukauf von Düngemitteln organischer Herkunft, insbesondere aus nicht ökologischer Herkunft, ist streng geregelt. Klärschlamm und Müllkompost sind aus hygienischen Gründen und wegen potenzieller Belastung mit Schwermetallen und organischen Schadstoffen grundsätzlich verboten. Der Einsatz von Bio-Kompost (aus Getrenntsammlungen), Grüngut-Kompost und Torfersatzstoffen wird von manchen Anbauverbänden nach vorheriger Analyse auf Schadstoffe zugelassen [4; 5]. Durch Komposte werden zusätzlich zur Humus- und Nährstoffwirkung auch pilzliche Pflanzenparasiten auf natürlichem Wege unterdrückt [6]."



          www.boelw.de/servi...-landbau-geduengt/

          • @Hannah Remark:

            Ich bin kein Experte, das Thema ist allerdings wichtig.



            In unserer Umgebung wird vornehmlich mit npk Dünger gedüngt.



            Die Bauern sagten mir, dass man damit am präzisesten düngen kann, da der n Gehalt genau definiert ist.



            Kann ich nicht beurteilen, allerdings ist der nitratgehalt im Grundwasser kleiner 2 im Vergleich zum Grenzwert von50.

        • @Demokrat:

          Tierproduktion bedeutet im Vergleich zur Pflanzenproduktion ein Vielfaches an CO2-äquivalenten Emissionen. Biovegane Landwirtschaft ist so gesehen effizienter. Gülle wird als "Biodünger" nicht benötigt.

          • @Uranus:

            Wenn Sie dem Boden in Form einer Ernte Nährstoffe entziehen, so müssen Sie ihm diese auch wieder zuführen. Wenn man auf Tierhaltung verzichtet - was in der biologischen Landwirtschaft fast nicht vorkommt - so muss man Kompost, Grasabfälle, etc. nutzen. Nur wo soll genug von dieser Art von Dünger herkommen? Wenn Sie mir jetzt antworten, dass Sie die vorhandenen Wiesen und Weiden als Ressource hierfür verwenden wollen, so muss ich Ihnen mitteilen, dass auch Gras Nährstoffe benötigt, um zu wachsen. Es wäre also eine sehr endliche Quelle.



            Darüber hinaus: Der Anbau von Kleegras etc. führt lediglich zu einer Anreicherung von (geringen Mengen) Stickstoff im Boden. Jedoch müssen Sie dem Boden noch weitere Nährstoffe zu führen.

            • @Schildbürger:

              Biovegane Landwirtschaft funktioniert nur mit menschlichen Exkrementen als Dünger, alles andere ist kein geschlossener Kreislauf (gilt somit eigentlich für alle Formen des ökologischen Landbaus). Nur ist Klärschlamm ja leider durch die sonstigen Abwässer hoch verunreinigt...

          • @Uranus:

            Alles richtig und ein guter Vorschlag.



            Bleibt immer noch die Problematik mit dem Flächenverbrauch.

  • Wer es mit dem Umweltschutz ernst meint, kauft im Dezember keine Erdbeeren und keine Äpfel oder Pflaumen aus Neuseeland oder Peru.



    "Rechnet man das Fleisch ein, das in Tierfutter fließt" erinnert die Leser daran, dass es erlaubt ist, Schlachttiere, die Pflanzenfresser sind, mit Tiermehl zu mästen. So entstand der Rinderwahnsinn. Ein Grund mehr, auf tierische Produkte zu verzichten.



    Wenn die Studie zu dem Schluss kommt, dass es ökologisch sinnvoll ist, Bio-Lebensmittel zu essen, warum kann man nicht dafür sorgen, dass diese Lebensmittel auch für "von Armut bedrohte" erschwinglich sind?

    • @Patricia Winter:

      Tiermehl ist seit 20 Jahren in jedem Tierfutter verboten. Wie viele Menschen sind in den letzten 25 - 30 Jahren an Kreutzfeld - Jacobs in Deutschland, Europa, gestorben ? wenn das der Maßstab ist, müssen Sie alles, aber wirklich ALLES verbieten was es zu konsumieren gibt.

    • @Patricia Winter:

      das teuerste an biolebensmittel ist das fleisch.ich gönne mir täglich ein leckeres biofrühstück aus haferflocken(0,95€ und bioapfelsaft1,5€).das reicht 5 bis 7 tage also frühstück unter 0,5€ plus biokaffee und biohafermilch macht nochmal 0,2€

      • @prius:

        Sie werden doch aber nicht nur eine Mahlzeit pro Tag zu sich nehmen, oder? Und dreimal täglich sieben Tage pro Woche ausschließlich Haferflocken, Hafermilch und Apfelsaft sind ja womöglich auf Dauer auch nicht grade das, was Ernährungswissenschaftler unter einer vollwertigen Ernährung verstehen. Vor allem nicht für Kinder, Schwangere, Stillende und andere besonders geforderte Personen.

        Würde mich mal interessieren, ob schon mal jemand unter den Lesern oder Machern der taz irgendwo einen Hinweis auf eine Studie gefunden, in der untersucht worden ist, ob und wenn ja wie 83 Millionen Menschen unter Nutzung von, sagen wir, 15 Mio Hektar Fläche biologisch-dynamisch und ausgewogen ernährt werden können?

        Anders gefragt: Haben wir Deutschen denn überhaupt schon so was wie eine Chance, vernünftig satt zu werden, ohne den Menschen anderswo auf dieser Welt die Haare vom Kopf zu fressen? Oder müssen wir so weit erst noch kommen mittels Fantasie und Wissenschaft?

        • @mowgli:

          Für Deutschland habe ich gerade keine Zahlen, aber im Nachbarland Dänemark (zugegeben ein europäischer Spitzenreiter, aber so viel dahinter dürfte D auch nicht liegen) werden sagenhafte 48% der Landesfläche (!) zum Anbau von Tierfuttermitteln verwendet. Wenn wir uns zugestehen würden, diese Flächen anderweitig zu nutzen -- vielleicht zu gleichen Teilen zu renaturieren und um Lebensmittel direkt für Menschen zu produzieren -- wären wir auf jeden Fall schon mal sehr viel weiter. Wenn man dann noch gewisse Techniken aus der Permakultur einsetzt, die zwar mehr menschliche Arbeitskraft verlangen, aber dafür pro Fläche deutlich mehr Produktion abwerfen, sähe die Sache auch ganz ohne Studie, die ich grade zitieren kann, ziemlich anders aus.

  • 1.Einsatz von Pflanzenschutz: In Deutschland erhalten Pflanzenschutzmittel in der Regel nur dann eine Zulassung, wenn diese nach spätestens einem Jahr durch die Bodenorganismen abgebaut sind. Glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel bauen sich im Übrigen besonders schnell im Boden ab.



    2.Nachhaltige Bodenbewirtschaftung: Nun weiß ich nicht genau, was der Autor meint, aber in der Biolandwirtschaft ist man auf den Pflug angewiesen, um sog. „Grüne Brücken“ zu vermeiden. In der konventionellen Landwirtschaft besteht jedoch die Möglichkeit den Grubber zum Einsatz zu bringen und damit ein wesentlich bodenschonenderes Gerät. Hierfür sind jedoch Pflanzenschutzmittel notwendig. Aber auch was z.B. die Fruchtfolge, Zwischenfrüchte, etc. betrifft, sind konventionelle Landwirte durch sog. „ökologische Vorrangflächen“ zu einer humusfördernden Bewirtschaftung verpflichtet.



    3.Warum geht man nicht näher auf die ominösen „Methoden (ein), mit denen man die Erträge auf natürliche Art steigern kann“? Weil diese viel zu arbeitsintensiv wären und entsprechende Arbeitskräfte dafür extra aus Osteuropa eingeflogen werden müssten?



    4.„Auf fast drei Viertel der Agrarfläche in Deutschland wird Tierfutter angebaut“. Ich vermute, dass man hier auch Grünland mit einbezogen hat. Gemäß Destatis beträgt der Anteil der Grünlandfläche ca. 28% (im Verhältnis zur landwirtschaftlichen Nutzfläche). Natürlich wird auf Grünland Tierfutter angebaut, was insbesondere darin begründet liegt, dass Menschen so ungern Gras essen. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass eine Reduktion des Fleischkonsums (so Not er tatsächlich tut) nicht 1:1 zu einer Verringerung der CO2 Emission führt, da die Kalorien durch andere Lebensmittel ersetzt werden müssen.



    5.Ich würde mich dann auch für den Unterschied in der CO2 Bilanz zwischen Avocado und heimischen Gemüse interessieren.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Schildbürger:

      Zu ihrem Punkt 2.

      Dann bestimmen wir mal den Kohlenstoffgehalt eines konventionellen und eines lange kultivierten Bioackers.

      Plus Biomasse

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Vom Thünen Institut gab es hierzu mal einen größeren Bericht. In der Biolandwirtschaft ist der Humusgehalt ca. 3-4 Tonnen höher, als in der konventionellen Landwirtschaft. Da der Durchschnitt allerdings bei ca. 90 Tonnen lag, relativiert sich das wieder. Darüber hinaus meine ich mich zu erinnern, dass damals in der Statistik nicht dafür korrigiert wurde, dass Biolandwirtschaft vermutlich tendenziell mehr auf guten Böden stattfindet, als auch Sandböden, welche Nährstoffe schlecht halten. Da von Natur aus der Humusgehalt auf sandigen Böden geringer ist, dürfte sich somit der Vorsprung der Biolandwirtschaft nochmal deutlich relativieren.



        Die Kausalzusammenhänge sind hier zu verstehen. Ein hoher Humusgehalt (Wasser- und Nährstoffspeicher) ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgsversprechende Biolandwirtschaft, da der Biobauer nicht z.B. kurz vor dem Ährenschieben im Weizen düngen kann. Er muss seine Gülle vor der Aussaat oder im Frühjahr ausbringen. Die Nährstoffe müssen nun bis zum Ährenschieben im Boden gehalten werden. D.h. der Humusgehalt wirkt hier vermutlich als Selektionskriterium. Relativ existieren damit vermutlich weniger Biobetriebe auf schlechten Böden, als der relative Anteil der konventionellen Betriebe auf sandigen Böden. Damit wird die Statistik jedoch verzerrt... .



        Was meinen Sie mit Biomasse? In der Tendenz wird die Biomasse in der konventionellen Landwirtschaft etwas höher sein, da der Bestand dichter ist.

    • @Schildbürger:

      zu 1): Im Boden vielleicht. Es hat aber in letzter Zeit vermehrt Studien gegeben, die gezeigt haben, dass sich im Urin der meisten von uns Glyphosat nachweisen lässt, ebenso auf der Rinde von Bäumen, obwohl für gewöhnlich behauptet wird, dass sich die Pflanzenvernichtungsmittel nicht durch die Luft verbreiten.

      zu 2): Es gibt jede Menge von Möglichkeiten, auch ohne Gift auf den Einsatz von Pflügen zu verzichten.

      zu 3): "viel zu arbeitsintensiv." Aber sicher. Was ist aus dem guten alten Spruch "wer essen will, soll auch arbeiten" geworden? ;-) Dann müssen wir uns halt zwischenzeitlich mal zwei Wochen gedulden, bis wir wieder neue Onlinepräsenzen und Werbekampagnen kaufen können, weil die ganzen Webdesigner und Marketingfuzzis grade am Unkrautjäten sind...

      • @Rowena Ravenclaw:

        Zu Ihrem ersten Absatz:



        Mit den heutigen Messmethoden können Sie auch Uran, Chrom, Quecksilber, etc. im Trinkwasser nachweisen. Es ist jedoch, wie bei Glyphosat, in geringen Mengen enthalten. Im Bier zum Beispiel wurde der Wert, welcher als unbedenklich gilt, um mehr als ein Tausendstel unterschritten.

        Zu Ihrem zweiten Absatz:



        Beispiele bitte.

        Zu Ihrem dritten Absatz:



        Wären Sie tatsächlich bereit, nach der Arbeit raus "aufs Land" zu fahren, um Felder mit der Hacke vom Unkraut zu befreien?

        • @Schildbürger:

          PS: Auch bei 3) gilt, dass mit Methoden der Permakultur auf ziemlich viel der traditionell als "Im Schweisse seines Angesichts" etc. teilweise auch zu Recht verschrienen Mühsal verzichtet werden könnte. Es würde hier auch helfen, unsere Ernährungsgewohnheiten anzupassen -- Weizen ist nunmal in der Produktion aufwändiger als manch anderes mögliche Grundnahrungsmittel (nur schon eine Umstellung auf Esskastanien würde unsere Lebensweise auf der Erde revolutionieren). Hauptsächlich macht dann die Ernte Arbeit, da diversifizierte Lebensmittelproduktionssysteme eine automatisierte Ernte schwierig gestalten.

          Im Übrigen finde ich es wirklich erschreckend, dass gegen eine Beteiligung jedeR/S Einzelnen an der Produktion der eigenen Lebensmittel argumentiert wird. Ich finde das irre, dass in unserer Gesellschaft die Menschen so wenig Bezug zu ihrer Lebensgrundlage haben!

        • @Schildbürger:

          1) 2015: "Bei 79 Prozent der Probanden war die Belastung [des Urins] fünf- bis zweiundvierzigfach höher als der Rückstandshöchstwert für Pestizide in Trinkwasser."

          oya-online.de/blog/239-/view.html?

          2) Ich mag jetzt nicht nach Details suchen. Aber man möge sich doch einfach mal gewogen mit den Prinzipien der Permakultur auseinandersetzen. Oder Fukuoka lesen.

          3) Nicht "nach der Arbeit", sondern "statt der Arbeit". ("Arbeit"?) Den ganzen Bürohengsten und -stuten würde das auch gesundheitlich äusserst gut tun, wir hätten weniger Gesundheitskosten und müssten nicht so viel Raum und Industrieressourcen zur Herstellung der Geräte an Fitnessstudios verschwenden.

          • @Rowena Ravenclaw:

            Zu 1.) Es werden hier "Äpfel mit Birnen verglichen". Das eine ist eine Bestandsgröße (Menge an Pflanzenschutz im Körper) und das andere die Menge an Pflanzenschutzmitteln, die man max. mit dem Trinkwasser aufnehmen darf (also eher eine Stromgröße).

            Zu 2.) Warum müssen Sie diese denn erst suchen? Da Sie sich mit dem Thema beschäftigt haben, können Sie mir doch wenigsten einige wichtige Beispiele präsentieren.

            Zu 3.) Es gab mal eine Zeit, in der die Menschen tatsächlich "im Schweisse (ihres) Angesichts" die Lebensmittel produzieren mussten. Ich denke, keiner will in diese Zeit zurück.

  • Würde die gesamte Getreideernte zu Nahrungsmitteln verarbeitet und gar nichts mehr zu Futtermitteln für Rinder, Schweine oder Geflügel, dann könnten bereits jetzt vier Milliarden Menschen mehr ernährt werden.

    Auch mit Ökolandbau wäre die Ernährung der gesamten Menschheit möglich. Wir müssten nur weniger Fleisch essen und weniger Lebensmittel wegwerfen.

    Eine drastische Reduzierung des Tierproduktkonsums ist ohnehin schon aus diversen anderen Gründen unabdingbar.

    www.spiegel.de/wis...hren-a-914457.html

    www.spiegel.de/wis...ren-a-1177968.html

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Joaquin J.:

      Würde die gesamte Getreideernte zu Nahrung verarbeitet und nicht in den Tank geschüttet...

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Laut Internationalem Getreiderat werden 43 % der globalen Getreideernte an "Nutztiere" verfüttert. Auch ca. 80 % der weltweiten Sojaernte landen in den Trögen der Tiere. Da bleibt für den Tank, auch wenn Sie das nicht gerne hören, nicht mehr viel übrig - bei Soja zusammen mit Farben und Nahrungsmitteln wie Backwaren oder Speiseöl gerade einmal 18 %.

        www.proplanta.de/a...cle1514903567.html

        www.chathamhouse.o...over-wellesley.pdf

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @Joaquin J.:

          Mais für Energiegewinnung? Kein Getreide?



          19% der der Ackerfläche in Deutschland sind Energiepflanzen. Tendenz steigend. Nachwachsende Rohstoffe nicht mitgerechnet.



          Futtermittel sind auch Nahrungsmittel.



          Im Endeffekt.

          • @4813 (Profil gelöscht):

            Mich interessiert vor allem der Status quo, und da landen laut BMEL fast 60 % des in Deutschland verwendeten Getreides in den Futtertrögen der „Nutztiere“.

            www.bmel.de/Shared...ublicationFile&v=8

            • 4G
              4813 (Profil gelöscht)
              @Joaquin J.:

              Und das ist keine Nahrung?



              Mal davon abgesehen, dass das erzeugte Fleisch zu einem guten Teil exportiert wird. Nach China und Afrika.



              Das muss natürlich aufhören, Deutschland ist das Schweineklo der Welt.

    • @Joaquin J.:

      Das war eine Antwort an Bernhard Hellweg.

  • In dem Artikel heißt es, die Landwirtschaft wäre für etwa 11 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das ist nicht zutreffend. Laut der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO entfallen allein auf die Nutztierhaltung 14,5 %. Das sind mehr Treibhausgasemissionen, als das gesamte weltweite Verkehrswesen verursacht. Zudem sind seitens der FAO einige Faktoren, darunter der komplette Bereich der Aquakulturen, sogar noch unberücksichtigt geblieben.

    • @Joaquin J.:

      Die Umwandlung von Wald in Agrarland ist am Klimaschädlichsten. Aber was machen wir wenn wir die Agrarwende umsetzen? Dann wird je ha weniger produziert, folglich müssen Wälder gerodet werden.

      • @Bernhard Hellweg:

        Haben Sie folgenden im Artikel erwähnten Sachverhalt miteinbezogen?



        "Auf drei Vierteln der Agrarfläche wird Tierfutter angebaut"

        • @Uranus:

          Weil auf diesen Flächen auch nicht gross anderes angebaut werden kann, da für jede andere Form der Agrarwirtschaft nicht geeignet, und Gras hat nur für pflanzenfresser einen energiegehalt Dank wiederkäuermagen.

          • @andreas mirko:

            Haben Sie dafür Quellen bzgl. der Mengen-/ Verhältnisangaben?



            Die Art der Tierproduktion ist in Deutschland ja fast ausschließlich Massentierhaltung. Dort werden sogenannte Hochleistungsrassen ausgebeutet. Diese benötigen hochkalorische Futtermittel. Entsprechend wird dafür Mais und Soja angebaut. Es wird auch einiges importiert. Für Soja wird bekanntlichermaßen Regenwald gerodet, um selbiges dann zu exportieren ...

            • @Uranus:

              Wiederkäuer decken Ihren Eiweißbedarf fast ausschließlich über Grünland und und über in Deutschland erzeugte Eiweißfutter wie z.b: Rapsschrot. Das benötigte Eiweiß für Schweine und Geflügel würden wir Ackerbauern gerne hier in Deutschland produzieren. Durch die massive Einschränkung im Pflanzenschutz können wir aber kaum Leguminosen gewinnbringend anbauen. Also: extensiv hier im land bedeutet immer eine Zerstörung des Regenwaldes.

              • @Farmer:

                Es mag auf den ersten, naiven Blick Sinn machen, gewinnbringend anzubauen und sich gegen "Pflanzenschutzeinschränkungen" zu positionieren. Wenn mensch allerdings die Funktionsweise des Wirtschaftssystems einbezieht und das Ganze aus größerer Entfernung betrachtet, sollten einem da schon Zweifel kommen. Was spiegelt denn der Preis wieder? Mit was für Folgen für Mensch und Tier soll so ein Gewinn erzeugt werden? Was wird nicht eingepreist?



                Zentral sollten meiner Ansicht nach die Fragen sein, was wie produziert werden soll. Hierbei sollte weder Lohn der Bäuer*innen geschmälert werden, noch der Gewinn fetischisiert werden, noch Tiere ausgebeutet, chemische Gifte eingesetzt werden, noch Lebensraum von Tieren vernichtet oder viele CO2-äquivalente Emissionen erzeugt werden. Zum anderen müssen den Konsument*innen auch die Einkommen zugestanden werden, dass sie sich diese Lebensmittel leisten können. Es bedarf also eines engeren Übereinkommens zwischen Produzent*innen und Konsument*innen, das auch Ökologie und die Bedürfnisse von Tieren berücksichtigt.

                • @Uranus:

                  Es ist aber eine enorme Herausforderung für 8 bis 10 Mrd Menschen gesunde und ausreichende Nahrungsmittel herzustellen. Man muss sich dem bewusst werden, das dies nur auf Kosten von Lebensräume "anderer" Spezies geht. Auch ohne Futtermittelproduktion wird es bald sehr schwer werden. Wir reichen Europäer leben dann durch unsere Extensivierung auf Kosten der Menschen in den Agrarexportländern. Und da ist es uns allen bisher vollkommen egal wie die Landwirtschaft betrieben wird. Die meisten dieser Länder produzieren mit Standards die wir bereits vor 30 Jahren aufgegeben haben.

                  • @Farmer:

                    Das sehe ich ähnlich. Zu Problematisieren ist durchaus ein auf einem endlichen Planeten aktuell kaum hinterfragtes Wachstum - zuallererst ökonomisch aber auch bezüglich der Menchenpopulationsentwicklung - und dann noch der zentrale Punkt, die imperiale Lebensweise.

      • @Bernhard Hellweg:

        Ja das muss jeder Befürworter der "Agrarwende" klar sehen. Für jeden Hektar der in Europa extensiviert wird, werden über kurz oder lang mehrere Hektar Regenwald gerodet werden. Das hat auch gar nichts mit der Erzeugung von Futtermittel zu tun, der zukünftige Eiweißbedarf kann in Deutschland und Europa durch die Extensivierung nicht mehr gedeckt werden.

        • @Farmer:

          Klar kann der Eiweißbedarf auch hierzulande (und europaweit sowieso) problemlos gedeckt werden, nämlich durch Hülsenfrüchte (nicht nur Soja-, auch alle anderen Bohnen, Linsen, Lupinen usw.)

          Etwas (viel weniger als jetzt!) tierisches Eiweiß käme ja noch dazu: Weidebewirtschaftung der traditionellen Graslandflächen, Wild aus den Wäldern, mit Lebensmittelresten gefütterte Schweine und Geflügel, Fisch aus Binnengewässern & Küste: Das wäre dann wahrscheinlich sogar gesundheitsfördernd wenig Nahrung aus tierischen Quellen.

          • @Saile:

            Klar könnten wir den Eiweißbedarf hierzulande gerne selbst decken. Gerne würde ich mehr Hülsenfrüchte anbauen. Zum Erfolg fehlen uns aber Pflanzenschutzmittel (in Leguminosen wurde nahezu alles verboten) und die Bereitschaft der Tierhalter auch Eiweiß aus heimischen Hülsenfrüchten einzusetzen. Auch wenn wir auf Fleisch verzichten, werden wir wohl den Import von Soja brauchen.

  • Der Zweck heiligt die Mittel. Ist ja nichts Neues.

  • "Bio hat lokale Vorteile und globale Nachteile" Dieses Zitat stammt von Urs Niggli, den führenden Bio-Wissenschaftler.

  • Landwirtschaft wird in Deutschland auf ca. 50 % der Gesamtfläche betrieben, der Anteil am CO2 Anfall in Deutschland macht hierbei ca. 8 % aus.



    www.ndr.de/ratgebe...hlendioxid146.html



    Somit wird auf nicht Landwirtschaftlichen Flächen über 90 % des CO2 erzeugt. Wohnen und Verkehr machen fast zweidrittel des CO2 Anfalls aus. Die Schuldigen an zuviel CO2 sind also nicht alleine die Landwirte, gleich ob BIO oder Konventionell.



    Und gäbe es für die Landwirtschaft so Taschenspieler Tricks wie für das CO2 im Flugverkehr, wo nur innerdeutsche Flüge angerechnet werden aber keine ins Ausland, würde der Anteil der Landwirtschaft noch geringer sein.

    • @Günter Witte:

      In dem Wert von ca. 8 % sind die Emissionen zu Agrarimporten, so etwa das durch die Rodung des Regenwaldes für Sojafuttermittel und Weidefläche freigesetzte CO2, nicht enthalten.

      Auch werden viele in der Landwirtschaft anfallende Emissionen anderen Bereichen, vornehmlich dem Energiesektor, zugerechnet. Hierzu zählen unter anderem Emissionen aus landwirtschaftlicher Landnutzung und Landnutzungsänderungen (Umwandlung von Mooren in Äcker usw.), aus der Medikamenten-, Düngemittel- und Pestizidherstellung, dem Gebäudebau sowie Transport, Schlachtung und Kühlung.



      Außen vor bleibt schließlich auch der Bereich der Aquakulturen.

      Es ist zudem nicht zielführend, sich bezüglich der Landwirtschaft auf einen Bereich, hier das Klima, zu versteifen. Wir sollten das große Ganze betrachten, also auch Tier- und Menschenleid, Feinstaub- und Nitratbelastung, Welthunger, Land- und Wasserverbrauch, Antibiotikaresistenzen, Artenvielfalt, Pandemien usw. miteinbeziehen. Dann wird man schnell feststellen, dass kein anderer Konsum derart gravierende Auswirkungen hat wie der von Tierprodukten.

      • @Joaquin J.:

        Ich glaube wir argumentieren aneinander vorbei. Ich habe über die Deutsche Landwirtschaft geschrieben, Sie über Produkte aus der ganzen Welt.



        Tierhaltung ist nur ein Aspekt an dieser Sache, wenn wir über Landnutzung reden, MÜSSEN wir auch über Energiegewinnung reden.



        Bioäthanol ist mit die Hauptursache für Regenwald Rodungen, Sojaschrot, der bei uns in die Tierhaltung geht ist ein Abfallprodukt der Sojaöl Gewinnung, Palmplantagen werden angepflanzt, und wenn nichts mehr richtig wächst werden noch die Rinder darüber getrieben. Aber auch in Südamerika brauchen die Tiere mehr als Luft und Liebe, aber für das gibt es die Hormonmast und Kraftfutter bis zum Abwinken. Auch in Deutschland werden über 20 % der Feldfrüchte in die Güllegruben geworfen, heißt dann Bio-Gas.

        • @Günter Witte:

          Sie sprachen von „Taschenspielertricks“. Tatsächlich wäre der Anteil der Landwirtschaft an den Treibhausgasemissionen jedoch höher, nicht niedriger, würde man die von mir genannten Aspekte wie z. B. die Rodung des Regenwaldes für Sojafuttermittel für die hiesige Tierhaltung berücksichtigen.

          Was nun die immer gleiche (Schein-)Argumentation der „Nutztier“halter zu Soja angeht:

          Dass die Sojaöl- und Sojaschrot-(Sojamehl-)Produktion eng zusammenhängen ist nicht falsch. Bedenken sollte man allerdings, dass sich aus der Pressung von Sojabohnen nur 10-20 % Sojaöl ergeben, der Rest ist Sojaschrot und Sojamehl, das zu sehr geringen Teilen für die menschliche, zu sehr großen Teilen für die tierliche Ernährung eingesetzt wird.

          Der entscheidende Punkt der Debatte liegt ganz einfach in der Frage, welche Art von Nachfrage die Sojaproduktion in den letzten Jahren so stark vorangetrieben hat (mit all seinen negativen Auswirkungen). Und da lässt sich klar aufzeigen, dass es definitiv nicht etwa die Nachfrage nach dem Öl zum simplen Kochen oder Backen war (es bestand eine Nachfrage danach, doch hielt sie sich in Grenzen), sondern die Nachfrage nach billigen, verwertbaren Futtermitteln zur Steigerung des Tierkonsums.

          Um es kurz zu machen: Es ist definitiv nicht so, dass die Welt plötzlich anfing, nach mehr Sojaöl zu schreien und man dann leider plötzlich anfangen musste, mehr Tiere zu produzieren, um keine Biomasseverluste in Kauf zu nehmen ...

          • @Joaquin J.:

            Ich möchte ihnen nicht zu nahe treten, aber ich glaube nicht, das Sie klüger als Wikipedia sind :



            de.wikipedia.org/wiki/Sojaöl



            Die Sojaöl Produktion wurde und wird immer weiter ausgebaut und Sojaschrot ist ein Abfallprodukt davon. Wenn jetzt auch noch das Mercosur Abkommen zustande kommt, und die Zollschranken eingerissen werden, drückt noch mehr davon auf den Markt.



            Es wird aber auch Politisch daraufhin gearbeitet, weil der stark wachsende Deutsche Sojaanbau durch rigide Maßnahmen aus dem Greening genommen wurde, und somit abgewürgt wird.

  • Die Frage ist also nicht bio oder konventionell, sondern Fleisch oder Gemüse. Man kann ja anstatt Fleisch weg zu lassen einfach etwas anderes essen. Pilze, Hülsenfrüchte, Wurzeln, Knollen, Stengel, Früchte, Nüsse, Saaten, ... warum konzentrieren wir uns so sehr auf eine einzige Lebensmittelgruppe, wenn es so viele gibt?

    • @Cochino:

      Seit dem der Mensch diesen Planeten betreten hat, nutzt er tierisches und wird das nicht aufgeben. Tiere essen gehört quasi zum Menschsein dazu.

      • @Bernhard Hellweg:

        Ahja? Veganer*innen und Vegetarier*innen wären demnach Aliens, Unmenschen oder so? ;-)



        Tradition an sich ist kein Argument. Traditionen werden geschaffen, verändern sich. Es gibt auch gute Gründe dafür, gegen Fortsetzung solcher Traditionen zu sein. Selbst wenn es eins wäre - Der Mensch hat auch Vegetarismus und Veganismus als kulturelle Strömungen entwickelt. Es gibt also verschiedene Entwicklungen.



        Zudem muss der Mensch Tierproduktion auch nicht aufgeben - der Mensch kann sich dafür entscheiden, sie ABZULEHNEN und zwar aus tierethischen Gründen.



        Warum werden eigentlich so oft solche Annahmen ("wird das nicht aufgeben") rausposaunt? Schreiben Sie doch mal von sich ...

        • @Uranus:

          In Skandinavien sind die Böden, da Moor oder wald, bzw Tundra völlig ungeeignet für Pflanzen Anbau, aber perfekt für die Rentierzucht, die verbliebenen grasflächen in Australien als Heimat der Kängurus sind eben perfekt für rinder und Schafe,

          • @andreas mirko:

            Mh, so ganz passt der Zusammenhang hier nicht. Kann es sein, dass Sie eigentlich auf meinen obigen Kommentar bzgl. Tierfutteranbau antworten wollten?

      • @Bernhard Hellweg:

        Stimmt bedingt, ist ein nettes Totschlagargument und viel zu allgemein: die Menge hat sich erhöht. Pro Person und weltweit. Und wie viel pflanzliche Kalorien braucht es, um eine tierische Kalorie zu erzeugen? Sieben, acht? Schon im Bundestagswahlkampf 1980 hat Terre des homes thematisiert, dass Hunderttausende Tonnen Getreide aus Indien an europäische Rinder und Schweine verfüttert werden, während dort Unter- und Mangelernährung bestehen.

      • @Bernhard Hellweg:

        Der Mensch ist auch lernfähig!



        Alte Gewohnheiten sind zwar schwer zu ändern, aber es ist möglich !!

    • @Cochino:

      Warum konzentrieren wir uns überhaupt auf den Sektor, der nur für 11% Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich?

      Klimaschädliche Gase sind zu 88 % CO², und dieses stammt weitüberwiegend aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe in Motoren und Anlagen.



      Auch die Pflanzenproduktion ist nicht frei von Emissionen. Der Traktor auf dem Kornfeld fährt ja auch nicht mit Wasser.

      "Die Agrarforschung arbeite an Methoden, ..." bedeutet, dass es diese Methoden ja noch nicht gibt.

      Die Frage ist also auch nicht Fleisch oder Gemüse, sondern fossile Brennstoffe oder Kuhpups.

      Ich wage die Prognose, wenn man sich nur bei den 11% festbeißt, wird die Klimaerwärmung sich nicht spürbar verlangsamen.

      • @rero:

        Wie ich oben bereits schrieb, ist der Wert zu den Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft nicht korrekt.

        Um nun Ihre Frage, warum wir uns auf die Landwirtschaft konzentrieren sollten, zu beantworten: Wegen Tierleid, Menschenleid, Feinstaubbelastung (45 % entfallen hier auf die Landwirtschaft gegenüber "nur" 20 % aus dem Verkehr), Antibiotikaresistenzen, Artenvielfalt, dem Welthunger, dem Vorbeugen von Pandemien, Land- und Wasserverbrauch etc. pp.

        Wenig verwunderlich daher, dass die Universität Oxford nach Auswertung von über 500 Studien zu dem Ergebnis kam, dass eine pflanzliche Ernährung der "wahrscheinlich größte Hebel sei, um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verringern".

        www1.wdr.de/dasers...rharmlost-100.html

        www.theguardian.co...ur-impact-on-earth

        www.spiegel.de/wis...ase-a-1264577.html

        • @Joaquin J.:

          Sie zählen lauter gute Gründe auf, vegan zu leben - nur mit den klimaerwärmenden Emissionen hat das wenig zu tun.

          Wenn es gelingt, die Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe um 15 % zu senken, ist das mehr, als in der Landwirtschaft überhaupt möglich ist.

          Oxford setzt leider noch ein paar zusätzliche Prämissen, die deutlich über Ernährung hinausgehen: "Die Kalkulation geht unter anderem davon aus, dass zur Herstellung von veganem Essen wesentlich weniger Agrarland beansprucht wird - und die freigewordenen Flächen an die Natur zurückgehen und dort Bäume wachsen, die Kohlendioxid binden."