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Solidarität in der Corona-PandemieItalien nicht im Stich lassen

Kommentar von Petra Reski

In Italien sterben die Menschen wie die Fliegen, und Deutschland eiert bei europäischen Anleihen herum, dass Fremdschämen kein Ausdruck mehr ist.

Italien ist in großer Not, Aufrufe zu weniger Solidarität sind menschenverachtend Foto: dpa

M an könnte es Timing nennen, wenn inmitten der größten Tragödie Italiens seit dem Zweiten Weltkrieg – die Welt hat die schockierenden Bilder von den endlosen Militärkolonnen beim Abtransport der Särge noch nicht vergessen, und es gibt in der Coronakrise kaum irgendwo mehr Opfer als in Italien, mehr als 18.279 Tote, darunter allein 100 Ärzte – wenn also in diesem Moment ein Journalist der Welt es für nötig hält, auf die Grenzen der Solidarität aufmerksam machen zu müssen. Einer, der noch nie mit Analysen zu Italien aufgefallen ist, der aber seinen schwülstigen Appell mit dem Titel „Frau Merkel, bleiben Sie standhaft!“ rund um die Debatte der Coronabonds damit rechtfertigt, dass die Mafia in Italien ja landesweit eine feste Größe sei und nur auf einen neuen Geldregen aus Brüssel warte. So weit, so schlicht.

In Italien brach daraufhin ein Sturm der Entrüstung los. Der Außenminister, der Präsident der parlamentarischen Antimafia-Kommission, der Parlamentspräsident: alle fassungslos. Dass die Mafia seit mehr als 40 Jahren auch in Deutschland eine feste Größe ist, wo im Jahr durchschnittlich 100 Milliarden Euro gewaschen werden – diese Erkenntnis hat sich bei der Welt noch nicht durchgesetzt.

Anders als in Italien ist die bloße Zugehörigkeit zur Mafia in Deutschland kein Straftatbestand. Anders als in Italien, wo es der Berichterstattung erlaubt ist, unter Nennung der Namen aus allen verfügbaren Quellen zu zitieren, werden Bücher über die Machenschaften der Mafia auf Geheiß deutscher Gerichte geschwärzt und Journalisten von „erfolgreichen italienischen Unternehmern“ erfolgreich verklagt – so dass die deutsche Öffentlichkeit wenig Chancen hat, sich ein Bild über die Geschäfte der Mafia in Deutschland zu machen. Auch nicht darüber, dass in den vergangenen zwanzig Jahren in Deutschland schmutziges Geld in Höhe der italienischen Staatsschulden in die deutsche Wirtschaft geflossen ist. Geld, an dem der deutsche Staat gut verdient hat.

Denn anders als in Italien, Frankreich, Portugal und Spanien, wo die Bargeldzahlung begrenzt ist – in Italien auf 2.000 Euro, ab Januar 2022 sogar auf 1.000 Euro –, gibt es in Deutschland bis heute keine Höchstgrenze für Bargeldzahlungen. Das bedeutet, wie der italienische Antimafia-Staatsanwalt Vincenzo Macrì feststellt, nicht nur, dass Mafia-Ermittlungen damit praktisch unmöglich gemacht werden, weil es bei Bargeld keine Rückverfolgungsmöglichkeiten gibt, sondern auch, dass die Mafia dadurch in Deutschland inzwischen ganze Wirtschaftsbereiche ihr Eigen nennen kann.

Das weiß auch die Financial Action Task Force, das wichtigste internationale Instrument zur Bekämpfung von Geldwäsche, die, wie die Süddeutsche Zeitung meldete, jetzt auf das Risiko aufmerksam gemacht hat, das entsteht, wenn bei der Verteilung des größten Rettungspakets der deutschen Geschichte im Kampf gegen die Corona-Wirtschaftskrise auf die sonst übliche Risikoprüfung verzichtet werden soll. Für Geldwäscher und Mafiosi eröffnet das in Deutschland grandiose Möglichkeiten für ihr bewährtes Geschäftsmodell.

Hinzu kommt, dass die Bosse sich auch im modernen Geldverkehr besser auskennen als jeder andere. Laut Ermittlern handelten sie schon 2015 mit Bitcoins, als ein Bitcoin noch 500 Dollar kostete. Und wie Staatsanwalt Vincenzo Macrì deutlich macht, kursieren bereits 7,5 Milliarden „CoronaCoins“, eine Kryptovaluta, die auf die Epidemie des gleichnamigen Virus gesetzt hat.

Wer die Mafia in Deutschland ignoriert und Italien beschuldigt, ist also ungefähr so schlau wie Trump und Johnson, für die das Coronavirus nichts anderes war als eine Art Grippe. Nein, gegen die Mafia ist kein Land auf der Welt immun, ein Impfstoff wurde bis heute nicht gefunden.

Um so bigotter mutet es an, dass in der abstoßenden Debatte rund um die Coronabonds ausgerechnet Deutschland und die Niederlande Front machen – zwei Länder, die nicht nur nach Italien die höchste Präsenz an Mafiaclans aufweisen, sondern auch keine Höchstgrenzen bei Bargeldzahlungen haben, praktisch eine Einladung zur Geldwäsche. Dass ausgerechnet sie über die europäischen Finanzen wachen, mutet an wie ein Treppenwitz der Geschichte. Wobei die Niederlande die Rolle des Bad Cops übernommen haben: Ein Land, dessen Geschäftsmodell aus Steuerdumping besteht, hat die Stirn, sich als Frontman der Austerität zu stilisieren, mit einem Finanzminister, der eine Kontoüberprüfung der Südländer verlangt, um nachzuprüfen, ob sie auch rigoros genug gespart hätten. So was kriegen nur Calvinisten hin, ohne rot zu werden.

In Italien sterben die Menschen wie die Fliegen und Deutschland eiert dermaßen herum, dass Fremdschämen kein Ausdruck mehr ist. Die Coronakrise ist die Bewährungsprobe – nicht nur für das deutsch-italienische Verhältnis, sondern für Europa. Natürlich will Italien nicht das, was auf Deutsch euphemistisch „Rettungsschirm“ genannt wird: Griechenland lässt grüßen. Dass die Griechenlandrettung nichts anderes als eine Bankenrettung war, wird heute wohl niemand mehr ernsthaft bestreiten wollen. Mitgefühl? Solidarität in Zeiten der Not? Niente. Alles keine Kategorien für die deutsche Politik. Wie soll man es nennen? Kaltschnäuzigkeit? Arroganz?

Natürlich wird die Wut der Italiener von italienischen Rechtspopulisten wie Matteo Salvini oder Giorgia Meloni weiter angeheizt. Für Salvini, dessen Umfragewerte bereits sanken, ist die Haltung der EU und Deutschlands Gold wert: „Europa ist tot, gestorben zwischen Berlin und Brüssel“, twitterte er – worauf sich in den Socials, den Foren und Chats die antideutschen Gefühle schneller verbreiteten als das Coronavirus.

Sicher, in Deutschland gibt es offene Briefe und Petitionen von Künstlern und Wissenschaftlern und Juristen, die die Bundesregierung auffordern, in der Corona-Krise für gemeinsame europäische Anleihen zu stimmen. Aber der Schaden ist da. Und er ist gewaltig. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder hat die deutsche Politik den Ernst der Lage nicht erkannt. Oder sie ist so zynisch, wie wir es uns nie hätten träumen lassen.

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83 Kommentare

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  • Am Ende des Tages zeigt der Vorgang um die Corona-Bonds mal wieder, dass sich Deutschland bei seiner Haltung zur EU von Ungarn in NICHTS unterscheidet.

  • Wer für Eurobonds ist, soll sich erstmal mit Fakten befassen. Das Renteneintrittsalter in Italien ist 58 bei Frauen und 62 bei Männern. Das Medianvermögen ist in Italien 40% höher als in Deutschland. Warum sollte ein Klardenkender Mensch die Schulden Italiens mitübernehmen wollen, wenn der Italiener nicht nur reicher ist, sondern auch deutlich früher aufhört zu arbeiten?

    • @Jan Ströher:

      Und jetzt mal zurück in die reale Welt:



      Das effektive Renteneintrittsalter in Italien liegt bei 60,8 Jahren, in Deutschland bei 61,7

      de.wikipedia.org/wiki/Rentenalter.

      Und das die EZB-Studie über die Vermögensverhältnisse ganz schlicht Kappes ist, ist seit mindestens 5 Jahren bekannt

      www.handelsblatt.c...vpuLUfmUscvdFr-ap2

  • Petra Reski beschreibt fundiert recherchiert, was Deutschland über die Mafia in seinen , in Europas Grenzen endlich wissen muss. Den frei flotierenden Zynismus in der deutschen Politik, Gesellschaft, Wirtschaft müssen wir nicht träumen, der ist allgegenwärtig.

    Entscheidern hierzulande geht es, angesichts europaweiter Corona Krise, nicht wirklich um Verhinderung von Eurobonds, die kommen, wie das Amen in der Kirche, sondern um das Hochziehen einer europaweiten Debatte über dessen Einführung, um eine andere im Hintergrund schlummernde Debatte über die horrenden Handelsbilanzüberschüsse Deutschlands 300 Milliarden €/anno allein 2019 zugunsten deutscher Exportwirtschaft zulasten anderer EU Partner, der Kaufkraft von Privathaushalten im eigenen Land solange als möglich unter die Wasserlinie zu drücken, damit daraus nicht Forderungen nach begründet deutschen Zuschüssen für Eurozonen Länder, Partner im Weltwirtschaftssystem werden, dieses in Balance zu halten. Denn auch Corona- , Eurobonds sind Kredite, auch wenn diese z. B. für Italien zinsgünstiger erwerbbar sind, die zurückgezahlt werden müssen, durch die Staatshaushaltsbilanzen der Eurozonen Länder als Schwarze Schwäne kommenden Unheils flattern und hängen. Nein, was jetzt alle Eurozonenländer gesamthaftend brauchen sind Transferleistungen als nicht rückzahlbarer Zuschuss, und sei es durch Steuern finanziert, die Finanzkraft aller EU Länder so zu stärken, dass sie Privathaushalten, Unternehmern, Freiberuflern, in der Coronaviren Pandemie und über diese hinaus die Existenz sichern, damit nicht die organisierte Kriminalität , die Mafia, maskiert als patriotisch auftretender Wohltäter, Unternehmen, Freiberufler, Anwälte, Notare, Steuerberater in finanzieller Not, weil deren Schuldner nicht zahlen, Dienstleister in Gastronomie, Finanzen, Medizin, überschuldete Arztpraxen, Apotheken, Pharmahändler, Privathaushalte in Abhängigkeiten bis zur vollständigen Übernahme zwingt, "gesetzgebend" an Stelle des Staates tritt.

  • Italienern helfen! Jederzeit! Unbedingt! Noch haben wir freie Kapazitäten in nicht kontaminierten Krankenhäusern und die Lombardei ist von Bayern nicht so weit entfernt. Ein Airbus könnte mehrere zig transportierbare Fälle hierher bringen, inkl. Angehöriger.

    Die italienischen Politiker zzgl./inkl. der Mafiosi füttern - NIE!

    Italien helfen ... heißt was von beidem?

    Conte ist gierig nach frischem Geld ohne Rückzahlungsaussichten (ESM hätte er ja haben können, will der feine Herr nicht). Dieser Junkie muß endlich auf Entzug. Das hat mit Corona überhaupt nichts zu tun.

    Und ein Ende des Euro wäre für beide (und die allermeisten anderen) Länder ein Segen.

  • Weil in Italien viele Menschen an Covid-19 sterben, soll Deutschland für Eurobonds sein? Würden bei Eurobonds denn weniger Menschen sterben, in Italien oder sonstwo? Tote zu missbrauchen, um moralischen Druck für ökonomische nationale Interessen aufzubauen, DAS ist zynisch! Warum macht es Italien (oder Spanien, Griechenland) denn finanzpolitisch und wirtschaftspolitisch nicht einfach so wie Deutschland? Oder wie die Niederlande? Oder wie Finnland? Oder wie Estland? Dann bräuchte es die Eurobonds, die auf ein Schuldenmachen auf Kosten anderer hinauslaufen, nicht.

    Der Ökonom Friedrich Heinemann z.B. gibt im Interview mit dem ZDF bezüglich Eurobonds zu bedenken:

    "Die osteuropäischen Länder, allen voran die baltischen Staaten, haben über viele Jahre eine sehr solide Haushaltspolitik gemacht. Insofern können sie sich jetzt in der Krise selber helfen und haben keine Mühe, auch große Krisenpakete zu finanzieren.



    Gleichwohl sind sie immer noch deutlich ärmer als der EU-Durchschnitt. Aus Sicht dieser Länder ist schwer zu verstehen, warum sie jetzt Ländern mit höherem Pro-Kopf-Einkommen de facto Transfers leisten sollen, nur weil diese ihre Staatsschulden nie in den Griff bekommen haben."

    www.zdf.de/nachric...bonds-esm-100.html

    Um das ganz klar zu stellen: U.a. Italien BEKOMMT ja selbstverständlich Geld, nur eben nicht über Eurobonds, sondern eben aus ANDEREN Quellen wie dem ESM. Denn wie ja sogar der ehemalige, italienische Ministerpräsident Enrico Letta sagt:

    "Jedes Land muss verantwortlich bleiben für die eigene Verschuldung"

    www.oldenburger-on...o-bonds-38295.html

  • Die Mafia mag schlimm sein.



    Schlimmer ist jedoch der Neoliberalismus. Sein Bodycount dürfte weit höher sein als der aller Mafiaorganisationen zusammengenommen.

  • Die Lage ist verfahren. Eine Mehrheit der Euro-Staaten will, dass alle 19 Länder die Folgen der Corona-Krise gemeinsam bewältigen. Dass sie sich dazu gemeinschaftlich Kapital beschaffen; zeitlich und in der Höhe begrenzt. Der Vorteil ist, dass die hoch verschuldeten Länder entlastet werden. Sie profitieren von den Zinsgewinnen, die sie nur durch auf Zeit vergemeinschaftete Anleihen erhalten würden.



    www.sueddeutsche.d...ulden-eu-1.4868017

    • @prius:

      Der Nachteil ist, dass relativ stabile Euroländer wie Deutschland höhere Zinsen zahlen als bei der Ausgabe eigener, deutscher Staatsanleihen.

      Auch ist Italien Nettozahler in der EU, ca. ein Drittel dessen von dem, was DE einzahlt. Italien ist wirtschaftlich also nicht schlecht aufgestellt. Und Großbritannien, der ehemals zweitgrößte Nettozahler hat sich verdünnisiert

      Zudem sind wir hier in Deutschland bzgl. Corona zwei drei Wochen hinter Corona. Corona selber ist also auch kein Argument für Eurobonds.

  • Wenn ich ein nicht geringeres Teil der Kommentare lese, denke ich, der Kommentator hat recht in dem Punkt Zynismus.



    Wie kann man so egozentrisch und zynisch ausgerichtet sein.

    Gerade solches Verhalten führt dazu, solche nationalisten Personen wie Salvini, Wilders, Baudet, Höcker, Kaczynki, etc. Gehör und Macht bekommen.



    Die Geschicht hat uns das schon mal vorgeführt, zu welchem Ergebnis das führt.

    Ich frage mich: Muss wieder ein 3. WW kommen, damit diese Leute sich entsinnen, dass das KEIN GANGBARE war, ist es nicht, und wird nie sein.

    • @yurumi:

      Haben sie auch irgendein Argument, oder nur eine unbelegte und recht abenteuerliche Meinung ("3. WW")?

      Ich habe hier keinen zynischen Kommentar entdecken können, sehr wohl aber kritische, die man gerne diskutieren kann.

      Sagen sie mal konkret was hier ihrer Meinung nach zynisch, gar "egozentrisch" (?) war.

  • Die EZB sollte in diesem Fall direkt die Bekämpfung der Krisenfolgen finazieren. Der Umweg über Corona-Bonds ist hier wirklich überflüssig.



    Und in der Bilanz der EZB landen die Papiere ja eh.



    Aber die böse Staatsfinanzierung.



    Dogmatismus hilft in der Krise nicht.

  • Die Autorin tut ja gerade so, als wären Mafia und Gedlwäsche das einzige Argument gegen Corona-/Eurobonds.



    Allein das ist ja schon hanebüchen, genau wie es Unsinn ist, sich an einer Kolumne in einer Zeitung mit einer anderen politischen Ausrichtung abzuarbeiten, anstatt sich mit den fundierten Argumenten gegen die Bonds auseinderzusetzen. Da weisen offensichtlich viele Kommentatoren hier mehr Kenntnisse auf als die Autorin.



    Nur um es klarzustellen: Die Mafia ist für mich auch kein Argument gegen die Bonds. Aber es gibt viele sehr gute Argumente dagegen, wie auch hier nachzulesen ist.

  • Zunächst zwei Dinge zu dem Artikel:



    (1) Zu Corona: Wieso muss Hilfe immer in Form von Geld erfolgen? Warum nicht in Form von Sachleistungen oder Aufträgen an italienische Firmen?



    (2) Deutschland ist in Europa nicht das einzige Land, das keine Obergrenze bei Bargeldgeschäften kennt.



    Es gäbe da noch:



    * Österreich



    * Island



    * Slowenien



    * Zypern



    * Irland



    * Großbritannien



    * Norwegen



    *Schweden



    * Finnland



    * Estland



    * Ungarn



    * Dänemark



    Und im Übrigen:



    In Deutschland gelten Obergrenzen für - anonyme - Bargeldgeschäfte, d.h. der Händler hat die Identität festzustellen, ab 10.000 € bzw. bei Gold und Edelmetallen bereits ab 2.000,- € (letzteres seit 01.01.2020).

    Noch ein letzter Gedanke:



    Die Regierung in Italien ist völlig frei in ihrer Finanz- und Industriepolitik, wenn sie darin (nachhaltig) Fehler macht, weshalb sollen andere Länder die finanziellen Folgen davon auffangen? Würden die Erfolge der italienischen Wirtschaft denn in derselben Weise solidarisiert?



    Es darf auch nicht vergessen werden, dass Großbritannien als viertgrößter Beitragszahler der EU wegfällt (mit anderen Worten: der europäischen Solidarität sich entzieht), und damit die EU-Finanzierung ein Stück weit schwieriger werden wird.

    • @Alfonso el Sabio:

      "Die Regierung in Italien ist völlig frei in ihrer Finanz- und Industriepolitik..."

      Nein. Darüber stehen EU und Eurogruppe.

      Schauen Sie mal hier:

      de.wikipedia.org/wiki/Euro-Gruppe

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Italien kann sich auch von allen Hilfen und Vorteilen der EU lossagen. Siehe Brexit. Ergo ist Italien frei in der Finanz- und Industriepolitik.

        • @Rudolf Fissner:

          So gesehen haben Sie natürlich Recht. Aber ist es wirklich gut für uns, andere aus der EU zu treiben?

          Am Ende könnte sich unter britischer Führung ein neuer Zusammenschluss bilden. Dann hätte sich der Brexit gelohnt :-)

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Ich frage mich auch immer wieso ich mit meiner Frau (heißt nicht Europa) zusammen bin und damit Freiheiten aufgebe. Wahrscheinlich habe ich es freiwillig gemacht.

            Und sicher. Der hässliche Salvini würde dann natürlich gerne an die Moneten von Fräulein Britannia. Aber ich glaube da wird er auch nur einen trockenen Strauß bekommen. Die hat sich ja auch verdacht mit der falschen Annahme, dass man als Singlestaat besser fährt.

  • Mal ein wenig Sand in die Argumentationskette von Frau Reski: wir war die Reaktion der dt. Öffentlichkeit, als der damalige Finanzminister Schäuble das Ende der "großen" Geldscheine und die Präferierung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs ins Spiel brachte? Da wurde der Staat als Datenkrake an die Wand gemalt, der lückenlos Lieschen Müllers Wochenendeinkäufe aufzeichnet. Also jetzt bitte der Leserin keinen Sand in die Augen streuen, sondern lieber nochmal auf die Kausalität eigenen Tuns und die Scheinheiligkeit mancher Empörung hinweisen!



    Wenn Euro-Bonds so gestaltet werden könnten, dass die Mitgliedsländer nur für einen prozentualen Anteil der ausgegebenen Mittel haften , wären die vermutlich nicht so des Teufels, wie sie es mit gesamtschuldnerischer Haftung eben sind. Und wer möchte schon, dass Ungarn sich über die Bonds die Ausgaben für seine Grenzzäune wieder reinholt oder Polen damit neue Gefängnisse für renitente Richter baut oder Dänemark sich davon einen Berg für Abfahrtski-Events aufschütten lässt (jaja, ich weiß, das ist alles sehr überspitzt). Es sollte klar sein, dass sich ALLE Euro-Staaten der günstigen Finanzierung mit Euro-Bonds bedienen können und ALLEIN darüber entscheiden, was sie mit dem Geld machen. Es würde somit nicht nur Italien oder Spanien nützen. Schnelle Hilfe für Italien, Spanien, Frankreich gerne, sofort und reichlich; aber dafür gezielt und nicht mit der kritischsten aller Möglichkeiten.

  • Ist es denn nicht so, das gemeinsame Eurpäische Anleihen das Budgetrecht der Parlamente aushebeln?

    Das Budgetrecht und Steuerrecht des Parlaments war mal absolutes linkes Heiligtum, mit ein Grund warum sich die progressiven Nordamerikaner von dem verzopften England unabhängig erklärt haben.

    "(...)no taxation without representation (...)!"



    Dafür haben DemokratInnen über Jahre ihr Leben gegeben!

    Auch im Preußischen Verfassungskonflikt ging es letztlich darum, dass das Parlament den letzten Daumen darauf hat, wofür das Steuergeld ausgegeben wurde, also ums Budgetrecht.



    Dieser Verfassungskonflikt wurde von Parlament und Hohenzollerdynstie zwar nicht blutig aber größtem Ernst durchgefochten.



    Leider hat er sich nicht im Sinne des Parlaments und des liberalen Teils der Dynastie aufgelöst, was im weiteren Verlauf der Preußischen und späterDeutschen Verfassungswirklichkeit noch so seine üblen Folgen gehabt hatte...

    Da besteht bei der heutigen Linken überhaupt kein Bewußtsein!

    Wie sich die Zeiten ändern!!

    Warum keine regulären Kredite, teils national, teils über die EU auf den üblichen Wegen aber mit neu verhandelten Konditionen?



    ...teils als Zuschüsse ohne den Schuldenstand Italiens zu erhöhen und eben nicht an Sozialabbau sondern Ausbau des solidarischen Gesundheitswesens und der Daseinsvorsorge geknüpft, und alles ordnungsgemäß parlamentarisch beraten und verabschiedet...oder hat die Linke, im Bewußtsein ihrer parlamenrtaruschen Schwäche, Angst vor der AfD und will sich deshalb hinter anonymen Eurobonds verstecken?

    Dann müsste eben den WählerInnen das von den Parlamenten initiierte und kontrollierte solidarische Handeln ordentlich erklärt werden!

  • 0G
    09617 (Profil gelöscht)

    Ich glaube kaum, dass es den Durchschnittsitaliener besser geht als den Durchschnittsdeutschen vor allem, was den Süden anbetrifft. Italien hat wie Frankreich seine Industrie vernachlässigt und bei der Hilfe würde es darum gehen, das Land zu reindustrialisieren, aber das ginge der deutschen Industrie gegen den Strich und der deutschen Wirtschaft im allgemeinen. Denn Deutschlands Überschüsse kommen ja nur zustande, weil die lieben Nachbarn made in Germany kaufen.

    • @09617 (Profil gelöscht):

      Und ich Glaube, dass es dem Durchshcnittsitaliener viel besser geht als dem Durchshcnittsdeutschen, finanziell, kulinarisch, amorös, Wette rund landschaft.

      So und was machen wir mit usnerem aufeinanderprallenden Glauben nun?

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    ... und Frau Reski hat den Cum-EX-Scandal in ihrer Aufzählung noch nicht einmal erwähnt.



    Sie hat auch nicht erwähnt, daß unser Finanzminister als Oberbürgermeister von Hamburg zumindest in einem Fall vom ca. 40 Millionen-Betrug an der Stadtkasse wußte.



    Und das in dieser Geschichte alle Finanzminister (einschl. Schäuble) im Bilde waren und es zugelassen haben, daß dem Staat Milliarden an Steuern geklaut wurden.



    Und sie hat nicht erwähnt, daß die deutschen Finanzminister ihre Partner nicht gewarnt haben - oder erst sehr (zu) spät.



    Geld ist also genug da.



    Es gibt keinen Grund unseren Partnern nicht die größtmöglichste Solidarät angedeihen zu lassen - nicht nur warme Worte.



    Allein dieses jahrelange Gezerre um ein paar hundert Flüchtlinge.



    ... da wird mir speiübel.

    • @82286 (Profil gelöscht):

      -Dem Deutschen Staat wurden Milliaren an Steuern vorenthalten/gestohlen.

      -Geld ist also genug da.

      Logik in Zeiten der Krise.

  • Gute Alternative zu den aktuell geschlossenen Kirchen. In der taz gibt es reichlich Gebetsmühlen.

  • *sterben die Menschen wie die Fliegen

    Haben Sie sich schonmal Statistiken der letzten Jahre angesehen, oder wollen bloß reißerische Schlagzeilen rumschleudern?

    Ansonsten ja.. Egola Merkel.. was für eine Überraschung!!!

  • Vielen Dank, Frau Reski, für diese Klarstellung!

    Es ist wirklich unfassbar, wie blauäugig die deutsche Politik der Geldwäsche hierzulande begegnet, nämlich gar nicht - und wie uninformiert die Öffentlichkeit ist, was die mafiösen Umtriebe hierzulande angeht.

    Die deutsche Haltung zu Italien in dieser Krise macht mich fassungslos.

    Offenbar reicht der deutsche Horizont nicht über den Spaghetti-Carbonara-Tellerrand hinaus.

    • @cazzimma:

      Wollen Sie denn tatsächlich, das sich die Leute mehr mit Italien und der neueren italienischen Geschichte beschäftigen? Das tun die Italiener selbst nicht und wenn sie es tun, ist das meiste davon gelogen oder eine Halbwahrheit.

      Italiani brava gente, das ich nicht lache!

      Wo sind denn die Schuldeingeständnisse, die Bitte um Vergebung für die italienischen Kriegsverbrechen in Äthiopien, Lybien, Jugoslawien, Griechenland, Albanien oder den italienischen Juden.

      Tonnen von, auch damals verbotenem Senfgas eingesetzt, Konzentrationslager, willkürliche Hinrichtungen, niemand verurteilt, niemand ausgeliefert.

      Alles mit Amnestie 1946 für faschistische Verbrechen erledigt und alles andere waren die Deutschen.

      Gut, das man schon 1938 die eigenen jüdischen Bürger erfasst hat, die Kinder von den staatlichen Schulen geworfen hat, die Leute zu Zwangsarbeit geschickt hat, ihnen die Arbeit im Staatsdiebst genommen hat, Ehen zwischen Juden und Nichtjuden aufgelöst hat, 1939 alle ausländischen Juden ausgewiesen hat, alles nicht Teil der italienischen "Geschichte" und wir reden hier jetzt nur von Maßnahmen vor dem Kriegseintritt Italiens 1940.

      Bevor ich jetzt noch zorniger werde, lösche ich den Rest lieber.

      • @Sven Günther:

        Verstehe nicht, was das mit der aktuellen Situation in Italien und dem Artikel zu tun hat.

  • Um Italien "sorgen" wir uns,



    für die USA haben wir nur Häme:



    taz.de/Donald-Trum...onakrise/!5674814/



    und Untergangsphantasien:



    taz.de/Epochale-Krise-der-USA/!5675146/



    Ja, so sind wir Deutschen, verwunden haben wir's noch lange nicht.

    • @Günter:

      US-Amerikaner, die mit Mehrheit einen Trump gewählt haben, haben nix anderes als Häme verdient.

  • ich möchte Ihnen noch die Position von Michael Paetz empfehlen, vom 31.3.2020 in dem Ökonomie-Magazin Makroskop:



    Eurobonds würden wenigstens die Anleihe-Möglichkeiten zwischen den EU-Staaten egalisieren, angleichen.



    Aber darüber hinaus erklärt Paetz:



    "staatliche Kreditaufnahme sollte nicht länger von den Finanzmärkten bestimmt werden". Mit einer Ausfallgarantie erklärt durch EZB-Chefin Christine Lagarde würde den Spekulationstendenzen zum Nachteil der von Armut durch Austerität betroffenen Staaten ein Riegel vorgeschoben.



    MAKROSKOP: 2020-03-31 Michael Paetz: "Die richtigen Forderungen stellen" - makroskop.eu/2020/...rderungen-stellen/ mehrmals klicken. update 4.4.

  • Ist das Wort 'Fremdsschämen' hier wirklich angebracht? Es geht doch darum, dass Italien und andere Länder mehr oder weniger unbegrenzt Schulden machen können, und die anderen Länder haften, sollte ein Land seine Schulden und Zinsen nicht mehr zurück bezahlen können.

    Wenn es um eine andere Form der Hilfe für die betroffensten Länder geht, dann sollte ihnen in erster Linie einmal Geld in einem bestimmten Rahmen zur Verfügung gestellt werden. Das sollte nicht zur freien Verfügung gestellt werden, sondern an bestimmte Projekte Gebunden sein. Auch Hilfe in Form von Schenkung kommt dabei in Frage.

    Die jetzt sich weigernden Staaten würden ja helfen, wenn sie bei der Verwendung der Kredite mitreden können. Dabei ist keinerlei Scham angebracht. Dass dabei Nationalstolz eine Rolle spielt, wenn andere Staaten im Finanzplan mitreden können, ist zwar verständlich, aber für keine Seite zielführend.

    Es hat sich doch eigentlich seit 70 Jahren gezeigt, dass die Politikerkaste besonders in Italien (und Griechenland) gerne heute die Staatseinnahmen von morgen und sogar von übermorgen ausgegeben haben. Man hat immer geschaut, dass man selbst und die eigenen Spießgesellen sich die Taschen vollstopfen können. Damit die 'Räuberei' auch nach den nächsten Wahlen stattfinden kann, verteilte man Wahlgeschenke. (Besonders erwähnenswert und im egoistischen Sinne erfolgreich war dabei ein gewisser Freier von minderjährigen Prostituierten Bunga-Bunga.) Sicher ist auch wichtig, dass die Mafia dabei immer außen vor bleibt.

    Es ist doch durchaus möglich oder sogar wahrscheinlich, dass die jetzige oder eine Nachfolgeregierung mit Eurobonds wieder aus dem vollen schöpfen wird. Und das muss durch Mitspracherecht verhindert werden. Ansonsten werden die Staaten, die heute Eurobonds verlangen, andere Euroländer auch in die Staatskrise hineinziehen können.

  • Also wenn mir einer erzählt, dass unbegrenzte Bargeldzahlungen problematisch sind, dann würde ich ja die Bargeldzahlungen einschränken anstatt das Geld zum Fenster rauszuschmeissen...

  • Über Italien schwirren ja immer wieder Gerüchte herum: Die Italiener sollen sich nicht so haben, ihre privaten Vermögen (Immobilien usw.) seien im Schnitt deutlicher höher als in Deutschland, ihre Renten besser, mit früherem Renteneintritt.



    Ist da was dran?



    Gibt es zu diesen Fragen verlässliches Zahlenmaterial?

    • @steschlieb:

      Das Median-Vermögen in Italien ist höher und das Renteneintrittsalter niedriger.

      Nur was tut das hier zur Sache, überhaupt nichts!

      Wenn es bei Ihrem Nachbarn brennt, sagen Sie dann auch, der hat die ganze Zeit diese teuren Salvatore Ferragamo Schuhe getragen, die ich mir nicht leisten konnte, lassen wir es weiterbrennen oder gehen Sie trotzdem rüber und helfen?

      Auf den Funkenflug sollte man aber immer achten, der kann unberechenbar sein...

      • @Sven Günther:

        Was das zur Sache tut? Bevor ein Staat Hilfe von Steuerzahlen anderer Länder einfordert und in Anspruch nimmt hat er natürlich seine eigenen Steuerzahler (bzw. Nicht-Zahler) zumindest mit zu belasten - insbesondere die mit Vermögen. Das tut nicht nichts zur Sache, sondern praktisch alles.

        Eurobonds sind unkontrolliert, d.h. Eine komplette Einladung zur Vermeidung von Haushaltsdisziplin. Das potenziert nach hinten alle Probleme bereits stark verschuldeter Länder - und macht sie mit zum Problem derer, die sich niedrige Zinsen, z.b. dadurch erarbeitet haben, dass sie eben ihren Steuerbürgern einiges abverlangen (u.a. Steuerquote, Rentenniveau, Eintrittsalter).

        Würden Sie teure gemeinsame Kredite in Kauf nehmen, damit ihr Nachbar, der immer gut gelebt hat und dauernd auf pump in Urlaub gefahren ist und früh in Rente ging, nun nicht sparen muss?



        Und wenn sie das ungern tun, beschimpft er sie als Nazi, der ihn verhungern lassen will, dessen Opa seinem Opa vor 80 Jahren Geld geklaut hat und dem man den Krieg erklären sollte.

        Würden sie diesem Nachbarn erlauben Kredite aufzunehmen so viel er will, und dafür wird ihr nächster Hauskredit bei Ablöse des alten Kredits dann deutlich teurer?

        Sie haben ihm sogar viel Geld angeboten, aber nur wenn er sagt wofür er das Geld braucht und mit einem gemeinsam festgelegten Rückzahlungsplan (Rettungsschirm) - aber das findet ihr Nachbar uncool und bevormundend und fordert, dass er Schulden machen will wie er das für richtig hält, sie sollen die Klappe halten und nur gefälligst seine Zinsen mitzahlen.

        Und ihre Kinder, die von nichts eine Ahnung haben und selbst noch von ihnen finanziert werden, finden, der Nachbar hat recht, und selbst würden sie auch gerne neue Schulden machen - Kreditrückzahlung ist was, wo man sich später mal sorgen macht - weil YOLO!

        Das wären Eurobonds übersetzt in die Nachbarschaft, die angeblich das Zusammenleben verbessern... Und sicher nicht zu einer neuen Staatsschuldenkrise führen...

        • @hup:

          Endlich einmal die s.g. Superreichen richtig zu belasten, bin ich völlig bei Ihnen, bevor man in irgendeiner Weise die anderen etwa 95% der aus dieser Sicht finanziell unteren Bevölkerungschichten auch nur um einen Cent antastet.

          Das Übrige kann man getrost vergessen.

        • 8G
          82286 (Profil gelöscht)
          @hup:

          Das wären Eurobonds übersetzt in die Nachbarschaft, die angeblich das Zusammenleben verbessern ...



          Staaten agieren aber nicht wie die sprichwörtliche "Schwäbische Hausfrau". Sollten sie jedenfalls nicht. Und wenn sie es doch tun öffnet sich ein moralischer Abgrund ohnegleichen.



          Zu der Zeit, als die Troika Griechenland, Spanien und Portugal (da leben Menschen) knebelte und bis aufs Blut auspresste um die Banken (auch die deutschen) zu retten, beklauten genau die die Staaten um Milliarden.



          Das schafft keine Sympathien. Aber das mächtige Deutschland kann auf solcherlei Gefühlsduselei locker verzichten. Hauptsache die Kohle stimmt.

          • @82286 (Profil gelöscht):

            Der Mythos "Bankenrettung"...

            Ihnen ist schon klar, dass selbst wenn das so ist, nur Banken gerettet wurden, die Griechenland Kredite für deren Staatshaushalt gegeben haben?



            Das Geld wurde also in Griechenland ausgegeben, es wurde nicht "ausgepresst" von den Banken aus "den Griechen".

            Selbst wenn man Griechenland nicht direkt geholfen hätte (was man gemacht hat), wäre die Rettung der Banken natürlich auch eine Schuldenübernahme für Geld gewesen, dass Griechenland als Schulden aufgenommen und ausgegeben hat - und damit war es eine Rettung Griechenlands, nur versetzt und indirekt.

            Wenn sich darüber jemand aufregen darf, dann der deutsche Steuerzahler, der Banken retten durfte, die trotz Risiko jedes Geschäft angenommen hatten. Wir haben indirekt den Griechen ihre Schulden abgekauft, also deren Kredit mit getilgt.

            Nochmal: Für Geld das Griechenmland vorher jahrelang einfach ausgegeben hat und sich nicht darum gekümmert hat, dass die ständige Neuverschuldung nicht gut gehen kann.

            Daraus ein moralisches Fehlverhalten der Retter (!) abzuleiten und sich noch als Opfer zu fühlen ist eine geradezu Münchhausenartige Verdrehung der Tatsachen. Und sie wird auch durch ständige Wiederholung eines falschen Narrativs nicht besser.

            Gerade Irland, Portugal und teilweise Spanien haben gezeigt, dass man durchaus ökonomisch wieder in die Spur kommen kann ohne ständige Neuverschuldung über dem wirtschaftlichen Wachstum - und ohne sich an den EU-Dauertropf zu hängen und sich als Opfer zu inszenieren.

            Eine EU die nach diesen Prinzipien der Umverteilung organisiert ist, in der Leistung durch Umverteilung bestraft wird und Inkompetenz durch Hilfe wegkompensiert wird, wird sich nie positiv entwickeln. Ja, zu einem begrenzten EU Haushalt für gemeinsame Belange wie Grenzsicherung, Verteidigung, nein zu einem gemeinsamen EU-Schuldenpool der auf Dauer alle nach unten zieht und die mit künstlich billigen Zinsen belohnt, die sich immer mehr und jenseits ihrer Leistungsfähigkeit verschulden.

      • @Sven Günther:

        Nein, das Rentenalter ist nicht niedriger.

        • @cazzimma:

          Doch ist es.

          Effektives Erwerbsaustrittsalter und Regelrentenalter sind zwei paar verschiedene Schuhe und das effektive Erwerbsaustrittsalter ist niedriger, das Regelrentenalter nicht.

          www.oecd-ilibrary...._glance-2017-24-de

      • @Sven Günther:

        Dem vermögenden Nachbarn beim akuten Löschen helfen, keine Frage.



        Muss ich ihm aber anschließend den Wiederaufbau seines Luxus-Anwesens bezahlen?

        • @steschlieb:

          Um im Beispiel zu bleiben, bei Eurobonds bürgen Sie erstmal nur mit Ihrer Kreditwürdigkeit.

          • @Sven Günther:

            Um weiter im Beispiel zu bleiben: Wer bürgt wird gewürgt..., dann, wenn der Nachbar nicht mehr zahlen kann oder will.

            • @steschlieb:

              Ist bei gesamtschuldnerischen Haftung so.

          • @Sven Günther:

            Genau wie bei einer Bürgschaft, aber dennoch sind Bürgschaften höchst gefährlich. Was Sie betreiben, ist eine Verharmlosung des Risikos.

        • @steschlieb:

          Zur Schulung:

          Woran knüpft denn diese neoliberal-rechtskonservative Betrachtung an?.. Na zunächst an die Dummheit, dass es in Krisen so bleibt und geht, wie vor der Krise. Womöglich ängstigt Sie, dass zumindest hier eine Veränderung eben nicht eintritt und Sie bezahlen sollen.

          Dann zum Denken:



          Was genau müssen ausgerechnet Sie in Italien bezahlen?! Wie hoch ist gleich nochx Ihr Anteil am deutschen Gesamtsteueraufkommen?

          Im Übrigen kommt es auf die konkreten Verhältnisse an. Werte können verfallen, zumal sich ein Wert aus der Statistik nicht zwingend tatsächlich gleichlautend oder darüber realisiert. Dann hätten wir noch die Inflationsraten. Hohe Einkommen stehen womöglich anderen hohen Preisen gegenüber.



          Darüber hinaus kommt es auf die rechtliche Ausgestaltung an, ist Hilfe rechtlich ein Geschenk, oder gibt es eine Rückzahlungsvereinbarung.

          Und wenn Sie einfach nur unzufrieden sind, dann wählen Sie Die Linke. :-)

          • @Gerhard Krause:

            Ich habe lediglich ganz bescheiden nachgefragt, was von den Gerüchten zu halten ist, dass die Italiener ein höheres Durchschnittsvermögen hätten. Andere Foristen, wie z.B. Herr Meier, antworten wohltuend sachlich. Sie halten mir einen moralisierenden Vortrag.

          • @Gerhard Krause:

            Das ist tatsächlich Ihr Denkvorschlag "Was genau müssen ausgerechnet Sie in Italien bezahlen?! Wie hoch ist gleich nochx Ihr Anteil am deutschen Gesamtsteueraufkommen?"



            Weil jeder nur einen geringen Beitrag leistet, hat es für den EInzelnen irrelevant zu sein,w as mit dem Geld passiert - was für eine Ansicht.



            Aber aus Interesse: Wie hoch müsste der Beitrag einer Person zum Gesamtsteueraufkommen sein, damit sich dies ändern würde?

            • @BluesBrothers:

              Da Sie es genau wissen wollen: höher als der Ihrige, mein solcher zum Beispiel. ;-)

              Ich empfinde Ihre kritische (?) Haltung als richtig. 80 Millionen Fußballtrainer vor dem Fernseher irren jedoch dann, wenn sie auf wechselwirksame gesamtwirtschaftliche Sachverhalte einzelwirtschaftliche, insbesondere rechtskonservative, Denkmuster ansetzen.

              Da kann man sich schon fragen, ob das ernst ist, wenn, um Sie einzuholen, alle 80 Millionen Einwohner fragen hier nicht nach ihrer Knete, es um "eine Knete" (Einzahl) geht. Das hilft dann auch nicht sehr viel weiter, sie als symbolisch für alle zu erklären, wenn man dann doch nur bei sich bleibt.

      • @Sven Günther:

        Wenn es Sie wirklich interessiert...

        Das Research Instituteder Credite Suisse gibt jedes Jahr den Global Wealth Reportheraus, da steht es drin.

        www.credit-suisse....e-lead-201810.html

        • @Sven Günther:

          Bitte, ich rede nicht gegen Sie, sondern das Zahlenwerk: statistischer Dünnsch...ss.

          • @Gerhard Krause:

            Das Zahlenwerk der Großbanken und Versicherer ist aber in der Regel qualitativ besser, als alles was die Gesellschaft-/Sozialwissenschaften ins Feld führen

            • @Sven Günther:

              Es bleibt ja dabei, dass ich!! Ihre 40.000 oder 100.000 Euro, die also Sie statistisch haben sollen, zusätzlich zu den anderen Anteilen der übrigen User auf mich vereine.

              Da kann es im Ergebnis doch Wurscht sein, wie viel man nicht hat. :-)

    • @steschlieb:

      Das macht sowieso keinen Unterschied. Lassen Sie sich das nicht einreden.

    • @steschlieb:

      Ja, das ist schon lange bekannt. Die Süddeutsche hat z.B. 2016 darüber berichtet



      www.sueddeutsche.d...uropaeer-1.3308252



      In Italien ist sowohl das Durchschnittsvermögen also auch das Meridan-Vermögen (Hälfte besitzt mehr, Hälfte weniger) höher als in Deutschland.

      Deutschland ist nur angeblich reich... weil hier die Renten niedrig, das Renteneintrttshalter hoch und die Steuern und Sozialabgaben sehr hoch sind.

  • Was will uns der Artikel sagen? Dass deutsche Steuerzahler für italienische Schulden haften sollen, weil es die Mafia auch in Deutschland gibt?

    Oder soll wieder einmal das Leid der an Corona Erkrankten, Verstorbenen und der Angehörigen missbraucht werden, um ganz andere Ziele durchzusetzen? Denn die Vergemeinschaftung von Schulden heilt keinen einzigen Kranken und verhindert keinen einzigen Todesfall (denn fehlendes Geld ist da nicht das Problem), sondern sie dient lediglich dazu, die Einkommensausfälle in Italien zu reduzieren und dort unerwünschte andere Möglichkeiten der Staatsfinanzierung wie etwa Vermögensabgaben nicht nutzen zu müssen. Wenn man es für richtig hält, dazu die deutschen Steuerzahler in Haftung zu nehmen, muss man das offen sagen - stattdessen die Opfer der Pandemie zu missbrauchen ist unredlich.

  • "Die Menschen sterben wie die Fliegen": Alarmistischer Unsinn.



    Im Übrigen würden Eurobonds daran gar nichts ändern, wenn es denn so wäre, sondern nur den italienischen Staat für seine Wählerbeglückung (z.B. Rente mit 62) belohnen. Im Übrigen ist das Pro-Kopf-Vermögen der Italiener höher als das deutsche.

  • Kein Wort dazu in wieweit die Kritik teilweise denn auch berechtigt ist. Absolut einseitige Stimmungsmache für Eurobonds ....

  • Ich bin gegen die C-Bonds, aber deshalb, da ich mir das Organisieren (ein wenig Doppeldeutigkeit ist hier Absicht) der Sache "Geld" anders vorstelle.

    Im Umfeld des gegenwärtigen allgemeinen neoklassischen Regelwerkes wären Bonds keine der so sehr schlechteren Lösungen.

  • Euer britischer Kommentator hatte immer erzählt wie toll der Brexit ist. Jetzt erzählt uns Sie wie toll Italien ist.



    Haette Merkel den CoronaBonds zugestimmt hiesse der nächste Kanzler möglicherweise Meuthen - Sie mag sich ja in Italien auskennen , aber nicht mit der deutsche Politik ..

    • @Timelot:

      ???

  • Vorbemerkung: ich bin sehr dafür, Italien zu unterstützen.



    Hauptsatz: ich erwarte einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld, insbesondere, wenn es um Milliarden geht. Italien pumpt seit Jahren ebensolche Beträge in die marode und offensichtlich nicht sanierungsfähig Alitalia; alle bisherigen Versuche sind gescheitert. Nun übernimmt der italienische Staat Alitalia wieder. In der größten Krise, die die Luftfahrt seit ihrem Bestehen erlebt. Ausgang offen.



    Nachsatz: das ist KEIN verantwortungsvoller Umgang mit Geld.



    Alitalia isch over, das müssen die endlich Mal einsehen, dann kann man weitersehen. Und mit den Sterberaten hat das doch rein gar nichts zu tun, Geld wir benötigt, zum die Folgen der Krise zu bewältigen.

    • @Eibi:

      Danke für Ihren differenzierenden Ansatz.

      Aber was soll ein Staat machen, als zunächst das ggf marode (ich halte diese Einschätzung Italiens für falsch) Geschäftsmodell zu unterstützen?!

      Die Italiener in Politik, Wirtschaft und übriger Gesellschaft sind nicht blöder, als wir hier. Geschäftsmodelle zu ändern, das ist mitunter eine Generationenaufgabe, zumal man in old Germany einen Nachbarn hat, der mit Lohndumping im Innern sein eigenes Modell ständig modifiziert und damit auf Wechselwirkungen setzt.

      • @Gerhard Krause:

        Gerne. Ich spreche nur von der Airline Alitalia. Siehe unten Antwort an J_CGN.

      • @Gerhard Krause:

        BRD Mindestlohn: 9,35



        Italien Mindestlohn: nicht existent

        Krasses Lohndumping was wir hier betreiben.

    • @Eibi:

      Wie wardas noch mit AirBerlin und den Bürgschaften?



      Und die mögliche Verstaatlichung der Lufthansa in der Krise entfällt dann auch, Lufthansa isch over wäre dann ihr Mantra?

      • @J_CGN:

        Ich weiss nicht, warum sie hier in die Diskussion einsteigen, wenn sie vom Luftverkehr keine Ahnung haben. Alitalia ist seit Jahren ein Sanierungsfall. Italien hat bereits Milliarden hineingesteckt, x Anläufe für Verkauf und / oder Sanierung unternommen, aber alles ist gescheitert, blockiert von Gewerkschaften und Piloten, die dort fürstlich verdienen. Lesen sie es einfach nach. Air Berlin war völlig anders gelagert, da hat die Etihad jahrelang reingebuttert, und mit der aktuellen Krise hat das rein gar nichts zu tun, aber vor dem Hintergrund der aktuellen Krise ist eine Rettung völlige Illusion. Und da auch Italien jeden Euro nur ein Mal ausgeben kann, sollte Italien das Geld in Unternehmen stecken, die bisher am Markt bestehen könnten, nicht in ein Milliardengrab. Verstanden? Sonst können sie gerne nochmal nachfragen.

  • sondern auch keine Höchstgrenzen bei Bargeldzahlungen haben"

    Sonst gehts noch gut? Das nennt sich verhältnismäßig. die meisten Deutschen sind nicht in der Mafia!

  • Danke!

  • In einem Land wie Italien (60 Mio Einwohner, Lebenserwartung ca. 80 Jahre) sterben jeden Tag über 2.000 Menschen. Ganz normal.

    Italien mangelt es nicht an Geld. Es mangelt an medizinischer Ausrüstung.

    Daran würden auch Euro-Corona-Bonds nichts ändern. Was sich allerdings ändern würde, wäre die Macht die Salvini und Co bekommen würden. Bei jeder Kleinigkeit würden sie drohen die Bonds nicht zu zahlen und die anderen Staaten müssten kuschen, wenn sie nicht einspringen wollen. Wer glaubt, dass Rechtspopulisten rational handeln, hat nicht nach London oder Washington gesehen.

    Es wäre absolut verantwortungslos Salvini diese Macht über uns zu geben. Alles andere ist nur moralisches BlaBla.

    • @Klaus Meier:

      Machen Sie sich darum keine Sorgen.



      Wenn Salvini an die Macht kommt, wird er sich mit GB zusammen tun. Seine Chancen steigen durch die Haltung der Geizigen. Und wenn die EU einmal richtig bröckelt, sind Frankreich ( Le Pen) und die Vichegrad Staaten auch weg. Dann können wir sehen, wo wir in der Rest-EU unseren Kram verkaufen.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Also sollen wir uns aus Angst Absatzmärkte zu verlieren erpressen lassen. Tolle Einstellung, welche die eingeforderte! Solidarität sehr schön beschreibt.



        Das mit dem englischen Vorbild wird sich noch zeigen, btw. ohne EU haben die anderen auch keine EU mehr, also ne waklige Drohung.

        • @BluesBrothers:

          Umgekehrt wird ein Schuh draus. Wir sollten endlich mal anfangen, die EU nicht nur als Absatzmarkt zu sehen und Solidarität üben. Sonst ist der schöne Absatzmarkt eine Tages weg. Beim Einfordern von Solidarität sind wir ja auch recht schnell.

  • RS
    Ria Sauter

    So sind sie, die Oberpfaffen. Nichts als platte Sprüche.



    Es heisdt doch Vatikanstaat. Earum nimmt dieser reiche Pope nicht Menschen in Not in seinen grosszügigen Behausungen auf.



    Ich kümmere mich mit writeren Ehrenamtlichen um die Versorgung Obdachloser in meiner Stadt.



    Hilfe von den Kirchen?Fehlanzeige!



    Mir ist speiübel angesichts dieser christlichen Verlogenheit.



    Es wäre Zeit die stastlichen Zuschüsse für die Kirchen für humanitäre Zwecke einzusetzeb, statt sie diesen Grossgrundbesitzern in den Rachen zu werfen.

    • @Ria Sauter:

      Den Artikel haben Sie offensichtlich nicht gelesen.

      • RS
        Ria Sauter
        @cazzimma:

        Sie offensichtlich nicht.

  • Danke für diese deutlichen und mutigen Worte! Chapeau!

    • @Weber:

      Ja sehr mutig... Rentenniveau Italien ist 82% vom letzten Netto, in Deutschland 58%.



      (Österreich übrigens 90%)

      Was sind wir deutsche doch für Deppen...

      www.express.de/new...n--25138636-seite2

      • RS
        Ria Sauter
        @Klaus Meier:

        Ja, wir sind Deppen in vielen Bereichen.