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Hanau und RechtsextremismusDie Mutter aller Probleme

AKP-nahe Akteure vereinnahmen die Opfer von rassistischem Terror in Deutschland. Das darf die weiße Mehrheitsgesellschaft nicht länger ignorieren.

22.02.2020, Hanau: Trauer und Wut ohne Ausgrenzung. Foto: dpa

D ie Mutter aller Probleme ist der Rassismus. Vor einer Woche hat ein Rechtsextremer in Hanau zehn Menschen ermordet. Darunter waren eine Romni und Menschen mit kurdischen, türkischen, bulgarischen, bosnischen, rumänischen, afghanischen Wurzeln. Der Terrorist war kein verwirrter Einzeltäter, sondern ein Nazi. Er wollte ein arisches Deutschland und verabscheute die pluralistische Gesellschaft. Die Mutter aller Probleme ist der Rechtsextremismus.

Es gibt jedoch nicht nur deutschen, sondern auch türkischen Rechtsextremismus. Und der türkische Rechtsextremismus in Deutschland ist so gut organisiert und vernetzt, dass es der weißen Mehrheitsgesellschaft nicht einmal mehr auffällt. Erdoğan und AKP-nahe Akteure vereinnahmen schon länger die Opfer von rassistischem Terror in Deutschland für ihre Ideologie. Auch in Hanau.

Plötzlich teilen viele auf Social Media Tweets des ehemaligen Seta-Mitarbeiters (eine AKP-Stiftung) Tarek Baé oder Videos zu Hanau vom Erdoğan-Propaganda-Sender TRT Deutsch. Wie kann es sein, dass die Opfer von Hanau instrumentalisiert und diese Propaganda-Kanäle salonfähig gemacht werden?

Wie kann es sein, dass Kübra Gümüsay zu Maybrit Illner als „Stimme“ einer marginalisierten Gruppe eingeladen wird? Obwohl sie in ihrem Buch „Sprache und Sein“ den islamistischen Schriftsteller Necip Fazıl Kısakürek (Erdoğans Lieblingsdichter, Antisemit) in einem Atemzug mit Audre Lorde, Schiller und Goethe nennt?

Kritik am Islamismus ist nicht rassistisch

Gümüsay sagte, es sei ein Recherchefehler gewesen. Dabei hätte es nur eine Google-Recherche von drei Sekunden gebraucht, um zu erfahren, wer dieser Mann war: ein Nationalist und Islamist. Die Mutter aller Probleme ist die deutsche Deutungshoheit, die kritische Stimmen, darunter auch Kurd*innen, Alevit*innen, und Ezîd*innen mundtot macht, in dem sie Kritik an Gümüsay als antimuslimischen Rassismus diskreditiert.

Es geht noch weiter: Nach dem Terroranschlag in Hanau telefoniert Angela Merkel mit Erdoğan. Bei Kundgebungen haben Organisationen wie Millî Görüș und Ditib gesprochen. Für viele Deutsche sind alle Menschen, die aus dem Nahen Osten kommen, Muslime, Türken oder Araber. Es ist auch der deutsche Rassismus, der die anderen Opfergruppen, darunter Kurd*innen unsichtbar macht. Und dadurch die türkische Kontinuität der Unterdrückung von Kurd*innen in Deutschland fortschreibt.

Auf einer Trauerfeier für die ermordeten Opfer in Hanau sahen wir türkische Flaggen und Nationalisten, die „Allahu Akbar“, „Gott ist groß“ brüllten. Das scheint die deutsche Mehrheitsgesellschaft nicht zu stören.

Im Gegenteil. Stattdessen gilt die Parole: Wir müssen zusammenhalten. Doch türkische Nazis sind wie deutsche Nazis und mit deutschen Nazis möchte man auch nichts zu tun haben! Das ist keine Spaltung der Opfergruppen, sondern die Benennung der Mutter aller Probleme. Und die ist jeder Rechtsextremismus.

Korrektur: In einer früheren Version dieser Kolumne hieß es, Tarek Baé sei Mitarbeiter von Seta. Auf der Webseite der Stiftung wird er noch als solcher geführt, ist nach eigenen Angaben jedoch nicht mehr für diese tätig.

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60 Kommentare

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  • Danke, Ronya Othmann!

  • Die gefühlte Realität schlägt wieder mal Purzelbäume, wie immer wenn andere Schuldige als deutsche Faschos (achnee, die heissen ja jetzt "besorgte Bürger") genannt werden. In der realen Welt allerdings (also außerhalb der rechten Filterblase) finden sich seit der Tat ähnliche Kommentare in FR, Freitag, Morgenpost, DLF, Tagesschau, Cicero, etc.pp. Findet man mit jeder suchmaschine in wenigen Sekunden. Aber hey, so ist das eben mit der gefühlten Realität. Sie lässt keinen Platz für die Welt da draussen.

  • Frau Othmann deckt sehr sachlich und präzise auf, dass „Fremdenfeindlichkeit“ eine Bedrohung für jede Gesellschaft darstellt. Und das ganze Länder gezielt durch die Aktivierung von „Fremdenfeindlichkeit“ gespalten werden und die Menschen damit abgelenkt werden von wichtigen Alltagsthemen und Rechten wie Chancengleichheit, Meinungsfreiheit, Arbeit, Wohnen, Bildung, Kinder- und Altersfürsorge und der Schutz unserer gemeinsameren Umwelt, die uns alle Essen und sauberes Wasser garantiert. Zusammenhalt muss Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung überwinden, damit wir uns gemeinsam mehr auf das Wesentliche konzentrieren können.

  • Wenn die Autorin schon ein rassitisches Kriterium verwendet, nämlich "weiße Mehrheitsgesellschaft", frage ich mich, ob sie die türkischen Migrant*innen und deren Nachkommen zu den "Weißen" zählt, oder diese Menschen nicht mitgemeint sind. Falls nicht, welche Farbe haben sie dann?

    • @Andreas Baumgart:

      Nach der Critical-Whiteness-Theorie sind türkischstämmige Menschen keine Weißen, sondern PoC. „Weiß“ hat in dieser Theorie nur sehr bedingt was mit der tatsächlichen Hautfarbe zu tun.

  • Ergänzend zum Artikel: Ein Gastbeitrag von Canan Topcu in der FR von heute.

    www.fr.de/rhein-ma...iert-13559724.html

    • @Leonie:

      Ich möchte aus Ihrem Link zitieren:

      "Es gab unter den Teilnehmern aber auch etliche, die sich bewusst für diese nationalistische Machtdemonstration entschieden, türkische Fahnen schwenkten und mit „Allahu akbar“-Rufen an dem Marsch durch die Hanauer Innenstadt teilnahmen. Wie gespalten die Communitys sind, zeigt sich auch daran, dass all diese Leute der Gedenkveranstaltung für die Opfer fernblieben, die tags zuvor Angehörige, ein lokales Bündnis von Antifa-Gruppen, Linken und kurdischen Organisationen veranstaltet hatten."

      Türkische Nationalisten und Faschisten unterscheiden sich nicht von deutschen Faschisten.

  • Drei der Opfer von Hanau wurden in ihren Särgen in die Türkei geflogen. Die Särge waren mit türkischen Flaggen bedeckt, als seien es im Kampf gefallene Soldaten. Wäre ich ein Nazi, würde ich mich freuen und die Botschaft so verstehen: "in Sachen Bürgerkrieg kommen uns die Türken entgegen, nur noch wenige Provokationen, und beide Seiten schlagen los". Wenn die Feinde auch noch den Namen ihres Gottes brüllen, fühlen sich die Nazis noch zusätzlich gerechtfertigt.



    Gut, dass die taz einmal die Scharfmacher beider Seiten benennt.

  • Erstens scheint sich die Identitätspolitik weniger für Politik zu interessieren als für Haut- und Haarfarben. Zweitens scheinen viele der dort engagierten "weißen Retter" politische Ideologie für etwas zu halten, zu dem ausschließlich Deutsche in der Lage sind während Migranten sich aufs Opfersein und retten lassen zu beschränken haben.

  • Klasse. Endlich wieder Fakten!

    • @Kenni303:

      Ja, dachte ich auch.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ich stimme Frau Othmann gerne zu.

    Es ist eminent wichtig, sich genau anzuschauen, mit wem man Seit an Seit oder gar Hand in Hand geht und gleiche Parolen intoniert.

    In diesem Fall gilt dies gleichermaßen für den Zusammenschluss mit türkischen oder türkischstämmigen Menschen wie mit "Ur-Deutschen".

    Politische Repräsentanten, die für das Säen von Gewalt und Hass die Verantwortung tragen, können - und dürfen - niemals Bündnispartner für Menschen sein, die noch etwas mit Humanismus und Pazifismus am Hütchen haben.

  • Danke dafür, AKP-Anhänger, also Durschnittsdeutschtürken, als fiese Nazitürken zu entblößen! Endlich wissen wir die Wahrheit, bisher hatte man in Deutschland unter Medienschaffenden Erdoğan und seine Anhänger ja eher für linksliberal gehalten. Ironie off, mal ein paar unbequeme Fragen an die Redakteure. Ist die AKP tatsächlich die einzige nationalistische Partei in der Türkei? Ist nicht gerade die AKP mit ihrer Muslimbruderideologie weniger im wörtlichen Sinne rassistisch als die echten türkischen Nationalisten, die es bei mehreren anderen Parteien gibt? Der kurdische Nationalismus, ist der denn okay? Und vor allem: Ist denn von der ganzen Redaktion noch niemand auf die Idee gekommen, dass das Erdoğan-Bashing der letzten Jahre in allen großen Medien zum Rassismus gegen türkische aussehende Menschen beigetragen haben könnte?

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Plonitalmonit:

      Sie meinen mit "Erdogan-Bashing" das Bashing DURCH Erdogan und seine Gefolgsleute? Ross und Reiter bitte nicht verwechseln.Wie wird da wohl ein Ritt aussehen? Meine Fatasie lässt mich da im Stich.

      Extra eine Anmeldung hier für einen Post? Da brennt es wohl jemand ordentlich unter den Fingernägeln. Ob wir von Ihnen auch zu anderen Themen, etwa zu sozialen Fragen der Menschen in Deutschland hören?

      Oder haben Sie Ihr Pulver hier schon verschossen?

    • @Plonitalmonit:

      Dem kann ich mich nur anschließen.

    • @Plonitalmonit:

      "dass das Erdoğan-Bashing der letzten Jahre in allen großen Medien zum Rassismus gegen türkische aussehende Menschen beigetragen haben könnte?" - Also Appeasements, zu allem Schweigen, aus lauter Angst, dass könnte zu Rassismus beitragen? Ich denke, Rassismus braucht keine "Anlässe", der ist schon miteingebaut. Vor allem aber ist "Schonung" eine der perfidesten Formen von Rassismus...

      • @Heide Gehr:

        "Vor allem aber ist "Schonung" eine der perfidesten Formen von Rassismus..."

        The soft tyranny of low expectations... Da hatte George Bush d.J. einmal was richtig kluges gesagt.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Plonitalmonit:

      Die AKP entspricht unserer AFD die MHP die richtigen Nationalisten der NPD zusammen haben die die absolute Mehrheit.

      Zum Kurdischen Nationalismus, Nationalismus ist dann falsch wenn er sich gegen schwächere richtet, wenn er Macht in Frage stellt ist er tolerabel oder sogar gut.

    • RS
      Ria Sauter
      @Plonitalmonit:

      Wenn dem so wäre, wie in Ihrem letzten Satz angesprochen, müßten hier auch Menschen aus den USA auf der Liste stehen.



      Das ist absurd!

  • Die Mehrheitsgesellschaft hat eben keine Einblicke in die Szene des türkischen Nationalismus.

    Der Text kritisiert: "Auf einer Trauerfeier für die ermordeten Opfer in Hanau sahen wir türkische Flaggen und Nationalisten, die „Allahu Akbar“, „Gott ist groß“ brüllten. Das scheint die deutsche Mehrheitsgesellschaft nicht zu stören."

    "Allahu Akbar" ist eine religiöse Formel, die teilweise, aber nicht ausschließlich von Fundamentalisten gebraucht wird. Die Fahne des Heimatlandes zu schwenken macht einen auch noch nicht zum Ultranationalisten.

    Wo bitteschön sind denn die eindeutigen Anzeichen, an denen man türkische Nazis erkennen kann? In diesem Text fehlt Information.

    • @Ein alter Kauz:

      Kann ich nur zustimmen. Ich habe selbst tief religiøse Menschen unter meinen Freunden, die alles andre als nationalistisch sind. Menschen verschiedener Nationen benutzen Ihre Fahne zu Feierlichkeiten. Ich wohne selbst in Dänemark wo die Fahne zu allen möglichen und unmöglichen Situationen gehisst wird. Finde ich selber auch befremdend, ist aber mehr Tradition als Nationalismus. Dass an seine Lieben im Heimatland beerdigen will, ist unter Umständen auch nachvollziehbar. Also Vorsicht mit schneller Verurteilung.“ Der Wolf kommt“ zu rufen ist gefährlich. Erst recht wenn es ihn wirklich andernorts gibt.

    • @Ein alter Kauz:

      Eindeutige Zeichen wäre z.B. der sog. "Wolfsgruß" der Grauen Wölfe und/oder das Rabia-Zeichen der Muslimbruderschaft. Mevlüt Çavuşoğlu, der türkische Außenminister, macht gleich beide zusammen, was Sigmar Gabriel nicht im Geringsten davon abhält, diesen Mann als seinen "guten Freund" zu bezeichnen.

      Ali Utlu hat das mal thematisiert.



      twitter.com/AliCol...229093759620612102

    • @Ein alter Kauz:

      Zitat

      Die Fahne des Heimatlandes zu schwenken macht einen auch noch nicht zum Ultranationalisten.

      Zitatende

      Ich hatte in der Tazberichterstattung gelesen, dass die Opfer in Hanau bzw Deutschland geboren waren. Wieso soll die Türkei das Heimatland der Opfer sein? Damit werden die Opfer auf wenig subtile Art und Weise zu Fremden gemacht.

      • @Gesunder Menschenverstand:

        "Wieso soll die Türkei das Heimatland der Opfer sein?"

        Ich gebe Ihnen die Antwort, die mir mehrere türkische Freunde auf ähnliche Fragen gegeben haben:



        Weil viele Deusche die Türken als genau das sehen: Türken. Nicht Deutsche. Menschen mit türkischem Migrationshintergrund werden als Türken gesehen, werden anders angeguckt und anders behandelt selbst wenn sie hier geboren wurden. Willkommen- oder gar zu-Hause-fühlen wird dadurch erschwert.

        Ob das im vorliegenden Fall zutrifft, kann ich nicht beurteilen.

        • @Devil's Advocate:

          Vielleicht kenne ich nicht so viele Menschen mit türkischem Migartionshintergrund, wie Sie. Aber die, die ich gut kenne sind sehr abgenervt von den Erdogan Anhängern, die Fahnen schwenken, mit doppelter Staatsbürgerschaft ihn auch wählen, den Genozid an Armenier leugnen , ebenso das Massaker an Kurden in Dersim usw... und sind auch genervt von dem zumehmenden konservativen Islamverständnis ! Möglicherweise (oder hoffentlich) bilden sie auch die Mehrheit , positionieren sich aber auch nicht so öffentlichkeitswirksam.

        • @Devil's Advocate:

          Tragischerweise gelten die Almanci in der Türkei wiederum als ungebildete Proleten, derer man sich nur im Wahlkampf und eben zur befeuerung des nationalismus bedient und die man ansonsten ignoriert.

        • @Devil's Advocate:

          Oh. Na da quillt ja quasi die Logik auf allen Seiten heraus. Deutsche mit Migrationshintergrund schwenken türkische Fahnen wegen den bösen Deutschen, und deutsche Rechtsextremisten argumentieren, dass Leute mit Migrationshintergrund gar keine "richtigen Deutschen" sind. Und begründen das - u.a. - mit genau solchen Aktionen.



          Da hat man sich ja wirklich wunderbar gegenseitig in die Karten gespielt. Und alle (jedenfalls die deutschen Rechten, die türkisch-deutschen Rechten und die türkischen Rechten) sind zufrieden.

  • “Kritik am Islamismus ist nicht rassistisch”

    Es ist immer wieder wohltuend, Ronya Othmanns Kolumne zu lesen. Die Autorin hat den Mut, gegen den Strom des identitären Unsinns zu schwimmen, die ideologischen Scheuklappen abzulegen, und (eigentlich) einfache Wahrheiten auszusprechen: Der Kaiser ist nackt.

    Insbesondere ihr beharrliches Herausarbeiten der so typischen ‘double standards’, die den Exponenten der Identitätspolitik (auch in der Taz) offenbar schon gar nicht mehr als solche auffallen, verdienen Anerkennung. Weiter so!

    • @Weber:

      sic!

  • Vielen vielen Dank Frau Othman für diesen sehr guten, sehr klugen Beitrag.



    Danke TAZ! Mehr davon!

    • @Nilsson Samuelsson:

      Da schließe ich mich mal an.

  • Es tut mir leid aber die Behauptung dass dieser Typ kein Einzeltäter war ist falsch, ebenfalls war er definitiv verwirrt. Er hat aufgrund von Rassismus und einer schweren Wahnvorstellung die Tat begangen. Ich habe in einem Interview mit einem Psychologen auch gelesen dass der Wahn allein schon ausreichend wäre, sofern es sich um eine Schizophrenie handelte.

    Ich habe das Manifest gelesen und die von ihm verlinkten Videos seiner Website geschaut. Und es ist völlig klar das dieser Mensch nach keiner richtigen Ideologie gehandelt hat. Er verlinkt auf Websites in denen es um Alienentführungen geht und Esoterik. Desweiteren beschreibt er einen Geheimdienst der seine Gedanken überwacht und will nicht nur viele Menschen anderer Herkunft auslöschen sondern auch die Hälfte der Deutschen Bevölkerung.

    Ich kann beim besten Willen keine Ideologie erkennen, Rassismus allein reicht nicht aus für ein ideologisches Gebäude. Daher halte ich die Behauptung, er wollte ein „arisches Deutschland erschaffen“ ebenfalls für nicht Haltbar. Hierfür benötigt es neben Rassismus auch ein System aus ideologischen Grundsätzen.

    Das gibt das Manifest und alles weitere nicht her, er erwähnt weder Nazis, Arier, Hitler noch sonst irgendeine gängige Verschwörungstheorie. Er ist schlichtweg ein wahnsinniger Rassist der in eine Psychiatrie gehört hätte. Ich sehe jedenfalls kein Argument diese Tat als Amoklauf zu bewerten und damit in einer Reihe zu Erfurt, Winnenden und München.



    Ich wüsste jedenfalls nicht wie sie zu den Verbrechen des NSU, dem Mord an Lübcke, dem Anschlag in Halle oder Christchurch in Verbindung zuordnen sollte. Da hierfür eine klar formulierte Ideologie notwendiges Kriterium wäre.

    Wird die Tat dadurch relativiert und die Tatsache kaschiert dass es in Deutschland eine politische Radikalisierung gibt? Nein! Denn auch das ist anhand von Fakten völlig klar.

    • @Micheal Kohlhaas:

      Ein wunderbarer, glasklarer Beitrag, danke dafür.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Das wissen wir. Aber wenn man Probleme mit Menschen aus anderen Volksgruppen thematisiert, wird man schnell als Rassist gebrandmarkt.



    Sprechen sie Mal mit Chinesen auf Arbeit über Hongkong oder Uiguren. Da kommen sie schnell in Konflikt mit ihrem Arbeitgeber. Der in dem Fall eine öffentliche Einrichtung ist.

  • Wie bisher alle Kolumnen, die ich von Ronya Othman kenne, hervorragend.

    • @Henriette Bimmelbahn:

      Und da schließe ich mich auch an.

  • Endlich spricht hier von der TAZ jemand direkt mal aus, was unter dem "Deckmantel der political correctness" sonst hier lieber verschwiegen wird.

    Danke Frau Othmann!

    Faschisten sind Faschisten und wir haben hier ein richtiges Problem in Deutschland auch mit türkischen Faschisten, welche die deutsch türkische Community massiv unter Druck setzt. Häufig auch im Namen "des islamischen Glaubens" in Moscheen propagiert.

    Reaktionärer Glauben bleibt reaktionärer Glauben egal ob katholisch oder muslimisch!

    Ich wünschte mir mehr kritische Auseinandersetzung mit türkischen Faschisten gerade hier in der TAZ.

    • @Justin Teim:

      Gar nichts wurde verschwiegen. Die Problematik türkischen Nationalismuses wurde schon häufig behandelt.

    • @Justin Teim:

      ich auch

  • Hallo Frau Sahin und Frau Othmann,



    den artikel finde ich gut.



    Aber: „(...) Das darf die weiße Mehrheitsgeselschaft nicht länger ignorieren.“



    Die gesamte Gesellschaft sollte es nicht ignorieren, nicht nur die Weißen. finden Sie nicht auch, dass das besser passt?

  • Danke für eine überfällige Klarstellung.

  • Teilweise richtige Ausführungen. Teilweise aber auch eher unwürdiges Nachtreten gegen die langjährige Taz-Autorin Kübra Gümüsay.

  • Leider wird kaum in anderen Kommentaren der türkische Nationalismus und Rassismus angesprochen! Auch in der TAZ ist selten dazu etwas zu lesen! Vielen Dank an die Autorinnen.



    Und so was , dass das Kübra Gümüsay passieren konnte, das hat bei ihr schon Tradition: ihr Verhältnis zur AKP, das unkritische , sanfte Interview mit Tarek Ramadan , kein Wort zur Kurdenfrage etc...



    Sie hat mittlerweile im linken Milieu Kultstatus erreicht (keiner fragt mehr nach, wie hälst du es denn mit Erdogan, den Islamisten, Milli Görös?), das ist fast vergleichbar mit dem Guru Laura Seiler. Ein ähnlicher sanfter Ton, die Botschaft (Kübra: organisierte Liebe, Laura:Teamliebefestival). Die Ignoranz beider Fangemeinden ist fast zum fremdschämen, wie man sich einlullen läßt. Wobei ich sagen muss, ich fühlte mich auch schon von beiden eingelullt...

    • @Frieda_Eierkuchen:

      Ja und daher ist die Kernaussage dieses Artikels auch wirklich wertvoll. Es darf nicht sein dass bestimmte unmenschliche und/- oder inakzeptable Verhaltensweisen tabuisiert werden, wenn sie bestimmte Teilmengen der Gesellschaft betreffen.

      So muss auch Antisemitismus, welcher Muslime als Täter hat benannt werden, ebenso wie jener, der von Rechts- oder Linksextremen ausgeht. Antisemitismus ist schließlich nicht an ein politisches Spektrum zwangsläufig gekoppelt. Er hat in Europa (leider) eine sehr viel längere Geschichte und fußte häufig auf kirchlichen Dogmen. Auch Martin Luther spielt eine sehr unrühmliche Rolle in dieser Geschichte, seine Schriften gegen die Juden erinnern sehr an den Antisemitismus der Nazis.

    • @Frieda_Eierkuchen:

      "Leider wird kaum in anderen Kommentaren der türkische Nationalismus und Rassismus angesprochen!"



      Sie sollten vielleicht in Betracht ziehen, dass diese gar nicht erst veröffentlicht werden.

  • Danke, klare Worte,

  • RS
    Ria Sauter

    DANKE vielmals für diesen sachlichen Beitrag. Endlich erinnert sich die TAZ ihrer politischen Berichterstattung. Hoffe auf mehr.

  • Natürlich fällt mir das auf. Auf mich hört aber keiner. Bin ja kein Influencer.

    Mir sind heute auch die Newroz-Plakate im Ort aufgefallen.

  • Zustimmung. Mit einer kleinen Präzisierung: Die Mutter aller Probleme sind die Verhältnisse, die Rassismus entstehen lassen. Niemand wird zum Nazi geboren.

    • @Sandor Krasna:

      Exakt. Und selbst danach ist die Hoffnung nicht vorbei: es gibt Ex-Nazis, die jetzt Aussteigeprogramme durchführen. Bloß bei ziemlich vielen Menschen ist Empathiehopfen und -malz verloren. Diese Leute _skandieren_ dann auf ihren _Aufmärschen_ Dinge wie "ganz Köln hasst […]"

  • Die Probleme haben mehrere Mütter: Kapitalismus, Gewaltkultur, Rassismus, Sexismus, Ignoranz und nationalistische Selbstgerechtigkeit. Ein Weg zur Lösung kann mit einer sachbezogenen Kritikkultur erarbeitet werden.

    • @aujau:

      Die Mutter aller Probleme: Mensch.



      :)

      • @Capitano:

        Sachbezogene Kritikkultur benennt Probleme unabhängig von Zugehörigkeit zu einer Gruppe von Menschen.

  • Danke für diesen Artikel !



    Verabschiedet sich die taz tatsächlich vom identitären Geschwurbel der letzten Jahre und argumentiert wieder politisch ? !

    • @Wunder Wunder:

      Schließe mich an.

    • @Wunder Wunder:

      Schließe mich an.

    • @Wunder Wunder:

      Taz.gazete verpasst? All die Zeit?

      Empfehlenswert!

  • 0G
    08391 (Profil gelöscht)

    Vielen Dank für den deutlichen Hinweis in der Kolumne. Leider wird dies tatsächlich zu oft ausgeblendet. Erdogan/AKP Wähler und Unterstützer sind leider genauso problematisch zu bewerten wie AfD Wähler und Unterstützer. Die Menschenrechte werden von beiden Gruppen nicht geachtet