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Bundestagswahl 2017War was?

Schon vor dem Wahlausgang steht fest: Völkische werden im Parlament sitzen und das rot-rot-grüne Lager ist eine Illusion.

Deprimierend, aber keine Panik: Rund 90 Prozent der Wählerinnen und Wähler wählen nicht rechts Foto: Sebastian Wells

Die gute Nachricht zuerst. Jetzt ist der Wahlkampf wirklich fast vorbei. Endlich. „Bedeutungslos“ ist noch die freundlichste Bezeichnung, die ihn charakterisiert. Für die vorhersehbaren Ergebnisse der Bundestagswahl gilt das jedoch nicht.

Sie läuten in mehrfacher Hinsicht eine Zeitenwende ein – so paradox das zu sein scheint angesichts dessen, dass alle Spekulationen über einen möglichen Wechsel im Kanzleramt bestenfalls albern genannt werden können.

Das erste folgenschwere Ergebnis der Wahlen, das den meisten sofort einfällt: Erstmals seit der Frühzeit der Bundesrepublik werden wieder Rechte im Bundestag sitzen. Wenn es ganz schlecht läuft, dann wird die völkisch-nationalistische AfD sogar stärker als Linke, Grüne und FDP.

Aber so deprimierend diese Entwicklung auch ist, es besteht – noch – kein Anlass zur Panik. Rechte, Populisten und Bauernfänger gibt es in nennenswerter Zahl in fast allen parlamentarischen Demokratien. Zehn Prozent, acht Prozent, sogar zwölf Prozent der Stimmen gefährden das System nicht. Sie bedeuten nämlich zugleich, dass etwa 90 Prozent der Wählerinnen und Wähler den Rechten ihre Stimme eben nicht gegeben haben. Und sie hatten dafür, wie anzunehmen ist, gute Gründe.

Wenn das doch mal jemand den Führungsspitzen demokratischer Parteien und zahlreichen Fernsehleuten so erklären könnte, dass sie es verstehen! Hätten sie nämlich nicht den Wahlkampf über Wochen hinweg vorwiegend mit AfD-Themen bestritten – erst gegen Ende zu änderte sich das allmählich –, dann hätten es die Völkischen nie so weit gebracht.

Soziale Probleme, Bildung, Energiewende, Militärpolitik, die Zukunft der EU: All das und mehr wurde unter „ferner liefen“ abgehandelt. Stattdessen: Flüchtlinge, innere Sicherheit, Terrorismus, Kriminalität. Drama. Die AfD hat die politische Klasse vor sich hergetrieben. Warum hat die das mit sich machen lassen?

Es steht zu befürchten: weil sie dem, was die AfD „das Volk“ nennt, nicht traut. Studien belegen, dass rechtspopulistische Ansichten bis weit in die Mitte der Gesellschaft hinein geteilt werden. Das ist wahr und betrüblich. Aber das bedeutet nicht, dass die Bevölkerung insgesamt rechts steht – wie das Wahlergebnis zeigen wird. Oder dass es angebracht wäre, jede Wahlsendung in einen Volkshochschulkurs zu verwandeln.

Die Zahlen

Am Sonntag wird endlich gewählt. Die letzten Umfragen und Prognosen dieser Woche zusammengefasst (Allensbach, Forsa, Forschungsgruppe Wahlen, GMS, Insa)

CDU/CSU: 33–37 ProzentSPD: 19–23 ProzentLinke: 8,5–12 ProzentGrüne: 6–9 ProzentFDP: 9–12 ProzentAfD: 10–14 ProzentSonstige: 3,5–5 Prozent

Herablassung und Misstrauen gegenüber der sogenannten schweigenden Mehrheit beherrschten lange Zeit hindurch den Wahlkampf. Und hätten nicht Teile dieser Mehrheit irgendwann nicht mehr geschwiegen, sondern vernünftige Fragen in Fernsehsendungen gestellt, dann wäre wohl überhaupt nicht über das geredet worden, was weite Teile der Bevölkerung beschäftigt. Den Pflegenotstand, um nur ein Beispiel zu nennen.

Der Verlauf des Wahlkampfs war ein Armutszeugnis für viele Spitzenpolitiker und Starjournalisten. Dieses Ergebnis steht unabhängig vom Ausgang der Wahlen fest.

Die Unmöglichkeit von Rot-Rot-Grün

Es gibt noch ein weiteres Ergebnis der Bundestagswahl, das feststeht und langfristig weitreichende Folgen haben wird. Die bei Linken, Grünen und sogar in der SPD weit verbreitete Überzeugung, „eigentlich“ stehe man doch auf derselben Seite und gehöre zum selben „Lager“, hat sich endgültig als Illusion erwiesen.

Selbst wenn – und das grenzte an ein Wunder – rechnerisch erneut eine rot-rot-grüne Mehrheit möglich wäre, wird es dennoch unter keinen Umständen zur Bildung einer entsprechenden Koalition kommen. Keiner der drei Partner wünscht nämlich ein solches Bündnis. Stimmen, die im Hinblick auf entsprechende Hoffnungen abgegeben werden, wurden und werden stets gern genommen. Grundsatzdiskussionen, woran eine rot-rot-grüne Koalition scheitert, finden jedoch nicht statt.

Wer trägt die Schuld daran, dass es niemals zu einem solchen Bündnis auf Bundesebene gekommen ist? Alle Beteiligten. Die Grünen mögen ihren bürgerlich-konservativen Realo-Flügel umso lieber, je länger es sie gibt, und sie wollen ihn nicht verprellen. Mit einer Ausgrenzung der Linken in ihrer Partei hatten und haben sie mehrheitlich weniger Probleme. Es ist an der Zeit, sich von der Vorstellung zu verabschieden, die Grünen hätten irgend etwas mit „linker“ Politik zu tun.

Die SPD wird ihr Trauma, sie sei allzu nachgiebig gegenüber linken Positionen, wohl nie mehr loswerden. Sie orientiert sich seit Jahren dahin, wo sie die Mitte vermutet und wo ihrer festen Überzeugung nach allein Wahlen gewonnen werden können. Dass sie dennoch Wahl um Wahl verliert, ist ihr gänzlich unbegreiflich. Lernfähigkeit ist eben nicht allen gegeben.

Und die Linkspartei? Ach ja, die Linke. Sie war es vor allem, die über Jahre hinweg verhindert hat, dass sich die rechnerische Mehrheit für eine linke Koalition in Deutschland in konkrete Politik hätte umsetzen lassen.

Alle politischen Gruppierungen müssen die Gratwanderung bewältigen, einerseits Kompromisse einzugehen und andererseits nicht von den eigenen Leuten als Verräter gebrandmarkt zu werden. Für die Linkspartei war und ist der Stolperstein das Thema Sicherheitspolitik.

Konsequent, aber unpolitisch

Spätestens seit die Grünen 1999, gerade erstmals auf Bundesebene in Regierungsverantwortung, dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf Jugoslawien zugestimmt hatten, stand für die Linke fest: Niemals und unter keinen Umständen würde sie im Hinblick auf friedenspolitische Ziele wanken und weichen. Diese Chance, sich als redliche Alternative zu den opportunistischen Grünen zu präsentieren, wollte sie sich nicht entgehen lassen.

taz.am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz.am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Verständlich. Aber in dieser Form auch rational? Die Linke lehnt alle Auslandseinsätze der Bundeswehr, auch solche mit UN-Mandat, ab und fordert den vollständigen Abzug der Bundeswehr aus allen Einsatzgebieten.

Das ist konsequent, ohne Frage. Und erschütternd unpolitisch. Es schafft keineswegs all jenen, die sich für das Thema interessieren und gegen die Militarisierung von Außenpolitik sind, eine neue Heimat. Im Gegenteil.

Was genau spricht eigentlich gegen den Einsatz der Bundeswehr in Mali, der auf Bitte der malischen Regierung, im Rahmen der EU und auf Grundlage von UN-Resolutionen erfolgt? Wäre es nicht sinnvoll, den Unterschied zwischen dem Angriff auf Jugoslawien 1999 und der Beteiligung an dem Einsatz in Mali zu definieren? Diese Mühe spart sich die Linkspartei. Und mit dieser starren Haltung erspart sie es zugleich SPD und Grünen, ihre jeweiligen sicherheitspolitischen Zukunftsvorstellungen definieren zu müssen. Das ist bedauerlich.

Die Linke ist eine erstaunliche Partei. Auf Landesebene regiert sie gern und auch oft erfolgreich, auf Bundesebene stellt sie Bedingungen, von denen sie weiß, dass sie unerfüllbar sind. Das gibt es selten: eine Partei, die gar nicht wirklich die Schalthebel der Macht bedienen will. Fürchtet sie um ihre Existenz? Glaubt sie, dass sie nur im geschützten Raum der Landesebene überleben kann?

Inzwischen ist das auch schon fast egal. Denn die Chance auf Rot-Rot-Grün, jahrelang vertan, wird es künftig und auf lange Sicht nicht einmal mehr theoretisch geben. Welche Möglichkeiten bleiben? Jamaika, Große Koalition und – ja, vielleicht – Schwarz-Gelb.

Europa? Hat die SPD schon mal gehört

Über Schwarz-Gelb muss man nicht lange reden. Union und FDP dürften sich schnell auf einen Koalitionsvertrag verständigen. Pech für das Prekariat, für Familien, für arme Kinder, für arme Alte, für Leute, die auf die Bildungsinitiative der SPD gehofft hatten.

Jamaika? Umweltpolitik würde dank der Grünen in einem solchen Bündnis an Bedeutung gewinnen, vielleicht gäbe es sogar Hoffnung auf Wachsamkeit im Hinblick auf die Verletzung von Bürgerrechten. Falls sich die FDP in einem lichten Moment auf ihre eigene Vergangenheit besinnt. Was – leider, leider – völlig unter den Tisch fallen würde: die soziale Frage. Wer gut und gerne hierzulande lebt, dem oder der kann’s egal sein. Und die anderen sind dann eben den Regierenden egal.

Große Koalition. Warum ist die SPD so unbeliebt, warum war der Hype um den neuen Kanzlerkandidaten Martin Schulz so kurzlebig? Weil all das, was er als Qualifikation hätte einbringen können, sorgfältig versteckt worden ist, ebenso wie sein Wunschthema. Die soziale Gerechtigkeit.

Kann man einen Wahlkampf noch weniger professionell führen, als die SPD das getan hat? Es gibt einige Themen, von denen Martin Schulz wirklich etwas versteht. Von Europa beispielsweise. Und was geschah? Der SPD-Kanzlerkandidat hat sich als ehemaliger Bürgermeister der nordrhein-westfälischen Stadt Würselen präsentiert.

Warum wohl. Weil die SPD nicht ernsthaft glaubt, dass das Thema Europa wahlentscheidend sein könnte. Geht ja auch um nichts. Allenfalls um einen Marsch nach rechts – Ungarn, Polen –, um die Bedingungen für den Zusammenhalt – Brexit –, um eine mögliche neue Finanzkrise und die Reaktion darauf, um europäische Außenpolitik im Zeitalter von Trump und Putin. Wer einen Kenner der Materie zum Spitzenkandidaten kürt und seine Expertise dann nicht nutzt, hat jede Niederlage verdient.

Eine letzte Bemerkung: Dieser Text ist ohne die Erwähnung von Angela Merkel ausgekommen. Ist das jemandem aufgefallen? Wurde sie vermisst? Falls nein: Es gibt kaum einen besseren Nachweis für die Beliebigkeit der politischen Haltung der Kanzlerin. Was auch immer geschieht – sie wird sich schon anpassen.

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45 Kommentare

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  • Etwa zehn Prozent der Stimmen für rechts "bedeuten nämlich zugleich, dass etwa 90 Prozent der Wählerinnen und Wähler den Rechten ihre Stimme eben nicht gegeben haben."

     

    Ich weiß nicht, wie oft ich diesen tiefschürfenden Gedanken schon in verschiedenen Varianten gelesen habe. Trotzdem besten Dank für die immer wieder instruktive Nachhilfe in Prozentrechnung, die mir auch diesmal wieder einen vollkommen neuen Blick auf die Wahlergebnisse eröffnet.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "... und das rot-rot-grüne Lager ist eine Illusion."

    ... weil es nie ein "Lager" war, sondern die stark bemühte Konstruktion einer nie existenten Balance mit der Union.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Die Linke als Bewegung braucht einen radikalen Generationswechsel, eine Bewegung junger, "indignados" oder "insoumis" die das verkrustete Parteispektrum aufbrechen und eine breite Mehrheit im linken Lager links von der SPD schaffen. Aber im Gegensatz zu Spanien und Frankreich ist die deutsche Jugend zu apathisch. Auf die etablierten Parteien zu setzen, ist jedenfalls eine Illusion. Selber agieren, selber eine Bewegung schaffen, das ist die Lösung und weg mit den alten Zöpfen. Dégagez-les die Schulz, Özdemir, Göring Eckardt und Wagenknecht...

  • "Die Linke ist eine erstaunliche Partei. Auf Landesebene regiert sie gern und auch oft erfolgreich, auf Bundesebene stellt sie Bedingungen, von denen sie weiß, dass sie unerfüllbar sind."

    Kleiner Tipp:

    Mal die Wahlergebnisse der LINKEN in Brandenburg und Thüringen mit denen im Bund vergleichen. Im Bund ist die LINKE eben nicht die zweitstärkste Partei. Und es ist eigentlich auch fair, wenn eine Partei mit einem relativ kleinem Stimmenanteil sich erstmal darauf konzentrieren möchte, Bewusstsein in der Bevölkerung für ihre Ziele zu schaffen anstatt auf Ministerposten aus zu sein. Als Minderheit der Mehrheit ihren Willen aufzwingen ist eher das Programm von FDP, Grünen oder CSU.

     

    "Das gibt es selten: eine Partei, die gar nicht wirklich die Schalthebel der Macht bedienen will."

    Ist in Deutschland evtl. unüblich, dass man nicht das gesamte "Volk" vertreten will, aber ansonsten gibt es überall Parteien, die z.B. nur eine kulturelle Minderheit vertreten und maximal auch in einem Parlament wahrgenommen werden wollen, damit man sie nicht vergißt. Abgesehen von der Wirkkung, die (siehe oben) Kritik auch haben kann, wenn sie das Bewusstsein der Öffentlichkeit stärkt.

  • „Ach ja, die Linke. Sie war es vor allem, die über Jahre hinweg verhindert hat, dass sich die rechnerische Mehrheit für eine linke Koalition in Deutschland in konkrete Politik hätte umsetzen lassen.“

     

    Das ist aber mal eine „erstaunliche“ Feststellung. Muss wohl irgendwo noch eine andere Bundesrepublik gegeben haben, von der ich gar nichts mitgekriegt habe. Belegbar ist davon nur, dass die Linke ja überhaupt erst zu dieser rein rechnerischen R2G-Mehrheit der letzen Jahre beigetragen hat.

     

    „Die Linke lehnt alle Auslandseinsätze der Bundeswehr, auch solche mit UN-Mandat, ab und fordert den vollständigen Abzug der Bundeswehr aus allen Einsatzgebieten.“

     

    Ja ganz genau, denn man sollte erst gar nicht so tun, als ob Auslandeinsätze der Bundeswehr mehr als nur ein Schuss in den kalten Ofen sein könnten und schon allein deshalb sinnvoll wären, weil es ein UN-Mandat dafür gibt.

    Die Wahrheit ist doch, dass die Bundeswehr Auslandseinsätze ausschließlich zu ihrer Darseinsberechtigung braucht. Sie - und nur sie - bestellt diese Sonderaufgaben, damit sie ihr Stück vom Haushaltskuchen überhaupt noch mit irgendwas begründen kann.

     

    Wenn eine „linke Koalition“ „konkrete Politik“ umsetzen will, braucht sie dafür genau die Milliarden, die bei der Bundeswehr in kaum kontrollierbaren Auslandseinsätzen versickern dringend.

     

    „Auf Landesebene regiert sie gern und auch oft erfolgreich, auf Bundesebene stellt sie Bedingungen, von denen sie weiß, dass sie unerfüllbar sind.“

     

    Anders gesagt: Nur wer bereit ist, sich an den üblichen Waffenschiebereien zu beteiligen, darf hier auch linke und soziale Politik in Angriff nehmen.

    Finden Sie den Fehler, Frau Gauß!

     

    „Fürchtet sie um ihre Existenz? Glaubt sie, dass sie nur im geschützten Raum der Landesebene überleben kann?“

     

    Interessant! Ich wüßte zwar nicht wo, aber wahrscheinlich gibt's sowas tatsächlich schon - geschützte Räume für Linke in der Landesebene!? Klingt irgendwie alles sehr nach einem dieser wild-feuchten AfD-Träume.

  • "Deprimierend, aber keine Panik- rund 90% der Wähler wählen nicht rechts" lautet die Zeile unterm Foto.

     

    Ich sehe es ganz anders: Die vier rechten Parteien (inkl Regionalpartei Bayern) werden 60% oder mehr der Sitze im Parlament bekommen: Alles Abschiebeparteien, wenn man dieses Thema nimmt, alles Steinzeitparteien, was konsequente Umweltpolitik angeht, alles müde, verbrauchte Parteien, was die Programmatik angeht. Eine nie dagewesene globale Krise (Syrien, Jemen, Horn von Afrika, Nordkorea, Klimachaos) beantworten sie mit Wahlspots aus dem Kindergarten.

    Lindner trifft als Einziger zwar einen anderen Ton, aber dafür ist er ein Nerd, ein Politiker zum Nicht-Anfassen, der ohne gefragt zu werden, seinem kraftmeierischen, aber ziemlich analogen Partner Putin die Krim überlässt.

    Die deutsche Politik ist noch nie so tief gesunken wie heute. Das Vertrauen in Politik war noch nie so niedrig wie heute. Die Entpolitisierung, Verharmlosung von Themen noch nie so krass (mal sehen, ob die Wähler das morgen korrigieren werden).

  • Die GroKo hat auch im nächsten Bundestag eine Mehrheit, da spielt die 'Opposition', die kaum eine ist, wohl keine Rolle.

  • Ja, das kann man so darstellen.

     

    An vielen Stellen spricht mir das aus der Seele, aber: DIE SPD IST IDENTISCH MIT DER CDU.

     

    Die SPD will auch keine Änderungen, die CDU macht die Agenda-Politik der SPD und zu der bekennt sich Martin Schulz, die ist der Kern der politischen Philosophie Siegmar Gabriels, sie ist die Handlungsanweisung Olaf Scholz, der ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche SPD auf Landesebene ist, denn er gewinnt noch mit einem Programm, das im Kern auf mächtige Wirtschaftskreise ausgerichtet ist und soziale Probleme ignoriert.

     

    Deswegen kennt die SPD nur drei Optionen: Rot-Grün, inzwischen unrealistisch, Große Koalition, realistisch, und Rot-Gelb, unrealistisch.

     

    Andere Konstellation kennt die SPD nicht mehr, andere kann sie nicht mehr. Wenn man über die Regierungsfähigkeit der SPD spricht, geht es um die große Koalition, alles andere sind Illusionen.

     

    Und wenn es die SPD schafft, dann hat sie auch, was sie will: DIe Agenda-Politik geht weiter, führt zu mehr Macht und mehr Armut - neoliberale Politik ist das Ziel und der Zweck, in Wahlkämpfen wird das dann so dominant, dass eine AfD rumrockern kann, weil sie neu, frisch und agressiv wirkt, obwohl sie auch neoliberale Ideen vertritt.

     

    Das, was für mich wirklich schlimm ist, ist das politisches Engagement sich kaum noch lohnt, dass für eine liberale, linke und soziale Idee Engagement eigentlich nicht lohnt, sondern in Zeitverschwendung münden wird, das auch noch mit einem Schuss Illusion gepaart.

    • @Andreas_2020:

      *** ):

      "die CDU macht die Agenda-Politik der SPD" - "die ist der Kern der politischen Philosophie" - "das im Kern auf mächtige Wirtschaftskreise ausgerichtet ist und soziale Probleme ignoriert."

       

      Aus der Geschichte der SPD und zum Ende ihrer Existenz:

       

      »Mit 96 gegen 14 Stimmen beschloß die Reichstagsfraktion (der SPD), die Kriegskredite zu bewilligen; und die vierzehn Dissidenten beugten sich ausnahmslos der Mehrheit«

      (Sebastian Haffner)

  • Zwar ist ja klar, wer regieren wird. Unklar ist immer noch, wie stark die beiden Lager in der Opposition sein werden.

     

    Der Eine Lager die Mittelschicht und die Wähler links der Mitte und wird aus der Parteien DIE LINKE und DIE Grünen bestehen. Im anderen Lager der Opposition werden wohl die AfD und die FDP sitzen und für die rechte und rechtskonservative Politik sorgen. Und die Opposition kann durch Abstimmungen im Bundestag die Richtung der Politik in der nächsten Legislaturperiode durchaus maßgeblich beeinflussen.

     

    Ein Beispiel: die bundesweite Einführung einer verschärften Mietpreisbremse.

     

    Sollte der rechte Lager (AfD + FDP) mehr Stimmen bei der Bundestagswahl bekommen als der Lager Links/Mitte (GRÜNE + LINKE), dann wird höchstwahrscheinlich keine verschärfte Mietpreisbremse eingeführt. Und der rechte Lager wird versuchen, die Politik durch Abstimmungen nach „rechts“ und nach „rechtskonservativ“ zu beeinflussen.

  • Viele Journalisten haben offenbar aus Trumps Wahlsieg nichts gelernt. Das ist ärgerlich und vor allem peinlich für die Presse. Diese versteht es augenscheinlich als ihre Aufgabe möglichst viel Zeit damit zu verbringen vor der AfD zu warnen und gewährt ihr damit, wie damals auch Herrn Trump, viel mehr Aufmerksamkeit als notwendig.

     

    Damit gibt man der AfD die Möglichkeit sich als Opfer der Presse und des Establishments zu stilisieren und das schlimmste daran: Teilweise sogar zurecht. Das macht die Partei sowohl für Protestwähler, als auch für die Aluhut Fraktion, welche in der Presse den langen Arm “der Mächtigen” sehen, sehr attraktiv.

    Dazu kommt das die dauernden Skandälchen der AfD so zahlreich sind das man kaum mehr die Zeit hat zu verfolgen was wahr und was relevant ist. Gleichzeitig habe ich nicht das Gefühl in den letzten Wochen und Monaten noch irgendetwas neues über die AfD erfahren zu haben.

     

    Was das politisch linke Lager angeht: Könnt Ihr endlich mal wieder linke politik machen, anstatt euch zu einer progressiven Version der identitären Bewegung zu entwickeln?

    Links sein heißt für mich primär die Ökonomie beeinflussen. Stattdessen beschäftigt man sich damit Schubladendenken, sowie rassistische und sexistische Vorurteile zu bestärken, indem man jeden Menschen auf die Summe seiner “Gruppen”zugehörigkeiten reduziert.

     

    Und klar die Linkspartei mit ihrer “Keine Bundeswehreinsätze = Förderung des Weltfriedens” Formel ist über alle Maße simplistisch und naiv. Zutreffen würde das wenn der Mensch inhärent friedlich wäre und es nur bösartige, externe Kräfte sind, welche den Menschen dazu bringen Kriege zu führen. Der Mensch ist aber nicht inhärent friedlich und es ist sicher auch keine Förderung des Weltfriedens bei Völkermorden und ähnlichen Ereignissen linientreu beiseite zu stehen und nichts dagegen zu unternehmen.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    In Deutschland die AfD und in Polen PiS im jeweiligen Parlament. Da kann ich mich als Deutscher und als Pole auf verdammt viel ätzenden Ärger und Grund zum Fremdschämen einstellen...

  • Derzeit regiert auf Bundesebene ja ein Koalition aus 3 Parteien. Die CSU hatte bei den letzten Bundestagswahlen 6,5 % der Stimmen.

     

    Was ist, wenn die CSU auch nur 1/3 der eigenen Stimmen in Konkurrenz mit der AfD abgibt? CDU hat dann noch um die 30 % und die SPD um die 20 %.

  • STATT TRÜBSAL ZU BLASEN...

    wie wär's denn, wenn unsere akternativlose kanzlerin es mal mit einer minderheitenregierung von cdu und csu versucht; dann muss sie für ihre politik bei der opposition werben, sich erklären und die mehrheiten im parlament von fall zu fall suchen. der parlamentarismus wäre fast schon wieder spannend...

  • Dass irgendjemand „den Führungsspitzen demokratischer Parteien und zahlreichen Fernsehleuten“ den Zusammenhang zwischen ihrem Aktionismus und dem zu erwartenden Wahlergebnis „so erklären könnte, dass sie es verstehen“, glaube ich nicht. Schließlich: Würden sie zuhören und verstehen, die „Führungsspitzen demokratischer Parteien und zahlreichen Fernsehleute[]“, müssten sie sich einen neuen Job suchen.

     

    Wahlen werden mit Fußballspielen verwechselt. Nicht nur, weil nach der Wahl vor der Wahl ist. Es geht angeblich darum, mehr Tore zu schießen als der Konkurrent erzielt. Hat man dann eins geschossen, glaubt man, man hätte es sicher. So, wie man ein Tor sicher hat, wenn es erst einmal gegeben wurde vom Schiedsrichter. Dann gilt es, auch noch die letzten Chancen auszuschöpfen. Deswegen sind es nicht die 90% derer, die nicht AfD wählen, für die Politiker und Fernsehleute sich zu interessieren haben, sondern die restlichen 10%. Diejenigen, die man noch nicht „erobert“ hat.

     

    Dass sie damit an dem Ast sägen, auf dem sie selber sitzen, mag theoretisch einigen der Protagonisten sogar halbwegs klar sein. Allein – was hilft’s? Nicht nur der Kanzlerin erscheint ihr Vorgehen alternativlos. Weil: „Wenn ich die Drecksarbeit nicht mache, machen sie andere“, sagt sich der wackere Politiker beziehungsweise Journalist. „Bernd Lucke etwa und/oder die Leute von RT Deutsch. Denen ist ja alles zuzutrauen.“

     

    Also dann: „Besser ich als der“. Und zwar so lange, bis der Schaden, vor dem sich alle fürchten, tatsächlich eintritt und man nicht zurück kann ohne Totalverlust.

     

    Lenker und Leiter übersehen halt immer gern, dass Menschen keine Bälle sind. Man kann und muss sie nicht nur treten oder werfen. Sie lernen manchmal auch dazu und bewegen sich entsprechend. Und zwar ganz von allein. Nur: Welche Führungskraft soll das schon glauben (wollen)?

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Die Amtszeit des Bundeskanzlers sollte auf zwei Wahlperioden begrenzt werden (wie beim Staatsoberhaupt auch), die dann jeweils gerne fünf Jahre dauern dürften.

    Und schon wäre Frau Merkle nicht mehr alternativlos und hätte sich bereits spätestens 2011 - zusammen mit ihrer Partei (!) - klare Gedanken über die Nachfolge gemacht.

    Demokratie lebt vom Wechsel, der Amtsinhaber lebt vom Amt (in der völligen Verblendung, ohne ihn gehe es nicht).

    Beides muss in Einklang gebracht werden, einer gewissen Verdrossenheit und Erstarrung des Systems kann mit einer Begrenzung der Mandatszeit ganz einfach vorgebeugt werden.

     

    Die SPD verhält sich in etwa so wie während der bleiernden Kohl-Jahre. Jedes Mal wird ein neuer Kandidat aufgestellt, der dann umgepustet wird. Der große Wurf wird nicht riskiert ("Versöhnen statt Spalten").

    Stattdessen lassen sich die Genossen stets vorführen und kneifen den Schwanz ein.

     

    Natürlich hätte Schulz einen dezidiert pro-europäischen Wahökampf führen und natürlich hätte er seine Erfahrungen als EU-Parlamentspräsident einbringen müssen.

    Macron hats vorgemacht und der Schulz-Hype zu Beginn zeigte deutlich, dass ein großer Teil der Wähler Merkel eigentlich nicht mehr will.

    Natürlich hätte Schulz ein linkes Bündnis nicht von vornherein ausschliessen dürfen. Er hätte sich für mehr Umverteilung stark machen (via Erschaftssteuer, Vermögenssteuer) und ausloten müssen, was davon mit Linkspartei und Grünen geht. Letztere versuchten 2013 den großen Wurf einer steuerlichen Umverteilung, das scheint die Autorin vergessen zu haben, scheiterten jedoch wegen des Veggie-Day !

     

    Schulz ist wie seine Partei verzagt und mutlos.

    Und natürlich hätte es einen Aufschrei gegeebn, wenn Schulz sich hinter weitere Griechenlandhilfen, die Schaffung von Eurobonds oder einen europäischen Finanzminister gestellt bzw. eine einheitliche Flüchtlingspolitik angemahnt hätte.

     

    Und ?

     

    Mehr als so scheitern wie jetzt, geht nicht.

    • @60440 (Profil gelöscht):

      Zustimmung !

  • Was war denn die Alternative in Jugoslawien? Zusehen, wie der Völkermord weitergeht?

    • @Markus Steffen:

      Die UNO-Truppen so ausstatten, dass diese nicht in die Versuchung gekommen wären, stiften zu gehen. Sie hatten das Mandat.

      • @lions:

        Ausstatten aber nicht anfassen? Oder meinen Sie dass man die Drecksarbeit wieder einmal besser den Ausländischen hätte überlassen sollen?

        • @Rudolf Fissner:

          Das wäre ein auf die Spitze getriebenes Argument. Srebrenica wäre nicht passiert, wenn da genug Blauhelme stationiert gewesen werden, die nur mit dem Selbstverteidungsauftrag und den Bosinern in ihrer Mitte das Schlimmste verhindert hätten. Jetzt strengen Sie doch mal Ihre Phantasie an. Oder warum hat Den Haag den Niederländern eine Mitschuld daran gegeben?

          • @lions:

            Korrekt. Aber mit der Linkspartei wäre auch selbst dass nicht möglich gewesen.

            • @Rudolf Fissner:

              Das Prädikat "Völkerrechtswidrig" hätten dann auch die Linken nicht vergeben können und ich denke sie wären auch nicht in der Versuchung gekommen. Das Mandat hat bestanden und Blauhelme sind eben keine Angreifer.

  • STATT TRÜBSINN ZU BLASEN...

    wie wär's denn mal mit dem versuch, angela merkel eine minderheitsregierung von cdu/csu führen zu lassen. dann müsste sie erstens erklären was ihre politik ist und zweitens sich dafür ihre jeweiligen mehrheiten suchen. und der parlamentarismus wäre wieder spannend...

    • @hanuman:

      Spannende Idee! Leider wird dies aber insbesondere den SPD-Granden am wenigsten zu vermitteln sein.

    • @hanuman:

      Leider liegt das nicht im Ermessen des einzelnen Wählers. Insgeheim wünsche ich mir auch, alle drei möglichen Koalitionpartner hätten genug Angst vor dem Abschmelzen unter der Merkelsonne. Mal sehen, wer den schwarzen Peter freiwillig aufnimmt. Den Absagen glaube ich aber nicht; Die wollen sich so nur teuer verkaufen.

  • Dieser gesamte Wahlkampf hat den Bundesbürgern gezeigt, wie egal die Menschen den Politikern aller Parteien geworden sind.

    Jede einzelne Partei hat sich mit irgendwelchen Floskel ähnlichen Wahlprogrammen bemüht Stimmen zu ergattern, um ihre Posten im Polittrubel diese Landes zu bekommen.

    Schaut man sich aber dieses Geschreibsel an, welches uns da als Wahlprogramm verkauft werden sollte, muss doch jeden auffallen, wie wenig durchdacht all diese Aussagen sind und in erster Linie nur dazu da sind Menschen in eine bestimmte Richtung zu ziehen. Allein schon dadurch das vieles nicht umsetzbar ist, denn es wird unmöglich eine Mehrheit dafür zu finden, wird eben mal einfach so rausgehauen, wer macht sich denn schon die Mühe wirklich nachzuhaken!

     

    Die Menschen werden durch die Politik in Kategorien eingeteilt, durch die sich schnell feststellen lässt, ob Widerstand gegen ein Thema zu erwarten ist, ob eine gewisse Akzeptanz erzielt werden kann oder eben nicht.

    Hat sich eine Kategorie gefunden, denen man bedenkenlos eine Bürde auferlegen kann, wird diese nicht weiter berücksichtigt, so dass eben die sichere Klientel beackert werden kann, durch beispielsweise Steuererleichterungen oder andere Vergünstigungen auf den Rücken derer, die nicht in der Lage sind durch eine ausreichende Lobby Widerstand zu verkünden.

     

    Dies ist in der letzten Zeit deutlich geworden, seit es Hartz IV und prekäre und befristete Arbeitsverträge in Massen gibt. Widerstand aus diesem Klientel, Fehlanzeige!

     

    Die Menschen, die keine Zukunftsängste haben, wollen keine Veränderung, weil von den Parteien auch keine wirklichen Veränderungsvorschläge mit Glaubwürdigkeit gemacht wurden und die anderen, meist aus dem unteren Teil, haben teilweise die einzige Alternative zu nichtssagenden Wahloptionen gewählt, die sie finden konnten, die AFD!

     

    Aus vielen Gesprächen von AFD Wählern kann man schließen, das die AFD nur gewählt wird, weil es eine gewöllte Protestaktion ist!

     

    Kaum einer will Nazis regieren lassen!!!

  • Das Einzige was feststeht, ist die Dummheit derer, die Wahlvorhersagen nachplappern, ohne zu merken, wie sie selbst die Zukunft dadurch verändern. Selten hat mich ein 'Wahlkampf' von der ersten Minute an so unglaublich genervt.

  • "Selbst wenn – und das grenzte an ein Wunder – rechnerisch erneut eine rot-rot-grüne Mehrheit möglich wäre ..." usw.

     

    Diese rechnerisch mögliche rot-rot-grüne Mehrheit kam auch 2013 nur deshalb zustande, weil über 15% der abgegebenen gültigen Stimmen wegen der Sperrklausel praktisch in der Tonne landeten. Die überwältigende Mehrheit dieser Stimmen war, selbst wenn man NPD & Co. nicht zählt, klar nicht links.

     

    Die angebliche linke Mehrheit im Lande war also schon 2013 reine Fantasie. 2017 schlägt schlicht die Realität zurück. Das könnte man ehrlicherweise ja mal eingestehen.

  • Die Welt geht nun wirklich nicht unter. Es zeigt sich viel mehr die Realität, welche die der linken zugeneigten Presselandschaft (Zeit, taz usw.) gerne weggeschrieben hätten. Es gibt keine Linke Mehrheit. Außer im Parlament, dank 5% Hürde! Wie kann man so besoffen vom eigenen Wünschen durch die Welt laufen.

     

    Offenkundig sitzen nicht nur die AfDler in einer Echokammer.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @insLot:

      Zur Zeit gibt es eine linke Mehrheit im Deutschen Bundestag.

      • @60440 (Profil gelöscht):

        Nen es gibt keine linke Mehrheit für den Euro Austieg, NATO-Austieg, Bundeswhr abschaffen, Austieg aus der Braunkohle, Überwindung der kapitalistischen sozialen Marktwirtschaft, Einstieg in eine sozialistische Wirtschaft.

  • II von II.

     

    Diese Aktivitäten der Deutschen Wirtschaft sind seit dem Koreakrieg und der begleitenden deutschen Güterproduktion bekannt. Sie setzten sich durch Aktivitäten des BND in Vietnam und Chile fort. Und aktuell ist man auch im Nahen Osten involviert, mit BND-MAD, Rüstungsindustrie und Bundeswehr.

     

    Was fehlt ist eine parteiunabhängige Außerparlamentarische Bewegung.

  • “woran eine rot-rot-grüne Koalition scheitert“

    ● Die SPD stand als Sozialarbeiter für das Kapitalinteresse. Selbst diese Funktion hat sie in den zurückliegenden drei Jahrzehnten über Bord geworfen. Und versucht sich als Sozialpartner zwischen Putzfrau und Familiendynastien. Dabei flankiert von ihren bourgeoissozialistischen Gewerkschaften.

    ● Die Bündnisgrünen haben ihre umweltpolitische Unschuld mit dem verhinderten Kriegsminister und amtierenden Außenminister Joschka Fischer verloren. Und mit Winfried Kretschmann wechselten sie, nachdem er sich vom „fundamentalen politischen Irrtum“ des Kommunismus befreit hatte und erneut zum Katholizismus, ohne Exorzismus, bekannte, endgültig in die Landesregierung von Daimlers Gnaden.

    ● Die Linke bewegte sich schneller in die vorläufig noch eigenständige Sozialdemokratie, als sich die SPD in ihrer Geschichte vom Sozialismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts entfernte. Zur Zeit bestehen noch Teile ihrer Führung auf sozialdemokratische soziale Ansprüche und einen höheren Anteil für die Werktätigen an ihrer materiellen Wertschöpfung. Jedoch der rechtssozialdemokratische Lobgesang auf den erzkapitalistischen Ideologen der Deutschen Wirtschaft, Ludwig Erhard, dem Vater der Fassadenmalerei der „sozialen Marktwirtschaft“, lässt ein Anpassungskurs erwarten. ● Analog ebenso wie bei Teilen der DKP, die sich dem Kapitalismus chinesischer Prägung, dem Bourgeoissozialismus verschrieben haben. ● Da gibt es noch die MLPD. Die scheitert aber an ihren kleinbürgerlichen Idealismus und ihrer anhaltenden Trauer um Mao.

     

    Die Zustimmung zum Militäreinsatz in Mali wäre nur die militärpolitische Büchse der Pandora. Ein weiterer Türöffner für größere geopolitische und militärische Einsätze der Bundeswehr. Die allerdings ohnehin über den Bundesnachrichtendienst und Waffenhandel der deutschen Rüstungsindustrie stattfinden. Diese Aktivitäten der Deutschen Wirtschaft sind seit dem Koreakrieg und der begleitenden deutschen Güterproduktion bekannt.

     

    I v II.

  • "Erstmals seit der Frühzeit der Bundesrepublik werden wieder Rechte im Bundestag sitzen"

     

    Das ist sachlich falsch. Rechte haben seit der Frühzeit der BRD immer im Bundestag gesessen. Die hatten eben nur ein schwarzes Parteibuch. Genauso wie in den Länderkammern. „Was damals rechtens war, kann heute nicht Unrecht sein“. Die waren nie weg.

    • @justme!:

      *** ):

      »Nach 1945 wurde so ziemlich alles unter den lokalen Teppich gekehrt; die vergangenen uniformierten Jahre wurden „mit Anstand“ und Schweigen übergangen. Manch einer warf 1945 mit dem Hitler-Bild auch gleich Gesinnung und Gedächtnis weg.«

      (Wolf Stegemann, im April 2012)

       

      »Gefunden wurde im Bundesarchiv endlich auch der NSDAP-Aufnahme-Antrag des früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger. Des weiteren kam heraus, dass „allein 26 Bundesminister und ein Bundeskanzler (Kurt-Georg Kiesinger) Mitglieder in der NSDAP oder einer nationalsozialistischen Organisation wie SA, SS oder Gestapo gewesen waren“ (Herwig), darunter auch der bereits erwähnte Hans Filbinger (CDU), Horst Ehmke (SPD), Walter Scheel (FDP), Friedrich Zimmermann (CSU) und Hans-Dietrich Genscher (FDP), Karl Carsten (CDU). Zwei davon waren Bundespräsidenten (Scheel und Carsten).«

       

      Quelle: NS-Vergangenheit deutscher Politiker: Liste ehemaliger NSDAP-Mitglieder, die nach Mai 1945 in den Westzonen bzw. in der Bundesrepublik Deutschland politisch tätig waren http://www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de/2012/05/28/ns-vergangenheit-deutscher-politiker-liste-ehemaliger-nsdap-mitglieder-die-nach-mai-1945-in-den-westzonen-bzw-in-der-bundesrepublik-deutschland-politisch-tatig-waren-5/

  • „Welche Möglichkeiten bleiben? Jamaika, Große Koalition und – ja, vielleicht – Schwarz-Gelb.“

     

    Es ist nicht wirklich einleuchtend, dass die CDU der Großen Koalition die Jamaika oder die Koalition mit der FDP vorziehen würde.

     

    SPD ist ja im Klaren, dass wenn sie in der Opposition „landen“, dann würden sie bis zur nächsten Wahl mit Sicherheit Wählerstimmen verlieren. Darum wären sie überhaupt nicht davon abgeneigt, bei den Verfassungsklagen, die die Partei die Linke umsetzen wollen würde, gern mitzumachen. Es gibt ja viele politischen Inhalte bei Sozialen Themen, die eine starke Opposition mit Verfassungsklagen gegenüber der Regierung über den Bundesverfassungsgericht durchsetzen können würde.

     

    Allein deswegen ist es für die CDU viel vorteilhafter, mit der SPD auch nach der Bundestagswahl 2017 weiterhin zusammen zu regieren.

  • Vom Prinzip ist der Drops gelutscht.

     

    Merkeln und weiter wundern.

  • "Schon vor dem Wahlausgang steht fest: Völkische werden im Parlament sitzen und das rot-rot-grüne Lager ist eine Illusion."

     

    Es ist aber noch nicht ganz klar, vor allem weil wir in Koalitionen denken müssen, wie "links" oder "rechts" die Opposition sein wird.

  • „Es ist an der Zeit, sich von der Vorstellung zu verabschieden, die Grünen hätten irgend etwas mit „linker“ Politik zu tun.“

     

    Es gab vor einiger Zeit eine Diskussion kurz nach einer Veranstaltung über Menschen mit Behinderungen im Institut für Menschenrechte. Zwar wurden die Grünen stark in Schutz genommen, weil sie sich zu dem Zeitpunkt sehr stark für Flüchtlinge am Oranienplatz einsetzten. Jedoch mehrheitlich und im Kompromiss hat die Partei das selbe „Attest“ wie von der taz bekommen.

  • Was Sie hier schreiben, ist nicht wahr!

    Rechte oder Konservative gab es schon immer im Bundestag, ich kann gar nicht glauben, dass diese Zeilen:

    „Erstmals seit der Frühzeit der Bundesrepublik werden wieder Rechte im Bundestag sitzen.“

    von der Redaktion so durchgewunken wurde.

    Es sei denn der Schreiber und die Redaktion versteht unter „rechts“ ausnahmslos „rechtsradikal“.

    Was natürlich völliger Blödsinn ist.

    Es gibt es auch unter den Linken Verirrte, die ganz gerne im linksradikalen Milieu fischen und sich ganz wohlig dabei fühlen.

    Aber deshalb würde ich doch nicht alle Linke, als nicht wählbar bezeichnen, nur weil sie links sind.

    Meine Güte, ich glaube dem Autor muss mal gesagt oder gezeigt werden, wie es so links oder rechts läuft, und dass sich sogar Wege schneiden können, wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @schau mal kurz vorbei:

      Ganz grob geschätzt, würde ich die SPD zur Hälfte als "rechts" einordnen, v. a. die über Siebzigjährigen...

    • @schau mal kurz vorbei:

      Sehr richtig - vor allem viele "Hitler-Nazis" !

       

      manche wurde sogar was "Großes" Carstens, Filbinger und und...

       

      und in der DDR Volkskammer gab es auch reichlich davon.

  • "Und die Linkspartei? Ach ja, die Linke. Sie war es vor allem, die über Jahre hinweg verhindert hat, dass sich die rechnerische Mehrheit für eine linke Koalition in Deutschland in konkrete Politik hätte umsetzen lassen."

     

    Völliger Humbug. Die Linke steht in der Hinsicht nicht anders da als die Grünen 1998. Was die Linke allerdings von den Grünen und der SPD unterscheidet ist das beharrliche festhalten an einer konsistenten und gerechten Fiskal., Sozial- und Arbeitsmarktpolitik. Kann man natürlich schlecht sagen, weil es letztendlich das ist was "links" ausmacht und was man selber in den letzten 2 Jahrzehnten verraten hatte (https://www.youtube.com/watch?v=ZiH20g2vWF4). Deswegen begegnet man der Linke mit einem Gedöns von "staatstragend" und einer biestigen Aggressivität eines enttarnten Hochstaplers (http://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/bundestagswahl/id_82080350/nahles-zu-wagenknecht-sie-haben-noch-nie-was-erreicht-.html).

  • 3G
    39167 (Profil gelöscht)

    Bernina Gaus, danke mal wieder für diesen Artikel.

    Ich hätte mir sehr gewünscht, Sie wären in den Wahlsendungen die führende Journalistin gewesen.

    Was Ihre Kolleginnen geleistet haben, war gelinde gesagt, niederschmetternd banal.