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Sexistische Werbung in BerlinSchön nervtötend

In Berliner U-Bahnhöfen wirbt Decathlon mit einem sexistischen Spruch über Frauen. Solche Werbung soll in der Stadt bald verboten weden.

Sexistische Werbung geht über Bilder von nackten Frauen hinaus Foto: imago/Steinach

Der französische Hersteller und Händler für Sportutensilien, Decathlon, wirbt in einer Berliner U-Bahn-Station für eine Action-Kamera als Geschenkidee für Weihnachten. In der oberen Ecke prankt ihr Logo versehen mit dem Spruch „Sport for all. All for sport“. So weit, so gut. Doch beim Lesen des Spruches auf der Werbetafel fällt auf, sie richtet sich gar nicht an „alle“. Sondern nur an Ehemänner, die genervt sind von ihrer Partnerin: „Fast so schön wie ihre Frau, aber mit Ausknopf“. Sexismus pur!

Denn auf der einen Seite stellt sich die Frage, warum eine Actionkamera, die beim Sport eingesetzt werden kann, nur an Männer adressiert wird. Weiterhin werden Geschlechterklischees reproduziert: Frauen seien zwar schön, aber nervtötend. Der Mann ein Abenteurer, der seine Zeit lieber mit einer Kamera verbringt, da er diese abschalten könne. Bilder, die einen ins letzte Jahrhundert zurückversetzen.

Der Sportgerätehersteller hat nach mehreren Beschwerden über Twitter auf die Kritik reagiert: „Es war nicht unsere Absicht jemandem auf den Schlips zu treten. Das Plakat tauschen wir in den nächsten Tagen aus.“ Eine Erklärung oder Entschuldigung blieb allerdings aus. Jedenfalls scheinen ihre Äußerung wieder nur an Männer adressiert zu sein, denn einen Schlips tragen Frauen nur selten.

Im April 2016 befeuerte der Justizminister Heiko Maas die Debatte um das Verbot von sexistischer Werbung. Ein neuer Gesetzesentwurf sollte geplant werden, der sich mit der Darstellung von Frauen und Männern als Sexualobjekte beschäftigen sollte. Schon das rief Unverständnis und Kritik hervor. Mittlerweile sind acht Monate vergangen und kein Gesetz auf Bundesebene gegen sexistische Werbung in Sicht.

Doch nicht nur halbnackte Frauen, die sich auf dem Boden räkeln, um Parfüme zu bewerben, sind sexistisch. Auch das Fortschreiben geschlechtsspezifischer Stereotype, wie bei Decathlon, fällt unter diese Kategorie und sollte verboten werden. Im Koalitionsvertrag der rot-rot-grünen Regierung Berlins soll nun sexistische Werbung in Berlin verbannt werden. Dabei sollen auch Textanzeigen, die Stereotype verbreiten, fallen. Damit dürften dann wenigstens Berliner_innen ungestört U-Bahn fahren ohne von klischeehafter Werbung belästigt zu werden.

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71 Kommentare

 / 
  • Sehr schön (nicht!), wieder mal mitanzusehen, wie beim Thema "Sexismus gg Frauen" Typen, u.a. durch Verallgemeinerungen versuchen davon abzulenken bzw. einfach irgend n Müll dazu verfassen.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Fresse Deutschland:

      Schrieb der Mann mit dem charmanten Nick "Fresse Deutschland"

    • @Fresse Deutschland:

      Sehr schön - schonn!;))

       

      Maul oder Fresse - war das nicht mal

      'n Haltgebende Frage¿;)

      • @Lowandorder:

        Na Mensch! Ich bin auch Dadaist!

        • @Fresse Deutschland:

          Da schau her - Dadaist - der Herr!

           

          & ich dacht schon - mönsch -

           

          "Sehr schön (nicht!), wieder mal mitanzusehen, wie beim Thema "Sexismus gg Frauen" Typen, u.a. durch Verallgemeinerungen versuchen davon abzulenken bzw. einfach irgend n Müll dazu verfassen."

           

          Dacht. Ich hätt das mit dem Müll falsch Verstanden - aber klar - Da Da Da -

          Zürich - Die Stadt - Kopp & der Müll -

          Da - da sind - "Sexismus gg Frauen"

          Natürlich 'n Thema - ja glatt Varieté -

          Hugo Ball & Emmy Hennings vorweg!

          Aber so was von!;)

  • Wäre es nicht einfacher und zielführender, jegliche Werbung zu verbieten?

    • @Heinrich Baum:

      Wollen Sie hier etwa für ein generelles Werbeverbot werben?

      • 3G
        3641 (Profil gelöscht)
        @Rainer B.:

        Spricht irgendetwas gegen ein Werbeverbot in der Öffentlichkeit?

        • @3641 (Profil gelöscht):

          Hatten wir mal an Taxis - ;)

          Die dann aussahen wie

          Beerdigungswagen - &

          Scheiße zu Putzen!

          (& ohne Klimaanlagen;((

        • @3641 (Profil gelöscht):

          Naja, da wäre das Grundgesetz - Berufsfreiheit, allgemeine Handlungsfreiheit etc.. Die stellen die Frage eher andersherum und fragen, was so zwingend FÜR sein Verbot prechen würde, und "finden Viele nervig" reicht ihnen im Zweifel nicht aus.

          • @Normalo:

            Werbung soll das Kaufverhalten der Konsumenten beeinflussen (manipulieren?) und schränkt damit deren Handlungsfreiheit ein. Wäre das ein Ansatzpunkt?

            Außerdem:

            „Verschmutzung“ des Stadtbildes bei Außenwerbung (analog zu Umweltveschmutzung oder Lichtverschmutzung, Lärmverschmutzung)

            • @Heinrich Baum:

              Vorsicht guter Mann.

               

              Nachher wird auch noch AI, Greenpeace und die GRünen verboten.

              Auch die versuchen sie zu einem bestimmten Verhalten zu beeinflussen.

  • [...]

     

    Die Moderation: Der Kommentar wurde gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich. Vielen Dank.

    • @Ojemine:

      Also ich kann das zumindest nicht.

       

      Ich stimme nur nicht mit Frau Schwarz überein.

      • @sart:

        Naja - wer kennt sich schon¿;)

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Werbung nervt mich allgemein und ich hätte nichts dagegen wenn es weniger davon gäbe.

     

    Ich teile auch die Meinung der Autorin das oben beschriebene Werbung sexistisch und nervig ist. Soweit so gut, könnte man meinen.

     

    Aber Frauen bzw. die eigene Frau als nervtötend zu empfinden, fällt verdammt noch mal unter die Meinungsfreiheit und ich halte es freundlich gesagt für sehr zweifelhaft und fragwürdig, sowas verbieten zu wollen.

     

    Wo fängt das an, wo hört das auf?

    Bei Bierwerbung "für echte Männer"? Bei Bierwerbung die einen Arbeiter abbildet?

    Bei zuviel Haut? Ab wann ist es zuviel und wer definiert das?

    Wenn Frauen zu betörend in die Kamera kucken? Wenn Männer bei der Baumarkt-Werbung zuviele Muskeln haben? Wo ist der Gradmesser, oder kurz gefragt; wo ist die Rechtsprechung?!

     

    die bürgerlich konservativ-linke Feministin von heute hält das für Kleinkram und der Zweck heiligt die Mittel.

    Aber wer bitte, WER darf in Zukunft darüber entscheiden ob der abgebildete Schmollmund des weiblichen Models nun zuviel "Sex" andeutet, oder ob dies einfach ihre großen Lippen sind?

     

    Libertär ist daran jedenfalls nichts...

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @6474 (Profil gelöscht):

      und das perfekte Beispiel für das worum es mir geht, wird im Artikel als Bild gleich mitgeliefert.

       

      Ich sehe da eine Frau in Unterwäsche; und jetzt? Keinen Spruch, keinen Slogan...

      Handelt es sich dabei um Werbung für ein Auto?-Okay, dann könnte die Werbung sexistisch sein.

      Oder ist diese Werbung tatsächlich das was ich denke; eine Werbung für Unterwäsche?

      Verbietet man also Werbung von Unterwäsche und nackter Haut? Ist es das worum es geht?

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @6474 (Profil gelöscht):

        Der Slogan ist auf dem Foto in der taz-Printausgabe zu finden:-)

  • Ich bin mir sicher, der eine oder andere CSU-Dorf-Heini wird darüber jubeln.

    Jetzt wird endlich wieder "christliche Politik" gemacht und das auch noch mit heißblütiger Unterstützung von denen die sonst die "sexuelle Freiheit" als große Errungenschaft feiern.

     

    Und richtig lustig ist es, dass ich zwar eine Burka (persönliche Freiheit und so) nicht verbieten darf. Den Bikini aber - das geht natürlich.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Thomas_Ba_Wü:

      Es ist einfach generell fragwürdig die Zurschaustellung von Kleidungstücken und Haut verbieten zu wollen, egal ob nun Burka, nackter Busen oder BH.

  • Werbung insgesamt ist nervtötend. Alles voll mit visuellem Geschrei, das für Krempel wirbt, den keiner wirklich braucht, dessen Qualität in der Regel zu wünschen übrig lässt und der die Umwelt allein durch unsinnigen Ressoucenverbrauch zerstört. Gehört leider zur DNA der westlichen Wertegemeinschaft.

    • @Karl Kraus:

      Ich war gerade einige Tage in Shanghai. Wohltuend, dort nicht von Werbung belästigt zu werden.

  • Also mal ehrlich. Ich war neulich beruflich in Berlin mit der Bahn unterwegs.

    So eine Werbung wie oben mit Bar Refaeli für Passionata hätte echt mal für einen guten Moment gesorgt.

    So entspannend und prickelnd ist eine Fahrt mit "Ihrer" S-Bahn nämlich nun auch nicht.

  • Das Foto zum Artikel ist voll der sexistische Eyecatcher.

  • Es wurde die Frage gestellt, ob diese Werbung Frauen stört. Ja, mich als Frau stört sie. Mich stört noch viel mehr, das mir dann, äußere ich dieses, mangelnder Humor und ähnliches vorgeworfen wird. Dabei ist es einfach nur lahm? Es ist nicht einmal wirklich witzig, sondern sehr altbacken. Ich bin es wirklich leid, solche Art von oberflächlichen "Witzen" und Kommentaren zu hören. Sie sind nicht nur in der Werbung, sondern ich kann sie auch tagtäglich auf Arbeit hören. Es sind die kleinen Kommentare am Rande und ja, diese prägen auch Verhalten und Erwartungshaltungen. Ich denke auch nicht, dass dies durch Verbote irgendwie kontrolliert werden kann und sollte (und mal am Rande Werbung mit Sex und Werbung mit Sexismus ist nicht identisch, auch wenn sie zusammen genutzt werden kann). Aber wie schon eingangs erwähnt, mich als Frau stört es, ja. Und mich stört noch vielmehr, dass mir als Frau oft das Recht abgesprochen wird, das es mich stören dürfte. Eine Gesellschaft lebt und entwickelt sich nur im Diskurs. Im Übrigen kenne ich auch Männer, die sich ebenfalls von den altbackenen Stereotypen in der Werbung angegriffen fühlen, mit denen eben Männer dargestellt werden. Wenn für diese Werbung Geld ausgegeben wurde und dies ist alles, was dabei rauskam. Puh... kreativ ist das nicht. Sehr niedriges Niveau... Was meine Konsequent ist? Wie bei einem anderen Kommentar hier: Firma kommt auf die Liste "nicht kaufen".

  • Einfach nicht mehr beachten. Das sind doch eh Bilder, die so lange am PC bearbeitet wurden, bis nicht mal die fotografierten Personen sich selbst wieder erkennen. Das Zeug wird sowieso immer langweiliger und eintöniger.

  • Durch die in diesem Artikel benutzte Äußerung, dass Frauen üblicherweise keinen Schlips tragen, katapultiert sich die taz bei diesem Thema ins Aus, da sie dadurch doch ebenso überholte Rollenbilder reproduziert. Naja, passiert wohl wenn man JEDES Wort auf die Goldwaage legt. ;)

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    Frage: " Was ist Sexismus?"

    Antwort eines durchschnittlichen Deutschen: "Sexismus? 'Tschuldigung, ich bin nicht von hier."

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Um es auch mal für etwas einfachere Gemüter zu übersetzen: Dass die Werbung sexistisch ist, sehen auch die meisten Foristen hier so, ebenso, dass das nichts Tolles. Nur ob Verbote eine effektive und effiziente Form sind, dies zu unterbinden, bezweifeln einige (darunter ich).

      Aber ich hätte einen Vorschlag: bringen Sie doch mal ein paar konkrete Vorschläge, wie Sie ein Verbot juristisch wasserdicht formulieren würden. Damit könnten auch Sie etwas Sinnvolles zur Diskussion beitragen.

      MfG

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @81331 (Profil gelöscht):

      Zweitaccount von CURSED WITH _A_ BRAIN?

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Das Ende vom Lied wird die völlige Sprachlosigkeit sein. Jede Äußerungen, ob mündlich, schriftlich oder bildlich kann potentiell jemanden beleidigen. Man kann auch bei bester Absicht nicht absolut ausschließen, dass sich irgendwo irgendwer in irgend einer Hinsicht diskriminiert fühlt. Die Konsequenz ist Verzicht auf jede aktive Äußerung. Aber auch das ist Kommunikation. Auch davon kann sich jemand berührt fühlen. Daher: trainiert das dicke Fell, es hilft nichts anderes!

    Man muss schon sehr satt und dekadent sein, um eine derartige Irritabilität entwickeln zu können.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Der Wunsch, ein Opfer zu sein, ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Es ist geradezu berauschend Diskriminierung anzuprangern. Das Leben hat ja sonst nichts Aufregendes mehr zu bieten ...

  • "Wie kann man nicht merken, dass Wünsche nach Verboten für jeden Käse der Demokratie Tritte in den Hintern verpassen"

     

    Weil wir die Demokratie bereits verlassen haben. Ob man es nun Scheindemokratie oder Postdemokratie nennt ist nicht mehr relevant. Letztendlich eine morbide Kreuzung von "1984" und "Schöne neue Welt" mit ein paar German specials oben drauf. Alles bis ins kleinste Detail regeln zu wollen und alles was nicht 100% "korrekt" ist, verbieten zu wollen ist ein ganz typisches Zeichen für diesen kranken Zustand.

     

    Hier werden nur noch Regulierungsneurosen befriedigt, um Sexismus im eigentlichen Sinne geht es da den wenigsten. Traurig, daß gerade von denen die wir hier in Deutschland "links" nennen, solche unreflektierten, demokratieschädigenden Forderungen kommen. Traurig, daß die taz solche Forderungen nicht wenigstens mal ein bischen hinterfrägt.

     

    Wie unten schon geschrieben, die Lösung wäre so einfach und bedarf keinerlei Verbotes.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Es werden Millionen über Millionen für Marketing ausgegeben. Diese Ausgaben werden nicht ohne Grund getätigt, sie werden u.A. getätigt um festzustellen wer die Zielgruppe ist und auf was sie in der Werbung anspringt. Das Unternehmen hat ein Interesse an Werbung die funktioniert und nicht an den politischen Implikationen der Werbung.

    Diese Unternehmen wissen im Gegensatz zu so manchem Geisteswissenschaftler was die Menschen wollen. Das interessiert viele Geisteswissenschaftler auch überhaupt nicht. Da wird davon ausgegangen das die Welt erst dann gerecht ist, wenn jedes Unternehmen, jeder Verein, jede Behörde ein perfektes Abbild der Gesellschaftlichen Gruppen ist. Das ist natürlich grober Unfug und spiegelt in keinster Weise wieder was die Menschen wollen aber was die Menschen wollen interessiert auch nicht wirklich. Denn wenn man darauf acht nehme würde könnte man nicht mehr so oft „Diskriminierung!!!!“ schreien.

    Würde man Frauen fragen ob sie sich an dieser Werbung stören, dass wäre mal eine angemessene Sache. Auf die Resultate würde ich mich freuen. Dann geht es endlich nicht mehr um das fragile Weltbild jammernder Vollzeit-Aktivisten mit reichen Eltern, sondern um diejenigen in dessen Namen _angeblich_ gekämpft wird.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Mich persönlich stört das im Grossteil der Werbung transportierte Frauenbild SEHR.Und bin da in meinem Bekanntenkreis nicht die einzige.

      so viel dazu.

       

      Dass "Sex sells" vollkommen überholt ist,hat man schon vor gefühlten Ewigkeiten nachgewiesen.

       

      Das Beibehalten der sexistischen Rollenbilder in den Medien(nicht nur der Werbung) scheint wie ein angestrengtes Festkrallen an einem Status Quo,der einfach Nicht der Realität entspricht,unterstützt durch ebenjene, die ihren Privilegienverlust in einer modernen Gesellschaft nich verkraften,und sich die "guten alten Zeiten" zurückwünschen,oder zumindest die romantisierte Vorstellung davon,die Werbung und schlechte Filme in ihren Kopf gepflanzt haben.

       

      btw liebes taz-team,eine mobil-optimierung der Seite wäre echt toll.

      • @pippilotta_viktualia:

        Sie meinen also, dass Milliarden an Umsatz in der Werbeindustrie (einschließlich der umfangreichen Marktforschung, auf deren Basis Werbung konzipiert wird) von den werbenden Unternehmen einfach so verschleudert werden, nur um einer veralteten Theorie die Nibelungentreue zu halten?

         

        Das klingt ein wenig unrealistisch, um es milde zu formulieren. Tatsache ist doch, dass aus politisch korrekter Sicht "Sex sells" nicht (mehr) funktionieren DÜRFTE. Ob es wirklich nicht mehr funktioniert, wage ich zu behaupten, wissen die Werbemacher besser, weil sie einfach mehr Budget für entsprechende empirische Erhebungen haben.

         

        Davon abgesehen geht es hier nicht - oder zumindest nicht NUR - um als sexistisch empfundene Werbung, die gerade mit sexuellen Bezügen arbeitet, sondern um das Spiel mit Rollenklischees jeder Art. Das Konzept der "Frau mit Ausschaltknopf" als geheime Utopie ist dabei auch nicht älter, als das des "Mannes, den man Kaffee kaufen lassen kann" etc..

         

        Es gibt noch viele anderer negativer Stereotype, derer sich Werbung zuweilen bedient, um einen wie auch immer gearteten Kontrapunkt zum beworbenen Produkt zu schaffen. Die meisten sind nicht ohne Häme, lassen irgendwen (dem man auch immer irgendeine Gruppenzugehörigkeit unterstellen kann) ein wenig dumm aussehen - meistens übrigens Männer.

         

        Das ist nicht besonders nett. Aber wäre die Welt wirklich besser, wenn es vom Staat verboten wäre?

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Wie drückte es ein bekannter zeitgenössischer Dichter aus: „Brauch ich zum Lachen – schon nicht in den Keller gehen.“

       

      Aber im Ernst, ey mensch Janus, was schreiben Sie denn da?

       

      „Das interessiert viele Geisteswissenschaftler auch überhaupt nicht. Da wird davon ausgegangen das die Welt erst dann gerecht ist, wenn jedes Unternehmen, jeder Verein, jede Behörde ein perfektes Abbild der Gesellschaftlichen Gruppen ist. Das ist natürlich grober Unfug [..]“

       

      Ja, das ist grober Unfug. Das ist so platt verallgemeinernd, dass es die BILD nicht rauslassen würde. Ernsthaft.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @33523 (Profil gelöscht):

      ...echt troll, äh toll ; ) vor 35 Jahren, ein deutscher Hersteller von Antennen, wirklich große Antennen, gibt eine neue Werbekampagne in Auftrag. Die Werbeagentur stellt der Geschäftsführung ihr Konzept für die Anzeigen in Zeitschriften etc. vor. Reaktion der Geschäftsführung "...können wir da nicht ein bisschen SEX reinpacken?!". Nun? Wir schreiben das Jahr 2016, und es hat sich NICHTS, aber auch wirklich NICHTS geändert. Sexismus lebt und gedeiht auch noch im 21. Jahrhundert. Und ja, ich höre schon den Aufschrei der Massen, 'aber doch nicht wir', und doch, genau, ihr!

      • 3G
        3641 (Profil gelöscht)
        @81331 (Profil gelöscht):

        Ein "bisschen Sex" ist aber etwas deutlich anderes als "Sexismus". Ein bisschen mehr Sex und Prickeln im Alltag könnte die deutsche Gesellschaft sicher gebrauchen.

      • @81331 (Profil gelöscht):

        Wer sieht denn dort bitte Sexismus? Außer dem gemeinen Taz-Autor und den Uni-SJW. Genau niemand.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @81331 (Profil gelöscht):

        Es wird sich auch nie etwas daran ändern das diese Art von Werbung funktioniert. Der Mensch springt auf diese Dinge an und das nutzt die Werbeindustrie aus. So lange es funktioniert und legal ist wird das gemacht.

         

        Das Werbung die Sex beinhaltet oder darauf anspielt auch gleich Sexistisch ist halte ich für Unsinn. Sex ist für die meisten Menschen ein Teil des ganz gewöhnlichen Lebens. Das Aussehen der Darsteller weicht sicher vom Durchschnitt ab aber Werbung soll etwas verkaufen und nicht den eigenen Alltag wiederkäuen.

         

        Nun ist die Frage natürlich: Soll man diese Werbung verbieten? Ein Verbot ist die Einschränkung der Handlungsmöglichkeiten der Bürger. Jedes Verbot muss entsprechend gut zu rechtfertigen sein. In einer Demokratie ist das quasi gleichbedeutend mit der Erfordernis die Mehrheit der Menschen hinter sich zu wissen.

        Im Ausnahmefall kann man auch Gesetze gegen den Willen der Mehrheit erlassen um die Rechte von Minderheiten zu gewähren. Das ist hier aber eindeutig nicht der Fall.

         

        Wie gesagt man sollte mal eine Umfrage unter Frauen machen: Stört Sie diese Werbung und wenn ja würden Sie Werbung wie diese verbieten wollen? ... kann mir doch keiner Erzählen das da mehr als 20% mit ja antworten.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...wie titelte Bild heute doch so schön "Ist das Frauenbild der Flüchtlinge ein Problem?". Antwort: eindeutig nein. Allerdings habe ich den Eindruck, lese ich hier so manchen Kommentar, dass viele männliche Deutsche ein doch ziemlich verqueres Frauenbild haben und Sexismus nicht erkennen können, oder erkennen wollen.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Wer möchte nicht ein schönes Frauenbild anschauen? Was ist daran verquer? Manfrau muss schon sehr häßlich und (!) mißgünstig sein, wenn manfrau sich das nicht mehr anschauen mag.

  • Dieser linke Wahnsinn, alles verbieten zu wollen, was irgendwie nervt, treibt die Wähler in Scharen zu Trump und Co.. Wacht endlich auf!

  • Herrlich, so wie man rechts glaubt alleine definieren zu können was Volk und Nation ist, so glaubt man von links alleine definieren zu können was Sexismus ist. Widerspruch zwecklos, vereint in einer fundametalistischen Intoleranz.

    • @charly_paganini:

      ignoranz aber auch braucht kein links oder rechts

      • @the real günni:

        Knapp daneben. Ignorant wäre es wenn man von vornherein negieren würde, dass es Sexismus als strukturelles Problem in einer/dieser Gesellschaft gibt. Darum geht es aber nicht. Es hat nichts mit Ignoranz zu tun wenn man sich nicht der Definition einer kleinen aber besonders lauten Gruppe anschließen möchte, die darüber hinaus noch für sich proklamiert die einzig gültige Definition und Argumentation zu kennen.

  • Respekt steht allen Menschen zu.

    Sonst geht es ja an Silvester wieder los gegen "Sexdschihadisten".

  • Sexismus pur?

     

    Ich weiß nicht, wie man so bitterernst und spaßbefreit sein kann, dass man diese Werbung nicht ganz klar als satirische Werbung identifiziert.

     

    Also ich musste schmunzeln.

  • In Verboten finde ich kann man toll zusammenfinden. Die einen verbieten sexistische Werbung (Spielen ein bisschen Gedankenpolizei. Der Zweck heiligt eben die Mittel.) und die anderen eben die doppelte Staatsbürgerschaft.

     

    Da sage noch einer die verschiedenen politischen Spektren hätten keine gemeinsamen Schnittmengen. Verbieten finden alle toll.

    • @insLot:

      Wenn man was verbieten sollte, dann doch die Doppelmoral!

  • Der /die eine kämpft dafür seine Nippel bei facebook posten zu dürfen, andere wollen sie in der Öffentlichkeit verbieten. Die einen wollen Kopftücher verbannen andere wollen dies mit Straßennamen tun weil sie einen kolonialen Hintergrund haben. Es wird grad immer hipper sich als beleidigte Leberwurst aufzuführen. Diese Leute, die ständig etwas verbieten wollen und Dinge aufrollen, die vor einer halben Ewigkeit passiert sind, schüren nur neue Konflikte und schaden der Gesellschaft. Wie kann man nicht merken, dass Wünsche nach Verboten für jeden Käse der Demokratie Tritte in den Hintern verpassen. Es gibt einen Grund warum sogar linke wie rechte Radikale den Mund aufmachen dürfen egal was für einen Unsinn sie verzapfen. Jaja, ich schmeiße hier Dinge in einen Topf, aber : Leben und Leben lassen. Diese irrelevante Werbung würde mit vertauschten Rollen genauso funktionieren, ist halt primitiver Mario Barth Krempel. Immer auf dem Teppich bleiben...

     

    ...und ich halte mich trotzdem ( obwohl ich ein männlicher Homo sapiens bin) für einen Feministen. Feminismus, yeah Baby!

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Der Sportgerätehersteller hat nach mehreren Beschwerden über Twitter auf die Kritik reagiert: „Es war nicht unsere Absicht jemandem auf den Schlips zu treten. Das Plakat tauschen wir in den nächsten Tagen aus.“"

     

    Frau trägt Schlips? Glaube ich auf's Wort.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Vorsicht - Glatteis!

       

      Reiche gern ein Automatenfotto

      Frau mit Lover - 20er ~>

      Bob & Schlips/Binder - rüber!;)

      Ex-Verlobte meines Vaters!;)

      (Die hätte sich allerdings -

      Fürsorgerin im Roten Wedding -

      Schlappgelacht!)

      • @Lowandorder:

        Oh, was für ein schöner Text.

  • Würde mich nicht wundern, wenn es in erster Linie Frauen sind, die ihren Männern diese Kameras zu Weihnachten kaufen. Um sie bis weit über den Jahreswechsel hinaus sinnvoll zu beschäftigen.

    • @Angelika Oetken:

      ... Sie ahnen ja nicht, was für sinnlose Dinge Männer mit einer Action-Cam anstellen können.

  • Liebe Frau Schwarz,

     

    ich habe heute einen Artikel mit folgender Überschrift gelesen: "REPORT: Like most handsome guys, Trudeau turning out to be a bit of a lying dick". Dabei ist mir eben aufgefallen, dass das Wort "Sexismus" beim Lesen des Artikels nicht einmal durch den Kopf gegangen ist. Gut, vielleicht war der Artikel nicht ganz ernst gemeint. So wie die Werbung?

     

    Und natürlich sollte Werbung ganz aus dem öffentlichen Raum verbannt werden. In Zeiten des Smartphones unnötige Verschmutzung.

     

    Übrigens: ist das Artikel Bild oben jetzt die genannte Werbung? Ansonsten könnte ein Leser leicht auf die Idee kommen, das Bild dazu mehr Klicks auf den Artikel zu sichern. Mit dem Motiv auf dem Bild könnte man das fast als "sexistisch" auslegen.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Echt jetzt? Das ist also purer Sexismus.

    Somit nicht mehr steigerbar? Wow. Da würden mir aber ein paar andere Beispiele einfallen.

     

    Kann man das nicht einfach als meinetwegen flachen Witz über Geschlechterklischees wahrnehmen?

  • "In Berliner U-Bahnhöfen wirbt Decathlon mit einem sexistischen Spruch über Frauen." - Was sagt Bernhard Pötter dazu, der am 25.11.16 in der taz einen Artikel mit diesen Sätzen begonnen hat: "Heute mal ein Geständnis: Ich hasse Shopping, aber ich liebe 'Decathlon'."

  • Ok - ok - ich bin ein Mann -

     

    Das mag als (Be)Hinderungsgrund einiges erklären. - auch daß ich doch

    Über den Wortlaut der Werbung hinaus & eingedenk der hier gegebenen Erklärung dennoch

    Mühe mit dem pc usw habe.

    Gebe aber doch zu bedenken - als juristisch Verbildeter - wie man solcherart Fallgestaltungen mittels

    Einer abstrakt-generellen Regelung

    Vulgo - Gesetz - erfassen will!

    Inklusive - Blockwarten für Rentner etc

     

    Wiederhol mich also gern -

    "Was früher der Lachsack -

    Ist heut pc!"

  • Die Werbung erniedrigt nicht Frauen, sondern spielt auf die (klischeehaft) gestörte Kommunikation in einer Ehe an.

    Man hätte auch was mit Männern machen können, was zuhören kann.

     

    An dieser Stelle reagiert die Autorin m.E. über - bei aller berechtigten Brisanz des Themas.

    • @benevolens:

      Ein menschlicher Mann oder eine menschliche Frau in der Werbung? Ist doch viel zu langweilig...

      Der Mann muss entweder ein Trottel oder ein Macho sein, keinesfalls ein erwachsener Mann.

      Die Frau ist dann entweder die smarte Domina oder die strohdumme Barbie...

  • Gibt es eigentlich auch Journalisten (m/w) mit Ausknopf? Jedenfalls bei solchen, die alles verbieten (und am besten auch gleich noch unter Strafe stellen) wollen, was nicht dem íhrem eigenen Weltbild entspricht.

     

    Aber vielleicht ist ein solcher Ausknopf ja auch gar so sinnvoll. Denn er würde dann ja auch verhindern, daß solche Forderungen nach Verbot und Strafe mal zuende gedacht werden können, bevor sie in die Welt gesetzt werden.

     

    Trennscharfe Definition? Überwachung? Durchsetzung? Vollstreckung? Wie soll das funktionieren?

     

    Das was Nachvogel vorschlägt, ist doch ok: Wer mit dieser Werbung nicht einverstanden ist: Andere Produzenten haben doch auch schöne Angebote.

     

    Ich fordere, das Verbieten zu verbieten und unter Strafe zu stellen!

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Carsten R. Hoenig:

      "Ich fordere, das Verbieten zu verbieten und unter Strafe zu stellen!"

      Geht nicht.

      Wer das Verbieten verbieten will, verbietet auch das Verbieten des Verbietens.

  • Ich halte wenig von sexistischer Werbung, als Beispiel seien die AXE (Fehrnseh) und die Garmin (Radio) Werbungen der letzten Jahre genannt, in denen Frauen nur als willige/dumme Objekte dargestellt wurden. Und umgekehrt ist es keinen deut besser, der Mann in der Werbung wird entweder unglaublich trottelig dargestellt, oder ist ein Hypermacho, der vor lauter (meist optischer) Perfektion und Coolness nicht mehr laufen kann.

     

    Aber ganz ehrlich, ein Gesetz dagegen? Was wird dann in den Jahren darauf noch alles verboten, bis wir die perfekte "political correctness" erreicht haben? Und was genau ist in dem Zusammenhang wirklich Sexismus? Mit schönen Menschen wird für alles mögliche geworben, wo ist die Grenze?.

     

    Ich halte nichts davon, gar nichts. Im übrigen gibt es ein sehr gutes Druckmittel, nämlich Umsatzzahlen, ich für meinen Teil habe sowohl AXE, Garmin als auch einige andere Anbieter dauerhaft von der Einkaufsliste getrichen. Diese Sprache verstehen die sogar ziemlich gut.

     

    Es würde wesentlich mehr Sinn machen, mit Aktionen für ein selektives Einkaufsverhalten zu kämpfen, als mit diesem Zensurquatsch anzufangen.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Nachtvogel:

      AXE? Garmin?

       

      Nie gehört, nie gesehen, nie gekauft.

      Bin aber jetzt schon etwas neugierig.

       

      Verdammte Werbung...

      • @571 (Profil gelöscht):

        Die beiden Firmen sind nur ein Beispiel, das mir spontan einfiel, weil sie mir in den letzten Jahren gehörig auf den (Verzeihung) Sack gingen mit dieser dummdreisten Masche. Glaub beide haben inzwischen die Strategie geändert. Hab Fernsehen und werbefinanzierte Radiosender inswischen aus meinem Leben verbannt, so genau kann ich es daher gar nicht sagen

         

        Ich bin da sehr eigen, führe quasi eine Art Blacklist von Firmen, die mir nicht in die (Einkaufs-)Tüte kommen. Sei es wegen unerträglicher Werbung (für blöd verkaufen, unglaubliche Penetranz, Sexismus, etc.) oder sonstiger Dinge wie Arbeitsbedingungen, Umweltschutz etc.

        Ziehe ich inzwischen auch gnadenlos durch.

         

        Das mag ja mancher für übertrieben halten, andererseits ist den Leuten irgendwie nicht bewußt welche Macht sie eigentlich ausüben könnten - wenn sie nur mal mitdenken würden. Aber spätestens beim nächsten BlackFriday oder der nächsten LikeMeAtFratzenBuch-to-get-10%-Aktion schaltet Generation ShoppingWahn sowieso wieder alle rudimentär noch vorhandenen Denkvorrichtungen ab, erst recht wenns - huiuiui - irgendwo doppelte PayBack-Verarscherpunkte gibt ... traurig.

         

        Ich scheiß auf diesen ganzen Zensurquatsch. Eine Firma macht übel sexistische Werbung? Dann soll die Taz doch mal eine Woche lang ein Banner fix plazieren zum Aufruf, diese Marke zu meiden. Was glauben Sie wie schnell die Hersteller bei Umsatzeinbrüchen "katholisch" werden würden, wie man in Bayern so schön sagt? So eine Aktion würde ich mir mal wünschen.

         

        Aber dieser dämliche Beißreflex, alles per Gesetz regeln zu wollen ist eine Armutserklärung und ein Bärendienst für unsere Gesellschafft! Sehr bitter, daß das gerade so sehr "von links" kommt.

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @Nachtvogel:

          Gesunde Einstellung, ganz so weit bin ich noch nicht.

          Bei Werbung stelle ich meistens auf Durchzug, das geht auch.

          Werbefinanziertes TV ist bei uns schon seit Jahren kein Thema mehr und die taz ist eh schon "von Natur aus" nahezu werbefrei...

  • "Damit dürften dann wenigstens Berliner_innen ungestört U-Bahn fahren ohne von klischeehafter Werbung belästigt zu werden" Grandios. Endlich wird es im Nahverkehr wieder ruhig, entspannt und zivilisiert zugehen.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @LupusBerlin:

      Die kriegen von der Werbung eh nix mit vor lauter taz-Lesen.