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Architektur nach der Nazi-ZeitLieblose Städte, kalte Städte

Was von den Bombern der Alliierten verschont blieb, fiel den Architekten der jungen BRD zum Opfer. Bis heute sind deutsche Städte davon geprägt.

Triumph des Grauen, Harten, Kalten: Autobahn A 40 in Essen Foto: S.Ziese/picture alliance

Berlin taz | An einem Straßenrand in Berlin-Schöneberg erinnert ein schlichtes Denkmal an die Synagoge, die dort einmal stand. „Nach der Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger durch die Nationalsozialisten verlor sie ihre Funktion und wurde 1956 abgerissen“, heißt es in der Inschrift lakonisch. Abgesehen vom zeittypischen Nachkriegs-Verdrängungsmechanismus (vernichtet haben „die anderen“, die Nationalsozialisten, nicht die Deutschen), irritiert das kühle Nützlichkeitsargument.

Die Schöneberger Juden wurde vertrieben oder vernichtet, ihre Synagoge, die Pogromnacht und Krieg nahezu unbeschadet überstand, kann also weg. Heute dient die Fläche als Spielplatz für die angrenzende Grundschule, was zweifellos schön für die Kinder ist, nur: Alternativen wären natürlich möglich gewesen. Man hätte die Synagoge als Gedenkort behalten oder sie pragmatisch in den Schulbetrieb integrieren können, bis sich wieder eine jüdische Gemeinde gründe und die Synagoge nutze.

Die funktionalistische Kälte, mit der nach 1945 ausgerechnet jüdische Einrichtungen zerstört wurden, schmerzt besonders. Die Kälte zieht sich aber durch den gesamten Neuaufbau der zerstörten Städte, der fast immer nach dem gleichen Muster erfolgte: Dort, wo alles weggebombt war, wurden, neue, sachliche Gebäude hochgezogen. Die Stadtplaner rissen auch intakte Viertel aus der Gründerzeit und sogar früheren Epochen ab, um Platz zu schaffen für die berüchtigte „Flächensanierung“ – oder einfach, weil sie scheinbar nutzlos geworden waren.

Die Zerstörung der Städte hörte am 8. Mai 1945 nicht auf, sie ging weiter. Besonders schlimm traf es Städte, die so stark zerbombt waren, dass nur noch wenig nachgeholfen werden musste: die Ruhrgebietsstädte Essen, Dortmund und Hamm natürlich, Bielefeld, Hannover, Darmstadt, Kiel, Ulm; mit Abstand folgen Hamburg und Berlin, die wegen ihrer Größe vor und nach 1945 nicht komplett zerstört werden konnten. Und in wohl jeder deutschen Kleinstadt gab es mal ein Kloster, einen Barock- oder Renaissancebau, der für ein Hoch-, Kauf- oder Parkhaus weichen musste.

Städte für Autos

Breite, autobahnähnliche Straßen wurden in die Stadtlandschaft geschlagen, um die einzelnen Stadtteile miteinander zu verbinden. Dahinter stand die Ideologie der autogerechten Stadt und der sogenannten Funktionstrennung: Wohnen und Arbeiten sollten säuberlich voneinander separiert, der Idee der gemischten Viertel mit Gewerbe, Geschäften und Wohnungen der Garaus gemacht werden.

Wohl jeder, der in der Nachkriegszeit und in der Stadt aufwuchs, kann sich daran erinnern, wie er mit der Mutter an der Hand unter Lebensgefahr und im Laufschritt sechsspurige Straßen überwand (die Grünphasen waren immer viel zu kurz) oder in dunkle Unterführungen hinabsteigen musste, während der männliche Ernährer mit dem Auto die Schneisen bequem für den Weg zur Arbeit nutzen konnte. Der einzelne Mensch ohne den Schutzpanzer Auto wurde in der neuen Stadt klein gemacht.

Eine sozialpsychologische Erklärung der zweiten Zerstörung nach 1945 lautet: Da hat sich verdrängte Schuld Bahn gebrochen, die sich in Selbstverstümmelung äußerte. Das, was die Bomber der Alliierten nicht geschafft haben, holen wir eben selbst nach. Konkreter und realistischer ist ein anderer Erklärungsansatz. Es war der Zeitgeist, kombiniert mit Gelegenheit und dem dafür ideologisch geschulten Personal.

Nach 1945 zogen zwei Gruppen in die Bauabteilungen der Städte ein: zum einen die NS-Architekten, die direkt oder mittelbar für Hitlers Chef-Architekten Albert Speer gearbeitet hatten. Speer, der wegen seiner zweiten Funktion als Rüstungsminister und KZ-Insassen-Ausbeuter nur durch Glück einem Todesurteil beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess entkam, hatte bereits 1943 mit seinem Masterplan „Die gegliederte und aufgelockerte Stadt“ eine Blaupause für den Wiederaufbau gesetzt.

Ähnliche Ziele, unterschiedliche Motive

Rudolf Hillebrecht zum Beispiel, der für den dortigen Gauleiter an den monumentalen Plänen für die „Führerstadt Hamburg“ mitarbeitete, setzte nach dem Krieg als Stadtplaner von Hannover die Zerstörung der alten Stadt fort. In Westberlin konnte Hans Stephan, der im Stab Speers arbeitete, seine Karrie­re als Senatsbaudirektor praktisch nahtlos fortsetzen. Es waren aber nicht nur Altnazis: Daneben wirkte auch eine – kleinere – Gruppe von politisch unbelasteten Architekten mit, die noch von der Weimarer Republik geprägt waren.

Ihre Ziele – eine neue Stadt aus einem Guss zu bauen – ähnelten sich, nur die Motive waren unterschiedlich. Die Altnazis sahen die Gelegenheit, ihr Werk nach 1945 zu vollenden, die Unbelasteten wollten alte Zöpfe abschneiden. Alles Alte galt ihnen als verkommen.

Beide Gruppen waren sich so unähnlich nicht, waren sie doch beide Kinder des Modernismus und hatten mit den Architekten Walter Gropius oder Mies van der Rohe oft die gleichen Lehrmeister. Sie einte der Hass auf die bürgerliche Stadt mit vitalen, dicht bebauten Innenstädten, den Villenvorten und den Arbeitervierteln mit ihren Hinterhöfen.

Kommunale Werbefilme der Nachkriegszeit – die Städte mussten den Alteigentümern für den Umbau ja die Grundstücke abkaufen – zeichneten im Stil der Nazi-Propaganda die Innenstädte als dunkle, asoziale Dreckslöcher. Orte, an denen nicht nur Krankheiten, sondern auch politische Extremismen grassieren.

Sanieren? Wozu?

In den sechziger Jahren wurde zum Beispiel das Berliner Brunnenviertel, ein etwas heruntergekommenes, im Krieg aber intakt gebliebenes Arbeiter-Mietshausquartier im Berliner Wedding, dem Erdboden großenteils gleichgemacht und durch seelenlose Wohnsilos ersetzt – gebilligt vom SPD-Säulenheiligen Willy Brandt, der damals Regierender Bürgermeister war. Die Arbeiter, so hieß es, sollte es einmal besser haben. Für die Unsummen an Geld, die für den Kahlschlag samt Neuaufbau ausgegeben wurde, hätte man jedoch die alten Mietshäuser prächtig sanieren und die toilettenlosen Arbeiterwohnungen (die gab es „auf halber Treppe“) gleich mehrfach mit schönen Bädern ausstatten können.

Die neuen, nüchternen Siedlungen boten zwar Zentralheizung, leisteten aber Anonymität und Entfremdung Vorschub. Sie sind im Außenbereich praktisch tote Viertel, wo nur die Funktion „Wohnen“, und das in engen Räumen, möglich ist. Hier gibt es keine Geschäfte, keine Kneipen, keine Cafés. So schuf man auf dem Reißbrett soziale Brennpunktviertel, wo man doch angeblich soziale Probleme beheben wollte.

Seltsam mutet an, dass damals der Brandschutz als Argument – oder Vorwand – für den Stadtumbau herhalten musste. In den Bombennächten hatten die dichten Innenstädte mit ihrem vielen verbauten Holz wie Brandbeschleuniger gewirkt. Das wollte man durch breite Autoschneisen und viel Leerfläche zwischen den Wohn- und Büroriegeln künftig verhindern. Der Krieg war so stark in der nationalen Seele verankert, dass man für einen neuen schon mal vorsorgte.

Ambivalent ist die Rolle der Fußgängerzone, die nicht zufällig eine deutsche Nachkriegserfindung ist. Einerseits ist sie autofrei – andererseits sorgt sie dafür, dass der Verkehr unbelästigt von Fußgängern umso ungehinderter drum herum fließen kann. In der „City“, wie es früher etwas penetrant hieß, wird ganz im Sinne der Funktionstrennung nicht gewohnt oder ausgegangen, sondern eingekauft und gearbeitet.

Die lieblose Republik

Und so sehen Fußgängerzonen nach Ladenschluss denn auch aus, nämlich ziemlich trostlos. Wenn deutsche Touristen heute in Neapel, Lucca oder Lissabon beglückt ihre Airbnb-Wohnungen beziehen und ganz angetan sind vom abendlichen Treiben unten auf der Straße, finden sie etwas, was sie zu Hause nicht haben.

1981 schrieb der SPD-Intellektuelle Dieter Lattmann das heute völlig zu Unrecht vergessene Buch „Die lieblose Republik“, eine Abrechnung mit der Regierungszeit des kalten, schneidigen Bundeskanzlers Helmut Schmidt. Das Buch lässt sich aber auch als generelle Abrechnung mit der Effizienz-Ideologie, mit dem Macher- und Optimierungswahn der sechziger und siebziger Jahre lesen, der sich eben auch im Städtebau ausdrückte.

Lieblos sind bis heute die meisten deutschen Städte, auch wenn gut gemeinte Reparaturmaßnahmen seit mittlerweile einigen Jahrzehnten andauern. Straßen werden verengt, Lücken durch Nachverdichtung geschlossen, die schlimmsten Bausünden der Nachkriegszeit abgerissen. Aber die Zerstörungswut der Vergangenheit lässt sich nicht einfach wettmachen. Man braucht im Grunde keine Mahnmale zum Zweiten Weltkrieg, die Städte selbst sind es.

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56 Kommentare

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  • Ein wunderbares Beispiel für die geradezu skandalöse Hässlichkeit und Einfallslosigkeit deutscher Städte bietet der Vergleich zwischen Berlin und Oslo. Beide Städte hatten die gleiche Aufgabe: ein ca 1,5 Kilometer langes Band entlang der Gleise zum Hauptbahnhof zu bebauen.

    Das hier hat Oslo draus gemacht:

    images.app.goo.gl/5ps2LiEttLSBYZVh7

    Und das hier Berlin:

    images.app.goo.gl/wja2mULhyqMqFjgi8

  • Wenn wir mit Besuch aus dem Ausland westdeutsche Städte besichtigt haben, ist uns aufgefallen,mit wenigen Ausnahmen, wie wenig sehenswertes es eigentlich gibt. Weder altes noch modernes, das meiste nur langweilig. Heute nicht besser, Beispiel Neubebauung entlang der Bahn in München...einfallslos, ängstlich, immer dasselbe, Farbe ist in D eh verpönt.

  • Das Problem bei Architektur: Irgendwie können die Architekten machen, was sie wollen, sie scheitern immer. Neubauten sind immer wenig lebenswert, unmenschlich, kalt, steril... Erst mit den Jahrzehnten, wenn sich Menschen die Bauten aneignen und sie nach eigenem Gusto gestalten, werden sie lebenswert. Völlig egal, wann und wie sie gebaut wurden. Mietskasernen des 19. Jhr. waren als Neubauten das Grauen. Jetzt der coole Kiez. Plattenbauen, früher Inbegriff der architektonischen Fehlplanung, werden von den Bewohnern zu Lebensraum umgestaltet. Mir ist, ehrlich gesagt, kein einziges Neubauprojekt bekannt, was wie von den Architekten geplant, funktioniert hätte. Wenn es eine Kunst gibt, die permanent scheitert, ist es die Architektur. Bis jetzt musste die Zeit immer die Wunden heilen, die sie gerissen hat. Immer.

    • Gunnar Hinck , Autor des Artikels,
      @fleischsalat:

      Hallo, die Mietskasernen des 19. Jh. waren aus damaliger Sicht nicht unbedingt ein "Grauen" - abgesehen von der Überbelegung. Gelungene Neubauten gab es in den 20er Jahren und durchaus auch in den 50er Jahren. Schwierig war nach dem 2. Weltkrieg das Stadtkonzept, gar nicht mal die Neusiedlung als solche. Schlimm wurde es wie erwähnt mit den mutwilligen Abrissen und dem Hinklatschen von Betonsiedlungen etwas später. Gunnar Hinck, Autor

  • Wer Architektur bewertet, sollte sich immer darüber bewusst sein, daß die eigenen Kindheitserinnerungen, Assoziationen, politischen Überzeugungen, der soziale Status und Nostalgie eine Rolle spielen.

    Ähnliche Diskussionen um Formschönheit oder die Frage allgemein, ob es denn eine allgemeingültige Schönheit in diesem Sinne gibt, existieren ja auch in der Kunstwelt.

    Ich habe keine Antwort darauf, würde aber behaupten, daß die Frage teilweise am Thema vorbeigeht.

    Denn die Wahrnehmung von Stadträumen und Natur, misst sich auch an der Interaktion mit den darin lebenden Menschen und ihrer Funktion.

    In China gibt es beispielsweise in manchen Hochhäusern öffentliche Einrichtungen, Restaurants, Shops und Kultur in den mittleren und oberen Stockwerken. Ein Hochhaus wird damit für die Öffentlichkeit erlebbar und begehbar.



    Eine Hochhaussiedlung am Rande einer deutschen Stadt wirkt dagegen anonym und abweisend.



    Nach dem Krieg wurden Städte für Autofahrer gebaut und eine monokulturelle Nutzung fein säuberlich getrennt- hier das Gewerbe, dort der Shoppingcenter und dann eine Trabantenstadt zum Wohnen.



    Ich sehe das Hauptproblem eher in der Philosophie dahinter

    • @R. Mc'Novgorod:

      Nun ja.. In gewisser Weise haben Sie sicherlich Recht. Aber auch Sie werden nicht negieren, dass die meisten Städte, Orte in Italien, Frankreich oder Spanien mehr Charme und architektonische Schönheit haben, als fast jede Stadt in Deutschland. Ganz unabhängig davon, welchen individuellen Geschmack jemand hat. Ich habe zB lange Zeit in Frankfurt gelebt. Die 'neue Altstadt' ist zwar neu gebaut, sieht aber trotzdem besser aus als der ganze Rest. Einfach, weil auf klassische Schönheit beim Bau gesetzt wurde.

  • Schöner Artikel - zeigt wie wir mit uns umgehen, oder auch umgehen lassen.



    Architektur ist halt auch Spiegel unserer Gesellschaft.

  • Die Zerstörung geht doch noch immer weiter. Abriss und Neubau wird auch heute noch gerne praktiziert. Alternativ verschwinden alte Fassaden jetzt auch gerne hinter Dämmungen. Hauptsache glatt, sauber und modern..

  • Man muss aber unterscheiden um welche Bausubstanz es letztlich ging, heute findet man die (luxus-)sanierte Gründerzeitetage schick und die relativ großzügige und immer wieder auf Stand gebrachte Genossenschaftswohnung aus den 1920ern ist was feines. Was aber auch an schlechter kaum sanierbarer Bausubstanz dabei verschwunden ist, dem würde ich keine Träne nachweinen. Ich war als Kind Ende der 1960er Jahre mal mit meinen Eltern bei ganz entfernten Verwandten in Nürnberg zu Besuch, die wohnten in einem Altbau mit Gemeinschaftstoilette auf halber Treppe. Ich erinnere mich an die komplett muffige Wohnung und habe später auch verstanden warum meine Mutter bei solchen Expeditionen immer eine große Sprühdose Sagrotan dabei hatte.

  • Da war die DDR in der Fläche effizienter. Dort stellte man neue „Platten“ an die Ränder und ließ die alten Kerne einfach verkommen. Zum Glück für alle Liebhaber alter Bausubstanz kam „die Wende“ in nicht wenigen Orten gerade noch rechtzeitig und so konnte mancherorts tatsächlich erfreulich oft die alte Struktur gerettet werden.

    • @vieldenker:

      Genau so siehts. Da wurden halbe Gründerzeitviertel dem Verfall geopfert oder abgerissen. Und je weiter man nach Osteuropa fährt, desto mehr prägen graue Plattenbauten die Architektur dieser Zeit.

  • Ein sehr guter Artikel. Als Zusatz vielleicht noch, dass die soziale Komponente des Wohnungsbau nicht nur durch diese Bausünden befeuert wurden, sondern auch dadurch, dass der soziale Wohnungsbau im Sinne des Neoliberalismus privatisiert wurde. Sie Vonovia und Co.

  • In aller Fairness: auch fast alle heutigen Neubauviertel und Verdichtungsmaßnahmen sehen aus und fühlen sich an wie keimfreie Trabanten. Es geht so weit, dass man alten Baumbestand abholzt, um dann „Quartierparks“ mit neuen Bäumchenarten, die dort überhaupt hingehören, sparsam bepflanzt…

    • @Heideblüte:

      Das stimmt, es scheint sich im Denken nur wenig geändert zu haben. Es wird versucht, ein komplett neues Viertel zu planen mit allem Annehmlichkeiten, die man sich erträumt (ein paar Geschäfte, Grünstreifen). Aber das Alte wird nicht einbezogen, es stört weiterhin.

  • Ich würde der These schon widersprechen. In Hamburg gibt es wirklich viele Stadtteile für Arbeiter, die in den 1950ern wieder aufgebaut wurden und das mit viel Grün, mit einem Plan. Es ist nicht wunderschön, aber es ist weder kalt, noch hässlich. Der Nach-Plan 1950er, 1960er, 1970er den finde ich hingegen gar nicht. Es hat lange gedauert, bis für roten Backstein im Norden überhaupt vernünftige Ideen entstanden sind und oftmals sind sie auch nicht entstanden. Und Deutschland war von 1945 bis 1965 auch nicht wohlhabend, bzw. die Bauindustrie war auf günstige Masse ausgelegt.

    • Gunnar Hinck , Autor des Artikels,
      @Andreas_2020:

      Was den Hamburger Osten angeht, haben Sie Recht. Das ist nicht seelenlos in HH-Hamm usw, sondern durchaus mit Charakter. Man hat sich halt in Hamburg auf die regionale Bautradition besonnen und Klinker eingesetzt. Schlimmer wurde es in Hamburg mE ab den späten sechziger Jahren mit den Großsiedlungen. Viele Grüße, Gunnar Hinck, Autor

  • Die Stadtzerstörer sind immer noch aktiv. Heute im neue Gewandt. Mit dem GEG witterten sie Morgenluft. Der Hebel heißt jetzt Energieeffizienz. Was irgendwie als lebenswerter Kiez oder Bauernhaus überlebt und liebevoll seit den 80ern gepflegt wurde, sollte nun in Styropor gepackt werden, 100 Jahre alte Fenster u. Türen gegen Immitate getauscht werden. Balkonbasteleien, Blumen auf Fenstersimsen, gewachsene Fasadenstrukturen, alles weg. Am besten die alte Bude ganz weg, damit alles dichte Plastikkuben werden, vollautomatisch belüftet und beheizt. Früher war es der Fetisch Auto, jetzt der Fetisch Energie.

    Aber Widerstand regt sich. Hier in Köln hacken die Papageien ihre Wohnhöhlen in die schöne, neue Styropor-Verpackung.

  • Ich wohne in einer der im Artikel genannten Städte und kann das Gesagte voll bestätigen. Was hinzuzufügen wäre ist, dass die konsequente Betonisierung der Nachkriegsjahre meine Stadt zu einer der heißesten der Republik macht. Keine gute Aussicht in Zeiten des Klimawandels.

  • Bei den Mieten gilt allerdings die zynische Logik: "Der Trabant ist beliebt - die hohe Nachfrage beweist es".

  • Auch ablätternden Putz finden wir nur im Urlaub 'wildromantisch', aber zuhause muss alles Dispersionsfarbe sein.



    Und der Parkplatz vorm Haus das Wichtigste.



    Eine Anne Hidalgo hat leider in deutschen Städten mit Autoverkehrsministern



    und unter Bildlesern und ADAC Mitgliedern keine Chance.

    • @So,so:

      Außerdem alles schön in verschiedenen Grautönen, der Garten kahl mit einer ökologisch toten Rasenfläche.



      Gerade neue Wohngebiete - mit natürlich vorwiegend EFHs - sind die Hölle.

      • @fourorty:

        Und ich finde Mietwohnungen sind die Hölle. Besonders außerhalb der Metropolen, wer tut sich das freiwillig an?

        • @charly_paganini:

          Ich.

      • @fourorty:

        Und drum herum der Metallstangenzaun mit eingeflochtenen Plastikbändern.

        Was in Deutschland an „Gestaltung“ erlaubt und sozial toleriert wird, ist unfassbar. In Skandinavien wäre so eine extreme Hässlichkeit bei Einfamilienhäusern unvorstellbar. Man würde sich schämen.

  • Auch finde den Artikel gut und richtig. Bedauerlicherweise fehlt der Hinweis, dass die lieblose Nachkriegsarchitektur zumindest in Teilen erfolgreich beseitigt und gegen das Alte ersetzt worden ist (Stichwort Stadtschloss).

    • @DiMa:

      Die Nachbauten sind letztlich Geschichtsrevisionismus. Eine anspruchsvollere Architektur macht es eigentlich auch, ich kann z.B. die Klinkerfassaden der Nachkriegszeit nicht mehr sehen. Wie schön Klinker sein kann, sieht man vor allem in der Architektur der 1920er-Jahre, "Klinkerexpressionismus".

      • @Tenderloin:

        Würde die moderne Architektur nicht immer wieder und wieder enttäuschen, müsste man nicht auf das Bewährte zurückgreifen.

      • @Tenderloin:

        Durch den Neubau wird die Geschichte nicht revidiert.

        Es liegt allenfalls ein Architekturrevisioniusmus vor, welcher aus meiner Sicht aus den im Artikel genannten Gründen höchst willkommen ist.

    • @DiMa:

      Das Stadtschloss ist nun das ungeeignetste Beispiel. Das Gebäude, das zugunsten der Schloss-Atrappe abgerissen wurde, war keine "lieblose Nachkriegsarchitektur", sondern ein bemerkenswertes Bauwerk, dem allein aus politischen Gründen der Status eines Baudenkmals verwehrt wurde.

      • @Django:

        Ich haltr das Wort "Atrappe" an der Stelle schon für falsch und defamierend, den es gibt keine Vorschrift, wie und in welcher Form ein Schloss zu errichten ist. Schlösser wurden über Jahrhunderte errichtet und haben sich dabei oftmals an Altem und Vergangenem orientiert.

        In diesem Fall erfüllt es erfolgreich den Zweck der Verdrängung liebloser Nachkriegsachitektur.

        Mir würden da durchaus noch andere Beispiele einfallen; Mehringplatz um nur eines zu benennen.

      • @Django:

        Nun wurde das Schloss aber auch aus rein politischen Gründen abgerissen….

        Mit dem Portal hat man allerdings doch noch das Staatsratsgebäude geschmückt.

  • Der Witz ist, dass der Hass auf das Alte ja heute noch zu finden ist: in Berlin darf ja keiner meinen, dass die Schlossfassadenrekonstruktion eigentlich ganz okay oder gar schön aussieht. Nein, als politisch korrekter Linker muss man sie „scheußlich“, „grässlich“ oder „furchtbar“ finden. Man hat darüber zu klagen, dass dort nichts ultramodernes gebaut wurde - oder gar darüber, dass der brutalistische Palast der Republik abgerissen wurde.



    Dass man selbst in einem Gründerzeitviertel wohnt und die damals in Massenfertigung erstellten Fassaden dort liebt, ist natürlich überhaupt keine Heuchelei….

    • @Suryo:

      "Schlossfassadenrekonstruktion"

      ...ist der völlig falsche Begriff. Tatsächlich hat man einen kleinen Teil der alten Fassade genommen und auf die Länge des Betonklotzes vervielfältigt, so dass eine eintönige Langweiligkeit entsteht. Diese wird nur durch ein paar "Gags" aufgelockert. Da wäre die Kuppel, die, viel zu klein, wie ein gelandetes Ufo wirkt, wenn man aus Richtung Alex kommt. Das war allerdings wohl schon vorher so. Lustig ist auch, dass man den bekannten Balkon gegenüber dem Original nochmal gebaut hat.



      Dazu die Rückfassade, die den anheimelnden Scharm eines Luftschutzbunkers hat.

      Wenn man jetzt noch die Wackelschale davor stellt, ist die Karikatur des alten Schlosses perfekt...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das mit der Vervielfältigung wusste ich gar nicht. Aber dass da irgendwas was nicht stimmt, das sieht man ja auch als architektonischer Laie auf Anhieb . Vielen Dank für die Info. Ich hatte mich nämlich schon gefragt, woran es liegt, dass das so schräg wirkt (siehe unten).

        • @Tian:

          Auf diesem Bild: upload.wikimedia.o..._NARA_68154989.jpg



          sieht man recht gut, dass das originale Schoss kein Klotz, sondern ein historisch gewachsenes Gebäude war. Was man jetzt hingebaut hat, ist ein schlechter Witz.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            So sehe ich das auch, besonders als ich mit meinen Enkeln dort war. Die hatten nun ein Königsschloss erwartet, so ein bisschen, wie in den Märchen, die wir ihnen erzählen. Und die waren natürlich total enttäuscht.

    • @Suryo:

      Wer das Bauwerk kritisiert, und das ist an sich vollkommen legitim, sollte wenigstens wissen, was "Brutalismus" bedeutet: Roher (franz.: "brut") Beton, großflächig präsentiert im Innern und auf der Fassade - als tragendes und offen hergezeigtes konstruktiv-esthätisches (keine Wertung) Element. Die Fassade des "Palastes der Republik" jedoch bestand vor allem aus (Spiegel-)Glas, Stahl und Aluminium. Der Rohbau war aus Beton: verkleidet. Auch im Innern war der Beton versteckt: Holzvertäfelungen, Metalle (Kupfer, Messing), Kunststoffe (zB als Akustik-Elemente), Marmor, andere Natursteine, Glas- und Glasspiegel-Elemente.

      Und massenweise Leuchten, drum "Erichs Lampenladen"

      Null komma Null Brutalismus.

      Man, darf, ja muss die verkrustete Ideologie der Partei kritisieren, auch dass sie den "Palast" als Propagandainstrument nutzte. Diesem den Denkmalstatus zu verweigern und ihn durch ein revisionistisches neo-klassizistisches reines Fassadenwerk zu ersetzen, kann, darf und sollte man aber ebenso kritisieren. Und auch einige der durchaus positiven Intentionen des Neubaus sind aus meiner Sicht Teil des Ganzen.

      In Summe bin ich nicht begeistert, ein wichtiges Baudenkmal wurde vernichtet.

    • @Suryo:

      Das Humboldtforum ist zweifellos ein gelungener und eindrucksvoller Bau. Klassizistische Architektur gibt es rund um die Museumsinsel und Unter den Linden aber zuhauf. Die Vielgestaltigkeit und Zerrissenheit deutscher Geschichte und auch Architekturgeschichte hätte durch den Erhalt des Palasts der Republik guten Ausdruck gehabt, zum dieser nicht das schlechteste Beispiel der DDR-Architektur war.



      Und das Humboldtforum ist ja gar nicht alt, sonders es tut nur alt und knüpft unnötigerweise an alte Symboliken an... Na Sie werden die Diskussionen dazu ja kennen ;)

      • @Marius:

        Ja, und diese Diskussionen halte ich für belanglos und wichtigtuerisch. Die Fassade gefällt den meisten Menschen. Ich habe den Eindruck, dass allein das einige Eliten empört. Da muss man doch gar nicht auf der Uni gewesen sein, um die Ästhetik zu schätzen! Pfui!

        • @Suryo:

          Nach der Fertigstellung habe ich die Schlossfassade lange Zeit gar nicht wahrgenommen, bis ich mal ganz bewusst hingeschaut habe. M.E. sieht man überdeutlich, dass das ein Fake / reiner Fassadennachbau ist. Da war die Baustelle mit der Handywerbung irgendwie eindrucksvoller und Erichs Lampenladen auch.

  • Leider waren viele Architekten und Stadtplaner der Nachkriegszeit völlig unkritische Anhänger der Charta von Athen und viele Pioniere der Moderne verloren schließlich das menschliche Maß aus den Augen (Gropiusstadt, Le Corbusiers "Wohnmaschinen")...

    de.m.wikipedia.org...a_von_Athen_(CIAM)

  • Sehr geehrter Herr Hinck,

    das Nachdenken und die Kritik zur Nachkriegsstadtplanung ist ein wichtiger Beitrag zur realistischen Wahrnehmung der vorherrschenden Praxis. Trotz der zahlreichen Texte – darunter natürlich auch das Buch "Die Unwirtlichkeit unserer Städte" aus dem Jahre 1965 (!) – zu diesem Thema, hat sich nichts wesentliches in der Denkweise geändert. Klar, es gibt in den Innenbereich von Berlin und an anderen Orten wieder Blockrandbauten, meisten Luxuswohnungen, aber ansonsten genießt die Verkehrsplanung nach wie vor Vorrang vor der Stadtplanung. Das wird sich in den nächsten Jahren mit der neuen Schwarz-Roten Koalition auch nicht ändern.

    • @Wilfried Wang:

      An Mitscherlichs Buch habe ich auch gleich gedacht. Der Untertitel hat sich bewahrheitet: "Anstiftung zum Unfrieden".



      Hannovers Innenstadt ist eine einzige optische Umweltverschmutzung. Wenn man aus dem Hauptbahnhof kommt, möchte man am liebsten schreiend davonlaufen.



      Und es war in der SPD nicht nur Willy Brandt. Noch Anfang der 90er-Jahre wollte die SPD dafür sorgen, dass kein Deutscher weiter als 6 Kilometer zur nächsten Autobahnauffahrt zu fahren hat - eine Autobahndichte, die nicht einmal das Ruhrgebiet hat.



      Zum Glück gibt es in Hannover aber auch Viertel wie Linden, Nordstadt, Oststadt, List ... und von drei Seiten riesige Grünflächen bis an die Innenstadt heran (Herrenhäuser Gärten, Maschsee, Eilenriede).



      Der Vorrang der Kfz-Verkehrsplanung ist in Politik und Verwaltung leider geradezu zementiert. Der vom Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps 1934 in die Straßenverkehrsordnung eingebrachte Vorrang des Kfz-Verkehrs ist bis heute nicht revidiert worden.

    • @Wilfried Wang:

      Auch in den Siebzigern regte sich Kritik, also just als die Architekten des "Brutalismus" ihr Schreckenswerk vollendet hatten, etwa in einem Heftchen, ich glaub es war die Apotheken-Jugendzeitschrift Junior gewesen , da stand schon ein genauso kritischer Artikel, mit einer Illustration, und der für und damals Jugendliche erstaunlichen Erkenntnis, dass der Nachkriegsmodernismus mehr gute Bausubstanz vernichtet habe als der Krieg.

      Die Kritik muss dann zu den Architekten vorgedrungen sein. Sie machten dann wohl eine zeitlang nur noch Verträge etwa für öffentliche Gebäude, in denen drin stand, dass niemand anderes an den von ihnen hingeklotzten Gebäuden etwas verändern dürfe. Als wollten sie die Architektur mit ihrem Hauch vom totalitärem Zeitalter des Herrn Speer 1000jährig verewigen. Das wurde oft zum Problem, wenn die Architekten stur blieben, selbst wenn sie grobe Fehler gemacht hatten.

  • Eine Gegenbeispiel:



    "Wiederaufbau



    Die Zerstörung der münsteraner Altstadt im Zweiten Weltkrieg war verheerend, der Wiederaufbau begann so zügig, dass es die Nachkriegsgeneration in Staunen versetzt. Mitte der 50er Jahre zeigten sich wesentliche Teile des Zentrums in alt-neuer Pracht. Münster ging beim Wiederaufbau einen sehr eigenständigen Weg, der seinerzeit nicht unumstritten war.



    Dazu sind hier zwei gegensätzliche Stimmen zu lesen:



    Paul Hühnerfeld, Schriftsteller (1957), und Dr. Anton Henze, Kunsthistoriker(1950)"

    Der Text ist interessant, aber die Bilder illustrieren den Wiederaufbau meiner Heimatstadt am besten, unserer "Guten Stube".



    xn--mnsterplus-9db...ufbau-in-Muenster/

  • "Architektur nach der Nazi-Zeit: Lieblose Städte, kalte Städte"

    Zur Nazizeit selbst waren Städte erst recht lieblos u. kalt: Die Nazis zerstörten viel schöne Architektur u. Grünflächen, um ihren Monumental-Wahnsinn umzusetzen.



    Z.B. in Weimar: Die Nazis zerstörten ein schönes Tal mit Park, das sich neben der Altstadt befunden hatte: Die Nazis ließen das Tal zuschütten, um ihr riesiges Gauforum zu errichten.



    In anderen Städten rissen die Nazis viel Jugendstil & Art Déco ab: die Stile waren ihnen nicht "germanisch" u. monumental genug. Von Juden errichtete Gebäude u. Häuser linker Bewegungen wurden oft abgerissen: die Nazis wollten jede Spur tilgen. Und die Naziführung wollte große Plätze für ihre Reden u. Appelle u. große Aufmarschstraßen. Wo dafür zu wenig Platz war, wurden Gebäude abgerissen, Parks abgeholzt u. planiert.

    Nach dem Ende des 2. Weltkriegs hat man in vielen Städten Fehler gemacht. Damals hatte man aber oft auch wenig Geld u. Erfahrung, historische Gebäude wieder aufzubauen.



    In Ostdeutschland wurde teils auch viel abgerissen. Aber trotz weniger Mittel wurde erstaunlich viel erhalten, z.B. in Dresden (z.B. Zwinger, Oper, Schloss, Hofkirche).

    • @Pjotr J. Golečko:

      In Ostdeutschland wurde nicht nur abgerissen, es wurde auch bewusst „vergammelt".



      Der Abriss der kompletten Jenaer Innenstadt für eine „Keksrolle" ist sowas.



      Oder Halberstadt oder, oder, oder.....

    • @Pjotr J. Golečko:

      "Die Großflächenberäumung in der Innenstadt war im Jahr 1953 abgeschlossen.

      Im Jahr 1956 setzte beginnend an der Borsbergstraße (Striesen) ein industrieller Wohnungsbau in Großblockbauweise, später auch in Plattenbauweise ein. Ab jetzt prägten auch zehn- bis fünfzehngeschossige Häuser das Stadtbild.

      Da schnell neuer Wohnraum benötigt wurde, entstanden die großen neuen Wohngebiete in der Stadt meist ohne Bezug auf die frühere Stadtstruktur. Auch durch verfehlte Planung, überstürzte Bauausführung, Materialmangel und erzwungene Sparsamkeit ging der Bezug zur Dresdner Bautradition weitgehend verloren. Man sagt, das alte Dresden sei beim Wiederaufbau ein zweites Mal zerstört worden. Die Zwänge der Nachkriegszeit - der fehlende Wohnraum und das brachliegende Gewerbe - ließen zunächst wohl kaum eine andere Wahl." (Q: Dresden & Sachsen)

  • Mannomann, was ist denn hier passiert. Das liest sich ja wie die reaktionäre Modernekritik der Berliner Schloßbaumeister. Die "vitalen, dicht bebauten Innenstädte" als Gegenentwurf zur seelenlosen Stadt der Moderne - da wird Speer auch gleich zum Verfasser der "gegliederten und aufgelockerten Stadt". Bei aller berechtigten Kritik am modernen Städtebau, ein bisschen mehr Differenzierung und Genauigkeit wäre da schon angebracht.

  • ...ganz angetan sind vom abendlichen Treiben unten auf der Straße...

    Und zu Hause wird dann gegen etwaiges Treiben auf der Strasse dann geklagt...

    • @Xanyd:

      Im vielen spanischen Städten klagen die Bewohner über den Lärm der Touristen in den Altstädten. Auch die angeblich so lockeren Südländer müssen nämlich morgens zur Arbeit.

  • Wirklich guter Artikel. Ich kenne eine der erwähnten eintönigen Städte leider besonders gut. Die Lebensfeindlichkeit der Stadtplanung erstreckt sich selbst auf die Begrünung: identische Ahornalleen egal wohin man geht oder herkommt. Man kann schon seine Winterdepression pünktlich danach stellen, wenn im Herbst alle Bäume in der Stadt zur exakt selben Zeit die Blätter verlieren. An anderen Orten verlauft der Übergang der Jahreszeiten viel gradueller, weil es eine Mischbepflanzung gibt.

    Ich meine mich zu erinnern, dass der Ahorn in seinen Eigenschaften sehr pflegeleicht und anspruchslos ist, aber besonders leistungseffizient was die Co2 Bindung betrifft. Der einzige Baum, der das Ideal der gelungen Kosten- Nutzen- Rechnung besonders gut erfüllt, deswegen steht er überall.

  • Ich fürchte, das „abendliche Treiben unten auf der Straße“ wollen die allermeisten aber eben auch NUR im Urlaub erleben; wenn sie es jeden Tag vor der eigenen Wohnung hätten, würde schnell nach der Polizei gerufen, dem „ruhestörende Lärm“ ein End zu bereiten, der der arbeitenden Bevölkerung den Feierabend vermiese.

  • Großartige Analyse und Betrachtung, vielen Dank!

  • Ja, vollkommen richtig.

    In so vielen Städten, meiner Heimatstadt, Berlin, hat man sich so ziemlich jedem städtebaulichen Sündenfall hingegeben, der möglich war.

    Wenn ich nur an die Autobahnschneisen denke, die ganze Viertel zerreißen ....

  • Indeed.

    “Man braucht im Grunde keine Mahnmale zum Zweiten Weltkrieg, die Städte selbst sind es.“

    Mein Urgroßvater - “Schulze vom Damme“



    Betucht - frauman ging im 19Jhrh. nicht ohne Hut - Hut&Putzmacher & Privatgelehrter. WK II •



    Vom Braaaschwaagischem blieb anschließend so gar nichts - daß seine Tochter *1878 von meiner Mutter dort nicht wieder hingelassen wurde “Hera die Göttermutter überlebt das nicht!“