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Akustik von PflanzenUnerhörter Lärm gestresster Tomaten

Pflanzen geben unter Stress mehr Ultraschallgeräusche von sich. Ein israelisches Forschungsteam hat genauer hingehört.

Machen ordentlich Lärm. Vor allem dann, wenn sie gestresst ist: Tomatenpflanze Foto: Anna Reinert/imago

Die Klimakrise kann man Pflanzen ziemlich gut ansehen. Die Ernte leidet unter Dürre, starke Stürme fällen Bäume und bei Trockenheit vergilben Blätter und Stängel brechen ab. Doch wie würde es klingen, wenn der Stress der Pflanzenwelt hörbar wäre? Ungefähr so wie Fingerschnipsen oder das Zerplatzen von Luftpolsterfolie, behauptet ein Forschungsteam aus Tel Aviv.

Die Studie

Die israelischen Wis­sen­schaft­le­r*in­nen nahmen die Geräusche von Tomaten- und Tabakpflanzen in einem bioakustischen Experiment auf. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Biologie-Fachjournal Cell. Sie fanden heraus, dass Pflanzen ordentlich Lärm machen. Vor allem dann, wenn sie gestresst sind. Die Geräusche, die sie von sich geben, sind in etwa so laut wie sprechende Menschen oder Tastaturgetippe. Die Töne liegen aber in einem so hohen Frequenzbereich, dass Menschen sie nicht wahrnehmen können.

Die For­sche­r*in­nen positionierten zwei hochempfindliche Mikrofone mit einem Abstand von 10 cm vor jeder Pflanze. Die Mikrofone können Geräusche zwischen 20 und 150 kHz aufnehmen. Die Pflanzengeräusche wurden an zwei verschiedenen Orten aufgenommen: Im Gewächshaus und in einem schallgedämpften Raum. Dort setzten die For­sche­r*in­nen die Pflanzen verschiedenen Stressoren aus. Manche bekamen für ein paar Tage kein Wasser, anderen wurde der Stengel abgeschnitten. Zur Kontrolle nahmen die For­sche­r*in­nen auch die Geräusche entspannter Pflanzen auf. Um ganz sicher zu gehen, dass die Pflanzen selbst die Töne von sich geben, überprüfte das Team zusätzlich die Geräuschkulisse leerer Töpfe und die eines Gewächshauses ohne Pflanzen.

Das Ergebnis: Wenn Pflanzen ausreichend gegossen werden, sind sie leiser. Wenn sie aber unter Trockenstress leiden, nimmt die Geräuschfrequenz in den ersten vier bis fünf Tagen zu. Trocknet die Pflanze weiter aus, nehmen die Geräusche wieder ab. Trockene Tomatenpflanzen gaben im Experiment 35,4 akustische Signale pro Stunde ab, Tabakpflanzen 11. Schnitten die For­sche­r*in­nen den Pflanzen einzelne Stengel ab, gaben sie weniger Geräusche von sich als unter Trockenstress. Ein Computerprogramm analysierte die Tonaufnahmen und entschied mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent richtig, welche Art von Stress den Ton auslöste.

Was bringt’s?

Bisher stellten sich Menschen die Welt der Pflanzen ziemlich still vor. Dabei liegt es an uns, dass wir die Pflanzen nicht hören. Dass das nun mithilfe von Technik möglich ist, könnte auch in der Landwirtschaft helfen. Durch gezieltere Bewässerung könne laut den israelischen Forscher*in­nen eine Menge Wasser eingespart werden – obwohl die israelische Landwirtschaft bereits sehr wassereffizient arbeitet. Übrigens: Tiere wie Mäuse oder Motten hören das Klagen der Pflanzen auch ohne Mikrofon.

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12 Kommentare

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  • Die Schlussfolgerung ist ja, dass Pflanzen ihre Umwelt wahrnehmen, fühlen, und diese Gefühle mitteilen. Da wirds aber eng für die Veganer...

  • Krass! Wie entstehen den die Geräusche?



    Und zu welchem Zweck?, hören tun es andere Pflanzen ja nicht.

    • @Jesus:

      Das sind Hilfeschreie der gefolterten Geschöpfe.

    • @Jesus:

      Und zu welchem Zweck?, hören tun es andere Pflanzen ja nicht.

      ...wer weiß..??

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @Jesus:

      Bei Wasserstress kann die Saugspannung durch die Transpiration (Verdunstung in den Blättern) größer werden als die Kohäsionskraft des Wassers in der Leitungsbahn. Die Geräusche im Ultraschallbereich werden verursacht durch den Stoßwellenimpuls, der entsteht, wenn die kapillaren Wassersäulen ( die sind ganz dünn) in den Wasserleitbahnen der Pflanzen unter dem Unterdruck (Sog von oben) in den Kapillaren reißen. Es entsteht dabei ein Mikrohohlraum ("Kavitation") in der Wasserleitbahn.

      • @31841 (Profil gelöscht):

        Danke für die Einordnung. Die fehlt nämlich im Artikel.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Wen/n's noch mehr interessiert:



    Ultraschallemissionen als Wasserstress-Signale an gärtnerischen Kulturpflanzen



    Elena-Aida Schmid, Diss. Uni Gießen, 2010,



    freier Text: geb.uni-giessen.de...ida_2010_02_19.pdf



    dt. ausf. gut verständliche Zusammenfassung:



    www.researchgate.n...hen_Kulturpflanzen

  • Noch ein Grund für das Insektensterben.



    Den Motten ist es zu laut.



    Anderseits, bei 60 dB in 10 cm, hören die Motten es schon in 50 cm bis 1m nicht mehr.

  • Interessant! Zu dieser Thematik gibt's noch viel zu erforschen und zu lernen

  • Gott sei Dank bin ich keine Maus oder Motte.

  • Meine Tomaten waren sehr laut, da sehr gestresst. Das lag wohl an der Ketchup-Flasche nebenan. Seit diese im Kühlschrank steht herrscht endlich Ruhe in der Küche.

  • Bahnbrechend, ja geradezu transzendent !!