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Aktivisten über die Letzte Generation„Stören“ oder „Organisieren“?

Die Letzte Generation will Berlin lahmlegen. Ist das richtig? Und welche Alternativen hat die Klimabewegung? Ein Gespräch zwischen zwei Aktivisten.

Wo geht's lang zu einer erfolgreichen Klimabewegung? Die Aktivisten Tadzio Müller und Janus Petznik Foto: Doro Zinn
Katharina Schipkowski
Interview von Katharina Schipkowski

wochentaz: Berlin stehen die vielleicht größten Straßenblockaden der Protestgeschichte bevor. Werden wir in dieser Woche dem Klimaschutz näherkommen?

Tadzio Müller: Das zu glauben, wäre naiv. Die Aktionen sind aber wichtig als Machtdemonstration. Wir zeigen: Die Klimabewegung ist nicht nur ein Haufen nerviger Spinner, sondern wir sind in der Lage, die Hauptstadt zum Verkehrskollaps zu bringen. Je mehr Macht die Bewegung hat, desto wahrscheinlicher wird Klimaschutz.

Im Interview: Tadzio Müller

ist langjähriger Klima- und LGBTQ-Aktivist und hat Ende Gelände mit aufgebaut. Er ist nicht Teil der Letzten Generation, verteidigt sie aber gegen Kritik.

Janus Petznik: Für die Bewegung ist es vor allem ein Test, wie unterschiedliche Strömungen zueinander stehen, ob die einen kritikfähig sind und die anderen sich von der herrschenden Klasse einspannen lassen. Und ob überhaupt noch gesellschaftliche Mehrheiten möglich sind.

Im Interview: Janus Petznik

ist Aktivist der Klimabewegung seit 2016. Zuletzt lebte er in Lützerath. Er ruft die Klimabewegung dazu auf, stärker mit Gewerkschaften und im Lokalen zusammenzuarbeiten.

Berlin lahmzulegen, um das herauszufinden, scheint etwas übertrieben.

Müller: 
Wir müssen den fossilen Normalwahnsinn unterbrechen, damit die Leute darüber nachdenken, dass man für Klimaschutz die Normalität ändern muss. Der Großteil der Gesellschaft überlässt die Klimadebatte der radikalen Klimabewegung, Autofahrern und Journalist*innen. Die Mitte der Gesellschaft, zum Beispiel der Alpenverein oder die Landfrauen, positionieren sich nicht. Um sie dazu zu zwingen und gesellschaftliche Klarheit zu produzieren – dafür ist es gut.

Sie finden es gut, die gesellschaftliche Spaltung zu vertiefen?

Petznik: Ich finde das falsch. Wenn wir gesellschaftliche Mehrheiten erreichen wollen, brauchen wir keine Gegenpositionierung vom Deutschen Alpenverein zur Letzten Generation, sondern wir müssen den Deutschen Alpenverein mitnehmen. Und das sehe ich nicht.

Müller: Wir vertiefen die gesellschaftliche Spaltung nicht, sondern wir zeigen auf, dass es einen Konflikt gibt. Vor der Besetzung des Hambacher Forstes und vor Ende Gelände war Deutschland nicht klar, dass es einen Konflikt um die Kohle gibt.

Petznik: Die Leute zu zwingen, Stellung zu beziehen, und dadurch aufzuzeigen, wir sind die Guten und das sind die Schlechten – das bringt uns nicht weiter. Der Effekt ist, dass die ganze Zeit über das „Klima-Kleben“ geredet wird, und dass jetzt irgendein „Brummi-Bryan“, der gegen die gepöbelt hat, einen Ballermann-Schlager daraus gemacht hat. Deshalb halte ich die Aktionen für strategisch falsch.

Was würde uns weiterbringen?

Petznik: Die Klimabewegung muss auf lokaler Ebene Räume schaffen, wo man sich mit Empathie auf Augenhöhe begegnet und guckt: Wo sind die Probleme in der Nachbarschaft? Die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auseinander. Wir müssen die soziale Frage mit der Klimafrage verbinden.

Überschätzen Sie nicht die Bereitschaft, sich für soziale Anliegen einzusetzen? Es gibt keinen Aufstand gegen ungleiche Vermögensverteilung und keinen für das Klima. Wenn man beide Bereiche zusammenlegt – was soll das nützen?

Petznik: Wir müssen es versuchen. Community Organizing funktioniert in vielen Bereichen, Deutsche Wohnen & Co enteignen ist ein gutes Beispiel dafür. Ich glaube, wir haben als Klimabewegung eine Riesenangst, mit der Gesellschaft in den Dialog zu treten, weil wir dann eine Realitätsklatsche bekämen: Wir sind unglaublich unbedeutend in einem Diskurs, obwohl wir uns 2019 mit Fridays for Future noch sehr mächtig gefühlt haben.

Müller: Die Realitätsklatsche habe ich mir schon selbst geholt. Wir sind nicht nur marginalisiert, sondern wir sind der Feind, wir werden kriminalisiert. Die Klimabewegung ist weitgehend handlungsunfähig, der einzige Teil, der was reißt, ist die Letzte Generation. Aber das reicht nicht. Wir müssen den Menschen auch inspirierende Angebote machen, wie in Lützerath, wo wir zeigen konnten: „Das ist die Klimabewegung und es ist geil, was wir machen!“ Aber momentan hat niemand gute Angebote.

Warum nicht?

Tadzio Müller und Janus Petznik beim „solidarischen Streitgespräch“ in der taz Foto: Doro Zinn

Müller: Realistische Pfade zu einer guten Zukunft zu finden ist schwer. Die meisten Zukunftsszenarien sind dunkel, alles andere ist Verdrängung.

Petznik: Wir müssen weg davon, immer wieder zum nächsten globalen Streik oder Klimagipfel zu mobilisieren. Sonst gehen die Leute nach dem Event nach Hause und hoffen, dass alles besser wird. Stattdessen müssen wir sie in die Lage versetzen, die Situation bei ihnen zu Hause zu verbessern. Das bedeutet Basisorganisierung statt Eventmobilisierung. Wir müssen eine langfristige Gegenmacht aufbauen. Ich glaube, das geht nur über den Dialog.

Müller: Da muss ich widersprechen. Die Gesellschaft hat sich bislang kaum damit auseinandergesetzt, was die Klimakatastrophe an Verzicht bedeutet. Wir haben 2016 vom Klimacamp im Rheinland aus Gespräche mit den Arbeitern geführt. Da wurde mir klar, wie stark die Abwehr ist. Sobald es um den Verlust von Privilegien geht, gibt es keine Mehrheit für Klimaschutz. Die Gesellschaft hat keinen Bock, darüber zu reden, weil sie die Ängste, die Schuld und die Scham, die das auslösen würde, verdrängen will.

Was ist die Alternative – kann man die Gesellschaft zum Klimaschutz zwingen?

Müller: Man kann ein verdrängendes Subjekt nicht durch mehr Druck dazu bringen, nicht zu verdrängen. Stattdessen braucht man eine Form therapeutischen Prozesses. Vielleicht brauchen wir einen gesellschaftlichen Trauerprozess, um uns von unseren Privilegien zu verabschieden.

Trauer ist unattraktiv. Wir alle nutzen Strategien, Trauer zu verdrängen, teils auch zerstörerische.

Müller: Das ist das Problem. Sich mit düsteren Zukunftsszenarien zu konfrontieren, löst auf der einen Seite Dissoziation aus, und auf der anderen Dummheit und Brutalität. In dem Moment, wo Olaf Scholz einen Zwischenruf von einem Aktivisten bekommt, wird er total dumm und kontert mit einem Nazivergleich. Der Klimadiskurs hat die Sphäre des Rationalen verlassen, er wird geleitet von Schuld, Scham und Angst.

Die Letzte Generation und Extinction Rebellion arbeiten mit diesen Emotionen. Kann das produktiv sein?

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Petznik: Angst ist kein gutes Narrativ. Der Faschismus nährt sich vor allem aus Angst. Hoffnung ist das, was wir dem als linke Bewegungen entgegensetzen müssen.

Woher nehmen Sie die Hoffnung auf so tiefgreifende Veränderungen, wie es der Klimaschutz erfordert?

Petznik: Der Hambacher Forst ist ein Beispiel. Wir haben die Leute mobilisiert, in den Wald zu kommen. Sie haben sich dort organisiert und den Wald verteidigt. Es ist ein großer Unterschied, heute Tausende unorganisierte Menschen auf die Straße zu bringen, die morgen wieder ihren Kram machen – oder deutschlandweit resiliente Strukturen aufzubauen, die die Macht hätten, Sachen zu verändern.

Müller: Leider bevorzugen es aber die meisten Menschen, sich nicht zu positionieren oder gar zu organisieren. Sie bleiben am liebsten passiv. Wenn wir die Wahl haben zwischen kollektivem Suizid oder kollektivem Handeln, ist der kollektive Suizid die wahrscheinlichere Option. Deshalb brauchen wir Strategien zur Aktivierung. Die Klima­be­wegung ist da aber nicht der richtige Ansprechpartner, weil wir eben Schuld, Scham und Angst triggern.

Und da soll der Deutsche Alpenverein einspringen?

Müller: Es sind viele andere Strategien gescheitert oder haben sich zu Tode gelaufen. Aber wie wir den Alpenverein oder die Landfrauen dazu bringen sollen, weiß ich auch nicht. Wenn eine Bewegung mit vernünftigen Forderungen sich transformationsunwilligen Eliten oder Gesellschaften gegenübersieht, ist die Störung einer der letzten Hebel, der bleibt. Den setzt die Letzte Generation ein. Es ist aber kein attraktiver Hebel.

Petznik: Weil es die schiere Verzweiflung zeigt.

Müller: Außerdem birgt es die Möglichkeit eines brutalen Backlashs. Ein verdrängendes Subjekt, das ständig unter Druck ist, flippt irgendwann aus.

Sie fürchten staatliche Repression. Davon hat sich die Letzte Generation bislang nicht einschüchtern lassen.

Petznik: Die zunehmende Repression kann ein zermürbender Prozess sein.

Müller: Mir macht eher die gesellschaftliche Repression Angst: die Brutalität der Autofahrer. Es ist die Aufgabe der gesamten Bewegung, dafür zu sorgen, dass die Angriffe auf die Letzte Generation nicht brutal werden – indem wir uns solidarisieren. Solange wir keine Mehrheiten haben, müssen wir als Minderheiten zusammenstehen.

Haben Sie es aufgegeben, um Mehrheiten für das Klima zu kämpfen?

Müller: Was mir noch Hoffnung gibt, ist, dass die deutsche Gesellschaft den illusorischen Anspruch hat, eine moralisch Gute sein zu wollen. Wenn die Letzte Generation zeigt: Der fossile Kapitalismus baggert nicht nur Lützerath ab, sondern verprügelt Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen auf der Straße, könnte das einige dazu bringen, sich zu positionieren.

Petznik: Ich sehe schwarz, wenn ich die Gesellschaft dazu zwingen soll, dass sie sich entscheidet, auf der Seite der Guten zu stehen. Ich glaube, dass den Leuten scheißegal ist, ob sie die Guten sind.

Müller: Und ich sehe schwarz, wenn wir anfangen sollen, die Gesellschaft zu organisieren. Weil sie keinen Bock hat, sich zu organisieren, sie will einfach weitermachen, wie sie ist.

Petznik: Es gibt noch andere linke Bewegungen und Akteur*innen, die Basisorganisierung machen. Die Streiks im öffentlichen Dienst, die Krankenhausbewegung oder Gewerkschaften sind Beispiele, wie das funktionieren kann. Die Klimabewegung muss nicht das Rad neu erfinden. Wenn wir soziale Gerechtigkeit stärker mit Klimaschutz verbinden, kann das gelingen.

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64 Kommentare

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  • Erst einmal sind Straftaten immer noch Straftaten, egal welche Absicht dahinter steht.

    Mit Straftaten ein umdenken in der Politik zu erreichen ist hirnlos.

    Die letzte Generation lehnt die Demokratie ab und möchte diese durch einen Räte Rat Gremium ersetzen, der dann alle Entscheidungen trifft.



    Ich denke das der Umweltschutz für die letzte "Generation" gar keine rolle spielt, es geht mehr um Krawall und die Abschaffung der Demokratie!

  • Aus meiner Sicht ist die Vermischung von Klima- und der sozialen Frage genau der Fehler den die LG macht. Man ist als Linker schnell geneigt, beides einfach in einem Rutsch klären zu wollen. Das geht mir genauso um ehrlich zu sein.

    Allerdings muss man eben auch bedenken, daß es derzeit keine linke Mehrheit in Deutschland gibt.

    Die LG bringt leider in zweierlei Hinsicht die Bevölkerung gegen sich auf: Die einen nörgeln an den Methoden, die anderen, weil sie schon den Sozialismus durch die Hintertür wittern.

    Klimaschutz gelingt nicht also Partisanen und Guerilla Truppe. Es ist genauso wie der Kampf der LGBTQ Community, wie der Kamp um Frauenrechte damals, wie der Kampf gegen Rassismus, ein langjähriger Prozess. Mit Radikalität marginalisiert man sich nur selbst. Berlin lahmlegen gelingt nicht, wie man sieht. Es braucht ganz neue Strategien. Pendler zu nerven ist definitiv keine gute.

  • "Die Klimabewegung muss nicht das Rad neu erfinden. Wenn wir soziale Gerechtigkeit stärker mit Klimaschutz verbinden, kann das gelingen."

    Für meine Begriffe geht das knapp, aber dennoch am Ziel vorbei. Richtig wäre SOZIALE SICHERHEIT mit Klima- bzw. Umweltschutz (wir haben ja nicht nur ein Problem mit dem Klima) zu verbinden. Soziale Gerechtigkeit ist ziemlich kompliziert und jeder hat davon eine andere Vorstellung. Aber wenn jeder Mensch IMMER in Würde leben kann, dann lässt sich ganz anders über gesellschaftliche Probleme diskutieren und beschließen. Götz Werner hat immer gerne Friedrich Schiller zitiert: “Der Mensch ist noch sehr wenig, wenn er warm wohnt und sich satt gegessen hat, aber er muss warm wohnen, und satt zu essen haben, wenn sich die bessere Natur in ihm regen soll.”

    Dem steht August Bebels und Franz Münteferings "wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" gegenüber. Solange das aber gilt, rasen wir weiter auf den Abgrund zu.



    Hauptsache es werden Arbeitsplätze gerettet...

    • @Eric Manneschmidt:

      Genau an diesen Grundpfeilern sägen ja Menschen wie Tadzio. Und alles was über diese Grundpfeiler hinausgeht, ist in seinem Universum auch schon ausgestorben.

      Da ist Frau Herrmann mit ihren Wünschen, privaten Individualverkehr zu verbieten und unsere Wirtschaftsleistung des Klimas wegen auf den Stand von 1978 zurückzufahren, inklusive Planwirtschaft, noch als Gnadenakt zu bezeichnen.

  • ein Streitgespräch mit Klartext. Besonders Tadzio Müller.

  • Demos in Berlin - Gähn. Kann ich Mitforianern nur zustimmen.

  • „… zum Beispiel der Alpenverein oder die Landfrauen…“

    …die bekanntlich in Berlin zu den wichtigsten gesellschaftlichen Gruppen gehören….

    Ehrlich gesagt: wer will, dass fast niemand in Deutschland sich für einen interessiert, der beschränkt seinen Protest auf Berlin. Für die meisten Menschen in Deutschland ist die Stadt weit weg und kaum von persönlicher Bedeutung.

  • Ich wage zu behaupten, dass die gewählten Mittel der LG nicht zum Ziel führen, sondern das Gegenteil erreichen werden. Wenn jetzt auf Eskalation gesetzt wird, braucht man sich über Gegeneskalation nicht wundern.

    • @Luftfahrer:

      Wenn es nicht so tragisch wäre, wäre es fast schon komisch. Man hat es doch seit 50 Jahren nett und freundlich probiert, seit sich die Umweltbewegung im Rahmen der Neuen Sozialen Bewegungen etablierten, Klimaschutz war bereits damals schon Thema, wenn auch noch nicht das primäre. Jahrzehntelang hat man also bereits auf die sanfte Tour probiert Aufklärung zu betreiben, die wissenschaftlichen Einsichten zu vermitteln, für Verständnis und Konsens zu werben, NGOs haben endlose Kampagnen organisiert, Al Gore über Jahre die Dramatik der Lage erläutert, Merkel sich vor schmelzenden Gletschern ablichten lassen, ... und dennoch sind wir auf einem Pfad bei dem selbst wenn alle derzeit geplanten Maßnahmen umgesetzt würden die Erwärmung noch immer 2,8° betragen würde. Und wenn nun einige Wenige angesichts dessen auf Eskalation setzten wird nun allen Ernstes erklärt, dass das kontraproduktiv sei und Veränderungen ganz einfach zu erreichen wären wenn man nur nett und freundlich darüf werben würde???



      Der Konflikt geht - wenn man ehrlich ist - keineswegs von der LG aus, sie macht lediglich jenen Konflikt dieser Gesellschaft sichtbar der darin besteht genauso unverändert verschwenderisch über die planetaren Verhältnisse zu leben wie bislang und dennoch überleben zu wollen. Dieser Konflikt ist da, in den Köpfen der Menschen und er muss so schnell wie möglich und so hart wie eben nötig ausgetragen werden wenn wir noch eine Chance haben wollen so umzusteuern, dass der Fortbestand der Zivilisation auch übermorgen noch möglich ist.

      • @Ingo Bernable:

        Grundsätzlich kann ich Ihren Argumentationsansatz nachvollziehen.

        Anhand Ihrer Beiträge hier im Forum stelle ich mir nur die Frage: bleibt es für Sie beim Klimaschutz, oder wollen Sie globale Umverteilung gleich mit durchsetzen?

        Ich meine, Sie weisen - zutreffend - auf mangelnden Erfolge aus 50 Jaren Klimaschutzbewegung hin. Die Verknüpfung mit Umverteilungsforderungen, die sich - seit wieviel Jahren, 150? - genauso als schlecht durchsetzbar erwiesen haben, steigert das Umsetzungsdefizit dann allerdings ins Exorbitante - und da Sie genau daraus Legitimation für zivilen Ungehorsam und was nicht mehr herzuleiten suchen, produzieren Sie diese praktischerweise gleich selbst. Genau daher rühren auch meine Bedenken, derartigen Positionen zu folgen: welches Thema wird bitte als nächstes zur Grundlage genommen, die Demokratie für verhandelbar zu erklären?

      • @Ingo Bernable:

        "Der Konflikt geht - wenn man ehrlich ist - keineswegs von der LG aus, sie macht lediglich jenen Konflikt dieser Gesellschaft sichtbar der darin besteht genauso unverändert verschwenderisch über die planetaren Verhältnisse zu leben wie bislang und dennoch überleben zu wollen."

        Die LG macht nüscht sichtbar. Es gibt nur seit Monaten andauernde Debatten über Nötigungen und das Mantra, dass n drei Tagen die Menschheit untergehen wird.

        • @Rudolf Fissner:

          "dass n drei Tagen die Menschheit untergehen wird."



          Die real existierenden Folgen der Klimakatastrophe zu leugnen oder eben durch absurde Übertreibungen ins Lächerliche zu ziehen halte ich vor Allem für Verdrängung. Irgendwo bei der 2°-Grenze ist auch die Grenze der Resilenz und Anpassungsfähigkeit unserer komplexen und ausdifferenzierten Gesellschaftsstruktur. Wenn man sich allerdings anschaut, dass bereits das bereits eine Verknappung des Gasangebots zum Mentekel von Deindustrialisierung und wirtschatlichem Niedergang wird oder die Forderung nach einem ganz langsamen Ende von fossilen Heizungen als existenzielle Bedrohung aufgefasst wird, muss man wohl annehmen, dass der soziale dem klimatischen Kollaps eher früher als später folgen wird.

          • @Ingo Bernable:

            "Die real existierenden Folgen der Klimakatastrophe zu leugnen oder eben durch absurde Übertreibungen ins Lächerliche zu ziehen ..."

            Man leugnet nicht den Klimawandel wenn man das Weltuntergangsgerede für lächerliches religiöses Gedöns hält. Das kann man sich übrigens auch auch spanender verpackt im Kino anschauen.

            Im Gegenteil, das schärft den Blick für die eigentlich notwendigen und mit Weltuntergängen zugeschütteten Debatten, die notwendig sind für die klimapolitische Transformation der Gesellschaft.

            • @Rudolf Fissner:

              Ich halte diese Einschätzung schlicht für falsch, wäre aber dennoch interessiert zu hören welche Welt sie bei den +2,8° erwarten auf die wir zusteuern? Werden wir dann immer noch im SUV zum Brötchenholen fahren? Samstags Formel 1 gucken während wir Schweinenacken für 7,99 das Kilo in uns hineinstopfen?

              • @Ingo Bernable:

                Sorry, den wissenschaftlichen Gegenbeweis dafür dass die Sonne nicht existiert, kann ich ihnen genau so wenig liefern wie den für das Verschwinden der Menschheit. Da müssen Sie schon als Verfechter für in Vorleistung treten.

                • @Rudolf Fissner:

                  Da machen sie sich nun aber einen sehr schlanken Fuß. Ich fragte nicht nach Beweisen, sondern nach ihrer Einschätzung in ihrer ganzen Subjektivität und Irrtümlichkeit weil mich einfach mal interessieren würde wie die Vorstellungswelten bei jenen aussehen die noch immer keinen Handlungsbedar sehen und erst Beweisee wollen, wohl wissend, dass auch das IPCC nicht zu absoluten Gewissheiten fähig ist, sondern nur zu Prognosen. Die allerdings sind ziemlich gut belegt und ziemlich eindeutig.

      • @Ingo Bernable:

        Die Zivilisation wird auch übermorgen noch auf mindestens genauso hohem Level existieren wie jetzt. Und wer einen "harten Konflikt" will, wird ihn sicher irgendwann auch bekommen. Ich glaube aber nicht, dass die Aktivisten der LG daraus physisch als Sieger hervorgehen werden.

        • @Horst Flugfeld:

          "Die Zivilisation wird auch übermorgen noch auf mindestens genauso hohem Level existieren wie jetzt."



          Und wie soll das ihrer Vorstellung nach bei den +2,8° auf die wir zusteuern funktionieren? Allein schon der Umstand ständiger Dürren und Extremwetter dürfte massive Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung haben. In der Folge dürften soziale wie zwischenstaatliche Konflikte um Ackerland und Trinkwasser deutlich zunehmen. In einer derart von Konflikten und Gewalt zerrütteten Welt wird es dann aber kaum möglich sein hochgradig arbeitsteilige Produktion und komplexe Lieferketten aufrecht zu erhalten. (Es hat ja seine Gründe warum heute schon Staaten wie Somalia oder Afghanistan nicht gerade als High-Tech-Standorte und Innovationszentren bekannt sind.) Und irgendwann ist eben auch eine Grenze überschritten bei der der gesellschaftliche Zusammenhalt und Staatlichkeit zerfällt.



          Wir hatten bereits in den letzten Jahren erhebliche Missernten zu verzeichnen und Südeuropa steuert man bereits jetzt schon auf ein weiteres derart extremes Dürrejahr zu, dass man in Frankreich bereits erstmals seit 200 Jahren wieder öffentliche Gebete für Regen abhält.



          www.blaetter.de/au...h-der-winterduerre

          • @Ingo Bernable:

            Sie sollten evtl. mal einen Blick in den Erntebericht 2022 werfen. Auch wenn dort von Klima- und Dürreschäden die Rede ist, der grüne Landwirtschaftsminister muss ja mahnen, die Erzeugung geht weltweit nach oben, bei Getreide um 2,9% zum Vorjahr.

            • @Stefan Amerein:

              Wobei ja schon auch zu klären wäre ob diese Steigerungen dem günstigen Klima oder nicht doch eher zusätzlichen Flächen durch abgeholzten Regenwald und generellem Raubbau an der Natur zuzurechnen sind.

  • Ist ein wenig wie 1968, als die Studenten nicht verstanden, dass die Arbeiter ihnen nicht zwecks ihrer Befreiung aus den kapitalistischen Zuständen zu jubelten. Auch die Veränderung danach war zäh und ging nur, weil wenigsten einige Ideen in die Poltik einsickerten und deren Mehrheiten fanden, und es zudem einer weiteren Mengen an Leuten im Lande bewusst wurde, wie geil ein anderes, freieres Leben sein kann.

  • Die Aktionen richten sich mal wieder gegen " die kleinen Leute draussen im Land".



    Das finde ich falsch und nicht verständlich.



    Klebt euch doch mal in Warnemünde vor die Aida Dreckschleudern. Klebt euch an die Politikbüros, Firmenzentralen und auch vor die Frackinggasanlagen.



    Die Leute zu nerven, die eh schon auf dem Zahnfleisch gehen, um zu Überleben, ist völlig daneben.

    Wir haben mit Demos z.B. "Wir haben es satt" auch in Berlin den Verkehr behindert. Gebracht hat es nichts.



    Nur wenn die Politiker/innen und Gurbetuchten betroffen sind, gibt es vielleicht eine Veränderung.

    • @Frau Flieder:

      Die Aida-Flotte ist vollständig mit Filtersystemen ausgestattet. Klebt euch lieber vor internationale Containerschiffe die Schweröl ohne jede Filterung verbrennen.

      • @Nachtsonne:

        "vollständig mit Filtersystemen ausgestattet"



        Die werden vielleicht Ruß, aber wohl kaum das CO2 aus den Abgasen filtern.

        • @Ingo Bernable:

          Die enormen Müllberge, die tausende produzieren, die Ausbeutung der Besatzung sollte auch ein Thema sein.

      • @Nachtsonne:

        Schauen Sie sich in Warnemünde mal die Schornsteine der Schiffe an und reden Sie mit den Einheimischen.



        Da werden Sie sich wundern, versprochen.

  • Ich verstehe nicht warum sich der Klimaprotest gegen die einfachen Angestellten und Arbeiter richtet. Wir haben keine signifikanten Handlungsmöglichkeiten. Wir müssen schauen wie wir über die Runden kommen und nutzen das extra zur Rekreation.



    Es gibt Konzerne und Industrien die brachialen Schaden und Verbrauch haben. Es gibt Inlandflüge und Privatjets. Warum können die nicht dagegen hetzen und stören, dann gibst vlt. auch wieder Mehrheiten.

    • @MontyTonty:

      Also hier die all die einfachen Arbeiter und Angestellten, die ohnehin komplett machtlos und handlungsunfähig sind und auf der anderen Seite die bösen Konzerne und Superreichen die an allem Schuld sind? Ist es wirklich so einfach? Und wären all die einfachen, schuldlosen Untertanen von den notwendigen Umstellung in dieser Gesellschaft nicht betroffen wenn man morgen Bayer, Thysen, VW, etc. dicht machen würde? Wer ist denn in den bösen Konzernen konkret handelnd an den Emissionen beteiligt? Schaufeln da die Bosse persönlich das Koks in den Ofen? Und sind die Profiteure von dem Ganzen wirklich nur gesichts- und gewissenlose Hedgefonds oder haben auch die nicht wiederum Kunden aus einfachen, ohnmächtigen Arbeitern und Angestellten die sich ihre Altersrücklagen in ETFs und Fonds anlegen?



      Wir haben ein globales Problem und global betrachet gehören auch all die einfachen Arbeiter und Angestellten zur reichen Finanzelite. Wenn aber die reichsten 10% auf das das reichste 1% und dieses wiederum auf das reichste 1‰ zeigt, ... aber am Ende niemand der eigenen Verantwortung gerecht wird werden wir einer Lösung kaum näher kommen.

      • @Ingo Bernable:

        Das mit dem CO2 wurde doch zur genüge durchgekaut. wir haben vor Jahren Gas als Brückentechnologie gewählt, Atomkraft abgebaut und uns nun entschlossen uns mit Frackinggas aus anderen Ländern zu dopen.

        Das war eine politische Entscheidung. Nicht die einer "bösen Industrie". Das wäre eine Verschwörungstheorie.

      • @Ingo Bernable:

        "Schaufeln da die Bosse persönlich das Koks in den Ofen?"

        Wird da nicht ohnehin schon meist Gas benutzt? Für andere Prozesse gibt auch eine Alternative, die heißt Wasserstoff. Da ist dann eher die Frage, ob die "Bosse" Übergangspläne haben oder nicht.

        "Und sind die Profiteure von dem Ganzen wirklich nur gesichts- und gewissenlose Hedgefonds oder haben auch die nicht wiederum Kunden aus einfachen, ohnmächtigen Arbeitern und Angestellten die sich ihre Altersrücklagen in ETFs und Fonds anlegen"

        Na das sind dann wohl eher Büroangestellte, die den monatlichen Überschuss da reinstecken und im Zweifelsfall sowieso schon längst die U-Bahn nehmen. Im Übrigen gibt es sowohl in professionellen als auch benutzerfreundlicheren Trading-Angeboten Nachhaltigkeitsindikatoren.

        Muss mich da mittlerweile auch der Meinung anschließen, dass die Proteste ein bisschen die Bodenhaftung verloren haben. (Auch wenn es mich nicht wundert, wenn Dinge noch mehr aus dem Ruder geraten...) Prinzipiell unterstütze ich ja die Ziele aber die Umsetzung, hmm, naja...

        • @hey87654676:

          Da lassen Sie ja reichlich Raum für Interpretationen, wofür Sie alles Legitimation herzuleiten suchen.

          Historisch gehe ich soweit mit, dass die Voraussetzungen für die Abschaffung der Sklaverei in den USA erst nach dem Bürgerkrieg vorlagen. Der Vergleich hinkt allerdings insofern, als dass die Sezession und der Krieg von den Südstaaten ausgingen mit dem Ziel, die Sklaverei zu erhalten - nicht vom Norden, um sie abzuschaffen. Und das seinerzeitige Machtgefälle, das den Nordstaaten einen militärischen Sieg ermöglichte, findet sich heute weder im Mobilisierungspotential der LG noch in der gesellschaftlichen Meinung insgesamt wieder.

          • @phalanx:

            Ups, der Kommentar bezog sich auf einen ganz anderen Post, auch nicht von Ihnen. Sorry!

    • @MontyTonty:

      solange wie alle einfachen arbeiter und angestellten, fuer die sie hier ja kollektiv sprechen, immer nur sich selbst ins zenrtum der diskussion setzen und die stoerung ihres alltags als das groesste uebel sehen, und solange auch die einfachen arbeite und angestellten ihrem alltag nachgehen und weiter die dinge des alltags konsumieren und damit die grossen konzerne und industrien unterstuetzen und reich machen - solange wird sich auch nichts aendern.

      • @the real günni:

        Ja und wenn ich nur vegan essen würde und das Auto was ich eh nicht habe stehn lasse und den Urlaub den ich mir alle paar Jahre mal Leisten kann, dann wären wir auch schon klimaneutral… dann lags wohl wieder an mir sorry.

        • @MontyTonty:

          also sie haben kein auto, beschweren sich aber, dass sie und alle anderen wie sie von der LG behindert werden? und gerade sie?

          • @the real günni:

            Alle auf dem Weg zur Arbeit werden behindert, der Bus hat ja keine Flügel. Sinnlose Aktion.

  • Vielleicht ist es langsam mal an der Zeit sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass nicht jeder notwendige zivilisatorische Fortschritt rein diskursiv und konsensual zu erreichen ist. Die Vorstellung etwa, dass es in unseren Innenstädten zwischen Drogerie- und Elektronik- auch Sklavenmärkte geben könnte erscheint uns heute komplett absurd, historisch brauchte es in den USA jedoch erst einen Bürgerkrieg um eine Veränderung gegen die Befürworter und Profiteure dieses Systems durchzusetzen.

    • @Ingo Bernable:

      Da lassen Sie ja reichlich Raum für Interpretationen, wofür Sie alles Legitimation herzuleiten suchen.

      Historisch gehe ich soweit mit, dass die Voraussetzungen für die Abschaffung der Sklaverei in den USA erst nach dem Bürgerkrieg vorlagen. Der Vergleich hinkt allerdings insofern, als dass die Sezession und der Krieg von den Südstaaten ausgingen mit dem Ziel, die Sklaverei zu erhalten - nicht vom Norden, um sie abzuschaffen. Und das seinerzeitige Machtgefälle, das den Nordstaaten einen militärischen Sieg ermöglichte, findet sich heute weder im Mobilisierungspotential der LG noch in der gesellschaftlichen Meinung insgesamt wieder.

  • "Es ist ein großer Unterschied, heute Tausende unorganisierte Menschen auf die Straße zu bringen, die morgen wieder ihren Kram machen – oder deutschlandweit resiliente Strukturen aufzubauen, die die Macht hätten, Sachen zu verändern."

    Diese deutschlandweite Struktur bestand eine Zeitlang mit Friday for Future. Und es waren Personen wie Tazido Müller von der internationalistischen Linken, die FFF schlecht geredet haben und darauf aus waren "massenhaft die Regeln des Systems zu brechen" ( taz.de/Fridays-for...Gelaende/!5688240/ )

    FFF hat Dinge verändert, die Bevölkerung bis zur letzten Oma auf die Straßen gebracht und Politik in Bewegung gebracht.

    Dann hat sich die trittbrettfahrende radikale antikapitalistische Linke dazwischen gedrängt. In kürzester Zeit wurden Bündnisse zerbröselt und die Lösung für den jetzigen Scherbenhaufen sollen noch mehr Elefanten sein.

    Es braucht eine neue FFF Bewegung!

  • Wie lange klebt uns protestiert die Letzte Generation nun schon? Hat sich der Rückhalt in der Bevölkerung massiv vergrößert? Ich denke nicht.



    Das liegt meiner Meinung nach an mehreren Dingen: an der dezent debilen Protestform, an den Forderungen generell (u.a. 9-Euro-Ticket) und aber auch weil der Großteil der Bevölkerung sich nicht so schnell dazu bewegen lassen will.



    Dies führt zu Ängsten, welche wiederum zur Ablehnung einer Sache führen kann. Am Ende verhärten sich beide Fronten und man kommt in der Angelegenheit gar nicht mehr weiter.



    Diesen Weg geht die LG gerade "meisterlich". Und offensichtlich gibt es nur sehr wenige innere Kräfte, welche die Truppe zum Umbewegen führen könnte.

  • Berlin hat 1.864.777 tägliche Pendlerbewegungen ( www.pendleratlas.de/berlin/ )

    Die LG wird es nicht mal im Promillebereich schaffen, diese Pendlerbewegungen lahm zu legen. "Berlin lahmlegen", das ist alles nur ne große Show, Angeberei um in die Medien zu kommen.

    • @Rudolf Fissner:

      Vor gar nicht mal so langer Zeit war die Bahn bundesweit ausgebremst weil irgendjemand ganze zwei Kabel gekappt hatte.

      • @Ingo Bernable:

        Was ein Pluspunkt für den Straßenverkehr ist, weil der deutlich weniger störanfällig ist. Baum auf der Straße? Drumrum (zur Not übers Gras) oder Umleitung fahren. Digitale Beschilderung defekt? Es gelten dann die allgemeinen Regeln der StVO. Baustelle? Einfach Fahrbahnen verengen, gelbe Linien hinpinseln und gut ist. Und organisieren tut sich der Verkehr von alleine. Da muss deutlich mehr als zwei durchtrennte Kabel passieren, damit was auffällt.

        • @Luftfahrer:

          Was dem Umstand geschuldet ist, dass der Individualverkehr aus sozialer und politischer Sicht so gefördert wurde, dass viele Fail-Safe-Prinzipien entstanden sind.

          Man könnte ja den Bahnverkehr auch mit Zusatzstrecken, Ausweichgleisen und Bummel/Expressgleisen bestücken. Wenn eine sechsspurige Ausfallstraße möglich ist, dann auch eine sechsgleisige Trasse mit dem Lichtraumprofil einer Straßenbahn. Stattdessen haben wir den Schienenverkehr aus ökonomischen Gründen vernachlässigt.

    • @Rudolf Fissner:

      na dann sind sie ja gar nicht so schlimm, oder gar terroristen, wie jetzt langsam alle behaupten. alles nur schnappatmung einer windelweichgespuelten wellness-generation? nur snowflake mimimi?

      • @the real günni:

        Sie sprechen das GRÜNE RAF Gedöns von Tazido Müller, einem der Interviewten an? (www.spiegel.de/pol...-ab23-45dfb0d2db89 )

        Dazu schrieb ich bereits am 13.12.22 "Beide Bewegungen haben mit RAF-Gedöns nichts zu tun. Und beide Bewegungen sehen den Erfolg ihrere Bewegungen sicher nicht so mies wie Herr Müller, schon gar nicht die Frauenbewegung.



        Die Gewaltfrage und das RAF-Gedöns ist ureigener Mist von Herr Müller, weil ER die Bewegung gerne eskaliert sehen möchte. Was angesichts seiner Verwurzelung in der interventionistischen Linken, die bei jeder Bewegung mitmischt wo es schön kracht oder krachen soll (siehe G20), nicht weiter verwundert." ( taz.de/Debatte-um-...uene-RAF/!5898897/ )

  • fazit

  • Ich fürchte, es ist sogar ein bisschen gegenteilig: je mehr Macht die Bewegung hat, desto weniger wird die Politik sich bewegen. Andernfalls würde sie sich die Blöße geben, erpressbar zu sein.



    Was sie freilich bei den Erpressungen der Wirtschaft nie stört.

  • Wissing hat die Forderung der Städte zurückgewiesen, Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit festzulegen.

    Da helfen nur Maßnahmen, die den Kraftfahrzeugverkehr flächendeckend lahmlegen.

    • @guzman:

      Regeltempo 30 ist ja auch Unfug. In unserer Stadt mit vielen verwaltungstricks umgesetzt, führt es nur dazu den Verkehr in die ampelfreien Tempo 30 Zonen zu verlagern, was deutlich schneller ist als auf der Hauptstraße 30, Stau und Ampeln zu haben. Gut gemeint ist halt nicht gut gemacht!

  • Mir wären 300.000 Leute auf der Straße lieber als 300.

  • Interessante Diskussion zwischen einem nachdenklichen Aktivisten und einem moralisch aufgepumpten Rechthaber.

    À la longue werden sich die Ansichten von Janus Petznik durchsetzen, weil sie richtiger, vernünftiger, durchdachter und zielführender sind.

    "Müller: Und ich sehe schwarz, wenn wir anfangen sollen, die Gesellschaft zu organisieren. Weil sie keinen Bock hat, sich zu organisieren, sie will einfach weitermachen, wie sie ist."

    Und deshalb muss man sie, ja was? Zwingen sich zu ändern? Da überschätzt jemand ganz gewaltig seine Möglichkeiten.

    • @Jim Hawkins:

      "wenn wir anfangen sollen, die Gesellschaft zu organisieren."

      Welchem kultigen "Wir"-Führer soll die Gesellschaft da nun schon wieder hinterher trampeln?

      • @Rudolf Fissner:

        Na ja, Müller ist ja der Hinsicht, dass das die LG alles im Alleingang schafft.

        Das ist insofern praktisch, als man sich keinerlei Gedanken darüber machen muss, wie man die Leute erreichen könnte.

    • @Jim Hawkins:

      Ja, die Vernünftigen werden die Welt retten.

  • Interessantes Gespräch.

    "Man kann ein verdrängendes Subjekt nicht durch mehr Druck dazu bringen, nicht zu verdrängen. ... Ein verdrängendes Subjekt, das ständig unter Druck ist, flippt irgendwann aus." Wichtiger Punkt.

    Zwei interessante Links dazu:



    www.t-online.de/re...t-gefaehrlich.html



    "Klimakleber müssen geschützt werden. ... Die aggressiven Reaktionen von Autofahrern gegen Blockaden der 'Letzten Generation' werden immer enthemmter. ... Als ein alter Mann einen Polizisten im Vorbeigehen fragt, ob sie die Klimakleber nicht einfach erschießen könnten, antwortet dieser nur knapp mit: 'Nein, das machen wir nicht.'" (Yannick von Eisenhart Rothe).



    Passt gut in die Argumentation von Müller. Nur verstehe ich seine grundsätzliche Positionierung dann nicht ganz.

    www.focus.de/kultu..._id_190879830.html



    "Zudem würden derartige Zahlen den neoliberalen Irrglauben entlarven, wonach 'wir alle ganz allein die Klimakrise aufhalten können, indem wir noch eine Bambuszahnbürste kaufen'" (Carla Reemtsma). Hintergrund: 71 Prozent der weltweiten Emissionen werden von nur 100 Konzernen verursacht - rund zehn Prozent allein vom Mineralölkonzern Shell.



    Statt sich selbst zum Ziel der Aggressionen der schweigenden Mehrheit zu machen, sollte man die Aggressionen in Richtung Großindustrie kanalisieren. Das schafft mehr Akzeptanz und ist gleichzeitig, sofern es Erfolge zeitigt, viel effektiver.

  • Ich glaube das wir anfangen müssen den Menschen Lösungen zu zeigen, die sie zuhause umsetzen können.

    Zum Beispiel ist ein großes Problem die Massentierhaltung, je mehr Menschen sich für vegane Alternativen entscheiden umso besser für Klimaschutz und Artenschutz.

    Es muss uns Aktivist:innen auch egal sein weshalb sie die Entscheidung treffen.



    Ob für Klimaschutz, gegen Tierleid oder weil es gesünder ist etc

    Selbstverständlich reicht es nicht zu sagen: "Hey Leute esst weniger tierische Produkte!", die Menschen kaufen das ein was sie kennen also ist es ein Teil unserer Aufgabe ihnen vegane Produkte in den Mund zu schieben.

    Das bedeutet nicht das jetzt alle Veganer werden sollen, sondern das wir eine Veränderung nur erreichen wenn wir uns mit damit auseinander setzen was die Menschen motiviert.

    Ich denke ebenfalls müssen wir aufhören uns an Kleinigkeiten festzuhalten, was bringt zum Beispiel der Hass auf SUVs?



    Was sollen die Leute machen? Ihr Auto wegwerfen und ein neues kaufen? Das wäre ebenfalls nicht zielführend und wenn wir das Große und Ganze betrachten sind SUVs zum Beispiel auch nicht das Hauptproblem

    • @Monstercat:

      > also ist es ein Teil unserer Aufgabe ihnen vegane Produkte in den Mund zu schieben.

      Versuchen Sie das nicht bei mir. Ich habe nichts gegen vegane Produkte, aber ich habe etwas gegen Leute, die mir und anderen ungefragt irgendwas in den Mund schieben.

      Diese Methode funktioniert nicht. Wenn Sie die Leute nicht überzeugen, stoßen Sie auf Widerstand, und zwar um so härter, je persönlicher die Betroffenheit der Leute ist.

      Und weder überzeugt die LG mit ihrer Kleberei irgendjemanden, noch dieser Tadzio Müller mit seinem Gerede, das mit der Lebensrealität von Arbeitern und Angestellten genau gar nichts zu tun hat.

      • @Carcano:

        Meine Idee war auch mehr die Produkte irgendwo vorzustellen und zum testen anzubieten.



        Vllt auch als kleines Spiel im Sinne von was ist was.

    • @Monstercat:

      „Was sollen die Leute machen? Ihr Auto wegwerfen und ein neues kaufen?“



      Die meisten Blechkisten haben mit Mobilität nicht zu tun. Mindestens die Hälfte der Geräte kann man ‚wegwerfen‘ werden, ohne dass ein ‚neues‘ her muss.

      • @guzman:

        Regierung und Unternehmen könnten Fahrgemeinschaften fördern indem sie eine Prämie dafür zahlen würden.



        Ich denke es gibt viele Möglichkeiten ohne Verbote etwas zu erreichen.

        Das heißt wenn der Wille dazu da ist.

      • @guzman:

        Jedes Kfz hat etwas mit Mobilität zu tun. Womit denn sonst?

        • @Tom Tailor:

          Lifestyle, Statussymbol, Freiheitssurrogat...

          • @Eric Manneschmidt:

            Damit u.U. auch. Aber eben in erster Linie mit Mobilität. Die wenigen Menschen die sich ein KfZ in die Garage stellen nur damit es schön aussieht, können Sie an zwei Händen abzählen.