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Bremerhavener Zoo tötet SchimpansenbabyEin Affe wie wir

Ein Zoo schläfert ein Affenbaby ein, das von der Mutter nicht angenommen wurde. Peta will Strafanzeige stellen. Brauchen Menschenaffen Grundrechte?

Niedlich, so ein Schimpansenbaby: Amelie mit ihrer Mutter im Jahr 2008 im Freigehege des Serengeti-Parks bei Hodenhagen Foto: Holger Hollemann/dpa

Bremen taz | In Bremerhaven erleidet eine Mutter nach der Geburt einen Kreislaufzusammenbruch, ihr Leben muss gerettet werden. Bis zum Abend dieses 4. Septembers erholt sie sich, doch ihr Baby lehnt sie ab, schiebt es zur Seite; der Vater trägt es laut Berichten „fürsorglich umher“. Dennoch wird nach zwei Tagen entschieden: Das Neugeborene wird euthanasiert.

Bei Baby und Eltern, man sollte es dazusagen, handelt es sich um Schimpansen. Mutter Lizzy, 30 Jahre alt, und Mutter einer erwachsenen Tochter, lebt seit zehn Jahren im Zoo in Bremerhaven. Laut der Tierrechtsorganisation Peta hat Lizzy schon mindestens einmal ein Jungtier abgelehnt. Auch ihre erwachsene Tochter Donna hat sich 2018 um ihr eigenes Kind nicht gekümmert – auch diese Affenbabys wurden eingeschläfert.

Um die Geburt des nun getöteten Schimpansenbabys zu ermöglichen, war großer Aufwand betrieben worden: Vater Dumas wurde eigens in einer OP refertilisiert – 20 Jahre zuvor war er sterilisiert worden, da er sich nicht artgerecht verhalten und seine Mutter bestiegen hatte.

Peta will Strafanzeige bei der Bremerhavener Staatsanwaltschaft stellen. Das Landesveterinäramt ist aktuell dabei, die Umstände des Todes zu untersuchen. „Wir sind alle sehr traurig!“, schreibt der Zoo auf Facebook und Instagram – in den Kommentaren gibt es Verständnis, aber auch viel Wut. „Dann züchtet halt keine Tiere hinter Gittern“, heißt es, und: „Wann hört das Töten in Zoos endlich auf?“

Gehäufte Berichte über Tötungen in Zoos

Der Fall reiht sich tatsächlich ein in eine Reihe von Berichten über Tötungen potentieller Publikumslieblinge in diesem Sommer: Im Juli wurden zwei Löwenjunge im Kölner, im August drei Tigerbabys im Leipziger Zoo eingeschläfert; auch sie waren von ihren Müttern nicht angenommen worden. Und in Nürnberg waren im Juli zwölf gesunde Paviane erschossen worden, weil der Platz im Gehege nicht für alle reichte.

In Zookreisen scheint es eine leise Entwicklung zu geben, den Tod als Teil des Tierlebens stärker zu etablieren. Ende Dezember 2024 erschien im renommierten „Proceedings of the National Academy of Sciences“ ein Kommentar mehrerer deutscher Zoodirektor*innen, die dafür plädierten, vermehrt Zootiere (aller Arten) nachzuzüchten und bei Überpopulation im jungen Erwachsenenalter zu verfüttern. Das halte den Tierbestand jung, ermögliche Zootieren das Erlebnis von Elternschaft und vermittle das Thema Tod an Be­su­che­r*in­nen. Kritiker dagegen sehen im Vorschlag einen Freibrief für die Züchtung niedlicher Tierkinder, die schon bei Geburt als zu tötender Überschuss eingeplant seien.

Die Tötung von Menschenaffen berührt weitere Fragen. Schimpansen sind mit Bonobos die nächsten Verwandten des Menschen: Wir teilen 98,7 Prozent des Erbguts. Sie geben ihre Erfahrungen in verschiedenen Kulturen weiter, sie arbeiten strategisch zusammen, können lügen und eine Art Gerechtigkeitsempfinden entwickeln (zumindest wenn sie selbst von Unfairness betroffen sind). Sie lachen und trauern.

Die Great Ape Society kämpft seit Jahrzehnten dafür, dass Menschenaffen vom Menschen eine neue Form der Anerkennung bekommen: Eine Aufnahme in die „Gemeinschaft der Gleichen“: eine „moralische Gemeinschaft, innerhalb derer wir bestimmte Rechte anerkennen, die unsere Beziehungen regeln und die gerichtlich einklagbar sind“.

Grundrechte für Menschenaffen

Doch wenn man davon ausgeht, dass Schimpansen besondere Rechte zustehen: Welche sind das? Die Great Ape Society nennt das individuelle Recht auf Leben, aber auch den Schutz der Freiheit und den vor Folter. Könnte ein Grundrecht für Schimpansen nicht auch bedeuten, dass ihnen ein artgerechtes Leben zugestanden und überflüssiges Leid erspart wird?

Der Zoo selbst argumentiert für die Tötung mit dem Tierwohl: Die Alternative wäre die Handaufzucht durch Menschen gewesen. Und das, so Zoodirektorin Heike Kück, bedeute eine „Fehlprägung, die sich lebenslang negativ auf das Sozialverhalten des Tieres auswirkt“. Der Zootierarzt hatte gegenüber Radio Bremen gar behauptet, das Tier hätte „nie wieder ein Leben führen können wie ein Menschenaffe ein Leben führt: In einer Gruppe in einem Sozialverband“.

Peta hält wenig von der Erklärung. Die Aufzucht eines Schimpansenbabys dauert etwa fünf Jahre. Der Zoo habe den Aufwand gescheut, vermutet man – und nach nur zwei Tagen eine simple Lösung gewählt. Natürlich könne die Handaufzucht Tiere beeinträchtigen. „Aber das ist bei Zoohaltung insgesamt der Fall“, sagt Yvonne Würz, bei Peta Fachreferentin für Tiere in Zoo und Zirkus.

Resozialisierte Affen sind keine Seltenheit

Tatsächlich gibt es zahlreiche Fälle von fehlgeprägten Menschenaffen, die erfolgreich resozialisiert wurden. Die Großmutter des getöteten Affenbabys ist ein Beispiel: „Jenny“ wuchs in einer Kneipe und auf einem Schiff auf. Seit 1983 lebt sie im Bremerhavener Zoo – offenbar gut integriert; zwei Söhne hat sie aufgezogen.

Die Frage, wie lebenswert das Leben für das nun getötete Affenmädchen geworden wäre, bleibt aber relevant. „Bei Menschenaffen können wir uns emotional vorstellen, was ein Leben in Gefangenschaft für sie bedeutet“, sagt Würz. „Es wäre wohl ein trauriges Leben geworden.“ Die eigentliche Forderung der Tierrechtsorganisation ist denn auch das Ende von Nachzüchtungen in Zoos.

Das kommt für den „Zoo am Meer“ in Bremerhaven nicht in Frage: Es sei gesetzliche Aufgabe der europäischen Zoos, Tierarten durch Nachzuchtprogramme zu erhalten, so Kück. „Für den Artenschutz sind Zoo-Züchtungen nicht hilfreich“, kritisiert dagegen Würz: „Wenn der natürliche Lebensraum verloren geht, ist es für die Tierarten ohnehin zu spät.“

Transparenzhinweis: Wir haben die Funktion von Yvonne Würz bei Peta ergänzt.

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43 Kommentare

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  • Meine Meinung dazu:



    Zoos komplett abschaffen, denn das Argument der "Arterhaltung" ist in meinen Augen sehr fadenscheinig. Die meisten Auswilderungsversuche von Zoo-Nachzuchten scheitern, die Tiere leben meist schon seit Generationen in Gefangenschaft.

    Und ganz ehrlich? Wenn wir, als Spezies, es geschafft haben, dass eine Art ausgestorben ist, sollten wir nicht zu unserem Pläsir einige wenige Exemplare hinter Gittern halten. Das ist unzivilisiert, so wie es das unartgerechte Halten von Tieren insgesamt ist.

    Also ja: Weg mit den Zoos!

    Und außerdem bin ich auch für erweiterte Rechte für Schimpansen. Wer die Doku "Im Reich der Schimpansen" auf Netflix gesehen hat, der kann mir wahrscheinlich nur zustimmen. Schimpansen sollten insgesamt überhaupt nicht in Menschenhand gehalten werden dürfen, egal unter welchen Umständen. Wenigstens das sind wir unseren nahen Verwandten schuldig.

  • "Wir teilen 98,7 Prozent des Erbguts." Ein aus wissenschaftlicher Sicht ziemliches Nichtargument, teilen wir doch mit den meisten Säugetieren etwa 90% der DNA, mit Fadenwürmern 75 % und mit Bananen etwa die Hälfte. Liegt daran, dass ein großer Teil der DNA solche Grundlagen beinhaltet wie z. B. den Aufbau einer Zelle.

  • Die Alternative zu Nachzüchtungen in Zoos ist das "Beschaffen" der Tiere in der freien Wildbahn oder die Abschaffung von Zoos mitsamt der Arterhaltungsprojekte.

  • Was wäre denn in einem solchen Fall in der Natur passiert? Das Junge wäre sehr wahrscheinlich gestorben! Überläßt man es der Natur auch im Zoo oder schläfert man das Baby ein? Was ist hier die bessere Option? Wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, hätte man die wahrscheinlich ergriffen. PETA meint es gut, aber geht den falschen Weg. Die Gesellschaft möchte mehrheitlich, daß Tierparks betrieben werden. Ansonsten gäbe es wahrscheinlich kaum noch welche. Insofern muß man auch mit solchen "unmenschlichen" Konsequenzen leben. Ja, der Schimpanse ist sehr nah am Menschen. Nur, hat nicht jedes andere Tier die gleichen Rechte wie der menschenähnliche Affe? Wir töten regelmäßig "Schädlinge" in der Landwirtschaft und nehmen diese "Optimierungen" der Lebensmittelherstellung gern in Kauf. Wer schreit hier regelmäßig auf?

  • "In Zookreisen scheint es eine leise Entwicklung zu geben, den Tod als Teil des Tierlebens stärker zu etablieren. Ende Dezember 2024 erschien im renommierten „Proceedings of the National Academy of Sciences“ ein Kommentar mehrerer deutscher Zoodirektor*innen, die dafür plädierten, vermehrt Zootiere (aller Arten) nachzuzüchten und bei Überpopulation im jungen Erwachsenenalter zu verfüttern. Das halte den Tierbestand jung, ermögliche Zootieren das Erlebnis von Elternschaft und vermittle das Thema Tod an Be­su­che­r*in­nen."...

    "Der Zoo selbst argumentiert für die Tötung mit dem Tierwohl: Die Alternative wäre die Handaufzucht durch Menschen gewesen. Und das, so Zoodirektorin Heike Kück, bedeute eine „Fehlprägung, die sich lebenslang negativ auf das Sozialverhalten des Tieres auswirkt“. Der Zootierarzt hatte gegenüber Radio Bremen gar behauptet, das Tier hätte „nie wieder ein Leben führen können wie ein Menschenaffe ein Leben führt: In einer Gruppe in einem Sozialverband“."

    Das ist irgendwas zwischen "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" (1933) und Circus Maximus. Schauerlich.

    Sämtliche Tiere entwickeln sich in ihren eigenen Gesetzen. Das ist das Wertvolle.

    • @Hans - Friedrich Bär:

      In der Natur gibt es, bei allen Arten durchgängig, was nicht vorteilhaft erscheint, aber doch vorteilhaft ist:



      de.wikipedia.org/wiki/Handicap-Prinzip

      Bei Menschen gibt es die Schwangerschaftspsychose, die in der Fachsprache als postpartale Psychose (PPP) oder perinatale Psychose bezeichnet wird. Sie ist eine schwere psychische Erkrankung, die typischerweise in den ersten sechs Wochen nach der Geburt eines Kindes auftritt. Das ist beim Menschen kein Grund für die Behauptung die Bindung sei irreversibel gestört. Unlogisch ist es deswegen die Bindung nicht zu fördern sondern zu (zer)stören.

      Ihre eigenen Lebenserfahrungen werden von Tieren beobachtet und bewertet, daraus werden auch Schlussfolgerungen für das weitere Verhalten gezogen.

      Das wirklich Besorgniserregende, nicht am Verhalten der Tiere (die sich in einer künstlichen Umgebung natürlich verhalten sollen) , sondern am Verhalten der Verantwortlichen ist , dass sie naheliegende durch sie selbst verursachte Haltungsbedingungen nicht berücksichtigen können/wollen.

    • @Hans - Friedrich Bär:

      Vermischt mit dem monogamen Aberglauben, nur die eigene Mutter könnte das Kind aufziehen. Jeder Kuckuck beweist das Gegenteil

      • @TV:

        Beweißt er nicht. Ein Kuckuck läßt seiner Eier von fremden Eltern ausbrüten. Das Junge tötet dann seiner Stiefgeschiwster, wird noch 3 Wochen gefüttert und verlässt dann selbständig das Nest, da es über einen angeborenen Flugsinstink verfügt.



        Dast hat nichts, aber auch gar nichts mit der Kinderaufzucht und dem Gruppenverhalten von Primaten zu tun.

        • @Deep South:

          Ich glaube es ging ums Prinzip, dass Eltern sich nicht um ihre Neugeborenen kümmern und andere Tiere, die nichteinmal artgleich sind einspringen. Dass sich die Kindheit von Vögeln und Säugetieren ziemlich unterscheidet ist klar.

          • @Hans - Friedrich Bär:

            Na klar gings darum. Aber 3 Wochen Fütterung ist eben nicht ansatzweise mit der komplexen und jahrelangen Aufzucht von Primatenjungen zu vergleichen. Eine Rotkehlchen- oder Zaunkönighenne wäre überhaupt nicht in der Lage ein Küken großzuziehen, das schon beim Schlüpfen deutlich größer ist als sie selbst. Die Mutter füttert es instinktiv, weil sie ihre eigene Brut durch das Kuckuck-Junge verliert. Das ist einfach kein fundiertes Argument in dieser Deiskussion.

      • @TV:

        Grundlegend falsch. Es handelt sich um Vögel.



        Die haben mit Säugetieren kaum was gemein.



        Das Säugen ist hier der wesentliche Unterschied.



        Falls Sie es immernoch nicht wahr haben wollen probieren Sie das mit den fliegen...



        Also ich bin mir bewusst: man kann auch mit Fremdmilch säugen, das hat keinen Einfluß.



        Wichtiger ist die Sozialisierung über die Mutterfigur.



        Aber das Beispiel ist einfach nicht gut gewählt.



        Wie wäre es stattdessen mit Leihmüttern?

        • @Das B:

          Ich glaube es ging TV um das übergeordnete Prinzip.



          Sie meinten Ammen ? ( Leihmütter ist etwas anderes) . Ammenwesen ist beim Menschen (anspruchsvollster Primat) längst bekannt.

          z.B. auch :



          www.tierschutz-tvt...liche_Aufzucht.pdf



          Seite 3.

      • @TV:

        Danke, das meinte ich, völkischer Wahn. Artgleiche Ammen gibt es bei vielen, sogar höheren Arten, Mensch eingeschlossen. Weil die Mutter nicht kann oder nicht will, das Kind töten. Wirklich ganz befremdliche Begründung. Wenn man ein Tier in einer ihm fremden Umgebung hält, muss man dem Tier helfen damit zurechtzukommen. Sonst braucht man die Haltung gar nicht anfangen, weil diese Haltung eine Negativselektion von Tieren wäre, die nicht auf ihre Umgebung reagieren. Wirtseltern des Kuckucks wären artübergreifendes Ammenwesen, somit analog zu Mensch hilft Tier. Offiziell ist der Kuckuck ein Brutparasit, der sich überhaupt nicht um seinen Nachwuchs kümmert, weder ums Brüten noch ums Füttern.. Danke für den guten Heinweis.

  • "Ein Affe wie wir"



    Affen können nicht sprechen, sie bauen keine Brücken, schreiben keine Bücher, sie bauen auch keine Bomben, verändern nicht das Klima oder fliegen in den Weltraum.



    Affen haben auch keine Idee von gestern, heute oder morgen. Sie verfolgen keine Zukunftsstrategie, sie diskutieren nicht über ihre Gesellschaft, wohin sie wollen, welche Hürden sie überwinden wollen.



    Sie haben auch keine Ahnung woher sie kommen oder was Erbgut ist.



    Überhaupt, Biologie, Physik, Informatik oder Hauswirtschaftslehre, völlig egal, sie haben keine Ahnung davon.



    Affen sind Tiere. Punkt.



    Wer sich für mehr Tierrechte einsetzen will, kein Problem. Wer Tiere dem Menschen gleichstellen will, kein Problem.



    Wer einzelne Spezies bevorzugen will, da fehlt mir die Idee dahinter.



    Affen Grundrechte, Schweine nicht. Und bleibt die Katze? Die teilt auch 92% mit uns wenn ich es richtig im Kopf habe.



    Manche Hundeliebhaber sprechen ihren Tieren auch menschliche Verhaltensweisen zu (oder zwingen sie zu vegetarischer Ernährung) - dabei sind die uns was das Erbgut betrifft schon weit entfernt.



    Kurzum: Einen Affen wie wir gibt es nicht. Menschen sind Menschen, Tiere sind Tiere.

    • @Saskia Brehn:

      Es geht nicht darum einen Affen einem Mensch gleichzusetzten, aber einen Schimpansen eher in der Kategorie Tier zusammen mit zb. Ameisen, Falken und Seegurken einzuordnen den Menschen aber in eine andre Kategorie ist etwas unlogisch zumindest für mich.

    • @Saskia Brehn:

      "Affen sind Tiere. Punkt."

      Die zivilisatorische "Leistung" als einziges Kriterium ist unzureichend. Wir wissen heute, dass es keine so scharfe Grenzziehung zwischen Mensch und Affe gibt, wie manche sich das wünschen.



      (Nicht nur) Menschenaffen haben ein Ich-Bewusstsein, ihre Erinnerung reicht weit zurück, sie haben ein Zeitverständnis und können planen (Wissen um Zukunft). Quelle: Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie

      All das wirft ethische Fragen auf, um die wir uns nicht herumdrücken können.

      Wie nah der Mensch rein biologisch dem Affen ist, können Sie hier sehen:

      www.onezoom.org/li...x279,y1305,w1.7989

      Geben Sie in die Suche einfach "Mensch ein". Zoomen sie rein, zoomen Sie raus. Viel Spaß damit.

    • @Saskia Brehn:

      "Menschen sind Menschen, Tiere sind Tiere." Es gibt deswegen eine Medizin für Menschen und eine für Tiere. Und es gibt Ähnlichkeiten im Verhalten. Koboldmakis (Kleinprimaten) werden gerne als Heimtiere gehalten (was ihren natürlich Bestand erheblich dezimiert hat). Spezielle Unterarten sind demgegenüber so freiheitsliebend, dass sie sich in Gefangenschaft nicht fortpflanzen und sich die Köpfe an den Gitterstäben einschlagen (um die Gitterstäbe zu demolieren oder sich zu suizidieren weiß man nicht). Sie bewerten Tiere, Tiere bewerten Sie. Warum soll eine Schimpansin schwanger werden, eine Geburt geben, sich danach gleich um das Kind kümmern, wenn das Kind der Nachbarin kurz nach der Geburt von Menschen getötet wurde, weil die Nachbarin sich nicht gleich so verhalten hat wie die Menschen das erwarteten. So weit denken Tiere schon, Primaten ganz bestimmt, denn Primaten sind sehr empfindlich, wenn man in ihre Autonomie eingreift. - Es ist ja gar nicht gesagt, dass die Schimpansin in der freien Natur sich nicht um ihr Kind gekümmert hätte, denn da hätte sie gewollt, dass ihr Kind überlebt und gewusst mit welchen Raubiteren sie rechnen muss.

    • @Saskia Brehn:

      Sie bauen auch keine Bomben, sind keine Astronautin und von Biologie haben Sie offensichtlich auch keine Ahnung. Dennoch würde niemand auf die Idee kommen, sie einzuschläfern, falls sie zur Last fallen. Zu Ihren "Kenntnissen": Menschen sind Tiere, nämlich Säugetiere aus der Familie der Menschenaffen, Gattung Homo. Punkt. Bei der fehlenden Allgemeinbildung einiger Erwachsener wundern mich die PISA Ergebnisse auch nicht mehr.

      Und wenn ein Zoo einen Menschenaffen der Gattung Schimpanse züchtet, dann hat er die Ablehnung durch die Mutter einzukalkulieren, insbesondere bei dieser Mutter. Und hat dann Verantwortung für die Aufzucht. Eine Einschläferung wegen des Aufwands verstößt gegen das deutsche Tierschutzgesetz.

      • @_Mephisto_:

        "wenn ein Zoo einen Menschenaffen der Gattung Schimpanse züchtet, dann hat er die Ablehnung durch die Mutter einzukalkulieren"



        Das haben sie und deshalb das Tier eingeschläfert.



        Wenn eine Mutter ihr Junges in freier Wildbahn verstößt wird es höchstwahrscheinlich gefressen.



        Man hätte das Jungtier also ins Löwengehege setzen können und der Natur ihren Gang lassen.



        Die humane Lösung lautete hingegen einschläfern. Das ist gelebtes Mitleid. Darin unterscheiden sich Menschen von Tieren.



        Dass das Affenjunge hinterher hätte verfüttert gehört, steht auf einem anderen Blatt. Tier ist Tier. Es gibt genügend Carnivoren die Affen in freier Wildbahn jagen. Der dänische Zoo in Aalborg geht da gute Wege.

        • @Saskia Brehn:

          Hatte ich vergessen: Schimpansen sind omnivor, jagen in freier Wildbahn also auch selbst, sogar andere Primaten (z.B. Galagos) und bauen sich dazu Werkzeuge, z.B. Speere.

        • @Saskia Brehn:

          "Die humane Lösung lautete hingegen einschläfern. Das ist gelebtes Mitleid. Darin unterscheiden sich Menschen von Tieren."



          Da kann ich Ihnen für die Zeit zwischen1933 und 1945 Recht geben. Denkmäler stehen z.B. in Hadamar. Gott sei Dank hat es auch in dieser Zeit nennenswerte Widerstände gegen die Paralogie des "gelebten Mitleids" gegeben.

          Bezogen auf die Tiere: In der freien Wildbahn gibt es kein Löwengehege, also kann man der Natur dort auch nicht ihren Gang lassen. Jungtiere werden natürlicherweise von den älteren Tieren der Gruppe (Vater, Tante ...) beschützt, was man den älteren Tieren hier nicht erlaubt hat.

          Paralogie :



          Vom bisher üblichen Sinn abweichender Gebrauch von Wörtern als Vorstufe eines Bedeutungswandels.

    • @Saskia Brehn:

      Menschen sind Menschen - und verhalten sich zuweilen nur nicht als solche - und Tiere sind Tiere. So weit, so richtig. Aber warum werden dann Tiere so unmenschlich behandelt, was gibt dem Menschen das Recht, Wildtiere z.B. in Zoos auszustellen, wo sie definitiv nicht unter ihren natürlichen Bedingungen leben können?



      Tiger- und Elefantenfarmen mit angeketteten (und im Fall der Tiger medikamentös behandelt) in Thailand, nur damit europäische Touristen Urlaubsfotos schiessen können, auf denen sie mit Tigern und Elefanten posieren. Derweil der natürliche Lebensraum für diese Tiere in Freiheit in Südasien immer weiter zusammenschmilzt. Wozu das?



      Und derlei inhumane, tierquälerische Perversitäten - ich muss es leider so drastisch formulieren - ließen sich noch massenhaft aufzählen.



      Wissenschaftlich begründete Unterschiede zwischen Mensch und Tier, gerne - aber bitte keine anthropozentrische Herrschaftsideologie, nach der Tiere (wie etwa in den monotheistischen Religionen) in der Schöpfungsgierarchie unter dem Menschen stehen und nach Gusto benutzt und ausgebeutet werden können.



      Denn es ist diese Ideologis, die letztlich auch die menschlichen Lebensgrundlagen zerstören wird.

  • Blick ins Tierschutzgesetz :



    "Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen."

    www.gesetze-im-int...BJNR012770972.html

    Wozu brauchen wir ein Tierschutzgesetz : Das Tierschutzgesetz ist ein Spiegel. Es spiegelt wieder wie wir selbst sind, z.B. gegenüber Schwächeren. M.a.W. was wir Tieren antun, tun wir früher oder später uns selbst an weil wir uns daran gewöhnt haben so zu handeln .



    -



    Im Leipziger Zoo lehnten m.W. nicht "die Mütter" sondern eine Mutter ihren Nachwuchs ab. Der Amur-Tiger ist stark gefährdet und gilt als vom Aussterben bedroht, m.a.W. der Genpool ist an der absoluten Untergrenze, da ist doch jedes einzelne Tier wichtig !

    Geburtenkontrolle geht bei nichtmenschlichen Primaten wie beim Menschen. Wer´s nicht kann soll´s lassen. Primaten werden in der freien Wildbahn zwar Opfer von Raubtieren. § 23 der Tierschutz-Versuchstierverordnung verbietet aber ausdrücklich die Verwendung von Primaten in Tierversuchen, also : Primaten haben ein Sonderstellung im Tierschutz.

    • @Hans - Friedrich Bär:

      "Aber warum werden dann Tiere so unmenschlich behandelt, was gibt dem Menschen das Recht, Wildtiere z.B. in Zoos auszustellen, wo sie definitiv nicht unter ihren natürlichen Bedingungen leben können?"



      Zoos haben definitiv mehrere positive Effekte. Sie sensibilisieren Menschen für Tiere.



      Sie tragen natürlich auch massiv zur Bildung bei. Bringen Erwachsenen wie Kindern Tierarten näher, die sich nicht jeder in freier Wildbahn anschauen kann - vom Pinguin bis zum Löwen fehlts halt vielen an Geld und Zeit für Safaris oder Kreuzfahrten.



      Und durch ihre Zuchtprogramme haben Zoos weltweit zur Arterhaltung beigetragen und einige Spezies bereits vor dem Aussterben bewahrt.



      Natürlich kann man über die Art und Weise der Haltung der Tiere diskutieren. Kritiker wollen allerdings nicht sehen, dass sich gerade in westlichen Nationen sehr viel getan hat die letzten Jahrzehnte und Tierwohl heute weit oben steht.



      Die Frage nach dem Recht will ich umdrehen - was verwährt dem Menschen das Recht Tiere in Zoos auszustellen?

  • Vielleicht sollten wir uns vorrangig mal um Grundrechte für Menschen kümmern?

    • @sollndas:

      Whataboutism, oder was soll das? Die Grundrechte für



      Menschen stehen im deutschen Grundgesetz.

      • @_Mephisto_:

        "Whataboutism,.."



        Nö. Nur Einordnung in Prioritätenliste.



        "Menschen stehen im deutschen Grundgesetz..



        Ja. Dort stehen sie.

  • Das ist des Pudels Kern:



    "Die eigentliche Forderung der Tierrechtsorganisation ist denn auch das Ende von Nachzüchtungen in Zoos."



    TIERRECHTE



    Antoine Goetschel aus Zürich und Martha C. Nussbaum aus Chicago haben sich dieses Themas intensiv angenommen, von tierrechtlichen und philosophischen Standpunkten:



    "...»Letztlich muss moralisches Denken praktisch werden, ansonsten ist es nutzlos.« In diesem Sinne hat Martha Nussbaum eine theoretische Grundlage zum juristischen Schutz von Tieren verfasst. Denn daran mangelte es der Autorin zufolge bislang. Zwar gibt es philosophische Ansätze, um das tierische Recht auf ein Leben in Würde zu begründen. Doch beschränkten sich diese etwa auf Primaten oder bloße Schmerzvermeidung. Nussbaum, die als Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik an der University of Chicago lehrt, geht deutlich weiter. Ihr Buch ist nicht nur eine emotionale Ansprache von flammender Dringlichkeit, es ist auch eine sorgfältige Abwägung des aktuellen Wissens über die Fähigkeiten von Tieren und der sich daraus ergebenden, moralischen Konsequenzen."



    Quelle spektrum.de

    • @Martin Rees:

      Danke für den Literaturhinweis.

  • Peta verfolgt wichtige Ziele mit guten Argumenten. Leider jedoch nach dem fundamentalistischen Motto "Der Zweck heiligt die Mittel". Dabei gehen sie über Leichen (solange es menschliche sind). Ich denke dabei an den Fall des Tierfotografen, dem Urheber des berühmten "Affen-Selfie", den sie mit einer Urheberrechtsklage überzogen haben, die ihn letztlich finanziell ruiniert hat. Obwohl er selbst ein Tierfreund ist und kein Affe von menschlicher Gewalt betroffen war, war Peta sein Leben dabei völlig egal, Hauptsache, sie hatten ein öffentlichkeitswirksames Gerichtsverfahren.

  • 1



    Wir teilen 50% der Gene mit Bananen - trotzdem esse ich jeden Tag eine davon auf. Und haben wir nicht Stücke von uns nahe Verwandten jeden Tag auf dem Teller liegen.



    2



    Wenn Menschenaffen fast "Menschen" sind, warum sperren wir sie dann ein.



    3



    Ich gehe in keine Zoos. Das ist nicht gut für. Ich werde dann immer ganz traurig. Ja, die Tiere werden dort älter als in freier Natur. Aber die Länge des Lebens sagt noch nichts über die Lebensqualität aus. Anders ausgedrückt: Je länger sie leben, umso länger leiden sie.



    4



    Um Kindern die Vielfalt der Natur nahe zu bringen, reichen sogenannte Streichelzoos voll aus.

    • @Il_Leopardo:

      Nein, auch Streichelzoos, wie jede Form von Tierhaltung sind problematisch. Und ja, für mich sind Zirkus, Zoos, Massentierhaltung, Haustierhaltung und weitere dieselbe Machtausübung des Menschen über Tiere.

      1. Was im großen gilt (Zoo), gilt auch im Kleinen (Streichelzoo).

      2. Das dauernde Anfassen von Kindern, auch wenn es nur ein Streicheln ist, beunruhigt die Tiere. Sie stehen von außen still, aber was geht in der Psyche der Tiere vor?

      3. Die Tiere werden eingesperrt, dürfen sich also, im Gegensatz zum Menschen, nicht frei bewegen.

      4. Um Kindern die Vielfalt der Natur nahe zu bringen braucht es keine Tiere, die angefasst oder zur Schau gestellt werden. Workshops sollten zur Bildung herangezogen werden, um Kinder zu sensibilisieren.

      • @Troll Eulenspiegel:

        „ Workshops sollten zur Bildung …“



        Also, Denaturalisierung für die Natur. So kann man auch die restlichen Kinder mit Naturkontakt davon entfremden. Denn zur Schau gestellt werden auch die Bachflöhe, die im Naturkundeunterricht kurzzeitig aus dem Bach geholt werden.

        Was ist mit den Hunden, Pferden ua, die ankommen, anstupsen um gestreichelt zu werden? Es kann durchaus sein, dass die nicht normal sind, aber das ist deren Verlangen.

        • @fly:

          Ich würde in der Diskussion den Fokus erst mal auf den Sinn oder Unsinn von Zootierhaltung richten, denn darum geht es, wenn wir über Menschenaffen in menschlicher Gefangenschaft/Obhut reden. Nicht um „unsere“ heimischen Haus- oder Nutztiere (Hunde, Pferde).



          Ich räume ein, dass ich in der Frage Zootierhaltung persönlich zwiegespalten bin. Zumindest zwei Argumente für die Existenz und Notwendigkeit von Zoos halte ich nach intensiverer Auseinandersetzung mit dem Thema für fragwürdig: 1. die Notwendigkeit und Praxis von Zucht- und Erhaltungsprogrammen. Wie viele der nachgezüchteten Arten finden denn noch einen so intakten Lebensraum vor, dass sie in Ihrer natürlichen „Heimat“ ausgewildert werden können?



          www.geo.de/natur/t...cht--31671100.html



          2. der pädagogische Nutzen von Zoos, um Kindern ein Verständnis von Naturerhaltung zu vermitteln. Da kann ich nur zynisch lachen. Welchen Sinn soll es haben, dazu Wildtiere in absolut unnatürlichen, oft viel zu engen Arealen vorzuführen, wo sie niemals ihre natürlichen Verhaltensweisen zeigen werden?



          Dann lieber eine gute Tierdoku schauen. Eis, Pommes und Spielplätze findet man auch andernorts.

      • @Troll Eulenspiegel:

        OK. Sie sind etwas radikaler als ich. Was ist mit den Kühen, den Ziegen und Schafen. Die stehen auch im Stall - zumindest während der kalten Monate.



        Ich dachte bei meinem Ansatz natürlich vor allem an sog. Wildtiere, die normalerweise durch ihren Lebensraum streifen.

  • Affen "brauchen" keine Grundrechte. Sie wissen ebenso wenig wie andere Tiere, was Rechte sind, und sind auch nicht in der Lage, einen Rechtsvertreter zu beauftragen und ihm mitzuteilen, was er für sie erreichen soll. Grundrechte für Tiere wären in der Realität nur Sonderrechte für Menschen, die sich selbst zu Vertretern der Tiere ernennen.

    • @Budzylein:

      Bei einer Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ermittelt jetzt schon die Staatsanwaltschaft als Rechtsvertreter. Und zwar ganz ohne Auftrag der betroffenen Tiere und ohne Mitteilung was die Anwälte denn für sie erreichen sollen. Ist für Sie vielleicht kaum zu glauben, gehört aber zum Grundwissen.

      • @_Mephisto_:

        Dieses Grundwissen ist bei mir vorhanden; keine Sorge. Das von Ihnen genannte Beispiel bestätigt im Übrigen, dass Tiere keine Rechte haben müssen, um geschützt zu werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bei Verstößen gegen das Tierschutzgesetz, wenn diese Verstöße Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten sind. Als Vertreterin der Tiere wird die Staatsanwaltschaft dabei nicht tätig. Sie vertritt den Staat und setzt dessen Regeln durch.

      • @_Mephisto_:

        Sie irren. Ein Staatsanwalt ist kein Rechtsvertreter im zivilrechtlichen Sinne sondern nur Vertreter der Anklagebehörde im Strafverfahren. Er vertritt also nicht die Interessen des Bürgers oder der Opfer sondern die des Staates bzw der Gesellschaft.

    • @Budzylein:

      Kleine Kinder wissen auch nicht, was Rechte sind, trotzdem haben sie welche.

      • @rabu:

        Kinder gehören zur Spezies Mensch, deshalb haben sie Rechte. Und sie können, sobald sie sprechen können, recht verständlich ihren Willen bekunden. Von Rechten wissen sie zwar erst, wenn sie älter sind. Aber ein Tier weiß es nie. Ausnahmslos.

        • @Budzylein:

          Von Tierforschern dürfte das leicht zu widerlegen sein. Das Tier das sich Mensch nennt, hat nur gewisse Sprachverständnisprobleme.

      • @rabu:

        Und die werden durch ihre mündigen Eltern vertreten, was ich bei einer Horde Affen



        stark in Zweifel ziehen würde.