Ostermärsche 2025: Friedensbewegung hofft auf Zulauf
Mehr als 100 Ostermärsche sind angekündigt. Im Fokus steht auch dieses Jahr der Protest gegen Aufrüstung und Kriege.

Bundesweit seien am Osterwochenende in mehr als 100 Orten Demonstrationen, Kundgebungen und Mahnwachen geplant. Das Netzwerk mobilisiert mit dem Aufruf „Kriege stoppen – Frieden und Abrüstung jetzt!“ zu den Osteraktionen. Der Appell erschien als Anzeige in mehreren Zeitungen, darunter der taz.
„Wir brauchen keine Milliarden für eine ungezügelte Aufrüstung und ein globales Wettrüsten, sondern Abrüstung und Rüstungskontrolle“, erklärt das Netzwerk. Sozialabbau oder neue Schulden für militärische Aufrüstung auf Kosten von Bildung, Klimaschutz und dringend benötigten Investitionen seien inakzeptabel.
Die Ostermarschierer fordern mehr Einsatz für diplomatische Initiativen zur Beendigung der Kriege, insbesondere in der Ukraine und Gaza. „Die Friedensbewegung begrüßt die derzeit laufenden Bemühungen um Verhandlungen über einen (teilweisen) Waffenstillstand in der Ukraine – auch wenn diese momentan nur bescheidene Ergebnisse vorweisen können“, heißt es. Einseitige Kompromisse zulasten der Ukraine könnten allerdings nicht zu einem gerechten und nachhaltigen Frieden führen.
Aktionen auch in vielen kleineren Orten
Zwei weitere Dachverbände, die Kooperation für den Frieden und der Bundesausschuss Friedensratschlag, haben einen eigenen Aufruf verfasst. „Die diesjährigen Ostermärsche finden in Zeiten extremer Zuspitzungen statt“, steht darin. Der beherrschende Tenor in Politik und Medien sei der eines bevorstehenden militärischen Konfliktes mit der beständigen Aufforderung, kriegstüchtig zu sein. Diese „Kriegsertüchtigung“ und Militarisierung durchdringe alle zivilen Einrichtungen.
Zudem drohe auch von Seiten Deutschlands eine Relativierung internationalen Rechts und die Missachtung eigener Beschränkungen von Waffenexporten in Krisen- und Kriegsgebiete. Diese Sorgen und Ängste vieler Menschen fänden in den Ostermärschen „ein politisches Ventil“.
Nach dem Auftakt am vergangenen Samstag in Potsdam, an dem mehrere hundert Menschen teilnahmen, finden die übrigen Demonstrationen von Gründonnerstag an bis Ostermontag statt. Außer in vielen großen Städten wie Hamburg, Frankfurt am Main oder München und dem traditionellen dreitägigen Ostermarsch Rhein-Ruhr von Duisburg nach Dortmund gibt es auch in vielen kleineren Orten Aktionen, so etwa im nordhessischen Witzenhausen oder auf den Inseln Norderney und Rügen.
Der Ostermarsch im westfälischen Gronau am 18. April rückt wie üblich die dortige Urananreicherungsanlage in den Fokus, die vom deutschen Atomausstieg ausgenommen ist. Auch die Rüstungsfirma Rheinmetall in Unterlüß bei Celle ist Ziel eines Ostermarsches. Weil dort für den Ausbau der Munitionsfabrik ein großer Kleingarten weichen musste, steht diese Demonstration unter dem Motto „Tomaten statt Granaten“.
In der Bundesrepublik führte der erste Ostermarsch 1960 mit etwa 1.000 Teilnehmern zum Truppenübungsplatz Bergen-Hohne in der Lüneburger Heide. Dort hatte die Nato Raketen stationiert, die auch Atomsprengköpfe aufnehmen können. Beflügelt auch von den Protesten der Studierenden, erreichten die Ostermärsche im April 1968 ihren Höhepunkt, als sich rund 300.000 Menschen beteiligten. Danach pausierten sie für rund ein Jahrzehnt.
Eine Renaissance erfuhren die Ostermärsche nach dem Nato-Doppelbeschluss im Dezember 1979. Gegen Pershing II, Cruise-Missiles, aber auch die sowjetischen SS20-Raketen gingen Anfang der 1980er Jahre erneut Hunderttausende auf die Straße. Die Kriege in Jugoslawien und im Irak mobilisierten in den 1990er und 2000er Jahren noch einmal zehntausende Menschen. Danach ging die Zahl stark zurück und pendelte sich bei einigen Tausend ein. Thematisch erweiterte sich die Palette um Forderungen nach mehr Klimaschutz und die Aufnahme von Geflüchteten.
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