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Julia Klöckner löscht AfD-PostCDU bietet „was ihr wollt“

CDU-Politikerin Julia Klöckner schreibt, man müsse nicht die AfD wählen, weil es „für das, was ihr wollt“ die CDU gebe. Nun fühlt sie sich missverstanden.

Bröckelt die Brandmauer? CDU-Frau Julia Klöckner löscht missverständlichen Post Foto: Frank Hoermann/Svens Simon/imago

Berlin taz | Die einstige CDU-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner ist offenbar auf der Maus ausgerutscht. Auf ihren Social-Media-Kanälen war am Donnerstag eine so genannte Kachel gepostet worden, die Klöckner neben dem als Zitat gekennzeichneten Satz zeigte: „Für das, was ihr wollt, müsst ihr nicht die AfD wählen. Dafür gibt es eine demokratische Alternative: die CDU.“

Der unter anderem auf Instagram veröffentlichte Post sorgte umgehend für Kritik und Häme, weil er so gelesen werden kann, dass die CDU die gleichen Positionen wie die rechtsextreme AfD vertritt.

So postete etwa die Schriftstellerin Anne Rabe auf Bluesky: „Hätte ich zum Beispiel geschrieben, dass die CDU die Partei ist, die den Willen von AfD-Wähler*innen vertritt, hätte ich mir daraufhin unzulässige Gleichmacherei, Linksextremismus und mangelnden Anstand vorwerfen lassen müssen. Aber wenn Julia Klöckner das so sieht…“

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Schon nach kurzer Zeit wurde die Kachel von Klöckners Team wieder gelöscht und durch eine andere ersetzt. Nun steht dort als Zitat der wirtschaftspolitischen Sprecherin der CDU-Bundestagsfraktion: „Recht und Ordnung sind die Grundlagen unserer freien und demokratischen Gesellschaft. Dafür stehen wir als CDU – jeden Tag. Wir wehren uns gegen die, die unsere Demokratie in Frage stellen.“ Der Text liest sich wie das komplette Gegenteil des ersten Posts.

„Ich habe die Kachel klarer formuliert“, schreibt Klöckner dazu etwa auf Instagram. „Dass AfDler mich beschimpfen, bin ich gewohnt“, so Klöckner weiter. Dass Linke ihr unterstellen würden, sie wolle mit der AfD koalieren, sei infam. „Wähler der AfD sind auch nicht alle automatisch Extremisten oder wie einige sagen „Nazis““, führt Klöckner weiter aus. Jede Stimme für die AfD sei aber eine verlorene Stimme, weil keine Partei mit ihr koalieren wolle. „Mehr Sicherheit oder klares Vorgehen gegen illegale Migration, gibt es nicht mit der AfD, sondern auf dem Boden des Grundgesetzes nur mit der @cdu“, so Klöckner.

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Die Kritik an Klöckners erstem Post hält jedoch an. „So viel zum Thema Brandmauer“, lästerte etwa der Alt-Grüne Jürgen Trittin auf X, dem früheren Twitter.

Erst vor wenigen Tagen war CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz in die Kritik geraten, weil er straffällig gewordenen Doppelstaatlern die deutsche Staatsbürgerschaft aberkennen lassen will – eine Position, die zuvor nur die AfD vertreten hatte.

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19 Kommentare

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  • Wer sich als Landwirtschaftsministerin werbewirksam mit dem Nestlé Chef präsentiert hat,



    taz.de/Julia-Kloec...d-Nestle/!5603899/



    überrascht mich nicht mit dem diskutierten AfD-Post.

  • Was wenn es die Wahrheit ist?



    Vor lauter Machtgeilheit werden die "Konservativen" zu Steigbügelhaltern des Faschismus. In Österreich konnten sie das Wasser auch nicht halten und hier hatten wir den Mist ja auch schon mal.

  • Diese Empörungskultur nervt mich nur noch. Es ist recht klar, was Klöckner nicht meinte, auch wenn sie es dumm ausgedrückt hat. Aber wie Bärbocks Kobolde wird es sich jahrelang halten.

    • @Strolch:

      Echt? Bei so manchem, was man von er CDU in den letzten Tagen so gehört hat, bin ich mir da nicht so sicher. Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit nach zwei Vergehen (nicht Straftaten!) ausweisen, Doppelstaatlern nach zwei Straftaten die deutsche Staatsangehörigkeit entziehen, die angeblich durch NGOs gesteuterte großzügige Vergabepraxis von Visa einschränken -- irgendwie habe ich das Gefühl, die CDU/CSU ist mit der AFD in einen Wettbewerb getreten, wer besser "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" singen kann. Da passt so ein "Ausrutscher" ins Bild.

      • @Libuzzi:

        Ja, ist es. Klöckners Aussage war nichts anderes als die (wahlkampfstrategische) Umsetzung des berühmten Leitsatzes von FJS, dass es rechts der Union keine demokratisch legitimierte Partei gegen darf, der hier gefühlt 5 mal am Tag von irgendwem gepostet wird.

        Das hat immer so funktioniert, dass die Union diese Leute einfängt und einhegt. Nun ist das auch schon wieder nicht recht....

  • Zu dumm, wenn die Leute verstehen, was man sagen wollte...!

  • Mir fällt da gerade eine alte Tageszeitung in die Hand. Im Jahre 1900 fanden Nachwahlen zum Reichstag statt. Im hiesigen Wahlkreis konkurrierten vor allem die Konservative Partei und die Antisemitische Partei (damals nannte man sich ohne Scham so). Der konservative Kandidat warb in der Zeitung mit der Aussage, seine "antisemitischen Anschauungen" seien "auch für die Anhänger der Antisemitischen Partei vollständig ausreichend." Geschichte wiederholt sich nie total, aber gewisse Aspekte ...

  • Klöckner begreift nicht, dass Rechtsextreme nicht etwa etwas zu leidenschaftliche Konservative sind, sondern eben Rechtsextreme.

    Und Rechtsextreme sind auch die Todfeinde von Frau Klöckner, insoweit sie, was ich annehme, Demokratin ist. Als solche ist es nicht etwa ihre Pflicht, diese Leute "zurückzuholen", sondern sie vorbehaltlos zu bekämpfen.

  • „Für das, was ihr wollt, müsst ihr nicht die AfD wählen. Dafür gibt es eine demokratische Alternative: die CDU.“

    Tja, einmal die wahren Gedanken ausgerutscht.

  • Schon immer wieder erstaunlich wie wenig unsere Elite in der Lage ist, sich vernünftig auszudrücken.

    • @torrez:

      Ich würde, mit Verlaub Frau Klöckner nicht als unsere Elite bezeichnen.



      Wirklich nicht.



      Außerdem zeichnen für solche Posts ja die MedienhandlangerInnen verantwortlich.



      Stichwort: Irgendwas mit Medien…

  • Sicher eine passable Weinkönigin, danach ging es bergab. Aber immerhin, sie hatte mal einen lichten Moment und hat ehrlich zugegeben, dass die CDU ein äußerst plattes Konzept hat: nämlich die Menschenfeindlichkeit der AfD netter zu formulieren, aber inhaltlich nahezu das gleiche zu fordern. Dafür gebührt ihr Respekt. Insbesondere die gemäßigten Unionswähler können damit eigentlich ihr Kreuzchen nicht bei den Schwarzen machen. Die Extremeren können ja dann auswürfeln oder nach dem Nasenprinzip gehen, ob sie schwarz oder blau wählen.

  • Und was daran ist jetzt überraschend?

    Es ist doch längst offensichtlich, dass die Unions"strategie" gegen Rechts darin besteht, "ihnen zu geben, was sie wollen".

    Von Teilen der anderen Parteien übrigens auch.

    Alle sollten wissen, dass "scharf bellen wie die schärfsten Hunde" nicht funktioniert und nur zur Erosion des politischen Wettbewerbs und des demokratischen Parteienspektrums führt.

    All das ist tausendmal beobachtet und erprobt worden und zeigt sich auch in den Umfragen: Die Union legt (gemessen an der Unbeliebtheit des Kanzlers) kaum zu, alle anderen stürzen ab und die AfD wird für immer mehr Menschen wählbar.

    Denn sie ist ja eine "normale Partei", die "echte Probleme" (von allen anderen ebenso beklagt) anspricht.

    Was würde wirklich helfen zur Bewahrung der Demokratie? Fairness im politischen Wettbewerb um die besten Ideen statt simples Freund-Feind-Schema, politische Bildung und kritisches Denken, soziale Absicherung und klare Grenzen ziehen: Unser Ziel muss ein gutes Leben für ALLE hier Lebenden sein.

  • "Für das, was ihr wollt, müsst ihr nicht die AfD wählen. Dafür gibt es eine demokratische Alternative: die CDU."

    Da hat sie doch Recht. CDU - die demokratisch verpackte AfD!

    Ein echter Freud sozusagen.

    Leider steckt darin mehr als nur ein wahrer Kern.

  • Mausgerutscht? Unfähige Praktikanten? Oder versehentlich die Wahrheit verkündet?

  • "CDU-Politikerin Julia Klöckner schreibt, man müsse nicht die AfD wählen, weil es „für das, was ihr wollt“ die CDU gebe"



    Mit der Politik ist das wie mit allem anderen auch - wenn das Markenprodukt nicht teurer ist als das Imitat greift der Verbraucher gern zum Original...



    Die CDU dieser Tage ist für mich nur die AfD von gestern - ihr einziger Vorteil ist das die AfD keine Bündnisoptionen hat und deshalb viele dann doch ihr Kreuz lieber (noch) der CDU schenken.



    Wenn nun aber die CDU schon selbst zugibt dass sie quasi die AfD nur in bürgerlich ist - und diesen Umkehrschluss kann man problemlos aus Klöckners Nachricht ziehen - dann verschafft das eher der AfD Zuwachs als der CDU...



    Das war ein klassisches Eigentor von Klöckner

  • Schade Frau Klöckner,



    jetzt haben Sie einmal gesagt, was und wie Sie wirklich denken, und dann widerrufen Sie sogleich.



    Falsch verstanden, böswillig interpretiert usw. Und somit verhalten Sie sich genau so, wie wir es von der rechtsradikalen AfD gewohnt sind.



    Passt doch alles zusammen!



    Übrigens: wer Nazis wählt, ist Nazi. Und Nazi wird man auch nicht. Das ist man.

  • Frau Klöckner versucht, Stimmen bei der AFD abzufischen. Ihre Versprechungen sind unglaübwürdig. Hätte die Union irgend ein Interesse, diese Versprechungen ainzulösen, dann wäre genau jetzt aufgrund der derzeitigen Mehrheitsverhältnisse im Parlament die Chance dafür gegeben.



    Merz macht aber keinerlei Anstalten, auch nur einige Punkte seiner vollmundigen Agenda zur Abstimmung zu bringen. Ergo haben wir es mit Dampfplauderei zu tun.

  • Vielleicht macht die Dame ja öfter mal Urlaub in Österreich. Dort kann man sehr gut beobachten, wie eine konservative Partei mit einer faschistischen Clique zusammenarbeitet. Geht doch, oder? Gemeinsam mit der CSU, Spahn und Linnemann und irgenwie auch Merz kriegt man das auch in D hin. Schließlich kann man ja die Extremisten nicht alleine machen lassen - man hat ja Staatsbewusstsein und Verantwortungsgespür - oder so ähnliche Begründungen.