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Studie zu ÜbergewinnsteuerMilliarden von den Ölmultis

Mit einer Übergewinnsteuer für Energiekonzerne könnte Deutschland bis zu 100 Milliarden Euro einnehmen. Andere Staaten in Europa nutzen das schon.

Die Anlagen der BP Raffinerie in Gelsenkirchen Horst und Scholven Foto: Henning Kaiser/dpa

Berlin taz | In Italien, Rumänien, Griechenland, Großbritannien und Spanien gibt es sie bereits oder demnächst – und dennoch zögert die Ampelkoalition, eine Übergewinnsteuer einzuführen, die hohe Profite von Energie­kon­zer­nen wegen des Ukrainekriegs abschöpft.

Dabei könnte eine Steuer auf krisenbedingte Zusatzgewinne in Deutschland den Etat des allerdings steuerkritischen Finanzministers Christian Lindner (FDP) mit hohen Summen füllen. Das zeigt eine Studie des Netzwerks Steuergerechtigkeit im Auftrag der linksparteinahen Rosa-Luxemburg-Stiftung. Im Netzwerk engagieren sich unter anderem die Gewerkschaft Verdi, die Hilfsorganisation Oxfam und die Gloablisierungskritiker von Attac.

Bei einer Übergewinnsteuer für Unternehmen der Gas-, Öl- und Strombranche sind laut den Autoren „Einnahmen in Höhe von 30 bis 100 Milliarden Euro pro Jahr möglich“, heißt es in der Untersuchung. Die höhere Summe kommt zusammen, wenn man die erwarteten Profite der sechs analysierten Mineralölkonzerne SaudiAramco, BP, Total, Shell, ExxonMobile und Wintershall Dea in diesem Jahr mit 90 Prozent besteuert.

Die Autoren schlagen vor, dass Deutschland kurzfristig eine Übergewinnsteuer für Mineralölkonzerne und Stromproduzenten einführt. Die Steuer solle nach dem Vorbild nationaler Digitalsteuern anderer Länder gestaltet werden. Dabei würden die hier zu versteuernden Gewinne anhand des Umsatzes, der in Deutschland anfällt, ermittelt.

11 Milliarden Euro in Italien

Ähnlich passiert das in Italien: Hier werden Übergewinne mit zusätzlich 25 Prozent auch auf Grundlage des Umsatzes besteuert, so sollen 11 Milliarden Euro erlöst werden.

Bisher versteuern viele internationale Ölmultis einen großen Teil ihrer Gewinne, die sie hierzulande erwirtschaften, nicht in Deutschland, viele wandern in Steueroasen.

Finanzminister Lindner lehnt die Profitsteuer mit dem Argument ab, sie verletze den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes und würde auch Wärmepumpenhersteller oder Impfstoffkonzerne betreffen, die derzeit hohe Gewinne einfahren. Das sei, so die Autoren, eine „ideologisch und verteilungspolitisch motivierte Verteidigung des Status quo“.

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29 Kommentare

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  • taz: "In Italien, Rumänien, Griechenland, Großbritannien und Spanien gibt es sie bereits oder demnächst – und dennoch zögert die Ampelkoalition, eine Übergewinnsteuer einzuführen, ..."

    Es ist nicht die 'Ampel', sondern die FDP die keine Übergewinnsteuer einführen will. Das 9-Euro-Ticket der Grünen ist doch auch nur von der FDP "genehmigt" worden, weil die FDP dafür den Tankrabatt bekommen hat, von dem aber nicht der autofahrende Bürger, sondern nur die Mineralölkonzerne profitiert haben.

  • Ich komme nicht mehr mit: Machen die Energiekonzerne jetzt Rekordgewinne, oder müssen sie mittels einer Umlage vor dem Bankrott gerettet werden?



    Es scheint beides zeitgleich der Fall zu sein und es würde mich nicht wundern, wenn dann das Mehr an Gewinn dieser Konzerne mindestens so ca der vom Bürger zwangsweise zur "Rettung" geschenkten Summe entspricht...

    • @Eva Kern:

      Wir wären besser dran, wenn die Energieversorgung vergesellschaftet wäre.

      Davon ab: eine "Umlage" könnte auch so funktionieren, daß die von der Energiekrise profitierenden Konzerne/Betriebe ihren Anteil/Umlagebeitrag leisten, um die schwächelnden Betriebe zu stützen - und nicht die VerbraucherInnen. Die sind durch die höheren Energiepreise schon belastet genug.

      Auch denkbar wäre, durch die höheren Mehrwertsteuereinnahmen (dank Preiserhöhungen bei Öl, Benzin, Strom und Gas) den "schwachen" Betrieben unter die Arme zu greifen.

      • @Brot&Rosen:

        Was ist der wesentliche Unterschied zwischen "vergesellschaftet" und "Aktien im Streubesitz"?



        " Vergesellschaftet" macht Energiesparen (wg. Klima) und Unabhängigkeit von Russland auch nicht leichter.

  • Wenn wir mit der Übergewinnsteuer schon in der Definition nicht klar kommen, dann könnten wir doch ein bereits bewährtes Konzept mal wieder beleben:



    Die gute alte Vermögenssteuer, die auch noch zu Kohls Zeiten ohne große Widerstände von den Vermögenden abgeführt wurde. Meines Wissens wurde sie nie abgeschafft, sondern nur "schlafen gelegt".

    Mit ihr wären nicht nur keine großen politischen Basteleien nötig - der Widerstand aus den unionsgeführten Reihen würde ziemlich sicher erheblich weniger lautstark ertönen.

  • Verluste von Gasversorgern werden vergesellschaftet. Gewinne von Kriegsgewinnlern bleiben privat.

  • 4G
    47351 (Profil gelöscht)

    Die Höhe des Steuersatzes auf sogenannte Übergewinne ist nicht so sehr das Problem, entscheidend ist die Gesamtbelastung des Steuerpflichtigen. Das Bundesverfassungsgericht hat zuletzt 2006 festgehalten, dass der sogenannte Halbteilungsgrundsatz keine verfassungsrechtliche Grenze darstellt. Vor diesem Hintergrund ist also eine erhebliche Verschärfung der Progression diskutabel.

    Was angesichts der Grundsätze der Besteuerung nach Leistungsfähigkeit für Ertragsteuern und des allgemeinen Gleichheitssatzes allerdings nicht geht, ist das Heranziehen des Umsatzes als Bemessungsgrundlage sowie die Bemessung des Steuersatzes nach willkürlicher Zuordnung des Steuerpflichtigen zu einer Branche. Abgesehen von dem Umstand, dass es viele Unternehmen gibt, die in mehreren Branchen tätig sind.

  • Die Studie ist sehr simpel strukturiert: Höhere Steuern = mehr Geld.



    Zur Erheiterung zwei Aussagen aus der Studie:



    - Steuern auf den Umsatz erheben, denn Gewinn ist zu volatil!?



    - Gazprom und Rozneft sollen auch zahlen!?

    • @alterego:

      Was ist an daran erheiternd? Umsatzsteuer ist nicht so ungewöhnlich. Und warum sollen Gazprom und Rosneft ihre Gewinne in D nicht versteuern?

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Andere Staaten in Europa nutzen das schon."

    Ja, aber die haben auch keine FDP in der Regierung. Für mich die schlimmste Partei, seit Jahrzehnten.



    Ein paar von denen habe ich kennengelernt.

  • @FLY:

    Ich erinnere daran, dass in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg in den USA der Spitzensteuersatz ähnlich hoch war.

    Es folgten Jahrzehnte des Wohlstands, der durch die neoliberale Welle nach Jimmy Carter beendet wurde.

    Nein, Steuern sind nicht böse. Das will uns nur die Propaganda der oberen ein Prozent glauben machen.

    • @tomás zerolo:

      Genau!



      Und da FDP mit Lindner sich konsequent für eben diesen oberen ein Prozent einsetzt, kann man sich über die Haltung der Partei nicht wirklich wundern.



      Das aber Leute unterhalb diesem oberen ein Prozent FDP gewählt haben wundert mich dagegen sehr.



      Warum?

    • @tomás zerolo:

      Und scheinbar fruchtet es bei manchen so sehr das sie selbst die Mär von der "Standortverlegung" hier kundtun, wenn die Steuern zu hoch sind...

      • @Daniel Drogan:

        Standortverlegungen sind aber Realität. Wie viele Firmen haben ihren Sitz im Ausland, wie viele "Promis" und Geschäftsleute leben im Ausland? Globalisierung macht das möglich. So ist z.B. Holland für multinationale Firmen ein Paradies, die Schweiz und Österreich für Sportler und Firmeninhaber....

        • @resto:

          Wer soll das denn angeblich alles sein?

          "wie viele "Promis" und Geschäftsleute leben im Ausland" genau DAS ist nach dem amerik. Prinzipien: Es ist egal wo Du wohnst, Deine Staatsangehörigkeit zählt, völlig egal! Komischerweise können unsere Banken und Depotverwalter das bei Amerikaner ganz einfach abfragen. Bei uns wäre das angeblich zu viel Aufwand.

          Das bedarf nur weniger Korrekturen und schon ist es egal, ob die Millionäre/Milliardäre in Monaco, Zug oder Luxemburg ihr "Hauptdomizil" haben.

          Und genauso geht es auch bei Firmen, wird der Gewinn in D gemacht. Bäm - Steuer drauf. Das ist keine Raketentechnologie! Sondern hier ist einzig und allein der Wille und die Absagung gegen Kohle in hübschen Metallkoffern relevant!

  • Bereits aus dem Artikel wird deutlich, weshalb die Steuer scheitern wird (und zwar sowohl dort wo sie bereits eingeführt worden ist als auch hier). Gewinne werden in der Regel dort besteuert, wo das Unternehmen seinen Sitz hat. Dies regeln die geltenden Doppelbesteuerungsabkommen und können nicht einseitig geändert werden.

    Eine Besteuerung des Umsatzes richtet sich dagegen nach EU-Umsatzbesteuerung und kann ebenfalls nicht einseitig geändert werden.

    Die Unternehmen werden also klagen und werden auch gewinnen. Weshalb sollte man also eine Steuer einführen, die so oder so wieder kassiert werden wird?

    • @DiMa:

      Deutschland wird das Prinzip Umsätze am Entstehungsort zu versteuern statt am Sitz des Unternehmens als Exportweltmeister sowieso im Eigeninteresse niemals unterstützen. Darum ziehen wir bei den Digitalsteuern die andere Länder einführen wollen auch nicht mit. Das würde uns so auf die Füße fallen.

      • @Šarru-kīnu:

        Gewinne durch Umsätze am Leistungsort besteuern zu wollen klappt nicht, da der Umsatz keine geeignete Bemessungsgrundlage für eine Gewinnbesteuerung sein kann.

        Es kann auch keine Verlagerung der Gewinnbesteuerung durch Umsätze geben, solange die Doppelbesteuerungsabkommen so sind wie sie sind. Da es sich hierbei stets um bilaterale Abkommen handelt müsste man eine Änderung mit jedem Land einzeln aushandeln.

        Aus genau diesem Grund ist die Digitalsteuer auch in noch keinem einzigen Land in Kraft.

  • Gerade wenn man denkt der Artikel geht los…ist er schon wieder zu Ende. So kommt er mir Inhalts- und sinnfrei vor…

  • "und dennoch zögert die Ampelkoalition"

    Warum das Kind nicht beim Namen nennen? Nicht "die Koalition" zögert, sondern die FDP bremst.

    • @Ajuga:

      Nein, die FDP kann man schön als Entschuldigung benutzen.

  • Es sollte auch erwähnt werden, dass in Italien zahlreiche betroffene Unternehmen diese famose Übergewinnsteuer einfach nicht entrichten. Und dann? Schickt man den Gerichtsvollzieher?

  • Ist ja nett, das die Studie hier wiederholt wird, aber wie soll es denn funktionieren?



    100 Mrd klingt gut, aber dazu soll der Steuersatz 90% sein. Und das, wo zwei Sätze weiter steht, "Bisher [sic!] versteuern viele internationale Ölmultis einen großen Teil ihrer Gewinne, ..... in Steueroasen." Bei 90% kommen die natürlich gerne nach D... Selbst Italien hat einen Steuersatz von 25%. Und gibt es wirklich Beispiele für sprudelnde Kassen? Oder sind das meiste Gedankenspiele?



    Eine anteilige Steuer am Umsatz wird die Inflation weiter treiben. Aber vielleicht sollte man es versuchen, aber sicher wird 90% nicht funktionieren.

    • @fly:

      Keine Ahnung, ob so etwas in Italien funktioniert oder nicht, in Deutschland würde so ein Konzept der Besteuerung des Gewinns auf Basis des Umsatzes in Karlsruhe scheitern.

      In Italien wird es der Regierung auch eher darum gehen, der Bevölkerung ein wenig Handlung vorzugaukeln um die nächsten Wahlen zu überstehen. Wird das Gesetz dann irgendwann kassiert sind die beteiligten Politiker bereits Rentner.

      Kein Konzept für Deutschland.

    • @fly:

      Ohh und die nächste Mär, legen wir den Firmen zuviele/große steine in den Weg werden sie ganz bestimmt bald Deutschland verlassen.

      wie sehr muss man schon indoktriniert sein, das man Angst vor solchen Hirngespinsten hat.

      Und die 90% gehen nicht auf den gesamten Gewinn, sondern nur den speziellen. Die Unternehmen machen trotzdem noch Gewinne durch die Inflation, Krise oder was auch immer. Nur eben nicht mehr soviel. Wo ist da das Problem.

      Und wenn die Gesetze etwas anders wären (was ja von Grüne bis AfD vehement vermieden wird), ähnlich wie in den Staaten, das nicht der Ort des Aufenthalts sondern der Pass entscheidet hätte wir auch mehr Steuern von Millionären und Milliardären. Die dann nicht mehr nach Monaco, Zug, Dubai und Co. ihren Aufenthaltsort verlegen müßten.

    • @fly:

      Wenn die Steuer am Umsatz in Deutschland hängt, ist sie quasi eine erhöhte Mehrwertsteuer, die aber die Produzenten zu zahlen haben.



      Der Umsatz lässt sich nicht verschieben.

      Nein, die Inflation geht nicht rauf, weil die überhöhten Marktpreise sich am "Erzielbaren" orientieren und nicht an den deutlich niedrigeren Kosten. Wenn die Kosten steigen, wird die Schere kleiner, bleibt aber erhalten.

      90% sind ziemlich hoch, allerdings rechnet damit auch niemend. Die untere Grenze riecht dagegen ziemlich stark nach 25%.

      • @Sonntagssegler:

        Nur ist die Umsatzsbesteuerung in der EU harmonisiert und Deutschland kann die Regelungen nicht einfach ergänzen.

        Die Besteuerung des Gewinns erfolgt halt nach dem Sitz des Unternehmens und die "Ölmultis" haben ihre Sitze alle außerhalb Deutschlands (Ausnahme DEA Wintershall).

  • "Wärmepumpenhersteller oder Impfstoffkonzerne "

    Na, dann wird`s höchste Zeit, Hr. Lindner. Wer wurde denn noch vergessen?