piwik no script img

Soziologe Heinz Bude im Gespräch„Das Ende des Neoliberalismus“

In der Krise begreifen die Menschen, dass sie einander brauchen, sagt der Soziologe Heinz Bude. Nur die Parteien hätten das noch nicht verstanden.

Denker in Modellpose. Oder umgekehrt? Heinz Bude sinniert über die Deutschen Foto: Daniel Hofer/laif

taz: Herr Bude, was vermuten Sie: Ist das Thema Klima mittlerweile im Wahlkampf angekommen?

Heinz Bude: Mit der Pandemie und dem Unwetter sind wir in der neuen Normalität auf unserem Planeten angekommen, die von erwartbaren Unerwartbarkeiten bestimmt ist. Wie sich die Globalisierung unserer Kontakte und der Anstieg der mittleren Erderwärmung konkret auswirken, wissen wir nicht und das kann uns auch niemand sagen.

Aber Leugner und Nichtleugner der niederfahrenden Ereignisse stimmen darin überein, dass der Boden des Selbstverständlichen brüchig geworden ist. Und zwar nicht, weil das irgendwelche Experten sagen, sondern weil wir das alle so empfinden. Daher rührt die sortierte Skepsis im Wahlvolk. Und zwar in jeder Richtung.

Wer in dieser Situation den großen Aufbruch predigt, geht genauso am Em­pfinden der Leute vorbei, wie die Stillhalter, die auf die Sehnsucht nach Ruhe und Sicherheit in den kleinen Lebenswelten setzen. Es geht um die widersprüchliche Einheit von Aufbruch und Rückkehr. Darin steckt ein anspruchsvoller Begriff von Transformation, der Wirtschaft, Wissenschaft und Politik auf eine neue und andere Weise anein­ander bindet.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

taz Talk: Chefinnensache

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Spätestens zur Wahl wollen alle die Klimazukunft, doch der Wahlkampf riecht gestrig: Ein taz Talk im Rahmen der Talk-Serie Chefinnensache mit Barbara Junge, Ulrike Winkelmann und Heinz Bude.

Moment, aber was ist mit der Wechselstimmung, die auch zu Hochzeiten der Pandemie gemessen wurde und durch Klimaängste jetzt erneut da ist?

Das halte ich für illusionär. Die Leute wollen doch jetzt nicht in eine Welt, die für sie völlig unbekannt ist. Sie wollen sich nicht „Yes we can“ zurufen lassen, aber auch nicht aufs „Wir schaffen das schon“ einstimmen lassen.

Ein Begriff, der mich seit einiger Zeit sehr beschäftigt, ist der des gemeinsamen Lebens. Ich glaube, das ist der Horizont für all das, was uns interessiert, sowohl die Wiedererlangung alltäglicher Verlässlichkeiten nach einer wirklich existenziell einschneidenden Pandemie, als auch die Umstellungen im institutionellen Setting wie im persönlichen Verhalten im Blick auf eine andere Gesellschaft.

Und ich finde, wir haben jetzt alle gemerkt, untergründig, wie wertvoll ein Empfinden des gemeinsamen Lebens ist. Ich meine nicht, dass man auf die Straße geht oder dass man sich in einem dauernden öffentlichen Austausch befinden soll, sondern, dass Menschen einander Halt geben, die sich überhaupt nicht kennen, vielleicht auch gar nicht kennenlernen wollen.

Aber die sich nach Ritualen treffen und einander wahrnehmen. Wir bestätigen uns gegenseitig darin, dass wir Wir sind. Das ist eine Botschaft, die das definitive Ende des Neoliberalismus markiert.

Wir haben nicht den Eindruck, dass die Gesellschaft in letzter Zeit so auf Gemeinsamkeit aus war. Eher, dass viele nichts anderes zu tun haben, als sich voneinander abzugrenzen.

Ich glaube eben, dass die Gegenüberstellung von öffentlich und privat uns nicht mehr weiterbringt, weil wir jetzt etwas mitgekriegt haben, das in unser privates wie unser öffentliches Leben eingreift. Und wir wussten, wir meistern diese Bedrohung nicht, wenn wir nur in unserem einzelnen privaten Leben steckenbleiben.

Und wir sehen aber auch, dass das nicht einfach durch ein öffentliches Räsonieren zu lösen ist. Wir haben ein geteiltes Empfinden, dass wir hier gemeinsam auf einer Erde leben, die offenbar Gefahren heraufbeschwören kann, von denen wir bislang nur irgendwo gelesen hatten. Diese Erschütterung zeigt uns, dass einem weder relativer Wohlstand noch passable Bildung Schutz bietet.

Aber wo entsteht daraus die Gemeinsamkeit? Eine offensichtliche Folge der Pandemie ist doch zum Beispiel, dass die Leute sogar noch mehr Auto fahren als vorher, statt den öffentlichen Verkehr zu nutzen.

Das meine ich. Die Grundangst ist im Augenblick, dass sich das gemeinsame Leben nicht von selbst wiedereinstellt. In einer Extremwetterlage von Sturm, Niederschlag oder Hitze oder unter der Bedingung der unaufhörlichen Mutation eines toxischen Virus bedürfen, etwas altmodisch ausgedrückt, die Menschen einander als Mitmenschen.

Foto: Daniel Hofer/laif

Solche Grundsatz- und Grundangst-Fragen passen aber nicht in die letzten paar Wochen vor einer Wahl, für die es dringend eine griffige Veränderungserzählung braucht.

Im Interview: Heinz Bude

Jahrgang 1954, hat seit 2001 den Lehrstuhl für Makro­soziologie an der Universität Kassel inne und ist Gründungsdirektor des documenta-instituts.

Ja, wir müssen zurückkehren an einen Ort, an dem wir noch nicht waren. Das scheint mir genau das Problem. Wir wollen Rückkehr in ein normales Leben. Aber wenn wir ganz ehrlich sind, wissen wir, dass die Normalität, die wir dann haben werden, eine andere Normalität sein wird und neue Formen des Zusammenwirkens nötig macht. Ich weiß, was Sie jetzt beide sagen wollen – und nein, ich finde auch nicht, dass irgendeiner der politischen Anbieter dieses Problem schon verstanden hat.

Aber welche der Parteien hat denn die Aufgabe, die sich stellt, wenigstens ein bisschen verstanden?

Ich glaube, es lohnt sich, in denkbaren Koalitionen von Weltbildern zu denken. Was verkörpern die Parteien, welche Grundwerte stellen sie dar, und wie passt das zusammen? So müsste das grüne Milieu sich meiner Ansicht nach ein bisschen mehr mit der FDP beschäftigen, und zwar deshalb, weil man bei der Veränderung unserer Welt durch den Klimawandel total aufpassen muss, dass das Individuum nicht hinten runterfliegt.

Das muss man irgendwie unterbringen in dieser neuen Koalition, oder man muss es den Liberalen wegnehmen. Der Fluxus- bzw. Re-Fluxus Künstler und Denker Bazon Brock sagt: Das Einzige, was wir in Europa haben, bevor wir zum Museum werden, ist das Individuum als Quelle von Veränderungen und als Autorität eigener Art. Kein Militär, keine Kirche, keine Partei, sondern die Inspirationen von einzelnen könne zum Ausdruck bringen, was jetzt wichtig ist.

Diese kostbare Idee des Individuums brauchen wir, auch wenn wir von neuer Kollektivität und notwendiger Solidarität reden, wenn es darum geht, die Adaption an den irreversiblen Klimawandel zu meistern und dabei die Aufmerksamkeit für die Mutation unserer körperlichen Verfassung nicht verlieren.

… für die wir einen komplexen Transformationsbegriff brauchen. Aber welchen?

Völlig klar ist, dass es falsch ist, System- und Lebensformtransformation als Gegensätze zu denken und nur das eine zu verlangen, ohne das andere zu tun. Ich würde den Grünen vorhalten, dass sie nach einem guten Gang des Abwerfens von bestimmten Anfangslasten als Weltanschauungspartei im Augenblick merkwürdig blank und hilflos dastehen. Ein geradezu zwanghaft anmutendes positives Denken verstört sogar ihr eigene Anhängerschaft. Keine Spur von Durchatmen und Kraftsammeln.

Was also so lange als Erfolgsrezept der Grünen beschrieben wurde – alle mitnehmen, auf die Mitte der Gesellschaft zielen, gute Laune verbreiten – ist also an der Stimmung vorbei?

Genau. Es gibt einen Radiosender in Berlin, der macht Werbung mit dem Slogan „Nur für Erwachsene“. Die Grünen sollten sagen, wir machen Politik für Erwachsene: Wir erkennen die Endlichkeit dieses Planeten an. Der Meeresspiegel steigt wirklich. Dieses Ballonhafte und Kreativgewerbliche entspricht nicht der Aufgabe, der sie sich mit Recht und Mut verschreiben.

Aber aktuell haben wir es mit Grünen zu tun, die sich gerade nicht trauen, Mucks zu machen, weil sie irgendjemanden verschrecken können.

Vielleicht haben wir in Deutschland auch eine verzerrte Wahrnehmung von uns selbst. Natürlich sind alle westlichen Gesellschaften im Augenblick eher konservativ gestimmt. Mehrheiten werden eher rechts von der Mitte gewonnen – die USA machen interessanterweise gerade eine Ausnahme, nachdem sie vorher etwas ziemlich Furchtbares erlebt haben.

Dieser konservative Grund, den wir haben, den müssten die Grünen nutzen, nicht im Sinne eines ängstlichen Bewahrens von dem, was ich habe – sondern ein existenzielles Bewahren von dem, was wir alle benötigen. Jungen Erwachsenen ist heute mehrheitlich nicht Liebe, nicht Erfolg, nicht Geld, sondern Freundschaft das Wichtigste. Freundschaft ist selbstgewählte Abhängigkeit.

Das trifft den Punkt: Abhängigkeit nicht zu scheuen, Menschen gegenüber in Vorleistung zu gehen, die einem wichtig sind und Verlässlichkeit untereinander zu schätzen. Mit anderen Worten: Dass diese offenkundige Bereitschaft, Verpflichtungen eingehen zu wollen, von den Parteien, auch von den Grünen nicht abgerufen wird, empfinde ich in der Wahlkampfzeit als sozialmoralische Unterforderung.

Aber die Erfahrung aus allen Wahlkämpfen ist doch, dass geringste sozialmoralische Anforderungen – Stichwort Veggie Day – bis zum Exzess verhetzbar sind.

Ja, ich weiß. Nicht das Vorschreiben, sondern das Eingedenken ist die Voraussetzung wichtiger Veränderungen. Wir schulden einander etwas, weil wir dieses Leben teilen. Und das ist die Grunderfahrung der Pandemie.

Damit können Sie die mittlere Generation von heute ansprechen. Die Vierzigjährigen mit den zwei oder drei Kindern, die Homeschooling im Homeoffice bewerkstelligt und die sich gleichzeitig noch um die in ihren in die eigenen vier Wänden verharrenden Eltern gekümmert haben, die haben nach meiner Wahrnehmung durch die Bank eine ziemlich saubere Leistung hingelegt.

Diese Generation hat ihre erste echte Bewährungsprobe bestanden. Denen braucht man doch jetzt nicht damit zu kommen, dass Klimapolitik ein einziger Spaß sei. Die haben einen Sinn dafür, dass dieser Planet, der blau genannt wurde, uns braucht und wir ihn jetzt nicht seinem unausweichlichen Schicksal überlassen können.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

34 Kommentare

 / 
  • "Das definitive Ende....":



    H. Bude:"...ich finde auch nicht, dass irgendeiner der politischen Anbietern dieses Problem schon verstanden hat."



    Ja, wenn man/frau 'von der Stange bei Politkonzernen einkauft'.



    Sieht man/frau sich im links/sozial/ökologisch orientiertem Spektrum der Kleinparteien um - denen eben dieser Mangel seit BTW'17, oder gar länger stinkt - würde sich durchaus was finden lassen. Womöglich sogar 'ZukunftsInkubatoren'.

    Schlaue Sprüche machen Viele, politische (!) Arbeit Wenige (!).

  • Das ganze "wir" und "uns", wer soll das sein?

    • @Jim Hawkins:

      Das fragt Martin Shkreli auch immer.

    • @Jim Hawkins:

      "Mit der Pandemie und dem Unwetter sind wir in der neuen Normalität auf unserem Planeten angekommen" steht im ersten Satz.

      Ich glaube, der Klimawandel betrifft alle. 🤔

  • Die "Normalität", nach der sich zurückgesehnt wird, ist unser Leben im Auge des neoliberalen Hurrikans! Und der ist die menschengemachte Ursache für das Drama der planetarischen Umweltzerstörung. Erst jetzt, wo die Natur als Pandemie, Sintflut, Hitze- und Kältewellen bei uns ganz direkt die Tür eintritt - nicht auf dem Kontinent nebenan - , sind wir bereit zur Veränderung, nein, zum Nachdenken über Veränderungen. Doch nur solange sich nicht aus dem Untergang eine Geschäftsidee machen lässt (z.B. der Abbau von Rohstoffen unter dem arktischen, aufgetauten Eismeer oder eine "Arche-Noah-Industrie" ). Das entsprechende Marketing wirbt dann für das Vetrauen - unendlich besinnungslos..

  • 7G
    75787 (Profil gelöscht)

    Nur leider ist die "kostbare Idee des Individuums" bereits seit langem besetzt - von der Konkurrenz:

    "There is no such thing as society", erklärte Margaret Thatcher 1987 und meinte, jeder müsse zunächst nach sich selbst und erst dann nach den Nachbarn schauen. Die Konkurrenz der Kapitalien begründet die Konkurrenz der Arbeiter unter sich, bemerkt Marx in den »Grundrissen« (MEW 42, 550), diese wird erst im Klassenkampf bewusst aufgehoben. Warum sollte das Kapital freiwillig auf eine Ideologie verzichten, die die Konkurrenz zum allgemeinen gesellschaftlichen Prinzip verklärt? Hören wir Friedrich Engels’ Lob der Assoziationen: »Ist die Konkurrenz der Arbeiter unter sich gestört, sind alle Arbeiter entschlossen, sich nicht mehr durch die Bourgeoisie ausbeuten zu lassen, so ist das Reich des Besitzes am Ende« (MEW 2, 436). Der Glaube an den Markt ist der beste Schutzwall des Privateigentums.

    www.jungewelt.de/a...oliberalismus.html

  • "Aber die sich nach Ritualen treffen u.. wahrnehmen. Wir bestätigen uns gegenseitig darin, dass wir Wir sind. Das ist Botschaft, die das definitive Ende Neoliberalismus markiert."

    So kann man permanenten Ausnahmezustand auch beschreiben, der nun das abbildet, was sich Neoliberale immer als Insulaner Gemeinsinn vorstellen, Pferde Richtung Neokonservatismus zu wechseln, der sich auf Protektionismus, Absage an Internationalismus einrichtet, WTO daran hindert, Patenrechtschutz befristet für Corona Pandemie auszusetzen, global lokal Impfstoff Produktion zu starten, wie es Indien, USA u. 140 Länder, anders als Deutschland, EU, Schweiz, fordern. D. h. der Neoliberalismus ist nicht am Ende, sondern erntet, was er gesät und wir dürfen zuschauen, wie Länder, Afghanistan, Tunesien, Kenia, Kongo, Nigria, Südafrika u. u. , denen, anders als bei uns, Medizin Apparat fehlt, Covid2 Patienten*nnen zu behandeln, trotzdem keinen Impfstoff aus EU geliefert bekommen. Impfstoffnot in Afghanistan, Afrika, Sahelzone u. u. sollte von UNO, Genfer Flüchtlingskonvention 2021 nach ihrer Gründung 1951 völkerrechtlich als neuer Fluchtgrund anerkannt werden, sich legal Richtung jener Länder zu begeben, weil die ihrer Bringschuld nicht nachkommen, trotz Überkapazitäten an Impfstoff der mangels Impfwilliger unbrauchbar zu werden droht, statt in jene Länder geliefert zu werden die händeringend verzweifelt Impfstoff vergeblich suchen.



    taz Interview mit Soziologen, Gründungsdirektor Kasseler Documenta-Instituts, Heinz Bude versucht wenigstens auf Höhe der Weltlage anzukommen. Was u. a. fehlt, Debatte darüber im Bundestagswahlkampf 2021 anzustoßen, warum IWF, seinen jahrzehntelang ungenutzt gehorteten Bestand an 688 Milliarden $ Sonderziehungsrechten nicht für währungsschwache Länder, WHO zur globalen Corona Pandemie Bekämpfung mobilisiert. stattdessen weiter daran scheitert, Balance im Weltwährungssystem zwischen Ländern mit Überschuss, u. a. Deutschland, Ländern mit Defizit, USA wieder herzustellen

  • @IKM

    Umso drängender in der aktuellen Zeit, müssen doch die Kids die widerliche Brühe auslöffeln, die wir ihnen bereitet haben.

    • @tomás zerolo:

      Richtig. Wir brauchen den Führerschein ab 25. Es kann nicht so weitergehen, dass wir unseren Kids schon Autos kaufen, wenn sie 17 sind!

  • "...dass dieser Planet, der blau genannt wurde, uns braucht und wir ihn jetzt nicht seinem unausweichlichen Schicksal überlassen können." Hier irrt der Soziologe und er ist nicht allein. Die Erde wird weiter existieren, den brauchen wir nicht zu retten, die Menschen werden es schwer haben, zukünftig ein angenehmes Leben darauf zu leben. Das gewünschte Eingedenken ist, so konnten wir in der Pandemie erleben, doch eher Wunsch und wird sich nicht einstellen.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Wir wollen Rückkehr in ein normales Leben. "

    Oft zitiert und wahr: " „Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass sich alles verändert.“



    (Giuseppe Tomasi di Lampedusa)

    Die einzige Konstante auf dieser Erde ist die Veränderung! Das kapieren nur Wenige wirklich!

  • Mal wieder geht es nur um uns. Wir dürfen uns von den Politikern abholen lassen, wir brauchen uns aber auch nicht bevormunden lassen, wir entdecken die Grundrechte ganz neu, wir sind als Individuen die wunderbare Quelle der Veränderungen und überhaupt ganz wichtig, dann erfahren wir neuerdings auch noch Gemeinschaftsgefühle von denen uns die böse Konsumwelt so lange ferngehalten hat. Daran stimmt doch wohl so einiges nicht. In Wirklichkeit geht uns gerade nur der Arsch auf Grundeis, in Wirklichkeit sitzen wir aber auch sofort, wenn wieder alles gut ist, im Urlaubsflieger. Ja, wir helfen auch, manche, aber das Helfen lebt auch viel von kurzfristigen Krisen. Dauerhafte Verantwortung, auch für die Zukunft, auch durch Verzicht, auch unsichtbar und unerlebbar, ist da schon wieder etwas anderes. Die allgemeine Tendenz geht jedenfalls gerade nicht zur Gemeinschaft, zum teilen und schonen, sondern zum Wohnmobil, also zum sichern und fliehen können.

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    Immer wenn jemand scheinbar analysierend "wir" sagt und dabei ebenfalls mich mit zu meinen glaubt werde ich sehr skeptisch.



    Auch dieses mal liegt jemand damit wieder grundfalsch.



    Empathie lässt sich nicht fälschen.



    Sich von jemandem seine eigene Situation auf dieser anonymisierten Ebene erklären zu lassen ist tatsächlich beleidigend. Jeder kann nur für sich selbst sprechen.

    • @90118 (Profil gelöscht):

      Dem stimme ich zu. Persönlich empfinde ich keinerlei neues Gemeinschaftsbewusstsein. Allein die Aussage, dass die Menschen in der Krise merken, dass sie einander brauchen, trifft längst nicht auf alle zu.

  • Ja, Kollektive sind notwendig, aber es ist nicht notwendig, daß diese egalitär organisiert sind.



    Große, internationale Konzerne sind gigantische Kollektive, hierachisch organisiert.



    Menschen geben dort einandet Halt und sind einer gemeinsamen Sache verpflichtet, es dind große soziale Gebilde, mit klaren, hierachischen Strukturen.



    Viele Menschen fühlen sich in solchen geborgen, früher waren es die Kirchen, heute sind es DAX Unternehmen

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Paul Rabe:

      Naja Kirchen klatschen ist billig



      Bei Konzernen würde ich eher den Vergleich mit Kreuzzuges Unternehmen, Wikingerschiffen und anderen Räuberbanden ziehen.

      Steve Jobbs war nicht Jesus.

  • "Und .., wir ..alle gemerkt...wie wertvoll Empfinden gemeinsamen Lebens ist. ..dass Menschen einander Halt geben, die sich überhaupt nicht kennen, vielleicht auch gar nicht kennenlernen wollen."

    Auftakt zu weiter verstörendem Satz

    "Aber die sich nach Ritualen treffen u.. wahrnehmen. Wir bestätigen uns gegenseitig darin, dass wir Wir sind. Das ist Botschaft, die das definitive Ende Neoliberalismus markiert."

    So kann man launig auch permanenten Ausnahmezustand beschreiben, der nun das abbildet, was sich Neoliberale immer als Insulaner Gemeinsinn vorstellen, die Pferde Richtung Neokonservatismus zu wechseln, der sich auf Protektionismus, Absage an Internationalismus einrichtet, WTO daran hindert, Patenrechtschutz befristet für Corona Pandemie auszusetzen, global lokal Impfstoff Produktion zu starten, wie es Indien, USA u. 140 Länder, anders als Deutschland, die Schweiz, fordern. D. h. der Neoliberalismus ist nicht am Ende, sondern erntet, was er gesät und wir dürfen zuschauen, wie Länder, Tunesien, Südafrika, Kongo, Kenia u. u. , denen, anders als bei uns, Medizin Apparat fehlt, Covid2 Patienten*nnen zu behandeln, trotzdem keinen Impfstoff aus EU geliefert bekommen. Impfstoffnot in Afghanistan, Afrika, Sahelzone sollte von UNO, Genfer Flüchtlingskonvention völkerrechtlich anerkannt werden, neuer, sich legal Richtung jener Länder zu begeben, gar abgeholt zu werden, in denen Überkapazitäten an Impfstoff mangels Impfwilliger unbrauchbar zu werden droht, vernichtet wird, statt in jene Länder geliefert zu werden die händeringend verzweifelt Impfstoff vergeblich suchen.



    Dieses taz Interview mit Soziologen, Gründungsdirektor Kasseler Documenta-Instituts, Heinz Bude ist beim wahrhaftigen Ernst der Weltlage nicht angekommen, der sich u. a. darin manifestiert, dass der IWF, ohne seinen jahrzehntelang ungenutzt gehorteten Bestand an 688 Milliarden $ Sonderziehungsrechten für währungsschwache Länder oder WHO zur globalen Corona Pandemie Bekämpfung zu mobilisieren.

  • Nur für Erwachsene? Es sind doch die Kids, die gerade was losmachen. Es sind die Erwachsenen, die nach bunten Ballons verlangen.

    Und ausserdem... nicht der Planet braucht uns. Wir brauchen den Planeten. Es wird auch noch eine Weile blau schimmern, wenn wir uns ins Abseits befördert haben sollten (ich fänd's schade: ich kenne so ein paar junge bis sehr junge Menschen die echt nett sind).

    Nein, es sind die Alten, die gerade meist doof sind.

    Würde das Wahlalter auf 14 (oder 12, oder 10) heruntergestuft -- wäre dann die CDU noch vorne?

    • @tomás zerolo:

      Ich glaube, dass Sie sich irren. In BaWü haben von den 60-69-Jährigen anteilsmäßig mehr die Grünen gewählt, als in allen anderen Altersgruppen. And guess what? Die FDP hat von den 18-24-Jährigen anteilsmäßig die meisten Stimmen erhalten. Das Altenbashing geht mir mittlerweise total auf den Keks.

      • @resto:

        Immer dieser alberne Verweis auf die Wahl in BaWü: Die ist überhaupt nicht repräsentativ für den Bund! Die Alten haben dort vor allem Herrn Kretschmann gewählt und werden im September wieder schön brav ihr Kreuz bei CDU oder FDP machen.

        • @steschlieb:

          Sie können auch in mehreren Ländern die Afd nehmen.

          In mehreren Bundesländern sind deren Wähler_innen überproportional unter 30.

    • @tomás zerolo:

      Das mit der Herabsetzung des Wahlalters finde ich eine super Idee!



      Warum unterstellen wir eine/r/m 14 Jährige/n er/sie könne weniger vernünftig entscheiden und gehen davon aus dass alle über 18 da zurechnungsfähig sind.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @IkM:

        Weil ich zwei 14 Jährige hautnah begleitet habe, hin zu 18 jährigen.



        Die sind noch nicht reif.

        • @4813 (Profil gelöscht):

          Liggers. Das nennt sich Pubität!



          &



          Da wird - wie frauman etwas genauer weiß - das Hirn umgeklempnert.



          Ein markantes Beispiel is das changing von rechts nach links un werr trüch!



          (Auch wenn unsere Spitzenfeder van de



          🌑fahrts Peterle - dess rinkslechts längst entsorgt hat! Gellewelle.



          So verschwurbelt liest sich‘s dann auch!



          Keine eine eine Frage! Wollnichwoll.



          Normal •

          So geht das

    • @tomás zerolo:

      Wirklich ?



      Klar die jungen Deutschen, verwöhnten Großstadtkinder verzichten gerne mal aufs Auto.



      Aber wollen auch die jungen Inder, Chinesen, Indonesier etc. zukünftig auch auf Dinge verzichten über die junge Deutsche gar nicht mehr nachdenken ? Auf Waschmaschinen, Zentralheizung, Elektroherd, Fernsehen, Internet etc. ?



      Wie denkt die Mehrzahl der „Jungen“ auf dem Planeten darüber ??

  • Es ist ein Fehler vom Denken her,

    der Planet braucht uns nicht und der Mensch war schon immer ein soziales Wesen trotz der krampfhaften Bemühungen neoliberaler Wildwestmethoden ihm genau das auszureden.

    Wenn wir alle scheitern, als Spezies, eben so wie die Dinos Millionen Jahren vor uns - die allerdings schon Millionen Jahre lang den Planeten beherrschten, dann am Unvermögen , nach nur mal ungefähr Vierhunderttausend Jahren Evolution, den Entwicklungsschritt zum überragenden reifen Wesen, geschafft zu haben.



    Aber das wurde ja schon in der Bibel erwähnt, das mit dem Paradies, der Gier, der Eitelkeit, der Selbstgefälligkeit etc. Und das die Erde das bezeichnete Paradies ist, das scheint erst der Atheist erkannt zu haben.

    So ungefähr ist es in der Politik und der beeinflussenden Wirtschaft. Ob wir als Spezies überleben hängt von der Geschwindigkeit bezeichneter Entwicklung und Maturität ab. In dem was hinten raus kommt liegt die Wahrheit,



    wenn wir das dann noch erleben es zu erkennen.

  • "Und wir wussten, wir meistern diese Bedrohung nicht, wenn wir nur in unserem einzelnen privaten Leben steckenbleiben." Das habe ich genau konträr erlebt. Jeder ist sich der Nächste. Bespiel Klopapier horten.

    • @joaquim:

      @Joaquim und Plagiotos:



      Ich glaube, es bleibt das Widersprüchliche. Wir sind solidarisch - und schicken tonnenweise Güter ins Überflutungsgebiet, brechen mit Bullis auf, um zu helfen, bis die Straßen gesperrt werden müssen.



      Und wir brechen auf, um die Weißware, die Leute zum Trocknen rausstellen, die gerade fast alles verloren haben, als "Sperrmüll" einzusacken.



      Wir bleiben monatelang daheim, um andere zu schützen, und missbrauchen Coronahilfen in Millionenhöhe.



      "Wir" sind die gebrochenen, verstreuten, schizophrenen Menschen, die eben keine Engel und keine Teufel sind.



      Trotzdem kann man Strömungen der Solidarität ausmachen, ohne damit zu lügen, und man kann sie stärken oder versuchen wegzureden.



      Das könnte einen Unterschied machen.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @joaquim:

      Deswegen gibt es schon seit Langem die sogenannen "Preppers".

    • @joaquim:

      Dass es immer irgendwelche Hirnis gibt, ist klar. Wir haben hier im Februar tief im Schnee gesteckt. Eine Woche lang ging garnix. Die Leute in unserem Viertel haben Schnee räumen, Glühwein und viele weitere Sachen organisiert. Diese Woche war die Gemeinsamkeit, das Wir zu spüren. Ähnlich bei einem darauffolgenden Sturm hier. Auch da wurde geholfen, organisiert, unterstützt. Es geht doch!

      • @Yossarian:

        Nicht jeder, der Anfang des Jahres Klopapier und Nudeln gehortet hat, ist ein Hirni. Manche Leute haben das Zeug auch gekauft, weil sie befürchtet haben - und das zurecht - selbst nichts mehr zu bekommen, wenn sie diese Waren tatsächlich benötigen, gerade WEIL jeder Zweite losgerannt ist, um zu bunkern. Mir ging es so mit Damenhygieneartikeln. Schöner Scheiß. Fazit: immer einen kleinen Vorrat bestimmter Dinge zu haben, scheint im Zweifel angebracht.

        • @silly sausage:

          Gott - was für Sorgen die Leute vor 1 Jahr im Frühjahr hatten - denn da war das mit dem Klopapier.



          Ich war nicht auf der Jagd - wir haben immer wenigstens 400 Blatt auf Rolle.



          Man sollte auch die nicht unterschlagen, die zur Verknappung beitrugen und bis zur Begrenzung auf 2 Pakete wahrscheinlich alle Familienmitglieder einzeln zum Einkauf schickten, um anschließend bei Ebay-Kleinanzeigen oder sonstwo zu Wucherpreisen anzubieten.



          Manche machten Klopapiergeschäfte, andere in viel größerem Maßstab mit Masken ....

    • 9G
      92293 (Profil gelöscht)
      @joaquim:

      Seh ich auch so, ein herbei stilisieren des besagten Kitt der Gesellschaft. Mit diesen Gefahrenlagen die auftreten können, wird es keine ernstzunehmende Solidarität geben.

      • @92293 (Profil gelöscht):

        Ich kann es mir ebenso nicht wirklich vorstellen. Ist ja im zwischenmenschlichen nicht so und auch auf institutioneller Ebene nicht. Man könnte ja meinen dass man durch die Krise gemerkt hat was wichtig ist und es entsprechend würdigen: Kanken- und Altenpfleger/innen, helfende Nachbar/inne, ältere, ...



        Ist aber nicht