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Union und Grüne bei BundestagswahlGrünschwarzer Schlamassel

Grüne und Union werden nach der Bundestagswahl im Herbst bei aller Unliebe zusammengehen müssen. Bis dahin heißt es, die Fehler des anderen hinzunehmen.

Sind sie der historische Kompromiss? Baerbock und Laschet im Bundestag Foto: imago

I nteressant ist das schon, oder? Da bereitet sich die Republik auf eine schwarz-grüne oder sogar grün-schwarze Regierung vor, also auf eine neue, vor einiger Zeit noch unvorstellbare Allianz der alten mit der neuen Mittelschicht, die Verbindung von Keine-Experimente-Konservatismus mit Sowohl-als-auch-Ökologie, bis in die Familien hinein vielleicht:

Freitags für die Zukunft, wahlweise fürs Klima oder für die Natur, weil beides irgendwie nicht mehr geht, und der Rest der Woche Wachstum und Konsum, damit es nicht zum Massenabsturz des Kleinbürgertums kommt. Man könnte sagen: Die vernünftigste Lösung für alle, die gern weiter so machen wie bisher, aber noch hoffen, ein bisschen vom Allerschlimmsten verhindern zu können. Vor allem den Griff des rechten Randes nach der Macht.

Der historische Kompromiss, der uns vielleicht die Zukunft kostet, aber die Gegenwart rettet. Und dann das! Der progressistische Teil der allerneuesten Mitte bemerkt mit verhaltener Freude, dass sich die CDU/CSU in einen halb komischen und halb anrüchigen Machtkampf begibt. Laschet, der so radikal die Mitte vertritt, dass man an eine gewisse Katze denkt: Sie verschwindet, aber ihr Grinsen bleibt, und Söder, der so fundamental sich selbst vertritt, dass ihm ein neues Verb gewidmet werden muss: södern.

Man wird in Zukunft von gewissen Karrieristen behaupten, sie hätten sich nach oben oder eben in die Mitte gesödert. Aber dann hat doch das breite Grinsen gegen das geschlängelte Södern gewonnen. Erst mal. Und das war irgendwie ein Signal. Der konservative bis reaktionäre Teil des Kleinbürgertums, dem immer noch ein Maaßen näher ist als eine Baerbock, hat verstanden, worum es geht. Wir müssen, sagt das Grinsen ohne Katze, einfach hocken bleiben.

privat
Georg Seeßlen

ist freier Autor und hat über 20 Bücher zum Thema Film veröffentlicht. Zuletzt erschien von ihm „Corona­kontrolle. Oder nach der Krise ist vor der Katastrophe“ bei bahoe books

Die Fusion der Konservativen mit den Ultrarechten

Wenn uns alles egal ist, ob sich da ein paar von uns an den Coronamasken eine goldene Nase verdient haben, ob ein paar von uns das Programm und die Rhetorik der AfD übernehmen – grinst es weg! Die anderen machen schon Fehler. Und zur Not gibt es ja auch immer noch die Bild-Zeitung.

Das heißt also: Der konservativ-reaktionäre Teil des deutschen Kleinbürgertums wittert die Chance, die dann doch nicht so ersehnte Fusion mit dem eher ökologisch-liberal eingestellten Teil abzuwehren und dann auf ein ganz anderes historisches Projekt (mit Vorbildern in der Geschichte) zu setzen: die Fusion der Konservativen mit den Ultrarechten. Eine stramme Werte-Union für Deutschland.

Wenn wir erst mal einfach weitermachen, können wir uns später immer noch entscheiden, ob wir mit den neuen Schnöselspießern zusammengehen oder doch gleich zu den Nazis. Daher lässt auch das Grinsen den rechten Kläffer gewähren. Denn dieses Grinsen ist nach beiden Seiten offen und steht noch mehr vielleicht für ein Erst-mal-gar-nichts. Das Erst-mal-gar-nichts wird sogar zur großen, verführerischen Botschaft: Weitergrillen, und eurem Fernsehen treiben wir die kritische Unbequemlichkeit schon noch aus.

Die Sehnsucht nach dem Großen Erst-mal-gar-nichts bringt sogar die lächerliche FDP wieder nach oben, die immer noch glaubt, den Neoliberalismus verkaufen zu können. Wo doch schon je­de*r genug davon hat. Zur Abwehr einer Fusion auf Augenhöhe (als braven Tigerenten-Verein kann man die Grünen dann immer noch aufnehmen, die machen doch alles mit, wenn sie ein bissel regieren dürfen) bedarf es einer Figur, die öffentlich demontiert ­werden kann. Nennen wir sie Annalena Baerbock.

Sie hat ein paar Fehler gemacht, die zwar gegenüber denen der „Konservativen“ nicht allzu schwer wiegen, abgesehen davon, dass man bei denen so etwas gewöhnt ist. Es ist auch nicht, weil sie eine Frau ist. Oder gar wegen ihres politischen Programms. Diese Kandidatin macht nicht nur Fehler, sie ist ein Fehler. Und das, obwohl sie gerade dafür eigentlich gar nichts kann.

Vakuum in der Mitte

Sie ist eine so perfekte Vertreterin einer Generation, eines sozialen Status, eines Karriereweges, eines öffentlichen Auftretens, einer Sprechweise, eines Denkens und möglicherweise sogar Fühlens, eines Familienmodells, eines textilen Codes, eines Medienumgangs und so weiter, dass sie zum Idol von vielen ihrer Generation, ihrer Klasse, ihres Denkens und so weiter wurde.

Ein Spiegel, in den je­de*r „machtbewusste, gut vernetzte und ehrgeizige“ (so eine wohlwollende Charakterisierung zu Zeiten, als sie noch als nächste Kanzlerin gehandelt wurde) In­sas­se*in der neuen deutschen Mittelschicht zu blicken liebte. Der grinsende Laschet und die ehrgeizige Baerbock, das Traumpaar von altem und neuem Kleinbürgertum, und beide narzistisch genug, sich über die Widersprüche hinwegzumogeln.

Die Mitte war leer, und in dieser Leere war Angela Merkel so lange unanfechtbar, denn die Herrschaft der leeren Mitte hatte immerhin größere Katastrophen abgewandt. Nun verlagerten sich aber Teile dieser Mitte immer weiter nach rechts, sodass die Basis der leeren Mitte nicht mehr ausreichen würde, eine Regierung zu tragen. Die Mitte musste wieder breiter werden, und zugleich sollte sie nicht mehr ganz und gar leer sein. Irgendwas musste in diese neue breite Mitte hinein.

Aber das Spiegelbild des neuen deutschen Kleinbürgertums, das Bild der Annalena, die Karriere und Moral miteinander zu verbinden versprach, Neoliberalismus und Ökostyle, Feminismus und Anpassungsfähigkeit, hat auch ein paar blinde Stellen. So sehr sich die Menschen eines bestimmten Milieus in ihr wiederzuerkennen lieben, so sehr schließt es auch andere aus.

Die Erfolgsformel von Karriereplanung, Selbstvermarktung und Vernetzungskunst offenbart nicht nur ein paar der Tricks, die man dabei schon anzuwenden bereit sein muss, sondern auch, dass es nicht für alle gelten kann. In aller Regel ist ein Grinsen ohne Katze erträglicher als ein Spiegel ohne Bild: In Zeiten des Leidens kann aber auch ein solches Grinsen unerträglich werden.

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51 Kommentare

 / 
  • RS
    Ria Sauter

    Cem Özdemir kämpft um einen Ministerposten.



    In der gestrigen Wahlsendung bei der ARD, hat er Laschet massiv verteidigt.



    Das aber mit einem absurden Argument.



    Es ging um Laschet Satz bezüglich der Flutkatastrophe, aufgrund der Katastrophe die Politik nicht ändern zu wollen.



    Cem Özdemir sagte sinngemäß, diese Aussage Laschets dürfe man nicht ernst nehmen. Er ändere oft seine Haltung und Ansichten.



    www.zdf.de/politik...mapolitik-100.html

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Ria Sauter:

      Ja, der war schon immer etwas schleimig der Cem Özdemir. Vielleicht besser Talkmaster wie der Lanz oder Biolek?

  • RS
    Ria Sauter

    Es gibt keine leuchtende Farbe, wenn schwarz und grün gemischt werden.



    Pfui teufel, nicht schön.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Ria Sauter:

      "Braun, Schwarz und drei Sorten Grün"

      Es geht noch schlimmer:

      www.faz.net/aktuel...chen-14099437.html

    • @Ria Sauter:

      -> Olivgrün...

  • wie kommen sie auf die idee eines solchen bündnisses? das wäre absolut nicht im sinne der spd, würde ihr den todesstoß versetzen, aber das wird schon im vorfeld die sozialdemokratisch basis nicht mittragen, die ja miteinbezogen wird. da ist im vergleich eher eine, am ende doch noch spd-geführte ampel schon wahrscheinlicher. die spd hat auch ausgeschlossen, erneut als juniorpartner in eine regierung einzutreten. was eine grün geführte ampel noch unwahrscheinlicher macht, diese wurde von der fdp unter vorgehaltener hand auch schon definitiv ausgeschlossen, was deutlich aufzeigt, dass schwarzgrün die wahrscheinlichste option ist.

  • Kleinbürger, hm, hm. Klingt schwer nach dem guten, alten Machtergreifungs-Kleinbürgertheorem und röche streng nach grünem Größerbürger-Klassenhass, würden die Kleinen nicht auf einmal auch grün wählen. Wer weiß, vielleicht sind’s ja alles Kleinbürger, die da den Ausschlag geben, aber das einfach so blank in den Raum stellen?

  • Soll das etwa heißen, dass sich die Grünen nur deshalb so sehr auf die „Union“ zurechtgestutzt haben, weil sie nur höchst ungern eine Koalition mit denen eingehen möchten? Hat nicht die SPD bereits eindrucksvoll gezeigt, was passiert, wenn man seinen Markenkern einer Regierungsbeteiligung opfert? - Paralyse in der Kombüse.

    • @Rainer B.:

      Soll das heißen, dass sich die Linkspartei nahe der 5% Grenze nur deswegen weg duckt, um niemals auch nur ansatzweise in die Nähe einer Koalition-Verantwortung zu kommen. 🤔 ... 🤣

      • @Rudolf Fissner:

        Die Linke ist aktuell in Thüringen, in Berlin und in Bremen in Regierungskoalitionen in der Verantwortung. Von „wegducken“ kann doch gar keine Rede sein.

        de.wikipedia.org/w...rung_(Deutschland)

        • @Rainer B.:

          Mmmhm. Thüringen ... Unterstützung der Minderheitsregierung durch die CDU. Sie meinen CDU und Linkspartei werden so langsam doch noch ziemlich beste Freunde 🤣

          • @Rudolf Fissner:

            Das jetzt eher nicht, aber möglicherweise denkt der ein oder andere CDUler doch auch mal daran, was für das Land Thüringen gut und richtig ist.

  • Mit schwarz-olivgrün kommt eine Allianz wild gewordener Kleibürger zusammen, wie es schlimmer nicht sein könnte unter besonderer Schirmherrschaft von Blackrock. Damit steuern wir auf eine neue Stufe neoliberaler Klassenpolitik zu, wo unter dem Schlagwort "Transformation" die zukünfigen Investitionen subventioniert werden, damit die eingefahrenen Gewinne noch fetter werden. M.a.W.: Verluste sozialisieren, Gewinne privatisieren. Und Nordstream 2 darf bleiben bzw. vollendet werden. Der Preis ist eine besondere Subventionierung der Ukraine im grünen Sinne und der Freunde in den USA, begleitet durch fette Waffenverkäufe usw. Auf ein paar Dutzend Milliarden kommt es eh nicht mehr an.



    Der Union kann es als machtpolitischer Kanzlerwahlverein egal sein, wer unter ihr mit regieren darf, weil sie weiß, dass es nicht ums Gestalten geht, sondern um Teilhabe an den Pfründen. Das ist das eigentlich Korrupte an dieser Form der Demokratie.

    • @Rolf B.:

      "M.a.W.: Verluste sozialisieren, Gewinne privatisieren. "

      Also kein Zurückschrauben des Wachstums sondern noch fettere Gewinne damit man auch was zu privatisieren und zu verteilen hat.

      Das passt zu Ablehnung der Co2 Steuer durch die Linkspartei. Ein weiter so bei der Ausbeutung der Umwelt, damit es auf dem Oberdeck "Deutschland" noch munterer weiter gehen kann.

      • @Rudolf Fissner:

        Sind Sie sicher, dass Ihr Kommentar etwas mit meinem zu tun hat?



        Oder anders gefragt: Haben Sie meinen Kommentar richtig gelesen?

  • Programme sollten wichtiger als einzelne Persönlichkeiten sein, dann gerieten zwei Einzelpersonen (Habeck,Baerbock) auch nicht zur Metapher einer Partei, die mal aus einer Bewegung entstand (ähnlich wie die TAZ, für die am Anfang nur Aktivist*en schrieben). Wer sich dadurch ausgeschlossen fühlen könnte, sind jedoch gerade die aufrechten Linken, die jetzt zwischen allen Stühen stehen. Viele von ihnen haben mit den Grünen sympathisiert, viele gehören ins Spektrum der 50 - 70jährigen, die nach Lage der Demographie noch Jahrzehnte vor sich haben und sich plötzlich alt vorkommen könnten.



    Psychologisch steht in jedem Fall fest, dass eine Partei, die Reife und Erfahrung verachtet, oder in den Geruch davon kommt (FDP), die Infantilisierung der Konsumgesellschaft, dem 'nach uns die Sintflut', perfekt widerspiegelt. Das wäre das Gegenteil ökologischer Philosophie und grüner Programmatik. Die mittelalten Schlachtrösser der Grünen werden gebraucht!

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Ataraxia:

      Für aufrechte Linke, die zwischen den Stühlen wenigstens noch stehen und für mittelalte Schlachtrösser (sic!) auf dem Weg zum Abdecker - "White Rabbit" - inspiriert durch Alice:



      www.youtube.com/watch?v=Vl89g2SwMh4

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Vor allem den Griff des rechten Randes nach der Macht.“ … Das Balkendiagramm unter dem „Schlagloch“ zeigt, dass der rechte Rand seit der letzten BTW verloren hat. Und der schwarze Rand, den viele Personen unter den Fingernägeln haben? Da ist nicht klar, ob der vom Schaffen, vom Raffen oder vom Schaufeln des eigenen Grabes verursacht wurde. So ganz weg bekommt frauman diesen schwarzen Rand allerdings nie. [….] „denn die Herrschaft der leeren Mitte hatte immerhin größere Katastrophen abgewandt.“ …. Ich bin zwar der Meinung, dass mehr Katastrophen verursacht als abgewandt wurden, aber selbst der Teufel ist verzweifelt:



    „Was sich dem Nichts [in der Mitte - Anmerkung des Kommentierenden] entgegenstellt,



    Das Etwas, diese plumpe Welt,



    So viel als ich schon unternommen



    Ich wußte nicht ihr beizukommen,



    Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand,



    Geruhig bleibt am Ende Meer und Land!



    Und dem verdammten Zeug, der Tier- und Menschenbrut,



    Dem ist nun gar nichts anzuhaben,



    Wie viele hab’ ich schon begraben!



    Und immer zirkulirt ein neues, frisches Blut.



    So geht es fort, man möchte rasend werden!



    Der Luft, dem Wasser, wie der Erden



    Entwinden tausend Keime sich,



    Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten!



    Hätt’ ich mir nicht die Flamme vorbehalten;



    Ich hätte nichts apart’s für mich.“



    (aus Faust I - JWvG)

    btw.: Bei den Stimmungsgraphiken unter dem „Schlagloch“ bei den Balkendiagrammen rechts den linken Rand wegzulassen, obwohl eine entsprechende Partei im Bundestag vertreten ist, ist sicherlich durch den fehlenden Platz auf der Webseite begründet.

  • Danke. Mehr TAZ geht nicht. Wunderbar.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - hofft auf:

    “Polterabend - Moin



    "Grüne und Union werden nach der Bundestagswahl im Herbst bei aller Unliebe zusammengehen müssen. Bis dahin heißt es, die Fehler des anderen hinzunehmen."



    Aber immer (zu Recht) gegen Zwangsverheiratung wettern...Ich hoffe, dass spätestens am Polterabend Schluss ist.“

    kurz - Willy Brandt hat jamal angemerkt



    “Da wuchert zusammen - was zusammengehört!“ o.s.ä.



    “Na Schaugnmer mal - Dann Sehgnmers scho.“ & “Nach dem Spiel is vor dem Spiel!“ But. Der andere Andi zu recht:



    “Haste Scheiße am Fuß haste Scheiße am Fuß!“ Gilt für Prent quer & Koboldina ooch - wa!

    unterm—— Rahn müßte schießen —



    www.ulrich-menzel....iften/fussball.pdf



    Keiner kommt an Jesus vorbei -



    Außer dem Boß Stan Libida Litti Litbarski …bitte selbst einsetzen - 😂

    • @Lowandorder:

      Sach ich nur ... "nach dem Spiel ist vor dem Underberg!

      Schwarz-grün konnte ich eigenäugig bereits im Weserstadion als 15-Jähriger auf der Nordtribüne bemitleiden. Grün (Werder), Schwarz (Schiri Ahlenfelder) gegen H96 (Vereinsfarbe schwarz-grün!).

      Maues Spiel im Novembernebel, die Bremer Braat vom Grill schon schwarz verkohlt, das Haake-Beck wie immer schal.

      Blieb zur Krönung nur noch der legendäre 'Halbzeit'-Pfiff nach 30 Min. Spielzeit.

      Schiri Ahlenfelder, das Bäuchlein stets voran, hatte dem Hannoverschen Motto vom Lüneburger-Heide-Diktator, Bahlsens Mann für's leutseelig fiese (Wilfried Hasselmann) all zu sehr zugesprochen: "Nicht lang schnacken, Kopp in'n Nacken!"

      "Schwarz-grün abpfeifen" nach 2 Jahren ...wohl dann das mindeste.

      Mach mir den Ahlenfelder!

      www.watson.de/spor...nuten-zur-halbzeit

  • "Vakuum in der Mitte"



    gibt es ja wohl kaum, eher das Gegenteil.



    Verglichen mit früher tummeln sich fast alle in der Mitte, abgesehen von Linkspartei und AfD ist der Rest wohl "Mitte".



    Das muss nicht schlecht sein, denn in der Mitte ist die Chance für gesamtgesellschaftliche Kompromisse hoch.

  • Steile These, etwa so sicher, wie in GB nicht an Covid zu erkranken. Immer wieder erstaunlich, aus welch dünner Faktenlage Essays aus dem Hut gezaubert werden.

  • Ich sehe diese Verlagerung nicht, sondern die Ausweitung der Definition von Rechts wobei große Teile des vormals linken Spektrums auch wegen Angela Merkel in der Mitte aufgegangen ist. Und das ist auch der Grund, warum Grüne und CDU nun eigentlich recht gut zusammenpassen.

    Wofür überhaupt kein Platz geblieben ist, das ist die SPD, die sich unter Schröder als vormals gestaltende soziale Kraft komplett unglaubwürdig gemacht hat.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Eine Koalition mit der CDU wäre in meinen Augen Verrat der Grünen.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      wie würden sie auf diesen "verrat" reagieren?wären die grünen für Sie dann noch wählbar?

  • "als braven Tigerenten-Verein kann man die Grünen dann immer noch aufnehmen, die machen doch alles mit, wenn sie ein bissel regieren dürfen"

    Dass man sich da mal nicht täuscht. Die Grünen sind extrem versierte (und gefürchtete) Verhandler, mit umfassenden Lösungsplänen im Gepäck, die keinen weiteren Aufschub dulden. Und zwar unabhängig von der Persönlichkeit des Spitzenpersonals, nicht aber von der Fraktionsstärke.

    Obiges Narrativ, die Grünen als Umfaller zu charakterisieren, ist eine ungeheuerliche Verdrehung der Tatsachen.

    Auch vertritt Annalena Baerbock eine Partei, nicht sich selbst. Sie bietet sich als Moderatorin an, nicht als Alleinherrscherin. Der Irrglaube, es ginge Politiker:innen aller Couleur stets um persönlichen Ehrgeiz, ist schlicht Verblendung.

  • Lieber Herr Seesslen,



    ich verstehe nicht warum ausgerechnet die TAZ andauern eine Regierung mit der CDU beschwören. Sprechen Sie bitte für sich und nicht im Namen der ganze Republik. Ich z.B. bereite mich persönlich auf eine Regierung ohne CDU vor. Und diese Vorbereitung läuft bei mir bis zum Wahltag. Ich verstehe bis heute nicht, wie nur ein Mensch in Deutschland ernsthaft noch CDU in einer Regierung haben möchte. Da passiert doch gar nichts. Möchten Sie das Herr Seesslen?

    • @Nilsson Samuelsson:

      Na ick weeß ja nicht.

      Ich habe ja nicht den Eindruck, dass Herr Seesslen eine Regierung mit der CDU "beschwört."

      Geht es nicht eher um Wahrscheinlichkeiten?

      Wollen die Grünen mit den Luschen von der SPD und der Partei die Linke, die sie ja eigentlich gar nicht abkönnen, zusammen gehen oder nicht doch lieber mit Tante CDU?

      Weil sie sich davon womöglich mehr versprechen. Sozialklimbim ist eh nicht so ihr Ding und außenpolitisch gibt es seit langem mehr Tschinderassa als früher:

      taz.de/Gruene-Auss...spolitik/!5771141/

      Und in der CDU und beim Kapital haben einige begriffen, dass man umsteuern muss, will man nicht, dass alles den Bach heruntergeht.

      Mitsamt der Mehrwertproduktion.

      • @Jim Hawkins:

        Nun ja, aber wenn die Grünen damit die Aussicht aufs Kanzleramt hätten, ist dieses aktuell allein schon rechnerisch unwahrscheinliche Bündnis im Falle des Falles durchaus verlockend, zumindest wenn es mit einer ebenfalls eher unwahrscheinlichen Ampel wegen dem Unwillen der FDP nichts wird. Allerdings, wenn die Grünen als womöglich drittplatzierte so oder so nur Juniorpartner wären, ist es gut möglich, dass sie sich am Ende lieber für ein Bündnis mit der Union entscheiden, dies einer unsicheren Dreierkoalition vorziehen in der sie etwas untergehen könnten wegen den ähnlichen Profilen aller drei linksorientierter Parteien. Wobei das auch in einer Ampel ähnlich wäre, die laut aktueller Aussagen nur noch unter SPD-Führung eventuell in Frage käme. Es bleibt spannend, und das nicht nur bis zum Wahlabend sondern wohl auch darüber hinaus...

      • @Jim Hawkins:

        So langsam läuft die BRD auf einen Einparteienstaat mit Blinddarm (SPD, FDP, jetzt Grüne) hin, anscheinend aus freien Stücken immer wieder gewählt!!



        Außenpolitisch wirken Röttgen und Habeck auf mich sehr rational , aber innenpolitisch und spieltheoretisch wäre zum hundersten Mal CDU plus Bayern so etwas wie die Sterbebegleitung des demokratischen Gedankens samt Morphium (Seesslen beschreibt sehr gut die Merz-Fraktion, die ihren Laschet im Griff hat).



        Wir bekämen dann bald eine Regierung ohne Eigenschaften,



        Politikerinnen ohne Biss, die jeden Tag ein anderes Kostüm tragen während sie das autonome Regieren einführen.



        Am besten, wir schaffen die Politik ganz ab und gehen zum QR-Code über.

      • @Jim Hawkins:

        Eine kleine Anmerkung zu „das Kapital“

        Dort wo wir in unserer Gesellschaft die großen Kapitalsammelstellen sehen, also große Banken und große Konzerne, Dort arbeiten doch heute die Wähler der Grünen.



        Das sind Mittelschichtbürger mit akademischer Ausbildung die in den urbanen Zentren arbeiten.

        Diesen selber nicht „reich“ aber haben ordentliche Gehälter, Leider sind es inzwischen so viele dass sie sich gegenseitig die Mietpreise erhöhen…

        Die Grünen sollten sich in deren Umgebung also wirklich zu Hause fühlen, das ist deren Kernklientel

      • @Jim Hawkins:

        Wahrscheinlichkeiten?

        Nö. Wohl eher um die Interpretation der aktuellen Wahlumfragen (siehe deren Einblendung auf der taz Seite rechts)

        Wieviel also ist 28+16+12?

        Richtig 56 - Eine satte Mehrheit von CDU, SPD und FDP

        Und wieviel ist 28+19

        Richtig 47 - Alles andere als eine satte Mehrheit für Black-Green.

        Aktuell ist der Fall wahrscheinlich, dass es gar keine andere mögliche Kombination als CDU, SPD und FDP.

        Alles andere ist Vodoo bzw. Beschwörung. 🧙‍♀️😊

        • @Rudolf Fissner:

          Nicht unwahrscheinlich ist, dass CDU, Grüne und FDP eine Koalition bilden. Das halte ich deswegen für nicht abwegig, weil in diesem Milieu anteilig die höchste Wahlbeteiligung liegt. Und die Grünen sind mittlerweile sehr anpassungsfähig, wenn sie glauben, dass ein paar eigene politische Ziele durchsetzbar sein könnten. Wozu mittlerweile auch Wohlstand gehört. Die Anpassungsfähigkeit der FDP bedarf keiner gesonderten Beschreibung.

    • @Nilsson Samuelsson:

      anschließe mich. Hatte schon mal für den Bayernkurier di taz von einer Schleimranwanzspur schwatz-griins gesprochen - was erstaunlicherweise nicht die ungeteilte Zustimmung fand🤑

      • @Lowandorder:

        Offenbar ertragen manche Leute eher ein Grinsen ohne Katze, als eine Ironie, die ihre Empörung weder nett weglächelt noch verbalgewalttätig teilt.

        Ein Spiegel ohne Bild scheint tatsächlich unerträglich zu sein. Aber was, wenn man das, was man im Spiegel sehen müsste, partout nicht wahrhaben will?

        • @mowgli:

          Fein & Liggers.

          Verweise auf Alberto Manguels =>



          “Im Spiegelreich“



          Titel der amerikanischen Originalausgabe



          “INTO THE LOOKING GLAS WOOD“



          Frontispiz - Die Zwillinge -



          Zwiddeldum und Zwiddeldei



          “Aber was passiert, wenn ihr zum Anfang zurückkommt?“ fragte Alice beherzt.



          Alice im Wunderland, 7. Kapitel



          ——- servíce—-



          upload.wikimedia.o...ice_Tweedledum.jpg



          &



          de.wikipedia.org/wiki/Alberto_Manguel

  • Also das könnte richtig spannend werden. Wenn beispielsweise Maaßen mal wieder eine seiner rechtsnationalistischen Entgleisungen produziert, und die Grünen sich jeglicher Kritik enthalten. Man konnte in den letzten Jahren in Hessen wunderbar beobachten, wie das funktioniert. NSU-Akten - in schöner Gemeinsamkeit von CDU und Grünen - nicht offengelegt, die Rolle von Beuth im Polizeiskandal war keinerlei Kritik wert, etc. pp.

  • Rosa Häschen 🕳 - 🙀😱🤪 - 🤢🤮🤑 •

    Humpty Dumpty sat on a wall,



    Humpty Dumpty had a great fall,



    All the King’s horses and all the King’s men,



    Couldn’t put Humpty together again.

    Alice und Humpty Dumpty, Illustration zu Alice hinter den Spiegeln von John Tenniel, 1871



    de.m.wikipedia.org...Dumpty_Tenniel.jpg

    So geht das

  • "Grüne und Union werden nach der Bundestagswahl im Herbst bei aller Unliebe zusammengehen müssen."

    Ein kurzer Blick auf die Wahlumfragen zeigt, dass dem nicht so ist. Es geht z.B. auch CDU-SPD-FDP.

    • @Rudolf Fissner:

      rot"rot-grün" liegt wegen des endes des hypes um die grünen und wegen der verluste der "sozial"demokraten und der linken zur zeit 8 prozent unter der erforderlichen mehrheit-



      ob es für schwarz"grün" reicht ist auch unklar-wenn die "grünen" oder die unionsparteien ein paar prozent verlieren reicht es auch dafür nicht mehr



      eine koalition der drei reaktionären altbundesrepublikanischen status-quo-parteien -hätte hingegen 54 prozent

      eine solche schwarz"rot" goldene koalition für den status quo und einen von prokapitalistischer standortkonkurrenzlogik -dominierten standort- deutschland über alles -nationalismus -beinhaltet aber nicht jenachdem wie frau oder man es betrachtet -die chance oder das problem dass die "grüne" partei sich in einer schwarz-grünen koalition ruiniert

      auch für eine solche ist die mehrheit nach den aktuellen umfragen aber sehr eng-wenn die "grünen " oder die unionsparteien ein paar prozent verlieren werden sie entweder die "s"pd oder die f"d"p als mehrheitsbeschafferin für die fortsetzung der neoliberalen politik brauchen

      mit keiner dieser parteien ist eine überwindung der in der brd herrschenden ökologisch und sozial dysfunktionalen machtverhältnisse in der brd möglich

    • @Rudolf Fissner:

      Noch nicht mit dem Kopf hängen.

      CDU einfach abwählen. Brauchen wir nicht.

      Dann passiert mindestens endlich was.

      • @Nilsson Samuelsson:

        Darum ging es mir nicht. Es gibt enfach weder ein "müssen". Und angesichts der aktuellen Umfragen ist nicht enmal ein "können" möglch. Herr Seesslen hinkt mit seinem Artikel Wochen hinter der Wirklichkeit hinterher.

    • @Rudolf Fissner:

      Seh ich genauso. Schwarz Grün ab 2022 ist TAZ Wunschdenken. Die Geldmacht/Medien werden versuchen auf jeden Fall die "Alle Freiheiten für Superreiche" Partei der Immobilenbesitzer, Renditejäger, Vielflieger, Überflieger und Hotelkettenbetreiber (FDP) an die Macht zu schreiben. Und die Umfragen spiegeln das auch. Und hier noch ein kurzer Wissenquiz: Wie hoch ist der Mehrwertsteuersatz bei Hotelübernachtungen? Na?

    • @Rudolf Fissner:

      Ich weiß nicht warum, aber viele Journalisten träumen seit Jahren von Schwarz-Grün. Egal was es für Alternativen gibt. Ich vermute, es geht um die "Einheit" des Bürgertums.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ich mit ihrer Bürgertum-Theorie wenig anfangen. Die soziologische Zusammensetzung der Wählerschaften sind sich im wesentlichen sehr ähnlich.

  • ein Artikel , wie er mehr taz nicht sein kann .



    danke



    jo

    • @Joachim Zähringer:

      Wieder mal ein Seesslen wie er mehr taz nicht sein kann!



      Danke möchte ich sagen

    • @Joachim Zähringer:

      So, finden Sie?

      Mir scheint, dieser Artikel ist eigentlich nicht für die Öffentlichkeit gemacht. Er liest sich eher wie eine innere Notwendigkeit, ein verzweifelter, hilf- und hoffnungsloser Schrei nach ein klein wenig Rest-Vernunft. Nach einer Rest-Vernunft, an die der Verfasser selber nicht glaubt, die er aber immer noch nicht vollständig ausschließen will. Weil kein Mensch auf der Welt dauerhaft leben kann mit der alltäglichen Aussicht auf nichts weiter als Dystopien und Abstürze jeglicher Art.

      Aus solchen Gefühlslagen wird Kunst gemacht, nicht Journalismus. Würde die taz ihrem Selbstverständnis nach überwiegend Kunst produzieren, würde sie ihrer Aufgabe nicht gerecht. Möglichst korrekte und vollständige Informationen sind schließlich die Basis aller vernünftigen Entscheidungen. Kunst muss die Ausnahme bleiben. Sie darf nicht zur Regel werden in einer Zeitung mit Anspruch. Die taz soll schließlich nicht der Titanic oder dem Eulenspiegel Konkurrenz machen, sondern der Bild.

      • @mowgli:

        Ja, die Abstürze und Restvernunft, das ist die Realität. Niemand ist mehr sicher. Eigenbedarf und Selbstmord.



        Aber zur Kunst: Nüchterne Analysen ohne Brimborium, ja, super. Aber wir brauchen keine separate Wahrheits-Seite, sondern mehr denn je diesen free spirit, wie er sich am schärfsten in Literatur, Kunst, Theater, Songtexten wiederfindet, das ergäbe einen kleinen Funken im ausgetrockneten Gebälk deutscher Politik, die an sich selbst erstickt.



        Ja, es bleibt langweilig.



        Warum lesen sich viele Texte denn so schwer, erreichen nie Auflage, warum riecht es überall nach Anpassung und Taktiererei, wo sind so Leute wie Yücel, Fauser oder Wiglaf Droste?



        Bertolt Brecht: "Die Kunst ist ein Luxus, die der Mensch braucht."