Po­li­ti­ke­r*in­nen und ihre Rollenmodelle: Laschet, der Knuddelkanzler

Manche Tiere sind beliebt bei den Menschen, andere nicht. Welchen tierischen Rollenmodellen folgen die Kan­di­da­t*in­nen bei der Bundestagswahl?

Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Bundesvorsitzender der CDU und Kanzlerkandidat, sitzt beim ARD-Sommerinterview auf der Terrasse des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses.

Phänotypisch harmlos oder dämonisches Mann-Plüschtier? Da gehen die Meinungen auseinander Foto: dpa / Christophe Gateau

„Warum sind einige Tiere vollkommen unbeliebt?“, fragt der Freund am Grill und wendet die Merguez.

„Du meinst als Mahlzeit?“

„Nein, eben nicht, unbeliebte Tiere werden nicht gegessen. Die Lämmchen, aus denen die Würste da sind, finden alle süß, gefressen werden sie vielleicht gerade deshalb gern!“

„Wölfe reißen auch Lämmer!“

„Was hat das damit zu tun?“

„Der Mensch ist auch irgendwie ein Wolf, der reflektiert nicht immer alles.“

„Der Mensch ist ein Mensch, stopft sogar reflektiert alles in sich rein und davon bitte zu viel.“

„Nur nicht das Giftige und die unbeliebten Tiere.“

„Er isst keine Geier!“

„Keine Geier, keine Hyänen.“

„Der Mensch verachtet den Aasfresser, weil er nicht selber jagt.“

„Aber sind Aasfresser nicht das Vorbild für die Biotonne? Und ohne sie gäb es viel mehr Pandemien, wegen der ganzen faulenden Kadaver.“

„Jetzt hör schon auf, wir wollen gleich essen!“

„Das süße Lamm und das elegante Rind.“

„Warum sind Aasfresser hässlich?!“

„Als Babys sind sie bestimmt auch süß.“

„Hast du schon mal ein Geierbaby im Internet gesehen?“

„Nein, niemand postet Geierbabys!“

„Doch bestimmt, weil sie vermutlich auf ihre Art schräg-niedlich sind.“

„Und genau deshalb wird Armin Laschet Bundeskanzler!“

„Warum?“

„Er ist das Katzenbaby im Rennen, er wird der Knuddelkanzler!“

„Ich will den nicht knuddeln, aber du hast recht, er wirkt rein phänotypisch harmlos, rund und niedlich. Das ist gefährlich! Ich werde mein Dasein als Nichtwähler aufgeben und in euren blöden Verteidigungs-Chor – der Wahl des kleineren Übels – einsteigen, ich gehe wählen, um diese Katastrophe zu verhindern, dieses dämonische Mann-Plüschtier darf nicht Kanzler werden!“

„Baerbock ist doch eigentlich auch ganz süß.“

„Ja, aber sie kann die Karte nicht ausspielen, weil sie eine Frau ist, sie darf nicht niedlich sein, sie muss …“

„Ein Geier sein?“

„Das natürlich auch nicht, eher eine …“

„Katze?“

„Nee, viel zu sexy.“

„Ein Golden Retriever!“

„Zu spießig.“

„Ein Rennpferd?“

„Zu einschüchternd.“

„Was für ein Tier ist Merkel?“

„Natürlich eine Riesenschildkröte!“

„Baerbock sollte ein Zebra sein.“

„Wieso?“

„Niemand hat was gegen Zebras.“

„Aber sie sind auch nicht das Lieblingstier von irgendwem!“

„Stimmt, man hat sie nie so richtig auf dem Schirm.“

„Sie sind schwarzweiß, das steht für kleinkariertes Denken.“

„Wieso hat die Natur bisher keine karierten Tiere hingekriegt?“

„Evolutionär war kariert offensichtlich zu nix gut.“

„Ich glaub, Scholz wird’s!“

„Wieso? Er ist weder süß noch elegant und auch nicht brachial wie die Birne.“

„Hier! Guck ihn dir genau an, das Gesicht, welches Tier siehst du? Die Leute wählen das, was ihnen vertraut vorkommt, das Unbewusste ist die heikelste Macht!“

„Verdammt, jetzt seh ich’s auch, du hast recht, er wird’s.“

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ist Schriftstellerin in Hamburg. Ihr letzter Roman „Hôtel Jasmin“ ist 2018 im Tropen/Klett-Cotta Verlag erschienen. Im vergangenen Jahr war sie für den Bachmann-Preis nominiert. In der taz verdichtet sie im Zwei-Wochen-Takt tatsächlich Erlebtes literarisch.

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