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Ermordung des Lehrers Samuel PatyLüge mit dramatischen Folgen

Die Ausrede einer Schülerin hat in Frankreich offenbar die Hass-Eskalation gegen Samuel Paty ausgelöst. Ihr Vater hatte ein Hetzvideo veröffentlicht.

Parlamentsmitglieder gedenken des ermordeten Lehrers Samuel Paty am 20. Oktober 2020 in Paris Foto: Gonzalo Fuentes/reuters

Paris taz | Hat eine faule Ausrede einer 13-Jährigen eine Hass-Eskalation in den sozialen Netzwerken ausgelöst, die am 16. Oktober zur Ermordung des Lehrers Samuel Paty führte? Das legt ein Bericht der französischen Zeitung Le Parisien nahe, der sich auf Aussagen der Schülerin stützt.

Die Mittelschülerin Z. hat demnach bei der Befragung durch den Untersuchungsrichter gestanden, dass sie gelogen habe, als sie wenige Tage vor dem mörderischen Attentat ihrem Vater eine Ausrede für ihren zweitägigen disziplinarischen Ausschluss aus dem Unterricht aufgetischt hatte.

Sie hatte nämlich zu Hause erzählt, der Lehrer habe in einer Unterrichtsstunde zum Thema Meinungsfreiheit in ihrer Klasse die Mohammed-Karikaturen von Charlie Hebdo gezeigt und dabei die muslimischen Schülerinnen und Schüler aufgefordert, das Klassenzimmer zu verlassen. Sie sei daraufhin wegen ihrer Proteste von ihm für zwei Tage vom Unterricht ausgeschlossen worden.

Jetzt räumte sie ein, dass die disziplinarische Maßnahme mit den Mohammed-Karikaturen gar nichts zu tun hatte: Die Jugendliche Z. saß an diesem Tag gar nicht im Unterricht, wie sie zugegeben hat. Man habe ihr nur erzählt, dass Paty diese Karikaturen gezeigt hatte.

Gehässiges Video ging viral

Doch ihrem Vater hatte sie geschworen, dass ihre Version von der Diskriminierung der Muslime in der Klasse die Wahrheit sei. Dieser zögerte nicht, mit seiner Tochter bei der Polizei auch noch eine Strafklage gegen Paty wegen „pornografischer Darstellung des Propheten“ einzureichen.

Vor allem aber publizierte er im Internet ein Video, das schnell die Runde machte. In dieser gehässigen Polemik wurde der Lehrer mit vollem Namen angeprangert und auch seine Schule in Conflans, im Nordwesten von Paris, genannt. Zehn Tage später enthauptete ein junger Islamist den Lehrer auf dessen Heimweg.

Gegen die Schülerin Z. ermittelt die Justiz nun wegen böswilliger Verleumdung. In der richterlichen Befragung habe sie ihre Lüge bereut, heißt es: „Niemals hätte das eine solche Dimension annehmen können, wenn ich das meinem Vater nicht gesagt hätte.“ Sie habe geweint, als sie vom mörderischen Anschlag auf ihren Lehrer erfuhr.

Ihr Anwalt, Mbeko Tabula, möchte ihre Verantwortung für die Ereignisse relativieren: „Nie und nimmer hätte sie sich vorstellen können, dass das in dieser Weise ausarten könnte. Es ist unglaublich und sogar niederträchtig, heute die Verantwortung für diese Tragödie auf die schmalen Schultern eines 13-jährigen Kindes laden zu wollen.“ Virginie Le Roy, die Anwältin der Angehörigen Patys, erklärte, der Vater müsse von der Lüge gewusst haben. Jetzt zu sagen, er habe seiner Tochter geglaubt, „das ist sehr schwach“.

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67 Kommentare

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  • Es hat schon seine Gründe, dass Kinder hierzulande nicht für Taten bestraft werden können, die sie vor ihrem 14. Geburtstag begehen. Das ist ein klassischer Fall davon.

    Denn ja, das war eine rücksichtslose Lüge, die die Schuld für eine unangenehme Situation zu Unrecht auf den Lehrer abschieben sollte und schamlos Reizpunkte beim Vater ausnutzte, um die Story besonders gut "sitzen" zu lassen. Aber so sind Teenager nunmal überwiegend: Ich-bezogen, teilweise maßlos in der Wahl der Mittel und zu unsicher, die Reißleine zu ziehen und sich wieder selbst ins Fadenkreuz zu begeben, wenn das ganze zu weit geht.

    DASS es so weit führen kann, gehört bei einer 13jährigen nicht zum erwartbaren Denkhorizont. Der reicht halt nur bis "Wie komm ich am leichtesten aus diesem Schlamassel raus?". Von ihr kann man allenfalls hoffen, dass sie daraus ihre Lehre zieht.

    Das Problem liegt in der Reaktion auf dieses Verhalten: Warum glaubt der Vater seiner Tochter, ohne auch nur EINE Nachfrage bei Anderen zu stellen? Warum kann er nicht erst zu der Schule gehen, bevor er den Internet-Pranger rauspackt?

  • 2G
    21659 (Profil gelöscht)

    Dass das 13-jährige Mädchen so gar nicht abschätzen konnte, welche Auswirkungen ihr Lügen haben könnten, ist fraglich. In Frankreich hat in den letzten Jahren genug islamistischer Terror stattgefunden, da kann man schon mal auf den Gedanken kommen, welche Reaktionen erfolgen können. Charlie Hebdo, Bataclan, etc., nie von gehört? Es sei denn, die Schülerin ist sehr naiv oder kognitiv eingeschränkt, und das meine ich nicht polemisch. Und der Vater? Hätte der Lehrer sich so, wie von seiner Tochter gelogen, verhalten, wäre eine Beschwerde bei der Schulleitung und/oder Anzeige bei der Polizei wegen Diskriminierung der einzig richtige Weg gewesen. Wer ein Video mit gehässiger Polemik und Nennung des Lehrer-Namens erstellt und einen Lehrer wegen "pornographischer Darstellung des Propheten" anzeigt offenbart eine ablehnende Haltung gegenüber der französischen modernen Rechtsstaatlichkeit. Dies ist nicht zu akzeptieren. Und letztlich hat der Lehrer Samuel Patienten nur seinen Job gemacht.

    • @21659 (Profil gelöscht):

      Ich schätze mal,dass sie nicht besonders viele 13-jährige kennen.



      Als ich 13 war,haben wir Scherze über 9/11 gemacht,weil wir mit dem Umfang dieser Katastrophe nicht umgehen konnten.



      Mit 13 ist man,mit Verlaub gesagt,schlicht und einfach noch kognitiv eingeschränkt.

      • 2G
        21659 (Profil gelöscht)
        @pippilotta_viktualia:

        Ich bin Vater und kenne viele Kinder in diesem Alter. Richtig ist, dass man in diesem Alter erst anfängt, Dinge einschätzen zu können. Wenn man seinem Kindern Zeit und Aufmerksamkeit widmet und Erziehung ernst nimmt, sollten auch 13-jährigen Kindern gewisse grundlegende Dinge klar sein. Ich bin mir sicher lebte ich in Frankreich wäre dies in meiner Familie nicht passiert. Auch mit altersbedingter kognitiver Einschränkung hätte dem Mädchen gerade in Frankreich klar sei müssen, welche Folgen passieren können. Vor allem da der Vater seinen Glauben offensichtlich auf eine sehr eingeschränkte Art lebt.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @21659 (Profil gelöscht):

      Was soll ich sagen? Muss man mit dreizehn damit rechnen, dass der eigene Vater ein Verbrecher ist?

      • 2G
        21659 (Profil gelöscht)
        @4813 (Profil gelöscht):

        Normalerweise nicht. Der Tochter dürfte aber bekannt sein wie ihr Vater glaubt. Leider auf eine offensichtlich sehr mittelalterliche Art. Auch mit der altersbedingten kognitiven Einschränkung dürfte das Mädchen bei normaler Intelligenz zumindest mehr als geahnt haben auf welch dünnem Eis die sich bewegt.

    • @21659 (Profil gelöscht):

      13 (!!!!) Jahre alt, jetzt mal halblang! Ich kenne kaum jemanden, die*der mit 13 nicht auch durchgelogen hätte - Konsequenzen absehen, das zu lernen fängt da doch gerade erst an!



      Vollkommen richtig, die Schuld jetzt auf dem Mädchen abzuladen bedeutet nur eins: ein Leben für sie fast unmöglich zu machen.



      Sie muss so oder so schon mit dem Leben, was ihre Aussagen zu Folge hatten. Mehr nicht, es reicht!

      • 2G
        21659 (Profil gelöscht)
        @Tongo:

        Es ist richtig, dass man mit 13 vieles noch nicht so einschätzen kann wie man es als erwachsener Mensch leisten können sollte. Der Vater ist selbstverständlich auch strafrechtlich anders und härter zu bewerten als die Tochter. Ich halte es aber für falsch zu sagen sie wäre gestraft genug. Es reicht eben nicht! Ich bin mir sicher, dass ich mit 13 den Unterschied zwischen einer kleinen Notlüge und einer schwerwiegenden Beschuldigung, auch ohne alle eventuellen Folgen abschätzen zu können, gewusst und gespürt habe.

         

        Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an unsere Netiquette.

        Die Moderation

  • Lehrer köpfen sollte besser nicht zum Volkssport werden.

    Wofür haben wir eigentlich einen Rechtsstaat ? Um ihn durch (muslimische) Selbstjustiz zu ersetzen ?

    Egal welche Community, egal welche Religion. Menschen sind kostbar.

    Die Erde ist ein göttliches Geschenk.



    Das Leben auch.

    Vielleicht gehört ja manchen der Kopf gewaschen. Geköpft gehört keiner. Virtuell nicht und in realis erst recht nicht.

    Und wer anderes vertritt ... schadet sich selbst. Niemand der bei Trost ist, möchte in einer Community von Henkern leben. Denn das ist eine trostlose Gesellschaft von trostlosen Idioten aus der Steinzeit.

    • @Franz Wächter:

      Alles richtig. Aber auch selbstverständlich. Und: wer anderes vertritt, liest sicher nicht die taz.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Wenn, dann war es eine Notlüge.



    In welcher Not Kinder stecken müssen, um so etwas loszutreten, frage ich mich gerade.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @4813 (Profil gelöscht):

      Vielleicht muss man hier öfters mit dem Entzug der Kinder durch das Jugendamt arbeiten. Gerade bei rechtsextremer oder islamistischer Gesinnung sollte man hier nicht zu zögerlich sein.

      • @83379 (Profil gelöscht):

        Was für einen Polizeistaat braucht man, um sowas im Voraus(!) halbwegs präzise zu erkennen?

        Die Indizien, die man zusammenzragen muss, und die tief in die Elternrechte eingreifenden Maßnahmen, die nötig sind, um eine solche Folge von Ereignissen verhindern zu können, würden den gläsernen Menschen erfordern. Da lebe ich lieber mit dem Risiko, bzw. denke über andere Angriffspunkte nach.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Das wollte das Mädchen doch gar nicht lostreten.

      Dieses Ergebnis konnte sie gar nicht vorausahnen.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Wenn der Vater immer so drauf ist, dass bei ihm jede Verfehlung gleich harte Konsequenzen haben muss - immerhin hat er das Video regelrecht als Pranger gestaltet - ist das eine plausible Erklärung.

  • In der Sekunde, in der er das Video gemacht hat, hätte sie mit der Wahrheit herausrücken müssen. Und dies in aller Öffentlichkeit. MMn sind beide der Anstiftung zum Mord schuldig. Wer Hassvideos und Posts publiziert, egal in welche Richtung, ist schuldig wenn auf Basis dessen ein Fanatiker aktiv wird. Dies gilt für Islamisten, Rassisten und jeden anderen!

    • @sachmah:

      Als das Video im Netz stand, dürfte die Tochter gleich noch viel mehr Angst davor gehabt haben, was ihr blüht, wenn sie die Wahrheit sagt. Kann sein, dass sie darauf spekuliert hat, dass nach einigem Wirbel Gras über die Sache wächst. 13jährige können bestimmt eher selten die Dimensionen einer solchen Angelegenheit schon im Vorfeld überblicken.

      • 2G
        21659 (Profil gelöscht)
        @Ewald der Etrusker:

        Ich denke nicht, dass 13-Jährige die Auswirkungen einer solchen Lüge und eines Hassvideos pauschal nicht einschätzen können. Die meisten Kinder diesen Alters, die ich kenne könnten dies schon. Und dann, gerade in Frankreich nach Charlie Hebdo etc.. Falls doch, würde dies signifikant darstellen wie der Vater zur französischen Rechtsstaatlichkeit steht, wie es mit seiner Integration und Sozialisation und der seiner Familie ausschaut.

  • Es stellt für mich völlig ausser Frage, dass es glaubwürdig ist, dass die Jugendliche nicht hat abschätzen können, dass ihre Aussage eine solche Kettenreaktion auslöst.

    Und selbst ihren Vater kann man in diesem Zusammenhang nur einen begrenzten Vorwurf machen. Ja, er hat ein Video gemacht, in dem er sich über den Lehrer empört.

    Aber die Tatsache, dass sein Impuls nicht etwa gewesen ist, sich den Lehrer "vorzuknöpfen", sondern stattdessen Anzeige zu erstatten, wirkt doch gerade nicht so, als wäre es ihm um "Rache" jenseits des Rechtsstaates gegangen - warum hätte er sonst versucht, den Weg über die Behörden zu gehen?

    Im Grunde wirkt es auf mich so, als habe der Vater selbst unterschätzt, dass es bei anderen eben nicht bei einer ähnlichen Reaktion wie bei ihm bleiben würde.

    • @Malte Kuller:

      Wie Sie hier ein Alternativverhältnis konstruieren wollen, ist schon sehr dünn. Weshalb soll man jemanden, den man fertig machen will, nicht zusätzlich nach anzeigen, um sämtliche Register zu ziehen? Wenn es nur um Empörung geht, weshalb dann das Nennen von Namen und Schule, so dass andere den Lehrer finden konnten?

  • Es war ganz sicher keine "Lüge mit dramatischen Folgen". Und der Anwalt der Minderjährigen relativiert auch nicht, er stellt ganz korrekt fest.

    Es waren ideologisch, religiös radikalisierte Menschen, die die Lüge eines Kindes (!) mißbraucht haben, um Hass und Gewalt auf Andersdenkende auszuleben.

    Hätte es die Lüge des Mädchens nicht gegeben, hätte früher oder später irgendeine andere Nichtigkeit zu einer solchen Tat geführt. Behauptungen, Beleidigungen, Übertreinbungen, Lügen, all das findet ständig im Netz statt.

    Dass aber deshalb Jemand loszieht, einem Menschen auf brutalste Art das Leben nimmt, die Tat durch seine Religion legitimiert sieht und dafür noch öffentlich in Teilen der radikal muslimischen Community beklatsch wird, zeigt dass die Zündschnur dort so kurz ist, dass nahezu jede Empörung eine Gewalttat rechtfertigt.

    Deswegen ist die Story rund um die Schuld der 13jährigen in jeder Hinsicht nichts weiter als eine Farce, die man auch hier ruhig mal als eine solche entlarven könnte.

  • (...) Dass die Franzosen Hintergründe und Umfeld im großen Rahmen beleuchten, finde ich gut, auch wenn mir beim Lesen schlecht wird ...

    Beitrag wurde bearbeitet.

    Die Moderation

    • @Christian Lange:

      Nein lässt tief in das Umfeld der Familie blicken. Nicht mehr nicht weniger.

      • @sachmah:

        Das Umfeld der Familie kann doch völlig harmlos sein.

  • Der Vater trägt die volle Verantwortung für sein Handeln. Er hat einen Namen zum Abschluss in die Öffentlichkeit freigegeben.

    Wenn der Anwalt des Kindes nun sagt, dass ein Kind nicht vorhersehen kann wie eine kleine Lüge eskalieren kann, dann ist das eine Selbstverständlichkeit die er gar nicht hervorheben muss. Denn das betrifft nicht nur Kinder, auch viele Erwachsene können und/oder wollen das nicht. Da kann man jeden Betrüger hernehmen, dessen Opfer vielleicht auch mal durchdrehen und den abmurksen.

    Der Vater hat das wohl auch kaum vorhergesehen. Oder er billigte den Tod bzw. provozierte ihn. Ist aber nur eine Vermutung. Der Vater und der Mörder müssten gleich hart bestraft werden.

    Das Kind ist mit der Situation schon genug gestraft. Man darf nicht vergessen: Kinder sind dumm.

    Aus dem Hassvideo vom Vater lernte aber wohl niemand was, wenn das jetzt in die andere Richtung so weiter geht.

    • @Monika Jäger:

      „Kinder sind dumm.“ würde ich so nicht sehen.

      Das Mädchen wusste vermutlich genau um die Vorurteile ihres Vaters.

      Deshalb hat sie das Klischee des rassistischen, islamophoben Weißen mit der Lüge wohl bedient.

      Ansonsten würde ich mitgehen: Das Mädchen ist mit der Situation genug gestraft.

      Die Kettenreaktion war für sie bestimmt nicht absehbar

    • @Monika Jäger:

      Aber die Tochter wusste genau, durch welche Lüge sie sich beim Vater als unschuldiges Opfer darstellen und die Wut des Vaters auf den Lehrer lenken kann. Natürlich konnte sie die tödlichen Kettenreaktionen nicht vorhersehen.

      • @resto:

        Es ist doch wohl eher so, dass die Tochter Angst hatte, ihrem Vater den wahren Grund für ihre Strafe zu sagen, da sie mit seinem Ärger (evtl. auch physischer Gewalt?) ihr gegenüber rechnen musste. Da hat sie sich lieber einer Lüge bedient. Kein feiner Zug, aber bei so einem zu Wutausbrüchen neigenden Vater irgendwie kein Wunder. Und dann lief das Ganze aus dem Ruder, was den erwachsenen Hitzköpfen zuzuschreiben ist und nicht dem Kind! Mit so einem Vater wahrlich schon genug gestraft...

  • Die Schülerin hat eine Kettenreaktion ausgelöst die auf eine von religiösen Hetzern aufgebaute Terrormaschinerie traf. Schuld sind die Hetzer und ihre Mörder.

  • Wir leben in einer Welt, in der jeder meint, seinen "gerechten Zorn" im Internet ausleben zu dürfen.

    Hätte der Vater moralisch korrekt gehandelt, dann hätte er das Gespräch mit dem Lehrer und der Schulleitung gesucht.



    Stattdessen hat er personenrelevante Daten zusammen mit einer Mutmaßung im Internet verbreitet. Der Vater des Mädchens trägt da eine gewisse Verantwortung. Wie genau diese aussieht, kann ich nicht sagen, ich bin kein Richter, aber ein solches Feindbild zu zeichnen und dann noch Daten zum Ausfindigmachen mitzugeben... Wer da behauptet, nicht mit einer Gewalttat gerechnet zu haben, ist entweder naiv oder ein Lügner.

    • @Tiefling-Hexer:

      Wie ein rechter Hetzer, und jeder andere Hetzer, ist er sehr verantwortlich.

    • @Tiefling-Hexer:

      Das Stichwort "Internet" ist genau richtig an dieser Stelle. Meiner Meinung nach ist es heutzutage extrem einfach geworden entweder, wie in diesem Fall, für den Vater mit einfachen Mitteln ein solches Chaos anzurichten. Wir kennen viele andere Fälle, wo es genauso gut ein 13-jährige mit Instagram oder Twitter Zugang hätte sein können, die einen Lehrer öffentlich denunziert und damit Chaos verbreitet. Social Media ist eine mächtige Waffe geworden, zu der leider auch all die "Internet warriors" im stillen Kämmerlein Zugang haben. Unabhängig von Weitsicht, Intelligenz oder Alter. Das ist ein Problem, das angegangen werden sollte. Damit würde man vielleicht eine ungehinderte Flut an Hass im Netz eindämmen können...

  • Wenn religiöse Motive auf einmal über weltlichen Gesetzen stehen, dann ist das etwas, dass man nicht hinnehmen darf.



    Wir haben im 18. Jahrhundert das Zeitalter der Aufklärung durchgemacht und Vernunft sowie rationales Denken über religiösen Glauben erhoben. Damit endeten auch die Hinrichtungen von Gotteslästereren durch die kath. Kirche.



    Heute sehen wir uns mit einem System konfrontiert, in welchem der Glauben noch immer einen höheren Stellenwert als so manches Weltliche hat.



    Als rational Denkende die Toleranz zeigen gegenüber Anderen sollten wir Religionen nicht beleidigen. Egal ob es gegen Christen, Juden, Islam oder sonstige Religionsgemeinschaft geht.



    Ich gehöre keiner Glaubensgemeinschaft an, respektiere aber Gläubige und ihren Glauben. Solange nicht gegen weltliche Gesetze verstoßen wird.



    Aufwiegelung zum Hass und Gewalt im Namen des Glaubens ist etwas, dass niemand hinnehmen sollte.



    Hier werden Grenzen überschritten.



    Sei es eine Aufwiegelung durch beleidigende Mohammed-Karikaturen oder durch ein Video in dem ein Lehrer einer Gotteslästerung bezichtigt wird und man ihm am Ende umbringt.



    Sich bei solchen Karrikaturen auf die Meinungsfreiheit zu berufen überdehnt diese Freiheit gewaltig. Genau so wie die Berufung auf Religionsfreiheit keine Hetzreden in Moscheen erlaubt und damit auch diese Freiheit überdehnt, ja sogar in beiden Fällen mißbraucht.



    Toleranz gegen Extremisten ist fatal. Es spielt keine Rolle, ob es sich um religiöse Extremisten handelt oder um Extremisten an einem Zeichenbrett mit einem Stift in der Hand.



    Sich in beiden Fällen auf "Freiheiten" zu berufen pervertiert diese Freiheiten.



    Ich würde mir Wünschen, dass mehr Muslime in aller Welt sich genau so laut gegen Islamisten aussprechen würden wie sie sich gegen die Mohammed-Karrikaturen ausgesprochen haben.



    Genauso wie ich es mir auch Wünschen würde, wenn sich bei uns genau so viele gegen solche Karriakturen aussprechen würden, wie wir uns gegen islamistischen Terror aussprechen.

    • @Thorsten Kluge:

      Wer soll denn entscheiden, welche Mohammed Karikaturen beleidigend sind???? Doch wohl nicht der Gläubige!!



      Lieber etwas mehr Großzügigkeit, sonst sind wir schnell dabei, un selbst zu zensieren. Wie Widersinnig Religionen sind, sieht man daran, dass jede Religion glaubt, sie sei die einzig wahre Religion. Also müssen sich Milliarden (unter Umständen auch alle) Gläubige irren. Und der Abschuss an Blödsinn sind die, die tatsächlich glauben, dass sich der da oben ihrer Gebete annimmt und sich um sie kümmert, dabei aber gleichzeitig jeden Tag 20000 Kinder verhungern lässt, und zuschaut, wenn jeden Tag zig Babys vergewaltigt werden. Bitte, bitte, dass niemand da oben ist. Vor so einem möchte ich nicht stehen, da bekomme ich Angst.

    • @Thorsten Kluge:

      Nee, tut mir leid, aber das schmeckt doch sehr nach Victim Blaming. So wie Sie würde auch ich mir zwar wünschen, "dass mehr Muslime in aller Welt sich genau so laut gegen Islamisten aussprechen würden wie sie sich gegen die Mohammed-Karrikaturen ausgesprochen haben". Nur bin ich überzeugt: Wenn dem so wäre, dann hätte Jyllands Posten auf den Vorschlag, eine Reihe Mohammed-Karikaturen zu drucken, bloß gelangweilt "Nein danke" gesagt.



      Und was bei dem Thema immer wieder zu kurz kommt und garantiert weiterhin zu kurz kommen wird: Die Bilder, die die allergrößte Wut ausgelöst haben, gehörten gar nicht zu der zwölfteiligen Bilderserie, der man so gern die Schuld an allem gibt. Haben Sie sich die 12 Bilder mal angesehen? Wenn die schon die Meinungsfreiheit überdehnen, z.B. die am Himmelstor ("Tut mir leid, uns sind die Jungfrauen ausgegangen"), was bleibt dann noch übrig?

    • @Thorsten Kluge:

      Danke für diesen Kommentar!

  • Die Verantwortung für eine Tat - hier ein Mord - trägt vor allem der Täter. Der Vater, der das Hetzvideo veröffentlichte schon viel weniger. Und die Jugendliche am wenigsten.

    • @Toto Barig:

      Das ist etwas zu einfach. Jede tat steht auch in einem Umfeld. Wenn das Umfeld Gewalt verherrlicht oder Häme als Meinungsfreiheit relativiert wird eine mörderische Tat erleichtert.



      Hier das System und die Hassprediger außen vor zu lassen verniedlicht deren Handeln.

    • @Toto Barig:

      Strafrechtlich vielleicht bis wahrscheinlich - obwohl hier die Rolle des Videos und dessen Inhalt bzgl. Informatioen und evtl. darin geforderten Konsequenzen zu betrachten ist - moralisch tragen beide jedoch einen ganz großen Teil der Verantwortung!

    • @Toto Barig:

      Sie wissen genau, dass auch die ganzen rechtsradikalen Anschläge von einer verrohten Sprache sind.



      Deshalb müssen auch die Brandstifter in Haftung genommen werden.

    • @Toto Barig:

      "Am wenigsten" heißt aber nicht "keine".

  • Selbst wenn die Geschichte des Mädchens wahr gewesen wäre: Nichts, rein gar nichts und nimmer berechtigt jemanden nach dem Leben eines anderen Menschen zu trachten, wie in jenem Fall geschah, ein leben auszulöschen. (...)

    Kommentar wurde bearbeitet.

    Die Moderation

    • @cervantes2019:

      Sie meinen, so wie



      „Auge um Auge, Zahn um Zahn“?



      Scheinbar haben Sie nicht so viele Kenntnisse von religiöser Literatur, dass Sie solchen Nonsens hier verbreiten.

    • @cervantes2019:

      Ach ja, DIE RELIGION als Ganzes - kein Platz für die!!1!1!



      Vielleicht finden wir im Alten Testament, in der Thora, in der Bhagavad Gita oder im Pali-Kanon auch so Stellen, damit wir deren kruden Glaubensjünger irgendwie dran- und dann auch rauskriegen... The Spirit of `33...

      • @Linksman:

        Wie viele menschen hat das christentum hier in DE den letzten 50 jahren denn hingerichtet? Und wie viele durch den Islam?

        Das Christentum hat eine Reformierung hinter sich, es ist in unserer Gesellschaft unbedeutend geworden. Oder wie viele kennen sie, die zu mord aufrufen wegen dem Film "das leben des Bryan". Wie viele gibt es sobald der Islam satirisch dargestellt wird?

        Die Religion steht nunmal für die meisten Muslime an erster Stelle.

        • @KeinGott KeinStaat:

          Von Protesten wegen dem Film "Das Leben des Bryan" weiß ich nichts. Aber "Die letzte Versuchung Christi" hat zu sehr heftigen Protesten geführt.

        • @KeinGott KeinStaat:

          Ja, wie viele denn? Nennen Sie uns Ihre Zahlen, dann sezen wir uns damit auseinander.

        • @KeinGott KeinStaat:

          Und ich rate mal, wie viele Muslime Sie kennen: NULL. In Zahlen: 0. Was Sie hier absondern, sind rechtsextremistische Platitüden.

          • @Kaboom:

            Was ist an den Aussagen von „Keingott Keinstaat“ denn bitteschön rechtsextremistisch?!

            • @Saile:

              Die Platitüden, ...



              "Wie viele menschen hat das christentum hier in DE den letzten 50 jahren denn hingerichtet? Und wie viele durch den Islam?"



              ... sind äääußerst rechts anzusiedeln. Oder haben Sie dazu aussagefähige Zahlen dazu. Und berücksichtigen Sie ruhig die Morde der christlich-germanischen Neonazis dabei. Es sind seit 1990 mindestens 94.

  • Das ist doch wohl nicht ernst. Schuld ist weder die Lüge, noch das Mädchen. (...)

    Kommentar wurde bearbeitet.

    Die Moderation

    • @smd:

      Viele Muslime leben friedlich. Meistens hören wir jedoch nur von den Gewaltsamen Taten der Islamisten.Man sollte jedoch keinen Muslim als einen Islamisten bezeichnen, da dies bedeutet, dass er seinen glauben falsch ausübt.



      Bei uns gibt (oder gab) es ähnliche Gruppierungen, wir haben jedoch keinen solchen Namen dafür.

      • @DedMorez:

        Doch, es gibt auch Namen für christlische Extremisten, z. B. Bibeltreue, Evangelikale, Mormonen, Zeuge Jehovas....



        Nur, die Einen sind bei uns in D eher unbekannt, die Anderen werden eher belächelt.

      • @DedMorez:

        Bei vermeintlichen Ehrverletzungen hört bei zu vielen die Friedfertigkeit plötzlich und erwartbar auf.



        Das ist fast so, als ob der Prophet ein Familienmitglied wäre...

        • @Ali Bert:

          Na, wenn Sie das schon erwarten, dann haben Sie ja gepflegte Vorurteile gegen Moslems.

          • @Ber.lin.er:

            ...ebenso erwartbar wie der ungelenke anwurf einer islam-oh!-phobie.



            wer vorurteile mit erfahrungswerten verwechselt, überliesst geflissentlich das störende detail, dass es ausdrücklich nicht alle moslems betrifft.

        • @Ali Bert:

          Das ist eine ziemliche Verallgemeinerung, und dann noch aus einem Land, bei denen die „Toleranz“ dann offen zu Tage kommt, wenn das Kind mit PoC PartnerIn auftaucht. Nur um mal eine Verallgemeinerung dagegen zu setzen.

  • Sorry: Es fehlt im Artikel, dass in Deutschland die Strafmündigkeit erst mit 14 Jahren beginnt. Es fehlt ein Hinweis, wie es in Frankreich ist. Es fehlt ein Hinweis, wie alt das Mädchen war, als die Tat geschah.

    • @Sarg Kuss Möder:

      Das ist doch egal. Das Mädchen hat keine Straftat begangen.

  • Es war der Vater, der den Hass ausgelöst hat.



    Die Tochter ist Teenager und hat ihren Vater sicher nicht zum ersten Mal angelogen. Es wäre an dem Erwachsenen gewesen, das Gesagte abzuwägen und mindestens abzusichern (durch anrufen bei den Eltern der Klassenkameraden), bevor er Anzeige erstattet.



    Das Hassvideo im Internet geht aber auf gar keinen Fall! Egal, wie richtig oder falsch die Aussage der Tochter war.



    Es ist dringend an der Zeit, Hass und Hetze im Internet endlich generell strafbar zu machen! Egal ob in Frankreich oder in Deutschland. Es wurden so einfach schon zu viele Leben zerstört - ob durch Aufruf zum Mord oder Treiben in den Selbstmord.

    • @Mainzerin:

      Guter Punkt, grundsätzlich nochmal zu verifizieren bevor man sich beschwert. Das vergisst man schnell ist aber eine ganz richtige Anmerkung. Macht auch hier nicht jeder und das ist echt ein Problem.

    • @Mainzerin:

      Ja, und es ist dringend wieder an der Zeit, Hass und Hetze durch Islamisten auch als solchen zu benennen und hier als Linke die Samthandschuhe auszuziehen. Wir dürfen uns nicht Sand in die Augen streuen lassen, dass Islamophobie Rassismus sei. Sven Lau ist Islamist und blond und blauäugig.

      • @MarcY:

        Ja aber Nazis und Rassisten und Islamisten sind gleichermaßen sch..... Und die die sie entschuldigen und ihre jeweiligen Opfer beschuldigen. Hoffe wir sind uns da einig.

  • Das Arme Mädchen gibt sich nun die Schuld am Tod ihres Lehrers und Erwachsene haben nun ein leichtes Opfer, auf das sie die Schuld abwälzen können. Schlimm genug, dass Kinder soviel Angst vor den Eltern haben, dass sie einen erdachten Rassismusvorwurf als Ausrede bemühen müssen. Das Kind kann nichts dafür, wenn der Vater mit einem Hassvideo mobil macht und ein islamistischer Mörder meint, Selbstjustiz üben zu dürfen/müssen.

    • @Vroni M.:

      Die armen Angehörigen des getöteten Lehrers.



      Auch Jugendliche sollten sich bewusst machen, welche Wellen eine scheinbar kleine und harmlose Lüge auslösen kann.



      Nein, wir dürfen die Teenager nicht in Watte packen und ab dem 18. schlagartig von ihnen verlangen, dass sie über Nacht gereift sind.

  • Ob er ihr glaubt oder nicht. Es gibt sehr klar definierte Grenzen, wie weit Empörung gehen darf. Das sage ich auch mit Blick auf den bei uns beliebten "Zivilen Ungehorsam".

    • @Wonneproppen:

      So ist es.